Ob ich denn nicht mal…? Ab und zu fragen mich andere Fotografen, ob ich Ihnen nicht einige Tipps zur Stockfotografie geben könne.
Klar, mache ich gerne. Aber damit auch andere Fotografen etwas lernen können, möchte ich konkrete Tipps zu konkreten Stockfotos in der Artikelserie “Pimp My Stock” geben. Im Teil drei meiner Serie bittet Martha Spörck um Hinweise, wie sie ihre Stockfotos verbessern kann. Martha ist eine Angestellte aus Wien, die seit 2000 Amateurfotografin ist und seit 2008 mit der Stockfotografie begonnen hat. Sie fotografiert mit einer Canon EOS 40D und einer Walimax-Blitzanlage.
Wer von mir auch kostenlos Tipps haben will, ob seine Fotos “stocktauglich” sind, kann gerne ebenfalls mitmachen.
Und so läuft’s:
– Schickt mir eine kurze Mail, in der ihr Euch vorstellt, z. B. wie lange ihr Fotos macht, mit welcher Ausrüstung, ob und wo ihr schon Fotos verkauft und was ihr in Zukunft in der Stockfotografie-Branche vorhabt.
– Wenn ich ausreichend Zeit habe für Bildbesprechungen, bitte ich Euch, mir 5–10 Bilder in kleiner Auflösung zu schicken.
– Diese werde ich dann in einem Blogbeitrag wie diesem veröffentlichen (auf Wunsch auch anonym) und meine Kommentare abgeben aus Business-Sicht. Also eher nicht, ob eine Blume schön ist oder nicht, sondern wie verkäuflich das Foto sein könnte oder wie es verkäuflicher gemacht werden könnte.
Kritisch, ehrlich, subjektiv.
Nun, aber die Fotos:
Die Farbauswahl mit dem rosa und rot und der Komplementärfarbe Grün an der Tasse finde ich gelungen, auch die Komposition passt. Trotzdem gibt es viele Dinge zu verbessern, die allein vielleicht nicht relevant sind, aber zusammen doch zu einer „Abwertung“ des Fotos führen. Zum ist der Saum des Pulloverärmels sichtbar ausgefranst, der Faden mit dem Etikett des Teebeutels stört und kann in der 100%-Ansicht eventuell zu Urheberrechtsproblemen führen (Logo, Markenrecht). Außerdem finde ich den Blick des Models unpassend. Der wirkt auf mich eher nach „Ihh, was schwimmt da Ekliges in meinem Tee“ als „Hm, ich liebe heißen Tee“. Und genau dieser Ausdruck würde ein Bild verkaufen.
Hier dominiert der Anschnitt: Finger, Augen, Haaransatz sind abgeschnitten. Vor allem das Abschneiden der Augen ist ein Tabu und sollte vermieden werden. Das Lächeln des Models überzeugt mich leider wieder nicht. Auch die gesamte Szene ist diesmal seltsam. Eine halbe Walnuss auf der Handfläche? Als Stockfoto zum Thema „Kochen/Ernährung“ würde eine Küchen- oder Essumgebung besser passen und zum Thema „Härte“ hätte die Nuss mit den Zähnen aufgebissen werden können.
Das Konzept wirkt klar, der Bildaufbau hätte jedoch symmetrischer sein können. Vor allem, dass der Körper nicht in der Bildmitte ist und links vom Arm weniger als rechts zu sehen ist, stört den Bildeindruck.
Geldscheine sind ein hervorragendes Requisit für Konzeptfotos. Da hier jedoch sofort zu erkennen ist, dass Spielgeld verwendet wird, schwächt das die Symbolkraft der Bilder stark ab. Diese Art der Fingernägel ist eine Modeerscheinung, welche das Bild schneller veralten lassen kann als notwendig. Was das für ein metallischer Gegenstand ist, den die Hände da halten, habe ich nicht erraten können. Hat jemand eine Idee?
Auch wieder ein gutes Motiv. Kopfkissen symbolisieren Ruhe und Entspannung. Für ein „müdes“ Model wirkt die Frau jedoch zu aufgestylt und zu stark geschminkt. Der Gesichtsausdruck ist ebenfalls wieder nicht optimal. Er scheint eher Trauer als Gelassenhaut auszudrücken. Mit einem zerknüllten Taschentuch in der Hand unter dem Auge wäre es wieder passend zum Thema „Liebeskummer“.
Leider gilt auch bei diesem Bild viel von den vorigen Anmerkungen. Das Motiv ist an sich verkaufsträchtig. Immerhin ist 2010 die nächste Fußball-Weltmeisterschaft. Aber Schmuck und Schminke des Models wirken nicht sportlich und als Foto zum Thema „Fan“ oder „Zuschauer“ wirkt der Blick der Frau nicht motiviert und leidenschaftlich genug.
Es schmerzt mir, so viel Negatives zu den Fotos schreiben zu müssen. Aber es wird gut deutlich, dass es für gelungene Stockfotografie auf Kleinigkeiten ankommt. Vor allem die Wahl des Models wirkt für diese Motive nicht ganz glücklich und auch die Accessoires hätten behutsamer genutzt werden können. Wie seht ihr das? War ich zu kritisch? Oder zu nett?
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Hallo Robert,
nein Du bist nicht zu kritisch. Das sind Alles Punkte die ich nachvollziehen kann. Vor Allem der Anschnitt beim Walnussportrait geht meiner Meinung nach gar nicht. Erstens die Augen und zweitens die Hand. So schneidet man definitiv nicht.
Eine hundertprozentige Beurteilung der Qualität der Bilder ist mir leider durch die geringe Auflösung nicht möglich, jedoch bin ich bei manchen Bildern nicht mit den Hauttönen zufrieden. Sie sind auf ein und dem selben Bild zu unterschiedlich, was zwar natürlich ist aber mir persönlich nicht zusagt. Z.B. Oberkörper und Beine, Gesicht und Hand,… Ich würde da versuchen das anzupassen damit es harmonischer wirkt.
LG Alexander
Ich glaube das Problem bei diesen Bildern sind weniger die Details, als dass das Modell ausdruckslos und unentspannt wirkt. Da würden auch korrekte Schnitte nicht helfen.
Viele Grüße von Zippo!
bild nummer 4 = Tabledance.
hast in allem zu 100% recht.
Was bringt mir 2010 ein Foto mit nem Model, das österrichische Nationalfarben trägt?!
Finde die Kritik angenmessen und fair.
Ich finde die Kritik auch angemessen und fair sowie sehr objektiv. So kann man der Fotografin wirklich gut helfen.
wow. auf was man alles achten sollte als stockfotograf. ich als hobbyknipser kann hier so einiges lernen. deshalb vielen dank!
Also nicht persönlich nehmen.. aber das Model ist wirklich nicht besonders gut geeignet. Sie guckt eigentlich immer gleich. Irgendwie scheu und unsicher.