Getty Images geht auf Nachwuchssuche und durchforstet dabei systematisch die Online-Bilderplattform Flickr. Fotografen, die den Bildredakteuren von Getty Images positiv auffallen, werden angeschrieben, ob sie nicht Fotos bei Getty Images anbieten wollen. Ich habe hier schon die Vor- und Nachteile dieses Deals beschrieben.
Diesmal möchte ich genauer auf den Vertrag eingehen, den Getty Images anbietet.
Die wichtigsten Eckdaten zuerst:
- Getty Images fordert Exklusivität (auch für ähnliche Motive)
- Für Bilder, die lizenzpflichtig (oder rights-ready) verkauft werden, bekommt der Fotograf 30%
- Für Bilder, die lizenzfrei (royalty free) verkauft werden, bekommt der Fotograf 20%
- Mindestvertragslaufzeit zwei Jahre, danach automatisch Verlängerung um ein Jahr
Von einigen Fotografen, die den Getty-Vertrag erhalten haben, habe ich schon Mails bekommen, weil sie wissen wollen, ob das Angebot gut ist. Um das zu beurteilen, müssen wir uns vor allem die ersten drei Punkte genauer anschauen:
Was bedeutet Exklusivität für Getty Images?
An sich bedeutet Exklusivität, dass ein Foto, was über Getty angeboten wird, nicht woanders verkauft werden darf. Es gibt kleine Ausnahmen, dass z.B. die Fotos weiterhin für „nicht kommerzielle persönliche Zwecke“ oder zur „Eigenwerbung“ genutzt werden dürfen. Außerdem darf der Fotograf selbst „limitierte und/oder nummerierte Kunstdrucke in limitierter Auflage“ verkaufen, aber Getty Images darf exklusiv Drucke der Bilder verkaufen, die nicht limitiert sind.
Zusätzlich betrifft diese Regel jedoch nicht nur Fotos, die bei Getty angeboten werden, sondern auch „ähnliche Inhalte“. Was Getty unter „ähnlich“ versteht, haben sie in einer PDF zur „placement fee collection“ ausführlicher erklärt. Als ähnlich gelten Getty zufolge Bilder, wenn:
- das gleiche Model verwendet wird
- die gleiche Kleidung verwendet wird
- die gleichen Requisiten verwendet werden
- die gleiche Location oder Inneneinrichtung verwendet wird
- die Komposition gleich ist
- die „Atmosphäre“ gleich ist
- die Idee, das Konzept oder die „Story“ gleich sind
- die Handlung gleich ist
- die Technik gleich ist
Ihr seht, die Ansprüche sind groß und vielfältig. Vor allem Fotografen, die einen „eigenen Stil“ haben, werden bei solchen Anforderungen schauen müssen, ob ihre Bilder sich nicht alle ähnlich sehen.
Rechtliche Hürden
Um den Getty-Vertrag annehmen zu können, wird eine Steuernummer verlangt. Wer keine hat, muss sich eine besorgen und damit auch die Buchführungspflichten (mindestens als Kleinunternehmer) erfüllen. Außerdem verlangt Getty Images, wenn notwendig, Model Releases und/oder Property Releases. Das sind schriftliche Genehmigungen von Personen, die auf den Fotos sichtbar sind bzw. von den Eigentümern von Privatgrundstücken o.ä. Das kann bei Fotos, die vor Jahren im Urlaub entstanden sind, z.B. schwer zu erfüllen sein.
Wieviel verdient der Fotograf?
Am Ende stellt sich die Frage, wieviel der Fotograf dabei verdient. Die 20–30% sind leider am unteren Ende des Markniveaus. Oder formulieren wir es so: Ich kenne keine Bildagentur, die sich traut, den Fotografen weniger als 20% zu zahlen. Diese Prozente sind auch unter den Werten, die „normale“ Fotografen bei Getty Images erhalten, z.B. je nach Collection 30% (Iconica (RR)) bis 40% (Tony Stone (RM). Ich denke, Getty wird damit argumentieren, dass sie die Bilder aufwändig verschlagworten und technisch „aufbereiten“ muss.
Wenn Verkäufe nicht über Getty Images selbst, sondern über Partneragenturen erfolgen, wird deren Anteil vorher abgezogen und der Verdienst wird wieder geringer. Im Vertrag unter Punkt 14 (Lizenzabzüge) stehen noch weiter Fälle, bei denen der Fotograf weniger Geld erhält.
Ob einem diese Konditionen zusagen und der Fotograf bereit ist, seine Fotos exklusiv herzugeben, muss jeder selbst entscheiden. Einige Fragen beantwortet Getty Images auch hier.
Da eine Einladung von Getty Images jedoch einer Art Ritterschlag gleichkommt, welche die Aufnahme in den Bildermarkt erlaubt, wäre denkbar, dass sich einige Fotografen mit ihren besten Bildern bei anderen Bildagenturen bewerben, die bessere Konditionen als Getty Images anbieten. Vor allem für spezialisierte Fotografen kann das sinnvoll sein.
Die Herausforderung ist aber eine andere. Ich habe mir von einigen Fotografen, die Getty eingeladen hat, das Flickr-Portfolio angeschaut. Einige der Fotografen meinten, sie wüssten gar nicht, was an ihren Bildern so toll sei und ob sich diese verkaufen würden. Ich habe diese Motive jedoch schnell erkannt. Ob die Fotografen dann aber auch die richtigen Bilder raussuchen, um damit bei anderen Bildagenturen hausieren zu gehen, ist eine andere Frage. Hier weise ich dezent auf mein „Pimp My Stock!“-Angebot hin, bei dem ich kostenlos Tipps zur Portfolio-Auswahl gebe.
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Jetzt seid ihr dran: Was meint ihr? Wer hat auch einen Getty-Vertrag über Flickr erhalten? Wie findet ihr die Konditionen? Gibt es weitere wichtige Punkte, die ich nicht erläutert habe?
Vielen Dank für deine Ausführungen, Robert! Zu einem Entschluß bin ich noch nicht gekommen. In der Einladungsmail von Getty stand auch etwas von einer neuen Plattform, das gerade gemeinsam von Getty und Flickr entwickelt wird. Das hatte ich vergessen zu erwähnen. Ich werde mich am Wochenende nochmal eingehender damit beschäftigen. Aber das Angebot klingt schon verlockend.
Gruß Matthias
Ich habe nur drei von über 20 ausgesuchten Bildern hochladen können – der Rest wird schon anderweitig vertrieben.
Die Plattform klappt jedenfalls prima.
Gruß
Elisabeth
Natürlich ist es eine „Aushängeschild“ für solche Agentur zu arbeiten. Aber die Konditionen mißfallen mir schon.
Vielleicht lohnt sich ja ein Testlauf mit einigen Bildern. Wenn nichts verkauft wird blockiere ich mir ja sonst meinen eigenen Bildbestand.
Über Erfahrungen eurerseits sind wohl alle hier recht interessiert.
Meinen die bei dem „ähnlich“, daß da nur ein einziges dieser Kriterien erfüllt sein muß? Das ist wohl kaum haltbar, oder?
Den Satz „Inhalte dürfen nicht allein aufgrund der Ähnlichkeit ihres Motivs als ähnlich angesehen werden.“ verstehe ich auch anders, als daß er zu dieser Liste führen könnte.
@ Joachim: Die Liste mit den Beispielen, was „änlich“ ist, habe ich von Getty Images, allerdings nicht zum Flickr-Vertrag, sondern wie im Artikel auch erwähnt zum PDF der „Placement Fee Collection“. Die PDF heißt „Submission_Requirements_Placement_Fee_Collections_v1.0.pdf“ und kann bei Getty nach Registrierung hier runtergeladen werden:
http://contributors.gettyimages.com/workwithus/page2.asp
Ich glaube zwar nicht, dass meine Fotos auch nur ansatzweise für Getty von Interesse sind, aber dennoch würde ich sie unter den oben genannten Bedingungen nur sehr ungern verkaufen.
Grund dafür sind die exklusiven Nutzungsrechte, die sich Getty einräumen lassen will. Natürlich ist dies heutzutage nicht mehr unüblich, aber bei den Konditionen hätte ich mir schon ein paar mehr Prozente gewünscht.
Bis ich soweit bin über den Verkauf meiner Fotos überhaupt nachdenken zu können, wird man sicherlich froh sein, sofern man nicht im einstelligen prozentualen Anteil angekommen ist 😉
Hallo zusammen,
ein sehr interessanter Thread!Mich würde interessieren was rein größenmäßig oder vom Ansehen her nach Getty kommt und wo der Fotograf nicht ganz so ausgeweided wird… :/ Corbis? Ich denke, die sind auch nicht ohne. Als ich noch in einer Agentur während meines Studium jobbte, schaute wir viel bei Zefa vorbei – Zefa wurde aber von Getty vor Jahren verschluckt. Dann gabs noch Mauritius… . Und heute fallen mir da noch Plainpicture und Masterfile ein, wobei Plainpicture eher auf Alltagsfotografie setzt und weniger glossy & glamour. Ist halt die Frage ob z.B. 40% Honorar bei einer anderen Agentur vergleichbar sind mit 20% Honorar bei Getty… hmmm.
Ich habe auch vor einigen Tagen ein Angebot von Getty Images für einige meiner Fotos auf Flickr erhalten. Ich habe mich schon sehr gefreut, wollte mich jedoch erstmal ein wenig über die Konditionen informieren. Generell finde ich die 20–30% Beteiligung für jemanden, der nicht hauptberuflich fotografiert ok.
Hürden sind für mich vor allem, dass die Exklusivität auch „ähnliche“ Fotos beschränkt sind. Ich kann nicht viele meiner Bilder dafür „blocken“, nur weil das gleiche Model abgebildet ist. Das ist meiner Meinung nach einfach zu viel verlangt. Anderseits vertreibe ich meine Fotos bis jetzt nicht bei Stockagenturen, spielte höchstens mit dem Gedanken, eine eigene Ausstellung bzw ein eigenes Fotobuch zu erstellen, was dann ja wohl wieder unter „Eigenwerbung“ fallen würde?!
Dass Model-Releases verlangt werden, finde ich nur konsequent, ich denke abgebildete Personen sollten ihr Einverständnis erklären, wenn die Fotos vermarktet werden.
Vielleicht bekomme ich ja hier einige erhellende Denkanstöße, um mich in meiner Entscheidung weiter zu bringen…
Vielen Dank für deinen sehr informativen Beitrag.
Hallo.
Ursprünglich interessierte ich mich uch für die im Thread genannte Firma; mein Flickr-Auftritt war aber wohl nicht interessant für sie oder blieb unbemerkt.
Dessenungeachtet würde ich es vermeiden wollen, mir mit der Exklusivitätsklausel Beschränkungen auferlegen zu müssen. Allerdings lebe ich auch nicht von Fotografie, dennoch möchte ich beim Druck auf den Auslöer nicht permanent diese Vorgabe der Exklusivität im Hinterkopf haben müssen.
Viele Grüße!
Erst einmal ein grosses Kompliment zu Deinem Blog – echt Klasse!
Ich möchte den Gettyvertrag für einige meiner Flickr-Bilder eingehen. Nun habe ich meine Steuernummer, Bankkonto usw und bekomme von Getty anders als erwartet keine Direktzahlung auf mein Bankkonto sondern Paypal vorgegeben. Ist das Standard?
@Markus, viele Bildagenturen zahlen gerne über PayPal aus, weil das sehr leicht zu automatisieren ist und damit intern Zeit und Geld (und Personal) gespart werden kann.
Was mich wundert – ich kriege ständig diese Getty Einladungen, habe auf alle meine Bilder aber eine Creative Commons Lizenz vergeben. Das heißt bei allem was ich lese ich müsste sie zurückziehen um sie bei Getty anzubieten. Verstehe ich das richtig? Dann käme das für mich überhaupt nicht in Frage.
@Martin: Ja, wenn Du die Bilder über Getty verkaufen willst, dann möchte sich die Agentur natürlich die Rechtevergabe vorbehalten und eine CC-Lizenz kommt nicht mehr in Frage.
bedeutet den der Exclusität-Anspruch seitens Getty auch, dass ich Bilder nicht mehr Firmen direkt anbieten kann? Was passiert da, wenn ich Bilder löschen möchte? Habe da mal in die Richtlinien geschaut, alles etwas abgehoben … Aber Getty kann es sich wohl leisten und auch wenn dr Bestand gering ist (meiner) verkauft man Bilder …
Aber wie gesagt, kann man Bilder löschen, kennt sich jemand aus? Bzw., habe ich ähnliche Motive bei anderen Agenturen, wenn das Getty auffällt, wird das Bild wohl aus dem Bestand gelöscht oder verstehe ich das falsch? 🙂
@Reinhard: Am sichersten ist es, wenn Du da direkt bei Getty nachfragst.
Hi, DAnke für die Antwort, die haben da eigentlich nur diese contributor-Adresse, da kommt selten ne Antwort .. Zudem will ich ja keine schlafenenden Hunde wecken … Bei nem Bildbestand von grade mal 100 da, heisst es wohl wohl eher: Klappe halten und verkaufen 🙂 Grins 🙂
Ich habe mal eine vielleicht blöde, aber doch irgendwie berechtigte Frage, bei allem was ich über Getty schon gelesen hab.
Ein Foto von mir, welches vor knapp einem Jahr bei uns in der Zeitung, sowie auch auf deren Onlineplattform erschienen ist, habe ich jetzt vor 2 Tagen ebenfalls bei Getty hochgeladen.
Könnten die mir da im nachhinein „blöd“ kommen?
@Patrick: Da sollte Dir in der Regel nichts passieren. Aber im Zweifel direkt bei Getty nachfragen.
Hi Robert,
ich verschlinge gerade dein Stockfotografie-Buch.
Sehr gelungen! 🙂
Was ich mich immer Frage: Mit Landschaftsbildern ohne konkrete Aussage, wie ich sie zuhauf habe, ist es natürlich nicht ganz so einfach. Einige Bilder habe ich jetzt bei Fotolia hochgeladen. Ein paar wurden auch verkauft, aber natürlich bekommt man gerade am Anfang nur Centbeträge.
Jetzt stellt sich mir die Frage, ob man, wenn man in den elitären Getty-Kreis aufgenommen werden würde, bei Getty überhaupt große Verkaufschancen hat?
Ich habe mir zB einmal bei Getty Bilder vom Grand Canyon angesehen. Die meisten Bilder sind, sagen wir Mal, nichts Besonderes – kosten aber trotzdem ein kleines Vermögen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein Kunde bereit ist, für solches Material teilweise mehr als 500€ auf den Tisch zulegen. Bessere Bilder bekommt man ja z.T. für einen Bruchteil dessen bei Fotolia und Co.
Und vielleicht noch eine abschließende Frage: Ich habe seit Jahren einige wenige Bilder bei Imagepoint eingestellt. Einige werden auch aufgerufen wie verrückt, verkauft wurde aber bislang kein einziges. Gut, das sind eher Bilder aus meiner Anfangszeit als Fotograf, aber ich habe wirklich Hemmungen, neue Bilder einzustellen, weil diese dann auch wieder für mindestens 12 Monate geblockt sind.
Viele Grüße
Flo