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Fotolia veranstaltet Gratis-​Workshop mit dem Stockfotografen Yuri Arcurs

Na gut, es ist viel­leicht unter­trie­ben, Yuri Arcurs nur „einen Stockfotografen“ zu nen­nen. Immerhin ist er nach eige­nen Angaben der Fotograf mit den meis­ten Fotoverkäufen welt­weit. Und wenn ich dar­an den­ke, dass ich beim Besuch in der Kölner Stadtbibliothek sofort zwei Buchtitel mit sei­nen Fotos erkannt habe, glau­be ich ihm das auch. Nur Andres Rodriguez ist viel­leicht ande­rer Meinung. 😉

Mit genau die­sem Yuri Arcurs ver­an­stal­tet die Microstock-​Bildagentur Fotolia einen Workshop am 06.12.2008 in Berlin zum Thema „Learn To Shoot What Sells“. Im Gegensatz zu den istocka­lyp­se-Events des Konkurrenten istock­pho­to kos­tet die Teilnahme nicht meh­re­re hun­dert Euro, son­dern ist gra­tis. Der klei­ne Haken: Die 15–20 Plätze wer­den bis zum 27.11.2008 verlost.

Mehr Infos und die Teilnahmebedingungen fin­den sich hier.

Die Charts von istockphoto

Eben habe ich die Webseite www.istockcharts.de ent­deckt. Dort gibt es vie­le Informationen über die gesam­ten Downloads, Menge an Fotos, Downloads pro Tag, Downloads pro Foto, Downloads der letz­ten 24 Stunden etc auf der Microstock-Bildagentur istock­pho­to.

Die Menge der Daten ist beein­dru­ckend, auch wenn ein Mitglied erst ein­ge­tra­gen wer­den muss, damit die Daten von der Webseite aus­ge­wer­tet wer­den. Momentan sind knapp 9.000 der über 55.000 istock-​Mitglieder gelistet.

Die Top-​3-​Verkäufer bei istock sind (Name/​Username):

  1. Lise Gagne (lise­ga­gne)
  2. Jacob Wackerhausen (yuri­ar­curs)
  3. Amanda Rohde (hide­sy)

Als ganz gro­be Faustregel kann gel­ten, dass 0,1 Download pro Foto und Tag rea­lis­tisch sind. Bei 1.000 Fotos im Portfolio wären das also ca. 100 Downloads pro Tag. Da nicht-​exklusive Fotografen durch­schnitt­lich knapp einen US-​Dollar pro Download ver­die­nen, schei­nen ca. 600 Euro pro Monat mit ca. 1.000 Bildern rea­lis­tisch. Es gibt jedoch auch Fotografen, die über 4500 Bilder online haben und nur 25 Downloads pro Tag.

Von 25 Mitgliedern mit den meis­ten Downloads sind nur zwei (Yuri Arcurs und Kirsty Pargeter) nicht exklu­siv an istock­pho­to gebunden.

Eine Seite, deren Informationen ich stun­den­lang ana­ly­sie­ren könn­te. Sind euch auch inter­es­san­te Zusammenhänge aufgefallen?

Bezahlung der Models

Wie läuft das? Oft bekom­me ich Mails von ande­ren Fotografen, wie ich mei­ne Models bezah­le. Um eini­ge der Fragen zu bean­wor­ten, stel­le ich in die­sem Beitrag eini­ge Wege vor, wie Models bezahlt wer­den. Ich ver­su­che, den Beitrag all­ge­mei­ner zu hal­ten und auch die Honorierungen ande­rer Fotografen mit ein­flie­ßen zu lassen.

Grundsätzlich las­sen sich in der Stockfotografie drei Arten der Bezahlung unterscheiden:

1. Kommerzielles TfP (Bezahlung durch Fotos)
2. Gemeinsames Risiko (Prozentuale Beteiligung)
3. Cash auf die Kralle (Stundenlohn oder Pauschale)

1. Kommerzielles TfP (Bezahlung durch Fotos)
TfP bedeu­tet „Time for Prints“ oder frei erklärt: Der Fotograf und das Model brin­gen ihre Zeit für das Fotoshooting ein und bei­de bekom­men danach als Bezahlung die fer­ti­gen Fotos. Mittlerweile gibt es auch „TfCD“ oder „TfDVD“, wo das Model die Fotos nicht mehr als Abzug, son­dern nur noch als CD oder DVD bekommt.

In der Regel sind die­se Vereinbarungen nicht­kom­mer­zi­ell. Es gibt aber Stockfotografen, die sich im Modelvertrag alle kom­mer­zi­el­len Nutzungsrechte für die Fotos sichern. Das Model darf die Fotos nur unkom­mer­zi­ell nut­zen. Wenige – ich behaup­te mal, nur die uner­fah­re­nen – Fotografen haben in ihren Verträgen ste­hen, dass sowohl Fotograf als auch Model die Fotos kom­mer­zi­ell nut­zen kön­nen. Für die Nutzung in Bildagenturen sind sol­che Verträge jedoch schwie­rig, da der Fotograf dann nicht sicher sein kann, dass sei­ne Fotos „frei von Rechten Dritter“ sind.

Ich selbst nut­ze die­se Zahlungsvariante eher sel­ten und auch nur, falls das Model auf mich zukommt und um Fotos bit­tet. Auch ande­re Kriterien spie­len eine Rolle, die ich unten erläutere.

2. Gemeinsames Risiko (Prozentuale Beteiligung)
Bei die­ser Zahlungsvariante wer­den die Models an den Verkaufserlösen der Fotos beteiligt.
Im Model-​Vertrag wird hier fest­ge­hal­ten, wie­viel Prozent das Model von dem Gewinn erhält. Das beginnt bei 10%, aber es gibt auch Models, die 80% for­dern – meist aber nicht erhal­ten. Üblich sind 25% bis 50%. Der genaue Satz rich­tet sich unter ande­rem nach den schon erwähn­ten Kriterien.

Bei meh­re­ren Models auf einem Foto ist emp­feh­lens­wert, den Prozentsatz zu redu­zie­ren. Sonst kann es pas­sie­ren, dass der Fotograf drei Models je 40% zah­len muß und im Grund mehr aus­gibt als einnimmt.
Der Vorteil die­ser Methode ist, dass der Fotograf kein Risiko ein­geht, wenn sich die Fotos nicht so gut ver­kau­fen wie erhofft. Das ist beson­ders bei „ver­rück­te­ren“ Shooting-​Ideen sinn­voll, für die der Fotograf kei­ne Erfahrungen im Verkauf hat. Für mich ist ein net­ter Nebenaspekt auch, dass ich öfter mit den Models in Kontakt stehe.

Das kann aber auch ein Nachteil sein. Der Verwaltungsaufwand ist viel grö­ßer, da jeder Verkauf gut nach­ge­wie­sen wer­den muss und die Models dann Rechnungen stel­len müs­sen bzw. Gutschriften erhal­ten. Vor allem für die Microstock-​Fotografie ist das sehr unhand­lich, bei Mid- und Macrostock-​Agenturen aber gut mach­bar. Viele Fotografen nut­zen für die Verwaltung Datenbanken wie Access oder ein­fach eine gut sor­tier­te Excel-​Tabelle. Meine Excel-​Tabelle lis­tet z.B. die Dateinamen der Fotos, Verkaufsdatum, die Agentur, den Kunden (wenn bekannt), den Preis der Agentur, mei­nen Anteil und den Anteil der Models. Mit Visual Basic-​Skripten las­sen sich die Prozente auto­ma­tisch per Knopfdruck aus­rech­nen. Damit nicht an zig Models monat­lich eini­ge Euro über­wie­sen wer­den müs­sen, bie­ten sich gesam­mel­te Auszahlungen pro Quartal an.

Ein wei­te­rer Nachteil ist, dass die Zahlungen theo­re­tisch end­los lau­fen und so mit immer mehr Models der Verwaltungs- und Zeitaufwand expo­nen­ti­al steigt. Einige Fotografen lösen das, indem sie die Zahlungen zeit­lich begren­zen (z.B. auf ein oder zwei Jahre), ande­re Fotografen set­zen eine Obergrenze, bis zu wel­chem Betrag sie die Beteiligung auszahlen.

Ein Vertrauen sei­tens des Models in den Fotografen und Geduld muss natür­lich vor­han­den sein. So kommt es in der Praxis vor, dass ein Foto in einer Zeitschrift gedruckt – und vom Model gese­hen wird – und der Fotograf die Abrechnung der Agentur aber erst danach erhält und das Model infor­mie­ren kann.

Diese Zahlungsweise habe ich am Anfang sehr häu­fig genutzt, da ich mei­ne Investitionen damit gering hal­ten konn­te. Die Nachteile sind in der Praxis aber schnell bewußt gewor­den, sodaß ich nun öfter einen Stundenlohn ver­ein­ba­re. Für „Testshootings“ mit neu­en Models oder unge­wöhn­li­chen Typen fin­de ich die­se oder die ers­te Variante aber immer noch praktisch.

3. Cash auf die Kralle (Stundenlohn oder Pauschale)
Wie der Name schon sagt, gibt es hier Bargeld. Entweder wird mit dem Model ein Stundenlohn ver­ein­bart oder eine Pauschale, z.B. für einen hal­ben Tag (4 Stunden) oder eine Tagesgage (8 Stunden). Die Werte kön­nen hier stark schwan­ken und rei­chen von 10 bis 80 Euro die Stunde oder 100 bis 500 Euro Tagesgage. Was ver­ein­bart wird, hängt wie­der von ver­schie­de­nen Kriterien ab.
Wichtig ist, dass im Vertrag fest­ge­hal­ten wird, für was der Betrag gezahlt wird (in der Regel für „Fotos vom [DATUM]“) und eine Quittung geschrie­ben wird, um es in der Buchhaltung rich­tig abzurechnen.

Wie machen es die Profis?
Yuri Arcurs, ein Microstock-​Fotograf, wel­cher sich rühmt, der Fotograf mit den meist­ver­kauf­ten Bildern der Welt zu sein, zahlt sei­nen Models 50 bis 100 US-​Dollar pro Stunde. Vorher ver­langt er jedoch von neu­en Models, dass sie drei Fotoshootings kos­ten­los machen, da die Einarbeitung Zeit kostet.

Der eben­falls sehr erfolg­rei­che Microstock-​Fotograf Andres Rodriguez arbeit auf TfP-​Basis und zahlt sei­ne Models mit 10 aus­ge­druck­ten Fotos bzw. einem Fotobuch mit 20 Fotos aus und den bear­bei­te­ten Fotos auf CD.

Der Fotograf und Inhaber der Bildagentur Adpic, Martin Baumann, zahlt sei­nen Models “ je nach Thema, Verwertbarkeit sowie Zeitaufwand der Aufnahmen“ 30 bis 100 Euro.

Der Stockfotograf Ron Chapple bezahlt sei­ne Models aus buch­hal­te­ri­schen Gründen per Scheck. Die Höhe des Honorars hängt vom Alter und der Erfahrung der Models und dem Budget für das ent­spre­chen­de Shooting ab.

Einige Werbefotografen las­sen für Aufträge auch die Kunden das Model bezah­len, sichern sich aber das Recht zu, zusätz­li­che Aufnahmen (soge­nann­te „Outtakes“) für Bildagenturen nut­zen zu dürfen.

Kriterien für die Bezahlung
Wieviel ein Model ver­lan­gen kann, hängt von meh­re­ren Faktoren ab. Dazu zählt vor allem, wie viel Erfahrung das Model vor der Kamera hat. Auch nach­weis­ba­res Schauspieltalent kann hono­riert wer­den. Je gefrag­ter der Look des Models ist, sowohl vom Fotografen als auch von Bildagentur-​Kunden, des­to mehr ist der Fotograf bereit zu zahlen.

Je mehr Models bei einer Fotosession mit­ma­chen, des­to gerin­ger ist oft die Gage pro Model. Zum einen sind die Models dann nicht stän­dig Hauptbestandteil der Fotos und zum ande­ren gibt es mehr Wartezeiten, wenn Einzelaufnahmen der ande­ren Models anste­hen. Viele Fotografen han­deln auch Halbtages- oder Tagesgagen aus, bei denen der Stundensatz in der Regel nied­ri­ger ist als bei einer Buchung von z.B. zwei Stunden.
Wenn das Model eini­ge oder sogar alle bear­bei­te­ten Fotos eines Shootings erhält, fällt die Bezahlung meist gerin­ger aus (sie­he 1.). Dazu kom­men noch vie­le ande­re Faktoren wie bei­spiels­wei­se Anfahrtsweg oder Übernachtungskosten.

Unterm Strich
Letztendlich ist alles Verhandlungssache zwi­schen dem Fotograf und dem Model. Wenn ein Fotograf unbe­dingt mit einem Model arbei­ten will, wird er hohe Gagen akzep­tie­ren, umge­kehrt geben sich Newcomer-​Models ger­ne mit Fotos zufrie­den, wenn die Bilder des Fotografen die Sedcard oder das Portfolio des Models auf­bes­sern. Dazwischen ist – mit den jewei­li­gen Vor- und Nachteilen – alles möglich.

Wie hand­habt ihr als Fotografen die Bezahlung Eurer Models? Worauf ach­tet ihr? Was sind Eure Erfahrungen als Model?

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Wie geht es Getty Images?

Als bör­sen­no­tier­te Firma muss die Bildagentur Getty Images ab und zu Einblick in ihre Zahlen gewäh­ren. Das kann ganz unter­halt­sam sein, auch wenn die klei­nen Zahlen und Fließtexte schwer zu lesen sind.

Demnach hat Getty zwei Trends aus­ge­macht, die auch ande­re längst erkannt haben dürften:

  1. Die Verlagerung der Bildnutzung von den Printmedien zum Internet.
  2. Die Verbreitung von Microstock-Bildern, also Fotos für 1–20 Euro.

Es ist auch zu sehen, dass die Umsätze von istock­pho­to den Verlust hoch­prei­si­ger Fotoverkäufe über Getty Images halb­wegs auf­ge­fan­gen haben. Ob das im nächs­ten Jahr auch so sein wird?

Am inter­es­san­tes­ten ist jedoch, wie Getty ver­sucht, die Auswirkungen von istock­po­ho­to auf das Kerngeschäft kleinzureden.

  • Fotos in Microstock-​Agenturen sei­en von gerin­ge­rer Qualität,
  • wür­den für allem von Kleinunternehmen benutzt wer­den und
  • gro­ße Firmen wür­den die­se Fotos nur für inter­ne Zwecke wie Präsentationen nutzen.

Wie iro­nisch, dass aus­ge­rech­net das Times-Magazin in der Ausgabe vom 02. Juni 2008 ein istock-​Foto auf dem Titelblatt hat­te. Und Fotografen wie Yuri Arcurs foto­gra­fie­ren längst mit einer digi­ta­len Mittelformat-Hasselblad-Kamera für Microstock-​Webseiten.

In dem Bericht sind noch vie­le ande­re, wich­ti­ge, span­nen­de oder kurio­se Fakten zu lesen. Oder wuss­tet ihr, dass Getty Images in jedem Land Marktführer ist – außer in Japan?

(Danke an „Thoughts Of A Bohemian“ für den Link und wei­te­re inter­es­san­te Interpretationen.)