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Pimp My Stock: Bildbesprechungen von Stockfotos 32

In den letz­ten Monaten habe ich vie­le Einsendungen für die „Pimp My Stock!“-Serie erhal­ten, wes­halb ich ver­su­chen möch­te, die Bilder etwas öfter zu bespre­chen, um den Rückstand auf­zu­ho­len. Wer eben­falls kos­ten­los teil­neh­men will, fin­det hier alle Details. Diesmal ist Michael an der Reihe, er schreibt:

Hallo Herr Kneschke, bit­te kri­ti­sie­ren Sie scho­nungs­los mei­ne bei­gefüg­ten Fotos. Ich habe alle bei Fotolia ein­ge­reicht und alle wur­den wegen tech­ni­scher Probleme abge­lehnt. Ich foto­gra­fie­re seit etwa einem hal­ben Jahr und erhof­fe mir von ihrer Kritik wei­te­re Fortschritte. Meine Bilder wer­den zwar von Freunden und Bekannten sehr gelobt, ich sel­ber bin da aber skep­ti­scher. Meine Ausrüstung: Canon EOS 600 D EFS 15–55 mm EFS 55–250 mm Bisher wur­de nur eins mei­ner Bilder von Fotolia ange­nom­men, was aber bis­her noch nicht ver­kauft wur­de. Vielen Dank und vie­le Grüße, Michael M.“

Kutter am Strand von Usedom
Ein Kutter am Sandstrand: Dieses Foto wird von den Bildagenturen wahr­schein­lich allein des­halb abge­lehnt wer­den, weil der Bootsname noch zu lesen ist. Außerdem kippt das Wasser leicht und den Menschen rechts am Boot hät­te ich weg­re­tu­schiert. Aber sei­en wir ehr­lich: Dieses Foto ist weder sel­ten noch schwer zu machen. Es ist tech­nisch ganz pas­sa­bel, aber von der Lichtstimmung, dem Himmel und so wei­ter nicht sehr beein­dru­ckend. Nicht schlecht, aber auch nicht umwer­fend. Verkäufe stel­len sich da sicher schwer ein.

Möwe auf Seebrücke
Ganz kurz und ehr­lich: Diese Möwe auf einer Seebrücke ist kein gutes Stockfoto. Zum einen gibt es kaum Nachfrage nach sol­chen Motiven, zuviel Angebot und spe­zi­ell die­ses Foto ist eher unge­nü­gend. Das Hauptmotiv, die Möwe, wird vom Pfahl umrahmt und fällt dadurch kaum auf, der Horizont kippt wie­der, das Licht ist lang­wei­lig und so wei­ter. Sorry.

Möwen am Strand
Für die­se Möwen am Strand gilt das glei­che: Langweilig und unin­spi­riert umge­setzt. Den Himmel und das Meer fin­de ich hier sogar ganz sehens­wert, aber da hät­te der Fotograf dann den Fokus drauf legen müs­sen, anstand einen Haufen Möwenärsche festzuhalten.

Schienenstrang
Leere Schienen
? Ähm, nein. Kein Stockfoto. Ausgelutscht, gibt es tau­send­fach bes­ser. Der Himmel ist hier wie­der kon­tur­los, die Landschaft nicht beein­dru­ckend genug, die Konkurrenz rie­sig. So sehen die per­fek­ten Fotos von die­sem Motiv aus…

Strand Usedom

Dieser Strand in Usedom hat für mich kei­ne Aussage, was immer eine schlech­te Voraussetzung für ein Stockfoto ist. Fragt euch: Würde eine Tourismuszentrale oder ein Reiseveranstalter die­ses Foto für einen Katalog nut­zen wol­len? Nein. Der Rettungsturm, kom­bi­niert mit dem dra­ma­ti­schen Himmel hät­te gute Fotos erge­ben kön­nen, wenn die Kamera so weit nach rechts geschwenkt wor­den wäre, dass der Turm links ins Bild rein­schaut und der Fotograf auch dich­ter ran­ge­gan­gen wäre, damit die­ser das Bild bes­ser ausfüllt.

Insgesamt wir­ken die Fotos auf mich wie Schnappschüsse aus dem Urlaub auf Rügen. Es spricht prin­zi­pi­ell nichts dage­gen, Urlaubsfotos an Bildagenturen zu ver­kau­fen, aber dann muss schon vor der Aufnahme an poten­ti­el­le Kunden gedacht wer­den. Als gro­be Orientierung soll­ten die Motive min­des­tens genau­so gut wie die Postkarten im ört­li­chen Souvenierladen sein. Das war heu­te lei­der eine depri­mie­ren­de Folge, aber Michael bat um scho­nungs­lo­se Kritik und wenn sei­ne Freunde nicht ehr­lich sein kön­nen, tue ich im den Gefallen.

Noch ein kur­zes Wort zur Technik: Mit sei­nen bei­den Objektiven deckt Michael eine Spannbreite von 15 bis 250 mm ab. Das ist mehr dop­pelt so viel Brennweite wie die 24 bis 105mm, die ich übli­cher­wei­se mit einer Kombination aus ver­schie­de­nen Objektiven ein­set­ze. Meine Empfehlung, Michael: Kaufe dir eine güns­ti­ge 50mm-​Festbrennweite* und ler­ne, durch die Beschränkung auf den fes­ten Bildausschnitt sorg­fäl­ti­ger an Komposition und Bildaussage zu arbei­ten. Außerdem las­sen sich bei den moder­nen DSLRs Hilfslinien im Display ein­blen­den, um Horizonte garan­tiert gera­de aus­rich­ten zu kön­nen. Alternativ soll­te das spä­tes­tens in Photoshop gesche­hen, wenn es nicht absicht­lich der Bildaussage die­nen soll.

Was sagt ihr? Welche Tipps könnt ihr Michael geben?

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