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Podcast eines Fotoproduzenten Folge 09 – Interview mit Industriefotografie-​Team Christian Ahrens und Silvia Steinbach

In der heu­ti­gen Folge mei­nes „Podcast eines Fotoproduzenten“ gibt es mal was ande­res: Christian Ahrens und Silvia Steinbach arbei­ten zusam­men unter dem Namen „Ahrens + Steinbach Projekte“ als Team von Industriefotografen, wel­ches beein­dru­cken­de Fotos von Menschen bei der Arbeit produziert.

Wir reden andert­halb Stunden lang aus­führ­lich über den „Königsweg der Akquise“, Angebote als Marketinginstrument, die Vor- und Nachteile der Arbeit als Team, die Herausforderung der Digitalisierung in der Industrie und vie­les mehr:

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Hier ein Querschnitt der Arbeiten von Christian Ahrens und Silvia Steinbach:

SHOWNOTES:

Webseite von Ahrens + Steinbach Projekte
Der von Christian Ahrens erwähn­te AD2000-​Blitz von Godox
Facebook Seite von Ahrens + Steinbach Projekte
Instagram Seite von Ahrens + Steinbach Projekte
„Beruf Fotografie“-Blog von Christian Ahrens

Vom Einzelkämpfer zum Teamplayer

Viele Leute schau­en mich erstaunt an, wenn sie mich nach mei­nen letz­ten Shootings fra­gen und ich ihnen sage, dass ich viel sel­te­ner als frü­her foto­gra­fie­re. Noch vor fünf Jahren habe ich wirk­lich alles allei­ne gemacht, aber mitt­ler­wei­le mana­ge ich ein Team aus ver­schie­de­nen Leuten und fun­gie­re mehr als Art Director und Produzent denn als Fotograf.

Wie kam es dazu?

Ich erin­ne­re mich noch genau an einen Moment bei der Microstock Expo in Berlin im November 2011. Ich saß neben mei­nem geschätz­ten Kollegen Arne Trautmann (aka „Kzenon“) und hör­te mir den Vortrag von Pavel Orekhov von Pressfoto an. Auf die­ser Powerpoint-​Folie stell­te er sein Team vor:

23 Leute Vollzeit, dar­un­ter sogar einen eige­nen Fahrer (mein stau­nen­der Tweet dies­be­züg­lich ist noch online). Arne und ich schau­ten uns an und er mein­te sinn­ge­mäß, dass wir jetzt unge­fähr die Spitze des­sen erreicht haben, was wir bei­de jeweils allei­ne schaf­fen wür­den. Wenn wir zu den rich­tig gro­ßen Playern auf­sto­ßen wol­len, soll­ten wir über­le­gen, auch ein Team aufzuziehen.

Im Laufe der Veranstaltung stell­ten noch meh­re­re pro­fes­sio­nel­le Stockproduzenten ihr Team vor. Das Team von Elnur Amikishiyev bestand aus 4 Leuten,

Jean-​Marie Guyon (CandyBox Images) hat­te auch ein Team, Josh Hodge arbei­te­te zu zweit und so wei­ter. Da war mir klar, ich muss auch expan­die­ren. (Wer übri­gens Interesse hat, kann die Vorträge hier kos­ten­los ansehen.)

Als ers­tes lager­te ich mei­ne Buchhaltung an einen Steuerberater aus. Neben der Zeitersparnis fiel hier vor allem die Angst weg, irgend­ei­nen dum­men Fehler in den kom­pli­zier­ten Formularen zu machen. Außerdem war es eine gute Vorbereitung auf den zwei­ten Schritt.

Ich such­te mir eine Assistentin. Die Lohnbuchhaltung über­nimmt kom­plett mein Steuerberater und jeden Monat, wenn ich die Abrechnung bekom­me, bin ich froh, dass die­se jemand anders erstellt.
Ich habe eini­ge Anläufe benö­tigt, um die Person zu fin­den, die zu mir passt. Die ers­te Assistentin träum­te von einem auf­re­gen­den Job mit Models, Shootings und Aufträgen und zog ernüch­tert von dan­nen, als sie merk­te, dass sie vor allem Fotos zu Bildagenturen hoch­la­den und Modelverträge anhän­gen soll­te. Die zwei­te Assistentin war super, aber ich hat­te den Fehler gemacht, nicht auf ihre Bedürfnisse (in die­sem Fall: mehr Arbeitsstunden) ein­zu­ge­hen, sodass sie sich eine Teilzeitstelle mit mehr Stunden such­te. Nach eini­gen Versuchen habe ich nun eine kom­pe­ten­te Kollegin, die nicht nur akri­bisch genug ist, stun­den­lang die kor­rek­ten Modelverträge an Gruppenshootings anzu­hän­gen, son­dern auch krea­tiv genug ist, um Fotomontagen zu erstel­len, Videos zu schnei­den und so weiter.

Auf dem Fußball-​Workshop von Fotolia 2010 lern­te ich einen Berliner 3D-​Designer ken­nen, der unbe­dingt mit mir zusam­men­ar­bei­ten woll­te und nach sehr lan­ger Bedenkzeit mei­ner­seits sind wir nun ein ein­ge­spiel­tes Team und er ist für die coo­len 3D-​Renderings in mei­nem Portfolio verantwortlich:

Da die­se Zusammenarbeit sehr gut läuft, frag­te ich eins mei­ner Models, wel­ches haupt­be­ruf­lich als Illustrator arbei­tet, ob er mich nicht mit Illustrationen belie­fern will.

Da irgend­wann der Output immer mehr wur­de, such­te ich mir einen kom­pe­ten­ten Partner für die Verschlagwortung, den ich aktu­ell mit der Firma Dokfünf gefun­den habe.
Für eini­ge Retusche- und Freisteller-​Aufgaben grei­fe ich manch­mal auf indi­sche Dienstleister wie ProImageExperts zurück.
Viele sta­tis­ti­sche Auswertungen, die ich frü­her hän­disch in lan­gen Excel-​Tabellen gemacht habe, erle­digt nun Stock Performer auto­ma­tisch für mich.
Zusätzlich arbei­te ich noch mit zwei Teams im Ausland zusam­men, wel­che kom­plet­te Fotoproduktionen für mich stem­men, wenn ich selbst nicht zur Kamera greife.
Das geschieht lei­der immer sel­te­ner, weil die Koordination einer Handvoll Leute Zeit kos­tet und viel Papierkram erfor­dert, zum einen, um alles recht­lich ding­fest zu machen und zum ande­ren, um das gegen­über den Agenturen auch nachzuweisen.

Bringt es was?

Unter dem Strich wol­len alle die­se Leute natür­lich bezahlt wer­den. Aber wie ihr hier erken­nen könnt, hat­te ich als Einzelkämpfer unge­fähr einen Upload von ca. 220 Bildern im Monat. Nach der schritt­wei­sen Einführung mei­ner Team-​Kollegen und dem Outsourcen eini­ger Arbeiten lie­ge ich nun bei min­des­tens dem dop­pel­ten Wert.

Entwicklung mei­ner Uploads pro Monat (mit poly­no­mi­scher Trendlinie)

Eigentlich liegt er sogar noch höher, weil ich nicht mehr alles sofort hoch­la­de und auch bei einem Arbeitsausfall mei­ner­seits die Uploads ohne mich eini­ge Monate wei­ter­ge­hen könnten.
Außerdem ist die Vielfalt in mei­nem Portfolio deut­lich grö­ßer gewor­den. Neben Fotos kann ich nun auch 3D-​Renderings und Illustrationen abde­cken und damit ganz ande­re Themenbereiche illus­trie­ren und Kundenwünsche bes­ser umsetzen.

Lob ans Team

Bisher habe ich fast aus­schließ­lich mei­ne eige­nen Bilder in mei­nen Social Media Profilen etc. gezeigt, weil ich dach­te, ihr, die Leser erwar­tet, dass alles, was ich zei­ge „ori­gi­nal Kneschke“ ist. Mittlerweile den­ke ich aber, dass das Quatsch ist. Meine Profile sol­len ja auch zei­gen, was ich anbie­te und da ist es nicht sinn­voll, nur den Teilbereich zu zei­gen, den ich kom­plett selbst ver­ant­wor­te. Falls ich also in Zukunft mal Bilder oder Fotos zei­ge, müs­sen die nicht von mir sein. Und wenn jemand „Tolles Motiv“ kom­men­tiert, gebe ich das Lob ger­ne ans Team weiter.

Interessanterweise läuft die Entwicklung anders­wo ähn­lich. Auch der oben erwähn­te Arne Trautmann hat sich mitt­ler­wei­le ein Team auf­ge­baut mit einem Retoucher, Fotografen in Jakarta, Indonesien und so weiter.

Wie hat sich das bei euch entwickelt?

Wie läuft ein Foto-​Shooting ab? Mein Business-​Team-​Shooting als Beispiel

Wow, es ist schon ein drei­vier­tel Jahr her.

Allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern ist vor allem eins in Erinnerung geblie­ben bei mei­nem letz­ten gro­ßen Shooting: Die brü­ten­de Hitze in Köln, bei der ich die Models genö­tigt hat­te, trotz­dem lang­är­me­li­ge Hemden zu tra­gen und in einem unkli­ma­ti­sier­ten Büro herumzusitzen.

Diskussion in einem dynamischen Business Team mit Tablet Computer im Freien

Großes Shooting“ heißt für mich: Ein Shooting mit mehr als 6 Models, in die­sem 7 Models, mit dabei im Hintergrund mei­ne Kollegin Jasmin, wel­che vor allem Videos gemacht hat sowie ein Assistent.

Die Idee

Uns stan­den eini­ge Schulungsräume in Köln zur Verfügung, wel­che leer rela­tiv unspek­ta­ku­lär wir­ken. Gefüllt mit vie­len Models jedoch ergibt das eini­ge glaub­wür­di­ge Business-​Situationen, die wir dar­stel­len woll­ten. Die Räume hat­ten den wei­te­ren Vorteil, dass sie eben­erdig waren, wir konn­ten also nicht nur innen, son­dern auch drau­ßen vor der Tür foto­gra­fie­ren und somit die spie­geln­den Glasfassaden nutzen.

Junge Business Frau surft mit ihrem Tablet PC im Internet und nutzt Apps

Die Models

Geplant waren acht Models, es gab lei­der eine kurz­fris­ti­ge Absage, was wir bei der Anzahl der gebuch­ten Models jedoch berück­sich­tigt hat­ten. Mit fast allen Models hat­te ich schon – oft mehr­mals – zusam­men­ge­ar­bei­tet, ich wuss­te also, dass ich mich auf sie ver­las­sen konnte.

Business Team bei Planung der Finanzen mit Tablet PC am Tisch

Die Gruppe soll­te bunt gemischt sein, sowohl vom Alter, den Haarfarben und Geschlechtern. Das ist uns ganz gut gelun­gen, lei­der ist uns der mul­ti­kul­tu­rel­le Touch durch die Absage des afri­ka­nisch­stäm­mi­gen Models ver­lo­ren gegangen.

Den Models habe ich eini­ge Kleidungsvorschläge mit­ge­ge­ben, damit deren Kleidung wäh­rend des Shootings gut zusam­men­pas­sen wird.

Das Thema

Das Thema des Shootings war „Business-​Team“ und wegen der Hitze haben wir auf die Jackets, Anzüge und Krawatten ver­zich­tet. Das war eine gute Entscheidung, fin­de ich, weil die Bilder dadurch trotz der Business-​Atmosphäre locker und weni­ger for­mal wirken.

Die Requisiten

Zur Vorbereitung hat mei­ne flei­ßi­ge Assistentin unzäh­li­ge gene­ri­sche Balkendiagramme, Tortendiagramme, Tabellen, Kursverläufe und ande­re sta­tis­ti­sche Spielereien erstellt, die jedoch auf ech­ten Daten basie­ren, damit sie auch rea­lis­tisch aus­se­hen. Wer genau hin­schaut, sieht sogar mei­ne Modelverträge, wel­che die Models gleich vor lau­fen­der Kamera aus­fül­len konnten.

Tisch im Büro mit Händen und vielen Dokumenten von oben

Die Models wur­den gebe­ten, wenn vor­han­den, ihre Tablet Computer, Aktenmappen etc. mit­zu­brin­gen und wir haben selbst alle unse­re Tablets, Laptops und einen gro­ßen Packen neu­tra­li­sier­ter Kugelschreiber ein­ge­packt. Neutralisiert heißt, dass wir vor­her alle Logos, Markennamen etc. von den Geräten ent­fernt haben, damit die Bilder spä­ter leich­ter zu retu­schie­ren sind.

Die Technik

Zum Einsatz kam mei­ne bewähr­te Kombination aus Canon 5D Mark III*, als Objektiv das Arbeitstier 24–70 mm f2.8 II von Canon*, zwei exter­ne Speedlites* mit pas­sen­der Lastolite-​Softbox* und diver­sem Zubehör. Die genaue Zusammenstellung für das ent­fes­sel­te Blitzen könnt ihr in die­sem Artikel nachlesen.

Foto: Tim E. Klein
Foto: Tim E. Klein

Um das Licht noch bes­ser len­ken zu kön­nen, war mein treu­er California Sunbounce in der Größe Mini* in der Silber/​Weiß-​Bespannung dabei und auch hilf­reich. Vor Ort konn­ten wir auch eine Leiter nut­zen für eini­ge Bilder:

Geschäftsleute stehen als dynamisches Team in einer Formation

Die Aufnahme-​Daten

Am häu­figs­ten kam die Brennweite im Bereich 40–50mm zum Einsatz, gefolgt von den bei­den Extremen 24mm und 70mm. ISO-​Wert war fast immer ISO 200, Belichtungszeit war meist 1/​125 Sekunde. Als Blende habe ich meist Blende f/5.0 bis f/7.1 gewählt.

Entgegen mei­ner Predigt, dass sich Hoch- und Querformat-​Bilder die Waage hal­ten soll­ten, habe ich dies­mal fast nur hori­zon­tal gear­bei­tet, was sicher auch dar­an liegt, dass sich die­ses Format bei Gruppen ein­fach anbie­tet, wenn ich die Leute nicht über­ein­an­der sta­peln will.

Voller Einsatz, hier mit einem Ringflash-Adapter (Foto: Tim E. Klein)
Voller Einsatz, hier mit einem Ringflash-​Adapter (Foto: Tim E. Klein)

Vor dem Shooting

Einen Tag vor dem Shooting haben Jasmin und ich alle Bilder von den Wänden gehängt und die Tische und Stühle so ange­ord­net, wie wir sie brau­chen. Außerdem haben wir liter­wei­se Getränke im haus­ei­ge­nen Kühlschrank gela­gert, damit unse­re Models am nächs­ten Tag bei der Hitze nicht dehydrieren.

Am Shootingtag habe ich die Models begrüßt, sie unter­ein­an­der vor­ge­stellt, falls sie sich noch nicht kann­ten und mir deren Kleidung zei­gen lassen.

Jedes Model bekam eine Anweisung, wel­che Kleidung er oder sie anzie­hen sol­le sowie eine „Wechselkleidung“, wel­che sie ca. nach der Hälfte des Shootings auf mein Kommando wech­seln sollten.

Gruppe Geschäftsleute im Kreis stapelt die Hände zur Motivation

In der Zwischenzeit haben wir mit dem Assistenten das Licht ein­ge­rich­tet und die ers­te Szene mit Requisiten eingerichtet.

Das Shooting beginnt

Zuerst soll­ten die Models sich an den Tisch set­zen und die Verträge unter­schrei­ben. Dabei habe ich das Licht mit den Models getes­tet und gleich eini­ge ver­käuf­li­che Fotos gemacht.

Danach habe ich vor allem Szenen vor­ge­ge­ben (Vertragsverhandlung, etc.) und die Models unter­ein­an­der agie­ren las­sen. Zwischendurch habe ich aber manch­mal auch ganz kon­kre­te Aufstellungen vorgeben.

Wichtig ist es, immer die Augen offen zu hal­ten. So durf­te zum Beispiel ein Teil der Models zwi­schen­durch Pause machen und als die­se vor der Tür Smalltalk mach­ten, sah das so gut aus, dass wir das danach gleich als nächs­te Szene über­nom­men haben.

Drei Geschäftsleute stehen im Gespräch miteinander in der Pause vor dem Büro

Zwischendurch habe ich auch eini­ge Videos pro­biert, aber das habe ich schnell wie­der Jasmin überlassen.

Mittags gab es eine hal­be Stunde Pause, in der wir Pizza für alle geor­dert haben (mer­ke: hung­ri­ge Models haben grim­mi­ge Gesichter). Danach kam der Kleidungswechsel und wei­ter ging’s.

An die­ser Stelle noch mal einen herz­li­chen Dank an alle Models und die ande­ren Beteiligten, die trotz über 35°C stand­haft bei der Sache waren und sich die Anstrengung nicht haben anmer­ken lassen.

Nach dem Shooting

Jetzt beginnt der lang­wei­li­ge­re Teil. Die Räume wer­den wie­der her­ge­rich­tet, die lee­ren Flaschen abge­ge­ben und die Daten dop­pelt gesichert.

Am nächs­ten Tag mit einer Nacht Schlaf dazwi­schen wer­den die Bilder gesich­tet, sor­tiert und für die aus­ge­wähl­ten Bilder ent­wi­ckelt und von RAW ins TIFF-​Format umge­wan­delt. Meinen Capture-​One Workflow dazu fin­det ihr hier.

Dann folgt die übli­che Bildretusche, die Verschlagwortung und das Hochladen. Die Models erhal­ten alle eine DVD mit den fer­ti­gen Bildern sowie eini­ge Abzüge (wie hier beschrie­ben).

Mittlerweile fin­den sich die Bilder vom Shooting auf Webseiten und in Werbematerial von Anwälten, Versicherungen, Medien, Unternehmungsberatungen, Weiterbildungsinstituten und so weiter.

Die fertigen Bilder

Die Bilder könnt ihr zum Beispiel bei Fotolia* oder Shutterstock* kau­fen, die Videos auch. Zusätzlich habe ich ein ein­mi­nü­ti­ges Showreel mit den bes­ten Ergebnissen erstellt:

Was sagt ihr zu den Bildern?

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