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Ein Jahr Microstock – Mein Rückblick

Vor unge­fähr einem Jahr habe ich begon­nen, einen Teil mei­ner neu­en Fotos bei Microstock-​Bildagenturen anzu­bie­ten. Da ich von der Fotografie lebe, konn­te ich es mir nicht leis­ten, die­ses Phänomen zu igno­rie­ren und woll­te mit den Fotos eini­ger Shootings tes­ten, wel­che Umsatzzahlen rea­lis­tisch sind. Im Internet gibt es ja vie­le Blogs, die regel­mä­ßig ihre Microstock-​Einnahmen ver­öf­fent­li­chen und mir bei mei­ner Entscheidung gehol­fen haben. Dazu zäh­len z.B. die Zahlen von Microstock Diaries, NilToMil oder Microstock Experiment.

Jubelnder Mann
Deshalb möch­te ich heu­te, ca. einem Jahr nach mei­nen ers­ten Uploads, eini­ge Zahlen mit Euch tei­len. Ich kon­zen­trie­re mich dafür auf die fünf umsatz­stärks­ten Agenturen: istock­pho­to, Fotolia, Shutterstock, Dreamstime und StockXpert.

Bewerbung
Bei istock­pho­to und Shutterstock muss­te ich mich bewer­ben. Dafür habe ich eini­ge Fotos aus der Model-​Session genom­men, die ich dort hoch­la­den woll­te und es gab kei­ne Probleme.

Hochladen
Meine größ­te Hürde ist es bis­her, mei­ne in deutsch ver­schlag­wor­te­ten Fotos zu über­set­zen. Bei Fotolia, istock­pho­to und Shutterstock kön­nen die Fotos zwar auf deutsch hoch­ge­la­den wer­den, müs­sen aber (z.B. bei Shutterstock wegen Umlauten und bei istock­pho­to wegen des Controlled Vocabulary) manch­mal auf­wän­dig über­ar­bei­tet wer­den. Zur Zeit tes­te ich ein Online-​System, mit der ich die Verschlagwortung gleich auf eng­lisch machen kann. Eine Rezension dazu kommt bald.

Die zwei­te Hürde war mein bis­he­ri­ger deutsch­spra­chi­ger Model-​Vertrag. Ich bin jetzt auf einen eng­lisch­spra­chi­gen Vertrag umge­stie­gen, der an den Yuri Arcurs-​Vertrag ange­lehnt ist und der von allen Microstock-​Bildagenturen akzep­tiert wird.

Die drit­te Hürde ist zumin­dest bei istock­pho­to die Upload-​Beschränkung für nicht-​exklusive Fotografen. Die lag zur Zeit mei­ner Anmeldung bei 15 Bildern pro Woche.

Portfolio-​Größe
Trotz die­ser Hürden ist mein Portfolio in den ers­ten 12 Monaten beacht­lich gewach­sen. Zur Zeit habe ich online bei:

Durchschnitt: 660 Bilder pro Agentur

Bei Fotolia habe ich zur Zeit ca. 200 Bilder exlu­siv. Das könn­te einer der Gründe sein, war­um die Agentur bei den Umsätzen (sie­he unten) bes­ser als die ande­ren abschneidet.

Annahmequote
Die Annahmequote ist wich­tig, da jedes auf­ge­nom­me­ne, bear­bei­te­te, ver­schlag­wor­te­te, aber nicht ange­nom­me­ne Bild Arbeit bedeu­tet, die nicht bezahlt wird. Meine Annahmequoten sind ziem­lich gut, da ich vor allem belieb­te People-​Motive ein­stel­le. Die Quoten wären noch bes­ser, wenn ich nicht ver­sucht hät­te, ca. 150 Aufnahmen hoch­zu­la­den, die ich bei Spaziergängen gemacht habe: Pflanzen, Landschaften, Nahaufnahmen. Meine Annahmequote bei Dreamstime (deren aus­führ­li­chem Statistik-​Bereich sei Dank) läge dann nicht knapp unter 90%, son­dern nur für mei­ne Menschenaufnahmen bei über 98%.

Umsätze
Kommen wir zum span­nends­ten Teil. Meine Einnahmen. Im ers­ten Jahr habe ich bei den Agenturen die­se Umsätze erzielt (für bes­se­re Vergleichbarkeit habe ich die US-​Dollar-​Auszahlungen in Euro umgerechnet):

  • istock­pho­to: ca. 540 Euro
  • Fotolia: ca. 2600 Euro
  • Shutterstock: ca. 390 Euro
  • Dreamstime: ca. 120 Euro
  • StockXpert: ca. 150 Euro

Gesamt: 3800 Euro

Fairerweise muss ich anmer­ken, dass ich nur mit istock­pho­to und Fotolia im Juni 2008 begon­nen habe. Bei Shutterstock habe ich im September 2008 ange­fan­gen, bei den ande­ren erst im Oktober 2008.

Pro Bild habe ich im ers­ten Jahr durch­schnitt­lich knapp 6 Euro ver­dient. Oder um in der Microstock-​Sprache zu blei­ben: Mein RPI (Return per Image) lag pro Monat und Bild bei ca. 0,50 Euro, was ein sehr guter Wert ist, wenn man die oben erwähn­ten Umsätze der ande­ren Microstock-​Blogger vergleicht.

Anders gerech­net: Im Monat habe ich bis­her durch­schnitt­lich ca. 315 Euro nur mit mei­nen Microstock-​Bildern verdient.

Anreize
Bis auf StockXpert haben alle vier Microstock-​Bildagenturen ein System, um Fotografen zu moti­vie­ren, mehr Bilder zu verkaufen.

Bei istock­pho­to gibt es nach Downloads gestaf­fel­te Anreize. Je mehr Fotos run­ter­ge­la­den wur­den, des­to mehr Bilder darf ein Fotograf pro Woche hoch­la­den. Innerhalb des Jahres bin ich vom „Basis“-Status zum „Bronze“-Status auf­ge­stie­gen. Ärgerlich war nur, dass zu der Zeit, in der ich im Rang auf­ge­stie­gen bin, die Upload-​Limits gesenkt wur­den und ich somit als „Belohnung“ nur mein Limit hal­ten konn­te anstatt es gesenkt wur­de. Wer den Bronze-​Status erreicht hat und eine Annahmequote von 50% oder höher hat, kann sich als „exklu­si­ver Fotograf“ bewer­ben und erhält dann mit jeder Rang-​Steigerung auch mehr Geld pro Fotoverkauf.

Das Ranking-​System bei Fotolia ist ähn­lich. Dortbin ich im ers­ten Jahr vom Weißen Status über Bronze zu Silber auf­ge­stie­gen. Je höher jemand im Rang steigt, des­to mehr bekommt er pro Foto bei einem Abo-​Verkauf bzw. des­to höher darf er die Preise für sei­ne Fotos anset­zen. Auch hier gab es in dem Jahr eine Ranking-​Änderung. Hätte ich vor­her 5000 Fotos ver­kau­fen müs­sen, um zum „Gold“-Status auf­zu­stei­gen, brau­che ich dafür nun 10.000 Fotoverkäufe.

Bei Shutterstock ist das Anreiz-​System anders. Jedes ver­kauf­te Foto bringt dem Fotografen 0,25 US-​Dollar. Wer mehr als 500 US-​Dollar ein­ge­nom­men hat, bekommt danach pro ver­kauf­tem Foto 0,33 USD, bei mehr als 3000 USD Umsatz dann 0,36 USD pro Verkauf. Hier habe ich letz­ten Monat die 500-​Dollar-​Hürde kna­cken kön­nen. Interessanterweise habe ich für die ers­ten 500 Dollar ca. 8 Monate gebraucht, wäh­rend ich jetzt allein im Juni 2009 auf ca. 200 USD kom­men werde.

Dreamstime geht wie­der einen ande­ren Weg. Je häu­fi­ger ein Foto ver­kauft wird, des­to teu­rer wird es. Ich habe es geschafft, in den neun Monate fünf Bilder auf das zwei­te Level zu brin­gen. Ebensoviele Bilder sind beim nächs­ten Verkauf so weit.

Ziele
Zwar ver­die­ne ich bei mei­nen Macrostock-​Agenturen teil­wei­se mehr pro Bild, aber die Unterschiede wer­den geringer.
Deswegen ist mein Ziel bis Ende des Jahres: In den oben genann­ten Microstock-​Agenturen will ich jeweils mehr als 1.000 Bilder online haben. In einem gan­zen Jahr sol­len es über 2.000 Bilder wer­den.  Außerdem möch­te ich im Ranking nach oben stei­gen. In einem Jahr will ich den Silber-​Status bei istock­pho­to errei­chen, den Gold-​Status bei Fotolia und die nächst­hö­he­re Preisstruktur bei Shutterstock. Bei Dreamstime möch­te ich min­des­tens 40 Bilder haben im zwei­ten Preis-​Level und 5 im drit­ten Level.

Insgesamt möch­te ich min­des­tens 15.000 Euro mit mei­nen Microstock-​Bildern ver­dient haben, das wären etwas über 900 Euro im Monat.

Mitmachen
Wer jetzt Lust bekom­men hat, sein eige­nes Experiment zu wagen, kann sich über fol­gen­de Affiliate-​Links bei den Bildagenturen anmelden:

Wie sehen Eure Ergebnisse im Microstock-​Bereich aus? Ist es rea­lis­tisch, mei­ne Werte in einem Jahr zu wie­der­ho­len? Was meint ihr?

Stockfotografie-​News 2009-06-19

Geschafft, die Woche ist um und dafür kommt der Rückblick. Wie immer. Was geschah in der Stockfotografie-Branche?

  • Die Bildagentur Corbis hat einen neu­en visu­el­len Trend „ent­deckt“: Er nennt sich Corporate Responsibilities“. Details gibt es im aktu­el­len Trendreport als PDF.
  • Gleich noch mal Corbis: Der CEO der Agentur gibt es ein span­nen­des Interview über die Zukunft der Branche.
  • Der Branchenprimus Getty Images hin­ge­gen erschüt­tert mal wie­der die gesam­te Szene. Den Fotografen der Microstock-​Agentur StockXpert (über Jupiterimages vor kur­zem von Getty auf­ge­kauft) wur­de mit­ge­teilt, dass sie ihre Fotos künf­tig _​nicht_​ mehr über Photos.com und das Abo-​Programm „JIUnlimited“ ver­trie­ben wer­den. Stattdessen sol­len da jetzt die istockphoto-​Bilder ver­kauft wer­den. Nun wird dis­ku­tiert, ob Getty ihre neue zwei­te Microstock-​Agentur ster­ben las­sen will. Die Motivation der Fotografen, bei StockXpert Fotos hoch­zu­la­den, dürf­te stark sin­ken, denn die bei­den oben genann­ten Vertriebswege sind für einen beträcht­li­chen Teil der Umsätze ver­ant­wort­lich. Bei mir sind das bei­spiels­wei­se immer ca. 35–50% gewe­sen. Schöner Nebeneffekt für Getty Images: Für das glei­che ver­kauf­te Foto bei photos.com, was von istock­pho­to statt StockXpert kommt, bekommt der Fotograf 0,05 USD weniger.
  • Die Bildagentur PantherMedia hadert mit ihrem Upload-​System. In 2–4 Wochen soll ein kom­plett neu­es Upload-​System fer­tig wer­den, bis dahin sol­len die Fotografen noch mit dem bis­he­ri­gen feh­ler­an­fäl­li­gen System auskommen.

Habe ich was vergessen?

Stockfotografie-​News 2009-05-08

Hallo, damit ihr einen Durchblick bei den Irrungen und Wirrungen des Bildermarktes behal­tet, hier wie­der eini­ge inter­es­san­te Ereignisse die­ser Woche.

  • Der Blog von Getty Images zieht um: Statt wie bis­her unter blogs.gettyimages/creative ist er ab dem 11.05.2009 unter www.gettyimages.com/blog erreichbar.
  • Die Microstock-​Agentur CanStockPhoto bie­tet nun auch Videos an.
  • Diese Meldung schlug rie­si­ge Wellen: Der Mitbegründer von istock­pho­to, Patrick Lor, wird Geschäftsführer vom Konkurrenten Fotolia in Nordamerika.
  • Die Bildagentur Bildagentur.ch stellt zum 31.07.2009 ihren Betrieb ein. In einer Mail an die Fotografen wird die­ser Schritt so begrün­det: „Seit dem letz­ten Jahr haben wir einen sehr gros­sen Verkaufseinbruch erlebt und spü­ren die Microstock-​Agenturen extrem. Unser Angebot ist zu klein, um eigen­stän­dig über­le­ben zu können.“
  • istock­pho­to weicht Exklusivität auf: Vor paar Tagen kün­dig­te istock­pho­to an, dass Fotos, die seit 18 Monaten nie ver­kauft wur­den oder in zwei Jahren weni­ger als fünf Mal ver­kauft wur­den, bald auch über die Abo-​Webseite photos.com von Jupiter Images Unlimited ange­bo­ten wer­den sol­len, einer Firma, die eben­so wie istock­pho­to Getty Images gehört. Das sorg­te für einen gehö­ri­gen Aufschrei in dem ansons­ten eher bra­ven istock-​Forum und erzeug­te inner­halb von zwei Tagen über 2000 Kommentare. Daraufhin ruder­te istock­pho­to zurück und ver­sprach, die Sache zu überdenken.
  • StockXpert kün­dig­te die­se Woche per Sitemail an, künf­tig hoch­ge­la­de­ne Bilder stren­ger aus­zu­sor­tie­ren und ihren Bestand nach urhe­ber­recht­lich pro­ble­ma­ti­schen Dateien zu durch­fors­ten. Unter ande­rem sol­len auch kei­ne unver­än­der­ten NASA-​Fotos mehr ange­nom­men wer­den, die all­ge­mein­frei sind.
  • Die Software GiniPic durch­sucht vie­le Bildquellen auf ein­mal, dar­un­ter auch vie­le Bildagenturen, Flickr, Google, Picasa und das eige­ne Bildarchiv.

Das grosse Fressen – Der Wettbewerb der Microstock-Bildagenturen

Es ist ein­ge­trof­fen, was Insider und Analysten vor­her­ge­sagt haben: Die Konsolidierung des Microstock-​Bildermarktes beginnt. Dazu gehört neben dem Sterben eini­ger klei­ner Microstock-​Agenturen (und auch tra­di­tio­nel­ler Bildagenturen) das Aufkaufen und die Übernahme von Microstocks durch andere.

Geld verschenken
Doch tre­ten wir kurz einen Schritt zurück, um einen Überblick über den Markt zu gewinnen.

Die sechs größ­ten und auch umsatz­stärks­ten Microstock-​Bildagenturen sind:
1. Shutterstock
2. istock­pho­to
3. Fotolia
4. Dreamstime
5. StockXpert
6. 123RoyaltyFree

Die ers­ten vier sind mit Abstand für vie­le Fotografen die „Hauptverdiener“ im Microstock-​Bereich, danach fol­gen die bei­den ande­ren mit etwas Abstand. Im Jargon wer­den die­se Agenturen auch als „The Big Six“ bezeichnet.

Vier wei­te­re Agenturen, die sich wie­der mit Abstand in den Top 10 drän­geln, sind:
7. Bigstockphoto
8. Crestock
9. Canstockphoto
10. Snapvillage

Das sieht nach einer Menge aus. Bei genaue­rer Betrachtung fällt aber auf, dass hin­ter den Kulissen ande­re die Fäden zie­hen. Schon im Februar 2006 wur­de istock­pho­to von der welt­weit größ­ten Bildagentur Getty Images für 50 Mio. US-​Dollar aufgekauft.

Im Oktober 2008 kauf­te Getty Images dann auch die Bildagentur Jupiter Images für 96 Mio. US-​Dollar. Da die­ser Bildagentur aber auch die Microstock-​Agentur StockXpert (sie­he Platz 5) gehört, besitzt Getty Images nun zwei Microstock-Agenturen.

Auch die Nummer 2 der größ­ten Bildagenturen der Welt, Corbis, war nicht taten­los und grün­de­te im Juli 2007 die Microstock-​Agentur Snapvillage.

Die Nummer 9 der obi­gen Liste, Canstockphoto, wur­de erst vor weni­gen Tagen von der gro­ßen Bildagentur Fotosearch gekauft. Bei Bekanntgabe des Deals wur­de auch gleich ange­kün­digt, dass die über 800.000 Fotos der Microstock-​Agentur nun auch über Fotosearch zu fin­den sein sollen.

Von den zehn wich­tigs­ten Microstock-​Agenturen sind damit schon vier in der Hand von gro­ßen tra­di­tio­nel­len Bildagenturen. Was pas­siert als Nächtes? Es wür­de mich nicht über­ra­schen, wenn in den nächs­ten Monaten wei­te­re Aufkäufe, Zusammenschlüsse oder Schließungen von Microstocks gemel­det werden.

Und was macht Getty Images nun mit zwei Microstock-​Agenturen? Da istock­pho­to ver­stärkt Wert auf Exklusivität ihrer Fotografen legt, könn­te es sein, dass istock­pho­to zu einer „Premium-​Microstock“-Marke aus­ge­baut wer­den soll, die fast nur exklu­si­ve Bilder anbie­tet, die etwas über den übli­chen Microstock-​Preisen lie­gen, wäh­rend bei StockXpert dann die Masse der ande­ren Bilder ver­kauft wird, wel­che vie­le der kon­kur­rie­ren­den Microstock-​Agenturen eben­falls vertreiben.

Habe ich was über­se­hen? Was sind Eure Vermutungen, wie es im Bildermarkt weitergeht?