Schlagwort-Archive: Spotify

Spotify vs. Microstock: Die Abo-​Modelle im Vergleich

Im Juli 2020 kün­dig­te die Bildagentur Panthermedia an, dass sie kos­ten­lo­se Bilder anbie­ten wol­len, wel­che sich durch Werbung und ande­re Quer-​Subventionierungen wie zum Beispiel Premium-​Mitgliedschaften, Sponsoren und API-​Partner-​Gebühren finan­zie­ren sollen.

Auf mei­ner Facebook-​Seite habe ich bereits dar­auf hin­ge­wie­sen (sie­he Link oben) und es gab etli­che Kommentare dazu, in denen sich auch der Panthermedia-​Geschäftsführer Robert Walters zu Wort meldete.

KÖLN, September 2019: Große iPhones mit Spotify App auf der DMEXCO Messe (Foto: Robert Kneschke)

Er ver­tei­dig­te sein Vorhaben hier mit die­sen Argumenten:

Märkte ändern sich und es sind die Firmen, die sich anpas­sen bzw. neue Modelle ermög­li­chen, die bestehen blei­ben. Beispiel Musikindustrie. Gab es damals (zum Nachteil vie­ler Konsumenten) nur CDs zu kau­fen, so bie­ten die Streaming-​Dienste die Musik auch kos­ten­los an, finan­ziert durch Werbung oder Premium-​Mitgliedschaftsgebühren. Diese Lizenzkette hat sich auch geän­dert. Ich fin­de zum Vorteil der Konsumenten. Auf Seiten der Künstler war es sicher­lich für eini­ge hart, ande­re wie­der­um ent­deck­ten neue Möglichkeiten bekannt zu wer­den und/​oder ihre Kunst zu mone­ti­sie­ren. Wichtig ist es nur, kei­ne Interessensgruppe aus­zu­schlie­ßen. Die Musiker wer­den über spotify/​Musikgesellschaften bezahlt. Und wie schaut es da bei uns­plash & Co aus?“

In einem wei­te­ren Kommentar schrieb er hier noch:

Nur weni­ge % der kostenlos-​Downloader sind bereit für Premium-​Mitgliedschaften etwas zu bezah­len. Privatleute wohl zu nahe­zu 100% nicht. Was ich aber zu der Kritik ergän­zen möch­te ist, dass es neue Wege der Monetarisierung geben wird bzw. schon gibt. Beispielsweise könn­te ja die Werbeindustrie dafür bezah­len, ihre Fotos mit ihren Produkten hoch­zu­la­den und zu ver­brei­ten (wird ja schon gemacht auf uns­plash, z.B. Motorräder oder beau­ty Produkte). Das machen die Werbetreibenden aber nur auf Plattformen mit ent­spre­chen­der Reichweite. Und wer hat gehol­fen die Reichweite auf­zu­bau­en? Richtig, die Fotografen. Insofern wäre es doch nur fair den Fotografen auch an den Einnahmen zu betei­li­gen, oder? Die klas­si­sche Lizenzierungskette funk­tio­niert nicht bei Privatleuten. Aber bes­ser als Bilder zu klau­en ist es die Bilder legal und kos­ten­los anzu­bie­ten, gepons­ort durch Dritte. Außerdem fin­de ich es auch fair im Gegenzug für ein kos­ten­lo­ses Bild ein Werbevideo anzu­schau­en. Also: jeder ver­dien­te Euro soll­te an die Leute gehen, die das ermög­li­chen. Also neben dem Plattform-​Betreiber auch die Content-​Lieferanten. Dies ist bei den bis­he­ri­gen Modellen aber nicht so. Insofern ver­ste­he ich den Unmut eini­ger Fotografen kos­ten­lo­se Bilder zur Verfügung zu stellen.“

Wer mei­nen Blog schon etwas län­ger ver­folgt, weiß, dass ich mich sehr dafür inter­es­sie­re, wie Firmen mit kos­ten­lo­sen Inhalten Geld ver­die­nen und habe mir z.B. im Foto-​Bereich Angebote wie Unsplash oder Pixabay z.B. hier, hier, hier und hier genau­er angeschaut.

Bisher kaum zur Sprache kam im Blog der bran­chen­frem­de Musikstreaming-​Anbieter Spotify (nur ein Mal vor neun Jahren hier).

Da Herr Walters den direk­ten Vergleich zwi­schen dem Geschäftsmodell von Spotify sowie kos­ten­lo­sen Fotos gezo­gen hat, wol­len wir mal schau­en, wo die Gemeinsamkeiten und Unterschiede liegen.

Erst ein­mal: Üblicherweise ist die kom­plet­te Geschäftsausrichtung eine ganz ande­re: Währen Spotify im „B2C“-Bereich (Business to Customer) tätig ist, arbei­ten Bildagenturen in der Regel im „B2B“-Bereich (Business to Business), wenn auch Microstock das auf­grund der gerin­ge­ren Preise etwas auf­ge­weicht hat.

B2C bedeu­tet, dass eine Firma vor allem Geld mit den Endnutzern, nor­ma­len Verbrauchern, ver­dient. B2B bedeu­tet, dass Firmen ihr Geld mit ande­ren Firmen (oder Behörden, Vereinen, Stiftungen, etc.) verdienen.

Das ist ein wich­ti­ger Unterschied, weil es oft um ande­re Verwendungszwecke geht, die ande­re Preise rechtfertigen.

Aus Konsumenten-​Sicht, also aus Sicht der Kunden, ist das Angebot von Spotify durch­aus attrak­tiv: Mit einem kos­ten­lo­sen Account kann man deren gesam­tes Musikangebot hören, wird halt oft von Werbung unter­bro­chen und die Soundqualität ist gerin­ger als beim bezahl­pflich­ti­gen Premium-Account.

Aus Künstler-​Sicht sieht es schon weni­ger rosig aus. Laut die­sem Artikel bekom­men Musiker bei Spotify ca. $0,003 pro Aufruf, also ca. 1 US-​Cent für 3 Aufrufe. Leider ist unklar, ob da schon der Anteil vom Label und Musikverlag abge­zo­gen wur­den, ver­mut­lich noch nicht. Im Detail unter­schei­det sich die Höhe der Kommissionen noch, je nach­dem in wel­chem Land ein Song abge­ru­fen wur­de, ob mehr als die Hälfte vom Song gehört wur­de und ob der Nutzer einen Premium-​Account besitzt oder nicht.

Bei Nummer-​1-​Hits, wel­che vie­le Millionen Male abge­spielt wer­den und in zahl­rei­chen Playlists auf­tau­chen, lohnt sich das. Für Nischen-​Musiker mit einem klei­nen Publikum rei­chen die Einnahmen nicht zum Leben. Der Großteil des Umsatzes wird da durch Konzerttickets und Merchandise wie T‑Shirts etc. ver­dient. Eine aus­führ­li­che Analyse sei­ner Streaming-​Einnahmen bie­tet der Musiker Benn Jordan im ver­link­ten Video:

Für Spotify selbst rech­net sich das alles übri­gens immer noch nicht. Im Jahr 2020, also noch 14 Jahre nach der Gründung erziel­te Spotify pro Tag(!) ca. 2,2 Mio. USD Verlust.

Wie müss­te das Angebot der Bilderbranche genutzt wer­den, damit der Vergleich zu Spotify gerecht­fer­tigt wäre? Ich wür­de sagen, ähn­lich wie bei Pinterest: Wenn dort nur pri­va­te Nutzer wären, wel­che sich Bilder anse­hen, in Galerien the­ma­tisch zusam­men­stel­len und die Bilder ande­rer Nutzer anse­hen etc., dann wäre ein Lizenzmodell ana­log zu Spotify vor­stell­bar: Die Gratis-​Nutzer sähen dann zwi­schen den Bildern viel Werbung und die Bilder selbst wür­den stär­ker kom­pri­miert als bei Premium-​Kunden und die Möglichkeit der Galerie-​Erstellung wäre eben­falls ein­ge­schränkt, wenn mensch kei­nen Premium-​Account nutzt.

Ironischerweise wäre das alles für einen Anbieter wie Pinterest pro­blem­los mög­lich, aber selbst das wird da nicht genutzt, um die Urheber ange­mes­sen zu ver­gü­ten. Stattdessen gibt es eini­ge weni­ge Agenturen wie Getty Images, wel­che 2013 einen Deal mit Pinterest abschlos­sen. Dabei wird aber gar nicht die Bildnutzung als sol­che ent­lohnt, son­dern Pinterest bezahlt Getty für die Metadaten zu den Bildern. Die Honorare für den Fotografen sind bei die­sen Summen so gering, dass die Buchhaltungssoftware die­se vie­len Nullen vor und auch nach dem Komma ein­fach auf Null run­det und damit die Fotografen wei­ter­hin leer aus­ge­hen. Geld erhält nur die Bildagentur.

Üblicherweise wer­den Bilder jedoch von ande­ren Firmen genutzt, um Artikel zu illus­trie­ren, Produkte und Dienstleistungen zu bewer­ben oder für Kunden attrak­ti­ver zu sein. Die Bilder brin­gen also einen Mehrwert. Warum die­se Firmen also nun Bilder gra­tis erhal­ten soll­ten, um damit Geld zu ver­die­nen, erschließt sich mir nicht.

Nun könn­te jemand ein­wen­den, dass pri­va­te Nutzer durch­aus ger­ne Bilder nut­zen wür­den, wenn sie denn gra­tis ver­füg­bar wären. Das Probem wäre jedoch, dass bis­her bei kei­nem mir bekann­ten Geschäftsmodell dafür gesorgt wäre, dass Firmen dar­auf kei­nen Zugriff hät­ten. Außerdem gibt es kein Argument, Leuten Bilder zu schen­ken, nur weil sie nicht bereit sind, die­se zu bezah­len. Wenn sie kein Geld für Bilder aus­ge­ben wol­len, sol­len sie halt kei­ne nut­zen. Denn die­je­ni­gen, die für die­sen schä­bi­gen „Robin Hood“-Promo-Move zah­len sol­len, wer­den letzt­end­lich wie immer im krea­ti­ven Bereich die „Content Creators“ sein, hier also die Fotografen.

Robert Walters ver­glich auch Unsplash mit Spotify, die mit dem Unterschied agie­ren, dass Unsplash Fotografen ein­fach gar nicht bezahlt. Inwiefern dann für Konsumenten ein ande­res Angebot mit Werbung und/​oder Premium-​Mitgliedschaften attrak­ti­ver als Unsplash sein soll­te, ist mir eben­falls unklar.

Wie in mei­nem Artikel beschrie­ben ver­brennt auch Unsplash (wie Spotify) vor allem das Geld risi­ko­freu­di­ger Investoren und hat bis­her kein trag­fä­hi­ges Geschäftsmodell ent­wi­ckelt. Ich bin mir ziem­lich sicher, dass auch da intern schon Monetarisierungsmöglichkeiten wie Premium-​Mitgliedschaften, bezahl­ten AUP-​Anbindungen etc. dis­ku­tiert oder aus­pro­biert wurden.

Die oft so geprie­se­ne „Werbeindustrie“ als Finanzierungsmöglichkeit kos­ten­lo­ser Inhalte wird allein wegen des Mediums „Bild“ deut­lich schlech­ter funk­tio­nie­ren als in ande­ren Branchen.

YouTube mit sei­nen Videos eig­net sich sehr gut, um kos­ten­lo­se Inhalte durch Werbung zu finan­zie­ren. Wer ein Video sehen will, muss halt die Werbespots über sich erge­hen las­sen. Wer hin­ge­gen in einer Zeitschrift eine Werbung sieht, kann sie ein­fach schnell über­blät­tern. Selbst auf Webseiten sind die meis­ten Nutzer kom­plett blind für Werbebanner gewor­den, wenn sie nicht sogar gleich Werbeblocker einsetzen.

Die man­geln­de Profitabilität von Spotify führt sogar dazu, dass die Firma etwas trickst, indem bei häu­fig gehör­ten Playlists mit wenig mar­kan­ten Songs (zum Beispiel Playlists zum Einschlafen oder kon­zen­trier­ten Arbeiten mit dahin­plät­schern­der Piano-​Musik) künst­lich gene­rier­te Songs ein­ge­floch­ten wer­den, für wel­che Spotify kei­ne Tantiemen zah­len muss.

Wenn also Spotify als Paradebeispiel für kos­ten­lo­se Angebote an Konsumenten die­nen soll, soll­ten sich Fotografen und Illustratoren sehr vor­se­hen bei der Einführung von Gratis-Bilderdiensten.

Stockfotografie-​News 2012-11-09

Es ist wie­der eine Weile her, des­we­gen wird es Zeit, einen Überblick über die Änderungen im schnell­le­bi­gen Bildermarkt zu gewin­nen. Schauen wir uns die News mal im Detail an:

  • Die Firma Nik Software wur­de von Google auf­ge­kauft. Das ist des­halb inter­es­sant, weil die Produkte aus dem Hause Nik wie der Nik Sharpener oder die Rauschreduzierung Dfine oder deren Filter zum Standard-​Workflow vie­ler Profifotografen gehö­ren. Die Befürchtungen vie­ler Kunden ist, dass Nik im gro­ßen Produktportfolio von Google unter­ge­hen wird. Wer wer­den sehen, ob sich das bewahrheitet.
  • Endlich: Ich hat­te schon vor über andert­halb Jahren davor gewarnt und end­lich scheint auch Depositphotos ein Einsehen gehabt zu haben (wenn bestimmt auch nicht wegen mei­nes Artikels): Deren unsäg­lich bil­li­ges SMS-​Download-​Angebot wur­de jetzt wegen zu gerin­ger Rentabilität ein­ge­stellt.  Damit gibt es einen Grund weni­ger, dort sei­ne Bilder nicht hochzuladen.
  • Wer noch kei­ne Weihnachtsgeschenke hat, den wird viel­leicht die aktu­el­le Canon Cash-​Back-​Aktion* für vie­le Objektive und Kameras inter­es­sie­ren. Nur bis zum 20.01.2013.
  • 90% Anteil für die Urheberrechtsinhaber: Das ver­spricht Kim Schmitz Musikern bei sei­nem kom­men­dem Dienst „Megabox“. Ob der Mann mit sei­nen zwie­lich­ti­gen Geschäftspraktiken noch genug Vertrauensvorschuß besitzt, um damit Erfolg zu haben?
  • Seit paar Wochen wer­den die Aktien der Bildagentur Shutterstock offi­zi­ell an der Börse gehan­delt. Die Kurse sind bis­her deut­lich sta­bi­ler als bei der über­zeich­ne­ten Facebook-Aktie.
  • Dreamstime akzep­tiert seit paar Tagen digi­ta­le Model-​Verträge bestimm­ter Apps und erlaubt auch das Hochladen von Handy-​Fotos in die Kategorie „Mobile“.
  • Wie viel ist der Deutschen Post ein Briefmarkenmotiv wert? Das kann sich jetzt jeder selbst aus­rech­nen, denn das Motiv der Sondermarke „In Deutschland zu Hause“ wur­de hier bei iStockphoto gekauft.
  • Die Macrostock-​Agenturen haben ihren Umgang mit den Niedrigpreisen noch nicht ganz gefun­den: Die Agentur Masterfile stellt ihr neu­es Abo „50/​50“ vor, mit dem 50 Bilder pro Monat für 50 Dollar gekauft wer­den können.
  • Die deut­sche Macrostock-​Agentur Mauritius Images hin­ge­gen hat ihre vor ca. drei Jahren gestar­te­te „Bestprice Kollektion“ anschei­nend wie­der ein­ge­stellt, nach­dem eine Senkung der Bildpreise vor einem Jahr kei­nen Erfolg brachte.
  • Auf der ande­ren Seite führt die Microstock-​Agentur Veer eine neue Premium-​Kollektion namens „Veer Royale“ mit anfangs ca. 7000 Bildern ein. Der Sinn erschließt sich mir nicht ganz, denn die Preise blei­ben gleich und die Motive sind teil­wei­se auch bei ande­ren Microstock-​Agenturen zu finden.
  • Der Stockfotograf John Lund hat in sei­nem Blog wie­der eini­ge span­nen­de Umsatzzahlen geteilt. Daraus lässt sich erreich­nen, dass er allein mit sei­nen 100 best­ver­kau­fends­ten Bildern (von ins­ge­samt über 8000 Motiven) ca. 7600 Euro im Monat ein­nimmt. Sehr beein­dru­ckend – und motivierend.
  • Ein Veranstaltungshinweis für Branchen-​Neulinge: Der BVPA ver­an­stal­tet am 30.11.2012 ein „Grundlagen-​Seminar für Bildagentur-​Mitarbeiter“ in Hamburg.
  • Vor einem hal­ben Jahr hat­te ich im Blog auf Pinterest geschimpft und das Geschäftsmodell des Musik-​Streamingdienstes Spotify als lobens­wer­te Alternative ange­bo­ten. Fairerweise muss ich jetzt anmer­ken, dass Spotifys Geschäftsmodell anschei­nend doch (noch?) nicht ganz aus­ge­reift ist. Gut ana­ly­siert das Basic Thinking hier, Genaueres gibt es in deren Artikel ent­hal­te­nen Link zu PrivCo.
  • Wie arbei­te ich am bes­ten mit Models? Einen Gastbeitrag von mir zum Thema gibt es bei der Fotocommunity zu lesen.
  • Außerdem bin ich jetzt bei Instagram. Wer sehen will, was ich foto­gra­fie­re, wenn ich damit kein Geld ver­die­nen muss, kann mir hier fol­gen.

Wenn ich was über­se­hen haben soll­te, sagt in den Kommentaren Bescheid.

* Affiliate

Geld verdienen mit Pinterest am Beispiel von Spotify

Beim Thema Urheberrecht schla­gen die Wellen der­zeit hoch.

So wun­dert es nicht, dass die Kommentare zu mei­nem Artikel über die sys­te­ma­ti­schen Urheberrechtsverletzungen bei Pinterest sehr hef­tig aus­fal­len. In bei­de Richtungen.


Ich ste­he da etwas zwi­schen den Stühlen, da ich als Digital Native einer­seits mit digi­ta­len Nutzungsrechten ande­rer­seits mein Geld verdiene.

Einer der Argumentationsstränge zum Thema Pinterest ist ja, dass die Daten nur digi­tal vor­lie­gen und man sie des­halb nicht „steh­len“, „rau­ben“ oder „klau­en“ kön­ne, son­dern nur „kopie­ren“. Da wür­de kei­nem ein Schaden ent­ste­hen und des­halb sei das alles halb so wild. Exemplarisch dafür steht zum Beispiel die­ser Kommentar:

Es gibt nur Kopien. Der Computer kann nicht mal “öff­nen” ohne Kopien. Die Kopie ist der natür­li­che Zustand digi­ta­ler Daten.

Es ist also ziem­lich zweck­los, sich über digi­ta­le Kopien auf­zu­re­gen. Sie sind unver­meid­lich und jedes Geschäftsmodell, dass auf der Einschränkung von Kopien auf­baut, muss not­wen­di­ger­wei­se scheitern.

Das ist sicher nicht schön zu hören, aber irgend­wer muss euch doch mal dezent dar­auf hinweisen.

Gesetze im Staat wer­den nicht dau­er­haft gegen Produktivitätssteigerung erlas­sen. Und wer gegen Kopien ist, muss Rechner weg­schmei­ßen. Das kann sich aber kei­ner leis­ten. So wich­tig sind Fotograf_​innen nicht.“

Dabei zieht die Analogie nicht.

Denken wir mal an ein Buch. Niemand for­dert ernst­haft, dass gedruck­te Bücher nichts mehr kos­ten dürf­ten, weil da nur Informationen drin stün­den. Bücher wer­den ver­kauft und gekauft und alle fin­den das nor­mal. Nun nimmt aber die Verbreitung von Ebooks zu. Diese Bücher sind kom­plett digi­tal und durch eine Kopie ver­liert die Ausgangsdatei nichts von ihrem Nutzwert. Nach der Logik der Pinterest-​Fans und Urheberrecht-​Piraten wür­den digi­ta­le Bücher nun für jeden kos­ten­los sein müs­sen, weil… sie­he oben. Liegt der Unterschied zwi­schen dem Ebook und dem gedruck­ten Buch dem­nach nur in dem Papier, auf dem es gedruckt ist? Ist nur das Papier Geld wert? Der Autor, ohne den es weder Buch noch Ebook geben wür­de, kommt da über­haupt nicht vor, was – zumin­dest mir – zeigt, dass die­ser Denkweise irgend­et­was fehlt.

Aber las­sen wir das.

Nehmen wir an, Pinterest wird nicht so ohne wei­te­res ver­schwin­den. Wenn den Fotografen vor­ge­wor­fen wird, sie soll­ten sich gefäl­ligst der neu­en Zeit anpas­sen, möch­te ich ein wei­te­res Denkmodell vorschlagen.

Vor paar Wochen star­te­te der Musikstreaming-​Dienst Spotify in Deutschland. Es gibt ver­gleich­ba­re Anbieter, aber blei­ben wir der Einfachheit hal­ber bei Spotify.

Spotify basiert auf einem Freemium-​Geschäftsmodell, wie auch Skype, Flickr oder XING. Das bedeu­tet, die Basis-​Funktionen des Dienstes kön­nen kos­ten­los genutzt wer­den, wer Zusatzfunktionen oder Werbefreiheit haben will, zahlt eine monat­li­che Gebühr, bei Spotify 4,99 Euro oder 9,99 Euro im Monat.

Was hat das hier im Artikel zu suchen? Ganz ein­fach. Von digi­ta­ler Musik hieß es schon lan­ge, dass sie sich nicht ver­kau­fen las­se. Sie kön­ne auch nicht geklaut wer­den, weil es alles nur Kopien sei­en. Erst kam Napster, dann Emule, Soulseek, Piratebay und wie die Filesharing-​Netzwerke alle hie­ßen. Trotzdem ver­dient sich Apple mit iTunes eine gol­de­ne Nase und auch bei Spotify scheint es mög­lich zu sein.

Die t3n hat vor einer Weile eine Beispiel-​Rechnung über die Lukrativität von Spotify auf­ge­stellt, die eher nega­tiv aus­fiel, aber in den Kommentaren zum Artikel wird das deut­lich rela­ti­viert. Ich selbst habe mir nach drei Wochen Spotify-​Gratishören einen Premium-​Account gekauft, weil ich die Musik beim Arbeiten ohne Werbung und in bes­se­rer Soundqualität (320 kbs statt nur 160 kbs) hören will. Die Künstler, die bei Spotify gehört wer­den kön­nen, bekom­men vom Kuchen auch etwas ab. Auf den ers­ten Blick wir­ken ca. 4 Cent pro gestream­ten Album (für Musiker mit eige­nem Label), aber das wären ca. 78 Album-​Plays, bis das glei­che wie für einen CD-​Verkauf ver­dient wor­den wäre. Das klingt nicht mehr ganz so unrea­lis­tisch, zumal berück­sich­tigt wer­den muss, das die Spotify-​Hörer für ihr Geld die Songs nur so lan­ge besit­zen, wie sie ihr Abonnement haben. Beim CD-​Kauf könn­ten sie die CD wei­ter­ver­kau­fen, ver­schen­ken oder deut­lich häu­fi­ger hören als 78 Mal, ohne den Künstler extra bezah­len zu müs­sen. Insgesamt ist das Abrechnungsmodell viel­leicht noch nicht per­fekt oder 100% fair, aber die Urheber bekom­men Geld. Immerhin.

Anders sieht es bei Pinterest aus. Dabei gäbe es kei­nen Grund, das Spotify-​Freemium-​Modell nicht auf den Bildertausch-​Service zu übertragen.

Stellen wir uns das vor:
Pinterest bie­tet einen kos­ten­lo­sen Gratis-​Dienst, der mit Werbeinblendungen und ‑anzei­gen ist und außer­dem die Anzahl der Pin-​Boards und der gesam­ten eige­nen Pins limi­tiert und nur eine begrenz­te Zahl an „Re-​Pins“ pro Monat erlaubt. Gegen Zahlung von 9,99 Euro im Monat fällt die Werbung weg und die Einschränkungen eben­so. Im Gegenzug wür­de jeder Urheber eines gepinn­ten Bildes pro „Pin“ 2 Cent erhal­ten. Das ist jetzt noch nicht kom­plett aus­ge­reift, aber war­um soll­te es nicht mög­lich sein? Spotify, Flickr und vie­le ande­re Dienste etc. zei­gen doch, dass Kunden durch­aus bereit sind, Geld für urhe­ber­recht­lich geschütz­te Werke aus­zu­ge­ben, wenn das Angebot stimmt.

Interessanterweise gibt es Abo-​Modelle für Bilder bei Bildagenturen auch schon lan­ge, aber kein Privatnutzer kommt auf die Idee, ein sol­ches Abo abzu­schlie­ßen, um die­se Bilder bei Pinterest ein­stel­len zu kön­nen. Vielleicht soll­ten Bildagenturen Web-​Auflösungen von Bildern mit dezen­ten Wasserzeichen für die Privatnutzung im Internet als güns­ti­ges Jahresabo anbieten?

Hier schließt sich übri­gens der Kreis: Für gedruck­te Bücher gibt es seit lan­gem ein sehr ähn­li­ches System: Benutzer kön­nen belie­big vie­le Bücher gra­tis aus­lei­hen, wenn sie eine monat­li­che Gebühr bezah­len. Das nennt sich dann Bibliothek.


Wenn es mit Büchern und Musik funk­tio­niert, war­um dann nicht auch für Bilder? Was meint ihr?