Ich bin fest entschlossen, den Rückstand an „Pimp My Stock!“-Einsendungen aufzuarbeiten.
Deswegen geht es heute gleich weiter mit der nächsten Folge.
Michael schrieb diesmal:
„Hallo Herr Kneschke,
ich bin nun seit fast einem Jahr bei Fotolia aktiv und habe mit einer Annahmequote von vielleicht 10% etwas über 100 Bilder online. Meine Renner sind eine Dachrinne und ein Haus mit Wärmebild. […]
Auf Ihre Anregung hin wollte ich es jetzt auch bei Shutterstock versuchen und habe 10 Bilder eingereicht.
Im Anhang sind alle zu finden. Nur die Baustelle und die Tür wurden angenommen! Was können Sie mir raten?Meine Ausrüstung: Canon 1100D mit Tamron 18–200.
Mit freundlichen Grüßen,
Michael Jäger“
Ich finde es immer etwas schwierig, Bilder zu besprechen, von denen ich schon weiß, ob sie angenommen oder abgelehnt wurden, weil es dann schnell so aussehen kann, als würde ich nur eine feststehende Meinung zu begründen versuchen, aber probieren wir es trotzdem:
Dieses Foto der Scheinwerfer eines Oldtimers wurde wegen markenrechtlichen Bedenken abgelehnt. Das kann ich nachvollziehen, weil in der Mitte des vorderen Scheinwerfers ein Logo des Herstellers zu erkennen ist. Auch wenn mir die Komposition des Bildes – vor allem mit der unscharfen/scharfen Spiegelung des Hauses – gefällt, sind die möglichen Einsatzzwecke des Bildes begrenzt und damit auch der Nutzen als Stockfoto.
Auch hier gefällt mir die Strenge der Komposition. Ob das Design des Kühlergrills markenrechtlich geschützt ist, kann ich nicht beurteilen, auf jeden Fall hat es einen starken Wiedererkennungswert. Insgesamt ist mir der Anschnitt für ein Stockfoto jedoch zu eng und oben links überstrahlt das Bild auch.
Machen wir es hier kurz: Es ist kaum erkennbar, was auf dem Bild zu sehen sein soll, was immer ein sehr schlechtes Zeichen bei einem Stockfoto ist. Selbst wenn es um die Schatten auf der Wand gehen sollte, sind diese leider zu unscharf, um Wirkung zu erzielen. Ich habe ein ähnliches Foto* gemacht, wo die Wirkung des Schattens jedoch besser zur Geltung kommt.
Dieses Foto von blühenden Apfelbäumen ist prinzipiell nicht schlecht, aber noch verbesserungsfähig. Um daraus ein gutes Stockfoto zu machen, würde ich oben rechts die ins Bild ragenden Äste retuschieren und dann das Bild vertikal spiegeln, weil der Textfreiraum (Himmel) rechts besser wirken würde. Zusätzlich würde ich die Sättigung erhöhen, etwas an der Gradiationskurve drehen, um mehr Kontrast ins Bild zu bekommen und eventuell einige Filter (Lens Flare o.ä.) ausprobieren.
Dieses ist eins der beiden Bilder, welche bei Shutterstock angenommen wurden. Es ist kein „schönes“ Bild, aber ein „gut verkäufliches“ Bild, weil das Thema „Arbeit“ und „Baustelle“ sofort erkennbar ist.
Wenn wir uns die „Angebot/Nachfrage“-Brille aufsetzen, ist das hier ein gelungenes Bild, weil nur wenige Fotografen auch eine Wärmebildkamera haben, mit der sie solche Thermografien erstellen können. Die Komposition des Bildes ist verbesserungswürdig (angeschnittener Schornstein, Strauch vor dem Haus, etc.) und leider sind die Auflösungen auch teuerer Infrarotkameras zu klein, um diesen Teil größer abbilden zu können. Ich hätte probiert, diesen Umstand durch einen Weichzeichnungsfilter zu kaschieren und die linke Hälfte des Bildes „normal“ und die rechts vom Wärmebild überlagern zu lassen.
Das ist das zweite angenommene Bild. Es ist technisch in Ordnung, die Komposition okay. Nichts Überraschendes oder Weltbewegendes, aber solide aufgenommen. Diese verfallenen Fassaden gehören jedoch nicht zu den „Rennern“ in der Stockfotografie, weshalb ich dem Bild nur wenige Verkaufschancen einräume.
Diese Pferde-Statue überzeugt mich nicht, auch wenn die Perspektive interessant ist. Aber fragt euch ml selbst: Für welche Nutzungen würde sich dieses Motiv eignen? Mir fallen nur sehr wenige ein.
Diese Seile am Hafen finde ich gut gut. Das leuchtende Gelb sorgt für Aufmerksamkeit und die Seile stehen für Halt, Sicherheit und Betriebsamkeit. Der Hintergrund ist etwas unruhig und hätte mit einer offeneren Blende etwas unschärfer gemacht werden können.
Die Agenturen stehen ja auf Gegenlicht und Sillhouetten, aber leider sind solche Bilder schwer zu meistern, wenn die Agenturen gleichzeitig auf technische Perfektion bestehen. Klar ist die Sonne ausgefressen, das ist physikalisch nur logisch. Ich halte es trotzdem für ein verkäufliches Foto, weil es Freizeit und Freiheit symbolisiert. Ich würde es wieder spiegeln, damit die Blickrichtung der Person wie beim Lesen nach rechts zeigt.
Was meint ihr? Welche Tipps könnt ihr Michael geben?
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