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Smartphone-​Apps für den Verkauf von Fotos

Okay, bald ist wirk­lich Schluss. Das hier ist jetzt schon der vier­te Teil mei­ner Serie über Smartphone-​Fotografie und wie man damit Geld ver­die­nen kann. Auslöser für Teil eins war die Entscheidung von Yuri Arcurs, sei­ne Bilder exklu­siv bei Getty Images anzu­bie­ten. Außerdem inves­tier­te er über eine Million US-​Dollar in die Startup-​Firma Scoopshot, wor­über ich im zwei­ten Teil berich­te­te. Im drit­ten Teil habe ich die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Smartphone-​Apps zum Fotoverkauf analysiert.

Heute will ich im vier­ten Teil die mir bekann­ten Smartphone-​Apps vor­stel­len und was sie ausmacht:

Foap

Screenshot der foap-App

Mit am längs­ten dabei ist die schwe­di­sche Firma Foap, die seit über einem Jahr Bilder per App ver­kauft. Zur Zeit ist sie nur für iOS ver­füg­bar, aber ab September ist auch eine Android-​Version geplant. Üblicher Verkaufspreis ist 10 USD, wobei der Fotograf die Hälfte davon erhält. Wer Bilder mit „Credits“ kauft, zahlt je nach gekauf­ter Creditmenge nur 7–9 USD. Es wer­den auch „nor­ma­le“ Fotos von DSLR-​Kameras und so wei­ter akzep­tiert, wenn die­se über die App hoch­ge­la­den wer­den. Foap erzielt regel­mä­ßi­ge Verkäufe. Die letz­ten 20 Verkäufe wer­den über die App angezeigt.

Neben den regu­lä­ren Fotoverkäufen star­tet Foap soge­nann­te „Missionen“, bei denen Firmen ihre Fotowünsche an die Fotografen her­an­tra­gen und sagen, wie viel sie bereit wären, dafür zu zah­len. Auch das ist das im drit­ten Teil schon erwähn­te „Work for Spec“, also Auftragsarbeiten, die even­tu­ell nicht bezahlt wer­den. Erst vor paar Wochen hat Foap genau­so wie Scoopshot eine Millionen-​Investition erhalten.

Scoopshot

Screenshot der Scoopshot-App

Aus dem Nachbarland Finnland kommt die Konkurrenz-​App Scoopshot, über die ich im zwei­ten Teil aus­führ­lich berich­tet habe. Hier liegt der Fokus stär­ker auf den „Missionen“, für die der Fotograf jedoch nur 2,50 USD erhält, soll­te er ein Foto ver­kau­fen. Die ver­kauf­ten Fotos wer­den in der App und auf der Webseite ange­zeigt, eine Verkaufswahrscheinlichkeit von unter 1% scheint nor­mal zu sein. Die App gibt es für das iPhone und für Android. Im Gegensatz zu vie­len der ande­ren Apps müs­sen die Bilder hier nicht ver­schlag­wor­tet werden.

123rf On-​The-​Go

Screenshot der 123rf-App

Einen klas­si­sche­ren Ansatz ver­folgt die Bildagentur 123rf, wel­che mit „On-​The-​Go“ den Upload direkt über die App zur Agentur erlaubt. Im Grunde ist die App aber „nur“ eine Erweiterung des nor­ma­len Agenturverkaufs. Hilfreich ist zumin­dest, dass man mit der App sei­ne letz­ten Verkäufe anse­hen kann, auch jene, wel­che über die Webseite getä­tigt wur­den. Nichtsdestotrotz hat auch 123rf das Konzept der Missionen auf­ge­grif­fen und nennt sie „Contests“. Diese wer­den jedoch von der Agentur selbst aus­ge­schrie­ben und ein Gewinnerfoto erhält dann 300 USD.

TWOP

Screenshot der TWOP-App

Die Münchener Firma „The World Of Pictures“, kurz TWOP, ver­sucht sich an einer Mischung aus FOAP und Scoopshot. Die App gibt es aktu­ell nur für iOS. Die Nutzer kön­nen Bilder in den Marktplatz hoch­la­den, wo die­se dann je nach Bildgröße für 5 oder 10 Euro net­to gekauft wer­den kön­nen. Bei TWOP kann zwi­schen einer kom­mer­zi­el­len und einer redak­tio­nel­len Lizenz gewählt wer­den. Außerdem haben Bildkäufer eben­falls die Möglichkeit, Bildanfragen zu stel­len, für die sie je nach gewünsch­ter Bildgröße auch nur 5 (Web) oder 10 Euro (Print) zah­len müs­sen. Die Fotografen erhal­ten davon die Hälfte. Die meis­ten Bildanfragen kom­men aktu­ell von TWOP selbst, ver­mut­lich, damit der Bereich nicht zu leer aus­sieht. Die letz­ten Bildverkäufe kön­nen über die App ange­se­hen werden.

Clashot

Screenshot der Clashot-App

Die Bildagentur Depositphotos star­te­te die App Clashot, mit der sie die „mobi­le foto­jour­na­lis­ti­sche Arbeiten“ anbie­ten will. Bisher ist sie nur für iOS erhält­lich. Alle Bilder wer­den nur für die redak­tio­nel­le Nutzung ver­kauft, des­we­gen muss der Fotograf die Bilder beim Hochladen auch mit Datum, Titel, Kategorie und Suchbegriffen ver­se­hen. Wie schon im nor­ma­len Agenturgeschäft legt Depositphotos auch hier die Preislatte wie­der sehr nied­rig. Die Bilder wer­den je nach Größe für 0,80 bis ca. 4 USD ver­kauft, wovon der Fotograf 44% erhält, im nied­rigs­ten Fall also 0,35 Cent. Eine erwei­ter­te Lizenz kos­tet 80 USD.

Streetspotr

Screenshot der Streetspotr-App

Bei der App Streetspotr geht es zwar auch um Fotos, aber oft aus ande­ren Gründen. Die Firma bewirbt die Nutzer als „mobi­le Arbeitskräfte“, die unter­wegs klei­ne Aufgaben erle­di­gen sol­len. Dzu zählt zum Beispiel das Überprüfen von WLAN-​Hotspots, Taxiständen, aber auch das Fotografieren von aktu­el­len Prospekten, Speisekarten oder Baustellenschildern. Andere Aufträge sind: Überprüfen, ob ein Promotion-​Team an der rich­ti­gen Stelle steht, sau­ber ange­zo­gen und moti­viert ist, mit Barkeepern Video-​Interviews über bestimm­te Wodka-​Marken füh­ren und so wei­ter. Für mich füh­len sich vie­le der Aufträge wie Industriespionage an, wes­halb ich sie schnell wie­der deinstal­liert habe.

Außerdem wer­den für die ca. 0,50 bis 10 Euro Honorar vie­le ver­schie­de­ne Details zusätz­lich zu eini­gen Fotos abge­fragt. Fehlt etwas oder ist der Auftraggeber mit den gelie­fer­ten Infos nicht zufrie­den, wird die Bezahlung – den Kommentaren im Appstore nach – ger­ne ver­wei­gert. Die App gibt es für iOS und für Android.

Der Vollständigkeit hal­ber: Streetspotr scheint eine Kopie der 2010 gestar­te­ten App Gigwalk zu sein.

CNN

Screenshot der CNN-App

Ähnlich wie Clashot erlaubt auch die APP des Nachrichtensenders CNN, Fotos und Videos von nach­rich­ten­re­le­van­ten Ereignissen direkt hoch­zu­la­den. Der Bereich dafür ist „iReport“, ansons­ten fun­giert die App als – schlecht lay­oute­tes – Nachrichtenportal des Senders. Positiv anzu­mer­ken ist, dass Medien auch als „Gast“ hoch­ge­la­den wer­den kön­nen, ohne einen Benutzeraccount anle­gen zu müs­sen. Außerdem hat CNN eben­falls „iAssignments“, also Fotoaufträge, die jedoch schon mehr in Richtung „Dokumentiere die aktu­el­len Proteste in Brasilien/​Türkei/​Ägypten“ etc. gehen.

PicsaStock

Erst vor paar Tagen kün­dig­te der Chef der yourpainting.de, Andre Lutter, die Gründung der Bildagentur PicsaStock an, wel­che nur Smartphone-​Fotos ver­kau­fen will. Eine App gibt es aber noch nicht. Die Fotografen sol­len 50% der erziel­ten Einnahmen erhal­ten. Wie sich der Dienst gegen­über den ande­ren eta­blier­te­ren Firmen abhe­ben soll, ist mir noch unklar.

EyeEm

Die deut­sche Firma EyeEm ist ein Instagramm-​Klon und ver­kauft aktu­ell noch kei­ne Bilder. Laut die­sen News sam­mel­te die Firma jedoch erst kürz­lich 6 Million USD Risikokapital ein und will bald in den Bildermarkt einsteigen.

Fizwoz und Pictorama

Diese Firma Fizwoz hat sich zum Ziel gesetzt, die News-​Handyfotos meist­bie­tend an Nachrichtensender oder ande­re Medien ver­stei­gern zu kön­nen. Da ich die App für das iPhone jedoch nicht fin­de und auch die letz­ten News auf der Webseite von 2011 sind, den­ke ich, das Projekt hat sich genau­so erle­digt wie Pictorama, die deut­sche Firma, die Smartphone-​Fotos ver­kau­fen woll­te und im Februar den Dienst quit­tiert hat.

Was noch?

Die Bildagentur iStockphoto akzep­tiert seit über einem Jahr auch Handyfotos. Dafür gibt es aber kei­ne App, die Fotos müs­sen direkt über die Agentur-​Webseite hoch­ge­la­den wer­den. Hier gibt die Agentur Tipps für die Mobilfotografie. Die Tipps gel­ten übri­gens auch für alle, die gute Fotos mit dem Smartphone machen wol­len, ohne die­se gleich zu verkaufen.

Auf ähn­li­chen Umwegen könn­ten es Handyfotos sogar zum Branchenführer Getty Images schaf­fen. Wer sei­ne Fotos zu Flickr hoch­ädt, egal ob über deren App für iOS oder Android, kann eine Einladung zur Flickr Kollektion erhal­ten oder sich mit sei­nen Fotos dort direkt bewer­ben. Wie genau das geht, steht alles hier. Dann wer­den die Fotos sowohl über iStockphoto als auch Getty Images und deren Partneragenturen verkauft.

Nutzt ihr schon Smartphone-​Apps zum Bilderverkauf? Und wie sind eure Erfahrungen damit?

Geld verdienen mit dem Verkauf von Smartphone-Fotos?

Es soll­te nur ein kur­zer Artikel wer­den. Doch mitt­ler­wei­le ist mein Text über die Zukunft der Smartphone-​Fotografie auf eine drei­tei­li­ge Artikelserie ange­wach­sen. Und soviel kann ich ver­ra­ten: Ein vier­ter Teil wird auch noch kom­men. Hier könnt ihr den ers­ten und zwei­ten Teil lesen.

Heute soll es all­ge­mein um die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Smartphone-​Apps zum Fotoverkauf gehen im Vergleich zu den aktu­el­len Wegen des Fotoverkaufs.

Eins vor­weg: Ich bin fest davon über­zeugt, dass die Qualität von Handy-​Kameras kein Argument gegen Fotoverkäufe über das Smartphone ist. Das sage ich einer­seits, weil uns die Digitalfotografie das Gegenteil bewie­sen hat. Vor ca. zehn Jahren begann die gro­ße Debatte unter Fotografen, ob Film oder Digitalfotos bes­ser sei­en. Noch 2010 erklär­te der Profi-​Fotograf Ken Rockwell, war­um Film sei­ner Meinung nach nicht aus­ster­ben wer­de. Klar, es gibt auch noch Vinyl-​Schallplatten, aber die sind mitt­ler­wei­le in einem nor­ma­len Geschäft genau­so oft erhält­lich wie 35mm-​Filmrollen. Genauso, wie es noch Dampfeisenbahn-​Enthusiasten gibt, wird es auch noch eine Weile Analog-​Fotografen geben, aber jetzt wo es auch digi­ta­le Mittelformat-​Kameras gibt, arbei­ten Profis nun mal digital.

Die Technik macht sehr schnel­le Fortschritte. Ein ganz ein­fa­ches Beispiel ist die Entwicklung der Kamera in den sechs iPhone-​Generationen, die hier sehr anschau­lich ver­gli­chen wer­den. Der gezeig­te Qualitätssprung dau­er­te nur fünf Jahre! Die Ankündigung des Nokia Lumia 1020* mit einem 41-​Megapixel-​Sensor von Zeiss zeigt, dass die Entwicklung noch lan­ge nicht das Ende erreicht hat. Für Prints bis 13 x 18 cm oder gar für Web-​Anwendungen reicht selbst die aktu­el­le Smartphone-​Qualität locker aus und deckt damit einen gro­ßen Teil der benö­tig­ten Bildanwendungen schon ab. Wer jetzt sagt, dass gerin­ge Schärfentiefe zur bewuss­ten Bildgestaltung oder Telezooms oder gro­ße Sensoren für gerin­ges Bildrauschen eine Domäne der DSLRs sind, dem wer­den spä­tes­tens in paar Jahren die Argumente schwin­den. Dazu kom­men zwei Punkte, wel­che Smartphones den wuch­ti­gen Digitalkameras vor­aus haben: Sie sind deut­lich leich­ter und auch immer dabei.

Qualitätsentwicklung am Beispiel der iPhone-​Reihe (Foto: Lisa Bettany, Quelle: http://campl.us/posts/6iPhoneCameras)

Wenn wir also davon aus­ge­hen, dass die Bildqualität (bald) nicht mehr ent­schei­dend ist beim Vergleich von Smartphone-​Kameras und DSLRs, was bedeu­tet das für das Geschäftsmodell?

Microstock hat den Markt stark ver­än­dert, weil die Bildpreise deut­lich bil­li­ger waren. Smartphone-​Apps zum Fotoverkauf kön­nen mit der Bildqualität nicht punk­ten, denn egal, was ich eben über den Fortschritt der Technik geschrie­ben habe: Besser wer­den die Bilder nie wer­den kön­nen, höchs­tens genau­so gut. Es blei­ben also ent­we­der nied­ri­ge­re Preise oder Schnelligkeit. Wer Preisdrücker sein will, muss noch die Microstock-​Agenturen unter­bie­ten. Das ist schwer, denn nach den dras­ti­schen Preissenkungen bei iStockphoto und der Preisreduzierung für sel­ten ver­kauf­te Fotos bei Fotolia gibt es dar­un­ter kaum noch Luft.

1 Euro“ oder auch „1 Dollar“ sind Preise, hin­ter denen nicht nur betriebs­wirt­schaft­li­che Überlegungen ste­hen, son­dern auch psy­cho­lo­gi­sche. „Das Foto ist dann Euro wert“, sagt so ein Preis aus. Wer als Bildagentur Fotos für 90 Cent ver­kau­fen will, ver­an­kert sowohl beim Fotografen als auch beim Bildkäufer die Aussage, dass die Fotos Centarti­kel sind, Wegwerfware. Das ist auch einer der Gründe für die Nutzung von „Credits“ als Kunstwährung, weil dann die Preise im Centbereich bei Abos oder nach Mengenrabatt nicht so auffallen.

Ein ande­rer Vorteil blie­be die Geschwindigkeit. Diese ist bei typi­schen Microstock-​Fotos, die durch gene­ri­sche Motive auf Langlebigkeit getrimmt sind, unwich­tig. Eine sehr gro­ße Rolle spielt die Geschwindigkeit bei Nachrichtenfotos, wes­halb in der Vergangenheit eini­ge Anbieter ver­sucht haben, in die­se Nische zu sto­ßen. Die Idee klang ja ein­leuch­tend: Leute mit ihren immer ver­füg­ba­ren Smartphone-​Kameras soll­ten als Bürger-​Reporter den Nachrichtenmedien bil­li­ge Fotos liefern.

Getty Images hat­te das schon 2007 mit Scoopt ver­sucht, aber 2009 wie­der auf­ge­ge­ben. Vielleicht war Getty da der Zeit zu weit vor­aus. Auch Yahoo und Reuters star­te­ten 2006 mit „You Witness“ und „Your View“ den Versuch, Bürger(bild)journalismus zu eta­blie­ren, gaben aber eben­falls nach paar Jahren auf. Seit 2009 dann ver­sucht CNN, mit der „iMobile“-App, die Leser zur Meldung nach­rich­ten­re­le­van­ter Inhalte auf­zu­for­dern. Der Hauptgrund, war­um die­se sowie eini­ge ähn­li­che Dienste lang­fris­tig wenig Erfolg haben wer­den, hat Paul Melcher hier gut ana­ly­siert: Den ein­ge­sand­ten Bildern man­gelt es nicht an tech­ni­scher Qualität, son­dern ihnen fehlt die „jour­na­lis­ti­sche Bildgestaltung“, die Fähigkeit, mit einem Bild eine gan­ze Geschichte zu erzählen.

Was bleibt nun übrig? Scoopshot ist im Grunde der Versuch, Auftragsarbeiten für Fotos absicht­lich an Leute zu ver­ge­ben, die kei­ne Ahnung von der Branche haben, damit sie für viel zu wenig Geld arbei­ten. Und selbst das weni­ge Geld ist nicht immer garan­tiert. Die Arbeit ist garan­tiert, der Verdienst nicht. Ähnliche Versuche, nur ohne Smartphone-​App, gab es in der Vergangenheit zuhauf. Ein Beispiel ist OnRequest Images, die 2011 auf­ge­hört haben, ande­re sind microshooting.de oder focalpop.com, bei­de eben­falls seit paar Jahren nicht mehr existent.

Wenn sol­che Portale rei­hen­wei­se gestor­ben sind, macht viel­leicht die Smartphone-​App den Unterschied? Vielleicht. Immerhin ist ja eben der Vorteil, dass das Handy immer dabei ist und man sich bequem in Bus oder Bahn die neu­en Anfragen durch­le­sen kann und falls man gera­de paar Minuten Zeit hat und in der rich­ti­gen Gegend ist, kann man auch kurz was knip­sen. Oder ein­fach ein Foto hoch­la­den, was eh im Handy gespei­chert ist. Die Chancen ste­hen also bes­ser, aber ab sie für das Überleben aus­rei­chen, weiß ich nicht.

Bisher habe ich zwei ver­schie­de­ne Geschäftsmodelle erwähnt: Fotojournalismus und Auftragsarbeiten. Das drit­te Geschäftsmodell bei Smartphone-​Apps, die mit dem Verkauf von Fotos Geld ver­die­nen wol­len, ist das ganz klas­si­sche Bildagentur-​Geschäft. Hier wer­den ein­fach Fotos ver­kauft, oft über die Webseite, die von der Handy-​App aus ein­ge­schickt wer­den. Der ein­zi­ge Unterschied zu klas­si­schen Microstock-​Agenturen ist hier der Anlieferungsweg und die schi­cke App. Deswegen liegt es nahe, dass die­se Agenturen lang­sam eben­falls den Weg ein­schla­gen. 123rf hat mit „On-​The-​Go“ eine sol­che App zum Hochladen von Handyfotos in den nor­ma­len Agenturbestand, iStockphoto akzep­tiert seit einem Jahr Handyfotos auf nor­ma­len Wege und ich bin sicher, eini­ge ande­re Bildagenturen arbei­ten an ähn­li­chen Apps.

Eine der weni­gen Firmen, die sich ohne einen Hintergrund im Bildermarkt an den Verkauf von Smartphone-​Fotos wag­ten, sind Pictorama und Foap. Pictorama star­te­te Mitte 2012 und ver­mel­de­te Anfang 2013 schon das Aus, weil „nicht genü­gend Leute unse­re Bilder kauf­ten“. Foap hin­ge­gen lebt noch. Die Preise dort lie­gen bei 10 Dollar pro Bild. Wer sich auf der App die zuletzt ver­kauf­ten Bilder anschaut, wird fest­stel­len, dass trotz des Hypes um die Handyfotos vie­le DSLR-​Fotos ver­kauft werden.

Details eines DSLR-​Fotos, wel­ches über Foap ver­kauft wurde

Weil der Preis jedoch je nach gewünsch­ter Größe deut­lich über denen der Microstock-​Agenturen liegt und das Hochladen von DSLR-​Fotos über den Umweg der App umständ­li­cher ist als direkt eine Microstock-​Agentur zu belie­fern, sieht auch hier die Zukunft düs­ter aus, je mehr Microstock-​Agenturen mit ihren eige­nen Apps den Markt ent­de­cken wer­den. Die Unterschiede, ob ein Foto dann mit einem Handy oder einer Spiegelreflexkamera auf­ge­nom­men wur­de oder ob es über die Webseite oder eine App hoch­ge­la­den wur­de, wer­den dann immer weni­ger eine Rolle spielen.
Was zählt, ist dann nur der Preis und das pas­sen­de Motiv.

Im – hof­fent­lich letz­ten – vier­ten Teil wer­de ich dann alle mir bekann­ten Apps zum Fotoverkauf auflisten.

Wie seht ihr die Zukunft der Smartphone-Fotografie?

* Affiliate

Kann man mit der Scoopshot App Geld verdienen?

Welche Zukunft hat der Bildermarkt im Bereich der Smartphone-Fotografie?

Im ers­ten Teil die­ses Artikels ging es um die Abkehr des bekann­ten Microstock-​Fotografen Yuri Arcurs vom Microstock-​Markt. Gleichzeitig kün­dig­te er sei­nen Einstieg mit einer 1,2 Millionen-​Investition in die Start-​Up Firma Scoopshot an.

Logischerweise pries Yuri in sei­nem Blogartikel des­we­gen die Zukunft der Smartphone-​Fotos als lukra­ti­ve Einkommensquelle, die nur auf ihn war­te, um aus­ge­schöpft zu wer­den. Es liegt auf der Hand, dass jemand, der gera­de über eine Million Dollar in eine Firma gesteckt hat, mit allen Mitteln ver­su­chen wird, deren Geschäftsmodell über den grü­nen Klee zu loben.

Auch wenn wir das im Hinterkopf behal­ten, soll­ten die Teilnehmer des Bildermarkts nicht den Fehler bege­hen, neue Geschäftsideen nur des­halb für tot zu erklä­ren, weil es ande­re als die aktu­el­len sind. Dieser Fehler hat­te eini­gen Macrostock-​Agenturen und ‑Fotografen die finan­zi­el­le Existenz gekos­tet, ande­re haben nur mit Mühe die Kurve bekommen.

Diesen Fehler will ich nicht bege­hen, wes­halb ich mir die Scoopshot-​App und Webseite (sowie ande­re „Geld ver­die­nen mit Fotos“-Apps“, aber dazu bald mehr) genau­er ange­schaut habe.

Scoopshot funk­tio­niert nach dem Prinzip, dass Bildsucher „Aufgaben“ kos­ten­los aus­schrei­ben kön­nen, um nach Fotos zu suchen. Diese Ausschreibungen wer­den allen Scoopshot-​Fotografen im Umkreis von 20 km einer gewünsch­ten Stadt für eine Woche ange­zeigt. Wer eine Aufgabe bun­des­weit oder gar welt­weit aus­schrei­ben will oder die Aufgabenzeit ver­län­gern will, muss zah­len. Wer sei­ne Aufgabe pro­mi­nen­ter anzei­gen las­sen will, sei es Durch ein Logo, Web-​Banner oder eine Push-​Mitteilung der App, muss schnell mitt­le­re drei­stel­li­ge Beträge zahlen.

Die Fotografen kön­nen dann mit ihrem Smartphone über die App Fotos zu den Aufgaben hoch­la­den. Wird eins ver­kauft, bekom­men sie vom 5 US-​Dollar Verkaufspreis die Hälfte, also 2,50 US-​Dollar. Von den oben genann­ten mitt­le­ren drei­stel­li­gen Beträgen sieht der Fotograf nichts. Außerdem muss der Bildsucher auch keins der ihm ange­bo­te­nen Fotos kau­fen, dann bekommt der Fotograf für sei­ne Arbeit nichts. Das nennt sich in der Fachsprache „Work on spec“, also eine Auftragsarbeit auf den puren Verdacht hin ablie­fern, viel­leicht doch Geld dafür zu bekom­men. Warum das dumm ist, wird hier erklärt.

Selbst Yuri Arcurs gibt es zu und schreibt, dass die Bezahlung „lächer­lich“ sei:

I agree that 5 USD per task is ridi­cu­lous, but so was 1 USD per down­load for Istockphoto.com back 7 years ago. We are loo­king at the birth of a new indus­try. It’s not refi­ned like micros­tock is today. Mistakes are ok, small inco­me is ok, bad images are ok, it does not mean it is whe­re it will end. You have to see the poten­ti­al long term.“

Doch dies­mal sitzt er als Investor ja auf der ande­ren Seite des Tisches, und zwar auf der, wo von der lächer­li­chen Bezahlung der Gegenseite pro­fi­tiert wird.

Aber wie ist aktu­ell die Qualität der ein­ge­sand­ten Bilder? Ich habe es mal mit zwei Aufgaben getes­tet, die ich im Raum Berlin für sie­ben Tage ver­öf­fent­licht habe. Einmal soll­ten die Fotografen selbst­ge­mach­tes Eis foto­gra­fie­ren und idea­ler­wei­se gleich das Rezept im Kommentarfeld mit­lie­fern. Das könn­te ich super für mei­nen Eis-​Blog nut­zen. Vielleicht etwas anma­ßend von mir, für 5 Dollar eine kom­plet­tes Rezept mit Bildern zu bekom­men. So sahen drei ein­zi­gen Ergebnisse (ein Tag vor Aufgabenende) auch aus:

Das ers­te Foto ist sogar ganz wit­zig und ori­gi­nell, was mich gleich stut­zig mach­te. Deshalb kurz mit Google Images eine Bildersuche gemacht und sie­he da, das Foto kur­siert seit Jahren im Internet auf Witz-​Seiten und wur­de garan­tiert nicht vom Einsender auf­ge­nom­men. Deshalb habe ich es mal als „ver­letzt Copyright“ gemel­det, aber nach mehr als fünf Tagen war das Bild immer noch online. Der unwis­sen­de­re Bildkäufer hät­te das Foto viel­leicht gekauft, benutzt und im Falle einer Klage ein gro­ßes Problem gehabt, denn Unwissenheit schützt ja vor Strafe nicht.

Scoopshot hält sich im Kleingedruckten fein raus und schreibt:

The Buyer is respon­si­ble for obtai­ning all Releases and it agrees that its publi­ca­ti­on of a Photo is con­di­tio­nal on obtai­ning all Releases. Should the Buyer have reason to belie­ve that per­mis­si­on or con­sent for publi­shing is requi­red under any appli­ca­ble law the Buyer shall not publish the Photo.“

Das heißt grob über­setzt: Du darfst ger­ne Fotos kau­fen, aber viel­leicht darfst Du es nicht nut­zen, weil es Rechte ande­rer ver­let­zen wür­de. Du musst Dich nach dem Kauf selbst dar­um küm­mern, dafür Freigaben zu erhal­ten und wir hel­fen Dir dabei kein biss­chen. Soviel zum Thema Rechtssicherheit.

Ähnliche Qualitätsprobleme gab bei mei­ner zwei­ten Aufgabe: Ich hat­te die Idee, die­sen Artikel mit einem Scoopshot-​Foto zu illus­trie­ren und frag­te die Fotografen, mir Bilder von „Smartphone-​Fotografen beim Geld ver­die­nen“ zu schi­cken. Als typi­scher Microstock-​Fotograf hat­te ich erwar­tet, mit Bildern von jun­gen Leuten zuge­schüt­tet zu wer­den, die sich selbst mit ihrem Handy im Spiegel foto­gra­fie­ren und dabei ein paar Geldscheine in der Hand hal­ten. Stattdessen gab es die­se Auswahl:

Blumen, Katzen, Kakteen und Topfpflanzen. Das ers­te Bild des Strudels in Augenform war wie­der ganz wit­zig, aber auch wie­der aus den Untiefen des Internet kopiert und geklaut. Das voll­mun­di­ge Versprechen von Authentizität und Echtheit von Scoopshot wegen zum Patent ange­mel­de­ter Technologien lässt einen da glatt sprach­los. Vor allem der letz­te Satz:

Therefore we have deve­lo­ped a patent-​pending tech­no­lo­gy that auto­ma­ti­cal­ly ana­ly­zes the authen­ti­ci­ty of user-​generated con­tent (UGC). From the time a pho­to or video is cap­tu­red with the app, we know the „who, when, whe­re“ of its exis­tence. This helps media com­pa­nies focus upon con­tent its­elf, not spen­ding effort in authentication.“

Testweise habe ich mal ein Foto in den Warenkorb gelegt und im Grunde muss­te ich nur auf „Checkout kli­cken“ und mei­ne PayPal-​Adresse ange­ben, um den Kauf abzu­schlie­ßen. Nirgends wird ein Wort über die Bildlizenz ver­lo­ren, also was der Käufer mit dem Bild machen darf und was nicht.

In den all­ge­mei­nen Nutzungsbedingungen hin­ge­gen wer­den gleich meh­re­re vor­han­de­ne Lizenzen auf­ge­lis­tet, von einer „Publishing Licence“, die nur redak­tio­nel­le Nutzung erlaubt bis hin zu einer „Unlimited Licence“, die nach mei­nem Verständnis auch Werbezwecke ein­schlie­ßen wür­de. Welche Lizenz beim Kauf nun gül­tig ist, ist unklar. Wenn Scoopshot den Bildkäufern gewerb­li­che Nutzungen erlaubt, ohne sich um die Rechteklärung zu küm­mern, steht das gan­ze Geschäftsmodell wie­der auf sehr wack­li­gen Füßen.

Meine bei­den Aufgaben haben – zumin­dest mir – gezeigt, dass Scoopshot für typi­sche Bildagenturen auf lan­ge Zeit hin bestimmt kei­ne Konkurrenz ist.

Das ver­sucht die Firma aber anschei­nend auch nicht. Die Stärke von Scoopshot liegt woan­ders und wird auf deren Webseite als „Content Marketingbeschrie­ben:

Crowdsource uni­que con­tent for mar­ke­ting pur­po­ses, mar­ket rese­arch and to enga­ge and inter­act with consumers.“

Das wären dann Aufgaben wie „Fotografiere Dich mit unse­rer Tageszeitung im Urlaub“ oder „Fotografiere Dich mit unse­rer Supermarkt-​Tüte auf Reisen“ und so wei­ter. Oder die Geodaten der Fotos wer­den für Marktforschungszwecke aus­ge­wer­tet? Die Firma bekommt dann für eini­ge hun­dert Euro (ohne ein Foto kau­fen zu müs­sen) vie­le Leute, die sich die Zeit neh­men und Mühe machen, sich mit dem bewor­be­nen Produkt in Szene zu set­zen, Scoopshot bekommt das Geld und die Fotografen bekom­men bes­ten­falls 2,50 Dollar.

Nach dem ers­ten Test von Scoopshot woll­te ich all­ge­mei­ner wer­den und einen Blick auf ver­gleich­ba­re Geschäftsmodelle in der Vergangenheit wer­fen und einen Ausblick in die Zukunft wagen, aber das hebe ich mir jetzt doch für den nächs­ten drit­ten Teil auf.

Wie schätzt ihr die Chancen von Scoopshot ein?

Stockfotografie-​News 2013-07-19

Gestern habe ich die ers­te Hälfte der rie­si­gen Portion Stockfotografie-​News ser­viert. Heute gibt es die zwei­te Hälfte als nicht min­der schmack­haf­ten Nachschlag:

  • Shutterstock stellt ein neu­es Keyword-​Tool vor, was sehr intui­tiv funk­tio­niert und von vie­len bes­ser als das alt­be­kann­te von Yuri Arcurs ein­ge­schätzt wird. Dafür tippt man 2–3 Begriffe ein und erhält eine Bildauswahl. Dann klickt man min­des­tens drei Bilder an, die dem zu ver­schlag­wor­ten­den Motiv am ähn­lichs­ten sehen und bekommt dann eini­ge Vorschläge für pas­sen­de Suchbegriffe.
  • Außerdem fei­ert Shutterstock das 10jährige Jubiläum und ver­gibt sie­ben „Stipendien“ zu ins­ge­samt 75.000 USD. Details zur Teilnahme gibt es hier.
  • Shutterstock zum Dritten: Die Agentur ver­kauft jetzt nicht nur Bilder und Videos, son­dern unter der Domain skillfeed.com auch Video-​Tutorials im Abo. Der Unterschied zu Tutorial-​Seiten wie video2brain ist, dass auch die­se Tutorials mit­tels „Crowdsourcing“ gesam­melt wer­den, sprich: Jeder kann sich bewer­ben und eige­ne Videos einreichen.
  • Die Bildagentur Panthermedia führt jetzt nach Clipdealer eben­falls eine „Social Media“-Lizenz ein. Der Aufpreis beträgt 10 Euro pro Bild. Außerdem wird die „Social Media“-Lizenz auto­ma­tisch mit der Erweiterten Lizenz ver­knüpft, ist dort also im Preis inbe­grif­fen. Wer dar­an nicht teil­neh­men will, muss die ent­spre­chen­den Felder hier in der Rechteverwaltung deaktivieren.
  • Parallel dazu kürzt Panthermedia die Honorare für Abo-​Downloads auf 0,23 Euro bzw. 0,46 Euro für die kon­zern­wei­te Nutzung.
  • Kürzlich hat­te ich berich­tet, dass Yuri Arcurs jetzt exklu­siv bei Getty Images ist. Heute erzäh­le ich euch, dass er eben 1,2 Millionen USD in die Startup-​Firma Scoopshot gesteckt hat. Die Firma will Auftragsfotografie crowd­sour­cen. Ich habe schon vor vier Jahren die deut­li­chen Nachteile auf­ge­zählt und ich sehe nicht, war­um das dies­mal mehr Erfolg haben soll­te. Vielleicht ist es aber auch nur ein cle­ve­rer Versuch, eine Bilddatenbank mit Smartphone-​Bildern aufzubauen.
  • Wo wir dabei sind: Mit „Smart Photo Digest“ gibt es jetzt die ers­te (?) deut­sche Zeitschrift für Smartphone-Fotografen. Etwas unver­ständ­lich ist nur, wie­so man als Titelbild trotz­dem ein DSLR-​Foto nutzt, wenn man so von den Fähigkeiten der Smartphone-​Kameras über­zeugt ist.
  • Die drei Macrostock-Agenturen Stockfood, Alamy und Westend61 haben bei­de ihre Webseiten kom­plett neu gestaltet.
  • Corbis hat jetzt mit „Crave“ eben­falls eine kos­ten­lo­se iPad-​App, wel­che aus­ge­wähl­te bes­te Bilder der Agentur zur Schau stellt. Viele Funktionen funk­tio­nie­ren jedoch nur nach Login.
  • Das Start-​Up Dotspin zeigt eine krea­ti­ve Möglichkeit auf, wie man mit kos­ten­lo­sen Creative Commons-​Bildern trotz­dem Geld ver­die­nen könn­te. Der größ­te Haken dar­an: Bisher hat es Creative Commons-​Fotografen auch nicht gestört, dass es kei­ne Honorare gibt.
  • Noch wei­ter geht der Blick über den Tellerrand bei Audiam. Diese Firma will Musikern hel­fen, Geld bei Youtube mit­tels der vor­ge­schal­te­ten Werbung zu ver­die­nen. Leicht pro­ble­ma­tisch dabei ist nur, dass ver­sucht wird, anhand unli­zen­zier­ter Inhalte Geld zu ver­die­nen und die­se somit nach­träg­lich zu lega­li­sie­ren und den Musiker mit einem Teil der Werbeeinnahmen abzuspeisen.
  • Für die Food-​Fotografen unter euch: Die Inhaber der Namensrechte der „Pink Lady“-Apfelsorte suchen den Foodfotografen 2014. Hier mehr Details.
  • Noch etwas Lustiges und Lehrreiches zum Schluss: Ihr erin­nert euch sicher alle an Awkward Stock Photos? Dort wer­den schreck­li­che, selt­sa­me oder komi­sche Stockfotos gezeigt. Ähnlich geht es bei Getty Critics zu. Mit dem gro­ßen Unterschied, dass dort wirk­lich kri­ti­siert wird und Stockfotografen noch etwas ler­nen kön­nen. Zum Beispiel, dass es unrea­lis­tisch aus­sieht, wenn Spielzeug im Kamin liegt, die neun­jäh­ri­ge Tochter Kaffee zum Frühstück trinkt und der Käse mit der Grillzange ser­viert wird.

Was sagt ihr zu den Neuigkeiten? Und wenn ich etwas über­se­hen habe, dann bit­te in den Kommentaren nachtragen.