In der heutigen Folge von „Pimp My Stock!“ geht es um einen sehr interessanten Fall. Die eingesandten Bilder wurden von Fotolia abgelehnt, obwohl ich der Ansicht wäre, dass die Motive allesamt sehr verkäuflich wären.
Aber der Reihe nach. Johann schrieb mir:
„Hallo Robert,
Ich bin Hobbyfotograf aus Baden-Württemberg und bin ziele in der Fotografie auf Personen, Hochzeiten und Feiern. Stockfotografie war bisher noch nie ein Thema für mich, höchstens ab und zu mal ein Bildkauf für irgendwelche Flyer oder Websites.Als ich Fotos für meine Firma (bei der ich hauptberuflich arbeite) gemacht habe, sind noch ein paar unpersönliche Fotos entstanden die mir gut gefallen und bei denen ich dachte die könnten sich gut bei Fotolia verkaufen.Nach fast einer Woche Warten wurden diese drei Fotos mit der typischen Standardnachricht abgelehnt.Ich dachte das du mir vielleicht erklären kannst, warum diese Bilder nicht interessant sind für Fotolia?Mit freundlichen Grüßen,Johann Müller“
Um welche Bilder geht es genau?
Das erste Foto zeigt einen Netzwerk-Hub in einem kleinen Rechenzentrum. Solche Fotos sind schwer zu machen, weil Rechenzentren meist gut abgesichert sind und nur wenige Leute Zugang erhalten. Optisch finde ich das Bild ebenfalls sehr ansprechend, weil die knallgelben Netzwerkkabel gut auffallen und mit den ebenfalls hellgrün, orange oder gelb leuchtenden Lämpchen harmonieren. Da der Hintergrund eher dunkel ist, heben sich die hellen Kabel gut ab und vermitteln auch ein Gefühl von Ordnung und Systematik, was bei Netzwerk-Motiven ebenfalls gefragt ist. Das zeigen auch diese ähnlichen Motive bei Fotolia, die durchweg dreistellige Verkaufszahlen vorweisen können.
Das zweite Foto zeigt wieder Netzwerkkabel, diesmal als Straß mit vielen losen Enden. Das würde ich eher zu den Konzept-Bildern einordnen, halte es aber genau deswegen für ebenfalls gut verkäuflich. Die Farbwahl passt noch immer, der dunkelblaue Hintergrund bildet (fast) einen Komplementärkontrast zu den gelben (eher ins Orangefarbene gehende) Kabeln.
Das dritte Bild zeigt tippende Hände auf einer Computer-Tastatur. Im Bild ist Platz für Text, die Marke der Tastatur ist nicht erkennbar, die Finger tippen geschäftig und decken damit lukrative Themen wie „Business“, „arbeiten“, „Internet“ etc. ab. Der Fotolia-Bestseller in diesem Bereich kommt sogar auf über 2.300 Downloads.
Warum wurden diese Bilder dann abgelehnt?
Ich habe keine Glaskugel, deswegen kann ich nur – auf meine Erfahrung gestützte – Vermutungen anstellen. Auffällig ist, dass bei allen drei Bildern eine sehr geringe Schärfentiefe benutzt wurde. Das allein mögen vor allem Fotolia und Shutterstock nicht. Eine Abhilfe wäre, lieber 1–2 Blendenstufen abzublenden statt mit Offenblende zu arbeiten. Nachträglich lässt sich das leider nicht korrigieren.
Ein anderer Grund könnte sein, dass bei solchen Fotos mit wenig Schärfentiefe das Bildrauschen stärker auffällt. Ein behutsames Entrauschen könnte hier hilfreich sein, ansonsten: Bei anderen Bildagenturen sein Glück versuchen.
Würde ich als Bildredakteur einer Agentur arbeiten, hätte ich die Bilder angenommen. Deswegen ist das wohl die erste Folge (von insgesamt immerhin schon 27), bei der ich achselzuckend zugeben muss, dass ich leider im Nachhinein keine wirklichen Verbesserungsvorschläge habe. Für den Fotografen bleibt als einzige hilfreiche Lektion: In Zukunft lieber ein paar Blendenstufen zu schließen, um die Ablehnungswahrscheinlichkeit zu minimieren.
Oder was sagt ihr? Wie schätzt ihr die Fotos ein?
Wer ebenfalls eine ehrliche Meinung und Tipps zur Verbesserung seiner Stockfotos haben will, kann hier nachlesen, wie man bei der “Pimp My Stock!”-Serie mitmachen kann.