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Rezension: „Erfolg als Fotograf“ von Dr. Martina Mettner

Soviel Kontroverse ist sel­ten: Das ers­te Buch „Wie man ein groß­ar­ti­ger Fotograf wird“ pro­vo­zier­te sowohl Lobeshymnen als auch nie­der­schmet­tern­de Verrisse. Dort beschrieb sie, wie Fotos inhalt­lich und gedank­lich struk­tu­riert sein soll­ten, um als guter Fotograf aner­kannt zu werden.

Das zwei­te Buch der Fotografie-​Beraterin beschäf­tigt sich mit dem gan­zen Kram, der nach dem Fotografieren kommt, aber in der Regel sogar mehr Zeit frisst als das Bedienen der Kamera. Warum das so wich­tig ist, erklärt sie gleich am Anfang des Buches: „Ob man als Fotograf erfolg­reich wird oder ist, hängt nicht pri­mär davon ab, wie gut man im Moment ist. Es hängt davon ab, wie geschickt man sei­ne Fähigkeiten ein­setzt, wie klug man sich prä­sen­tiert und wie man sein Talent aus­baut.


Erfolg als Fotograf“* trägt den Untertitel „Wie man sein Können opti­mal prä­sen­tiert“ und erklärt genau das: Wozu brau­che ich einen Business-​Plan? Was soll­te in mei­ne Portfolio-​Mappe? Wie schär­fe ich mein foto­gra­fi­sches Profil? Wie sieht eine gute Webseite von Fotografen aus? Wie soll­ten mei­ne Werbe-​Materialien aus­se­hen? Diese und viel mehr Fragen beant­wor­tet Frau Dr. Mettner sehr aus­führ­lich und kon­kret im Buch.

Dabei scheut sie sich auch nicht, unan­ge­neh­me Wahrheiten poin­tiert aus­zu­spre­chen, die eini­gen Lesern bes­ten­falls ein „Mist, erwischt!“ ent­lo­cken wer­den, schlimms­ten­falls aber wie eine har­te Faust in der Magengrube wir­ken kön­nen. Das sind Sätze wie:

Fotografen, die mei­nen, das Abbilden unver­stell­ter Realität rei­che heu­te noch aus, um damit den eige­nen Lebensunterhalt zu ver­die­nen, haben aller­dings ein Problem. Schon bei der gerings­ten kom­mer­zi­el­len Anforderung erle­ben sie ihr Waterloo. Die Zeiten des Flaneurs mit der Kamera sind lan­ge vor­bei.“ (S. 26)

Oder eine mei­ner Lieblingsstellen über die Auswahl der Fotos für die eige­ne Mappe:

In die Mappe gehö­ren nur Fotos, an denen nichts aus­zu­set­zen ist. Prüfen sie das, indem sie die Fotos jeman­dem zei­gen, den sie für kri­tisch hal­ten. Wie reagie­ren sie, wenn die­ser Jemand län­ger auf ein Foto guckt, ohne etwas zu sagen? Falls sie dann den Impuls ver­spü­ren oder ihm sogar nach­ge­ben und sagen:
‚Ja, das Licht, da woll­te ich mal was ande­res aus­pro­bie­ren…‘ oder:
‚Das Model hat­te lei­der kei­ne pas­sen­den Schuhe“ oder:
‚Also die Farben sind Absicht‘ oder:
‚Gut, da hat­te ich nicht die pas­sen­de Brennweite dabei, das ist hier etwas zu sehr ange­schnit­ten‘ oder:
‚Bei dem Foto hat­te ich noch kei­ne Zeit, die end­gül­ti­ge Bildbearbeitung zu machen‘.
Alles raus! Nichts, wobei sie irgend­was recht­fer­ti­gen oder erklä­ren müss­ten, gehört in die Mappe. Machen sie’s neu. Das ist ihr Beruf!“

Sehr gelun­gen und wirk­lich prak­tisch hilf­reich fin­de ich die Beispiele, wie Fotrografen ihr Webseiten-​Profil schär­fen kön­nen, indem sie von 6, 8 oder mehr foto­gra­fi­schen Kategorien wie People, Landschaft, Makro, Event, Editorial, Stills usw. kon­re­quent die weg­strei­chen, die sie nicht bedie­nen können.

Dr. Mettner wählt oft har­te, aber ehr­li­che Worte und das ist genau das, was auch Foto-​Profis brau­chen, um sich wei­ter ent­wi­ckeln zu kön­nen. Es hilft nicht, die Schuld für feh­len­de Aufträge bei ande­ren zu suchen, sei­en es Hobby-​Fotografen, böse Art Buyer, preis­gei­le Kunden oder aggres­si­ve Mitbewerber. Wer sich mal rich­tig den Kopf waschen las­sen will und neben­bei vie­le prak­ti­sche Tipps bekom­men will, wie er sich als Fotograf bes­ser prä­sen­tie­ren kann, dem emp­feh­le ich aus­drück­lich die­ses Buch. Und das sage ich nicht nur, weil sie mich auf Seite 144 lobend (und in einem Atemzug mit Yuri Arcurs) erwähnt… 🙂

Wer sich noch unsi­cher ist, fin­det hier eine Leseprobe und das Inhaltsverzeichnis.

Welche Bücher lest ihr, um euch foto­gra­fisch weiterzuentwickeln?


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