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Pimp My Stock: Bildbesprechungen von Stockfotos 33

Schnapszahl! Nie hät­te ich gedacht, dass wir auf so vie­le Folgen kom­men wür­den, als ich vor sechs Jahren die ers­te „Pimp My Stock!“-Folge geschrie­ben habe.

Dieses Mal ist Michaela an der Reihe und sie hat sogar – viel­leicht zur Feier des Tages – eini­ge sehr schö­ne Fotos mit­ge­bracht. Sie schreibt:

Hallo Robert,

mein Name ist Michaela Brandl. Ich foto­gra­fie­re seit 8 Jahren und seid gerau­mer Zeit stel­le ich mei­ne Bilder bei diver­sen Microstockagenturen ein (iStock, Fotolia, Shutterstock, usw.). Ich ver­wen­de eine Canon EOS 60D. Ich wür­de ger­ne ein­mal eine Fachmeinung zu mei­nen Bildern hören und wür­de mich freu­en, wenn du sie in dei­ne Pimp my Stock Serie auf­neh­men würdest.

Vielen Dank schon­mal vor­ab und mit freund­li­chen Grüßen,
Michaela Brandl“

Fangen wir mit dem ers­ten Bild an:

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Einige Tulpen mit gezack­tem Rand: Generell sind Blümchenbilder ein schwie­ri­ges Stockmotiv, weil das Angebot die Nachfrage deut­lich über­wiegt, aber durch den Kniff mit der klei­nen Tafel im Bild erleich­tert das Foto den Designern das Einfügen von Text und somit räu­me ich dem Foto trotz­dem eini­ge Verkaufschancen ein.

Die Tafel hät­te im Bild sogar noch grö­ßer sein kön­nen und ande­re Fotografen haben auch finan­zi­el­len Erfolg damit, den Designern auf den Tafeln gleich Textvorschläge mit­zu­lie­fern wie „Am 11. Mai ist Muttertag“, „Frohe Ostern“ oder „Alles Liebe!“. Damit ver­grö­ßert man das Portfolio und erreicht auch Kunden, wel­che den Text nicht selbst ein­fü­gen kön­nen oder aus Zeitgründen nicht wollen.

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Die leuch­ten­de Straßenlaterne ist ein schwie­ri­ge­res Motiv. Der Bildaufbau passt und links ist genug Textfreiraum. Irgendwie wer­de ich aber den Eindruck nicht los, dass das Foto leicht nach rechts kippt. Der Hintergrund ist mir auch schon etwas zu dun­kel und durch den star­ken Kontrast zwi­schen der strah­len­den Lampe und dem dunk­len Hintergrund kann es leicht zu Bildfehlern kom­men, wel­che die Bildredakteure ger­ne als Vorwand neh­men, um so ein Foto abzulehnen.

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Dieser Waldbeeren-​Joghurt ergibt ein sehr schö­nes Stockfoto. In mei­nen Augen ist er fast per­fekt: Spannender Bildaufbau, dezen­tes Licht und moder­ne Food-​Bildsprache. Spontan sehe ich nur zwei klei­ne Details, die ver­bes­sert wer­den könn­ten. Die Gabel links unten in der Ecke ist als sol­che nicht zu erken­nen und lenkt dadurch etwas ab und das Metall ist sowie­so über­strahlt. Auch bei der Auswahl des Minzblattes hät­te Manuela etwas mehr Vorsicht wal­ten las­sen kön­nen, weil sich das lin­ke Blatt unschön rollt.

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Der Flammkuchen mit Lachs hat eben­falls gute Verkaufschancen. Auch hier sind Licht, Bildkomposition und Dekoration so, wie es in den aktu­el­len Food-​Zeitschriften der Trend ist. Links stört mich wie­der das über­strahl­te Licht im Wasserglas, da hät­te das Licht bzw. der Aufbau viel­leicht etwas ver­rückt wer­den können.

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Die bei­den Weingläser auf der Küchenzeile fal­len wie­der etwas ab. Das Bild ist – bis auf einen leich­ten Rotstich – tech­nisch okay, was vor allem bei dem spie­geln­den Glas nicht so ein­fach ist. Aber es fehlt die ein­deu­ti­ge Bildaussage, weil es weder für Catering, den gemüt­li­chen Abend zu zweit, Alkoholismus oder den Abwasch rich­tig passt.

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Für den Erdbeer-​Himbeer-​Joghurt gilt das glei­che wie oben: Sehr zeit­ge­nös­sisch foto­gra­fiert und damit sehr verkäuflich.

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Bei der Forelle mit Zitrone und Zwiebeln bin ich nicht ganz so enthu­si­as­tisch. Vom Bildaufbau gefällt es mir und sieht nach einem anspre­chen­den Food-​Foto aus, aber irgend­wie will mir das Licht nicht zusa­gen. Es ist weder die­ses hel­le, son­nen­durch­flu­te­te Bild, noch das dunk­le, rus­ti­ka­le Licht, was bei die­sen klas­si­schen Gerichten gut pas­sen würde.

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Die bei­den Freundinnen im Café über­zeu­gen mich nicht, aber da bin ich auch beson­ders kri­tisch durch mei­ne eige­nen Erfahrungen in der People-​Fotografie. Zuerst fällt auch, dass das Lächeln der bei­den Frauen geküns­telt wirkt, wie die­ses „Schaut mal her, ich will ein Foto machen“. Hier ist es Aufgabe der Fotografin, Witze zu erzäh­len, sich selbst zum Affen zu machen oder ein­fach eine so hei­te­re Stimmung zu erzeu­gen, dass das Lachen echt wirkt.

Bei der Kleidung len­ken die Schals zu sehr vom Gesicht ab und die Verteilung passt nicht: Die blon­de Person hät­te das dunk­le­re Oberteil und anders­rum anha­ben sol­len, damit es nicht so ein star­kes Hell-​Dunkel-​Gefälle im Bild gibt. Bei der blon­den Frau lenkt auch der Schmuck im Haar, Ohr und am Hals ab. Die Haare sind eben­falls nicht opti­mal: Bei der Brünetten fal­len sie ungüns­tig auf die Schulter, bei der Blondine sind unschö­ne dunk­le Ansätze am Ende zu erken­nen. Hier ein Beispiel* von einer mei­ner Fotoshootings.

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Bei die­sem Glamour-​Foto einer Brünetten wirkt das Lachen auf jeden Fall bes­ser. Aber weil es eben Glamour sein soll, stimmt dann doch eini­ges nicht: Der Hintergrund wirkt zu platt und unprä­ten­ti­ös, ist aber auch nicht hell genug für einen Freisteller mit den sicht­ba­ren Schatten Für ein Lifestyle-​Foto hin­ge­gen stört der gezack­te Schmuck zu sehr und schwarz passt das nicht so gut, weil das zu viel Licht und Konturen schluckt. Also weder Fisch noch Fleisch.

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Das letz­te Mädchen hat eben­falls ein leicht gezwun­ge­nes Lächeln auf dem Gesicht. Hände und Haare gefal­len mir ganz gut, aber ich hät­te die Kamera 1–2 Zentimeter nach unten bewegt, um die Ellenbogen kom­plett aufs Bild zu bekom­men. Auch fehlt mir etwas die Aussage. Im Hintergrund scheint ein Küche zu sein, aber weder das Thema „Essen“ noch „Essen zube­rei­ten“, „Einkauf aus­pa­cken“ oder ähn­li­ches wer­den angeschnitten.

An die­ser Stelle kurz Werbung in eige­ner Sache: Viele Tipps zur Arbeit mit Models, damit die Fotos authen­ti­scher und über­zeu­gen­der wir­ken, fin­den sich in mei­nem gleich­na­mi­gen Buch „Die Arbeit mit Models“*.

Vor allem die Food-​Bilder gefal­len mir schon aus­ge­spro­chen gut und kann mir die­se auch gut in einer spe­zia­li­sier­ten Macrostock-​Agentur wie Stockfood vorstellen.

Was sagt ihr zu den Fotos?

* Affiliate