Schlagwort-Archive: Hochzeitsfotografie

DSGVO für Fotografen – Was ist zu tun?

Seit Wochen errei­chen mich total ver­un­si­cher­te Mails von Fotografen, die nicht wis­sen, wie sie sich auf die neue Datenschutz-​Grundverordnung (DSGVO) vor­be­rei­ten sol­len, wel­che ab dem 25. Mai 2018 in Kraft tritt.

Wie muss ich mei­ne Webseite oder mei­nen Blog absi­chern, um nicht abge­mahnt wer­den zu können?

Darf ich noch redak­tio­nel­le Fotos mit Personen drauf machen, ohne mit einem Bein im Knast zu stehen?

Wie muss ich mei­nen Modelvertrag abän­dern, damit die­ser rechts­si­cher bleibt?

Darf ich als Hochzeitsfotograf noch Bilder der Gäste machen?

Um es vor­weg­zu­neh­men: Auf alle die­se Fragen wer­det ihr von mir hier kei­ne Antwort finden.

Okay, fast, denn zumin­dest beim Thema Blogs und Webseiten kann ich nur raten: Abschalten. Komplett. Konzentriert euch auf die Fotografie und ihr habt ein Problem weni­ger. Nein, war nur ein Scherz, hier fin­det ihr eine Übersicht, was ihr beach­ten müsst, wenn ihr unbe­dingt in Aktionismus ver­fal­len wollt, bevor das Gesetz über­haupt in Kraft getre­ten ist.

Natürlich könnt ihr auch viel Geld aus­ge­ben für eine „maß­ge­schnei­der­te“ DSGVO-​kompatible Datenschutzerklärung im Impressum eurer Webseite oder euch gleich sich „auto­ma­tisch aktua­li­sie­ren­de“ AGB und DSGVO-​Erklärungen im Abo für eine monat­li­che Gebühr von gewief­ten Anwälten kaufen.

Wobei ich schon den Tenor die­ses Artikels ver­ra­ten kann: Keine Panik!

Erinnert ihr euch an die „EU Cookie-​Richtlinie“, wel­che Ende 2015 umge­setzt wur­de? Seitdem pflas­tern zig ner­vi­ge Pop-​Ups fast jede Webseite, wel­che den Besucher dar­über infor­mie­ren, dass Cookies ein­ge­setzt wer­den. Mann kann nicht mal wider­spre­chen, nur „okay“ oder „ver­stan­den“ drü­cken, um das ner­vi­ge Fenster ver­schwin­den zu las­sen. Geholen ist damit kei­nem. Im Gegenteil: Diese Pop-​Ups selbst wie­der­um könn­ten Abmahnungen pro­vo­zie­ren, wenn sie ande­re wich­ti­ge Webseiten-​Informationen wie das gesetz­lich vor­ge­schrie­be­ne Impressum ver­de­cken. Aber mal nüch­tern betrach­tet: Hat jemand von euch schon von einer Abmahnung gehört, wel­che durch ein feh­len­des „die­se Webseite ver­wen­det Cookies“-Banner her­vor­ge­ru­fen wurde?

Ähnlich sehe ich das mit der DSGVO:
Einfach mal locker blei­ben. Die 20 Millionen Bußgeld oder 4% das Jahresumsatzes, die bei Verstößen ger­ne von inter­es­sier­ten Anwälten in den Raum gewor­fen wer­den, die ihre „maß­ge­schnei­der­ten“ Datenschutzerklärungen ver­kau­fen wol­len, sind die Höchststrafe, wel­che Firmen wie Amazon, Facebook, Google oder Apple abschre­cken sol­len. Für einen klei­nen frei­be­ruf­li­chen Fotografen wird garan­tiert nicht die­se Keule aus­ge­packt werden.

Dazu kommt, dass natio­na­le Gesetzgeber der DSGVO teil­wei­se schon die Zähne zie­hen, bevor sie über­haupt gestar­tet ist, aktu­el­les Beispiel ist Österreich.

Außerdem hilft es nichts, panisch im Netz zu recher­chie­ren, wenn die vor­han­de­nen Quellen teil­wei­se sehr wider­sprüch­lich sind und auch der Original-​Gesetzestext der DSGVO so schwam­mig for­mu­liert ist, dass Laien dar­aus kaum schlau wer­den. Beispiel gefäl­lig? Hier will ein Anwalt mit dem Mythos auf­räu­men (sie­he dort #3), dass Gruppenfotos nach Einführung der DSGVO nur noch mit schrift­li­cher Genehmigung der abge­bil­de­ten Personen erlaubt sei­en. Aber in den Kommentaren wider­spre­chen gleich eini­ge Leute, durch­aus mit Argumenten, deren Plausibilität ich jedoch nicht beur­tei­len kann.

Und so geht es wei­ter und wei­ter. Am Ende hat der Fotograf eini­ge Stunden Zeit mit Lesen ver­schwen­det, ist ver­un­si­cher­ter als vor­her und hät­te in der Zeit mit dem Produzieren neu­er Fotos mehr Geld ver­die­nen kön­nen. Wer sich trotz­dem ver­rückt machen will, bit­te zum Beispiel hier lesen.

Ich ver­traue dar­auf, dass unse­re Politiker in Deutschland und im EU-​Parlament gemerkt haben, wie ver­un­si­chert die Bevölkerung ist und ein Auge dar­auf haben, dass es nicht die Falschen tref­fen wird.

Ich wer­de erst in Panik gera­ten, wenn das Gesetz in Kraft getre­ten ist und nach­weis­lich Abmahnungen erwirkt wor­den sind, wel­che auf mei­ne Situation zutreffen.

Ich wer­de mei­ne Model Releases dann anpas­sen, wenn auch der Branchenriese Getty Images sei­ne Model Releases anpasst, weil die­se in der Branche qua­si der Standard sind.

Deshalb mein Rat: Ruhig blei­ben und sich auf die eige­ne Kernkompetenz besin­nen: Gute Fotos machen! Oder ein­fach ab dem 25. Mai zwei Wochen Urlaub machen und schau­en, was sich danach ver­än­dert hat.

In Panik ver­fal­len kön­nen wir auch spä­ter noch, wenn es aktu­el­le Fälle gibt.

Wie seht ihr das?

Für wen eignet sich eine eigene Bildagentur?

Die eige­ne Bildagentur kann sich für vie­le Fotografen loh­nen, die in ganz unter­schied­li­chen Bereichen arbei­ten: ob Hochzeitsfotografen, Foodfotografen oder Portraitfotografen.

Wichtig sind dabei bereits im Vorfeld eini­ge Überlegungen. Wer ist mei­ne Zielgrupe, wer soll die Bilder kau­fen und was soll damit gemacht wer­den? Braucht z.B. mein Kunde eine hoch­auf­lö­sen­de digi­ta­le Fotodatei, bei­spiels­wei­se ein 16Bit TIFF, oder möch­te mein Kunde sich eine Leinwand oder einen Papierabzug von mei­nen Bildern bestellen?


Ist es mein Ziel, dass ich als Stockfotograf mei­ne Fotos Werbeagenturen zur Verfügung stel­len möch­te, dann muss ich an die eige­ne Bildagentur tech­nisch gese­hen ganz ande­re Anforderungen stel­len, als wenn ich mei­ne Fotografien als Hochzeitsfotograf dem Brautpaar und den dazu­ge­hö­ri­gen Hochzeits-​Gästen als zusätz­li­chen Service bereit­stel­len möchte.

Es gibt auf dem Markt ganz unter­schied­li­che Anbieter, die man grob in zwei Kategorien ein­tei­len kann.

  1. Eine Shopsoftware, die ich kau­fe und auf mei­nem Server instal­lie­ren kann. Diese Lösung lässt mir die vol­le Serverfreiheit, ich zah­le eine ein­ma­li­ge Lizenzgebühr, kei­ne monat­li­che Nutzungsgebühr und kei­ne Provisionen an den Anbieter. Dafür bin ich jedoch in punc­to ordent­li­cher Betrieb des Shops voll ver­ant­wort­lich. Diese Art des Shops ist für Stockfotografen sehr inter­es­sant, die hoch­auf­lö­sen­de Bilddaten ver­kau­fen. Anbieter sind bei­spiels­wei­se  Adpic SolutionsKtools, Imagefolio, Pixtacy oder StockboxPhoto. Hier ein Beispiel der Foodfotografin Corinna Gissemann, die sich mit ImagePro von Adpic Solutions eine eige­ne Bildagentur erstellt hat.
  2. Ein Shop-​System wird zur Verfügung gestellt, bei dem ich mich tech­nisch um nichts küm­mern muss. Ich lade ledig­lich mei­ne Fotos hoch und ver­schlag­wor­te sie, sor­ge also für den Inhalt. Oft wird mir als Service noch eine Blogfunktion und/​oder eine Bildershow zur Verfügung gestellt. Neben dem digi­ta­len Download der Dateien sind die­se Shops mit exter­nen Fotofachlaboren ver­bun­den, bei dem der Kunde Abzüge, Leinwände und ande­re Fotoprodukte bestel­len kann. Das ist so gese­hen die kos­ten­güns­tigs­te Lösung, aller­dings müs­sen bei die­sem Modell an den Anbieter eine monat­li­che Grundgebühr und eine Provision, die in der Regel bis zu 20% auf den Verkaufspreis beträgt, bezahlt wer­den. Anbieter sind hier Photoshelter, Pictrs, Fotograf.de oder Photodeck. Hier ein Beispiel der Eventfotografin Alexa Kirsch, die fotograf.de für ihre Eventfotografin verwendet.

Interessant ist, das sich ein Bildershop, wie unter Punkt Zwei auf­ge­führt, für Fotografen eig­net, für die eine eige­ne Bildagentur nor­ma­ler­wei­se kei­nen Sinn machen wür­de: vor allem für Event- und Hochzeitsfotografen im wei­tes­ten Sinne und Fotojournalisten. Diese kön­nen sowohl ihren eige­nen Workflow und die Organisation des Events deut­lich ver­ein­fa­chen, indem sie ihre Bilder online anbie­ten und zusätz­lich ihren Kunden einen beson­de­ren Service bie­ten. Mit Hilfe des Shopsystems kann dem Kunden der Bilderkauf wesent­lich erleich­tert wer­den, indem die­ser nicht mehr auf einen Studiobesuch oder auf das Gedrängel vor dem Fotografentisch wäh­rend des Events ange­wie­sen ist, son­dern dann die Möglichkeit erhält, ganz bequem 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche vom hei­mi­schen Computer aus zu bestellen.

Was nicht ver­schwei­gen wer­den darf, ist die Kehrseite der Medaille: Die Führung eines eige­nen Onlineshops, ganz gleich ob Variante Eins oder Zwei, kann sehr zeit­auf­wen­dig und kos­ten­in­ten­siv wer­den und es kann lan­ge dau­ern, bis sich die Ausgaben ren­tie­ren. Ich muss sehr vie­le Fotos in mei­ner Agentur anbie­ten, für eini­ge Dutzend lohnt sich der Aufwand nicht. Ich brau­che viel Zeit, den Shop auf­zu­set­zen, die Fotos hoch­zu­la­den, zu ver­schlag­wor­ten, mei­ne Preisgestaltung zu machen und – nicht zu ver­ges­sen! – das Marketing dafür zu betrei­ben. Gerade die­ser Posten soll­te nicht unter­schätzt wer­den, denn was nützt der schöns­te Shop, wenn nie­mand weiß, dass es ihn gibt?

Hilfreich ist hier, wenn ich von vorn­her­ein eine Website betrei­be, die schon einen gewis­sen Bekanntheitsgrad auf­wei­sen kann. Der Zeitaufwand, der für die eige­ne Bildagentur erfor­der­lich ist, kann enorm sein. Es soll­te also gut über­legt und vor allem kal­ku­liert wer­den, ob und in wel­cher Form man die eige­ne Bildagentur eröff­nen will.

Ihr wollt mehr über das Thema erfah­ren? Mehr über Ablauf, Organisation und Marketing des eige­nen Online-​Shops? Dann haben wir was für euch: Wir bie­ten ein Online-​Webinar zum Thema: “Lernen Sie, wie Sie erfolg­reich online Fotos ver­kau­fen.” Als Gastdozenten haben wir u.a. Markus Posselt, CEO von fotograf.de ein­ge­la­den, der uns in die Geheimnisse des erfolg­rei­chen Onlineverkaufs ein­wei­sen wird.

Mehr unter http://fotografie-webinar.de/eventfotografie-webinar-lernen-sie-wie-sie-erfolgreich-online-fotos-verkaufen/

Termin: 22.5 – 31.5.2012
Kursgebühr: 89 € (44 € für Mitglieder von fotograf.de oder nikon-fotografie.de)

Dieser Text ist ein Gastartikel von Jana Mänz und Dr. Susan Brooks-Dammann.