Zahlen sind eine wichtige Sache. Die meisten Stockfotografen, die ich kenne, fotografieren nicht für Bildagenturen, weil sie sich da künstlerisch besonders gut ausdrücken können, sondern weil sie mit ihren Fotos Geld verdienen wollen. Umso wichtiger ist es, einige Kennzahlen zu kennen, mit denen der eigene Umsatz besser analysiert und damit auch prognostiziert werden kann.
Ein sehr hilfreiches Tool in dieser Hinsicht ist Stock Performer, ein Analysedienst, der mittlerweile die Verkäufe, Umsätze und andere wichtige Kennzahlen eines Fotografen für fünf Microstock-Agenturen (Shutterstock, Fotolia, iStockphoto, Dreamstime und 123rf) auswertet und den ich hier ausführlich getestet habe.
Luis Alvarez, einer der beiden Köpfe hinter Stock Performer, hat vor wenigen Wochen anhand seines eigenen Portfolios den typischen Lebenszyklus eines Microstock-Bildes vorgestellt. Jedes Portfolio ist aber anders und da Luis zum Beispiel exklusiv bei iStockphoto ist, während ich diese Agentur nicht mehr beliefere, sehen meine Zahlen vielleicht ganz anders aus. Luis war so freundlich, basierend auf den realen Verkäufen und meinen bisherigen Umsätzen den typischen Umsatzzyklus meiner Microstock-Bilder zu berechnen. Das Ergebnis sieht grafisch so aus:
In der Grafik sehr ihr, wie viel ich im Durchschnitt mit einem Microstock-Bild bei den vier Agenturen pro Monat verdiene, gerechnet vom Zeitpunkt des Hochladens. Nach einem starken Einstieg im zweiten Monat erreichen meine Bilder ihre finanzielle Hochzeit vom 9. bis zum 16. Monat. Danach geht es kontinuierlich bergab und das Bild pendelt sich bei ca. einem halben Euro pro Monat ein. Grundsätzlich ist die Kurve vergleichbar mit der von Luis, auch wenn seine höher ansteigt, aber auch schneller abfällt. Im Grunde werden aber die meisten Microstock-Fotografen eine ähnliche Kurve bei ihren Bildern vorfinden, je nach Motiv höchstens unterschiedlich hoch.
Der Lebenszyklus in Zahlen
Wer die Werte oben zusammenzählt, sollte auf insgesamt 61 US-Dollar kommen, die ein Bild pro Jahr bei den vier genannten Agenturen zusammen bringt. Im Schnitt macht das pro Bild und Monat 1,65 US-Dollar. Interessant ist auch das Absacken im dritten Jahr. Während der RPI (Revenue per Image/Umsatz pro Bild) pro Monat für die vier Agenturen bei ca. 2 US-Dollar liegt, halbiert er sich im dritten Jahr auf einen US-Dollar. Die branchenüblich angenommene Halbwertszeit von zwei Jahren für ein Microstock-Bild bestätigt sich hier.
Der durchschnittliche RPI von 1,65 USD ist bei mir jedoch sehr ungleich verteilt. Fast ein Dollar entfällt auf Fotolia, gefolgt von einem halben Dollar von Shutterstock, elf US-Cent von Dreamstime und sechs Cent von 123rf. Ich habe iStockphoto nicht in meine Analyse aufgenommen, weil ich dort erstens nur höchstens ein Fünftel meines gesamten Portfolios habe und zweitens nichts mehr dort hochlade. Hätte ich iStockphoto mit in den Grafiken drin gehabt, wäre der Gesamt-RPI um 10 Dollar höher und der Durchschnitt-RPI um 0,28 USD.
Warum haben Bilder einen Zyklus?
Aufstieg, Höhepunkt und Verfall: Warum durchleben alle Stockfotos eine solche Kurve? Einerseits liegt es an den Motiven selbst. Die gezeigte Technik wie Fernseher, Telefone oder Computer verändern sich, werden kleiner, dünner, runder, schicker oder glänzender. Bei Fotos von Menschen ändern sich die Vorlieben beim Schnitt der Kleidung, den Farben und den Frisuren. Bei Reise- und Architekturfotos ändern sich die Gebäude, die Skyline, das Design der Autos und so weiter. Andererseits tragen auch die Algorithmen der Bildagenturen ebenso zum Abstieg der Fotokarriere bei. Neue Bilder werden in den Suchergebnissen bevorzugt, weil sie die oben genannten aktuellen Trends innehaben, aber auch die Bestandskunden (vor allem im Abo-Bereich) immer frisches Material sehen wollen. Als dritter Punkt kommen die konkurrierenden Fotografen hinzu, die ebenfalls nicht ruhen und beständig neue Bilder produzieren, die mit den eigenen alten Fotos um Käufer konkurrieren.
Was nützen mir diese Zahlen?
Es gibt mehrere Möglichkeiten, die genannten Zahlen für sich nutzbar zu machen. Eine Möglichkeit ist, sie als Vergleichsbasis zu nehmen, um andere Portfolios zu bewerten. Die zweite Möglichkeit ist, Umsatzprognosen zu erstellen. Wie viel würde ich verdienen, wenn ich jeden Monat 10, 100 oder 500 Bilder hochlade? Bei 100 Bildern würde meine Kurve so aussehen:
Zwei Jahre lang würden die Umsatz relativ stabil ansteigen, dann würde die Kurve aber flacher werden und ein Umsatzzuwachs lässt sich nur noch schwer erzielen. Oder was würde passieren, wenn ich nur ein Jahr lang jeden Monat 300 Bilder hochlade und danach keine neuen Bilder mehr liefere?
Im ersten Jahr würde die Kurve logischerweise gleichmäßig und stark ansteigen, dann aber ca. ein Jahr lang stagnieren, ein Jahr lang flach abfallen und sich dann langsam auf dem Niveau das zweiten Monats einpendeln.
Am liebsten nutze ich die Zahlen aber, um Entscheidungen für neue Shootings zu treffen. Mit Stock Performer kann ich mit sowohl den monatlichen als auch den Gesamt-RPI für jedes meiner Shootings einzeln anzeigen und sortieren lassen. So habe ich beispielsweise 90 Shootings bei Shutterstock in der Liste, davon liegen „nur“ 36 Fotosessions über dem durchschnittlichen monatlichen RPI von 52 Cent, das beste Shooting liegt mehr als fünf Mal darüber. Nun kann ich schauen, ob diese überdurchschnittlich abschneidenden Shootings etwas gemeinsam haben und weitere Shootings in dieser Richtung planen. Oder wenn mich ein Model fragt, ob ich noch mal mit ihr shooten möchte, schaue ich mir an, wie das letzte Shooting im Vergleich zum Durchschnitt liegt und kann so basierend auf Fakten eine Zusage oder Absage machen.
Der Vergleich mit Macrostock-Zahlen
Nachdem Luis seinen Artikel im Blog der Microstockgroup veröffentlicht hatte, veröffentlichte Gerald Staufer, Chef der Macrostock-Agentur Westend61, im Macrostock-Blog einen Artikel über den Lebenszyklus von Macrostock-Bildern. Den empfehle ich sehr als Ergänzung zu Luis‘ und meinem Artikel und auch die Kommentare zu den Artikeln liefern noch viele spannende Informationen. Aber mal grob gerechnet. Gerald zeigt die Umsätze von fünf guten People-Fotografen und Fotografen mit anderen Themenschwerpunkten.
Ich konzentriere mich jetzt auf die People-Zahlen, weil sich diese eher mit meinem People-Portfolio vergleichen lassen. Diese fünf Fotografen haben der Agentur in vier Jahren ca. einen Umsatz von ca. 138.000 Euro. Bei einem Fotografenanteil von 50% wären das ca. 69.000 Euro. Die fünf Fotografen haben zusammen 1011 Bilder im Portfolio. Das macht einen Gesamt-RPI von 68 Euro. Verglichen mit meinem Gesamt-RPI von 45 Euro (bzw. 52 Euro inklusive iStock) liege ich ziemlich genau 50% drunter.
Zwei wichtige Faktoren müssen jedoch ebenfalls berücksichtigt werden. Die Annahmekriterien sind bei Macrostockagenturen meist strenger, sodass man in der Regel von vergleichbaren Shootings weniger Bilder in die Agentur bekommt. Das zeigen auch die relativ niedrigen Portfolio-Größen der ausgewählten Fotografen, die im Durchschnitt nur 202 Bilder bei der Agentur online haben. Wenn ich dort 50% weniger Bilder eines Shootings freigeschaltet bekomme als bei den Microstock-Agenturen, würde das den RPI auf den gleichen Wert heben. Auf der anderen Seite der Waage ist die Lebenszeit bei den Macrostock-Bildern länger, sodass sich nach den vier Jahren bestimmt noch einige Umsätze einstellen werden.
Welche Kennzahlen für euer Portfolio wertet ihr aus? Wie macht ihr das und was habt ihr davon?
Stockfotos sind nur ein Teil dessen, was viele Bildagenturen zum Verkauf anbieten. Immer öfter gibt es auch Videos, Vektorgrafiken, Illustrationen, Audio-Dateien, aber auch Fonts, Flash-Dateien, 3D-Modelle, Codeschnipsel oder Webseiten-Templates.
Was man mit dem Verkauf von Fotos verdienen kann, wissen die meisten meiner Leser ungefähr. Aber die wenigsten wissen, wie man zum Beispiel mit Themes für das beliebte Blogsystem WordPress Geld verdienen kann. Themes sind Layout-Vorlagen, welche das Aussehen von Blogs und anderen Webseiten bestimmen und dieses leichter verändern lassen.
Die Agentur Envato veröffentlichte Mitte Dezember eine Meldung in deren Blog, wonach der erste ihrer Kontributoren 1 Million US-Dollar Umsatz erzielt habe. Und das innerhalb von nur drei Jahren und mit nur 40 WordPress-Themes. Ihr könnt die Kinnladen jetzt wieder hochklappen.
Der Glückliche ist der 30jährige Wiener Programmierer Christian Budschedl, der unter dem Usernamen Kriesi seine selbstprogrammierten WordPress-Themes exklusiv bei ThemeForest (einem Bereich bei Envato) anbietet.
Nehmen wir uns die Zeit, das mal auszurechnen.
Innerhalb von 3 Jahren, also 36 Monaten hat er knapp 32.000 Verkäufe erzielt, welche zusammen die erwähnte Million Umsatz erzielten. Das macht $ 31,25 pro Verkauf, was auch ungefähr der Durchschnitt seiner tatsächlichen Verkaufspreise ist.
Auf dieser Seite kann nachgelesen werden, was exklusive Anbieter bei ThemeForest pro Verkauf bekommen (50–70%) und wie sich die Werte in der Vergangenheit geändert haben. Nach der aktuellen Tabelle hat Kriesi von der Million ungefähr 692.125 US-Dollar Anteil bekommen. Legen wir einen niedrigen Umrechnungskurs von 70 Euro-Cent pro Dollar zugrunde (zur Zeit liegt der Dollar eher bei 75 Cent) und wir erhalten 484.488 Euro Einnahmen.
Geteilt durch 36 Monate wären das 13.458 Euro Einnahmen pro Monat. Das verdient Kriesi ausschließlich durch seine WordPress-Themes! Der Wert ist ein Durchschnittswert, das bedeutet, im ersten Jahr hat er garantiert weniger verdient, aber momentan verdient er deutlich mehr. Nicht berücksichtigt sind außerdem die Affiliate-Einnahmen von über 1000 Kunden, die er geworben hat.
In der oben verlinkten Meldung ist auch ein Interview mit dem Programmierer, in dem er erwähnt, dass er ca. 3 Wochen braucht, um ein neues WordPress-Theme zu erstellen. Selbst wenn wir das auf ca. einen Monat aufrunden, verdient er damit pro Theme noch über 13.000 Euro!
Ist das die Ausnahme oder die Regel?
Eher die Regel. Es gibt eine Rangliste der Top-Autoren bei Envato, wo die 15 Autoren mit den meisten Verkäufen alle über 10.000 Verkäufe haben und manchmal weniger als halb so lange wie Kriesi aktiv sind. Das legt nahe, dass sie alle ebenfalls mindestens 4.000 Euro im Monat verdienen.
Dazu kommt, dass im Gegensatz zur Fotografie keine teuren Geräte wie Kameras, Objektive, Blitzanlage und so weiter benötigt werden. Ein guter Laptop und etwas Software reicht vollkommen aus.
Selbst wenn jemand nur ein Zehntel von Kriesi mit dem Verkauf von WordPress Themes verdienen würde, käme er immer noch auf 1.300 pro Monat, für die Programmierung von höchstens einem WordPress-Theme.
Deshalb: Auch mal über den Tellerrand schauen. In anderen Medienbereichen lässt sich mit anderen digitalen Produkten ebenfalls gut Geld verdienen. Fotografen haben sogar den Vorteil, dass sie die immens wichtige Verschlagwortung gut drauf haben.
Verkauft ihr neben Fotos auch andere Dateien? Wenn ja, welche und wie läuft es für Euch?
Kern des Angebots ist, dass Bildnutzer entweder Fotos lizenzieren können, die mit Werbung und interaktiven Inhalten versehen sind oder selbst Fotos mit Informationen versehen können, durch diese dann Geld verdient werden kann.
Wie soll das genau funktionieren?
Die Bildnutzer registrieren sich auf der Stipple-Webseite und installieren ein kurzes Code-Snippet auf ihrer Webseite oder benutzen für CMS-Systeme wie WordPress, Drupal oder Tumblr fertige Plugins.
Dann können sie auf dem Marktplatz über eine Million Bilder durchstöbern. Über 10.000 neue Bilder sollen Firmenangaben zufolge täglich hinzukommen. Diese Bilder sind zur Zeit vor allem Celebrity-Bilder von Premieren, Presseterminen, Award-Shows und so weiter (siehe Screenshot).
Wenn der Bildnutzer das Foto in seinem Blog einbaut, erscheint ein blauer Kreis auf bestimmten Objekten. Der Webseiten-Besucher kann mit seiner Maus über den Kreis fahren, um mehr Informationen zum Bild zu erhalten. Das können kurze Kommentare sein, wie man das bei Flickr-Kommentaren im Bild kennt oder eben auch Links zu den gezeigten Produkten. Ein kurzes Video erklärt gut die Funktionsweise:
Man kann sich das ähnlich vorstellen wie bei Musikvideos auf Youtube, wo ein Link zum iTunes-Store eingeblendet wird, damit man die MP3 des gerade laufenden Songs kaufen kann. Bei den oben gezeigten Fotos wird beispielsweise auf die teuren Designer-Kleider oder die CD des Musikers verlinkt.
Jedes Mal, wenn ein Betrachter über einen Link etwas kauft, erhält der Bildnutzer eine Provision. Ein klassisches Affiliate-Modell also. Trotzdem muss der Bildnutzer das Foto jedoch erst lizenzieren. Das kostet nach einem ersten Test von mir anscheinend 25 US-Dollar. Das ist ungefähr halb so viel, wie Getty Images für sehr vergleichbare Bilder berechnen würde. Zum Vergleich mal ein Bild von Charlie Sheen bei der Emmy-Verleihung im Stipple Marketplace und bei Getty.
Hat das Modell Aussichten auf Erfolg?
Spontan fallen mir mehrere Argumente dagegen ein. Aber betrachten wir das System zuerst von der positiven Seite. In bestimmten Branchen ist das Modell sehr logisch. Das wären vor allem die Bereiche, wo Interessenten die Produkte sowieso gerne digital kaufen und die Produkte 1:1 auf dem Foto abgebildet sind, also zum Beispiel Bilder von CD- oder Buch-Covern, die zur Produktseite bei Amazon.com führen. Ich kann mir auch vorstellen, dass es genug wohlhabende Frauen gibt, die nur zu gern wissen würden, welche Handtasche ihre Lieblingsschauspielerin da auf dem roten Teppich trägt oder welches Parfüm sie benutzt, um sich dann das gleiche zu bestellen. Auch Modestrecken in Online-Magazinen könnten davon profitieren, da diese die Informationen zur getragenen Kleidung bisher immer neben dem Bild liefern müssen.
Aber: Das ist heute über normale Affiliate-Links fast ebenso einfach möglich, ohne die provision mit einer weiteren Firma teilen zu müssen. Die Abbildungen von Buchcovern in meinem Blog (und vielen anderen übrigens auch) führen mittels Affiliate-Links ja schon jetzt zur Verkaufsseite.
Bei YouTube sowie bei Flickr stört mich ja jetzt schon die häufige Verwendung von In-Bild-Kommentaren. Ein sehr extremes Beispiel zeigt das Problem deutlich:
Webseiten mit Stipple-Fotos könnten dann bald ähnlich aussehen, nur mit vielen blauen Punkten versehen, die den Betrachter vielleicht nerven könnten. Außerdem befürchte ich, dass die Medienkonsumenten irgendwann agressiv reagieren, wenn sie merken, dass sich die Werbung immer weiter in ihr Leben schleicht und Preisverleihungen, Award-Shows oder Filmpremieren im Grunde nichts anderes als eine Werbefläche für Modedesigner sind.
Ein weiterer Punkt ist das Markenrecht: Wenn Firmen selbst bestimmte Fotos „taggen“ und in den Marketplace stellen, mag es keine Probleme geben. Aber was würde passieren, wenn ein Blog Fotos von Straßenschlachten mit einem Link zu Nike verlinkt, weil die Protestler auf dem Foto Turnschuhe dieser Marke tragen? Oder wenn das Foto des sturzbetrunkenen David Hasselhoff den Link zur Firma der Jeansmarke enthält, die er auf dem Bild anhat? Ich bin mir nicht sicher, ob viele Firmen bereit wären, die Kontrolle über ihr Markenimage so einfach abzugeben.
Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass Firmen versuchen, über zum Bild oder Video passende Werbung Geld zu verdienen. Da gab es EyeAlike, Anvato, IPN, GumGum, Fotoglif und viele andere haben es versucht, so richtig populär ist keins der Modelle geworden.
Was sagt ihr dazu? Revolutionäre Idee oder alter Hut? Unter welchen Voraussetzungen würdet ihr als Fotograf oder Bildkäufer das Modell nutzen?
Fotografen verschenken Bilder? Bieten sie kostenlos an? Warum?
In den Kommentaren zu einigen meiner letzten Artikel führte die Diskussion oft auf den Preisverfall, der damit ende, wenn Fotografen ihre Fotos gratis anbieten würden. Faktisch ist dieser Punkt längst erreicht. Viele Bildagenturen bieten ihren „Ausschuss“ kostenlos an. Aber auch ganze Webseiten wie Pixelio, Aboutpixel oder Photocase bieten kostenlos lizenzfreie Fotos an. Die beiden letztgenannten nur, wenn die Nutzer selbst aktiv kostenlose Fotos beisteuern, bei Pixelio hingegen ist alles gratis.
Anstatt jetzt aber zu spekulieren, was jemanden motiviert, seine Fotos zu verschenken, habe ich nachgefragt. Ich habe sechs Leute angeschrieben, warum sie ihre Fotos bei Pixelio verschenken, anstatt sie zum Beispiel zu verkaufen. Alle haben geantwortet, zwei wollen aber anonym bleiben. Bevor wir zu den Gründen kommen, warum Fotografen ihre Bilder gratis abgeben, schauen wir uns kurz die Eckdaten an.
Die Menge der Bilder
Von diesen sechs Personen haben vier jeweils ca. 5000 (in Worten: fünftausend) Bilder bei Pixelio online. Das ist weit mehr als viele – auch erfolgreiche – Microstock-Fotografen in ihrem Portfolio haben, mich eingeschlossen. Ein beeindruckendes Ergebnis, was unter anderen zustande kommen kann, weil die Selektionskriterien bei Pixelio weniger streng sind als bei kommerziellen Agenturen. Aber eine Mindestgröße von 1000 x 1000 Pixeln (= 1 MP) wird trotzdem verlangt.
Insgesamt hat Pixelio über 470.000 Bilder in der Datenbank, Photocase hat über 200.000 im Angebot und Aboutpixel liegt bei über 50.000 Fotos.
Die Motive
Ein Argument gegen diese kostenlosen Bilddatenbanken ist oft, dass die Fotos von der technischen Umsetzung und von den Motiven unter der Qualität der kommerziellen Bildagenturen liegen. Da ist was dran. Vor allem die Kostenlos-Sektion* der kommerziellen Bildagenturen speist sich fast immer aus den Fotos, welche aus technischen oder ästhetischen Gründen von der Bildredaktion für den kommerziellen Bereich abgelehnt wurden.
Aber bei Pixelio & Co. ist das nicht immer so. Von den befragten Personen haben viele die „üblichen Amateurfotografen“-Themen abgegrast: Blumen, Tiere, Food und Reisefotos. Aber einige Fotografen sind dicht am üblichen „Stock-Niveau“.
Der User „RainerSturm“ beispielsweise hat in seinem Pixelio-Account knapp 5000 Fotos, darunter viele Motive, die auch locker microstock-tauglich wären, wie diese Solarzellen zum Beispiel. Zu den Fotos mit den meisten Downloads zählen bei ihm Konzept-Bilder mit Puzzle-Teilen, wie sie auch bei den kommerziellen Agenturen zu den Bestsellern gehören:
Die Suche nach Personen, vor allem nach Geschäftsleuten gestaltet sich aber schon deutlich schwieriger. Hier ist der Unterschied zum Angebot kommerzieller Bildagenturen deutlich zu spüren. Selbst das wohl beste Foto eines Geschäftsmanns bei Pixelio liegt sichtbar unter dem Microstock-Standard:
Wer hingegen Fotos von Blumen oder Lebensmitteln sucht, wird diese in Hülle und Fülle finden:
Die Einschränkungen
Wer seine Fotos bei Pixelio anbietet, kann sich aussuchen, ob die Fotos nur für die redaktionelle Nutzung freigegeben sind oder auch für die kommerzielle Nutzung. Standardmäßig sind beim Upload jedoch beide Nutzungen markiert, wer nicht aufpasst, gibt demnach seine Bilder für beides frei. Eine Merchandising-Lizenz wird nicht angeboten. Außerdem müssen nicht nur bei redaktioneller, sondern auch bei kommerzieller Nutzung der Urheber und Pixelio als Quelle genannt und bei einer Nutzung im Internet ein Link zu Pixelio gesetzt werden. Wer hier verschleiern will, wo er seine Fotos kostenlos her hat, riskiert schnell eine Abmahnung, doch dazu unten mehr.
Die Gründe – Warum verschenken Fotografen ihre Bilder?
1. Bestätigung
Was ich bei vielen Antworten herauslesen konnte, ist der Drang nach Bestätigung. Der Wunsch, seine Bilder nicht ungesehen verstauben zu lassen, sondern sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und sich daran zu erfreuen, dass diese tatsächlich Verwendung finden. Der oben erwähnte RainerSturm beschreibt das in diesem Interview so:
„Damals wäre mir auch nie in den Sinn gekommen, kostenlos für andere zu fotografieren. Dazu hatte ich erstens keine Zeit und musste zweitens sehen, wie ich mit meiner 5‑Mann-Agentur Monat für Monat die Agentur-Ziele erreichte. Heute ist das anders. Die Agentur wurde 2005 verkauft und jetzt kann ich ganz anders handeln. Vor allen Dingen, weil ich es schade fand, dass mein digitales Archiv immer praller wurde (fing mit den Golffotos an) und doch nur selten „zum Vorschein/Anschauen“ kam. So machte es mir dann zusehends Spaß, die Bilder anderen zur Nutzung kostenlos zu überlassen.“
Auch Willibald Wagner antwortete auf meine Frage in diese Richtung, strebt jedoch zunehmend den Verkauf der Bilder an:
„Als ich mich 2007 wieder mehr der (digitalen) Fotografie widmete und anfing, neben den obligatorischen Urlaubsfotos, auch in andere Bereiche einzusteigen, boten sich Internetplattformen einfach als Ausstellungsfläche an. Dort traf ich Gleichgesinnte die Kommentare zu meinen Fotos abgaben, ich fand interessante Fotos und Anregungen. Hin und wieder verkaufte ich sogar ein Foto. Inzwischen ist „pixelio.de“, obwohl dort 5594 Fotos, darunter auch viel Schrott, von mir eingestellt sind, nicht mehr meine Hauptplattform. Mir ging es wie wahrscheinlich wie vielen anderen. De Kommentare und Punkte Punkte „irgendwelcher Hobbyfotografen“ haben mich immer weniger interessiert. Ich gebe bei pixelio.de deshalb heute gar keine Kommentare mehr ab, stelle allerdings noch, in der Qualität reduzierte, Fotos ein.
Vor ca. 2 Jahren habe ich mich bei „fotocommunity.de“ angemeldet. M.E. werden dort anspruchvollere Fotos gezeigt und stelle dort Fotos unter dem Usernamen „der Flaneur“ ein, im Prinzip läuft es dort aber auch nicht anders als bei pixelio.de.
Seit November 2010 bin ich bei „Shotshop“ vertreten, einer reinen Verkaufsplattform mit einem sehr hohen Qualitätsanspruch. Mal sehen was hier passiert.
So viel zu meiner Entwicklung seit 2007. Heute sehe ich eher im Verkauf eines Fotos die Anerkennung meiner fotografischen Leistung als in irgendeinem Kommentar. Daneben macht’s natürlich auch Spaß, für ein Foto ein paar Euro zu bekommen.“
2. Weniger Zwänge
Seien wir realistisch: Wer mit Fotos Geld verdienen will, muss arbeiten. Dazu gehören neben dem technischen Qualitätsanspruch der Bildagenturen auch die rechtlichen Hürden und eine gute Verschlagwortung, die oft zeitaufwändig und langweilig ist. Keyword-Spamming wird deshalb bei Pixelio z.B. kaum geahndet und verwässert die Suchergebnisse.
Viele Amateurfotografen, die ihre Fotos zeigen wollen, können oder wollen sich diese Hürden nicht zumuten. Schön formuliert hat das die Userin JOUJOU auf meine Frage:
„Anfragen von Kartenverlagen habe ich immer abgelehnt, denn ich will nicht MÜSSEN – ich will meinen Spass an der Arbeit haben und anderen mit meinen Bildern eine Freude machen. Im Pixelio geht es problemlos – ohne grosse Diskussionen über die Bilder.
Ich begreife die Sorgen der Profifotografen sehr gut. Mit der Digitalfotografie hat sich für euch ja viel geändert. Fotofachgeschäfte sind auch in der Schweiz massenhaft verschwunden, doch man kann das Rad nicht zurückdrehen.“
RainerSturm begründet das ähnlich:
„Ich fotografiere gerne, immer und überall. Aber ich will nicht – als Privatier Jahrgang 42 – den Aufwand übertreiben.
Da aber istockphoto.com und fotolia die qualitative Hürde recht hoch ansetzen, hat man dort viel Leerlauf. Also Arbeit zum Hochladen und dann doch öfter Ablehnungen. Besonders bei istockphoto ging mir dann auf den Geist, wenn immer wieder von Abberation, Lichtsäume etc. geschrieben wurde. Also wenn ich ein Motiv auf volle Bildschirmgröße (22 Zoll) vergrößere, dann kommen halt immer nur die besten durch. Dazu müsste ich aber immer mit großer Ausrüstung, möglichst mit Stativ, durch die Lande ziehen. Das ist mir zuviel.
Auch aufwändige Ausleuchtarbeiten mag ich nicht. Das Equipment ist zu dürftig, der Aufwand – auch zeitlich – ist zu groß.“
3. Dankbarkeit
Ebenso wie bei Microstock-Bildagenturen sind die Kunden oft auch Fotografen und umgekehrt. Bei Pixelio ist das ähnlich. Einige der Leute, die dort Bilder runterladen, geben als Dank ebenfalls welche kostenlos ab. So funktioniert Wikipedia und anscheinend auch Pixelio. So schrieb mir ein Pixelio-User:
„Auf pixelio bin ich gestoßen als Gemeindebriefredaktuer auf der Suche nach kostenlosem Bildmaterial. […] Ich sehe meine Bereitstellung von Bildern auch als kleinen gesellschaftlichen Beitrag, ohne gleich Geld dafür zu verlangen. An vielen Stellen im Internet werden Bilder benötigt, und nicht jeder User kann oder möchte Geld dafür ausgeben (z.B. in Blogs). Festzustellen an wie vielen Stellen meine Bilder eingesetzt werden, ist für mich „Lohn“ und Ermutigung genug.“
Interessant finde ich auch den Werdegang eines anderen Pixelio-Mitglieds, der anonym bleiben will:
„Im Prinzip habe ich durch Agenturen wie pixelio.de, aber vor allem aboutpixel.de zu meiner Berufung und Selbstständigkeit gefunden.
Gerade die Community damals vor 4–5 Jahren bei aboutpixel.de hat einen angeregt und angetrieben sich weiter zu entwickeln, neue Sachen auszuprobieren etc. – natürlich sind auch neue Freundschaften entstanden.
Irgendwann dachte ich mir dann auch, warum die eigenen Bilder verschenken und nicht verkaufen, also habe ich angefangen Fotos in Mid-Stock Agenturen (panthermedia, digitalstock, adpic, pitopia) zu verkaufen (Fotos, die nicht bei pixelio oder ap zu finden sind).
In der Blütezeit hatte ich da ungefähr einen Gewinnanteil von 500€ im Monat (bei 50:50 – Aufteilung) – irgendwann habe ich dann kaum noch Fotos für Bildagenturen produzieren können, weil das eigene Kerngeschäft, die Fotografie durch meinen wachsenden Kundenstamm (vor allem gewerbliche Kunden) stetig wuchs – so dass keine Zeit mehr für Stockfotos blieb. Dadurch gingen natürlich auch die Umsätze wieder runter – worüber ich jetzt nicht sauer bin, denn wenn mich ein Kunde den ganzen Tag bucht, habe ich auch meine 500 € und noch 29 Tage im Monat übrig.
Tatsache ist, dass ich z.B. mit meinen aktuellen Business-Fotos [bei Pixelio; Anm. R.K.] in Bezahl-Agenturen nur einer von ganz vielen bin, damit also kaum Umsatz zu erzielen ist. Also gebe ich den Wurzeln, wodurch ich meine Profession erkannt habe, einfach was zurück, in dem ich die Bilder kostenlos zur Verfügung stelle. Und man erntet dafür auch viel Dankbarkeit und das ist in Ordnung so – da ich manchmal auch das ein oder andere Screendesign für Kunden mache, bin ich selbst glücklich darüber, Quellen wie aboutpixel.de, pixelio.de oder photocase.de nutzen zu können.“
4. Externe Festplatte
Auf den ersten Blick kurios erscheint die Antwort eines Pixelio-Mitglieds, dass er die Webseite auch als „externe Festplatte“ für seine besten Fotos nutze. Dabei ist es nicht mehr so abwegig, wenn man etwas darüber nachdenkt: Die meisten Online-Dienste, welche eine Datensicherung anbieten, verlangen je nach Menge oder Speicherplatz eine bestimmte Gebühr pro Monat. Wer sich entscheidet, seine Fotos stattdessen lieber kostenlos anderen anzubieten, spart sich diese Gebühr.
5. Unwissenheit
Manchmal ist es aber schlichte Unwissenheit, die Leute dazu bringt, ihre Fotos zu verschenken. Wer liest sich schon immer das ganze Kleingedruckte durch, bevor er seine Fotos bei einer Fotocommunity hochlädt? So schrieb mir die Pixelio-Nutzerin Lillyfee1976, die erst seit paar Wochen angemeldet ist:
„Ich hatte keine Ahnung, wie das hier geht. Ich wusste nicht, dass man sich die kostenlos runterladen kann. […] Vielen Dank, dass du mich nochmal darauf hingewiesen hast, man sollte sich doch immer erst alles genau durchlesen, auch das Kleingeschriebene.“
Kommen wir jetzt zu den spannendsten Gründen: Mit kostenlosen Fotos Geld verdienen.
6. Einnahmequelle
Paradox, aber wahr: Es ist möglich, mit kostenlosen Inhalten Geld zu verdienen. Leicht ist es jedoch nicht. Ein Gewinngeschäft sind die kostenlosen Fotos immer für die Seitenbetreiber, die damit Traffic generieren, den sie entweder dazu nutzen, Werbung zu schalten (die Zielgruppe ist immerhin klar definiert: kostenbewußte Grafiker und Webdesigner) oder Nutzer auf ihre kostenpflichtigen Angebote weiterzuleiten. Pixelio macht beides. Microstock-Agenturen und andere Firmen machen dort Werbung und Pixelio selbst gehört der Bildagentur Clipdealer, die auf jeder Seite mehrere Aufforderungen postet, bei Clipdealer ebenfalls nach Bildmaterial zu suchen.
Ein empfehlenswertes – und kostenloses – Buch über die Marketingidee hinter „kostenlosen Produkten“ ist „Free“ von Chris Anderson.
Aber nicht immer profitieren nur die Betreiber dieser Plattformen. Manchmal schaffen es auch die Anbieter kostenloser Fotos, damit Geld zu verdienen. Pixelio-Nutzer haben vor allem zwei Möglichkeiten. Zum einen können sie ihre Fotos nur für die redaktionelle Nutzung freigeben. Wenn jemand das Foto auf diesem Weg findet, es aber kommerziell nutzen will, kann er vom Fotografen eine kommerzielle Lizenz erwerben. Ein Pixelio-Nutzer erklärt:
„Ab und an gibt es auch finanzielle Angebote, oder ich frage bei kommerzieller Nutzung nach. Da war einige Male schon 30€ oder mehr drin für ein Bild.“
Die zweite Möglichkeit zum Geld verdienen ist der Verzicht auf eine Namensnennung. Die kostenlosen Bilder dürfen immer nur mit einer Angabe des Fotografennamens, der Pixelio-Webseite und – bei Webnutzung – einem Link zu Pixelio genutzt werden. Manche Bildsucher wollen das aber nicht und bieten dem Fotografen Geld, wenn er auf eine Namensnennung verzichtet. Der oben erwähnte RainerSturm nutzt das beispielsweise:
„Die einzige sich ergebende Geldquelle ist manchmal dann gegeben, wenn jemand ein Motiv ohne Bildquelle nutzen will. Das kostet dann zwischen 45 und 60 Euro und er bekommt dann auch eine ordentliche Rechnung mit Mehrwertsteuer etc.“
Die Umwandlung von kostenlosen Medien in Umsätze funktioniert nicht nur bei Fotos, sondern manchmal auch bei geklauten Songs, wie das Stefan Niggemeier anhand dieses Beispiels illustriert.
7. Werbeffekt
Eine Variante des sechsten Grundes für kostenlose Fotos ist der Werbeffekt. Hier wird vom Bildanbieter wieder die Tatsache genutzt, dass die Bildnutzer kostenloser Fotos die Bildquelle angeben müssen. Da die Fotografen bestimmen dürfen, welcher Name als Urheberhinweis benutzt werden soll, eröffnet sich die Möglichkeit, seinen Firmennamen oder seine Webadresse häufig gedruckt oder verlinkt zu sehen. Das kann zu mehr Kunden führen, zu mehr Traffic oder zu einem besseren Ranking in Suchmaschinen, was ebenfalls Geld Wert ist.
Beispiele gibt es bei Pixelio einige. Der Fotograf Alexander Hauk lässt als Quelle „Alexander Hauk / www.alexander-hauk.de / pixelio.de“ angeben und verlinkt damit auf sein Medienarchiv. Eine Firma verlangt als Bildnachweis die Angabe ihrer Domain „www.foto-fine-art.de / pixelio.de“ und sorgt so für die Verbreitung ihrer Internetseite für Leinwanddrucke. Der User Christoph Aron möchte als Namen „Christoph Aron (www.pixelmaster‑x.de) / pixelio.de“ angegeben wissen und verlinkt so auf seine private Fotoseite.
8. Abmahnungen
Es gibt vor allem bei den kostenlosen Fotodatenbanken auch eine dunkle Seite. Wenn die Fotos schon nix kosten, legen die Fotografen gesteigerten Wert darauf, dass die oben mehrfach erwähnte Namensnennung auch wirklich erfolgt. Ignorieren Nutzer diese Bedingung, gibt es schnell eine – kostenpflichtige – Abmahnung.
Ein Pixelio-Nutzer schrieb mir:
„Es gibt leider auch immer wieder Unternehmen, die selbst bei kostenlosen Fotos das Mindestmaß an Anstand nicht einhalten und die Fotos ohne die vorgeschriebene Nennung von Quelle und Fotografen nutzen. Sowas macht mich dann natürlich wütend und die bekommen von mir auf die Finger.“
Es ist klar, dass einige Fotografen die Geduld verlieren, wenn sie regelmäßig ihre Fotos ohne Urhebernennung finden. Nun aber einige Worte der Warnung: Es scheint jedoch auch Leute zu geben, die es genau darauf anlegen und dann schnell durch eine drei- bis vierstellige Abmahnsumme in Zusammenarbeit mit einem Anwalt Geld verdienen wollen. Zwei Fälle sind hier und hier im Pixelio-Forum beschrieben. Eine weitere – schon betrügerische – Masche ist hier beschrieben, bei der Fotos anonym zu kostenlosen Bilddatenbanken hochgeladen werden, diese dann nach einer Weile gelöscht werden und den Nutzern auf einmal Abmahnungen ins Haus flattern, weil die Bilder urheberrechtlich geschützt seien. Da die Anmeldedaten bei der kostenlosen Datenbank nicht überprüfbar sind, kann der Nutzer nicht nachweisen, dass das Bild zum Zeitpunkt des Downloads wirklich frei von Rechten Dritter war.
Eine ähnliche Betrugsmasche – nur mit der Creative Commons-Lizenz – für kostenlose Bilder beschreibt ausführlich der Fotograf Dan Heller in seinem Blog.
Nur zur Klarstellung: Den meisten Pixelio-Nutzern liegt es fern, diese letzte Methode zu nutzen, aber es ist schon vorgekommen und einige wenige Fotografen scheinen – formulieren wir es vorsichtig – dem Gedanken nicht abgeneigt zu sein.
Nun zu Euch: Bietet ihr manchmal kostenlose Fotos an? Wenn ja, warum? Und habt ihr damit auch schon direkt oder indirekt Geld verdienen können? Wie?
Seit zwei Jahren lade ich meine Fotos auch zu Microstock-Agenturen hoch. Nach einem Jahr hatte ich hier im Blog einen Rückblick geschrieben mit meinen durchschnittlichen Einnahmen, meinen Zielen und mehr.
Das wurde sehr kontrovers diskutiert, davon könne ich doch nicht leben, das sei Wahnsinn und was weiß ich.
Jetzt ist ein weiteres Jahr vergangen, ich fotografiere immer noch und will meine neusten Zahlen mit euch teilen.
Ich rede ebenso wie beim letzten Rückblick nur von den fünf führenden Microstock-Agenturen, also istockphoto*, Fotolia*, Shutterstock*, Dreamstime* und 123rf*. Vor einem Jahr hatte ich statt 123rf die Agentur StockXpert, aber die Agentur wurde Getty Images gekauft und im Februar 2010 zugunsten von istockphoto geschlossen.
Bevor wie letztes Mal jemand falsche Schlüsse zieht: Ich bin zusätzlich auch bei mehr als zehn anderen Bildagenturen, sowohl Micro- als auch Macrostock, vertreten. Diese Zahlen hier sind nur ein Teil meiner Einnahmen.
Was hat sich in einem Jahr geändert?
Portfolio-Größe
Mein Portfolio ist im zweiten Jahr um mehr als das Doppelte gewachsen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich besser weiß, welche Agenturen auf was achten und ich dementsprechend durch zielgerichtete Bildbearbeitung weniger Ablehnungen als im ersten Jahr habe. Vergleichen wir mal die fünf Agenturen.
Nach meinem zweiten Jahr Microstock habe ich online (Die Zahl in Klammern ist der Wert am Ende des ersten Jahres):
istockphoto: knapp 1100 Dateien (knapp 500), Annahmequote war und ist ca 75%
Fotolia: knapp 2590 Dateien (knapp 850), Annahmequote ist ca. 96,5%, war ca. 90%
Shutterstock: knapp 2000 Dateien (knapp 650), Annahmequote ist ca. 93%, war 90%
Dreamstime: knapp 2100 Dateien (550), Annahmequote ist 99%, war 90%
123rf: knapp 2200 Dateien (600), Annahmequote war und ist ca. 99%
Durchschnitt : knapp 2000 Bilder pro Agentur
Ich habe absichtlich nicht mehr Fotos, sondern Dateien geschrieben, weil ich mittlerweile bei istockphoto, Fotolia und Shutterstock auch ca. 30 Videos online habe. Nicht viel, aber es sollen auf jeden Fall mehr werden. Bei Fotolia habe ich über 500 Bilder exklusiv. Da diese Bilder teurer verkauft werden, erklärt das auch, warum die Agentur bei den Umsätzen deutlich vorne liegt.
Umsätze Wie zu erwarten sind mit einer Verdopplung der Bilder auch die Umsätze gestiegen. Hier wieder meine Einnahmen des letzten Jahres, zum Vergleich die des Vorjahres dahinter. Ich habe die Einnahmen der besseren Vergleichbarkeit halber alle in Euro umgerechnet, basierend auf dem durchschnittlichen Wechselkurs der letzten 12 Monate:
istockphoto: ca. 1.880 Euro (ca. 540 Euro)
Fotolia: ca. 10.900 Euro (ca. 2.600 Euro)
Shutterstock: ca. 4.250 Euro (ca. 390 Euro)
Dreamstime: ca. 1.120 Euro (ca. 120 Euro)
123rf: ca. 430 Euro (ca. 50 Euro)
Gesamt: 18.580 Euro
Pro Bild habe ich damit im letzten Jahr über 9 Euro verdient, im Vergleich zu 6 Euro im letzten Jahr. Der monatliche RPI (Return per Image) lag damit bei 0,75 Euro pro Bild. Wie lässt sich die Steigerung erklären? Vor allem durch fünf Faktoren.
Fast alle Microstock-Agenturen haben in den letzten 12 Monaten ihre Preisstrukturen geändert und Preise erhöht.
Dazu kommt, dass zum Beispiel Shutterstock und Dreamstime bei mehr Verkäufen auch mehr Geld pro Download an den Fotografen auszahlen, so dass ich selbst bei gleichbleibenden Verkäufen mehr verdiene. Dazu später mehr.
Im ersten Jahr habe ich bei einigen Agenturen etwas später angefangen, was die Statistik verzerrt.
Es dauert oft einige Wochen, bis die Bilder nach dem Hochladen freigeschaltet und von Käufern gesehen werden. Auch der Entscheidungsprozess der Käufer kann Wochen bis teilweise Monate dauern, weshalb meine ersten Microstock-Monate unterdurchschnittlich erfolgreich waren.
Einige Käufer kaufen gerne Bildserien, entweder mit den gleichen Models oder dem gleichen Look. Je mehr Bilder ich online habe, desto mehr lohnt es sich für Käufer, in meinen anderen Bildern zu stöbern, was zu mehr Verkäufen führen kann.
Auf den Monat gerechnet habe ich allein mit diesen fünf Agenturen über 1500 Euro pro Monat verdient.
Anreize Die verschiedenen Bildagenturen haben unterschiedliche Systeme, um Fotografen zu motivieren und erfolgreiche Teilnehmer zu belohnen.
Bei istockphoto gibt es ein Ranking-System, gestaffelt nach Downloads. Je mehr Verkäufe ein Fotograf hat, desto höher steigt er im Rang. Das wiederum erlaubt den Fotografen, mehr Bilder pro Woche hochzuladen. Wer exklusiver Fotograf bei istockphoto ist, erhält zusätzlich auch mehr Prozentpunkte des Verkaufspreises. Letztes Jahr bin ich von „Basis“ zu „Bronze“ aufgestiegen. Vor wenigen Wochen erst habe ich den „Silber“-Status erreicht. Statt 15 Bildern pro Woche darf ich nun 20 Bilder hochladen. Dieses Limit erklärt auch, warum ich bei istockphoto leider nur halb so viele Fotos online habe wie bei anderen Agenturen.
Fotolia staffelt das Ranking ebenfalls nach Downloads. Mit jeder Ranking-Stufe gibt es mehr Geld beim Verkauf und der Fotograf kann auf Wunsch höhere Verkaufspreise einstellen. Im ersten Jahr habe ich es von „Weiß“ über „Bronze“ zu „Silber“ geschafft. Jetzt stehe ich kurz vor dem „Gold“-Status, den ich spätestens im August erreichen sollte. Dann erhalte ich statt 31% des Verkaufspreises dann 34%.
Das Anreiz-System bei Shutterstock ist anders. Anfangs bringt jedes verkaufte Foto dem Fotografen 0,25 US-Dollar. Wer mehr als 500 US-Dollar eingenommen hat, bekommt danach pro Verkauf 0,33 USD, bei mehr als 3000 USD Umsatz dann 0,36 USD pro Verkauf. Diesen Sprung habe ich im Januar 2010 geschafft und er ist auch einer der Gründe, warum sich meine Einnahmen bei Shutterstock im Vergleich zum ersten Jahr deutlich verbessert haben. Noch vor Jahresende sollte ich insgesamt 10.000 USD Verkaufserlöse dort haben und dann 0,38 USD pro Verkauf bekommen.
Noch einen anderen, sehr sympathischen, Weg geht Dreamstime. Je häufiger ein Foto verkauft wurde, desto teurer wird es. Hatte ich am Ende des ersten Jahres erst fünf Bilder im „zweiten Level“, sieht es jetzt ganz anders aus. Jedoch wurde zwischenzeitlich die Level-Struktur geändert, so dass der direkte Vergleich kaum möglich ist. Jedenfalls habe ich jetzt 17 Fotos im dritten Level, 102 Fotos im zweiten Level und der Rest ist noch im ersten. 65 Bilder brauchen nur noch einen Verkauf, um in das zweite Level aufzurücken.
Ziele Vor einem Jahr hatte ich mir Ziele gesetzt, die ich bis heute erreichen wollte. Zum einen war das, die 2000-Bilder-Marke zu überschreiten. Das habe ich – bis auf istockphoto – geschafft. Ebenso der Aufstieg in den Ranking-Stufen ist mir gelungen, wenn ich auch bei Fotolia knapp hinterher hinke. Die Umsätze von mindestens 900 Euro im Monat habe ich immerhin deutlich übertroffen. Das bedeutet, ich sollte mir neue Ziele setzen.
Am Ende meines dritten Jahres im Microstock-Bereich möchte ich jeweils mindestens 3000 Dateien online haben bei den Agenturen, davon mindestens 150 Videos, bei istockphoto würde ich mich mit der 2000-Dateien-Marke zufrieden geben. Ich will pro Monat mindestens 2000 Euro Umsatz mit den fünf genannten Bildagenturen erzielen. Das letzte Ranking-Level bei Shutterstock (0,38 USD pro Verkauf) sollte ich erreichen, den Smaragd-Status bei Fotolia und den Gold-Status bei istockphoto. Bei Dreamstime will ich mindestens 10 Bilder im vierten Level haben, 50 im dritten und 200 im zweiten.
Mitmachen Wer jetzt Lust bekommen hat, sein eigenes Experiment zu wagen, kann sich über folgende Affiliate-Links bei den Bildagenturen anmelden: