Das Portal fotoassistent.de befragt jedes Jahr seine Mitglieder über ihre Perspektiven.
Wie sehen die dort angemeldeten Fotoassistenten und Digital Operators ihre Auftragslage, was sind ihre Kunden und ihre Umsätze?
Insgesamt haben ca. knapp 500 aktive und ehemalige Fotoassistenten und Externe an der Umfrage teilgenommen.
Bevor wir uns die Ergebnisse anschauen, eine kurze Begriffsklärung.
Was unterscheidet einen Fotoassistenten von einem „Digital Operator“?
Ein Fotoassistent hilft dem eigentlichen Fotografen bei seiner Arbeit: Je nach Shooting hilft er bei der Vorbereitung (Reisebuchung, Transport, Miete und Aufbau von Geräten, Batteriewechsel, etc.), er reicht Dinge an, kann aber auch Aufgaben wie das Chauffieren von Team-Mitgliedern oder eben das Kaffeekochen übernehmen. Je nach Können bauen sie auch Kamera und Licht-Setups eigenständig auf und dürfen teilweise selbst mit fotografieren.
Ein Digital Operator ist nur für die digitale Komponente am Set zuständig. Er kümmert sich darum, dass die Kamera und Computer funktionieren, dass Datenverbindungen stehen, die Monitore kalibriert sind. Während das Shootings sichert er die Daten, wandelt sie ggf. für Auftraggeber oder Kunden um und verschickt sie an diese und erstellt Foto-Collagen, damit das geplante Ergebnis schon während des Shootings besser beurteilt werden kann.
Für wen eignet sich der Job als Fotoassistent?
In der Praxis macht der überwiegende Teil der Fotoassistenten (62%) diesen Job maximal vier Jahre, bevor es in die eigene fotografische Selbständigkeit geht.
So können Fotografen lernen, wie es bei den Profis zugeht und ihre technischen und organisatorischen Fähigkeiten verbessern, bevor sie komplett auf eigenen Beinen stehen. Außerdem knüpfen sie wertvolle Kontakte, die sie später im Berufsleben brauchen können.
Deshalb sagen auch 70% der Fotoassistenten, dass diese Station notwendig sei vor der eigenen Selbständigkeit.
Notwendig sind auf jeden Fall die Sympathie zwischen Fotoassistent und Fotograf, um viele Aufträge zu erhalten, gefolgt von Belastbarkeit und einem Führerschein. Wer dann noch Referenzen als Assistent mitbringen kann, liegt schon gut im Rennen.
Wie viel verdienen Fotoassistenten oder ein Digital Operator?
Laut der Umfrage von fotoassistent.de verdienten 75% der Fotoassistenten 200–250 Euro als Tagessatz.Wer neben den Aufgaben eines Fotoassistenten noch Aufgaben eines Digital Operators übernahm, bekam etwas mehr:
Der Tagessatz für reine Digital Operators lag noch etwas höher. Hier verdiente die Mehrzahl mindestens 300 Euro pro Tag:
Traditionell weniger Geld gibt es bei redaktionellen Jobs, also zum Beispiel Shootings für Modestrecken in Zeitschriften o.ä. Knapp die Hälfte der Befragten erhielt hier nur 150 Euro pro Tag:
Die kompletten Ergebnisse der Umfrage mit noch mehr Fragen und Antworten könnt ihr euch hier runterladen.
Wer selbst einen Fotoassistenten sucht oder einer werden will, kann es bei www.fotoassistent.de versuchen.
Wie sind eure Erfahrungen? Habt ihr auch schon assistiert? War es hilfreich für euch?
Eine der am häufigsten gestellten Fragen zur Stockfotografie lautet: „Wie viel Geld kann man damit verdienen?“
Ich habe mehrere Jahre lang meine Umsätze und Verkaufszahlen hier veröffentlicht. Aber da ich nun schon seit über zehn Jahren in der Branche tätig bin (mein erstes Foto habe ich online am 22. Juli 2005 verkauft) und das zudem hauptberuflich mache, bin ich nicht mehr der ideale Vergleich für Leute, die erst jetzt mit der Stockfotografie oder Microstock anfangen.
Zum einen hat sich der Markt in den letzten Jahren stark gewandelt und ist schwieriger geworden, zum anderen werden die wenigsten Anfänger gleich Vollzeit Fotos produzieren.
Deshalb möchte ich hier einige Artikel aus dem Internet vorstellen von Leuten, welche die Stockfotografie noch nicht so lange und nicht so intensiv wie ich betreiben.
Dadurch können Neueinsteiger besser abschätzen, wie sie im Vergleich zu ihren Kollegen abschneiden.
Marco Herrndorff
Marco ist eigentlichselbständiger Unternehmensfotograf und seit ca. einem Jahr lädt er Bilder zu insgesamt acht Microstock-Agenturen hoch. In diesem Jahr hat er knapp 500 Bilder erstellt, die – je nach Annahmequote – bei den Agenturen online sind.
Hier beispielhaft sein Portfolio bei Fotolia, wo hauptächlich People-Bilder online sind. Unter den Bestsellern sind jedoch auch viele Industrie-Aufnahmen aus seiner Foto-Tätigkeit für Unternehmen.
2015 hat Marco insgesamt ca. 2000 Verkäufe gehabt, mit denen er ca. 1350 Euro Umsatz erzielte, das wären ca. 112 Euro pro Monat im ersten Jahr, wobei er sicher auch Ausgaben für Model-Honorare, Requisiten etc. hatte. Ca. 90% der Einnahmen wurden von Fotolia und Shutterstock generiert, die restlichen sechs Agenturen trugen nur magere 10% bei. Sein RPI (Revenue per Image, also Umsatz pro Bild) lag bei ca. 2,48 Euro im Jahr.
Florian Blümm
Florian ist studierter Informatiker, reist aber seit 2011 als digitaler Nomade in der Welt herum. Im Januar 2014 fing er an, Bilder über Bildagenturen zu verkaufen. Er fing mit 13 Agenturen an, im März 2015 sind noch mal 7 Agenturen dazugekommen.Die Fotos macht er auf seinen Reisen, in den zwei Jahren hat er ca. 2150 Bilder hochladen können, hier beispielhaft sein Portfolio bei iStock. Dafür bedient er sich des kostenpflichtigen Services von Stocksubmitter.
Während Florian in den ersten acht Monaten „nur“ ca. 362 US-Dollar Umsatz erzielte, waren es im zweiten Jahr (August 2014-August 2015) schon ca. 2900 USD Umsatz. Das wären pro Monat ca. 242 USD, allein im August 2015, zugegebenermaßen generell einer der umsatzstärksten Monate) waren es über 400 USD. Übers Jahr gerechnet ergibt das einen RPI von 1,35 USD.
Selbstbestimmer Attila
Inspiriert durch Floran begann Attila, im Oktober 2015, 350 Bilder bei 16 Agenturen hochzuladen. Bei Shutterstock zum Beispiel wurden jedch nur 79 davon angenommen.
Im November erzielte einen Umsatz von ca. 25 USD mit den Bildern. Im Dezember waren es schon knapp 32 USD Umsatz, bei ca. 500 Bildern online bei Fotolia.Sein Thema sind ebenfalls „typische“ Reisefotos wie Landschaften, Tiere und Architektur. Auch er verwendet StockSubmitter für seine Uploads.
Thomas Zagler Thomas ist Mediengestalter und Fotograf und lädt seit Mitte 2012 halbwegs regelmäßig Bilder (Fotos und fast ebensoviele Vektoren) zu fünf Agenturen hoch. Bei Fotolia hat er mittlerweile ca. 380 Bilder online, im Schnitt spricht er von 250 Bildern online.Damit erzielt er nach eigenen Angaben ca. 200 Euro Umsatz im Monat, das wären 2400 Euro pro Jahr. Zu berücksichtigen ist, dass sich Vektoren in der Regel besser verkaufen als Fotos.Seine Motive sind bunt gemischt, von Landschaften, Food und Konzaptbildern ist immer etwas dabei.
Bernd Schmidt
Fast schon ein alter Hase in dieser Reihe ist Bernd, der 2008 begonnen hat, bei Microstock-Agenturen hochzuladen und dieses Hobby seit 2011 etwas intensiver betreibt.Im Oktober 2015 hatte Bernd knapp 2700 Fotos bei Fotolia online, der Schwerpunkt liegt bei ihm bei Foodfotos. Insgesamt beliefert er 11 Bildagenturen.Im 3. Quartal 2015 erzielte er insgesamt ca. 1216 Euro Umsatz, das wären ca. 400 Euro pro Monat. Diesen Wert konnte er relativ lange halten, auch wenn er mal einige Monate keine Fotos hochlud.
Glenn Nagel
Glenn ist ebenfalls etwas länger dabei: Seit Ende 2009 lädt er Bilder hoch, bei Shutterstock ist er mittlerweile bei knapp 5000 Fotos angelangt. Daneben beliefert er noch iStock, Dreamstime und Bigstock, also vier Agenturen. Die Themen wie bei vielen hier in der Liste: Reisefotos, Tierbilder und Architektur.2010 bekam er ca. 235 USD pro Monat, 2011 dann über 320 USD pro Monat, 2012 schon über 580 USD pro Monat, 2013 folgten mit 790 USD/Monat. 2014 waren es erstmals über 1000 US-Dollar im Monat.2015 erzielte er ca. 15.000 USD Umsatz, also ca. 1250 USD pro Monat.
Steven Heap
Unter dem Namen „Backyard Productions“ beliefert Steven unglaubliche 29 Bildagenturen. Begonnen hat er im Januar 2010, er ist also auch schon sechs Jahre dabei. Bei Fotolia hat er knapp 4.300 Bilder online, bei 123rf sind es ca. 6500 Bilder. Da er auch viele redaktionelle Bilder hat, sind es bei Zoonar am meisten mit fast 8400 Fotos. Auch bei ihm überwiegen Reisefotos, Landschaften und Architekturaufnahmen.
2015 erzielte Steven insgesamt 28.700 USD Umsatz, was durchschnittlich ca. 2392 USD pro Monat entspricht. 2014 lag der Umsatz sogar etwas höher bei 29.980 USD.Mit mehr als 11.000 USD kam der größte Teil des Umsatzes von Shutterstock, gefolgt mit deutlichem Abstand und ca. 3.500 USD durch iStock.
Richard Waters
Der britische Fotograf bietet nebenbei eher halbherzig seit 2011 ca. 100 Tier- und Reisebilder über Bildagenturen zum Kauf an, hier zum Beispiel bei Shutterstock. Damit hat er immerhin 2015 ca. 170 Euro Umsatz gemacht, 2012 waren es noch ca. 370 Euro.
Nur wenige Agenturen lohnen den Aufwand
Allen Fotografen in dieser Liste ist eines gemeinsam: Der Löwenanteil des Umsatzes wird von wenigen Agenturen erwirtschaftet. Die Fotografen, welche 20 oder gar mehr Ageenturen beliefern, könnten problemlos die Hälfte er Agenturen ignorieren, ohne große Umsatzeinbußen zu haben.
Ich bin es analytisch angegangen: Ich habe die jeweils vier Bestseller-Agenturen für 2015 der oben genannten Fotografen in eine Liste eingetragen und Punkte vergeben. Die Agentur mit dem meisten Umsatz bekam vier Punkte, die mit dem zweitmeisten Umsatz drei Punkte und so weiter.
Das Ergebnis sieht so aus:
Shutterstock: 28
Fotolia: 18
iStock: 15
Dreamstime: 6
Alamy: 5
123rf: 4
Zu berücksichtigen ist, dass viele der Fotografen in der Liste Reisefotos anbieten und dadurch oft auch redaktionelle Fotos anbieten, welche nur von einem Teil der Agenturen verkauft werden.
Insgesamt gibt die Liste jedoch einen recht akuraten Überblick, welche Agenturen für die Belieferung durch Anfänger sinnvoll sind.
Langer Atem ist gefragt
Die zweite Lehre, die sich mir aus den Umsatzmeldungen erschließt, ist für alte Hasen keine Überraschung, für Einsteiger jedoch oft schwer durchzuhalten: Ein langer Atem ist bei der Stockfotografie gefragt. Microstock ist kein Zaubertrick, um „schnell reich zu werden“.
Die meisten Fotografen erzielen nach 1–2 Jahren signifikante Umsatzschübe, welche aus einer Kombination von mehren Faktoren einstehen: Die Fotografen verstehen und lernen, welche Bilder veräkuflicher sind, sie werden technisch besser und vermeiden mehr Ablehnungen. Die Bilder werden mit zunehmenden Verkäufen weiter vorne bei den Suchergebnissen angezeigt und die Fotografen werden mit der Zeit und mit mehr Verkäufen im Ranking hochgestuft.
Kennt ihr noch mehr Blogs, welche ihre Microstock-Umsätze teilen? Welche Lehren zieht ihr aus den Erfahrungen der vorgestellten Fotografen?
Kürzlich postete der Fotograf Luis Alvarez (und Stock Performer Gründer) einige Rechenbeispiele auf seiner Facebook-Seite, wo er vorrechnete, wie viel man mit Stockfotos verdienen könnte. Ich fragte ihn, ob er das nicht ausführlicher als Gastbeitrag für diesen Blog erklären will. Zusammen mit seinem Kollegen Oliver Rivo hat er für euch diesen Artikel geschrieben:
Vor kurzem unterhielt ich mich mit einem Freund, der in das Microstock Geschäft einsteigen wollte. “Hast du das wirklich vor?”, fragte ich ihn. “Warum nicht?”, antwortete er.
Seine Frage war durchaus berechtigt: Warum sollte er nicht in die Microstock-Welt einsteigen? Viele von uns haben miterlebt, wie es in dieser Industrie enger und die Konkurrenz härter geworden ist. Aber bedeutet das gleichzeitig, dass Newcomer keine Chance mehr haben?
Als wir uns mit dieser Frage beschäftigten, entstand die Idee eines einfachen Business Plan Rechners, der uns helfen kann, unsere Ziele zu definieren sowie Strategien zu entwickeln, sie zu erreichen. Im Spiel mit dem Rechner wurde uns bewusst, dass es tatsächlich möglich ist, als Neuling in das Microstock-Business einzusteigen. Und je nach Zielsetzung gibt es verschiedene Wege, das zu tun.
Zur Verdeutlichung schauen wir uns ein paar beispielhafte Strategien an.
Dein Business-Plan
Bevor du dich auf dein Microstock-Abenteuer begibst, müssen vier wichtige Entscheidungen getroffen werden:
Wie viele Bilder kannst du monatlich produzieren?
Wie viel kostet dich die Produktion eines Bildes?
Was sind deine monatlichen Fixkosten?
Wie viele Monate lang willst du deinen Produktionsplan durchziehen?
Die Antworten auf diese Fragen definieren deine Strategie. Ob du mit einem Team zusammenarbeitest, ob du Menschen oder Stillleben fotografierst oder ob du ein Studio mietest oder nicht – all diese Fragen müssen beantwortet werden.
Dein monatlicher Umsatz pro Bild (RPI/m)
Der zweitwichtigste Einflussfaktor ist der zu erwartende durchschnittliche Monatsumsatz für jedes Bild, das du produzierst. Es mag zwar unmöglich erscheinen, diesen Wert zu bestimmen, aber ob du’s glaubst oder nicht, man hat einen Einfluss auf den monatlichen Umsatz pro Bild, auch RPI/m (englisch für “Revenue per Image per Month”) genannt.
Der RPI/m definiert den Betrag, den du im Durchschnitt monatlich mit all deinen Bildern verdienst. Wenn zum Beispiel 500 deiner Bilder online sind und sie monatlich EUR 1.000 einbringen, dann liegt dein RPI/m bei EUR 2. Es geht immer um einen durchschnittlichen Wert, das heißt dass wenn du in einem Monat EUR 1.200 einnimmst und im nächsten Monat EUR 800, bleibt der RPI/m immer noch bei EUR 2.
Wenn du in großen Mengen Bilder minderwertiger Qualität produzierst, von denen sich viele ähneln, wirst du mit Sicherheit einen niedrigen RPI/m haben. Eine Ausrichtung auf Nischenthemen mit hoher Nachfrage und einer hohen Qualität dagegen wird zu hohen Umsätzen pro Bild führen.
Und natürlich gibt es jede Menge Varianten zwischen diesen zwei Extremen.
Der Business Plan Rechner
Um an diesen Geschäftsmodellen zu arbeiten, haben wir einen Business Plan Rechner entwickelt, der uns auf einen Blick zeigt, wie sich verschiedene Strategien entwickeln. Öffne ihn in deinem Browser und finde heraus, wie gut dein Business für dich funktioniert: https://www.stockperformer.com/calculator
Drei Beispielstrategien für den Einstieg in die Microstock-Welt
Der Business Plan Rechner hilft uns dabei, Strategien zum Einstieg in das Geschäft mit Microstock zu untersuchen. Wir haben drei unterschiedliche Beispiele gewählt, alle bezogen auf die Produktion von Lifestyle Fotografie:
Die Microstock-Produktionsfirma
Der Vollzeit Solo-Fotograf
Der Freizeit Amateur-Fotograf
Strategie 1: Die Microstock-Produktionsfirma
Der Aufbau einer Microstock Produktionsfirma ist zeitintensiv und teuer, aber er erlaubt die Produktion einer großen Menge an Bildern. Wie würde so etwas aussehen?
Wie viele Bilder kannst du monatlich produzieren? 800 pro Monat.
Wie viel kostet dich die Produktion eines Bildes? Shootings können teuer sein. Geliehenes Equipment, Kleidung und Requisiten, Location-Miete, gute Models, all das kostet Geld. Dank eines großen Teams und guter Vorbereitung sollte es jedoch möglich sein, pro Shooting viele Bilder zu produzieren. Wir setzen die Kosten pro Bild bei EUR 25 an.
Was sind deine monatlichen Fixkosten? Eine Microstock-Produktionsfirma hat Angestellte, z.B. einen Produktionsleiter, der alles organisiert, einen Produktionsassistenten und eine Vollzeitkraft für die Retusche. Wir mieten außerdem ein Studio. Das kann EUR 6.000 kosten.
Wie viele Monate lang willst du deinen Produktionsplan durchziehen? Da die Startkosten sehr hoch sind, wollen wir mindestens 5 Jahre dabei bleiben. Wir setzen die Länge des Business Plans auf 60 Monate.
Welchen monatlichen Umsatz pro Bild können wir erwarten? Unser Produktionsbüro investiert hohe Summen in die Shootings, um die bestmögliche Qualität zu erzielen. Gute Vorbereitung erlaubt uns die Auswahl gefragter Themen. Für diese Strategie setzen wir als Beispiel einen RPI/m von EUR 1,50 an. Der Business Plan Rechner liefert folgende Ergebnisse:
Wir müssen EUR 268.800 investieren, bevor wir zum ersten Mal Geld verdienen!
Erst im vierten Jahr bekommen wir unsere Investition wieder herein und sind unterm Strich im grünen Bereich.
Nach fünf Jahren beträgt der Gesamtgewinn EUR 636.000. Das ist ein Return on Investment von 237%.
Der Aufbau einer Microstock-Produktionsfirma ist teuer und bedeutet harte Arbeit. Aber wenn man es richtig macht, kann man doch immer noch gutes Geld verdienen.
Strategie 2: Der Vollzeit Solo-Fotograf
Für unser zweites Strategie-Beispiel stellen wir uns vor, du bist ein einzelner Fotograf, der alles selbst organisiert und Vollzeit arbeitet. Hin und wieder gibst du Verschlagwortung und Photoshop-Arbeit an andere weiter.
Wie viele Bilder kannst du monatlich produzieren? 200 pro Monat.
Wie viel kostet dich die Produktion eines Bildes? Shootings werden zwar so günstig wie möglich produziert, aber dennoch mit einem Fokus auf Qualität. Für einige deiner Bilder bezahlst du externe Dienstleister für die Verschlagwortung und Retusche. Wir setzen die Kosten bei EUR 10 an.
Was sind deine monatlichen Fixkosten? Wir gehen davon aus, dass du weitestgehend alleine arbeitest und kein Studio mietest. Da du Vollzeit arbeitest, musst du von Microstock leben. Gehen wir davon aus, dass du mit einem einfachen Leben zufrieden bist und EUR 1.800 brauchst, um all deine Rechnungen zu bezahlen.
Wie viele Monate lang willst du deinen Produktionsplan durchziehen? Als ein Solo-Fotograf kannst du nur 3 Jahre für dieses Business riskieren.
Angenommen du bist talentiert und kannst mit deinen begrenzten Möglichkeiten einen RPI/m von EUR 1,20 erzielen. Unser Business Plan Rechner kommt dann zu folgendem Ergebnis:
Du musst EUR 28.200 investieren, bevor du zum ersten Mal Geld verdienst!
Erst in der Mitte des dritten Jahres bekommst du deine Investition wieder herein und bist unterm Strich im grünen Bereich.
Nach drei Jahren beträgt der Gesamtgewinn EUR 23.040 und beziehst ein monatliches Gehalt von EUR 4.840.
Mit dieser Strategie wirst du ein paar Jahre lang kämpfen müssen, aber wenn du durchhältst, kannst du dich auf ein Monatsgehalt von knapp EUR 5.000 einstellen!
Strategie 3: Der Freizeit Amateur-Fotograf
Jeder von uns kennt einen Fotografen, der seine Urlaubs- und Hochzeitsbilder bei ein paar Agenturen hochlädt. Ist das eine sinnvolle Strategie oder nur Zeitverschwendung? Das können wir mit dem Rechner leicht überprüfen:
Wie viele Bilder kannst du monatlich produzieren? 100 pro Monat. Einfach die gesamte Karte hochladen.
Wie viel kostet dich die Produktion eines Bildes? Unser Amateur-Fotograf macht nur Urlaubs‑, Familien- und Haustierbilder, so dass die Kosten pro Bild sehr niedrig sind. Wir wählen EUR 0.
Was sind deine monatlichen Fixkosten? Unser Amateur-Fotograf lebt hauptberuflich von etwas anderem, so dass von Microstock keine regelmäßigen Rechnungen bezahlt werden müssen. Fixkosten EUR 0.
Wie viele Monate lang willst du deinen Produktionsplan durchziehen? Um diese Strategie mit dem zweiten Szenario vergleichen zu können, wählen wir auch hier 36 Monate.
Bilder von Amateuren verkaufen sich auf dem heutigen Microstock-Markt nur schlecht. Mit Glück kann man einen RPI/m von 15 Euro-Cent erzielen.
Mit dieser Strategie kommt unser Business Plan Rechner zu folgendem Ergebnis:
Unser Amateur-Fotograf muss kein Geld investieren und macht von Beginn an Gewinn.
Nach drei Jahren konstanter Produktion hat unser Amateur-Fotograf insgesamt knapp EUR 10.000 eingenommen und verdient monatlich EUR 540.
Wenn deine Erwartungen nicht zu hoch gesteckt sind und du etwas Zeit hast und extra Taschengeld verdienen möchtest, kann die Arbeit als Amateur Microstocker durchaus ein nettes Nebeneinkommen bieten.
Unsere Tipps für deinen Erfolg
Alle drei Strategien zeigen, dass man mit Geduld und harter Arbeit im Microstock-Business auch heute noch ein gutes monatliches Einkommen erzielen kann. Der Business Plan Rechner verdeutlicht die verschiedenen Variablen, die deinen Erfolg beeinflussen.
Vor allem aber zeigt er, dass eine Variable den höchsten Einfluss auf deinen Gewinn hat: der monatliche Umsatz pro Bild (RPI/m). Du kannst noch so viele Bilder mehr produzieren oder deine Kosten pro Bild noch so senken: Ein schlechter RPI/m wird diese Anstrengungen immer zunichte machen. Andererseits, wenn du dich darauf konzentrierst, deinen RPI/m zu erhöhen, kann deine Microstock-Karriere sehr lukrativ sein. Finde es heraus! Spiele mit dem Business Plan Rechner selbst herum!
Wir bei Stock Performer haben es uns zum Ziel gesetzt, unseren Kunden zu helfen ihre Umsätze pro Bild zu erhöhen und damit ihren Gewinn zu maximieren. Ein paar wichtige Tipps, die wir unseren Kunden geben:
Konzentriere dich auf Agenturen, die gut darin sind, den Content zu verkaufen, den du produzierst.
Nutze Analytics Tools wie Stock Performer, um den Erfolg deiner Bilder zu messen und mehr von den Gewinnbringern zu produzieren. Verschwende keine Zeit an Bildern, die sich nicht verkaufen.
Nutze solche Analytics Tools, um herauszufinden, welcher Content auf welchen Agenturen gut läuft. Biete Bilder an der richtigen Stelle exklusiv an, um deinen Umsatz zu erhöhen.
Identifiziere Nischen, auf die du Zugriff hast.
Verfolge den Markt und welche Themen und Stile gefragt sind. Stock Performer hilft dir dabei, die kommenden und gehenden Trends zu erkennen, bevor die anderen Fotografen sie entdecken.
Wenn du mehr darüber lernen willst, wie Stock Performer dir helfen kann, deine Einnahmen zu maximieren, melde dich zu unserem Free Trial an oder schicke uns einfach eine Email: info@stockperformer.com.
Nach diesem Artikel vor einigen Tagen gab es sehr viele, teils kontroverse Kommentare. Die Leserin Anchan wies mich hier darauf hin, dass ich doch einfach mal eine der Beteiligten beim Projekt „Stockalliance.org“ fragen könnte, die aus probiert hat, ob sie mit ihren Bildern auch auf Warez-Seiten Geld verdienen könne.
Das habe ich gerne gemacht und deswegen gibt es jetzt ein Interview mit der Illustratorin Elena, die ihre Bilder bei Shutterstock, Dreamstime, 123rf, iStock, Depositphotos und einigen anderen Bildagenturen verkauft über Warez-Seiten und den Ursprung der stockalliance-Webseite.
Robert Kneschke: Kannst Du dich bitte kurz vorstellen?
Elena (art_of_sun): Ich heiße Elena (auch bekannt als art_of_sun) und wohne in Russland.Ich habe ca. zehn Jahre als Grafikdesignerin gearbeitet (Polygraph, Illustrationen, Kinderspiele für das iPad und so weiter) und seit den letzten anderthalb Jahren bin ich Vollzeit-Stocker.
Wie hast Du mit Microstock begonnen?
Zuerst lernte ich darüber 2007–2008 vom Blog eines Freundes kennen. Viele Leute schlugen damals vor, deren Referral-Links zur Anmeldung zu benutzen. Also registrierte ich mich bei einigen Bildagenturen und versuchte, etwas Geld zu verdienen, aber ohne richtigen Erfolg. Ich bekam ca. 20–30$ im Monat. Aber vor anderthalb Jahren veranstaltete einer der Leute in meiner Freundesliste (Oleg SkillUp) einen „Mega-Workshop“ und wollte allen beibringen, wie man 1000$ im Monat bei Shutterstock verdient, wenn man sich mit seinem Referral-Link anmeldet. Ich war unzufrieden mit meinem Job zu der Zeit, also hörte ich damit auf und wollte es versuchen. Und es hat geklappt 🙂
Wie viele Bilder hast Du online bei den Microstock-Seiten und wie viel verdienst Du damit im Monat?
Bei Shutterstock habe ich aktuell 4170 Bilder (ca. 2500 Vektoren plus Rasterkopien davon und einige Fotos), bei den anderen Agenturen weniger. Bei allen Bildagenturen zusammen mache ich zwischen 2000$ und 3000$ Umsatz im Monat.
Wie kam die Idee, deine Bilder auf Warez-Seiten zu verteilen?
Das war eine gemeinsame Idee. Wir waren in einem Chat mit den Leuten, die am Mega-Workshop teilgenommen haben und viele von uns hatten Probleme mit den Piraten-Seiten. Also dachten wir über einen Weg nach, wie wir das stoppen könnten. Zu der Zeit schrieb ich viele DMCA-Meldungen. Nach einer davon meldete sich fotoramka [siehe dieser Artikel; Anmerkung R.K.] bei einer von uns im Chat, weil sie so niedliche DMCA-Meldungen verschickte mit Bildern, aber vergessen hatte, die Links zu erwähnen und er half uns, die DMCA-Meldungen korrekt auszufüllen und schlug vor, die Dateien direkt von Letitbit zu löschen ohne DMCA-Meldungen, indem wir ihn einfach über Skype anschreiben.
Er erzählte uns, wie Warez-Seiten funktionieren. Tatsächlich können die Piraten mit ihren Aktivitäten das gleiche Geld verdienen wie wir im Microstock, deshalb machte jemand den Witz, dass wir unsere Bilder vielleicht auf den falschen Seiten anbieten. Dann kam die Idee auf, dass wir versuchten könnten, unverkaufte Bilder (und einige Bilder, die bei den Warez-Seiten beliebt waren) dort mit unserer eigenen Lizenz anzubieten (ähnlich wie das Leute machen, die Fonts verkaufen) und mit einem Text und Link in der Art „Dieses Bild ist nur für die nicht-kommerzielle Nutzung. Die kommerzielle Lizenz ist hier erhältlich…“ Ich entschied, das zu probieren, weil ich ein großes Portfolio habe und sich viele meiner Bilder nicht bei Shutterstock verkauften.
Warst Du die einzige, die das ausprobiert hat?
Ja.
Wie viele Bilder waren beim Test dabei?
Ich hatte fünf Posts wie diesen hier, es waren also ca. 40 Bilder (7–10 in einem Archiv).
Wie genau funktionierte der Upload-Prozess?
Wir haben mir einen Account bei einige Filehosting-Seiten angelegt, nicht nur da, wo Fotoramka arbeitet, sondern auch bei anderen, wo man Geld für Download bekommen konnte. Außerdem habe ich mich bei drei Warez-Seiten registriert: Gfxtra, Allday and Heroturko, wenn ich mich richtig erinnere. Dann habe ich das rote Titelbanner gemacht (siehe oben) und zusammen mit fotoramka haben wir eine Lizenz geschrieben.
Danach suchte ich die Bilder aus, machte Vorschau-Bilder, ein gepacktes Archive mit den Bildern und der Lizenz und lud diese zu den Filehostern hoch. Dann haben wir von meinem Computer aus die Posts für die Warez-Seiten gemacht (fotoramka schrieb die Posts mit den HTML-Tags, Links und Beschreibungen).
Bei welchen Filehostern hast Du Dich registriert?
Letitbit, Keep2Share und Rapidgator.
Wie würdest Du den Upload-Aufwand gegenüber dem Hochladen bei den Microstock-Agenturen vergleichen?
Es braucht fast die gleiche Zeit wie das Vorbereiten von Bildern für CreativeMarket zum Beispiel. Und etwas mehr Zeit beim Hochladen. Deshalb war die zweite Idee (wenn das Experiment funktioniert), eine unabhängige Seite zu machen mit den Vorschau-Bildern, Archiven und Postings.
Stockalliance.org?
Ja.
Die Lizenz, die Du angeboten hast, erlaubte nur private Nutzung, keine kommerzielle Nutzung?
Glaubst Du, die Leute, welche Warez-Seiten besuchen, scheren sich um diesen Unterschied?
Fotoramka arbeitet ja beim Support eines Filehosters und erzählte mir, dass er manchmal Anfragen von Leuten hat, die etwas „kostenlos“ runtergeladen hatten und dann wissen wollten, wo sie es legal kaufen können. Ich hatte in der Zeit des Experiments auch einige Verkäufe von Bildern, die ich bei Warez-Seiten veröffentlicht hatte und von Bildern aus der gleichen Serie, die vorher keine Verkäufe hatten.
Meiner Meinung nach dem Experiment ist es nur ein sehr kleiner Teil der Leute, die Bilder von Warez-Seiten nehmen und sich um Rechte kümmern. Vielleicht jemand, der wirklich nicht weiß, dass es nicht kostenlos und legal ist und vielleicht einige, die es wegen der thematischen Zusammenstellung populärer Bilder nutzen, aber die meisten interessieren sich wirklich nicht.
Wie viel Geld kann man mit diesen kostenlosen Downloads verdienen?
Ich habe nichts ernsthaft verdient, nur einige Dollar, aber soweit ich weiß, wenn Leute Bilder von Dir runterladen und dafür den „schnellen Download“ kaufen [Premium-Zugang beim Filehoster; Anmerkung R.K.], kannst Du dafür bis zu 60$ erhalten.
Kannst Du sehen, wie viele Leute deine Dateien runtergeladen haben?
Ja, das kann ich in den Statistiken in meinem Account bei den Filehostern sehen.
Wie lange waren Deine Bilder online und wie viele Downloads hatten sie zusammen?
Ungefähr einen Monat. Hier ist die Statistik für November 2013, wo wir das Experiment angefangen haben:
Die Spalten sind von links nach rechts: Datum, Downloads, Verkäufe, Rating.
Lese ich das richtig, dass das 0,80$ Einnahmen für November 2013 sind?
Ja, das ist richtig. Ich habe herausgefunden, dass Du, wenn Du Geld auf Warez-Seiten verdienen willst, viel Material jeden Tag veröffentlichen müsst. Und es muss unterschiedliches Material sein. Das ist einfach, wenn Du viele gestohlene Bilder hast, aber sehr schwer mit deinen eigenen Bildern.
Aber wir haben auch ein anderes Ergebnis: Die Piraten sahen unser Projekt und in der Zeit, in der ich meine Bilder hochgeladen habe, haben sie ihre Posts mit meinen Bildern gelöscht. So hörten sie fast vollständig auf, meine Bilder zu nehmen.
Das ist ja gut für dich.
Ja, nicht schlecht… 🙂
Warum hast Du aufgehört, bei den Warez-Seiten hochzuladen?
Es kostet eine Menge Zeit, die Bilder, Archive und Posts vorzubereiten und ich hasse es, meinen Tag damit zu beginnen, Warez-Seiten nach gestohlenen Bildern von mir zu durchsuchen. Und es demotiviert auch irgendwie. Ich bevorzuge es, neue Bilder zu zeichnen und sie zu Bildagenturen hochzuladen, um Geld zu verdienen statt nur für die PR bei solchen dubiosen Seiten zu arbeiten. Ich meine, das verbrauchte fast die ganze Zeit, in der ich neue Bilder hätte machen können.
Hast Du die Möglichkeit, deine Bilder auf den Warez-Seiten zu löschen?
Klar, ich habe fast alle meine Archive gelöscht nach dem Ende des Experiments im Dezember 2013.
Was waren deine gesamten Einnahmen von dem Experiment?
2$, einige Verkäufe der veröffentlichten Bilder bei Bildagenturen (wobei ich nicht beweisen kann, dass das durch das Experiment kam) und 90% weniger gestohlene Bilder aus meinem Portfolio auf den Warez-Seiten.
Gab es Verträge, um Deine Bilder auf den Warez-Seiten zu vertreiben?
Nein, nur Veröffentlichungs-Regeln.
Was für Regeln?
Lass sie mich raussuchen:
- Benutze das Admin-Panel, um deine News am besten zu designen.
– Alle Informationen wie Informationen und Bilder müssen im Hauptfenster zentriert sein.
– Benutze nicht radikal.ru, photobucket.com, rapidshare.com als Bild-Hoster.
– Maximale Bildweite ist 500 Pixel. Bitte benutze nicht unseren Skript-Resizer. Bearbeite deine Bilder mit einem Bildbearbeitungsprogramm, um die Bildweite zu reduzieren.
– Du solltest unsere Wasserzeichen bei der Vorbereitung der Vorschaubilder nutzen, die du hier runterladen kannst.
Kennst Du die Leute, mit denen Du gearbeitet hast?
Du meinst die Leute bei Stockalliance? Ja, klar.
Gibt es noch irgendwas, was wichtig wäre?
Ich denke, es ist wichtig, dass nachdem Dein Artikel und ein ähnlicher Artikel in russischer Sprache erschienen ist, viele Leute begonnen haben, zu denken, der Boykott sei von „Warez-Leuten“. Aber das ist falsch, nicht nur wegen unserem Ruf, sondern auch weil sie die wirkliche Situation nicht sehen und was Fotolia gerade mit dem Dollar Photo Club macht und warum das schlecht für die Industrie ist.
Vor paar Wochen hat der Hobby-Fotograf Michael Zwahlen in seinem Blog diesen englischen Artikel über die Exklusivität bei iStock veröffentlicht. Auf meinen Wunsch war Michael so freundlich, den Text etwas auszubauen und ins Deutsche zu übersetzen. Los geht’s, ab jetzt schreibt Michael:
Ich habe vor 15 Monaten den für mich grossen Schritt gewagt, nach sechs Jahren meine Exklusivität bei iStockphoto zu kündigen. Da ich stets aktives Mitglied der Community bei iStock war, werde ich seitdem regelmäßig gefragt, welche Erfahrungen ich seitdem gemacht habe.
Eine der häufigsten Fragen ist natürlich: Kann ich als Nicht-Exklusiver ähnlich viel Geld verdienen wie als Exklusiver?
Meine einfache Antwort: Ja. Zumindest ist mir das sehr schnell gelungen. Die etwas kompliziertere Antwort: Es kommt darauf an.
Meine persönliche Vorgeschichte
Als ehemaliger Software-Entwickler und Projektleiter habe ich die Fotografie für mich Ende der 1990er Jahre eher aus dem Interesse an Kameras als „Gadgets“ entdeckt: Meine erste Digitalkamera war eine Olympus mit VGA-Auflösung, als 640x480 Pixel (0,3 Megapixel!). Die Bildqualität war im wahrsten Sinne be„rauschend“. Ende 2001 habe ich mir eine Sony F505V zugelegt, die mit einem fest eingebauten Zeiss-Objektiv und 2,6 Megapixel schon brauchbare Bilder produzierte.
Gleichzeitig entstanden die ersten Online-Dienste, über die „jedermann“ seine Fotos zur Lizenzierung anbieten konnte. Da ich damals in der Schweiz wohnte, las ich über die Gründung von ImagePoint, bewarb mich und wurde akzeptiert. Ich wusste jedoch wenig über Fotografie, bekam wenig Bilder akzeptiert, freute mich aber über zwei oder drei Verkäufe pro Jahr.
Bis Anfang 2007 wurde Fotografie dann zu meinem Lieblings-Hobby, und ich begann zu recherchieren, ob ich damit nicht zumindest genug Geld verdienen könnte, um ab und zu eine neue Kamera oder eine Reise zu finanzieren. Ich entdeckte Microstock, wurde bei iStockphoto im 2. Versuch akzeptiert und bei Shutterstock abgelehnt. Ich konzentrierte mich also zunächst auf iStock und lernte schnell und viel aus der damals sehr aktiven und unterstützenden Community.
Die nächsten sechs Jahre habe ich mich dann für die Exklusivität entschieden und halte die Entscheidung auch bis heute für richtig. Als Hobby-Fotograf habe ich dort mit relativ wenig Bildern und wenig administrativem Aufwand gutes Geld verdient. Bis im Herbst 2011. Damals hat iStock seine Suche umgestellt, als Ergebnis brachen die Umsätze meiner Bestseller und damit mein ganzer Umsatz innerhalb von drei Monaten um über 50% ein.
Ende 2012 habe ich mich zur Kündigung meiner Exklusivität entschieden. Damals habe ich noch mit einer Partnerin zusammen gearbeitet, und wir haben mein (kleineres) Portfolio als Testprojekt für die Nicht-Exklusivität genutzt. Seit Mitte 2013 arbeite ich Vollzeit daran, mein Portfolio auszubauen und von der Stock-Fotografie zu leben.
Die ersten Erfahrungen
Der Schritt in die Nicht-Exklusivität bedeutet zunächst, dass man sein gesamtes bestehendes Portfolio zunächst „wiederfinden“, zusammenstellen und eventuell überarbeiten muss. Als iStock-Exklusiver ist die Motivation nicht sehr groß, die Metadaten bereits in Lightroom oder Photoshop zu verwalten, da man anschließend sowieso die Arbeit erneut mit Hilfe des „Kontrollierten Vokabulars“ von iStock machen muss. Zwar hatte ich bereits in knapp der Hälfte meiner Bilder die Metadaten eingetragen, bei mehr als 500 Bildern musste ich das jedoch noch nachholen.
Zudem musste ich von teilweise vier oder fünf Jahre alten Bildern die Model Releases zusammensuchen. Zum Glück war ich in dieser Hinsicht auch gut genug organisiert, dass mir dies in kurzer Zeit gelang. Ich stellte jedoch fest, dass ich einen Teil meines Portofolios nicht anderweitig verwenden konnte: Bilder, die ich auf „Minilypses“ oder „iStockalypses“ geschossen habe, den von iStock organisierten und mitfinanzierten Gruppen-Shootings. Diese Bilder sind auch für Nicht-Exklusive vertraglich an iStock gebunden. Da ich diese Events gerne besuchte, habe ich nach wie vor einige hundert Fotos exklusiv bei iStock, erhalte jedoch die nicht-exklusive Bezahlung hierfür. Auch hatte ich für einige Shootings Model Releases mit dem deutschsprachigen Vordruck von iStock verwendet. Als iStock-Exklusiver natürlich kein Problem, aber so manche Agentur will einen nicht-englischen Vertrag mit einem fremden Firmenlogo einfach nicht akzeptieren.
Da man nach der Kündigung der Exklusivität noch 30 Tage warten muss, hatte ich jedoch ausreichend Zeit, um etwa 500 meiner 1.800 Bilder vorzubereiten und hatte diese praktisch sofort nach Auslaufen dieser Wartezeit bei Shutterstock, Fotolia, Depositphotos, 123RF, CanStockphotos und GL Stock online. Innerhalb von drei Monaten waren es dann über 1.000 Bilder bei neun Agenturen.
Wie sich die Einnahmen entwickelten
Wer die Exklusivität bei iStock aufgibt, sieht sich unmittelbar mit zwei Faktoren konfrontiert: Erstens sinkt der prozentuale Anteil an den Einnahmen, in meinem Fall von 30% auf 17%. Hinzu kommt jedoch auch, dass die Bilder günstiger angeboten werden. Ich hatte nur wenige Bilder in Vetta, aber meine Exklusive+ Bilder haben regelmäßig Erträge von $10 bis $20 erzielt. Als exklusiver iStock-Fotograf ist man eigentlich kein echter Microstocker mehr, denn viele Bilder werden eher zu Midstock-Preisen von $50 oder $200 angeboten.
Anfang 2013 hatte ich hier in der Regel nur noch halb so hohe Preise, inzwischen werden nach einer Preissenkung Mitte 2013 sogar für nur noch 1–7 Credits angeboten. Der Einbruch bei den Einnahmen bei iStock betrug insgesamt also etwa 75–80%.
Trotzdem hat es in meinem Fall nur wenige Monate gedauert, bis ich wieder ungefähr gleich hohe Einnahmen erzielte wie in meinem letzten Jahr als exklusiver iStocker: Shutterstock hat hier den größten Teil übernommen, aber auch bei Fotolia konnte ich schnell auf regelmäßige Einnahmen zählen. Überraschend schnell und gut sind auch meine Einnahmen aus dem Partner-Programm von iStock gestiegen. Als Exklusiver hatte ich noch die Option, den Großteil meines Portfolios aus dem Vertrieb über Thinkstock und photos.com auszuschliessen, als Nicht-Exklusiver kommen heute etwa die Hälfte meiner iStock-Einnahmen aus dem Partner-Programm.
Im April 2013 – also nach nur drei Monaten – konnte ich wieder ähnliche Einnahmen erzielen wie im Vorjahresmonat. Seit Juni 2013 habe ich bis auf eine Ausnahme jeden Monat im Jahresvergleich mehr Lizenzeinnahmen erzielt. Im Jahr 2014 habe ich bisher jeweils rund 50% mehr Umsatz erzielt als in meinem letzten Jahr als iStock-Exklusiver. Für mich persönlich ist die Entscheidung zur Unabhängigkeit also voll aufgegangen, und zwar schneller als erwartet.
Lassen sich diese Erfahrungen auf andere übertragen?
Hier kann man Zweifel anmelden: Zum einen bin ich kein überragender Fotograf. Ich habe keinerlei formale Ausbildung, keine anderen Erfahrungen im grafischen Bereich. Etablierte und erfahrene Fotografen haben möglicherweise eine deutlich höhere Qualität. Mir sind die geringeren Qualitätsanforderungen (vor allem in Bezug auf die Bildästhetik) der Microstock-Agenturen also entgegen gekommen. In Bezug auf Bildrauschen oder Artefakte zahlen sich die Erfahrungen mit den (früheren) harten Inspektionen bei iStock aus: Meine Akzeptanzquote liegt bei den meisten Agenturen bei deutlich über 90%.
Ich habe jedoch stets gesagt, dass meine Bilder sich vermutlich eher im billigen Bereich verkaufen. Mit den ständigen Preiserhöhungen bei iStockphoto wurde es zwar vielen professionellen Fotografen ermöglicht, aufwändigere Shootings zu finanzieren, meine Bilder konnten sich bei den höheren Preisen aber nicht gut behaupten. Ich war von wenigen Ausnahmebildern abhängig.
Zudem hatte ich nur wenige Bilder in den Top-Kollektionen Vetta und The Agency Collection, mit denen sich hohe Lizenzeinnahmen sowohl bei iStock selbst als auch über die Getty-Seite erzielen ließen. Meine Einnahmen aus der Partnerschaft mit Getty betrugen weniger als 5%, daher habe ich hier praktisch keine Verluste gehabt. Andere iStock-Fotografen erzielen teilweise bis zu 20% ihrer Lizenzeinnahmen über die Getty-Seite und weitere 20% aus den höherpreisigen Kollektionen. Diese Bilder werden bei einer Vermarktung über Shutterstock & Co ziemlich sicher keine ähnlichen Umsätze erzielen.
Auch hatte ich das Glück, als einer der Gründungs-Fotografen bei Stocksy United bereits von Anfang an auch eine Agentur zu haben, bei der ich „künstlerisch höherwertige“ Bilder platzieren konnte, die sich zahlenmäßig eher selten verkaufen, bei denen der Kunde aber zumeist auch kein Problem damit hat, $50 oder $100 für eine Lizenz zu bezahlen. Mit Westend61 habe ich außerdem eine Macrostock-Agentur gefunden, die einen Teil meiner Bilder über ihre Vertriebskanäle vermarktet. Schließlich habe ich einige Bilder über die (inzwischen nicht mehr existierende) Getty-Flickr-Kollektion vertrieben.
Natürlich gibt es einen weiteren Faktor: Das Arbeitsvolumen. Ich kann heute nicht ausschließen, dass ich mit vergleichbar viel Arbeit auch als iStock-Exklusiver wieder deutlich mehr verdienen würde als zuletzt in 2012. Hatte ich zum Ende meiner Exklusivität rund 1.800 Bilder in meinem Portfolio, sind es heute bereits deutlich über 3.000.
Meine persönlichen Schlussfolgerungen
Ich glaube, mit dem wachsenden Volumen an Bildern in Microstock wird es schwieriger, sich ausschließlich und mit allen Bildern in diesem Markt zu positionieren. Ausgewählte Bilder sollten zu höheren Preisen angeboten werden. Für 2014 erwarte ich, dass ich in diesem Bereich rund 10% meiner Lizenzeinnahmen erziele. Mittelfristig ist es mein Ziel, rund 20% meiner Bilder über höherpreisige Agenturen anzubieten und entsprechend hohe Einnahmen in diesem Bereich zu generieren.
All dies muss man sich jedoch erarbeiten, wenn man die Exklusivität bei iStockphoto aufgibt. Die Idee, alle Bilder einfach bei Shutterstock und Fotolia hochzuladen, halte ich für zu riskant. Hier gehen viele – auch gute – Bilder einfach in der Masse unter. Die Nicht-Exklusivität sollte ja gerade den Vorteil bieten, dass man für sich und seine Bilder alle Kanäle und alle Marktsegmente beliefern kann. Diesen Vorteil muss man nutzen.
Für mich der wesentliche Vorteil nach der Exklusvität war jedoch einerseits ein großer Motivationsschub und andererseits die unerwarteten Möglichkeiten: Als Exklusiver ist man den Änderungen bei einer einzigen Agentur ausgeliefert. Zwar kann man iStock und Getty nicht für alle Entwicklungen des Marktes verantwortlich machen, aber einige Probleme waren und sind hausgemacht. Das kann stark belasten, wenn man von den Einnahmen dort abhängig ist. Wie bei mir gesehen, kann eine Änderung im Suchalgorithmus sehr kurzfristig zu einem Einbruch der Einnahmen führen.
Zwar lese ich heute auch noch aufmerksam alle Änderungen bei den verschiedenen Agenturen. Aber ich bin nicht mehr abhängig davon, bei jeder Änderung auf der Seite der Gewinner zu sein. Falls eine Agentur heute ihre Suchergebnisse ändert, betrifft dies immer nur einen Teil meiner Einnahmen. Ich kann mich allgemeinen Markttrends zwar nicht entziehen, aber zumindest gleichen sich Schwankungen leichter aus.
Schließlich eröffnen sich teilweise Möglichkeiten, die man als iStock-Exklusiver nie auch nur in Erwägung gezogen hätte. Rund 20% meiner Einnahmen heute erziele ich ausserhalb der Stock-Fotografie. Das hätte ich zwar auch als iStock-Exklusiver machen können, jedoch hat man dort verständlicherweise einen sehr eingeschränkten Blick.
Insgesamt bin ich mit meiner persönlichen Entwicklung sehr zufrieden, auch wenn ich insgesamt noch zu wenig Geld verdiene. Neben der finanziellen Situation hat sich vor allem auch meine Perspektive auf die Fotografie geändert: Wenn man ausschließlich für iStock produziert, schränkt man sich fotografisch oftmals stark ein – man macht einfach das, wovon man bereits weiß, dass es akzeptiert wird und sich verkauft. Heute kann ich viel mehr Risiken eingehen, auch mal ungewöhnliche Motive oder eine neue Bearbeitungstechnik auszuprobieren. Zwar erhalte ich dann auch öfter Ablehnungen bei einer Agentur, kann es dann aber auch bei einer zweiten oder dritten probieren.
Meine Zahlen deuten darauf hin, dass ich im Herbst an meine besten Monate aus den Jahren 2010 und 2011 anknüpfen kann. Und ich bin überzeugt, dass ich 2015 neue Rekordeinnahmen vermelden kann. Daher kann ich voller Überzeugung sagen, dass ich den Schritt in die Nicht-Exklusivität in den letzten 15 Monaten nicht ein einziges Mal bereut habe.