Michael Kirchner (aka Omori) hatte mich vor paar Wochen gefragt, ob ich nicht helfen möchte, bei seinem Fotodreikampf in der Jury zusammen mit acht anderen Fotografen die besten Bilder rauszusuchen.
Na, das macht ein Fotograf doch gerne: Viele tolle Bilder sehen und dabei sogar entscheiden zu dürfen, welches prämiert wird.
Hätte ich meinen Mund mal nicht so voll genommen, denn bei ca. 150 Einsendungen fiel es mir doch sehr schwer, eine gute Wahl zu treffen.
Meine drei Favoriten sind (wer wider Erwarten sein Bild nicht hier sehen will, bitte kurze Nachricht an mich):
Hier faszinieren mich einerseits der Widerspruch zwischen dem lebendig anmutenden Fabelwesen und dem starren Material Stein sowie andererseits das Größenverhältnis zwischen dem Wasserspeier und dem Eiffelturm im Hintergrund. Die Bearbeitung des Fotos mit der Randabdunklung und der Körnung wirkt wie der letzte Schliff, um dem Bild einen Hauch von Mystik zu geben. Nur der Rücken des Tieres wurde leider eindeutig überschärft.
Okay, ich gebe zu, dass ich dieses Foto ohne den passenden Titel keines zweiten Blickes gewürdigt hätte. Aber mit diesem Titel „Außenseiter“ wird das Foto ganz anders aufgeladen. Auf einmal sehe ich, wie der alte, knorrige Baum sich verzweifelt mit letzter Kraft nach links neigt, um den drei großen, coolen, behaarten (belaubten) Bäumen näher sein zu können, die auch noch von der Sonne beschienen werden. Aber ach, die Kraft reicht nicht und der Zaun ist auch noch dazwischen. Genial gesehen, sag ich da nur. Und die kühle Pastelltönung finde ich auch sympathisch.
Da ich fast nur Menschen fotografiere, bin ich bei der Beurteilung von People-Fotos zwar besonders kritisch, aber umso mehr freue ich mich, dass es eins geschafft hat, mich zu überzeugen, auch wenn der Fotograf seinem Kommentar nach mit dem Shooting gar nicht zufrieden war. Fangen wir mit dem Model an: Die Haltung ist super, Beine elegant überkreuzt, Hände locker in den Taschen, leicht verträumter Blick nach unten. Ich hätte zwar den linken Ellenbogen etwas symmetrischer nach außen dirigiert, aber das spielt jetzt keine große Rolle. Die Haare liegen auch sehr beeindruckend, da geht von hier ein riesiges Lob an die Visagistin.
Vollends überzeugt hat mich aber das von hinten kommende gleißende Licht zusammen mit den überlagerten Feldblumen unten, die das Bild erst recht in das Traumhafte rücken. Sehr geschickt, wie die Blumenblüten genau über dem Saum des Kleides enden.
Was sagt ihr zur Auswahl?
Wer sehen will, wie die vielen anderen Einsendungen ausgesehen haben und für welche Bilder die anderen Jury-Mitglieder entschieden haben, könnt ihr hier in den Kommentaren bei fotografr.de lesen.