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Pimp My Stock: Bildbesprechungen von Stockfotos 41

In flot­ter Folge geht es heu­te wei­ter mit eini­gen Bildern, die Leser für mei­ne Serie „Pimp My Stock!“ ein­ge­reicht haben. Sie wol­len wis­sen: Wie wür­den sich die Fotos als Stockfotos verkaufen?

Diesmal schrieb mir Konstanze:

Hallo,

ich mache schon sehr lan­ge Fotos, ver­su­che aber erst seit Anfang des Jahres ernst­haft, sie bei den Microstockagenturen unter zu bringen.

Ich bin ange­mel­det und akzep­tiert bei:
– Dreamstime
– 123rf
– iStockphoto
– Fotolia
– Pitopia
– und Bildunion.

Shotshop hat mei­ne Bewerbungsbilder abge­lehnt, bei Shutterstock habe ich jetzt im ers­ten und zwei­ten Durchgang je 2 (also bis­her 4) der ins­ge­samt 10 gewünsch­ten Bewerbungsbilder akzep­tiert bekom­men. Coverpicture möch­te ich auch noch in mei­ne Liste aufnehmen.

Ich habe bis­her ein 😉 Foto ver­kauft, bei Dreamstime.

Am leich­tes­ten wer­den mei­ne Bilder bei iStockphoto und 123rf genom­men, Fotolia und Shutterstock sind mei­ne Sorgenkinder.

Ich muss aber auch dazu sagen, dass ich ein­fach noch nicht vie­le Bilder ein­ge­reicht habe, bei man­chen (ame­ri­ka­ni­schen) sind 40–55 durch die Beurteilung gegan­gen, bei ande­ren viel­leicht erst 10.

Bei Fotolia habe ich ca. 55 Fotos ein­ge­reicht und 4 wur­den bis­her akzep­tiert. Die Begründung ist – wie ja auch von ande­ren schon geschrie­ben – nicht nach­voll­zieh­bar, weil zu all­ge­mein. Das ist bei Pitopia oder Dreamstime anders. Das Seltsame ist, dass Fotolia Fotos nimmt, die sonst ger­ne abge­lehnt wer­den – und bei denen ich die Ablehnungsgründe sogar nach­voll­zie­hen kann. Fotos, die von den ande­ren Agenturen sofort akzep­tiert wer­den, lehnt Fotolia radi­kal aus “tech­ni­schen Gründen” ab.

Wir haben neben einer Panasonic Bridge (FZ200) vor allem die Canons 7D, 30D, 650D in Gebrauch. Stativ, Lightbox, Studiolampen sind auch da. Photoshop Elements 10 und Lightroom 5.

Was ich in der Branche vor­ha­be? Ich möch­te mög­lichst vie­le Bilder mög­lichst gut gerankt haben 😉

Im Ernst, ich möch­te mich auf Studio-​/​Produktbilder und evtl. dann auch Models kon­zen­trie­ren – was bei­des in den hier gezeig­ten Fotos nicht vor­kommt, gebe ich zu -, momen­tan “ler­ne” ich jeden­falls noch, wie die Ansprüche der Agenturen sind und wie/​womit ich reinkomme.

Die mit­ge­schick­ten Fotos wur­den alle von Fotolia abge­lehnt, eini­ge davon wur­den von allen/​vielen ande­ren Agenturen genom­men, ande­re sind noch pending.

Ich fra­ge mich halt ein­fach, bei einer Fotolia-​Annahmequote von unter 10 Prozent, ob ich das über­haupt noch wei­ter ver­su­chen soll?

So, nun über­las­se ich mei­ne Fotos der Kritik.

Danke,
Konstanze“

Sehen wir uns die Sorgenkinder mal an:

pimp_00004_F18mitFlaresEin Foto vom Kampfflugzeug F/​A‑18 mit einer Leuchtrakete. Vom Motiv ist so ein Motiv sicher ver­käuf­lich, weil es ein gerin­ges Angebot gibt. Ob das Bild scharf ist, kann ich in die­ser Größe nicht beur­tei­len. Ein wei­te­rer Grund für die Ablehnung könn­ten mar­ken­recht­li­che Bedenken sein, weil das Flugzeugdesign even­tu­ell recht­lich geschützt ist.

pimp_00006_EuleDieses Foto einer Eule hal­te ich für ein gutes Stockfoto. Ein gelun­ge­nes Tierportrait mit Betonung auf das Gesicht ohne Ablenkung im Hintergrund. Wenn das Foto in der 100%-Ansicht scharf genug sein soll­te, wür­den mir kei­ne Ablehnungsgründe einfallen.

pimp_00007_schwalbenschwanzHier sehen wir einen Schmetterling, genau­er gesagt einen Schwalbenschwanz. Sofort sicht­bar ist, dass der Hintergrund lei­der nicht kom­plett rein­weiß ist, was aber in Photoshop lös­bar ist. Die poten­ti­el­len Käufer für die­ses eher redak­tio­nel­le Bild ist jedoch rar gesät. Besser ver­kau­fen sich Schmetterlinge, wenn sie – oft über Fotomontagen – in ein Konzept wie Frühling, Freiheit, Jahreszeiten oder Ökologie ein­ge­bet­tet sind.

pimp_00022_RedAdmiral

Ähnliches gilt für das Bild vom Admiral. Der Hintergrund lässt sich gedank­lich lei­der nicht mit dem Frühling oder ande­ren posi­tiv besetz­ten Themen ver­bin­den und der Schmetterling ist wie vie­le Haustiere ein oft und gern foto­gra­fier­tes Motiv. Das Angebt über­trifft die Nachfrage also deut­lich, was gerin­ge Verkaufschancen bedeutet.

pimp_00016_piano01Hände am Klavier: Das Foto hät­te ich eben­falls abge­lehnt, haupt­säch­lich weil das Bild ein­deu­tig einen gelb­li­chen Farbstich vom Kunstlicht hat und zwei­tens star­ke, häss­li­che Schlagschatten zu sehen sind. Die nicht ganz opti­ma­le Handhaltung fällt da schon weni­ger ins Gewicht.

pimp_00021_StorchFuettertEin Storch füt­tert sei­ne Jungen. Grundsätzlich hal­te ich so ein Motiv für ver­käuf­lich, weil neben dem sach­li­chen Inhalt noch Konzepte wie „Familie“, „Erziehung“ und „Pflege“ kom­men. Im mir vor­lie­gen­den Bild scheint es aber, als wäre eher das Nest im Vordergrund scharf als der Kopf des Storchs. Der Himmel ist auch etwas lang­wei­lig und hier hät­te sicher eine Verbesserung mit Photoshop gehol­fen. Für sol­che Fälle bie­te ich zum Beispiel auch kom­plett kos­ten­lo­se Wolkenbilder zur eige­nen Verwendung an.

pimp_00020_SchnabelPelikanIch muss­te etwas über­le­gen, was auf dem Foto zu sehen sein könn­te: Nach einer Weile ent­schied ich mich für den Schnabel von einem Pelikan. Das Bild zeigt eine inter­es­san­te Komposition aus künst­le­ri­scher Sicht. Verkäuflicher wird das Motiv durch die­se Abstrahierung aber nicht, im Gegenteil: Welche Kunden soll­ten das Bild für wel­che Zwecke nut­zen können?

pimp_00023_herzjesu01Das nächs­te Bild zeigt eine Kirche. Leider könn­te das Bild auch als Musterbeispiel für stür­zen­de Linien durch­ge­hen. Für sol­che Art der Fotos eig­nen sich Tilt-​Shift-​Objektive bes­ser, wie in die­ser Bildserie von Kirchen zu sehen ist. Der Markt für die­se Art der Bilder ist auch zu klein. Gekauft wer­den vor allem die bekann­ten Sehenswürdigkeiten gro­ßer Städte. Auch als Beispiel einer bestimm­ten Architekturperiode ist die­ses Foto nicht per­fekt, weil links Bäume das Bauwerk ver­de­cken und die Kirche an allen vier Seiten nicht kom­plett im Bild ist.

pimp_00025_ef1Auf die­sem Bild sind zwei Eurofighter zu sehen. Ebenfalls zu sehen ist ein rot-​weißes Emblem, was die Bildredaktion für ein Logo hal­ten könn­te und damit ein Ablehnungsgrund wäre. Ansonsten gel­ten mei­ne Kommentare zum ande­ren Flugzeugfoto.

Wer auch mei­ne ehr­li­che Meinung und Tipps zur Verbesserung sei­ner Stockfotos haben will, kann hier nach­le­sen, wie ihr kos­ten­los bei der “Pimp My Stock!”-Serie mit­ma­chen könnt.

Was sagt ihr?
Wie ist eure Einschätzung?

Pimp My Stock: Bildbesprechungen von Stockfotos 40

Ich kann es kaum glau­ben: Schon vier­zig Folgen hat mei­ne „Pimp My Stock!“-Serie jetzt erreicht. Hier gebe ich Feedback über Stockfotos, wel­ches über „schön“ und „gefällt mir“ hin­aus gehen soll und berück­sich­ti­ge beson­ders stark, ob sich eins der Fotos gut ver­kau­fen könn­te und warum.

Das Interesse scheint groß zu sein, die Warteschlange ist ent­spre­chend lang und ich ver­su­che mein Bestes, die­se zügig abzu­ar­bei­ten. Deswegen geht es gleich wei­ter, dies­mal mit Stephan, der mir schrieb:

Hi Robert!

Mein Name ist Stephan, ich bin 32 und foto­gra­fie­re seit eini­gen Jahren. Seit ca. 3 Jahren foto­gra­fie­re ich „ernst­haf­ter“, zunächst habe ich mir mit der Lumix G2 die Grundlagen der Digitalfotografie bei­gebracht und nun foto­gra­fie­re ich seit einem Jahr mit der Nikon D7000. Ich den­ke, ich habe mei­ne eige­ne Bildsprache gefun­den, auch wenn ich noch an vie­len Stellen eini­ges zu ler­nen habe.

Mittlerweile habe ich mich neben­ge­werb­lich als Fotograf selbst­stän­dig gemacht und möch­te ein­fach mal pro­bie­ren, ob ich mit mei­nem Hobby auch ein paar Taler ver­die­nen kann.

Auf der Suche nach Fachwissen durch­fors­te ich nebst diver­sen Büchern auch regel­mäs­sig das Netz und bin so auf Deinen Blog gesto­ßen, den ich begeis­tert ver­fol­ge. Dein Buch über die Stockfotografie hat mich eben­falls sehr begeis­tert, so dass ich es mir umge­hend bestellt habe. Ich betrei­be seit 3 Jahren einen Stockaccount bei DeviantArt, zuge­ge­be­ner­ma­ßen sind dort aber vie­le Fotos, die ich aus heu­ti­ger Sicht nie irgend­wo ein­rei­chen wür­de… trotz­dem läuft die­ser Account recht erfolg­reich, so dass mir die Idee kam, beson­ders nach­dem ich Deinen Blog und Dein Buch ent­deck­te, es doch auch mal auf pro­fes­sio­nel­le­rer Ebene mit der Stockfotografie zu ver­su­chen. Tja. Da beginnt das Problem. ich habe etli­che Stunden inves­tiert, um mitt­ler­wei­le 111 Absagen und eine(!) Annahme vor­wei­sen zu kön­nen. Das ange­nom­me­ne Bild emp­fin­de ich selbst als stink­lang­wei­lig, diver­se ande­re hin­ge­gen als ganz gut.

Gerne wür­de ich die Bilder im Anhang mal vom Fachmann ana­ly­sie­ren las­sen. Es ist völ­lig ok, wenn die­se eben qua­li­ta­tiv oder hin­sicht­lich der Verkäuflichkeit nicht genü­gen, nur brin­gen mir vor­ge­fer­tig­te Ablehnungsmail nichts – wo genau sind die Fehlerquellen, was muss ich bes­ser machen?

Zu mei­nen Erwartungen:
Ich bin in Vollzeit an ande­rer Stelle tätig und wer­de das auch nicht ändern. Wenn ich im Monat ein paar Euro dazu ver­die­nen könn­te, um mir alle paar Monate mal ein neu­es Objektiv bzw. Ausrüstung zuzu­le­gen, wäre ich völ­lig zufrieden.

Ein paar Beispiele mei­ner sons­ti­gen Bilder fin­dest Du hier.

Ich wür­de mich über eine Rückmeldung sehr freu­en und dan­ke Dir für dei­nen Blog und dass Du Dein Wissen so viel­fäl­tig an ande­re wei­ter­gibst – Hut ab!

Viele Grüße,
Stephan“

Dann schau­en wir uns mal an, wor­an es lie­gen könnte:

P1140113
Fangen wir mit die­sem Foto einer Tasse Cappuccino an. Ich hof­fe, ihr seht selbst, dass das Muster auf dem Schaum mitt­ler­wei­le alles ande­re als appe­tit­lich aus­sieht. Wer ein Foto von einer Tasse Kaffee kauft, will damit ver­mut­lich sei­nen eige­nen Kaffee bes­ser ver­kau­fen, was mit die­sem Foto hier lei­der nicht klap­pen wür­de. Wenn Food-​Fotografen sich Mühe geben, sieht der Schaum so aus*. Deutlich anders, gell? Außerdem ist mir der Hintergrund zu dun­kel, unten rechts ver­mut­lich sogar abgesoffen.

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Ich bin mir nicht sicher, was auf dem Foto zu sehen ist: Verschiedene Drinks oder Saucen auf dem Büffet? Dem Käufer wird es ähn­lich gehen und er wird sich im Zweifel für ein Bild mit einer kla­re­ren Aussage ent­schei­den. Auf den ers­ten Blick sieht der Colorkey-​Effekt auch hübsch aus, aber beim zwei­ten Blick wird sicht­bar, dass vor allem an den hin­te­ren Rändern der Gläser unsau­ber gear­bei­tet wur­de. Zusätzlich ist auch hier wie­der die Ecke rechts unten sehr dun­kel und fast ohne Zeichnung. Warum soll­te der Käufer ein Viertel „schwar­zes Bild“ kau­fen (vor allem, wenn sich der Preis nach Bildgröße berech­net), wenn der Fotograf das Motiv auch bes­ser hät­te kom­po­nie­ren können?

P1240573
Ein Büffet mit indi­schen Gerichten? Schon etwas bes­ser als die ers­ten bei­den Bilder, aber lei­der immer noch zu doku­men­ta­risch. Zuerst stört mich, dass der Tisch links ange­schnit­ten ist. Die Alu-​Behälter rechts im Bild hät­te ich für das Foto kurz ent­fernt und der Dampf oben lässt erah­nen, dass der Hintergrund nach­träg­lich schwarz gefärbt wur­de. Das passt hier halb­wegs, damit der Käufer oben Textfreiraum hat, aber ich habe die Bearbeitung eben erkannt, weil sie unsau­ber aus­ge­führt wurde.

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Stellt euch vor, ihr wollt Urlaub am Meer ver­kau­fen: Würdet ihr dafür ein Foto ver­wen­den, wo der Tag bald zu Ende ist (und damit eine küh­le­re Stimmung auf­kommt), die Strandkörbe alle abge­schlos­sen und vom Betrachter weg­ge­wandt sind? Oder wür­det ihr lie­ber so ein son­ni­ges Foto* mit einem offe­nen, hel­len Strandkorb und Schäfchenwolken wäh­len oder die­ses mit vie­len Strandkörben*? Nuff said!

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Dieses Foto vom wel­ken Herbstlaub fin­de per­sön­lich ganz anspre­chend, aber ich bezweif­le, das vie­le Kunden das ähn­lich sehen. Zum einen gibt es viel bun­te­re, opti­mis­ti­sche­re Bilder, um das Thema „Herbst“ zu illus­trie­ren und gera­de weil die­se Jahreszeit so regel­mä­ßig wie­der­kommt und uns foto­ge­ne Motive beschert, ist die Konkurrenz auf die­sem Gebiet zu groß, um mit so einem Bild viel Geld ver­die­nen zu kön­nen. Auch wie­der dabei: Die dunk­le, unnö­ti­ge Ecke, dies­mal rechts oben.

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Bei die­ser trau­ern­den Dame als Statue sehe ich meh­re­re Probleme. Zum einen ist da das Problem, dass die Agenturen even­tu­ell einen Property Release ver­lan­gen wür­den, um auf der siche­ren Seite zu sein. Ganz rechts und unten hät­te ich das Bild dich­ter beschnit­ten, um die unnö­ti­gen schwar­zen Linien zu ver­mei­den. Und auch hier ist das Bild wie­der zu dun­kel, vor allem über dem Kopf und im Bereich des Gesichts. Das mag künst­le­risch okay und gewollt sein, Bildagenturen sehen sowas jedoch nicht gerne.

Nach den sechs Fotos zeich­nen sich zwei Grundprobleme von Stephan ab: Zum einen sind die Bilder ins­ge­samt zu dun­kel, auch an Stellen und bei Motiven, wo es unnö­tig ist. Die Bildkäufer hin­ge­gen ste­hen auf hel­le, fröh­li­che Bilder. Auch die Motive oder die Bildwirkung selbst sind mir zu düs­ter, zu depres­siv, zu trau­rig und melan­cho­lisch. Das kann in der Emo- und Grunge-​Ecke funk­tio­nie­ren, aber die Microstock-​Welt ist das genaue Gegenteil davon.

Wie wir­ken die Bilder auf euch?

* Affiliate

Pimp My Stock: Bildbesprechungen von Stockfotos 39

Ich bin fest ent­schlos­sen, den Rückstand an „Pimp My Stock!“-Einsendungen auf­zu­ar­bei­ten.
Deswegen geht es heu­te gleich wei­ter mit der nächs­ten Folge.

Michael schrieb diesmal:

Hallo Herr Kneschke,

ich bin nun seit fast einem Jahr bei Fotolia aktiv und habe mit einer Annahmequote von viel­leicht 10% etwas über 100 Bilder online. Meine Renner sind eine Dachrinne und ein Haus mit Wärmebild. […]
Auf Ihre Anregung hin woll­te ich es jetzt auch bei Shutterstock ver­su­chen und habe 10 Bilder eingereicht.
Im Anhang sind  alle zu fin­den. Nur die Baustelle und die Tür wur­den ange­nom­men! Was kön­nen Sie mir raten?

Meine Ausrüstung: Canon 1100D mit Tamron 18–200.

Mit freund­li­chen Grüßen,
Michael Jäger“

Ich fin­de es immer etwas schwie­rig, Bilder zu bespre­chen, von denen ich schon weiß, ob sie ange­nom­men oder abge­lehnt wur­den, weil es dann schnell so aus­se­hen kann, als wür­de ich nur eine fest­ste­hen­de Meinung zu begrün­den ver­su­chen, aber pro­bie­ren wir es trotzdem:

2-IMG_0533
Dieses Foto der Scheinwerfer eines Oldtimers wur­de wegen mar­ken­recht­li­chen Bedenken abge­lehnt. Das kann ich nach­voll­zie­hen, weil in der Mitte des vor­de­ren Scheinwerfers ein Logo des Herstellers zu erken­nen ist. Auch wenn mir die Komposition des Bildes – vor allem mit der unscharfen/​scharfen Spiegelung des Hauses – gefällt, sind die mög­li­chen Einsatzzwecke des Bildes begrenzt und damit auch der Nutzen als Stockfoto.

7-Oldtimer Grefrath_IMG_9967_0020
Auch hier gefällt mir die Strenge der Komposition. Ob das Design des Kühlergrills mar­ken­recht­lich geschützt ist, kann ich nicht beur­tei­len, auf jeden Fall hat es einen star­ken Wiedererkennungswert. Insgesamt ist mir der Anschnitt für ein Stockfoto jedoch zu eng und oben links über­strahlt das Bild auch.

15 - Monastera_IMG_3200 KopieMachen wir es hier kurz: Es ist kaum erkenn­bar, was auf dem Bild zu sehen sein soll, was immer ein sehr schlech­tes Zeichen bei einem Stockfoto ist. Selbst wenn es um die Schatten auf der Wand gehen soll­te, sind die­se lei­der zu unscharf, um Wirkung zu erzie­len. Ich habe ein ähn­li­ches Foto* gemacht, wo die Wirkung des Schattens jedoch bes­ser zur Geltung kommt.

Apfelblüte_IMG_1492

Dieses Foto von blü­hen­den Apfelbäumen ist prin­zi­pi­ell nicht schlecht, aber noch ver­bes­se­rungs­fä­hig. Um dar­aus ein gutes Stockfoto zu machen, wür­de ich oben rechts die ins Bild ragen­den Äste retu­schie­ren und dann das Bild ver­ti­kal spie­geln, weil der Textfreiraum (Himmel) rechts bes­ser wir­ken wür­de. Zusätzlich wür­de ich die Sättigung erhö­hen, etwas an der Gradiationskurve dre­hen, um mehr Kontrast ins Bild zu bekom­men und even­tu­ell eini­ge Filter (Lens Flare o.ä.) ausprobieren.

Baustelle_0007

Dieses ist eins der bei­den Bilder, wel­che bei Shutterstock ange­nom­men wur­den. Es ist kein „schö­nes“ Bild, aber ein „gut ver­käuf­li­ches“ Bild, weil das Thema „Arbeit“ und „Baustelle“ sofort erkenn­bar ist.

Bild4
Wenn wir uns die „Angebot/Nachfrage“-Brille auf­set­zen, ist das hier ein gelun­ge­nes Bild, weil nur weni­ge Fotografen auch eine Wärmebildkamera haben, mit der sie sol­che Thermografien erstel­len kön­nen. Die Komposition des Bildes ist ver­bes­se­rungs­wür­dig (ange­schnit­te­ner Schornstein, Strauch vor dem Haus, etc.) und lei­der sind die Auflösungen auch teue­rer Infrarotkameras zu klein, um die­sen Teil grö­ßer abbil­den zu kön­nen. Ich hät­te pro­biert, die­sen Umstand durch einen Weichzeichnungsfilter zu kaschie­ren und die lin­ke Hälfte des Bildes „nor­mal“ und die rechts vom Wärmebild über­la­gern zu lassen.

Ittertal_0023
Das ist das zwei­te ange­nom­me­ne Bild. Es ist tech­nisch in Ordnung, die Komposition okay. Nichts Überraschendes oder Weltbewegendes, aber soli­de auf­ge­nom­men. Diese ver­fal­le­nen Fassaden gehö­ren jedoch nicht zu den „Rennern“ in der Stockfotografie, wes­halb ich dem Bild nur weni­ge Verkaufschancen einräume.

Kaiser-Wilhelm-Hohensyburg_IMG_6937
Diese Pferde-​Statue über­zeugt mich nicht, auch wenn die Perspektive inter­es­sant ist. Aber fragt euch ml selbst: Für wel­che Nutzungen wür­de sich die­ses Motiv eig­nen? Mir fal­len nur sehr weni­ge ein.

Nr7-IMG_5724
Diese Seile am Hafen fin­de ich gut gut. Das leuch­ten­de Gelb sorgt für Aufmerksamkeit und die Seile ste­hen für Halt, Sicherheit und Betriebsamkeit. Der Hintergrund ist etwas unru­hig und hät­te mit einer offe­ne­ren Blende etwas unschär­fer gemacht wer­den können.

Paragleiter_12-09-17_0044
Die Agenturen ste­hen ja auf Gegenlicht und Sillhouetten, aber lei­der sind sol­che Bilder schwer zu meis­tern, wenn die Agenturen gleich­zei­tig auf tech­ni­sche Perfektion bestehen. Klar ist die Sonne aus­ge­fres­sen, das ist phy­si­ka­lisch nur logisch. Ich hal­te es trotz­dem für ein ver­käuf­li­ches Foto, weil es Freizeit und Freiheit sym­bo­li­siert. Ich wür­de es wie­der spie­geln, damit die Blickrichtung der Person wie beim Lesen nach rechts zeigt.

Was meint ihr? Welche Tipps könnt ihr Michael geben?

* Affiliate

Pimp My Stock: Bildbesprechungen von Stockfotos 38

In – nicht ganz so – rasan­ter Folge kommt die nächs­te Folge mei­ner „Pimp My Stock!“-Serie.

Natalia schreibt:

Hallo,

Danke erst­mal für die Mühe dei­ner Webseite. Sie ent­hält vie­le Interessante Informationen und gehört zu dem pro­fes­sio­nel­len Standard eines jeden Fotographen den ich ken­ne. Daher möch­te ich mich an dich bzw. an dein Forum wenden.

Ich habe gele­sen, dass es mög­lich ist, dass du kon­struk­ti­ve Kommentare zu Bildern geben kannst.

Seit ca. 10 Jahren beschäf­ti­ge ich mit Fotographie und Videokunst sowie Film. Da ich schon oft in die­sem Bereich als Visualartist oder Dokumentarfilmer gear­bei­tet habe ken­ne ich mich gut aus. Seit ca. einem Jahr habe ich ange­fan­gen Fotos zu sam­meln bzw. zu machen um die­se zukünf­tig bei Shutterstock hoch­zu­la­den. Ziel ist es unab­hän­gig von Ort und Land zu werden.

Jetzt habe ich eine klei­ne Sammlung von Bild und Videomaterial und wür­de die­se ger­ne von dir bewer­ten las­sen. Ich benut­ze eine Canon 7D, eine Sony A7S und diver­se manu­el­le Objektive (von 15–300mm).

Bis jetzt habe ich kei­ne Fotos ver­kauft, da ich mich in der Vergangenheit mehr mit Videomaterial beschäf­ti­ge habe.

Ich freue mich auf Kritik. Du kannst die Bilder ger­ne auf dei­nem Forum hochladen.

Viele Grüße,
Natalia C.“

Sehen wir uns ihre Bilder mal an:

_DSC0516
Glas zu foto­gra­fie­ren, ist kei­ne leich­te Aufgabe und des­we­gen immer eine gern gestell­te Aufgabe in der Fotografenausbildung. Natalia meis­tert die Aufgabe ele­gant und fügt noch zwei für Stock wich­ti­gen Konzepte hin­zu: Urlaub und „gesel­li­ges Treffen“. Ersteres wird durch den über­be­lich­te­ten Hintergrund mit Palmen erreicht, zwei­tes durch die Anordnung der Gläser, wie sie an einem für eine Gruppe gedeck­ten Tisch üblich sind. Oben rechts ist auch viel Textfreiraum. Für mich ein gutes, ver­käuf­li­ches Stockfoto.

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Beim zwei­ten Bild mit dem Kreuz ist es nicht mehr so ein­fach. Mir gefällt der Sonnenstrahl von oben, lei­der trifft er das Kreuz nicht ganz. Außerdem len­ken Kreide- und ande­re Zeichen auf dem Kreuz ab und auch die Steintafel am Sockel füllt unnö­tig das Bild. Das alles lie­ße sich aber ein­fach retu­schie­ren. Technisch ist das Bild okay und eini­ge Verkäufe zum Thema „Religion“ sind viel­leicht drin.

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Das nächs­te Bild zeigt Kürbisse auf einem Feld. Kann man machen, die Perspektive gefällt mir, der Himmel ist schön blau, lei­der ist der Rest vom Vordergrund schon ver­trock­net. Deutlich bes­ser ver­kau­fen wür­de sich das Bild, wenn links eine Person ste­hen wür­de, wel­che den Kürbis erntet.

_MG_0358

Bei die­sem Bild ist gut zu sehen, was ein gestell­tes Foodfoto von einem „neben­bei“ auf­ge­nom­me­nen unter­schei­det. Ich ver­mu­te stark, dass das Foto beim Buffet einer Veranstaltung ent­stand, wo der Fotograf logi­scher­wei­se kei­nen Einfluss auf die Herrichtung der Speisen hat. Hier hat der Koch gespart, indem nur jeweils eine hal­be Frucht auf das Dessert gesetzt wur­de. Deutlich foto­ge­ner wäre die gan­ze Brombeere gewe­sen. Die rote Sauce wirkt links von der Frucht etwas über­strahlt. Wenn das Foto mit dem kor­rek­ten Namen des Desserts und mit „Catering“ etc. ver­schlag­wor­tet wird, kann ich mir trotz­dem eini­ge Verkäufe vorstellen.

_MG_4501

Okay, als Berliner bin ich natür­lich vor­ein­ge­nom­men. Aber auch nüch­tern betrach­tet gefällt mir das Bild sehr. Der über­stra­pa­zier­te Sonnenuntergang wird hier durch die Großstadt-​Silhouette mit einer bekann­ten Sehenswürdigkeit auf­ge­wer­tet. Die Komposition ist sehr gelun­gen mit der Sonne hin­ter dem Turm. Irritierend ist nur der „Schatten“ auf der Kugel vom Fernsehturm, auch wenn es phy­si­ka­lisch viel­leicht kor­rekt ist. Das wür­de ich in Photohop retu­schie­ren. Ein tol­les Stockfoto! Die Artefakte kom­men nur die die Verkleinerung und Komprimierung des Bildes für den Blog.

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Zum Thema Catering habe ich oben ja schon etwas gesagt, was auch hier gilt. Wer Essen in ein Glas drückt, bekommt viel­leicht Bonuspunkte für Kreativität, aber Abzüge bei der Stockfoto-​Tauglichkeit, denn das Gericht wirkt dadurch etwas gezwängt. Auch die Metallschraube vor­ne zieht zuviel Aufmerksamkeit auf sich. Paar Verkäufe könn­ten sich den­noch ergeben.

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Ein wei­te­res Catering-​Foto? Ich bekom­me lang­sam Hunger. Hier fin­de ich die Bildaufteilung bes­ser gelun­gen und ich mag das bun­te, quir­li­ge Ambiente im Hintergrund. Das Thema „Catering“ und „Buffet“ kommt hier bes­ser zur Geltung als bei den ande­ren Bildern und des­we­gen hal­te ich es für ein gutes Stockfoto. Die Spitze unten links wür­de ich jedoch noch retuschieren.

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Die Hände in Herzform auf dem Bauch einer Schwangeren gehö­ren zum Standardrepertoire von Portrait- und auch Stockfotografen. Das bedeu­tet aber auch, dass die Konkurrenz hier sehr groß ist und das Bild aus meh­re­ren Gründen nicht zu den Top-​Motiven in die­sem Bereich gehört. Die Unterhose ist nicht schön genug und lenkt mit dem Druck etwas ab und all­ge­mein ist mir der Hintergrund zu düs­ter, um eine ver­käuf­li­che Stimmung zu erzielen.

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Ich ver­mu­te, auf dem Bild ist ein Fotograf beim Berliner „Festival of Light“ zu sehen. Generell ist das gewerb­li­che Fotografieren bei die­sem Festival kri­tisch, weil die Lichtinstallationen als „tem­po­rä­re Kunstwerke“ gel­ten und damit eine schrift­li­che Erlaubnis erfor­der­lich ist, um die Bilder ver­kau­fen zu dür­fen. Auf dem Basecap des Mannes ist noch ein Logo zu sehen und die Neigung des Bildes ist mir zu extrem. Ich wür­de es nicht anbieten.

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Alte Schilder auf einem Bahnhof. Das Bild gefällt mir, weil es durch die his­to­ri­schen Schilder das Alte mit dem Neuen in Form der neo­n­il­lu­mi­nier­ten Stadt ver­bin­det. Die Sprache auf den Schildern schränkt die Verwendung etwas ein und es kann auch sein, dass Property Release not­wen­dig ist, je nach­dem, wo das Foto genau auf­ge­nom­men wur­de. Mir gefällt es aber und ich den­ke, eini­gen Bildkäufern ebenfalls.

Wer eben­falls eine ehr­li­che Meinung und Tipps zur Verbesserung sei­ner Stockfotos haben will, kann hier nach­le­sen, wie ihr kos­ten­los bei der “Pimp My Stock!”-Serie mit­ma­chen könnt.

Was meint ihr? Wie beur­teilt ihr die Bilder?

Pimp My Stock: Bildbesprechungen von Stockfotos 27

In der heu­ti­gen Folge von „Pimp My Stock!“ geht es um einen sehr inter­es­san­ten Fall. Die ein­ge­sand­ten Bilder wur­den von Fotolia abge­lehnt, obwohl ich der Ansicht wäre, dass die Motive alle­samt sehr ver­käuf­lich wären.

Aber der Reihe nach. Johann schrieb mir:

Hallo Robert,

Ich bin Hobbyfotograf aus Baden-​Württemberg und bin zie­le in der Fotografie auf Personen, Hochzeiten und Feiern. Stockfotografie war bis­her noch nie ein Thema für mich, höchs­tens ab und zu mal ein Bildkauf für irgend­wel­che Flyer oder Websites.
Als ich Fotos für mei­ne Firma (bei der ich haupt­be­ruf­lich arbei­te) gemacht habe, sind noch ein paar unper­sön­li­che Fotos ent­stan­den die mir gut gefal­len und bei denen ich dach­te die könn­ten sich gut bei Fotolia verkaufen.
Nach fast einer Woche Warten wur­den die­se drei Fotos mit der typi­schen Standardnachricht abgelehnt.
Ich dach­te das du mir viel­leicht erklä­ren kannst, war­um die­se Bilder nicht inter­es­sant sind für Fotolia?
Mit freund­li­chen Grüßen,
Johann Müller“

Um wel­che Bilder geht es genau?

Das ers­te Foto zeigt einen Netzwerk-​Hub in einem klei­nen Rechenzentrum. Solche Fotos sind schwer zu machen, weil Rechenzentren meist gut abge­si­chert sind und nur weni­ge Leute Zugang erhal­ten. Optisch fin­de ich das Bild eben­falls sehr anspre­chend, weil die knall­gel­ben Netzwerkkabel gut auf­fal­len und mit den eben­falls hell­grün, oran­ge oder gelb leuch­ten­den Lämpchen har­mo­nie­ren. Da der Hintergrund eher dun­kel ist, heben sich die hel­len Kabel gut ab und ver­mit­teln auch ein Gefühl von Ordnung und Systematik, was bei Netzwerk-​Motiven eben­falls gefragt ist. Das zei­gen auch die­se ähn­li­chen Motive bei Fotolia, die durch­weg drei­stel­li­ge Verkaufszahlen vor­wei­sen können.

Das zwei­te Foto zeigt wie­der Netzwerkkabel, dies­mal als Straß mit vie­len losen Enden. Das wür­de ich eher zu den Konzept-​Bildern ein­ord­nen, hal­te es aber genau des­we­gen für eben­falls gut ver­käuf­lich. Die Farbwahl passt noch immer, der dun­kel­blaue Hintergrund bil­det (fast) einen Komplementärkontrast zu den gel­ben (eher ins Orangefarbene gehen­de) Kabeln.

Das drit­te Bild zeigt tip­pen­de Hände auf einer Computer-​Tastatur. Im Bild ist Platz für Text, die Marke der Tastatur ist nicht erkenn­bar, die Finger tip­pen geschäf­tig und decken damit lukra­ti­ve Themen wie „Business“, „arbei­ten“, „Internet“ etc. ab. Der Fotolia-​Bestseller in die­sem Bereich kommt sogar auf über 2.300 Downloads.

Warum wur­den die­se Bilder dann abgelehnt?

Ich habe kei­ne Glaskugel, des­we­gen kann ich nur – auf mei­ne Erfahrung gestütz­te – Vermutungen anstel­len. Auffällig ist, dass bei allen drei Bildern eine sehr gerin­ge Schärfentiefe benutzt wur­de. Das allein mögen vor allem Fotolia und Shutterstock nicht. Eine Abhilfe wäre, lie­ber 1–2 Blendenstufen abzu­blen­den statt mit Offenblende zu arbei­ten. Nachträglich lässt sich das lei­der nicht korrigieren.

Ein ande­rer Grund könn­te sein, dass bei sol­chen Fotos mit wenig Schärfentiefe das Bildrauschen stär­ker auf­fällt. Ein behut­sa­mes Entrauschen könn­te hier hilf­reich sein, ansons­ten: Bei ande­ren Bildagenturen sein Glück ver­su­chen.

Würde ich als Bildredakteur einer Agentur arbei­ten, hät­te ich die Bilder ange­nom­men. Deswegen ist das wohl die ers­te Folge (von ins­ge­samt immer­hin schon 27), bei der ich ach­sel­zu­ckend zuge­ben muss, dass ich lei­der im Nachhinein kei­ne wirk­li­chen Verbesserungsvorschläge habe. Für den Fotografen bleibt als ein­zi­ge hilf­rei­che Lektion: In Zukunft lie­ber ein paar Blendenstufen zu schlie­ßen, um die Ablehnungswahrscheinlichkeit zu minimieren.

Oder was sagt ihr? Wie schätzt ihr die Fotos ein?

Wer eben­falls eine ehr­li­che Meinung und Tipps zur Verbesserung sei­ner Stockfotos haben will, kann hier nach­le­sen, wie man bei der “Pimp My Stock!”-Serie mit­ma­chen kann.