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Fünf Jahre Microstock – Meine Umsätze und andere Zahlen

Wow, es ist schon ein klei­nes Jubiläum. Seit fünf Jahren ver­kau­fe ich mei­ne Fotos auch über Microstock-​Bildagenturen und des­halb gibt es nach dem fünf­ten Jahr auch wie­der mei­ne Auswertung der Umsätze und so weiter.

Bei mei­ner Rückschau berück­sich­ti­ge ich nur die fünf größ­ten Microstock-​Agenturen – also Fotolia*, Shutterstock*, Dreamstime*, 123rf* und iStockphoto*. Letztere belie­fe­re ich nicht mehr, aber trotz­dem kom­men noch regel­mä­ßig Einnahmen hin­zu, wes­halb ich sie wei­ter­hin mit anfüh­re. Insgesamt belie­fe­re ich momen­tan aktiv mehr oder weni­ger regel­mä­ßig 19 Bildagenturen, sowohl im Microstock- als auch im Macrostock-​Bereich, wobei der Großteil der Einnahmen schon von den genann­ten fünf Agenturen kommt.

Die genann­ten Zahlen bezie­hen sich alle auf den Zeitraum Juli 2012 bis Juni 2013 und schlie­ßen damit naht­los an die Auswertung des Vorjahres an. Die Auswertung erfolgt wie­der mit dem groß­ar­ti­gen Analyse-​Tool Stock Performer. Wer nach­le­sen will, fin­det hier die Ergebnisse nach dem ers­ten, zwei­ten, drit­ten und vier­ten Jahr Microstock.

Portfolio-​Größe

Mein Portfolio (Klick auf das Bild lie­fert grö­ße­re Ansicht) ist rela­tiv gleich­mä­ßig ange­stie­gen. Bei Fotolia hat­te ich Ende Juni 10.489 Bilder online, davon ca. 2.100 Bilder exklu­siv. Shutterstock hat­te 8.081 Files online, Dreamstime 7.818 und 123rf hat­te 7.952. Meine Bilder bei iStockphoto habe ich von 1.380 auf 833 Bilder redu­ziert, weil ich nicht möch­te, dass die­se bei Thinkstock ver­scher­belt werden.

Verkäufe

Am stärks­ten haben die Downloads per Shutterstock ange­zo­gen, dort hat­te in den letz­ten 12 Monaten im Durchschnitt 5452 Downloads. Das sind ca. 2.000 mehr als noch im Jahr davor. Bei Fotolia ist der Anstieg gerin­ger, hier hat­te ich im Schnitt 4830 Downloads, ca. 1.400 mehr als im Jahr zuvor. 123rf holt stark auf mit 720 Downloads pro Monat und über­holt damit locker Dreamstime mit ihren 482 Verkäufen im Monat. Letztes Jahr waren bei­de noch gleich­auf bei mir. iStockphoto erwirt­schaf­tet (mit Partnerprogramm) immer noch 450 Downloads, erstaun­li­cher­wei­se mehr als dop­pelt so viel wie im Vorjahr, trotz weni­ger Bildern im Portfolio.

Umsätze


Kommen wir zum span­nen­den Teil: Den Einnahmen. Wieder bringt ein Klick auf die Grafik eine grö­ße­re Ansicht der Statistik. In der Tabelle oben sind die Einnahmen in US-​Dollar ange­ge­ben, ich rech­ne die­se für den Artikel jedoch in Euro um (außer bei Fotolia, dort wer­de ich sowie­so in Euro aus­ge­zahlt). Bei Fotolia habe ich in den letz­ten 12 Monaten durch­schnitt­lich 6.423 Euro pro Monat ver­dient, das sind ca. 1.500 Euro mehr als im Jahr davor. Shutterstock brach­te mir im Monat ca. 2.934 Euro ein, ca. 1.100 Euro mehr als im Vorjahr. Dreamstime erwirt­schaf­te­te 531 Euro im Monat, 123rf trotz deut­lich mehr Verkäufen aber nur 394 Euro. Daran zeigt sich gut der Effekt der „durch­schnitt­li­chen Verkaufserlöse“, die ich hier beschrie­ben habe. iStockphoto schlägt sich wacker und trägt noch 242 Euro im Monat bei. Das bedeu­tet, dass iStockphoto es geschafft hat, trotz ein­ge­stell­ter Bildlieferung und der Löschung von ca. 500 Fotos ein Umsatzplus von ca. 33% zu erwirtschaften.

Insgesamt sind das ca. 10.524 Euro im Monat. Ein stol­zer Wert, den ich mir selbst für fünf Jahren nie erträumt hät­te. Dieser Wert zeigt auch, dass Disziplin und ein lan­ger Atem not­wen­dig ist, um mit der Stockfotografie Erfolg zu haben. Als ich nach dem ers­ten Jahr Bilanz zog und nur 315 Euro pro Monat ver­dien­te, gab es vie­le Kommentare nach dem Motto „Rentiert sich das?“ Die Antwort lau­tet: Ja, aber erst auf lan­ge Sicht.

Das scheint jedoch lang­sam das Ende der Fahnenstange zu sein. letz­tes Jahr hat­te ich noch eine Umsatzsteigerung von über 50% im Vergleich zum Vorjahr. Dieses Jahr waren es „nur“ noch knapp 30% Wachstum. Das liegt vor allem dar­an, dass die Verkäufe und Umsätze bei Fotolia – wenn auch auf einem hohen Niveau – seit paar Monaten sta­gnie­ren. Vielleicht ist die Suchumstellung der Grund dafür? Eine ande­re Möglichkeit ist, dass mei­ne älte­ren Microstock-​Bilder lang­sam das Ende ihres Lebenszyklus‘ erreichen.

Langfristige Umsatzentwicklung

Nach fünf Jahren kann man auch kurz zurück schau­en und sich die Entwicklung der Umsätze anse­hen. Meine durch­schnitt­li­chen monat­li­chen Gesamteinnahmen in Euro bei den fünf Agenturen sahen in den fünf Jahren so aus:

An die­ser Stelle kann ich übri­gens die­sen aus­führ­li­chen Artikel mei­nes Stockfoto-​Kollegen Michael Zwahlen emp­feh­len. Er war lan­ge exklu­si­ver Fotograf bei iStockphoto und hat sich vor sechs Monaten ent­schie­den, die­se Exklusivität auf­zu­ge­ben. Im Artikel zieht er eine ers­te Halbjahresbilanz über die Tücken und Konsequenzen sei­ner Entscheidung.

Ziele und Aussichten

Habe ich die Ziele erreicht, die ich mir letz­tes Jahr gesetzt habe? Bei der Portfolio-​Größe woll­te ich 8000 Bilder pro Agentur und 11.000 Fotos bei Fotolia haben. Beides habe ich knapp ver­fehlt, nur bei Shutterstock bin ich auf die 8.000 gekom­men. Als Umsatzmarke setz­te ich mir ein Ziel von 10.000 Euro im Monat, was ich glück­li­cher­wei­se erreicht habe. Den Saphir-​Status bei Fotolia woll­te ich eben­falls errei­chen, was ich haar­scharf kurz vor der Zielgeraden geschafft habe.

Meine neu­en Ziele? Es soll­ten 10.000 Files pro Agentur mach­bar sein und 13.000 Files bei Fotolia. Beim Umsatz will ich monat­lich die 12.500 Euro-​Marke knacken.

Mitmachen

Wer jetzt Lust bekom­men hat, sein eige­nes Experiment zu wagen, kann sich über fol­gen­de Affiliate-​Links bei den Bildagenturen anmelden:

Übrigens: Wer selbst aus­rech­nen will, wie viel er im nächs­ten Jahr mit sei­nen Fotos ver­die­nen könn­te, kann mei­nen kos­ten­lo­sen “Stock Photography Income Calculator” benut­zen.

Wie hat sich euer letz­tes Microstock-​Jahr ent­wi­ckelt? Gerne auch im Vergleich zu den Jahren davor.

* Affiliate

Der typische Umsatz-​Zyklus eines Microstock-Bildes

Zahlen sind eine wich­ti­ge Sache. Die meis­ten Stockfotografen, die ich ken­ne, foto­gra­fie­ren nicht für Bildagenturen, weil sie sich da künst­le­risch beson­ders gut aus­drü­cken kön­nen, son­dern weil sie mit ihren Fotos Geld ver­die­nen wol­len. Umso wich­ti­ger ist es, eini­ge Kennzahlen zu ken­nen, mit denen der eige­ne Umsatz bes­ser ana­ly­siert und damit auch pro­gnos­ti­ziert wer­den kann.

Ein sehr hilf­rei­ches Tool in die­ser Hinsicht ist Stock Performer, ein Analysedienst, der mitt­ler­wei­le die Verkäufe, Umsätze und ande­re wich­ti­ge Kennzahlen eines Fotografen für fünf Microstock-​Agenturen (Shutterstock, Fotolia, iStockphoto, Dreamstime und 123rf) aus­wer­tet und den ich hier aus­führ­lich getes­tet habe.

Luis Alvarez, einer der bei­den Köpfe hin­ter Stock Performer, hat vor weni­gen Wochen anhand sei­nes eige­nen Portfolios den typi­schen Lebenszyklus eines Microstock-​Bildes vor­ge­stellt. Jedes Portfolio ist aber anders und da Luis zum Beispiel exklu­siv bei iStockphoto ist, wäh­rend ich die­se Agentur nicht mehr belie­fe­re, sehen mei­ne Zahlen viel­leicht ganz anders aus. Luis war so freund­lich, basie­rend auf den rea­len Verkäufen und mei­nen bis­he­ri­gen Umsätzen den typi­schen Umsatzzyklus mei­ner Microstock-​Bilder zu berech­nen. Das Ergebnis sieht gra­fisch so aus:

In der Grafik sehr ihr, wie viel ich im Durchschnitt mit einem Microstock-​Bild bei den vier Agenturen pro Monat ver­die­ne, gerech­net vom Zeitpunkt des Hochladens. Nach einem star­ken Einstieg im zwei­ten Monat errei­chen mei­ne Bilder ihre finan­zi­el­le Hochzeit vom 9. bis zum 16. Monat. Danach geht es kon­ti­nu­ier­lich berg­ab und das Bild pen­delt sich bei ca. einem hal­ben Euro pro Monat ein. Grundsätzlich ist die Kurve ver­gleich­bar mit der von Luis, auch wenn sei­ne höher ansteigt, aber auch schnel­ler abfällt. Im Grunde wer­den aber die meis­ten Microstock-​Fotografen eine ähn­li­che Kurve bei ihren Bildern vor­fin­den, je nach Motiv höchs­tens unter­schied­lich hoch.

Der Lebenszyklus in Zahlen

Wer die Werte oben zusam­men­zählt, soll­te auf ins­ge­samt 61 US-​Dollar kom­men, die ein Bild pro Jahr bei den vier genann­ten Agenturen zusam­men bringt. Im Schnitt macht das pro Bild und Monat 1,65 US-​Dollar. Interessant ist auch das Absacken im drit­ten Jahr. Während der RPI (Revenue per Image/​Umsatz pro Bild) pro Monat für die vier Agenturen bei ca. 2 US-​Dollar liegt, hal­biert er sich im drit­ten Jahr auf einen US-​Dollar. Die bran­chen­üb­lich ange­nom­me­ne Halbwertszeit von zwei Jahren für ein Microstock-​Bild bestä­tigt sich hier.

Der durch­schnitt­li­che RPI von 1,65 USD ist bei mir jedoch sehr ungleich ver­teilt. Fast ein Dollar ent­fällt auf Fotolia, gefolgt von einem hal­ben Dollar von Shutterstock, elf US-​Cent von Dreamstime und sechs Cent von 123rf. Ich habe iStockphoto nicht in mei­ne Analyse auf­ge­nom­men, weil ich dort ers­tens nur höchs­tens ein Fünftel mei­nes gesam­ten Portfolios habe und zwei­tens nichts mehr dort hoch­la­de. Hätte ich iStockphoto mit in den Grafiken drin gehabt, wäre der Gesamt-​RPI um 10 Dollar höher und der Durchschnitt-​RPI um 0,28 USD.

Warum haben Bilder einen Zyklus?

Aufstieg, Höhepunkt und Verfall: Warum durch­le­ben alle Stockfotos eine sol­che Kurve? Einerseits liegt es an den Motiven selbst. Die gezeig­te Technik wie Fernseher, Telefone oder Computer ver­än­dern sich, wer­den klei­ner, dün­ner, run­der, schi­cker oder glän­zen­der. Bei Fotos von Menschen ändern sich die Vorlieben beim Schnitt der Kleidung, den Farben und den Frisuren. Bei Reise- und Architekturfotos ändern sich die Gebäude, die Skyline, das Design der Autos und so wei­ter. Andererseits tra­gen auch die Algorithmen der Bildagenturen eben­so zum Abstieg der Fotokarriere bei. Neue Bilder wer­den in den Suchergebnissen bevor­zugt, weil sie die oben genann­ten aktu­el­len Trends inne­ha­ben, aber auch die Bestandskunden (vor allem im Abo-​Bereich) immer fri­sches Material sehen wol­len. Als drit­ter Punkt kom­men die kon­kur­rie­ren­den Fotografen hin­zu, die eben­falls nicht ruhen und bestän­dig neue Bilder pro­du­zie­ren, die mit den eige­nen alten Fotos um Käufer konkurrieren.

Was nützen mir diese Zahlen?

Es gibt meh­re­re Möglichkeiten, die genann­ten Zahlen für sich nutz­bar zu machen. Eine Möglichkeit ist, sie als Vergleichsbasis zu neh­men, um ande­re Portfolios zu bewer­ten. Die zwei­te Möglichkeit ist, Umsatzprognosen zu erstel­len. Wie viel wür­de ich ver­die­nen, wenn ich jeden Monat 10, 100 oder 500 Bilder hoch­la­de? Bei 100 Bildern wür­de mei­ne Kurve so aussehen:

Zwei Jahre lang wür­den die Umsatz rela­tiv sta­bil anstei­gen, dann wür­de die Kurve aber fla­cher wer­den und ein Umsatzzuwachs lässt sich nur noch schwer erzie­len. Oder was wür­de pas­sie­ren, wenn ich nur ein Jahr lang jeden Monat 300 Bilder hoch­la­de und danach kei­ne neu­en Bilder mehr liefere?

Im ers­ten Jahr wür­de die Kurve logi­scher­wei­se gleich­mä­ßig und stark anstei­gen, dann aber ca. ein Jahr lang sta­gnie­ren, ein Jahr lang flach abfal­len und sich dann lang­sam auf dem Niveau das zwei­ten Monats einpendeln.

Am liebs­ten nut­ze ich die Zahlen aber, um Entscheidungen für neue Shootings zu tref­fen. Mit Stock Performer kann ich mit sowohl den monat­li­chen als auch den Gesamt-​RPI für jedes mei­ner Shootings ein­zeln anzei­gen und sor­tie­ren las­sen. So habe ich bei­spiels­wei­se 90 Shootings bei Shutterstock in der Liste, davon lie­gen „nur“ 36 Fotosessions über dem durch­schnitt­li­chen monat­li­chen RPI von 52 Cent, das bes­te Shooting liegt mehr als fünf Mal dar­über. Nun kann ich schau­en, ob die­se über­durch­schnitt­lich abschnei­den­den Shootings etwas gemein­sam haben und wei­te­re Shootings in die­ser Richtung pla­nen. Oder wenn mich ein Model fragt, ob ich noch mal mit ihr shoo­ten möch­te, schaue ich mir an, wie das letz­te Shooting im Vergleich zum Durchschnitt liegt und kann so basie­rend auf Fakten eine Zusage oder Absage machen.

Der Vergleich mit Macrostock-Zahlen

Nachdem Luis sei­nen Artikel im Blog der Microstockgroup ver­öf­fent­licht hat­te, ver­öf­fent­lich­te Gerald Staufer, Chef der Macrostock-​Agentur Westend61, im Macrostock-​Blog einen Artikel über den Lebenszyklus von Macrostock-​Bildern. Den emp­feh­le ich sehr als Ergänzung zu Luis‘ und mei­nem Artikel und auch die Kommentare zu den Artikeln lie­fern noch vie­le span­nen­de Informationen. Aber mal grob gerech­net. Gerald zeigt die Umsätze von fünf guten People-​Fotografen und Fotografen mit ande­ren Themenschwerpunkten.

Ich kon­zen­trie­re mich jetzt auf die People-​Zahlen, weil sich die­se eher mit mei­nem People-​Portfolio ver­glei­chen las­sen. Diese fünf Fotografen haben der Agentur in vier Jahren ca. einen Umsatz von ca. 138.000 Euro. Bei einem Fotografenanteil von 50% wären das ca. 69.000 Euro. Die fünf Fotografen haben zusam­men 1011 Bilder im Portfolio. Das macht einen Gesamt-​RPI von 68 Euro. Verglichen mit mei­nem Gesamt-​RPI von 45 Euro (bzw. 52 Euro inklu­si­ve iStock) lie­ge ich ziem­lich genau 50% drunter.

Zwei wich­ti­ge Faktoren müs­sen jedoch eben­falls berück­sich­tigt wer­den. Die Annahmekriterien sind bei Macrostockagenturen meist stren­ger, sodass man in der Regel von ver­gleich­ba­ren Shootings weni­ger Bilder in die Agentur bekommt. Das zei­gen auch die rela­tiv nied­ri­gen Portfolio-​Größen der aus­ge­wähl­ten Fotografen, die im Durchschnitt nur 202 Bilder bei der Agentur online haben. Wenn ich dort 50% weni­ger Bilder eines Shootings frei­ge­schal­tet bekom­me als bei den Microstock-​Agenturen, wür­de das den RPI auf den glei­chen Wert heben. Auf der ande­ren Seite der Waage ist die Lebenszeit bei den Macrostock-​Bildern län­ger, sodass sich nach den vier Jahren bestimmt noch eini­ge Umsätze ein­stel­len werden.

Welche Kennzahlen für euer Portfolio wer­tet ihr aus? Wie macht ihr das und was habt ihr davon?

Analyse der Situation von Microstockfotografen im Bildermarkt (Gastbeitrag)

Heute habe ich eine beson­de­re Urlaubslektüre für Euch. Dieser Artikel kann wahr­schein­lich den Anspruch erhe­ben, der längs­te in der Geschichte die­ses Blogs zu sein. Es ist aber auch einer der sehr weni­gen Analysen, die ver­su­chen, den Microstock-​Bildermarkt betriebs­wirt­schaft­lich zu betrach­ten. Da das jedem, der pro­fes­sio­nell Stockfotografie betreibt, inter­es­sie­ren soll­te, habe ich mich ent­schlos­sen, euch die­se geball­te Ladung Informationen am Stück zu servieren.

Der Text ist dan­kens­wer­ter­wei­se ein Gastbeitrag von Florian Loebermann, Fotograf und Doktorand an der LMU München. Ab hier schreibt jetzt Florian:

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Heute habe ich das Vergnügen euch mit einem län­ge­ren Artikel über Microstock zu beschäf­ti­gen. Zunächst ein paar Worte zu mei­ner Person: Mein Name ist Florian, und ich bin unter ande­rem selb­stän­di­ger Fotograf in München. Meine Bilder kön­nen über die Agenturen plain­pic­tu­re und Westend61 lizen­siert werden.

Alle reden von Microstock. Sogar die Bildzeitung schreibt, wie leicht es ist, damit Geld zu ver­die­nen. Man braucht nur eine knips-​knaps Kamera, lädt die Schnappschüsse bei den Agenturen hoch und schon rollt der Rubel. Es gibt auch zahl­rei­che Beispiele von sehr erfolg­rei­chen Fotografen, die sich auf Microstock spe­zia­li­siert haben. Yuri Arcurs ist Millionär gewor­den. Eine wah­re Goldgrube also!

Doch wenn man ein biss­chen an der Oberfläche kratzt merkt man schnell, dass es doch nicht so ein­fach ist, davon zu leben und daß die­se Aussage viel­leicht ein­mal gestimmt hat, sich der Markt aber rasant wei­ter­ent­wi­ckelt hat. Der Weg zum Erfolg ist doch stei­ni­ger und beschwer­li­cher als die Bildzeitung einen glau­ben machen will. Deswegen habe ich mir die theo­re­ti­sche Frage gestellt:

Was ist eigent­lich der Microstock-​Markt und wie ist es um ihn bestellt? Wo ent­wi­ckelt er sich hin und in wel­cher Situation befin­den sich die Microstockfotografen tatsächlich?“

Alle reden zwar dar­über, aber ich habe bis­her noch kei­ne Analyse gefun­den, wel­che die bis­her durch­ge­mach­ten Entwicklungen unter­sucht und fest­ge­stellt hat, wel­chen Gesetzmäßigkeiten die Marktdynamik unter­wor­fen ist. Zunächst jedoch erst­mal eine Einschränkung: Ich habe mich die­ser Thematik von einem sehr theo­re­ti­schen Ausgangspunkt genä­hert. Alle Facetten kön­nen hier­bei nicht beleuch­tet wer­den. Was der Leser aus die­ser Analyse mit­nimmt, bleibt jedem selbst über­las­sen. Ich neh­me auch nicht für mich in Anspruch, dass dies der Wahrheit letz­ter Schluss ist – viel­mehr soll die­ser Artikel als Diskussionsgrundlage dienen.

Bevor es zur Sache geht, möch­te ich auf ein paar ein­fach makro­öko­no­mi­sche Zusammenhänge ein­ge­hen, die nötig sind, um den Markt zu ana­ly­sie­ren. Der ver­sier­te Leser kann die­se ober­fläch­li­che Einführung über­sprin­gen. Wer sich mit die­sem Thema im Selbststudium inten­si­ver aus­ein­an­der set­zen möch­te, dem lege ich das her­vor­ra­gen­de Lehrbuch der Makro- und Mikroökonomie* von Samuelson und Nordhaus ans Herz. Es muss bei der Lektüre berück­sich­tigt wer­den, dass die hier vor­ge­stell­ten volks­wirt­schaft­li­chen Modelle immer eine Vereinfachung der Realität dar­stel­len, die­se des­halb sel­ten exakt beschreiben.

Angebot- und Nachfragekurven

Jeder hat sicher schon ein­mal gehört, dass das Zusammenspiel aus Angebot und Nachfrage den Preis bestimmt. Betrachten wir zunächst den Einfluss des Preises auf die Nachfrage. Die Nachfragekurve gibt die Beziehung zwi­schen Marktpreis und nach­ge­frag­ter Menge wie­der. Für die Nachfragefunktion gilt daher: je nied­ri­ger der Marktpreis eines Gutes, des­to grö­ße­re Stückzahlen wer­den durch die Konsumenten nachgefragt.[1]

Die Nachfrage nach einem Gut wird wesent­lich von demo­gra­phi­schen Faktoren (durschnitt­li­ches Einkommen, Bevölkerungszahl), Preise ver­wand­ter Güter (Folgekosten durch Nutzung des Gutes), per­sön­li­cher und gesell­schaft­li­cher Vorlieben (z.B. gestei­ger­te Nachfrage nach Autos) sowie von soge­nann­ten spe­zi­el­len Einflüssen (Angebot von Ersatzprodukten, Produkteigenschaften) geprägt. Ändert sich nun einer oder meh­re­re die­ser Einflussfaktoren, so folgt dar­aus eine Verschiebung der Nachfragekurve D (Demand).[1]

Abbildung 1: Nachfragesteigerung wird durch Verschieben der Nachfagekurven von D nach D‚ dargestellt.

In Abbildung 1 ist die Verschiebung einer Nachfragefunktion nach rechts auf­ge­tra­gen. Das heißt durch Änderung der Einflussfaktoren (in die­sem Fall wäre eine Erhöhung des durch­schnitt­li­chen Einkommens eine denk­ba­re Erklärung) wird bei glei­chem Preis eine grö­ße­re Menge des Guts nachgefragt.

Umgekehrt beschreibt die Angebotsfunktion S (Supply) das Verhältnis zwi­schen Marktpreis und der zu die­sem Preis ange­bo­te­ne Menge. Daher gilt: Je höher der Marktpreis für ein nach­ge­frag­tes Gut, des­to grö­ße­re Mengen stel­len die Produzenten bereit. Ähnlich wie die Nachfragekurve ist die Angebotskurve das Ergebnis vom Zusammenspiel der bestim­men­den Faktoren. Die ver­füg­ba­ren Technologien, sowie die Faktorpreise (Arbeitslöhne und Rohstoffkosten) bestim­men ent­schei­dend, zu wel­chen Kosten und in wel­chen Stückzahlen pro­du­ziert wer­den kann. Preise von ver­wand­ten Gütern, wirt­schafts­po­li­ti­sche Entwicklungen (z.B. Import- und Exportzölle), sowie spe­zi­el­le Einflüsse (z.B. neue Vertriebswege) bestim­men zusätz­lich in wel­cher Menge das Gut auf den jewei­li­gen Markt gebracht wer­den kann.[1]

Abbildung 2: Angebotssteigerung wird durch Verschieben der Angebotskurven von S nach S‚ dargestellt.

In Abbildung 2 ist illus­triert, was pas­siert, wenn durch eine ent­schei­den­de Veränderung der Produktionsbedingungen zum glei­chen Marktpreis eine grö­ße­re Menge eines Guts ange­bo­ten wird. Die gesam­te Angebotskurve ist nach rechts ver­scho­ben, was bei­spiels­wei­se durch eine tech­no­lo­gi­sche Revolution zu erklä­ren wäre. Bei die­sen Überlegungen ist es wich­tig, eine Verschiebung der gesam­ten Kurve, bzw. eine Verschiebung auf der Kurve durch eine Preisänderung sau­ber zu unter­schei­den. Der Preis, wel­cher sich im soge­nann­ten Marktgleichgewicht ein­stellt, wird als Gleichgewichtspreis bezeich­net. Graphisch wird die­ser Preis als Schnittpunkt aus Angebots- und Nachfragekurve dar­ge­stellt. Da in die­sem Punkt die Bedürfnisse von Konsumenten und Produzenten im glei­chen Maße befrie­digt wer­den, stellt sich bei frei­em Wettbewerb das Marktgleichgewicht auto­ma­tisch ein.[1]

Ein sehr wich­ti­ge Frage aus Anbietersicht ist, wie stark die Konsumenten auf eine Preiserhöhung reagie­ren. Der Einfluss auf die nach­ge­frag­te Menge durch eine Preisänderung lässt sich aus der Preiselastizität der Nachfrage able­sen. Ändert sich die Nachfrage bei einer 1% Preisänderung um mehr als einen Prozentpunkt, so han­delt es sich um eine preis­e­las­ti­sche Nachfrage. Von einer preis­un­elas­ti­schen Nachfrage spricht man, wenn sich die Nachfrage ent­spre­chend um weni­ger als einen Prozentpunkt ändert. Analog gilt das Gleiche für die Preiselastizität des Angebots.

Graphisch lässt sich die Preiselastizität aus der Steigung der Angebots- bzw. Nachfragekurve able­sen. Je stei­ler die Steigung der Kurven, des­to unelas­ti­scher die Preiselastizität (Grenzfall Senkrechte) und je flacher die Steigung, des­to elas­ti­scher ist die Preiselastizität (Grenzfall Waagerechte). Ein sehr gutes Beispiel für ein Produkt mit einer sehr unelas­ti­schen Preiselastizität sind lebens­not­wen­di­ge Medikamente oder Benzin. Sehr elas­ti­sche Preiselastizitäten fin­den wir bei­spiels­wei­se bei Luxugütern. Verschiedene Kundensegmente kön­nen unter­schied­li­che Nachfrageelastiziäten auf­wei­sen. Bei Kenntnis der Nachfrageelastizität kön­nen Lieferanten die­ses Wissen zur Preisdiskriminierung nutzen.[1] Mit die­sen ein­fa­chen Analysetools las­sen sich Entwicklungen in Märkten leicht qua­li­ta­tiv beschrei­ben und bei Kenntnis der markt­spe­zifi­schen Hintergründe bewerten.

Abbildung 3: Einstellung des Marktgleichgewichts.

Vollkommener und unvollkommener Wettbewerb

Um die Wettbewerbssituation, die auf einem bestimm­ten Markt herrscht ana­ly­sie­ren zu kön­nen, muss man sich zu Beginn mit dem Konzept des voll­kom­me­nen und unvoll­kom­me­nen Wettbewerbs aus­ein­an­der setzen.

Es wird in der Volkswirtschaftslehre zwi­schen voll­stän­di­gem und unvoll­stän­di­gem Wettbewerb unter­schie­den. Dabei spricht man im voll­stän­di­gem Wettbewerb von einem Polypol. Am Markt exis­tie­ren also vie­le Anbieter und Nachfrager. Die Anbieter sind im Vergleich zum Gesamtmarkt so klein, dass sie kei­nen Einfluss auf den Marktpreis neh­men kön­nen und bie­ten ein homo­ge­nes Produkt an, was bei voll­kom­me­ner Markttransparenz zu einem Preis gehan­delt wird.

Unternehmen im voll­kom­me­nem Wettbewerb haben also kei­ne Verhandlungsmacht, da die Nachfrage per­fekt elas­tisch ist. Daher wer­den Anbieter in voll­kom­me­nen Märkten auch als Preisnehmer bezeich­net. Der maxi­ma­le Output der Produzenten hängt, wie in Abbildung 4 gezeigt, von den Grenzkosten MC (das sind die Kosten, die für die zusätz­li­che Produktion einer wei­te­ren Mengeneinheit anfallen).[1] Das bedeu­tet, dass sich bei ver­än­der­li­chen Marktpreisen der Output der Unternehmung ent­lang der Grenzkostenkurve bewegt. Durch Innovationen im Produktionsprozess oder ande­re Änderung der Kostenstruktur kann sich die Grenzkostenkurve MC nach rechts ver­schie­ben; damit steigt auch der opti­ma­le Output des Unternehmens.


Abbildung 4: Angebotskurve eines Produzenten im voll­kom­me­nen Wettbewerb bei bekann­ten Kostenstrukturen.
(MC Grenzkosten, AC Durchschnittskosten, AVC durch­schnitt­li­che varia­ble Kosten)

Unvollständiger Wettbewerb herrscht immer dann, wenn ein­zel­ne Anbieter zu einem gewis­sen Grad Einfluss auf den Marktpreis des von ihnen ange­bo­te­nen Produktes neh­men kön­nen. Es wird zwi­schen Monopolen (nur ein Anbieter, freie Bestimmung von Preis und Menge), Oligopolen (weni­ge Anbieter, stra­te­gi­sches Verhalten) und mono­po­lis­ti­scher Konkurrenz (vie­le Anbieter, dif­fe­ren­zier­te Produkte, kei­ne stra­te­gi­sche Preis- und Outputgestaltung) unterschieden.

Unvollkommene Märkte tre­ten vor allem dann auf, wenn poten­ti­el­le Konkurrenten durch Marktschranken (Markteintritts- und Marktaustrittsbarrieren) am Marktein- oder aus­tritt gehin­dert werden.[2] Auch unter­neh­mens­spe­zifi­sche Wettbewerbsvorteile, wie abso­lu­te Kostenvorteile oder Differenzierungsvorteile, wir­ken als Markteintrittsbarriere. Nach Schumpeter sind kapi­ta­lis­ti­sche Märkte prin­zi­pi­ell im Ungleichgewicht. Dieses Ungleichgewicht wird auf die Innovationskraft von Unternehmen, wel­che sich am Markt durch­set­zen wol­len, zurück­ge­führt: inno­va­ti­ve Unternehmen kön­nen zunächst einen Monopolgewinn erzie­len, bis durch Nachahmer der zusätz­li­che Gewinn durch den Wettbewerb auf­ge­fres­sen wird.[3]

Im mono­po­lis­ti­schen Wettbewerb spie­len die Opportunitätskosten und die Produktqualität (Verarbeitung, Service) eine wich­ti­ge Rolle.[4] Auch posi­ti­ve Skaleneffekte (eco­no­mies of sca­le) kön­nen zu einer Monopolisierung eines Marktes füh­ren. Das heißt, eine gro­ße Firma kann effek­ti­ver wirt­schaf­ten als zwei Firmen mit je hal­ber Größe. Das führt bei hin­rei­chend gro­ßer Skalierbarkeit schließ­lich dazu, dass sich der Markt immer wei­ter kon­zen­triert und somit der Wettbewerb abge­schwächt wird.

Jetzt haben wir die nöti­gen Grundlagen gelegt, um uns dem Stockfotomarkt zu nähern.

Anwendung auf den Bildermarkt

Die Fotografie hat im Laufe ihrer Geschichte meh­re­re tech­no­lo­gi­sche Revolutionen durch­ge­macht. Ab den 1990er Jahren begann die digi­ta­le Revolution, wel­che die Fotografie beeinfluss­te wie kein ande­rer tech­no­lo­gi­scher Fortschritt zuvor. Fotos waren plötz­lich sofort ver­füg­bar. Der Fotograf kann auf einem Display das Resultat sofort über­prü­fen und even­tu­el­le Fehler noch vor Ort kor­ri­gie­ren. Die Kosten für Filmmaterial und Entwicklung fielen plötz­lich weg. Auch Laien kön­nen nun über tri­al and error gute oder auch manch­mal sehr gute Bilder machen.

Im Jahr 2005 haben die Deutschen allein mit 20 Mio Digitalkameras 460 Bilder pro Kopf geschossen.[5] Diese star­ke Durchdringung der Gesellschaft mit visu­el­len Reizen hat nicht nur die Angebotskurve von Fotos ver­scho­ben, son­dern auch zu einer stark erhöh­ten Nachfrage nach Bildern geführt. Insbesondere das Internet hat dazu geführt, dass Fotografien nicht mehr auf einen Träger gebun­den sind, son­dern glo­bal frei ver­füg­bar sind. Durch die neu­en Medien ist der Bedarf an Bildmaterial zwar explo­diert, aber wegen der grö­ße­ren Masse an Bildern hat das Einzelbild einen ande­ren Stellenwert als noch vor 20 Jahren.[5]

Was hat das Ganze nun mit Microstock zu tun?

Zu Beginn des neu­en Jahrtausends tauch­te im Internet ein neu­es Phänomen auf, was von vie­len Professionellen aus der Bilderbranche belä­chelt oder lan­ge Zeit sogar igno­riert wur­de. Allerdings wuchs die­ses Phänomen bin­nen kür­zes­ter Zeit rasant und konn­te den Etablierten rele­van­te Marktanteile abneh­men, bevor die­se über­haupt ver­stan­den, was da pas­siert ist. Die Rede ist von soge­nann­ten Microstockagenturen, wel­che von neu­en Marktteilnehmern gegrün­det wur­den, die mit dem klas­si­schen Geschäft der Bildagenturen kei­ne Berührungspunkte hat­ten und sich auch so nicht an markt­üb­li­che Konventionen hielten.[6]

Diese Agenturen ver­trei­ben Bildlizenzen kon­se­quent als Massenware. Eine RF-​Bildlizenz mit fast unein­ge­schränk­ten Nutzungsrechten ist schon für einen Euro zu haben – im Vergleich dazu kos­te­te eine RM-​Lizenz mit ein­ge­schränk­ter Nutzung bei einer klas­si­schen Agentur wie Getty Images ab 100 EUR. Die bekann­tes­te Microstockagentur iStockphoto wur­de von Bruce Livingston im Jahr 2000 in Calgary, Kanada gegrün­det und mitt­ler­wei­le von Getty Images für 50 Mio $ aufgekauft.

iStockphoto begann als Fotocommunity, wo Amateure Bilder hoch­la­den und tau­schen konn­ten. Aus dem soge­nann­ten User Generated Content (UGC) ent­wi­ckel­te sich ein profi­ta­bles Geschäftsmodel. Die hohen Markteintrittsbarrieren für Fotografen in die eta­blier­ten Bildagenturen exis­tie­ren hier nicht. Jeder kann sich anmel­den und Fotos hoch­la­den. Die Anforderungen an Bildqualität und Kamera sind weni­ger streng als bei Getty und Co. (in die­sem Zusammenhang auch oft als Macrostock bezeich­net). Das heisst, um als Marktteilnehmer auf dem Microstockmarkt aktiv zu wer­den, müs­sen rela­tiv gerin­ge Markteintrittsbarrieren über­wun­den wer­den. Man braucht ledig­lich eine digi­ta­le Kamera und etwas Zeit. Auch der Marktaustritt ist mit sehr gerin­gen Kosten verbunden.

Die zu Beginn qua­li­ta­tiv schlech­ten Amateurbilder wur­den rela­tiv bald durch zuneh­mend pro­fes­sio­nel­les Bildmaterial ver­drängt. Die Art der Fotos in den Microstockagenturen ist im Gegensatz zu den Macrostockagenturen aller­dings ziem­lich homo­gen, da Microstockagenturen exklu­si­ves Bildmaterial nicht vor­aus­set­zen und so vie­le Fotografen ihr Bildmaterial über alle ver­füg­ba­ren Agenturen streu­en. Durch den gerin­gen Preis konn­ten trotz zu Beginn mas­si­ver qua­li­ta­ti­ver Mängel und einer ein­fa­chen Bildsprache schnell neue Käuferschichten mobi­li­siert wer­den, z.B. pri­va­te Blogger. Dieses neue Geschäftsmodell hat eine im Vergleich zum Macrostock stark nach rechts ver­scho­be­ne und wesent­lich flache­re Angebotskurve. Das bedeu­tet, dass sich Microstock und Macrostock immer der prin­zi­pi­ell glei­chen Nachfragekurve nach Bildmaterial gegen­über sehen. Kunden von Microstockagenturen sind also bereit, für den gerin­gen Preis eine wesent­lich grö­ße­re Menge an Bildern zu konsumieren.

Abbildung 5: Vergleich der Angebotskurven von Macrostock und Microstock.

Warum ist die­se Erkenntnis so wich­tig? Aus Abbildung 5 lässt sich die Marktsituation von Microstock leicht able­sen. Wenn wir uns an den Abschnitt über die Preiselastizität erin­nern, dann mer­ken wir an der extrem fla­chen Nachfragekurve, der sich Microstockfotografen aus­ge­setzt sehen, dass die Nachfrage sehr elas­tisch auf eine Preisänderung reagiert (extrem­fall: waa­ge­rech­te Nachfragekurve).

Dies ist ein sehr wich­ti­ges Kriterium, über den ein Markt mit voll­kom­me­nen Wettbewerb cha­rak­te­ri­siert wird. Es spre­chen aber noch ande­re Kriterien dafür, dass sich die Fotografen auf dem Microstockmarkt einem voll­kom­me­nen Wettbewerb aus­ge­setzt sehen:

  • Die Anbieter haben kei­ne Marktmacht
    Der ein­zel­ne Fotograf mit sei­nen klei­nen Portfolios kann gegen­über den Agenturen kei­ne Forderungen durch­set­zen. Er muss sogar Kommissionskürzungen kom­pro­miss­los hin­neh­men, wenn er nicht aus dem Markt aus­stei­gen möchte.
  • Vollkommene Markttransparenz
    Man kann in den Bildagenturen sehr genau ana­ly­sie­ren, wel­ches Bild wie oft und zu wel­chem Preis gekauft oder ange­klickt wur­de etc. Bestseller las­sen sich leicht iden­ti­fi­zie­ren. Für Anbieter ist es lang­fris­tig unmög­lich, sich durch Innovation einen nach­hal­ti­gen Wettbewerbsvorteil zu erzielen.
  • Alle Marktteilnehmer reagie­ren schnell auf Änderungen
    Diese Voraussetzung ist am schlech­tes­ten erfüllt, da jeder natür­li­che Markt per se eine gewis­se Trägheit auf­weist. Jedoch passt das auch hier ganz gut: Kürzt iStock die Kommissionen, zieht Fotolia bald nach.
  • Die ange­bo­te­nen Güter sind gleich
    Durch die Transparenz las­sen sich die Bestseller iden­ti­fi­zie­ren und die­se wer­den dann bald 100fach kopiert. Hinzu kommt, dass auf dem Microstockmarkt eine fla­che, syn­the­ti­sche Bildsprache herrscht (alles vor wei­ßem Hintergrund, gestell­te Szenen etc…).
  • Den Kunden ist egal, wo sie einkaufen
    Hauptsache, der Preis stimmt – das Material ist aus­tausch­bar. Daher ist es den Kunden auch egal, von wel­cher Agentur sie ihre Bilder beziehen.

Was sind die Folgen aus einem vollkommenen Wettbewerb?

Zunächst ein­mal bedeu­tet das für die Fotografen, dass sie prin­zi­pi­ell kei­ner­lei Marktmacht aus­üben kön­nen. Sie sind dem voll­kom­me­nen Markt hilf­los aus­ge­lie­fert und müs­sen jede Preis- und Kommissionssenkung schlu­cken. Deswegen kann man sie auch als Preisnehmer bezeich­nen. Ein Beleg dafür bie­tet die Entwicklung der Fotografenbeteiligung bei Fotolia. Der nicht-​exklusive Fotograf muss­te je nach Fotografenumsatz in den letz­ten fünf Jahren Kommissionskürzungen von mehr als 50% hin­neh­men (Abbildung 6).

Abbildung 6: Kürzung der Fotografenbeteiligung bei Fotolia (nicht-​exklusiv, Einsteigerlevel).

Microstockfotografen kön­nen nur so lan­ge Bilder mit Gewinn pro­du­zie­ren, bis der Preis der Bilder dem Schnittpunkt aus Grenzkosten- und Durchschnittskostenkurve ent­spricht (sie­he Abbildung 4). Sinkt der Marktpreis wei­ter, dann wer­den die Fotografen mit einer ungüns­ti­gen Kostenstruktur schnell aus dem Markt gedrängt. Oder anders for­mu­liert: Wwer zu teu­er pro­du­ziert, wird sich nicht lan­ge hal­ten kön­nen. All die­se Dinge sind mehr oder weni­ger Fakten, die sich auch weg­dis­ku­tie­ren lassen.

Was sind mögliche Strategien von Microstockfotografen, um sich am Markt durchzusetzen?

Aus der Erkenntnis her­aus, dass man sich in einem nahe­zu voll­kom­me­nen Markt bewegt, las­sen sich eini­ge Strategien ablei­ten, wie man als Microstockfotograf den­noch erfolg­reich sein kann. Hierzu kön­nen alle Voraussetzungen, die zu einem voll­kom­me­nen Markt füh­ren, als Ansatzpunkt für die Entwicklung der eige­nen Strategien sein. Man muss sei­ne Position so ver­än­dern, dass man nicht mehr dem voll­kom­me­nen Wettbewerb aus­ge­setzt ist.

Zunächst ein­mal der ver­mut­lich wich­tigs­te Punkt ist das kon­ti­nu­ier­li­che Senken der Produktionskosten. Diese Strategie ist auch für unvoll­kom­me­ne Märkte immer gül­tig. Ein gro­ßes Problem der Stockfotografie ist, dass dem Markt nicht nur Profis ihre Produkte anbie­ten, son­dern die­se durch Amateure immer stär­ke­re Konkurrenz bekom­men haben.

Warum ist das im Zusammenhang mit den Kosten ein Problem? Der rein pro­fit­ori­en­tier­te Fotograf wird bei kon­stan­ten Kosten, wie vor­hin dar­ge­legt, nur solan­ge Bilder anbie­ten kön­nen bis der Preis unter die Gewinnschwelle fällt. Für Amateure gilt die­ses Verhalten nur bedingt. Da die Fotografie als Hobby aus­ge­übt wird, muss man bei die­ser Betrachtung den emo­tio­na­len Wert berück­sich­ti­gen, den ein Fotograf einem Verkauf bei­misst. Die Verkäufe sind in etwa so zu wer­ten, wie ein posi­ti­ver Kommentar in der Fotocummunity (oder Flickr, oder 500px etc.…). Da sich beim Microstock rela­tiv leicht, schnell und häu­fig der Verkaufserfolg ein­stellt, blei­ben die­se Fotografen natür­lich ent­spre­chend moti­viert. Der Gesamtwert einer ver­kauf­ten Lizenz für den Fotografen setzt sich also aus der emo­tio­na­len Komponente (Belohnung, Zustimmung, Anerkennung etc.) und der finan­zi­el­len Komponente zusam­men. Gegen die­se „Kostenstruktur“ kann ein Profi nicht konkurrieren.

Wie die Grenzkosten für die Fotoproduktion effi­zi­ent gesenkt wer­den kön­nen, haben erfolg­rei­che Microstockfotografen wie Yuri Arcurs vor­ge­macht. Sie nut­zen die sogen­n­an­ten eco­no­mies of sca­le – also den Kostenvorteil, der sich durch eine Massenproduktion von Gütern ergibt. Um die eco­no­mies of sca­le nut­zen zu kön­nen, wird es wohl immer mehr Produktionsfirmen oder Zusammenschlüsse von Fotografen zu Gemeinschaften geben, da die­se einen höhe­ren Output bei gerin­ge­ren Grenzkosten haben. Ein wei­te­rer Vorteil von gro­ßen Produktionsfirmen wie Yuri Arcurs Productions oder Monkey Business Images ist die neue Marktmacht, die sich dar­aus ergibt.

Durch die Größe des ein­zel­nen Anbieters ergibt sich nun eine Position der Stärke, so dass Forderungen gegen­über den Nachfragern (hier Agenturen) durch­ge­setzt wer­den kön­nen. Der ers­te Punkt für die Erfüllung eines voll­kom­me­nen Marktes wird also erfolg­reich außer Kraft gesetzt. Die Tatsache, dass sich eco­no­mies of sca­le auf Anbieterseite rea­li­sie­ren las­sen, wird auf lan­ge Sicht zu einer wei­te­ren Konzentration der Anbieter füh­ren. Das Bildangebot wird in der Zukunft noch stär­ker von weni­gen Großproduzenten domi­niert werden.

Die Gleichheit der Produkte lässt sich durch einen krea­ti­ven foto­gra­fi­schen Ansatz umge­hen. Konzepte unge­wöhn­lich und neu umge­setzt oder das Bearbeiten von Nischen führt zu einer Differenzierung des eige­nen Bildmaterials. Allerdings kann man der fast voll­kom­me­nen Markttransparenz eigent­lich nicht ent­kom­men. Die Bestseller sind für alle sicht­bar und wer­den immer kopiert wer­den. Der Vorteil durch eine krea­ti­ve Bildsprache wird meist von kur­zer Dauer sein und bald vom Wettbewerb auf­ge­holt wer­den. Eine Ausnahme bil­den hier Motive, die sehr schwie­rig oder teu­er zu kopie­ren sind – aller­dings ist hier auch das finan­zi­el­le Risiko ungleich höher einzuschätzen.

Eine mög­li­che Strategie, um den Kunden mög­lichst an sich zu bin­den, ist die Entwicklung einer eige­nen Bildsprache in Kombination mit einem gro­ßen Portfolio, wel­ches vie­le rele­van­te Themen abbil­det. Auch hier sind die gro­ßen Produktionsfirmen wie­der im Vorteil, da die­se eben auch ein sehr brei­tes Spektrum abbil­den können.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Microstockfotografen ihren Output erhö­hen und gleich­zei­tig ihre Grenzkosten sen­ken müs­sen, um in die­sem Markt bestehen zu kön­nen. Dies kann bei­spiels­wei­se durch den Zusammenschluss meh­re­rer Fotografen oder das Gründen von gro­ßen Produktionsfirmen erreicht wer­den. Kleinere, unab­hän­gi­ge Anbieter kön­nen sich auf Dauer wohl nur durch eine unge­wöhn­li­che Bildsprache, die schwer zu kopie­ren ist, dif­fe­ren­zie­ren. Das Bearbeiten von Nischen ist eben­falls eine erfolgs­ver­spre­chen­de Strategie.

Man darf dabei natür­lich nie aus den Augen ver­lie­ren, dass der Markt immer dyna­misch ist und auf Veränderungen reagiert. Egal wel­che Strategie man ein­schlägt, man darf sich nie zu lan­ge auf dem Erfolg aus­ru­hen, sonst wird man schnell von der Realität überholt.

Wohin wird sich der Microstockfotomarkt vermutlich entwickeln?

Neben der Konzentration der Fotografen wird es ver­mut­lich zu einer Konzentration auf dem Markt der Microstockagenturen kom­men. Der Markt für Microstock ist lan­ge Zeit schnell gewach­sen. Nun hat er jedoch einen Punkt der Reife erreicht, in dem es zum Zusammenschluss von Agenturen kom­men wird. Einen ähn­li­chen Prozess haben unter ande­rem auch die klas­si­schen Makrostockagenturen durchgemacht.

Durch die gestei­ger­te Rechenleistung von Computern war es Anfang der 1990er Jahre mög­lich, gro­ße Datenbestände digi­tal zu ver­wal­ten und über das Internet zugäng­lich zu machen. In sei­nem Buch Der Weg nach vorn. Die Zukunft der Informationsgesellschaft* beschreibt Bill Gates das Potential des Informationszeitalters mit fol­gen­den Worten:

Der Information Highway wird den elek­tro­ni­schen Markt aus­wei­ten und ihn zum ent­schei­den­den Mittler, zum all­ge­gen­wär­ti­gen Makler machen. Damit wer­den wir in eine neue Wirtschaftswelt ein­tre­ten, einen Kapitalismus mit gerin­ger Reibung und nied­ri­gen Gemeinkosten, mit einem über­rei­chen Angebot an Marktinformationen und beschei­de­nen Transaktionskosten. Es wird ein Paradies für Konsumenten sein.“[7]

Entsprechend früh erkann­te Gates das Potential von digi­ta­len Bilddatenbanken und grün­de­te 1989 die Firma Corbis. Mark Getty, eta­blier­te ab 1995 die Firma Getty Images als zwei­ten glo­ba­len Player auf dem Bildermarkt. Beide Konzerne kauf­ten auf dem bis dahin stark frag­men­tier­ten Markt der Bildagenturen zahl­rei­che Bildarchive auf und began­nen das ana­lo­ge Bildmaterial zu digitalisieren.[8] Da durch den Ausbau von Online-​Diensten das Bildmaterial in hoher Qualität immer und über­all ver­füg­bar war, konn­ten die Bilder zu gerin­ge­ren Kosten an den Markt gebracht wer­den. Der umständ­li­che und teu­re Versand von Katalogen und ori­gi­na­len Bildträgern entfiel plötz­lich. Bis zur Digitalisierung hat­ten die Bildarchive durch den hohen Verwaltungsaufwand des ana­lo­gen Materials eine gewis­se Grenze bis zu wel­cher sie wirt­schaft­lich arbei­ten konnten.

Das Geschäftsmodell der digi­ta­len Bilddatenbanken war durch Standardisierung und Vereinfachung der Vertriebswege plötz­lich leicht auf glo­ba­lem Maßstab ska­lier­bar. Diese durch tech­no­lo­gi­schen Fortschritt getrie­be­nen Konzentrationsprozesse führ­ten zu einer nach­hal­ti­gen Veränderung der gesam­ten Marktstruktur. Der Bildermarkt ist mitt­ler­wei­le stark von dem Duopol Corbis und Getty Images geprägt. Diese Marktmacht bekom­men nicht nur die Kunden und Konkurrenten aber auch vor allem die Lieferanten der bei­den Bildgiganten zu spü­ren. Zum einen wur­den Verträge mit Fotografen gekün­digt, zum ande­ren wur­de das Verhältnis in dem die Einnahmen geteilt wer­den zu ihren Ungunsten beschnit­ten. Aber nicht nur die finan­zi­el­le Freiheit wur­de ein­ge­schränkt, den Lieferanten wur­de auch für den krea­ti­ven Prozess über agen­tur­in­ter­ne Richtlinien genaue Vorgaben über das zu pro­du­zie­ren­de Bildmaterial gemacht. Diese Größenvorteile und die Finanzmacht schre­cken neue Bildagenturen vor einem Markteintritt zuneh­mend ab, was die Monopolisierung der Bildvermarktung wei­ter vor­an treibt.[9]

Diese posi­ti­ven Skaleneffekte kön­nen ana­log auch bei Microstockagenturen rea­li­siert wer­den. Es wird außer­dem der Punkt kom­men, in dem die Microstockagenturen Marktanteile nicht allei­ne durch ein wach­sen­des Bildarchiv gewin­nen kön­nen, son­dern nur durch geziel­te Übernahme von Konkurrenten. Ein sehr star­ker Hinweis, dass in die­sen Prozess bald mehr Dynamik kom­men wird, ist die Tatsache, dass sich bei­spiels­wei­se Fotolia und Shutterstock mit fri­schem Kapital ver­sorgt haben. Durch die nied­ri­gen Marktein- und aus­tritts­bar­rie­ren kön­nen natür­lich immer wie­der neue Agenturen in den Markt tre­ten. Allerdings wer­den die­se es schwer haben, sich gegen die enor­me Marktmacht eines Oligopols durchzusetzen.

Eine wei­te­re Konzentration des Microstockmarktes wird zwangs­läu­fig zu einer Verschlechterung der Position von klei­nen Produzenten und der Kunden füh­ren. Vermutlich wer­den die Preise für Microstockbilder wei­ter stei­gen, die Beteiligung der Fotografen höchst wahr­schein­lich nicht.

Was ist eure Meinung zu die­ser Thematik?

Quellen:
[1] P. A. Samuleson, W. D. Nordhaus, Volkswirtschaftlehre, mi-​Wirtschaftsbuch, FinanzBuch GmbH, München, 4. Auflg. 2010.
[2] Hartmut Berg, Wettbewerbspolitik. In: Vahlens Kompendium der Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik. Band 2.; Vahlen-​Verlag, München; 7. Auflg., 1999.
[3] J. Röpke, O. Stiller (Hrsg.), Theorie der wirt­schaft­li­chen Entwicklung*, Berlin 1911; Berlin; Neuauflg. 2006.
[4] P. Krugman, M. Obstfeld; Internationale Wirtschaft, 7. Auflg., München, 2006.
[5] Radiopodcast: Treffpunkt vom Freitag, 26.9.2008, 09.05 Uhr, DRS 1 http://pod.drs.ch/mp3/treffpunkt/treffpunkt_200809261155.mp3.
[6] http://www.freelens.com/freelens-magazin-23/auf-dem-weg-zum-bildermonopol.
[7] Bill Gates, Der Weg nach vorn. Die Zukunft der Informationsgesellschaft*, Hamburg 1995, S. 230.
[8] M. Bruhn, Bildwirtschaft. Verwaltung und Verwertung der Sichtbarkeit*. Weimar [VDG] 2003.
[9] E. Grittmann, I. Neverla, I. Ammann (Hrsg.), Global, lokal, digi­tal – Fotojournalismus heu­te*. Köln 2008.

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Try Macrostock! Unterschiede zu Microstock aus der Sicht eines Bildagentur-Chefs

Heute gibt es wie­der einen Gastbeitrag, auf den ich mich beson­ders freue. Manchmal wird ja behaup­tet, in die­sem Blog käme ja fast nur Microstock vor und ich wür­de das „schön­re­den“. Aber ich kann nur über Dinge schrei­ben, von denen ich Ahnung habe. Deshalb ergab es sich ganz gut, dass Gerald Staufer Interesse dar­an hat­te, einen Artikel zu schrei­ben. Gerald ist Gründer und CEO der 2003 gestar­te­ten Münchener Macrostock-​Bildagentur Westend61, die mitt­ler­wei­le nach Eigenaussage einer der größ­ten unab­hän­gi­gen „Royalty Free Brands“ in Europa ist.


Genug der Vorrede, ab hier über­las­se ich Gerald Staufer den Artikel.

Try Macrostock!

Kürzlich habe ich mich län­ger mit Robert über Macro- und Microstock unter­hal­ten. Ich habe ihm vor­ge­hal­ten, er wür­de in sei­nem Blog teil­wei­se ein etwas fal­sches Bild von Macrostock zeich­nen, vor allem was den Zugang zu Macrostockagenturen und die Perspektiven dort anbe­langt. Deshalb bin ich dank­bar, dass er mir die Gelegenheit gibt, eini­ges rich­tig zu stel­len bzw. Denkanstöße für ein­ge­fleisch­te Microstocker unter sei­nen Lesern zu liefern.

Vorneweg möch­te ich noch sagen, dass ich die Arbeit von Robert sehr schät­ze und ich bewun­de­re, was er erreicht hat. Er beweist gro­ßen Unternehmergeist und Mut, es ist nur scha­de, dass er sich dabei aus­schließ­lich auf Microstock kon­zen­triert. Unter ande­rem des­halb, weil er dach­te, dass Agenturen wie Westend61 an sei­nem Material nicht inter­es­siert wären, was nicht stimmt. Ich behaup­te ein­fach ein­mal selbst­be­wusst, bei uns wür­de er mit sei­nen 7.000 Bildern auch nicht weni­ger, wenn nicht mehr verdienen.

Da wären wir schon beim ers­ten Punkt. Entgegen land­läu­fi­ger Meinungen ist mei­nes Erachtens der Zugang zu Macrostockagenturen nicht schwie­ri­ger als zu Microstockagenturen. Hier wie dort zählt das ver­käuf­li­che Bild. Auch Macrostockagenturen neh­men gute Amateure auf, das ist kein Privileg der Micros. Auch Macrostockagenturen ver­kau­fen Bilder, die man eher in Microstcok ansie­deln wür­de wie Freisteller oder Stills, wenn auch nicht in die­sen Massen. Die hohen Massen sind aber weni­ger von Interesse, schließ­lich sind die Preise um ein Vielfaches höher. Viele den­ken, wir wären bei der Auswahl der Bilder viel wäh­le­ri­scher. Das kann ich nicht beur­tei­len, aber nach fast zehn­jäh­ri­ger Erfahrung in dem Geschäft weiß ich eines ganz genau: Es kommt nicht auf die Menge an, son­dern die Qualität.

Warum werden da wie dort ähnliche Bilder verkauft?

Ganz ein­fach. Die Nachfragestruktur ist in bei­den Märkten sehr ähn­lich. Die Kunden suchen hier wie dort nach den immer glei­chen Themen wie Business, Family, Beauty usw.. Die weit ver­brei­te­te Meinung, man müs­se für Macrostock hoch­wer­ti­ger pro­du­zie­ren stimmt nur zum Teil. Sicherlich erwar­tet der Kunde von Macrostock oft ein sehr hoch­wer­ti­ges Bild mit tol­ler Location, schö­nen Models, per­fek­tem Styling und außer­ge­wöhn­li­chem Licht. Dafür ist er bereit, mehr zu bezah­len als einen Minipreis. Auf der ande­ren Seite ver­kau­fen wir noch jede Menge Freisteller und gene­ri­sche Bilder, wenn die Gesichter stim­men oder bei Stills die tech­ni­sche Umsetzung per­fekt ist. Der Kunde will oft für sei­ne Produktwerbung genau das eine Gesicht oder ein Bild, das nicht schon eini­ge tau­send­mal von fast jedem Kunden oder Privatblog die­ser Welt ver­wen­det wur­de. Da kommt es dann nicht dar­auf an, ob es kom­plex oder ein­fach pro­du­ziert wurde.

Umgekehrt stimmt aber auch, dass das vie­len Kunden völ­lig egal ist. Dazu eine klei­ne Geschichte: Kürzlich war ich im Lidl und habe auf einem Werbeplakat ein sehr bekann­tes Microstock-​Bild, auf dem eine glück­li­che Familie abge­bil­det ist, gese­hen. Eine Stunde spä­ter muss­te ich in ein gro­ßes Einkaufszentrum. Im Eingangsbereich über­di­men­sio­nal das glei­che Bild. Ein paar Tage spä­ter bekom­me ich ein Flugblatt von irgend­ei­nem eso­te­ri­schen Verein in die Hand. Wieder die­ses Bild. Das ist ein­fach lang­wei­lig. Und: Der Lidl und das Einkaufszentrum hät­ten sicher mehr als 20–25 Euro übrig gehabt für die Bildrechte. Der klei­ne Verein eher nicht, hier haben Microstock und klei­ne Preise ihre Berechtigung.

Die Belieferung von Microstockagenturen kann zu einem auf­wen­di­gen Zeitfresser wer­den. Fertig bear­bei­ten, hoch­la­den, beti­teln, ver­schlag­wor­ten und even­tu­ell Modellfreigaben zuord­nen. Das dann meist nicht nur für eine Agentur, son­dern für meh­re­re. Bei uns zum Beispiel lädt man zunächst Low-​Res-​Dateien hoch. Nur die aus­ge­wähl­ten Bilder müs­sen fer­tig bear­bei­tet und beti­telt wer­den. Die Verschlagwortung über­nimmt die Agentur. Nach etwa zwei bis drei Monaten steht das Bild unse­rem inter­na­tio­na­len Netzwerk mit 200 Partnern zur Verfügung. Die Fotografen müs­sen nur eine Agentur belie­fern und kön­nen sich auf das Wesentliche kon­zen­trie­ren: Das Fotografieren.

Für Macrostock zu foto­gra­fie­ren bedeu­tet mehr Freiheit für den Fotografen. Auch Macrostock kennt nor­mier­te Bildkonzepte und eine gewis­se all­ge­mein ver­käuf­li­che Bildsprache. Aber glück­li­cher­wei­se nicht in dem Ausmaß wie es bei Microstock der Fall ist. Macrostock will ver­schie­de­ne Bildsprachen, nimmt auch authen­ti­sche, eher künst­le­ri­sche Bilder, bedient Spezialkunden, die auf sehr genaue Verschlagwortung Wert legen.

Bei Microstock ori­en­tie­ren sich alle an den Bildern mit den höchs­ten Downloadzahlen und pro­du­zie­ren wie­der­um ähn­li­che Bilder. Denn je mehr Downloads ein Fotograf mit den Bildern erzielt, des­to höher wird sein Anteil. Scheint zunächst ein­mal sehr gerecht und moti­va­ti­ons­för­dernd. Perfide aber ist: In regel­mä­ßi­gen Abständen wer­den die not­wen­di­gen Downloadzahlen von den Agenturen erhöht. Der Fotograf gerät in eine Art Hamsterrad. Er muss pro­du­zie­ren, pro­du­zie­ren, pro­du­zie­ren, um mehr zu ver­die­nen und kaum hat er es geschafft, wer­den die Downloadzahlen erhöht oder die Prozente gesenkt und das Ganze fängt irgend­wie von vor­ne an. Mir wäre das offen gestan­den zu blö­de und ich höre nicht auf, mich dar­über zu wun­dern, wie vie­le Menschen sich dar­an frei­wil­lig betei­li­gen. Aber ich weiß, die Agenturen nut­zen gewis­se Abhängigkeiten aus, die sie mitt­ler­wei­le geschaf­fen haben. Da freie Fotografen aus aller Herren Länder kei­ne Gewerkschaft bil­den kön­nen oder wol­len, geht so etwas auch.

Hier ist Macrostock seriö­ser. Man bekommt ent­we­der einen fes­ten Anteil, der für immer gilt oder man fängt wie bei Westend61 bei 40% an und lan­det dann nach einem gewis­sen Umsatz, den die Bilder erwirt­schaf­tet haben und der nicht uto­pisch ist, bei 50%. Warum? Weil aus unse­rer Sicht der Fotograf unser bes­ter Geschäftspartner ist, der im Zentrum der Agentur steht. Viele Verkäufe sind in unser aller Interesse, aber der Wert eines Fotografen bemisst sich nicht allei­ne an den Verkäufen, son­dern auch an sei­ner Bildsprache. Fotografieren soll Spaß machen und krea­ti­ve Freiheit bedeu­ten. Dazu gehört die Sicherheit, dass einem nicht stän­dig die Prozente vorne- oder hin­ten her­um gekürzt werden.

Warum muss ein DAX Konzern nicht mehr Geld zahlen als ein kleine Bäcker?

Ein gän­gi­ges Argument von Microstockern ist, dass klei­ne Preise bes­ser sind als gro­ße, weil man das Bild dadurch sehr sehr oft ver­kau­fen kann und zu guten Einnahmen pro Bild kommt. Die hohen Downloadzahlen der Topseller wür­den das bewei­sen. Oberflächlich betrach­tet stimmt das. Geht man in die Tiefe, ver­hält sich die Sache ganz anders. Gibt man bei Fotolia zum Beispiel das Stichwort Familie ein, bekommt man sage und schrei­be mehr als 413.000 Bilder ange­zeigt. Der Topseller (das Bild, das Lidl etc. zur Zeit benut­zen) hat über 10.500 Downloads. Nehmen wir an, der Fotograf erhält ca. 1,50 Euro pro Download, dann kommt in der Tat eine beträcht­li­che Summe zustande.

Aber wie vie­le Fotos errei­chen das schon? Wie viel Geld setzt ein Bild um, das eigent­lich erfolg­reich ist und 99% der Bilder hin­ter sich lässt? Bei oben genann­tem Stichwort hat Bild 4100 bei Fotolia immer­hin noch 71 Downloads, also mehr als die 409.000 nach­fol­gen­den Bilder. Der Fotograf erhält viel­leicht 100 Euro, obwohl es dem obers­ten Prozent der Verkäufe ange­hört. In Macrostock erwirt­schaf­tet man mit einem ein­zi­gen Bildverkauf oft mehr und hat einen fai­ren Preis erzielt. An die­ser Stelle eine grund­sätz­li­che Frage: Warum muss ein DAX-​Konzern nicht mehr Geld in die Hand neh­men als der klei­ne Bäcker von neben­an? Das ist die Crux im Bildermarkt. Mehr als 100.000 Fotografen, die sich andau­ernd in den Prozenten drü­cken las­sen mit ihren Millionen von Bildern ermög­li­chen das. Werbeetats im mehr­stel­li­gen Bereich, aber nur ein paar Euro für die Bildrechte.

Sicher, Macrostockagenturen haben den Bedarf an Bildern im Web ver­schla­fen. Dort gibt es aber mitt­ler­wei­le eine Anpassung nach unten. Einige Macrostockagenturen ver­kau­fen die Miniwebbilder bereits ab 10 Euro. So kann sich auch ein klei­ner Existenzgründer ein Bild für sei­ne Webseite leis­ten. Für Druckbilder wird man aber hoch­prei­sig blei­ben, denn hohe Werbeetats las­sen das zu und vie­le Kunden wol­len ein etwas exklu­si­ve­res Material, das nicht jeder nutzt.

Ein paar Worte zu den Zukunftsaussichten

Wohin wird das alles füh­ren? Ich bin sicher, in nicht all­zu lan­ger Zeit wer­den die Einnahmen für Microstock-​Fotografen in einem beträcht­li­chen Ausmaß ein­bre­chen. Das liegt in der Natur der Sache. Die Nachfrage steigt nicht unend­lich, aber das Angebot wächst und wächst. Bisher hat Microstock sin­ken­de Verkaufszahlen mit stän­di­gen Preiserhöhungen abge­fan­gen. Da man mit den Preisen sehr weit unten begon­nen hat, war ja eine Steigerung von 1 auf 2 Euro schon fast infla­tio­när. Aber die Kunden haben sich an nied­ri­ge Preise gewöhnt, wes­halb schon jetzt wohl nicht mehr viel Luft nach oben ist. Ist das Ende der Fahnenstange ein­mal erreicht, ist logisch, dass bei gleich blei­ben­der Nachfrage und stän­dig stei­gen­dem Angebot der ein­zel­ne Fotograf weni­ger ver­kau­fen und umset­zen wird. Dieses Schicksal hat Macrostock ereilt und auch Microstock wird davon nicht ver­schont blei­ben. Von daher amü­siert es mich schon sehr, wenn ich bei ver­schie­de­nen Bloggern immer wie­der lese, ich pro­du­zie­re jetzt bis dann und dann 1.000 neue Bilder, um mein Einkommen bis zu dem und jenen Punkt zu stei­gern. Manche glau­ben sogar, sich eine Art Rente zu erwirt­schaf­ten und beden­ken nicht, dass die Bilder inhalt­lich älter wer­den, ande­re sie bes­ser kopie­ren oder sie so lang­sam in den Bilderfluten ver­schwin­den. Nein, man muss immer und ste­tig nach­le­gen, um sein Einkommen zu sichern.

Nach der Weltwirtschaftskrise 2009 haben vie­le Macrostockagenturen unter stark sin­ken­den Umsätzen zu lei­den gehabt. Als Folge haben vie­le Agenturen und Fotografen auf­ge­hört, hoch­wer­tig zu pro­du­zie­ren. Mittlerweile gibt es Kunden, die sich über immer weni­ger gutes, krea­ti­ves Material bekla­gen. Ich den­ke, die Nachfrage nach hoch­wer­ti­gem, aber auch authen­ti­schem Bildmaterial wird wie­der stei­gen. Irgendwann kann nie­mand mehr die extrem nor­mier­ten Bilder sehen. Zumindest die Business-​Kunden wer­den sich umori­en­tie­ren und sich wie­der mehr in Macrostock bedie­nen. Deshalb und wegen gewis­ser öko­no­mi­scher Gesetzmäßigkeiten rate ich jedem Fotografen, über sei­ne zu den Zukunftsaussichten. in der Stockfotografie nach­zu­den­ken. Microstock ist da und hat sei­ne Berechtigung, aber sei­ne Eier auch in ande­re Nester zu ver­tei­len, ist bestimmt nicht falsch.

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Das war’s von Gerald Staufer.

Ich freue mich auf eure Diskussionen hier im Blog. Gerald wird ger­ne mit­dis­ku­tie­ren, wenn der Ton sach­lich bleibt.

Der Wandel im Angebot von Foto-​Collagen bei Bildagenturen

Ich erin­ne­re mich an einen Fotografenstammtisch vor ca. drei Jahren. Die dort anwe­sen­den Stockfotografen debat­tier­ten lei­den­schaft­lich dar­über, war­um eini­ge Fotografen ange­fan­gen haben, Foto-​Collagen zu ver­kau­fen. Da wür­den sie doch vie­le Bilder auf ein­mal zum Preis von einem ver­schleu­dern. Und das zu den ohne­hin schon nied­ri­gen Microstock-Preisen.

Aber einen Schritt zurück: Was mei­ne ich mit „Foto-​Collagen“?

Foto-​Collagen im Sinne die­ses Artikels sind ver­schie­de­ne Fotos, die the­ma­tisch (und meist auch farb­lich) zusam­men pas­sen und ver­schie­de­ne Aspekte eines Themas abde­cken und zusam­men als ein­zel­ne Datei bei Bildagenturen ange­bo­ten wer­den. Ein klas­si­sches Beispiel ist so eine Collage:

© Fotolia /​ Anna Subbotina

Die ers­ten Collagen, die rich­tig in das genann­te Schema pas­sen und über 100 Downloads erziel­ten, waren – von eini­gen Blumen-​Collagen abge­se­hen – Hochzeitsstillleben wie das hier von Anne Kitzman oder das hier* von Esther Hildebrandt, die Anfang 2006 auf­tauch­ten. Als dann Ende 2007 der bekann­tes­te und erfolg­reichs­te Stockfotograf Yuri Arcurs eben­falls im gro­ßen Stil anfing, Foto-​Collagen mit Business-​Themen* zu erstel­len, gab es kein Halten mehr und zahl­rei­che Fotografen erstell­ten Collagen, von denen sich vie­le auch hun­dert­fach verkaufen.


Die Vorteile von Foto-Collagen

Was für Beweggründe gab es für Fotografen, vie­le Fotos zum Preis von einem anzu­bie­ten? Aus Sicht der Käufer ist das Angebot ver­lo­ckend: Ein Foto kau­fen, aber gleich meh­re­re nut­zen kön­nen, zum Beispiel für eine Broschüre oder Webseite. Viele Käufer set­zen das Bild aber auch direkt als Collage ein und erspa­ren sich die Bildmontage. Doch wo liegt der Vorteil für die Fotografen? Verlieren sie nicht Geld im Vergleich zum ein­zel­nen Verkauf der Bilder?

Die meis­ten Bildagenturen beloh­nen Bilder mit vie­len Downloads durch bes­se­re Platzierung bei den Suchergebnissen. Vor allem bei Themen mit einem sehr gro­ßen Bildangebot wie Business oder Wellness ist es wich­tig, über­haupt gese­hen zu wer­den. Das klapp­te lan­ge sehr gut mit den Collagen, weil die Käufer ein Schnäppchen mach­ten und das Bild öfter ver­kauft wur­de. Außerdem erre­gen die wuse­li­gen „Suchbilder“ Aufmerksamkeit und wer­den öfter ange­klickt, damit der poten­ti­el­le Käufer sich die Bilder grö­ßer anschau­en kann. Wenn er dann erst mal auf der Detailseite ist, besteht die Möglichkeit, sich ähn­li­che Bilder, Bilder der glei­chen Serie, Bilder mit dem glei­chen Model oder ande­re Bilder des Fotografen anzei­gen las­sen. Alles Optionen, die in der Regel zu zusätz­li­chen Verkäufen für den Fotografen führen.

Außerdem lohnt es sich für die Käufer, das Bild eine Nummer grö­ßer zu kau­fen, wenn sie ein­zel­ne Motive aus der Collage aus­schnei­den wol­len. Da die Preise für ver­schie­de­ne Größen aber nicht line­ar, son­dern eher expo­nen­ti­ell anstei­gen, ver­dient der Fotograf dann eben­falls mehr. Beispiel: Wenn der Kunde bei Fotolia in Größe S ein Bild kauft, erhal­te ich soviel Geld wie für drei Verkäufe einer XS-​Lizenz, der nächst­klei­ne­ren Größe. Eine XXL-​Größe ist schon zehn XS-​Verkäufe wert. So wird die Collage viel­leicht ins­ge­samt weni­ger ver­kauft als sich die ein­zel­nen Motive zusam­men­ge­rech­net ver­kauft hät­ten, aber dafür ist der Erlös pro Verkauf höher und ent­schä­digt für ent­gan­ge­ne Downloads. Bei der Bildagentur Dreamstime ist die­ses Verhältnis noch stär­ker aus­ge­prägt, weil ein Bild umso teu­rer wird, je öfter es ver­kauft wur­de. Dazu kommt die bes­se­re Suchmaschinenplatzierung, die eben­falls Gold wert ist, auch wenn sie nur schwer zu bezif­fern ist.

Zusätzlich kön­nen die Fotografen auch leich­ter „min­der­wer­ti­ge“ Motive in eine Collage schmug­geln, die bei Bildkäufern sonst viel­leicht kaum Anklang gefun­den hätten.

 Die Nachteile von Foto-Collagen

Wenn Collagen so toll sind, war­um machen das dann nicht alle Fotografen? Zum einen wer­den natür­lich genug pas­sen­de Motive als Ausgangsmaterial benö­tigt. Eine ande­re Entwicklung ist jedoch viel gra­vie­ren­der, die mei­nes Erachtens zu einem Rückgang neu­er Foto-​Collagen füh­ren wird. Alle Microstock-​Agenturen ver­kau­fen mehr und mehr Abonnements an Bildkäufer. Damit kön­nen die­se meist zu einem Festpreis eine bestimm­te Bildanzahl in vol­ler Auflösung runterladen.

Die Rechnung, dass der Fotograf für höhe­re Auflösungen mehr Geld bekommt, geht dann nicht mehr auf und es gibt – bis auf die Platzierung in den Suchergebnissen – kei­ne Motivation für Fotografen mehr, hoch­auf­lö­sen­de Collagen zu erstel­len, wenn sie dafür das glei­che Honorar bekom­men wie für das Einzelbild.

Bis vor eini­gen Wochen hat­te Fotolia Abo-​Downloads in XL-​Größe immer­hin höher ver­gü­tet als Downloads in L‑Größe, aber nach­dem das abge­schafft wur­de, gibt es kaum noch Gründe, höhe­re Auflösungen anzu­bie­ten. Selbst bei Dreamstime mit der pro­gres­si­ven Preissteigerung gilt das in gewis­sen Maßen, weil die Vergütung für Abo-​Downloads nur gering­fü­gig ansteigt. Bei Shutterstock als rei­ner Abo-​Agentur hand­ha­ben das vie­le Fotografen seit Jahren so, dass sie nur in der kleins­ten erlaub­ten Auflösung hoch­la­den (momen­tan 4 MP), damit die Bildkäufer das Motiv in höhe­rer Auflösung bei Bedarf gefäl­ligst zu einem höhe­ren Preis bei ande­ren Agenturen einkaufen.

Anhand mei­ner eige­nen Verkaufsabrechnungen sehe ich, dass Abo-​Verkäufe bei allen Microstock-​Agenturen stän­dig an Bedeutung gewin­nen. Damit sinkt gleich­zei­tig immer mehr der Anreiz, Foto-​Collagen zu verkaufen.

Wie seht ihr das? Was ist eure Motivation, Foto-​Collagen anzu­bie­ten oder es blei­ben zu las­sen? Und wel­che Entwicklung beob­ach­tet ihr?

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