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Datenschutz-​Panne bei der Bildagentur Bigstock

Heute haben eini­ge Bigstock-Anbieter etli­che Emails erhal­ten, die nicht (nur) für sie bestimmt waren. Darin ging es um die Information, dass das ein­ge­reich­te Steuerformular abge­lau­fen sei und erneu­ert wer­den müsse.

Das Besondere an der Email: Bigstock hat dar­auf ver­zich­tet, jeden Anbieter ein­zeln anzu­schrei­ben, son­dern qua­si eine Sammel-​Email ver­fasst, in der in der „An:“-Zeile jeweils 125 Empfänger gleich­zei­tig ange­schrie­ben wurden:

Hier ein Blick in die kom­plet­te Email mit einem anony­mi­sier­ten Auszug der Emailadressen:

Warum ist das relevant und gefährlich?

Zum einen ist die­se Aktion von Bigstock natür­lich ein gro­ber Verstoß gegen die Europäische Datenschutz-​Grundverordnung (DSGVO), wel­che besagt, dass die Weitergabe von Email-​Adressen nur zuläs­sig ist, wenn eine Einwilligung erteilt wur­de. Ich bezweif­le stark, dass alle Anbieter ange­wil­ligt haben, dass ihre Emailadresse an hun­der­te ande­re Anbieter wei­ter­ge­ge­ben wer­den darf.

Zum ande­ren ist das unnö­ti­ge Bekanntwerden einer Emailadresse ein poten­ti­el­les Sicherheitsrisiko, weil es in den fal­schen Händen Verbrechern min­des­tens drei, eher mehr Informationen verrät:

  • Die Email-​Adresse selbst
  • dass die Person hin­ter der Adresse Anbieter bei Bigstock ist
  • dass die Person ein abge­lau­fe­nes Steuerformular bei Bigstock hin­ter­legt hat
  • ggf. auch: den Namen der Person selbst, falls sich die­se aus der Mailadresse ablei­tet oder im Impressum von selbst-​gehosteten Domain ver­birgt, dann meist sogar mit Adresse
  • ggf. auch: Dass die Person seit min­des­tens vier Jahren bei Bigstock aktiv ist, weil die Steuerformulare meist für ca. vier Jahre gül­tig sind

Mit die­ser Kombination aus Informationen kön­nen zum Beispiel maß­ge­schnei­der­te Phishing-​Angriffe ver­sucht wer­den, die mit gefälsch­ten Emails ver­su­chen, die Empfänger zum Klick auf eine betrü­ge­ri­sche Webseite zu bewegen.

Falls die Person die glei­che Kombination aus Email-​Adressen und Passwörtern ver­wen­det, wer­den auch Logins durch Hacker ermög­licht, wenn die­se sol­che Daten aus frü­he­ren Passwort-​Leaks haben. Ich erin­ne­re da nur an die Passwort-​Leaks bei EyeEm und 500px oder Adobe. Dann ist ggf. die Auszahlung vom Guthaben in Gefahr.

Zusätzlich zum Sicherheitsaspekt die­ser Aktion waren die Emails von Bigstock auch sehr ner­vig, weil eini­ge Betroffene teil­wei­se bis zu über 140 Emails erhal­ten haben. Waren in der ers­ten Email noch ca. 100 Empfänger sicht­bar, ist die Empfängerliste zum Schluss auf über 185 Empfänger angewachsen.

Was tun?

Falls ihr auch die­se Emails von Bigstock emp­fan­gen habt, gel­ten die übli­chen Regeln, um sei­ne Identität im Internet zu schüt­zen: Benutzt nie das glei­che Passwort für ver­schie­de­ne Seiten. Solltet ihr euer Bigstock-​Passwort auch auf ande­ren Seiten ein­set­zen, soll­tet ihr es schleu­nigst ändern.

Ideal wäre auch die Verwendung eige­ner Emailadressen für jede Webseite. So las­sen sich bei Google Mail bei­spiels­wei­se belie­bi­ge Varianten der eige­nen Emailadresse hin­zu­fü­gen, die alle im glei­chen Postfach lan­den, wobei Google aus Datenschutzgründen auch nicht die ers­te Wahl für Emailadressen sein sollte.

Emails bei Fotografen-​Bewerbung für Shutterstock verstehen

Wer sich als Fotograf bei der Bildagentur Shutterstock* bewirbt, muss zuerst durch ein Auswahlverfahren. Das ist nicht immer ganz ein­deu­tig, wie mir eini­ge Mails zei­gen von Fotografen, die sich über hohe Ablehnungen wun­dern. Shutterstock ver­langt, dass der Fotograf zehn Bilder ein­sen­den muss, von denen min­des­tens sie­ben Fotos akzep­tiert wer­den müs­sen, damit er bei Shutterstock hoch­la­den darf. Die Email, wel­che über die Annahmen und Ablehnungen der Bewerbungsbilder infor­miert, ist lei­der etwas ver­wir­rend, des­we­gen hier eine kur­ze Erklärung:

Von den geschick­ten zehn Bildern müs­sen sie­ben oder mehr ange­nom­men wer­den. Wenn jedoch weni­ger als sie­ben Fotos akzep­tiert wur­den, steht neben jedem Foto „not appro­ved“. Das bedeu­tet jedoch nur, dass die Bewerbung ins­ge­samt noch kei­nen Erfolg hat­te. Erst die letz­te Spalte, in der ent­we­der „7 of 10 must be appro­ved“ oder eine ande­re Meldung steht, ver­rät, ob das Bild ange­nom­men wur­de oder nicht. Bei „7 of 10 must be appro­ved“ wur­de das Bild ange­nom­men, bei ande­ren Meldungen wie „Noise“, „Focus“ oder „Poor Lighting“ sind das die Ablehnungsgründe, wes­halb die Fotos nicht akzep­tiert wurden.

Update: Da es eini­ge Unklarheiten gab, noch mal zur Klarstellung: Es müs­sen min­des­tens 7 von 10 Bewerbungsfotos akzep­tiert wer­den, damit die Bewerbung erfolg­reich ist. Wenn weni­ger Fotos akzep­tiert wer­den (die akzep­tier­ten Fotos erkennt man an der letz­ten Spalt, in der dann „7 of 10 must be appro­ved“ steht), wer­den die­se bei der ers­ten Bewerbung nicht ange­nom­men, kön­nen aber bei der zwei­ten Bewerbung wie­der mit­ge­schickt wer­den. Details auch in den Kommentaren unter dem Artikel.

Gesamt kann das dann so aussehen:

Bei der gezeig­ten Mail wur­den also 6 von 10 Bildern ange­nom­men, wes­halb die Bewerbung als Ganzes nicht erfolg­reich war. Aber der Fotograf kann beim nächs­ten Versuch die sechs ange­nom­me­nen Bilder noch mal schi­cken und vier zusätz­li­che neue Motive mit­lie­fern. Da die Annahmen und Ablehnungen jedoch je nach Bildredakteur sub­jek­tiv sein kön­nen, kann es pas­sie­ren, dass beim zwei­ten Versuch auch von den zuvor ange­nom­me­nen Bildern eini­ge abge­lehnt werden.

Ein wei­te­rer häu­fi­ger Fehler ist, dass nicht genau 10 Fotos hoch­ge­la­den wer­den, son­dern nur neun oder mehr als zehn.

Wie oft muss­tet ihr euch bewer­ben, um von Shutterstock als Fotograf akzep­tiert zu werden?

* Affiliate

Stadt Dortmund will kostenlose Fotos haben

Vor paar Monaten habe ich die­se Mail über die Foto-​Community Flickr erhal­ten, bei der ich eini­ge mei­ner Fotos vorstelle.

Sie haben eine FlickrMail von Stadt Dortmund erhalten:

[_​_​_​_​_​_​_​_​]

:: Lizenzanfrage

Hallo, lie­ber Robert!

Mein Name ist [_​_​_​_​_​_​_​_​] und ich arbei­te für [_​_​_​_​_​_​_​_​], das Kommunikationsamt der Stadt Dortmund.
Unser Team plant zur Zeit den Relaunch des Stadtportals dortmund.de und ich küm­me­re mich um den Bereich Grafik und
Gestaltung.

Bei der Suche nach gelun­ge­nen Fotos für unse­re neu­en Seiten bin ich auf Dein Bild „Obst-​Stillleben“ gestoßen.

Ich wür­de mich freu­en, wenn Du uns – der Stadt Dortmund – die Erlaubnis erteilst, die­ses Foto bzw. bearbeitete
Ausschnitte dar­aus zukünf­tig auf den Seiten des Stadtportals dortmund.de ver­wen­den zu dür­fen. Auf der Seite
[_​_​_​_​_​_​_​_​] fin­dest Du einen ver­klei­ner­ten Screenshot vom neu­en Layout, der zeigt, wo Dein Bild auf dortmund.de erschei­nen könnte.

Ich kann Dir noch nicht sagen, wo und wann Dein Bild ein­ge­setzt wer­den könn­te. Aber in jedem Fall wer­den wir bei
einer Verwendung des Bildes Deinen flickr-​Usernamen nen­nen und ver­lin­ken. Falls gewünscht, wer­den wir außer­dem in
unse­rem Impressum einen Link zu Deiner Foto-​Website her­stel­len. (Voraussetzung ist natür­lich, dass Deine
Webseite nur Inhalte ent­hält, die bei Flickr als „sicher“ ein­ge­stuft wären.)

Über eine sol­che erwei­ter­te Nutzungslizenz (CC by) wür­den wir uns sehr freu­en. Wenn Du ein­ver­stan­den bist, antworte
bit­te mit dem Satz „Ich stim­me zu“ und füge (wenn Du magst) die URL Deiner Webseite hinzu.

Herzlichen Dank im Voraus und vie­le Grüße aus Dortmund

Ich ant­wor­te­te darauf:

Guten Tag [_​_​_​_​_​_​_​_​],

wenn sie das unten genann­te Foto nut­zen wol­len, kön­nen sie ger­ne bei mir
eine Nutzungslizenz erwer­ben (lizenzfrei/​royalty free für 50 Euro).

Wenn sie dar­an Interesse haben, schi­cke ich Ihnen ger­ne eine Rechnung
und das Bild ohne Wasserzeichen.

Schöne Grüße,
Robert Kneschke

Darauf erhielt ich fol­gen­de Mail:

Hallo Herr Kneschke!

Vielen Dank für Ihre Antwort und das Kaufangebot für Ihr Foto. Leider kön­nen wir Ihr Angebot nicht anneh­men, da wir zur­zeit kei­ne Fotos ankaufen.

Im Rahmen der Neugestaltung von dortmund.de möch­ten wir in der Bebilderung den Community-​Gedanken von flickr wei­ter­füh­ren. Sehr gern hät­ten wir in die­sem Zusammenhang Ihr Bild genutzt und Ihnen damit die Chance gege­ben, Ihren Namen und Ihre Fotos den vie­len Besuchern unse­rer Seiten bekannt zu machen.

Sollten Sie doch Interesse an einer Zusammenarbeit haben, mel­den Sie sich ein­fach bei mir! Wenn sich auf unse­rer Seite noch etwas ändern soll­te, kom­men wir ggf. erneut auf Sie zu.

Viele Grüße aus Dortmund

[_​_​_​_​_​_​_​_​]

Ja, klar: „Wir wol­len den Community-​Gedanken wei­ter­füh­ren“. Das heißt über­setzt nur: Wir wol­len kein Geld für Fotos aus­ge­ben. Wobei sich jetzt nach­träg­lich raus­ge­stellt hat, dass die Agentur doch Fotos ange­kauft hat. Zwar für weni­ger Geld bei istock­pho­to, aber immerhin.

Es gibt auch genug Hobby-​Fotografen, die sich über eine Bildnutzung und die Verlinkung auf ihre Flickr-​Seite freu­en, ohne an Geld zu den­ken oder es auch nicht brau­chen, da sie ihre Brötchen mit einem ande­ren Beruf ver­die­nen. Deswegen neh­me ich der Agentur die Anfrage auch nicht übel.

Ich hät­te einer kos­ten­frei­en Nutzung auch zuge­stimmt, wenn die Agenturmitarbeiterin mir geschrie­ben hät­te, dass sie auch ehren­amt­lich für die Stadt Dortmund arbei­tet. Aber irgend­wie bezweif­le ich das…

Wie hät­tet ihr auf solch eine Mail reagiert?

Wie Models sich bei mir bewerben

Auf mei­ner Webseite, in mei­nem Blog und bei Model-​Plattformen wie der Model-​Kartei suche ich regel­mä­ßig nach Menschen, die von mir foto­gra­fiert wer­den möchten.

Ich schrei­be bewußt nicht Models, da ich auch ger­ne mit Anfängern arbei­te oder Leuten, die kein Interesse an einer Model-​Karriere haben, son­dern vor allem pro­fes­sio­nel­le Fotos von sich haben möch­ten. Bildagenturen lie­ben Fotos mit natür­lich wir­ken­den Menschen, des­halb risik­ie­re ich ger­ne, jeman­den zu foto­gra­fie­ren, der viel­leicht kei­ne guten „Standard-​Posen“ drauf hat, dafür aber eine gewin­nen­de Ausstrahlung.

Regelmäßig bekom­me ich des­halb Emails von Leuten, die sich als Model bei mir bewer­ben. Vor einer Weile hat­te ich im Blog ja geschrie­ben, was typi­sche Fehler bei Model-​Bewerbungen sind und auch der Fotograf Omori hat vie­le Hinweise dazu veröffentlicht.

Blick durch Rahmen

Heute will ich anhand eini­ger Beispiele zei­gen, was bei einer Bewerbung wirkt und was stört. Die Mails sind alle echt und unver­än­dert, aber ich habe alle Daten, wel­che die Identität des Absenders ver­ra­ten könn­ten, umge­wan­delt oder gelöscht.

Die 1. Mail:

Hallo
Ich habe gele­sen, dass Sie Modele suchen.
Ich bin Schauspielerin und arbei­te neben­bei als Model. Über eine Antwort, wür­de ich mich freuen.
Mit freund­li­chem Gruss
[vol­ler Name + Handynummer]

———————
[Adresse/​Handynummer]
konf.- gr. 38- 40
21 jahre
171cm
90- 66- 95
einsatzgebiete:
por­trait, fashion, gla­mour, editorial“

Gut fin­de ich die Aufzählung der wich­ti­gen Daten wie Adresse, Alter, Größe, etc. in Stichwortform unter­ein­an­der. Nachteilig ist, dass mir so eine Mail nichts über das Model ver­rät. Warum sie modelt, wie lan­ge schon, wel­che Erfahrungen sie hat, wie sie auf mich auf­merk­sam gewor­den ist und was genau sie von mir möch­te. Wer die Mail auf­merk­sam liest, kann letz­te­res viel­leicht kom­bi­nie­ren, expli­zit steht aber nir­gends, dass sie z.B. mit mir zusam­men­ar­bei­ten möch­te oder nicht doch ihre Schwester vor­schla­gen will. Sie hat auch zwei Fotos ange­han­gen, die jedoch so ähn­lich waren, dass eins gereicht hätte.

Die nächs­te Mail:

guten abend,
mein name ist [Name] ‚ich habe im inte­net durch zufall gele­sen das sie immer models suchen .
hier­mit möch­te ich ger­ne mei­ne toch­ter [Name] als kin­der­mo­del bei ihnen bewerben!

name: […]
wohnort: […]
telefon: […]
geburts­tag: […].2005
haar­far­be: braun
augen­far­be: dun­kel braun/​fast schwarz
kon­fek­ti­ons­grös­se: 92
schuh­grös­se: 24
kör­per­grös­se: 93 cm
nationalität: […]

erfah­run­gen:
[Name] hat schon eini­ge erfah­run­gen gesam­melt als fotomodel.
sie wur­de schon 3mal für […] fotografiert.
für das geschäft […] in […] (herbst/​winter collection).
für 2 fotoläden(bilder fürs schau­fens­ter und diver­se shoo­tings für privat(familie)

zur per­son:
sie ist ein auf­ge­wäck­tes kind ‚freundlich,wandelbar und hat wie man auch auf den bil­dern erken­nen kann regel­recht viel spass am posen,sie lässt sich all­ge­mein gern fotografieren.
sie fällt durch ihren gros­sen run­den fast schwar­zen augen auf,und hat immer ein lächeln im gesicht.

sie ist bei der wer­be­agen­tur […] gemeldet(nichts vertraglich)
und bei […] in hamburg

wir sind sehr flexibel,haben bus bahn und auto direkt vor der tür:-) !!!
wir wür­den uns sehr über ihre mail freuen,lg [Name der Mutter]

in der nächs­ten mail sen­de ich ihnen eini­ge bil­der von mei­ner tochter!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!“

Inhaltlich fand ich die Mail aus­rei­chend, sie ent­hält alles Wesentliche, was mich inter­es­siert und nütz­lich ist. Aber die Form. Wenn ich „auf­ge­wäckt“ lese oder mehr als ein Ausrufezeichen hin­ter­ein­an­der sehe, ver­kramp­fen sich mei­ne Augen und ich kann die ang­häng­ten Fotos kaum noch wür­di­gen. Ich ver­lan­ge von Models ja nicht, dass sie einen Universitätsabschluss haben, aber die Grundlagen von Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung wären doch schön. Ansonsten wirkt der Absender dumm und das ist kein Eindruck, den jemand von sich erzeu­gen will, oder? Auch Mail-​Adressen wie „hasimausi87“, „schnu­ten­gir­lie“ oder „cra­zy­girl“ wir­ken unse­ri­ös. Am bes­ten sind da immer noch Vorname und Nachname.

Kommen wir zu Nummer 3:

guten tag

mein name ist [Name] ich woh­ne in [Ort] und bin 18 jah­re alt
ich bin 1,71 groß und bin ein süddlän­di­scher typ ich habe model­erfa­hun­gen vor der kama­ra mei­ne kon­tat­da­ten sind ein­mal mei­ne num­mer [Handynummer] und ein­mal mei­ne email mit der ich ihnen gra­de schrei­be ich bin sehr dizi­pli­niert und gehe immer auf den foto­gra­phen ein und ver­wei­ge­re nicht die anfor­de­run­gen die an mir gestellt wer­den ich­ha­be eine sehr star­ke aus­dau­er und wer­de nicht so schnell stres­sig von einem sehr lan­gen arbeits­tag ich hal­te durch bis zum ende
ich schi­cke ihnen noch ein paar bil­der von mir mit
mit freund­lishen grü­ßen [Name]“

Ich habe zwar schon von eini­gen Models gehört, dass mei­ne Foto-​Shootings ent­pann­ter ablau­fen als bei eini­gen ande­ren Fotografen, aber sol­che Mails machen mir etwas Angst. Für mich klingt das als ob für den Absender das Modeln eine Strafe sei, der er sich beu­gen muss. Es gel­ten auch die Anmerkungen zur Rechtschreibung zur letz­ten Email. Zusätzlich war kein Betreff ange­ge­ben und als Absender nur eine kryp­ti­sche Zahlenkombination (à la 6453 29484746383) zu lesen. Ein Wunder, dass mein Spam-​Filter die Mail nicht aus­sor­tiert hat. Die ange­häng­ten Fotos waren okay: klein, ver­schie­de­ne Outfits und Gesichtsausdrücke. Was er von mir möch­te, steht jedoch nicht in der Mail. Soll ich sei­ne Fotos kom­men­tie­ren oder ihn als Model buchen? Oder ihn wegen zu vie­ler har­ter Shootings trösten?

Die 4. Mail geht da anders ran:

sehr­te Damen u. Herren ,
ich wür­de mich ger­ne bei ihnen Bewerben as Model.

da ich mei­ne Ganzen bil­der auf einer CD habe und eine Fertige Set Card und nur 4 bis 5 Fotos klein genug sind um sie per e‑mail zu schi­cken wer­de ich dies­we fotos abschi­cken dazu tue ich noch ein drei ganz nor­ma­le bil­der mit rein die nicht bear­bei­tet wor­den sind. dait sie ein gutes bid von mir machen können.….ich wür­de mich wirk­lich sehr freu­en wenn sie mir die mög­lich­keit geben mich bei ihnen per­söhn­lich vor­zu­stel­len um ihnen zu bewe­sen das ich das zeug dazu habe mit ihrer hil­fe an vie­le auf­trä­ge ran zu kommen.

Grösse: (1.87cm)
Augen Farbe: (Grünbraun)
Haar Farbe: (Schwarz)
Konfektionsgrösse: (48)…(102/(84/86)
Jeans Grösse: (31/​34)
Schuh Grösse: (42)

Referenzen:
[Firma] […]par­füm pre­sen­ta­ti­on Deutschland weit.
[Firma] (foto shoot mit [Name] u. Laufsteg).
[Firma] (win­ter mode Laufsteg).
[Firma] (desi­gner Anzug Laufsteg).
[Firma] (Designer AnzugLaufsteg).
[Firma] (som­mer mode Laufsteg).

Das Jahr 2008 habe ich nicht mehr Gemodelt da ich Vater wur­de und ich viel zeit mit mein Sohn und mei­ner Frau ver­bracht habe…aber ich wür­de so ger­ne wie­der anfan­gen und wür­de mich ger­ne bei ihnen vor­stel­len ich weiss eigent­lich macht man die bewer­bu­ung anders aber ich woll­te damit nur zei­gen das ich es wirk­lich sehr möcht…
wür­de mich sehr freu­en wenn sie sich melden..mir die mög­lich­keit geben…
mit freund­li­chen grüs­sen [Name]“

Bei einer Bewerbung gilt wie bei ande­ren Bewerbungen auch, dass sich das Model von sei­ner bes­ten Seite zei­gen soll­te. In die­ser Mail wer­de ich jedoch in jeder Zeile auf die Fehler hin­ge­wie­sen, die das Model eben gemacht hat und die ich sonst nie bemerkt hät­te: Fotos nicht fer­tig, lan­ge Auszeit, Bewerbung anders geplant. Außerdem ist der Grundtenor der Mail: „Was ich als Model will“. Die Vorteile für den Fotografen wer­den nir­gends erwähnt. Immerhin waren die Fotos im Angang aus­rei­chend und die Referenzen sind eben­falls von gro­ßen Firmen. Aber da alle Referenzen Laufsteg-​Jobs sind, wäre eine Erklärung schön gewe­sen, war­um das Model Stockfotografie machen möch­te. Außerdem fehlt der Ort in der Mail und so sehe ich nicht, wel­che Entfernung zwi­schen mir und dem Model liegt.

Wie schrei­be ich eine gute Model-Bewerbung?

Liebe Models, ich bei­ße Euch kei­nen Kopf ab, wenn ihr eini­ge Fehler in der Bewerbung macht. Wenn ich einen guten Eindruck habe und eini­ge Daten feh­len, fra­ge ich auch noch mal nach. Aber ich möch­te doch die Gewissheit haben, dass ihr vor der Bewerbung über­legt habt, was ihr wollt.

Schreibt mir, wie und war­um ihr mich gefun­den hat und was genau ihr Euch vor­stel­len könnt (Kennenlern-​Gespräch, Test-​Shooting, nur bezahl­te Aufträge, etc.). Lest Euch die Mail vor dem Abschicken noch mal durch, um klei­ne Tippfehler zu kor­ri­gie­ren. Ja, ist läs­tig und dau­ert, macht aber einen bes­se­ren Eindruck. Und es es gibt nur einen ers­ten Eindruck. Außerdem wirkt eine Massen-​Anrede wie „sehr geehr­te Damen und Herren“ oder „Hallo“ sehr unper­sön­lich. das haben bis­her alle vier Kandidaten falsch gemacht.

Aber nun zu den posi­ti­ven Beispielen. Davon will ich mehr lesen.

Die fünf­te Mail:

Sehr geehr­ter Herr Kneschke,

Hiermit bewer­be ich mich bei ihnen als Modell ,
Erfahrungen brin­ge ich mit da ich schon mehr­mals in mei­ner Umgebung für eine Modeagentur gear­bei­tet habe.
Und das Modeln mir neben bei Spaß macht.
Leider bin ich nicht die Größte und bin des­we­gen etwas eingeschränkt.
Aber ich habe Spaß am leben und bin offen für neues!

Meine Angaben hier­zu sind:
Größe : 167
Gewicht : 53

Brustumfang: 80
Tailenumfang: 70
Hüftumfang: 80

Konvektionsgröße :34 /​36
Schuhgröße: 39

Meine Adresse lautet:
[Name+Adresse]

Die Bewerbung ist okay, die ange­häng­ten Fotos waren auch nütz­lich und es ist die ers­te Mal mit direk­ter Anrede. Da das Model sehr jung aus­sieht, fehlt mir nur eine Altersangabe, da ich bei Minderjährigen eine Einverständniserklärung der Eltern brau­che und das vor einem Shooting klä­ren will. Da der Wohnort der Bewerberin weit von Köln ent­fernt ist, hät­te ich mir noch einen Satz dazu gewünscht, wie fle­xi­bel das Model beim Reisen ist.

Hier noch eine gelun­ge­ne Bewerbung:

Sehr geehr­ter Herr Kneschke,
mein Name ist [Name], ich bin 20 Jahre alt und kom­me aus […].

Über Ihre Internetseite habe ich erfah­ren, dass Sie stän­dig neue Gesichter für diver­se Fotoproduktionen suchen.
Sehr ger­ne wür­de ich mich dafür bewerben.
Ich habe schon eini­ge Shootings absol­viert und füh­le mich vor der Kamera sehr wohl.
Besuchen Sie doch auch mei­ne Internetseite www.[Webseite].de .

Im Anhang sen­de ich Ihnen mei­ne Setcard.

Wenn Sie Interesse an mei­ner Person haben, dann mel­den Sie sich doch ein­fach bei mir.

Mit freund­li­chen Grüßen
[vol­ler Name]“

Première! Die ers­te kom­plett feh­ler­freie Email an mich. Außerdem ist sie kurz und knapp, freund­lich for­mu­liert, der Hinweis auf eine Webseite mit mehr Informationen und im Anhang eine Sedcard als JPG mit sie­ben pro­fes­sio­nel­len Fotos, die das Model auch lachend und in Aktion zei­gen. In der Sedcard ste­hen auch die Daten wie Alter, Größe, Konfektionsgröße etc., die in der Mail feh­len. Nur ein klei­ner Minuspunkt: Die genann­te Webseite führt zu einer Seite, wo sich das Model als Sängerin prä­sen­tiert. Eine Darstellung als Model wäre ange­brach­ter und ist mit einer ein­fa­chen Unterseite leicht umzusetzen.

Zuletzt noch eine Mail, die heu­te in mei­nem Postfach lag:

Hallo Robert,

ich bin eben auf dei­ne Website gesto­ßen, und habe Gefallen an dei­nen Fotos (und dem Video) gefunden.
Falls ich für ein Projekt in Frage kom­men soll­te, wür­de ich mich sehr freuen.
Jetzt mal zu den Daten, die nicht feh­len dür­fen (Smiley)

Alter: 21 /​ Studentin
Wohnort: [Ort] (Reisen ist pri­ni­pi­ell kein Problem, kommt immer auf die Planung an – und inwie­weit es sich finan­zi­ell lohnt)
Größe: 1,64m
Konfektionsgröße: 35
Kontaktdaten: Mail (steht oben *g*) Handy: [Nummer] (D2)
Erfahrungen /​ Referenzen:
Ich hat­te bis jetzt 7 Fotoshootings mit (mei­ner Meinung nach) tol­len Ergebnissen (Bilder sind im Anhang). Mit Stockfotografie hat­te ich bis­her noch kei­nen Kontakt, wür­de das aber ger­ne ändern. Ob ich dafür in Frage kom­me, kannst du sicher am bes­ten entscheiden.

Über eine Rückmeldung (egal ob posi­tiv oder nega­tiv) wür­de ich mich freuen!
Mit freund­li­chen Grüßen,
[vol­ler Name]“

Auch hier hat das Model alles rich­tig gemacht. Die mit­ge­schick­ten Fotos waren etwas zu groß, aber die Auswahl der Bilder war pas­send. Übrigens ist die­ses Model das ers­te, wel­che die gro­ße Entfernung zwi­schen Köln und dem Wohnort des Models kom­men­tiert und dar­auf hin­ge­wie­sen hat, unter wel­chen Bedingungen das kein Problem wäre.

Erfolg mit der Bewerbung?

Ja, ich habe schon Models foto­gra­fiert, deren Bewerbung mir nicht gefal­len hat. Ja, ich habe auch Models ableh­nen müs­sen, deren Bewerbung gut war. Fotogenes Aussehen des Models ist Pflicht, eine gute Bewerbung die Kür. Aber ja, ich habe schon Models abge­lehnt, die ganz pas­send gewe­sen wären, weil die Bewerbung sehr schlam­pig oder unhöf­lich war.

Was sind Eure Erfahrungen? Was stört Euch bei Bewerbungen von Models am meis­ten? Worüber freut ihr Euch am meis­ten bei Bewerbungsmails?

Frag den Fotograf: Welche Kamera für professionelle Fotos?

Wieder eine Mail in mei­nem Postfach, dies­mal von einem sich selbst als „blu­ti­gen Anfänger“ bezeich­nen­den Hobby-​Fotograf.

Hallo,

ich habe Deinen Blog gefun­den und woll­te eigent­lich nur eine beson­ders kur­ze Frage stel­len, die sicher­lich den­noch nicht ganz ein­fach zu beant­wor­ten sein wird.

Aktuell mache ich zwar ger­ne Fotos, konn­te mich jedoch noch nicht dazu über­win­den mir eine bes­se­re, aber auch teu­re Kamera zuzu­le­gen. Ich weiß noch nicht, ob ich ein­mal auch beruf­lich foto­gra­fie­ren wer­de, doch wür­de ich den Einstieg in die pro­fes­sio­nel­le Fotografie ger­ne mit einer guten Kamera begin­nen. Bisher habe ich sehr gute Erfahrungen mit Canon-​PowerShot-​Kameras gemacht, habe mir also über­legt, der Marke treu zu blei­ben. Ich hat­te mir daher den Kauf einer Canon EOS 450D über­legt. Vorher woll­te ich jedoch einen Profi fra­gen und dein (ich hof­fe ich darf du schrei­ben) Artikel erschien mir eine Offenheit zu zei­gen, die man in die­ser Form nicht häu­fig antrifft. Welche Kamera wäre für den Einstieg in die pro­fes­sio­nel­le Fotografie emp­feh­lens­wert? Worauf soll­te man achten?“

Technik entdecken
Da mir sei­ne Frage häu­fi­ger gestellt wird, möch­te ich ver­su­chen, sie exem­pla­risch zu beant­wor­ten. Ich wei­se dar­auf hin, dass aus­drück­lich nach einer Kamera für „pro­fes­sio­nel­le Fotografie“ gefragt wur­de. Meine Antwort bezieht sich also nicht auf süße, klei­ne Digicams für die Schnappschüsse auf Partys.

Zuerst der wich­tigs­te Punkt vor­weg: Die Kamera ist für gute Bilder nur zweit­ran­gig! Oder um die ewig gel­ten­den Sätze des „Fotopapstes“ Andreas Feininger zu zitieren:

Die einen, zu denen lei­der die meis­ten Amateure gehö­ren, sind ver­narrt in Präzisionskameras, fun­keln­de Objektive, Feinkornentwickler usw. Sie haben die bes­te Ausrüstung, das letz­te Kameramodell, die licht­stärks­ten Objektive und alles nur erdenk­ba­re Zubehör. […] Außerdem sind sie genau auf dem lau­fen­den über die Vor- und Nachteile der ver­schie­de­nen „Systemkameras“ und geben ihre eige­ne Kamera regel­mä­ßig in Zahlung für das jeweils neus­te Modell […]. Aber sie haben oft kei­ne Ahnung, was sie über­haupt foto­gra­fie­ren sol­len, und machen sel­ten Aufnahmen, die der Mühe wert sind.“ (aus: Die gro­ße Fotolehre)

Profis stel­len trotz die­ser Technikschelte gewis­se Anforderungen an ihre Kameras. Aber nicht um der Technik wil­len, son­dern zum einen, weil die Kunden bzw. Bildagenturen bestimm­te tech­ni­sche Daten vor­aus­set­zen (z.B. Megapixel) und bei häu­fi­gem Gebrauch eini­ge Details ein­fach bequem sind oder nur dafür sor­gen, dass die Kamera nicht so schnell kaputt geht und zum ande­ren, weil sich nur mit bestimm­ter Technik krea­ti­ve Bildideen gut umset­zen lassen.

Doch zurück zur Frage. Was muss eine Profi-​Kamera haben oder können?

  • Wechselobjektive: Das wirk­lich Wertvolle eines guten Fotografen sind sei­ne Objekive, die Blitzgeräte und Lichtformer. Die Kamera kann ein­fach aus­ge­tauscht wer­den, wenn es neue­re Modelle gibt.
  • RAW-​Aufnahmen: In kri­ti­schen Lichtsituationen kann eine RAW-​Aufnahme die ein­zi­ge Möglichkeit sein, ein Bild zu „ret­ten“.
  • Blitzschuh: der ein­ge­bau­te Blitz von Digitalkameras hat zuwe­nig Steuerungsmöglichkeiten
  • Vollformat-​Sensor: Es gibt genug Leute, die auch mit klei­ne­ren Sensoren ver­käuf­li­che Fotos machen. Aber die Details und die Schärfe wer­den nur bes­ser, wenn der Sensor grö­ßer wird
  • Dazu kom­men noch vie­le Details wie gerin­ge Auslöseverzögerung, AdobeRGB-​Farbraum, lan­ge Akkulaufzeit etc., die heut­zu­ta­ge aber so gut wie alle Kameras haben, die obi­ge Kriterien erfüllen

Kein Wort zu den Megapixeln? Nein. Selbst die bil­ligs­ten Spiegelreflex-​Digitalkameras, die die meis­ten obi­gen Anforderungen erfül­len, haben heut­zu­ta­ge min­des­tens 8 oder gar 10 Megapixel. Das reicht aus bzw. ist manch­mal fast zuviel.

Um die „bes­te Kamera“ zu fin­den, ist es wich­tig, sich über den Zweck im Klaren zu sein. Nicht umsonst bie­tet z.B. Canon im Profisegment neben der Canon EOS 1Ds Mark III für Studiofotografen auch die Canon EOS 1D Mark III, wel­che nur halb so vie­le Megapixel hat, dafür aber bei Serienaufnahmen dop­pelt so schnell ist und des­halb z.B. für Sportfotografen auf jeden Fall die bes­se­re Wahl ist.

Die Kamera-​Marke ist fast egal, solan­ge die Firma genug Wechselobjektive anbie­tet und auch lang­fris­tig her­stellt. Oft kau­fen Anfänger jedoch eine schnie­ke Spiegelreflex-​Digitalkamera und haben danach kein Geld mehr, eben­so­viel Geld für gute Objektive aus­zu­ge­ben. Aber eine Canon EOS 1D Mark III mit einem AF 28–300mm F/3,5–6,3‑Objektiv von Tamron wird sicher kei­ne bes­se­ren Fotos machen als eine Canon EOS 1000D mit einem EF 85mm 1.2 L II USM-​Objektiv von Canon. (Wäre mal einen Versuch wert…)

Bis auf den Vollformat-​Sensor erfül­len bei­spiels­wei­se alle Canon EOS-​Kameras die genann­ten Voraussetzungen. Für einen Anfänger emp­fiehlt es sich also, ein bil­li­ge­res Kameramodell zu neh­men, dafür aber beim hoch­wer­ti­gen Objektiv zu sün­di­gen, was nach 2–3 Jahren beim Wechsel zur bes­se­ren Kamera ein­fach behal­ten wird. Das Objektiv muss nicht mal teu­er sein: Eine 50mm 1.8 II-​Festbrennweite von Canon kos­tet ca. 100 Euro und ist damit beim Preis/​Leistungsverhältnis unschlag­bar. Ach ja, damit nicht der Verdacht der Schleichwerbung auf­kommt: Nikon macht auch gute Kameras und Objektive.

Deshalb: Verbringt weni­ger Zeit mit der Suche nach der Kamera, son­dern denkt dar­über nach, was ihr foto­gra­fie­ren wollt und kauft Euch das ent­spre­chend pas­sen­de Objektiv.