Dieses Buch wurde lange erwartet. Unter anderem, weil die Autorin Ellen Boughn seit über 30 Jahren im Bildermarkt arbeitet und lange Stockfotografen und Bildagenturen beraten hat und nicht zuletzt wegen das gelungenen Covers. „Microstock Money Shots“* (ISBN 978–0817424978) behandelt ein sehr ähnliches Thema wie mein eigenes Buch „Stockfotografie“*, weshalb es schwer für mich ist, darüber zu schreiben, ohne den Verdacht zu erwecken, ich würde mein Buch verklären.
Aber versuchen wir es: Das Buch von Ellen Boughn im Softcover ist 160 Seiten dick, durchgehend farbig gedruckt, mit über 200 Farbfotos illustriert und kostet ca. 19 Euro. Als Vorwort beginnt einer der meistverkaufendsten Microstock-Fotografen Andres Rodriguez mit zwei Seiten. Das Buch ist in zwölf Kapitel gegliedert. Nach einer Einleitung gibt es Tipps zur Belieferung von Bildagenturen, danach folgen fünf Kapitel über Motive, die sich gut bzw. schlecht verkaufen lassen und Gestaltungsregeln. Ein Kapitel erklärt den Umgang mit Models, eins die Suche nach Locations und ein weiteres die beste Verschlagwortung. Abschließend wird als Fallbeispiel eine Fotoproduktion zum Thema „Wandern“ von A bis Z durchgenommen. Drei Seiten zum Thema Verträge und ein Index beenden das Buch.
Was unterscheidet das Buch von meinem, abgesehen von der Sprache? Stehen da Dinge drin, die bei mir fehlen? Hm. Ein Unterschied sind auf jeden Fall die vielen bunten, sehr ansprechenden Fotos, die jedoch etwas zu Lasten des Textes gehen. Der Schwerpunkt des Buches liegt bei der Motivwahl, die Nachbereitung der Fotos, Verkaufsstrategien und so weiter werden bis auf die Verschlagwortung überhaupt nicht behandelt.
Interessanterweise ist das Kapitel „Popular Themes Without People“ fast genauso lang wie „Popular Themes With People“ und steht vor diesem, obwohl sie auch schreibt, dass sich Fotos mit Menschen besser verkaufen. Bei den Gestaltungsregeln sind mir Kleinigkeiten im Gedächtnis geblieben, wie zum Beispiel, dass der „Dutch Tilt“, das absichtliche Schräghalten des Horizonts auf Fotos wieder out ist, ebenso wie der Beschnitt eines frontalen Gesichts genau in der Mitte.
Alle Tipps im Buch sind stimmig und hilfreich, vor allem ihre Beispiele, welche Fehler viele Fotografen beim Verschlagworten machen, können manche Enttäuschung vermeiden. Selbst enttäuscht wurde ich vor allem vom viel beworbenen Vorwort. Andres Rodriguez gibt leider keine nützlichen Tipps, sondern schreibt nur, wie er zur Stockfotografie gekommen ist.
Muss man beide Bücher haben? Nein. Schadet es, beide Bücher zu haben? Nein. Selbst ich habe 1–2 Ideen für neue Shootings bekommen und damit hat so ein Buch seine Aufgabe erfüllt.
Was sagt ihr zu dem Buch? Kann es jemand objektiver als ich mit meinem vergleichen?
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