Die eigene Bildagentur kann sich für viele Fotografen lohnen, die in ganz unterschiedlichen Bereichen arbeiten: ob Hochzeitsfotografen, Foodfotografen oder Portraitfotografen.
Wichtig sind dabei bereits im Vorfeld einige Überlegungen. Wer ist meine Zielgrupe, wer soll die Bilder kaufen und was soll damit gemacht werden? Braucht z.B. mein Kunde eine hochauflösende digitale Fotodatei, beispielsweise ein 16Bit TIFF, oder möchte mein Kunde sich eine Leinwand oder einen Papierabzug von meinen Bildern bestellen?
Ist es mein Ziel, dass ich als Stockfotograf meine Fotos Werbeagenturen zur Verfügung stellen möchte, dann muss ich an die eigene Bildagentur technisch gesehen ganz andere Anforderungen stellen, als wenn ich meine Fotografien als Hochzeitsfotograf dem Brautpaar und den dazugehörigen Hochzeits-Gästen als zusätzlichen Service bereitstellen möchte.
Es gibt auf dem Markt ganz unterschiedliche Anbieter, die man grob in zwei Kategorien einteilen kann.
- Eine Shopsoftware, die ich kaufe und auf meinem Server installieren kann. Diese Lösung lässt mir die volle Serverfreiheit, ich zahle eine einmalige Lizenzgebühr, keine monatliche Nutzungsgebühr und keine Provisionen an den Anbieter. Dafür bin ich jedoch in puncto ordentlicher Betrieb des Shops voll verantwortlich. Diese Art des Shops ist für Stockfotografen sehr interessant, die hochauflösende Bilddaten verkaufen. Anbieter sind beispielsweise Adpic Solutions, Ktools, Imagefolio, Pixtacy oder StockboxPhoto. Hier ein Beispiel der Foodfotografin Corinna Gissemann, die sich mit ImagePro von Adpic Solutions eine eigene Bildagentur erstellt hat.
- Ein Shop-System wird zur Verfügung gestellt, bei dem ich mich technisch um nichts kümmern muss. Ich lade lediglich meine Fotos hoch und verschlagworte sie, sorge also für den Inhalt. Oft wird mir als Service noch eine Blogfunktion und/oder eine Bildershow zur Verfügung gestellt. Neben dem digitalen Download der Dateien sind diese Shops mit externen Fotofachlaboren verbunden, bei dem der Kunde Abzüge, Leinwände und andere Fotoprodukte bestellen kann. Das ist so gesehen die kostengünstigste Lösung, allerdings müssen bei diesem Modell an den Anbieter eine monatliche Grundgebühr und eine Provision, die in der Regel bis zu 20% auf den Verkaufspreis beträgt, bezahlt werden. Anbieter sind hier Photoshelter, Pictrs, Fotograf.de oder Photodeck. Hier ein Beispiel der Eventfotografin Alexa Kirsch, die fotograf.de für ihre Eventfotografin verwendet.
Interessant ist, das sich ein Bildershop, wie unter Punkt Zwei aufgeführt, für Fotografen eignet, für die eine eigene Bildagentur normalerweise keinen Sinn machen würde: vor allem für Event- und Hochzeitsfotografen im weitesten Sinne und Fotojournalisten. Diese können sowohl ihren eigenen Workflow und die Organisation des Events deutlich vereinfachen, indem sie ihre Bilder online anbieten und zusätzlich ihren Kunden einen besonderen Service bieten. Mit Hilfe des Shopsystems kann dem Kunden der Bilderkauf wesentlich erleichtert werden, indem dieser nicht mehr auf einen Studiobesuch oder auf das Gedrängel vor dem Fotografentisch während des Events angewiesen ist, sondern dann die Möglichkeit erhält, ganz bequem 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche vom heimischen Computer aus zu bestellen.
Was nicht verschweigen werden darf, ist die Kehrseite der Medaille: Die Führung eines eigenen Onlineshops, ganz gleich ob Variante Eins oder Zwei, kann sehr zeitaufwendig und kostenintensiv werden und es kann lange dauern, bis sich die Ausgaben rentieren. Ich muss sehr viele Fotos in meiner Agentur anbieten, für einige Dutzend lohnt sich der Aufwand nicht. Ich brauche viel Zeit, den Shop aufzusetzen, die Fotos hochzuladen, zu verschlagworten, meine Preisgestaltung zu machen und – nicht zu vergessen! – das Marketing dafür zu betreiben. Gerade dieser Posten sollte nicht unterschätzt werden, denn was nützt der schönste Shop, wenn niemand weiß, dass es ihn gibt?
Hilfreich ist hier, wenn ich von vornherein eine Website betreibe, die schon einen gewissen Bekanntheitsgrad aufweisen kann. Der Zeitaufwand, der für die eigene Bildagentur erforderlich ist, kann enorm sein. Es sollte also gut überlegt und vor allem kalkuliert werden, ob und in welcher Form man die eigene Bildagentur eröffnen will.
Ihr wollt mehr über das Thema erfahren? Mehr über Ablauf, Organisation und Marketing des eigenen Online-Shops? Dann haben wir was für euch: Wir bieten ein Online-Webinar zum Thema: “Lernen Sie, wie Sie erfolgreich online Fotos verkaufen.” Als Gastdozenten haben wir u.a. Markus Posselt, CEO von fotograf.de eingeladen, der uns in die Geheimnisse des erfolgreichen Onlineverkaufs einweisen wird.
Termin: 22.5 – 31.5.2012
Kursgebühr: 89 € (44 € für Mitglieder von fotograf.de oder nikon-fotografie.de)
Dieser Text ist ein Gastartikel von Jana Mänz und Dr. Susan Brooks-Dammann.