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Bildagentur Corbis an chinesische Firma VCG verkauft

Die Gerüchte waber­ten schon eine Weile umher, aber seit weni­gen Tagen ist es offiziell:

Die Bildagentur Corbis, ehe­mals eine der Top-​3-​Bildagenturen der Welt, wur­de ver­kauft an Unity Glory International, eine Tochtergesellschaft der Visual China Group (VCG).

vcg_logoDer Verkauf umfasst die ca. 100 Millionen Bilder und ca. 800.000 Videos von Corbis Images, Corbis Motion sowie der Microstock-​Tochter Veer sowie alle damit ver­bun­de­nen Marken und Warenzeichen.

Ausgenommen vom Verkauf sind Branded Entertainment Network, Splash und Greenlight sowie die Sparten Rechteklärung und Repräsentanz.

Parallel dazu haben Getty Images und die Visual China Group eine welt­wei­te Partnerschaft bekannt­ge­ge­ben: Getty Images wird jetzt die Inhalte von Corbis außer­halb Chinas zur Lizenzierung anbieten.

Garniert wird die­ser Deal mit einem zyni­schen Kommentar des Getty Images-​Vorsitzenden Jonathan Klein als Tweet, der sinn­ge­mäß über­setzt unge­fähr lautet:

Nach 21 Jahren end­lich geschafft. Reizend, die Milch, die Sahne, den Käse, den Joghurt und das Fleisch zu bekom­men, ohne die Kuh zu kaufen.“

jonathan klein tweet 25-01-_2016_14-31-12

Als einer der Gründe für den Verkauf wird der star­ke Preisdruck von Agenturen wie Shutterstock zitiert.

Auf der Webseite von Corbis gibt es ein FAQ für mehr Informationen.

VCG ist die­sel­be Firma, wel­che letz­tes Jahr 13 Millionen USD in die Foto-​Community 500px inves­tiert hat sowie deren Expansion in China unter­stützt, was wie­der­um für Unmut unter Fotografen gesorgt hat.

Wie schätzt ihr die­se Entwicklung ein?

Nationale Vorlieben von Bildkäufern

Viele wis­sen, dass bei der Microstock-​Bildagentur Fotolia die best­ver­kauf­tes­ten 50 Bilder ange­zeigt wer­den kön­nen, sor­tiert nach den Zeiträumen „heu­te, Woche, Monat, seit Beginn“. Deutlich sicht­bar wird so, dass zum einen Gruppen oder Familien sehr beliebt sind, wie die­se bei­den Fotos:

© pressmaster - Fotolia.com
© press­mas­ter – Fotolia.com
© Monkey Business - Fotolia.com
© Monkey Business – Fotolia.com

Aber auch 3D-​Grafiken mit Konzeptmotiven ver­kau­fen sich wie geschnit­ten Brot. Bestes Beispiel ist Ioannes Kounadeas, des­sen anony­me Männchen bestimmt jeder schon mal gese­hen hat:

© ioannis kounadeas - Fotolia.com
© ioan­nis kouna­de­as – Fotolia.com

Weniger bekannt ist, dass die­se Bestseller auch nach den elf län­der­spe­zi­fi­schen Seiten der Agentur (plus die EU) sor­tiert wer­den kön­nen. Das ermög­licht, zu erken­nen, wel­che Bildvorlieben die Käufer in ver­schie­de­nen Ländern haben.

Ich habe mal eini­ge Auffälligkeiten zusammengetragen.

USA:

Hier über­wie­gen zum einen die Business- und Konzeptmotive. Dazu zäh­len wie­der die Männchen von Kounadeas (sie­he oben) und auch sol­che Motive:

© Robert Mizerek - Fotolia.com
© Robert Mizerek – Fotolia.com

Das Foto ist ein gutes Beispiel, wie loka­le Besonderheiten die Verkäuflichkeit eines Motivs bestim­men kön­nen. Da die Straßenschilder ein­deu­tig erkenn­bar den US-​Standards nach­emp­fun­den sind, ist das Foto dort der Renner, auf allen ande­ren Länderseiten von Fotolia zählt das Foto jedoch nicht zu den best­ver­kauf­tes­ten. In dem Fall ist es dem Produzenten bei trotz­dem über 700 Downloads sicher egal, aber es zeigt, was eine Rolle spie­len kann.

UK:

Generell ähneln die Bestseller in der UK denen in den USA. Viel Business, noch mehr von Kounadeas‘ Männchen. Aber auch hier gibt es das eine regio­na­le Top-​Foto, was in ande­ren Ländern weni­ger gut läuft:

© Joe Gough - Fotolia.com
© Joe Gough – Fotolia.com

Der Grund liegt wie­der in den typi­schen Eigenheiten des Landes. Diese Art der Bebauung ist dort am ver­brei­tets­ten, das Foto ent­stand auch in Großbritannien und dort wird es dann benutzt. Für Reiseführer ist es nicht span­nend genug, aber für Broschüren von Immobilienmaklern oder zur Illustration von Artikeln über die Immobilienkrise ist das Foto ideal.

Deutschland:

Deutschland wird alt. Bei kei­nem der ande­ren Länder sind Seniorenfotos in den Top 50. Auf der deut­schen Seite jedoch gibt es gleich drei Fotos von alten Menschen, zum Beispiel die­se beiden:

© absolut - Fotolia.com
© abso­lut – Fotolia.com

Auch sti­li­sier­te Öko-​Fotos von total unbe­rühr­ter Natur sind hier häu­fi­ger zu fin­den. Das Foto wur­de über 1200 mal run­ter­ge­la­den, aber vor allem in Deutschland:

© Hubert Körner - Fotolia.com
© Hubert Körner – Fotolia.com

Spanien:

Was für eine Überraschung: Das Land im Süden Europas ist das ein­zi­ge, wel­ches eine Südfrucht als Topseller prä­sen­tiert. Diese Orange fin­det sich bei den ande­ren Ländern nicht in der Liste:

© volff - Fotolia.com
© volff – Fotolia.com

Woran das liegt? Wahrscheinlich benut­zen vie­le Orangen-​Anbauer so ein Foto für ihre Werbebroschüren und Webseiten, mit denen sie ihre Früchte an Großhändler oder Endkunden verkaufen.

Frankreich:

Das inof­fi­zi­el­le Motto des Landes „Laissez Faire“ (Machen las­sen) spie­gel sich in der Beliebtheit der Bilder wie­der. Gefragt sind in Frankreich sehr ruhi­ge, grü­ne Fotos, aber auch medi­ta­ti­ve, ja zen-​artige Fotos wie dieses:

© Maceo - Fotolia.com
© Maceo – Fotolia.com

Italien:

Achtung, Klischees! Woran denkst Du beim Wort „Italien“? Richtig! Gutes Essen. Darum sind auch die­se bei­den Fotos in Italien so beliebt, die auf kei­ner der ande­ren Länder-​Top-​Listen erscheinen:

© wilderness - Fotolia.com
© wil­der­ness – Fotolia.com
© Tomo Jesenicnik - Fotolia.com
© Tomo Jesenicnik – Fotolia.com

Viele ver­schie­de­ne Lebensmittel, lie­be­voll arran­giert, üppig und appe­tit­lich foto­gra­fiert. Ich fra­ge mich, wie vie­le Restaurants dort mit die­sen Fotos werben?

Portugal:

Bei Portugal gibt es drei Motive, die sich sehr gut ver­kau­fen: Gesunde Lebensmittel, das heißt, sol­che Fotos wie bei Italien, nur mit Obst und Gemüse, gro­ße Menschengruppen und Wellness/​Strand-​Motive. Letzteres hängt sicher mit der ört­li­chen Tourismus-​Industrie zusam­men. Ihr wißt schon: Den gan­zen Tag am Strand lie­gen und sich danach mas­sie­ren lassen.

© Dash - Fotolia.com
© Dash – Fotolia.com

Polen:

Noch mehr als die Portugiesen lie­ben die Polen gro­ße Menschenansammlungen. Keine Ahnung, warum:

© Kurhan - Fotolia.com
© Kurhan – Fotolia.com

Ebenfalls beliebt sind eher kon­ser­va­ti­ve Vektoren-​Ornamente.

Brasilien:

In Brasilien sind strah­len­de Zahnreihen in lachen­den Mündern und Gesichter von brü­net­ten Frauen der Renner. Gleich fünf Fotos davon fin­den sich hier in den Top 50. Fast alle davon tau­chen auf den ande­ren Länderseiten nicht auf:

© T.Tulic - Fotolia.com
© T.Tulic – Fotolia.com

Ob das was mit dem Karneval in Rio zu tun hat? Noch eine Kuriosität am Rande: Auch ein Brötchen- und Bambusfoto lau­fen hier bes­ser als anderswo.

Japan:

Nun gut, es ist kei­ne Überraschung, dass in Japan eher japa­nisch aus­se­hen­de Frauen ver­kauft wer­den. Die vie­len Blumenbilder sind jedoch nicht ganz so naheliegend.

© chinatiger - Fotolia.com
© chi­na­ti­ger – Fotolia.com

Ganz befremd­lich hin­ge­gen fin­de ich die flie­gen­de Kuh, die in Japan der Hit ist. Hat da jemand eine Erklärung? Gibt es einen popu­lä­ren Manga damit?

China:

Wer nach Japan denkt, er wüss­te, was nun kommt, hat sich getäuscht. Fotos von Chinesen fin­den sich nicht in der chi­ne­si­schen Top-​Verkaufsliste. Dafür ein Foto von Menschen beim Oktoberfest. Außerdem Geschenke, Schleifen, Schoko-​Täfelchen. Und Schuhe. Viele Schuhe:

© Anna Golubeva - Fotolia.com
© Anna Golubeva – Fotolia.com

Außerdem ist der Öko-​Gedanke stark aus­ge­prägt. Es gibt vie­le Fotos von Weltkugeln und grü­nen Konzepten in der Liste. Oder eine Kombination aus beidem:

© lapie - Fotolia.com
© lapie – Fotolia.com

EU:

Yep, Europa wächst zusam­men und her­aus kommt ein büro­kra­ti­sches Ungetüm. Fotolia hat im Zuge des Erstarkens des Europäischen Parlaments eine eige­ne „Landing-​Page“ für die Europäer erstellt. Und was kau­fen die? Fast nur Kounadeas‘ Männchen:

© ioannis kounadeas - Fotolia.com
© ioan­nis kouna­de­as – Fotolia.com

Oder not­falls ande­re Business-​Konzepte. Diese anony­men 3D-​Figuren haben den gro­ßen Vorteil, dass sich kei­ne euro­päi­sche Nation benach­tei­ligt füh­len kann, wie es bei zu hel­len oder zu dunk­len Hautfarben der Fall wäre. So gese­hen schon clever.

Was für regio­na­le Unterschiede habt ihr fest­stel­len können?