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Mehr Opfer im Konkurrenzkampf der Bildagenturen

Erst vor knapp zwei Wochen hat­te ich über die Schließung der Microstock-​Agentur LuckyOliver berich­tet, wie vie­le ande­re auch. Weit weni­ger Beachtung fan­den aber zwei wei­te­re Agenturen, die zum 1.3.2008 bzw. 1.4.2008 ihre Pforten haben schlie­ßen müs­sen: Image-Depot.de und NaturalLifeStock.

Da letz­te­re Seite schon nicht mehr erreich­bar ist, hier ein Auszug des Abschiedsbriefs:

We are sor­ry to report that NaturalLifeStock is clo­sing its doors today. April 1, 2008 was our one-​year anni­ver­sa­ry, and at the end of this peri­od we have sim­ply not had the returns we expec­ted. The mar­ket is satu­ra­ted with lar­ge and small stock agen­ci­es, and the com­pe­ti­ti­on is overwhelming.

We have found that image buy­ers are delu­ged with requests to „come see my stock site“ and have litt­le inte­rest in start­up stock com­pa­nies. If we had mil­li­ons to spend for mar­ke­ting we might be able to make a dent, but as a Mom & Pop stock site our chan­ces for suc­cess are very slim. Even the big guys, like Getty Images®, are having a rough time in this economy.“

Zu viele Fische im Teich

Es war lan­ge klar, dass es irgend­wann pas­sie­ren muss­te, nun ist es offen­sicht­lich: Die ers­ten Microstock-​Anbieter geben auf. Gestern erklär­te die Microstock-​Agentur „LuckyOliver“ in ihrem Blog, dass sie zum 15. Mai 2008 ihre Pforten schlie­ßen werden:

As a lea­der and entre­pre­neur, it’s tough to see some­thing you have put so much time into not mate­ria­li­ze into a suc­cessful busi­ness. We spent the last year loo­king for the funds to grow LuckyOliver becau­se, wit­hout the addi­ti­on of signi­fi­cant capi­tal, the return on invest­ment for LuckyOliver and its con­tri­bu­tors would not be satis­fac­to­ry. After revie­w­ing the opti­ons, the invest­ment team deci­ded that it was in the best inte­rest of all stake­hol­ders to shut the com­pa­ny down.

In der Praxis gibt es sehr vie­le Microstock-​Lieferanten (Fotografen und Grafiker), die ihre Werke an über zehn Agenturen ver­tei­len. Bei dem glei­chen Bildangebot bleibt es nicht aus, dass es ande­re Kriterien sein wer­den, die zum Überleben einer Agentur beitragen.

Die Konzentration in der Microstock-​Branche ist sicher erst der Anfang für das, was im Bereich der teue­ren RF-​Kollektion längst im Gange ist: Ein gro­ßes Aufkaufen, Zusammenführen und Schließen von Kollektionen, um auf dem hart umkämpf­ten Markt kon­kur­renz­fä­hig zu sein.

Erst vor weni­gen Wochen kün­dig­te Adobe an, sein „Adobe Stock Photos“-Projekt zu schlie­ßen und der Branchendienst „Selling Stock“ kün­digt fast mehr­mals im Monat an, dass Bildkollektionen auf­ge­kauft oder been­det wer­den. Es bleibt sehr span­nend, wel­cher Fisch im Teich über­le­ben wird.

Royalty-​Free heißt nicht kostenlos, oder doch?

Auch wenn das Wort „free“ in „royalty-​free Fotos“ drin steckt, bedeu­tet das nicht, dass die­se Fotos auch kos­ten­los sind. Der Begriff bedeu­tet viel­mehr, dass im Gegensatz zur klas­si­schen Foto-​Lizenzierung („lizenz­pflich­ti­ge Fotos“) bei die­sem Modell kei­ne Lizenzanteile pro Nutzung fäl­lig wer­den, son­dern die Nutzungsrechte (mehr oder weni­ger) pau­schal ver­kauft werden.

Der Markführer für Bildbearbeitungsprogramme Adobe („Adobe Photoshop“) hat das schein­bar miss­ver­stan­den. In den Nutzungsbedingungen sei­ner neu­en kos­ten­lo­sen Online-​Version des sonst über 1.000 Euro teu­ren Grafikprogramms Photoshop hat Adobe ein klei­nes, aber bit­te­res Schmankerl ver­steckt. Kostenlos möch­te Adobe Foto nut­zen und damit Geld ver­die­nen kön­nen, die mit Adobe Express ver­öf­fent­licht werden.

Hier der Auszug:

8. Use of Your Content.

  1. Adobe does not cla­im owner­ship of Your Content. However, with respect to Your Content that you sub­mit or make available for inclu­si­on on publicly acces­si­ble are­as of the Services, you grant Adobe a world­wi­de, royalty-​free, non­ex­clu­si­ve, per­pe­tu­al, irre­vo­ca­ble, and ful­ly sub­li­censable licen­se to use, dis­tri­bu­te, deri­ve reve­nue or other remu­ne­ra­ti­on from, repro­du­ce, modi­fy, adapt, publish, trans­la­te, publicly per­form and publicly dis­play such Content (in who­le or in part) and to incor­po­ra­te such Content into other Materials or works in any for­mat or medi­um now known or later developed.“

Für Nutzer, die mit ihren Fotos Geld ver­die­nen wol­len, wür­de sich damit die Nutzung der Web-​Version von selbst verbieten.

Schnell ruder­te Adobe aber weni­ge Tage nach Aufdeckung des Passus zurück: Nie hät­te man dar­an gedacht, die Bilder so zu nut­zen. Die haus­ei­ge­nen Rechtsanwälte arbei­ten nun an einer neu­en Version der Nutzungsrechte.

Man kann es ja mal ver­su­chen, oder? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…

Sind ihr Geld wert: Suchfunktion und Suchwörter

Was sind die Kriterien, die eine Bildagentur von ande­ren unter­schei­det? Die drei wich­tigs­ten sind sicher Preis, Service und das Angebot.

Am wich­tigs­ten ist mei­ner Meinung nach aber ein Unterpunkt von „Angebot“. Das bes­te Bildmaterial nützt nichts, wenn der Kunde nicht das Foto fin­det, was ihm vor­schwebt. Die Suchfunktion ist des­halb mei­ner Meinung nach aus­schlag­ge­bend für den Erfolg einer Bildagentur.

Das wis­sen die meis­ten Agenturen eben­falls und ver­su­chen mit vie­len krea­ti­ven Möglichkeiten, die­se zu opti­mie­ren. Mit Abstand am bes­ten gefällt mir die Suchfunktion des Marktführers Getty Images.

Trotz rela­tiv weni­ger Suchbegriffe pro Foto bin ich mit zwei bis drei Suchwörtern in der Lage, ziem­lich genau das Foto zu fin­den, was ich mir vor­ge­stellt habe. Grundlage die­ses Erfolgs ist ein „kon­trol­lier­tes Vokabular“ gepaart mit einem cle­ve­ren Thesaurus. Zusätzlich kann im Suchmenü nach­träg­lich nach Alter, Anzahl und Ethnien der dar­ge­stell­ten Personen, nach Konzepten, Blickwinkel, Bildtechnik und Komposition des Fotos gefil­tert werden.

Doch auch ande­re Agenturen haben hilf­rei­che Ideen zur Verbesserung der Suche. Die Getty-​Tochter istock­pho­to bie­tet eine Copyspace-​Suche, die nur Fotos anzeigt, die an der gewünsch­ten Stelle einen Textfreiraum haben.

Die Schweizer Agentur ImagePoint expe­ri­men­tiert mit einer „Emotionalen Suche“. Auch ande­re Agenturen wie PantherMedia oder Shotshop ver­su­chen, Emotionen abseits der ent­spre­chen­den Suchwörter in die Suche auf­zu­neh­men. Der Haken bei den bis­he­ri­gen System ist jedoch, dass die aus­zu­wäh­len­den Emotionen nur begrenzt sind. „Freude“ ist jedoch etwas ande­res als „Begeisterung“ und „Verlegenheit“ anders als „Angst“.

Ich bin jedoch zuver­sicht­lich, dass sol­che Anfangsschwierigkeiten beho­ben wer­den und viel­leicht gehört eine Emotionensuche bald zum Suchstandard. Die vor weni­gen Jahren noch inno­va­ti­ve Suche nach Farben im Foto ist mitt­ler­wei­le bei vie­len Agenturen zu finden.

Das Hauptproblem sind jedoch die Suchwörter, da die meis­ten Kunden ein­fach einen oder zwei Begriffe in die Suchmaske ein­tip­pen und auf pas­sen­de Ergebnisse hof­fen. Die Agenturen, wel­che die Fotografen ihre Bilder selbst ver­schlag­wor­ten las­sen, sind da natur­ge­mäß im Nachteil (Stichwort „Keyword-​Spamming“ und unter­schied­li­che Qualität der Verschlagwortung).

Mittlerweile gehen eini­ge Agenturen dazu über, die Suchwörter zu gewich­ten: Die ers­ten paar Suchwörter wer­den bei einer Suchanfrage bevor­zugt behan­delt. Die Entscheidung, wel­che Wörter stär­ker gewich­tet wer­den sol­len, trifft bei vie­len Agenturen jedoch wei­ter­hin der Fotograf und bleibt somit mit­ver­ant­wort­lich für den Erfolg oder Mißerfolg eines Fotos.

Ich bin gespannt, wel­che Überraschungen die jun­gen, fri­schen Agenturen bei dem Wettrennen um das bes­te System aus „Suchwörtern“ und „Suchalgorithmus“ bereit hal­ten. Dann das ist für mich der Schlüssel einer erfolg­rei­chen Bildagentur.

Unverhüllte Wegweiser – Was Fotografen von der Erotikbranche lernen können


Heute gab es in der Süddeutschen Zeitung auf Seite 17 einen Artikel mit der Überschrift „Der letz­te Rest vom Schützenfest“. Darin ging es um den Niedergang der gedruck­ten Erotik, weil sie gegen die Konkurrenz aus dem Internet kaum eine Chance hätte.

Die deut­sche Erotik-​Presse steu­ert auf ihr eige­nes Begräbnis zu. Seit fünf Jahren befin­den sich die Auflagen im frei­en Fall. […]
Im Internet gibt es nack­te Tatsachen kos­ten­los und anonym, dazu Online-​Communities, Kontaktbörsen und har­te Sexfilmchen. […]
Der Umsatzanteil am gesam­ten Zeitschriftenverkauf lag 2006 bei weni­ger als einem Prozent. Tendenz fal­lend. Männermagazine im Hochglanz-​Look zäh­len hier nicht dazu, tun sich aber eben­falls schwer. […]

Doch was hat das mit uns Stock-​Fotografen zu tun? Die Pornobranche war oft ein Vorreiter, wenn es um die Nutzung neu­er Technologien ging. Erst tru­gen sie zur Verbreitung der Videokassetten bei, dann gab es gestöhn­te 0190-​Nummern in nächt­li­chen Werbesendungen, spä­ter Dialer auf Sexseiten, danach Zugang zu Erotikwebseiten als Abonnement. Auch Pornos auf Blue-​Ray-​Discs sind seit lan­gem erhältlich.

Parallelen zur Bildagenturen-​Welt las­sen sich durch­aus fest­stel­len. Die Beliebheit von neu­en Online-​Agenturen wuchs auch durch Communities, Agenturen wie Shutterstock, istock­pho­to oder Framepool bie­ten mitt­ler­wei­le auch (bzw. nur) Video-​Footage an, Webseiten ver­schen­ken Fotos und die Abonnement-​Vermarktung von Fotos hat auch vor kur­zem Einzug in die Branche gehalten.

Wer nun als Indikator für Zeitschriften-​Trends die Erotikmagazine nimmt, kann befürch­ten, dass erst Nackte-​Haut-​Postillen schnell ver­schwin­den wer­den und somit auch poten­ti­el­le Bildkäufer. Andere Zeitschriften könn­ten fol­gen. Was das für die Praxis bedeu­tet, wird sich zeigen.