Vor einer Weile hatte ich wieder eine junge Frau im Studio, die sich direkt per Email bei mir beworben hatte. Bei jungen Frauen lege ich sehr hohe Kriterien an, weil viele Mädchen Models werden wollen und daher die „Auswahl“ sehr groß ist und zweitens die Themenbereiche etwas beschränkt sind, die glaubhaft mit dieser Altersgruppe abgedeckt werden können.
Friederike war zum Zeitpunkt der Fotos erst 20 Jahre alt, aber hat ein sehr zeitloses Gesicht, mit dem sie eine sehr breite Alterspanne abdecken kann, von der Schülerin bis zu Chefin. Das können nicht viele, deswegen war es ein sehr schönes, produktives Shooting.
Ich mochte auch ihren Vorschlag, eine weiße Bluse mit einem roten Pullunder zu kombinieren, weil das Rot schon aus dem Foto leuchtet und optisch eine schöne Verbindung zwischen Business und Freizeit herstellt. Eine sehr elegante Balance. Das Geldschein-Foto oben erinnert übrigens daran, dass es immer wieder Anlässe gibt, auch zeitlos scheinende Motive neu aufzusetzen, weil sich doch Details ändern können. In diesem Fall wäre das der neue Fünf-Euro-Schein, den ich natürlich gleich in meine Requisiten-Sammlung aufgenommen habe.
Interessant war auch, dass Friederike etwas eher Unscheinbares konnte, was nur wenigen Models gelingt: Sie kann auf Zuruf viele verschiedene, authentisch wirkende Handhaltungen aufs Bild zaubern. Hier ist eine davon.
Hier eine – wenn auch ähnliche – andere Handhaltung.
Das Bild war wieder einem der Zufälle geschuldet, die ich mittlerweile aufmerksam einzufangen versuche, auch wenn sie logischerweise nicht vorhersehbar sind. Ich hatte Friederike gefragt, ob sie etwas trinken wolle und sie bat um einen Tee. Kein Problem, habe ich ihr kurz einen Tee gemacht und ins Regal nach einer Tasse gegriffen. Als ich ihr die Tasse an den Shooting-Schreibtisch brachte und sie trank, fiel mir auf, dass das knallige Gelb super zum roten Pullunder passte und – schwupp – habe ich paar Fotos von der Geschäftsfrau beim Kaffeetrinken gemacht.
Abgerundet haben wir das Shooting durch einige lockere Portrait-Aufnahmen und einige Bauarbeiter-Fotos, bei denen sie ebenfalls sehr überzeugend wirkt.
Ich erinnere mich an einen Fotografenstammtisch vor ca. drei Jahren. Die dort anwesenden Stockfotografen debattierten leidenschaftlich darüber, warum einige Fotografen angefangen haben, Foto-Collagen zu verkaufen. Da würden sie doch viele Bilder auf einmal zum Preis von einem verschleudern. Und das zu den ohnehin schon niedrigen Microstock-Preisen.
Aber einen Schritt zurück: Was meine ich mit „Foto-Collagen“?
Foto-Collagen im Sinne dieses Artikels sind verschiedene Fotos, die thematisch (und meist auch farblich) zusammen passen und verschiedene Aspekte eines Themas abdecken und zusammen als einzelne Datei bei Bildagenturen angeboten werden. Ein klassisches Beispiel ist so eine Collage:
Die ersten Collagen, die richtig in das genannte Schema passen und über 100 Downloads erzielten, waren – von einigen Blumen-Collagen abgesehen – Hochzeitsstillleben wie das hier von Anne Kitzman oder das hier* von Esther Hildebrandt, die Anfang 2006 auftauchten. Als dann Ende 2007 der bekannteste und erfolgreichste Stockfotograf Yuri Arcurs ebenfalls im großen Stil anfing, Foto-Collagen mit Business-Themen* zu erstellen, gab es kein Halten mehr und zahlreiche Fotografen erstellten Collagen, von denen sich viele auch hundertfach verkaufen.
Die Vorteile von Foto-Collagen
Was für Beweggründe gab es für Fotografen, viele Fotos zum Preis von einem anzubieten? Aus Sicht der Käufer ist das Angebot verlockend: Ein Foto kaufen, aber gleich mehrere nutzen können, zum Beispiel für eine Broschüre oder Webseite. Viele Käufer setzen das Bild aber auch direkt als Collage ein und ersparen sich die Bildmontage. Doch wo liegt der Vorteil für die Fotografen? Verlieren sie nicht Geld im Vergleich zum einzelnen Verkauf der Bilder?
Die meisten Bildagenturen belohnen Bilder mit vielen Downloads durch bessere Platzierung bei den Suchergebnissen. Vor allem bei Themen mit einem sehr großen Bildangebot wie Business oder Wellness ist es wichtig, überhaupt gesehen zu werden. Das klappte lange sehr gut mit den Collagen, weil die Käufer ein Schnäppchen machten und das Bild öfter verkauft wurde. Außerdem erregen die wuseligen „Suchbilder“ Aufmerksamkeit und werden öfter angeklickt, damit der potentielle Käufer sich die Bilder größer anschauen kann. Wenn er dann erst mal auf der Detailseite ist, besteht die Möglichkeit, sich ähnliche Bilder, Bilder der gleichen Serie, Bilder mit dem gleichen Model oder andere Bilder des Fotografen anzeigen lassen. Alles Optionen, die in der Regel zu zusätzlichen Verkäufen für den Fotografen führen.
Außerdem lohnt es sich für die Käufer, das Bild eine Nummer größer zu kaufen, wenn sie einzelne Motive aus der Collage ausschneiden wollen. Da die Preise für verschiedene Größen aber nicht linear, sondern eher exponentiell ansteigen, verdient der Fotograf dann ebenfalls mehr. Beispiel: Wenn der Kunde bei Fotolia in Größe S ein Bild kauft, erhalte ich soviel Geld wie für drei Verkäufe einer XS-Lizenz, der nächstkleineren Größe. Eine XXL-Größe ist schon zehn XS-Verkäufe wert. So wird die Collage vielleicht insgesamt weniger verkauft als sich die einzelnen Motive zusammengerechnet verkauft hätten, aber dafür ist der Erlös pro Verkauf höher und entschädigt für entgangene Downloads. Bei der Bildagentur Dreamstime ist dieses Verhältnis noch stärker ausgeprägt, weil ein Bild umso teurer wird, je öfter es verkauft wurde. Dazu kommt die bessere Suchmaschinenplatzierung, die ebenfalls Gold wert ist, auch wenn sie nur schwer zu beziffern ist.
Zusätzlich können die Fotografen auch leichter „minderwertige“ Motive in eine Collage schmuggeln, die bei Bildkäufern sonst vielleicht kaum Anklang gefunden hätten.
Die Nachteile von Foto-Collagen
Wenn Collagen so toll sind, warum machen das dann nicht alle Fotografen? Zum einen werden natürlich genug passende Motive als Ausgangsmaterial benötigt. Eine andere Entwicklung ist jedoch viel gravierender, die meines Erachtens zu einem Rückgang neuer Foto-Collagen führen wird. Alle Microstock-Agenturen verkaufen mehr und mehr Abonnements an Bildkäufer. Damit können diese meist zu einem Festpreis eine bestimmte Bildanzahl in voller Auflösung runterladen.
Die Rechnung, dass der Fotograf für höhere Auflösungen mehr Geld bekommt, geht dann nicht mehr auf und es gibt – bis auf die Platzierung in den Suchergebnissen – keine Motivation für Fotografen mehr, hochauflösende Collagen zu erstellen, wenn sie dafür das gleiche Honorar bekommen wie für das Einzelbild.
Bis vor einigen Wochen hatte Fotolia Abo-Downloads in XL-Größe immerhin höher vergütet als Downloads in L‑Größe, aber nachdem das abgeschafft wurde, gibt es kaum noch Gründe, höhere Auflösungen anzubieten. Selbst bei Dreamstime mit der progressiven Preissteigerung gilt das in gewissen Maßen, weil die Vergütung für Abo-Downloads nur geringfügig ansteigt. Bei Shutterstock als reiner Abo-Agentur handhaben das viele Fotografen seit Jahren so, dass sie nur in der kleinsten erlaubten Auflösung hochladen (momentan 4 MP), damit die Bildkäufer das Motiv in höherer Auflösung bei Bedarf gefälligst zu einem höheren Preis bei anderen Agenturen einkaufen.
Anhand meiner eigenen Verkaufsabrechnungen sehe ich, dass Abo-Verkäufe bei allen Microstock-Agenturen ständig an Bedeutung gewinnen. Damit sinkt gleichzeitig immer mehr der Anreiz, Foto-Collagen zu verkaufen.
Wie seht ihr das? Was ist eure Motivation, Foto-Collagen anzubieten oder es bleiben zu lassen? Und welche Entwicklung beobachtet ihr?
Gut vorbereitete Models sind ein Traum. Carolin hatte sich bei mir per Email beworben, mich überzeugt und schon vor dem Shooting viel Élan an den Tag gelegt.
Da ich mit ihr auf jeden Fall Business-Bilder machen wollte, sie aber keinen passenden Anzug hatte, hat sie sich halt einen Anzug gekauft.
Der Vorteil war auch, dass ich bisher vor allem Fotos in den klassischen dunklen Business-Farben hatte: Schwarz, dunkelblau und grau, mit oder ohne Nadelstreifen. Mit ihrem beigen Anzug konnte ich meinem Portfolio noch eine helle Nuance hinzufügen, sodaß sich die Bilder trotz ähnlicher Motive von den anderen Business-Fotos unterscheiden.
Das Foto mag ich zum Beispiel genau deshalb, weil sich die Farbe des Anzugs, der Haare und der Waage gut ergänzen.
Als Kontrast zu den Business-Bildern gab es aber noch einige Outdoor-Fotos im Park, wobei uns der kaputte Rasen, kombiniert mit zu starker Sonne viele Bilder unmöglich gemacht hat.
Nicht nur vor und während des Shootings verhielt sich Carolin vorbildlich. Mit dem Honorar des Shootings hat sie sich gleich bei einer Druckerei Sedcards anfertigen lassen. Eine Investition in die Zukunft, für die ich ihr die Daumen drücke.
Dass die Glatze bei Männern im Trend liegt, steht hier, hier und auch Nivea wirbt neuerdingt mit kahlgeschorenen Männerköpfen. Da will ich nicht untätig daneben stehen und suchte mir ebenfalls einen Mann, der sich gerne „oben ohne“ zeigt. Bequemerweise wohnt er bei mir ganz in der Nähe.
So waren wir zeitlich flexibel und konnten auch mal ein Shooting umsetzen, wo wir auf das Wetter achten müssen. Wir hatten Glück und konnten meinen Business-Bildern eine weitere Variante hinzufügen.
Geblitzt wurde mit einem entfesselten Speedlight von rechts durch einen weißen Schirm, was bei leichtem Wind manchmal schwierig war. Der konzentrierte Blick beim nächsten Bild beobachtet, wie gerade das Licht-Stativ umzufallen droht. Nicht im Bild: Das Model fängt den Blitz noch rechtzeitig auf. Danke.
Wie der Branchendienst Selling Stockhier berichtet, gibt es einige neue Zahlen von der Bildagentur istockphoto. Demnach sind die Downloads im 1. Quartal 2008 von 5,2 um ca. 2% auf 5,3 Millionen Bilder gestiegen, nur leicht im Vergleich zu den letzten Quartalen.
Die Einnahmen sind im gleichen Zeitraum von 23,6 auf 30,7 Million US-Dollar stärker gestiegen, was zu einem gestiegenen Durchschnittsverkaufspreis von 4,55 auf 5,80 US-Dollar pro Bild führt.
Da die Zahl der teilnehmenden Fotografen ebenfalls gestiegen sein sollte, stellt sich die Frage, ob die Downloads pro Fotograf gesunken sind?