Wer einen Überblick über die Bildbranche haben will, findet im Internet genug Ressourcen.
Eine dieser Übersichtsseiten bietet diese Informationen jedoch auch in Buchform kostenlos an.
Es gibt vier verschiedene Kataloge, die kostenfrei (damit meine ich komplett kostenlos, auch ohne Versandkosten) bestellt werden können:
Stock Index UK | Europe In diesem Katalog stellen sich europäische Bildagenturen auf je einer Seite vor, inklusive verschiedener Fotos, Kontaktdaten und manchmal auch Spezialisierung, Archivgröße, Kundenliste etc.
Stock Index USA Hier gibt es einen Überblick über die us-amerikanischen Bildagenturen.
Stock Footage Index In diesem Buch stellen sich Agenturen vor, die Videomaterial anbieten.
Creative Production Index Dieser Katalog liefert einen Überblick über Creative-Dienstleister, zum Beispiel Druckereien, Übersetzer, Verschlagworter, Software für Bildagenturen und mehr.
Diese Kataloge sind logischerweise für Bildkäufer hilfreich, um neue Agenturen kennenzulernen oder Spezialisten für ein gesuchtes Motiv zu finden. Auch für Bildanbieter ist die Auflistung lehrreich, da so eventuell neue Vertriebswege gefunden werden können. Der aktuelle Footage-Katalog präsentiert beispielsweise 84 Agenturen auf ca. 100 Seiten, im „Stock Index UK | Europe“ sind 126 Bildagenturen dabei.
Fairerweise muss erwähnt werden, wieso die Kataloge kostenlos vertrieben werden: Die Agenturen zahlen als „Inserenten“ eine hohe dreistellige Summe, um im Buch (und auf der „Stock Index Online“-Webseite) vertreten zu sein. Das bedeutet für die Nutzer auch, dass die Auswahl weder repräsentativ noch vollständig ist. Aber eine Hilfe bleiben die Kataloge trotzdem.
Eine Woche ist rum, Zeit für einen kurzen News-Rückblick:
Die österreichische Bildagentur Fotofolio macht dicht. Nach Angaben des Eigentümers wird die Webseite Ende des Monats geschlossen, falls sich bis dahin kein Käufer findet.
Die Microstock-Agentur 123rf* bietet nun auch Editorial-Fotos an. Das sind Fotos, die für die Berichterstattungen in Printmedien und im Fernsehen benutzt werden. Gesucht werden vor allem „nachrichtenträchtige Events, Prominente, Sport- und Musikereignisse, Bilder von Naturkatastrophen, kulturelle Feiern, Straßenszenen und soziale Themen“.
Die deutsche Bildagentur plainpicture übernimmt jetzt die Agentur Deepol und führt deren Bilder als eigene Kollektion weiter.
Auch Moodboard senkt jetzt die Preise und richtet dafür eine „Budget Line“ ein, in der Bilder ab 10 Euro erhältlich sind. Damit sind die Macrostock-Agenturen sogar oft wieder billiger als die „Premium-Kollektionen“ wie Infinite von Fotolia oder Vetta von istockphoto.
Die Webseite SpiderPic bietet einen neuen Service für Bildkäufer. Diese Meta-Suchmaschine durchsucht Microstock-Bildagenturen nach identischen Bildern und zeigt diese nach dem günstigsten Preis sortiert an. Noch ist die Webseite im geschlossenen Beta-Stadium, es wird also eine Einladung benötigt, um die Seite zu testen. Da dieser Service nicht der einzige dieser Art ist, bestehen langfristig zwei Möglichkeiten. Die kleineren Microstock-Agenturen wie Crestock, CanStockPhoto und StockXpert gewinnen mehr Käufer und der Microstock-Markt wird „fairer“ im Sinne von: es gibt viele gleichstarke Bildagenturen – oder die Fotografen stellen ihre Bildlieferungen an die billigsten Agenturen ein und es kommt zu einer Konzentration der vier großen Microstock-Agenturen istockphoto, Fotolia, Shutterstock und Dreamstime.
Was meint ihr?
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In meiner Interview-Reihe wollte ich schon lange einen Verkäufer fragen, oder einen Sales Manager“ wie es auf neudeutsch heißt, jemanden, der unsere Stockfotos aktiv bewirbt und sie den Kunden schmackhaft macht.
Dazu fragte ich James March von der Bildagentur Getty Images.
Bitte stellen sie sich kurz vor.
Ich heiße James March und arbeite als Sales Manager bei Getty Images.
Wie sieht ihr Arbeitsalltag aus?
Ich bin seit zehn Jahren Sales Manager bei Getty Images. In dieser Funktion leite ich die Verkaufsteams für Unternehmens- und Agenturkunden in Großbritannien und in Irland. Seit Beginn meiner Tätigkeit bei Getty Images beobachte ich einen Wandel von der traditionellen kreativen „Stockfototografie“ hin zu einer Weiterentwicklung unserer Kollektion, die es jetzt ermöglicht, dass Fotoenthusiasten über die Flickr-Kollektion mit uns zusammenarbeiten. Bei Getty Images gleicht kein Tag dem anderen!
Was sind die häufigsten Verwendungszwecke der Bildkäufer?
Wir konnten eine Verlagerung von traditionellen Print-Kampagnen hin zu vermehrter Online-Nutzung beobachten. Dadurch ist die Nachfrage beträchtlich gestiegen, da unsere Kunden ihre Inhalte nun öfter aktualisieren. Unsere Kunden möchten heute mehr Bilder und eine größere Auswahl– zu einem wettbewerbsfähigen Preis. Wir haben Produkte wie Web & Mobile entwickelt, die dieser veränderten Nachfrage gezielt Rechnung tragen. Die Flickr-Kollektion verleiht unserer ohnehin schon überaus umfangreichen Sammlung eine weitere Dimension und eröffnet unseren Kunden zusätzliche Auswahl, während sie in die Welt der digitalisierten Medien expandieren.
Welche Fragen stellen die Bildkäufer am häufigsten?
Unsere Kunden wenden sich mit den unterschiedlichsten Fragen an uns. Ein Teil sind Neukunden, die sich bei der Bildauswahl beraten lassen möchten und Fragen zu den Nutzungs- und Copyright-Bedingungen haben. Am anderen Ende der Skala haben wir langjährige Kunden mit einem bestimmten Budget, die nach dem perfekten Bild suchen. Unsere Verkaufsmitarbeiter haben große Erfahrung in der Beantwortung der vielfältigen Fragen, die tagtäglich gestellt werden. Unsere Kunden danken es uns mit ihrer Loyalität, weil sie wissen, dass wir ihnen die benötigten Inhalte und Kompetenzen bieten und gleichzeitig ihren oft engen Fristen gerecht werden können.
Was für Motive suchen Bildkäufer aktuell, von denen es wenig Angebot gibt?
Der aktuelle Konjunkturrückgang hat Veränderungen hinsichtlich der Bildthemen mit sich gebracht, die unsere Kunden kaufen, wobei sich in letzter Zeit ein Trend hin zu Bildern rund ums Zuhause abzeichnet. Ein weiterer wichtiger Trend ist der zur „Einfachheit“. Die Medien schwenkten von Titelstorys über die Probleme unseres Planeten auf Titelthemen über die weltweite Finanzkrise um, die sich dann zunehmend Einzelschicksalen zuwandten – Zwangsenteignungen, verlorene Ersparnisse und Arbeitslosigkeit. Man sieht eine Parallele zwischen Werbebildern rund um das Thema „Einfachheit“ und Zeitschriften- und Zeitungsartikeln, in denen es darum geht, sein Leben zu verbessern, sparsam zu sein, Eigeninitiative zu ergreifen und das zu genießen, was man hat. Die Flickr Kollektion ist eine gute Quelle für derlei Motive.
Was sind die am häufigsten genutzten Suchbegriffe der Käufer?
Auf viele häufig genutzte Suchbegriffe, die wir derzeit beobachten, habe ich schon bei der vorigen Frage hingewiesen. Natürlich verwenden die Kunden die unterschiedlichsten Suchbegriffe, wenn sie unsere Website nach Inhalten durchsuchen. Wenn jemand nach Bildern aus dem häuslichen Umfeld sucht, gibt er vielleicht verwandte Begriffe wie etwa Familie, Zusammengehörigkeit oder Relaxen ein.
Warum kauft jemand bei Getty Images, wenn er auch woanders billiger Fotos kaufen könnte?
Ich denke, unsere Kunden wissen drei wesentliche Elemente zu schätzen, die wir ihnen bieten können: die beruhigenden Gewissheit, dass unsere Inhalte wirklich zur Nutzung freigegeben wurden, einen ausgezeichneten Kundendienst und sichere und einfach zu beziehende Inhalte in Top-Qualität in allen unseren Kollektionen.
Verweisen Getty-Mitarbeiter Kunden auch manchmal an istockphoto?
Die Marken iStockphoto und Getty Images haben ihre jeweilige Markenidentität und jeweils eigenen Webseiten. Wo es sich anbietet, arbeiten beide Unternehmen zusammen und tauschen Erfahrungen aus.
Welches Creative RF-Bild hat sich dieses Jahr am meisten verkauft? Woran könnte das liegen?
Zu den beliebtesten Bildern gehören etwa Bilder aus den Themenbereichen Natur und Beruf. Unsere Kunden wünschen sich schlichte, gut komponierte und klar konzeptionierte Bilder zu diesen Themenbereichen. Mehr Zeit mit der Familie verbringen, die freie Natur genießen, Dinge selbst gestalten, zu einem harmonischen Leben finden – all dies sind Trends, die wir am Bildverkauf momentan ablesen können.
Welche Fehler bei der Bildnutzung machen Bildkäufer am häufigsten?
Wenn man zum ersten Mal Bilder kauft, weiß man oft nicht, wohin man sich wenden soll und die Suche nach einem seriösen Anbieter birgt Gefahren. Im Rahmen des Einkaufsprozesses auf unserer Website klären wir unseren Kunden über die Nutzungs- und Lizenzbedingungen auf. Zudem haben sie die Gewissheit, dass ihnen unsere Teams weltweit zur Verfügung stehen, um sie bei Fragen zur Lizenzierung, zum Copyright und zu den Freigaben zu beraten.
Wie hat sich das Kaufverhalten in den letzten drei Jahren gewandelt?
Wir wissen, dass unsere Kunden immer mehr Inhalte für ihre Projekte beschaffen müssen. Sie unterliegen größeren zeitlichen und finanziellen Beschränkungen als je zuvor, weshalb sie die umfangreichsten und vielfältigsten Bildkollektionen für ihren gesamten Kommunikationsbedarf schneller, auf einfachere Weise und zu angemessenen Preisen finden müssen. Das gilt insbesondere für die Nutzung im Online-Bereich, wo die Volumen enorm und die Zeitrahmen außerordentlich eng sind.
Der Vorhang ist gelüftet:
Das Microstock-Portal der Deutschen Telekom AG ist online. Es heißt Polylooks und ist unter www.polylooks.de zu finden. Das Portal arbeitet eng mit der Bildagentur Zoonar zusammen, die zum Start über 125.000 Bilder beigesteuert hat.
Polylooks vereint auf der Webseite drei Bereiche:
Mediastore: Das ist der Hauptbereich, in dem Bilder verkauft und gekauft werden können
Community: Hier können die Fotografen Fotos zeigen und bewerten lassen, es werden Fotowettbewerbe ausgeschrieben und ein Forum ist geplant. Dieser Bereich ist noch in der Beta-Testphase.
Magazin: Das ist im Grunde das „Augenblicke“-Fotomagazin von T‑Online, in dem Fotos präsentiert werden
Die wichtigsten Fakten für Bildkäufer auf einen Blick:
Die Preise reichen von 1 Credit für die kleinste Auflösung (ca. 226x340 Pixel) bis 15 Credits (ca. 3300x4961 Pixel). Ein Credit ist zur Zeit ein Euro wert. Die Standardlizenz ist „royalty free“. Eine Merchandising-Lizenz ist für 50 Credits erhältlich. Beim Kauf von 25 oder mehr Credits wird Rabatt gewährt.
Es werden auch verschiedene Abo-Modelle mit Laufzeiten von einem bis zwölf Monaten und 10–120 Credits angeboten.
Zur Zeit ist nur der Kauf über Creditkarte möglich, für Großkunden auch auf Rechnung. Die Bezahlung per PayPal ist in Planung.
Die Suchfunktion bietet neben der Stichwort-Suche die Suche in Kategorien, nach Emotionen, Bildausrichtung, Bildgröße und Datum.
Die Themenschwerpunkte von Polylooks liegen noch bei Natur, Reise, Wellness und Business, aber es wird sich verstärkt auf den Ausbau der deutschen und europäischen Motive konzentriert.
Die wichtigsten Fakten für Fotografen auf einen Blick:
Angenommen werden Fotos mit mindestens 6 Megapixeln (ca. 2000 x 3000 Pixel).
Weitere technische Daten für Uploads: Nur JPG, RGB-Farbraum (bevorzugt AdobeRGB), 8 Bit, möglichst keine Komprimierung, maximale Dateigröße 50 MB.
Pro Tag dürfen 20 Fotos hochgeladen werden.
Ein Bild muss mindestens 10 Stichworte enthalten.
Die Suchbegriffe dürfen auf deutsch oder englisch eingegeben werden.
Es wird empfohlen, bei Verben, Adjektiven und Adverben nicht nur die Grundform anzugeben, sondern auch die Beugungen (z.B. bei „spielen“: spielt, spielendes, spielend, spielende, …)
Illustrationen sollten EPS und Adobe Illustrator 8 kompatibel sein und zusätzlich mit einer JPEG–Datei (6 Megapixel) hochgeladen werden (max. Größe: 50 MB)
Das Honorar beträgt 35% des Verkaufspreises, 50% bei exklusiv angebotenen Bildern
Bei Abo-Downloads wird das Honorar mit gleichen Prozentsätzen wie oben nach dieser Formel berechnet: „Summe der Abo-Einnahmen * Prozentsatz der Ausschüttung * Anteil der Credits des Fotografen an Gesamtcredits“
Die Honorausauszahlung ist ab 25 Euro möglich.
Ich verfolge gespannt, wie sich das neue Angebot am Bildermarkt etablieren wird.
In der letzten Zeit wurde in Stockfotografie-Kreisen gerne über „the long tail“ gesprochen. Heute möchte ich dieses Phänomen etwas erklären, sowohl aus Kunden‑, als auch aus Fotografensicht.
Der „lange Schwanz“, wie der Begriff „the long tail“ wörtlich übersetzt werden kann, wurde 2004 in einem Wired-Artikel von Chris Anderson geprägt. Eine Kurzversion des Buches kann kostenlos hier heruntergeladen werden.
Im Buch beschreibt Anderson, wie durch das Internet viele Unternehmen Geld damit verdienen, dass sie ganz viele Nischenprodukte selten verkaufen, statt wenige beliebte Produkte ganz oft.
Ein gutes Beispiel ist Amazon im Vergleich zum klassischen Buchhändler an der Ecke. Der Buchladen hat nur begrenzten Platz, weil die Mieten in Einkaufsstraßen der Innenstadt teuer sind. Deshalb wird er vor allem die Bücher anbieten, die populär sind und sich oft verkaufen. Auch wenn man sich heute meist jedes Buch bestellen lassen kann, ist es bequemer, sich das Buch direkt von Amazon zum gleichen Preis nach Hause schicken zu lassen. In dem Artikel schreibt Anderson, dass die us-amerikanische Buchhandelskette „Barnes & Nobles“ nur 130.000 Titel anbietet. Ungefähr ein Viertel des Umsatzes des Internet-Buchhändlers Amazon entsteht jedoch durch Bücher, die nicht zu diesen Titeln gehören.
Dieses Prinzip lässt sich auch auf Musik und andere Medien anwenden. Womit wir bei den Fotos wären.
Einige Microstock-Blogs haben z.B. hier oder hier herausgearbeitet, dass es sich auch für Fotografen lohnen kann, jedes Foto anzubieten, was Verkaufchancen hat und sich nicht nur auf die Topseller zu konzentrieren. Das ist so lage sinnvoll, solange es keine Ausrede wird, keine super verkäuflichen Fotos mehr zu machen.
Am anderen Ende des Tischs ist bei den Bildkäufern das Prinzip ebenso gültig. Ganz viele Kunden haben wenig Geld für Fotolizenzen und wenige viel Geld. Die Microstock-Agenturen haben es ausgenutzt, dass die alten Bildagenturen sich nur auf die wenigen finanzstarken Kunden konzentriert haben und den anderen Menschen keine Möglichkeit gegeben haben, Fotos kaufen zu können. Mit billigen Fotos ab einem Euro kann sich jeder Fotos leisten. Der Haken ist nur, dass auch die reichen Kunden auf das Angebot zurückgreifen können und so Umsätze wegbrechen, die auch mit vielen kleinen Kunden kaum zu erzielen sind.
Ich möchte jedoch auf etwas anderes hinaus. Vor einer Woche wurde mir von sehe vielen Bildagenturen ein Foto abgelehnt, auf dem ein großer Haufen Pferdemist auf einer Staße liegt. Bei istockphoto gibt es von über vier Millionen Bildern nicht mal zehn Fotos, die diesem ähnlich sehen. Die Verkaufschancen sind gering, aber vor allem bei Microstock-Anbietern sollte sich die Erkenntnis durchgesetzt haben, dass „es die Masse macht“.
Viele Fotos werden mittlerweile abgelehnt mit dem Hinweis auf „geringe Verkaufschancen“ des Motivs. Das mag stimmen, doch bringen sich die Bildagenturen damit zusammengerechnet um einen großen Teil des Umsatzes, wenn die Kunden mit ausgefallenen Bildwünschen nicht fündig werden. Die Schwierigkeit ist nur, die regulären Suchergebnisse der „Mainstream-Kunden“ nicht mit unrelevanten Suchergebnissen zu belasten. Einige Bildagentuen argumentieren auch, dass selten gekaufte Fotos nur Speicherplatz wegnehmen und die Datenbank belasten. Auch richtig. Aber wer es schafft, diese Probleme elegant zu lösen, wird es auch in Zukunft im Bildermarkt schaffen, ganz oben mit dabei zu sein.