Schlagwort-Archive: Bilderklau

Online-​Bildersuche Spookfish mit Kickstarter-Kampagne

Ich habe bis­her ab und zu an die­ser Stelle über Möglichkeiten geschrie­ben, geklau­te Bilder im Internet mit diver­sen Tools zu finden.

Da gibt es zum Beispiel TinEye und Google Images, seit kur­zem auch Plaghunter und bald soll ein neu­es Tool names Spookfish hinzukommen.

spookfish
Spookfish ist im Grunde eine Weiterentwicklung von Plaghunter. Beide nut­zen im Hintergrund Google Images als Bildersuche, ver­ein­fa­chen und auto­ma­ti­sie­ren den Prozess jedoch.

Ich habe die Entwickler gefragt, was aus ihrer Sicht die Unterschiede zwi­schen Spookfish und den ande­ren Tools sind.

1.) Google: Spookfish nutzt kos­ten­lo­se Reverse Image Search Dienste im Internet, dar­un­ter auch Google. Spookfish hat Google gegen­über aber den Vorteil, dass man nicht jedes mal sei­ne Bilder manu­ell neu suchen muss. Außerdem bekommt man auf Google bei einer erneu­ten Suche ja auch all die Stellen gezeigt, die man schon kennt. Spookfish lässt sich so ein­stel­len, dass man eben nur über neue Stellen infor­miert wird.

2.) Tineye: Spookfish fin­det wesent­lich mehr, außer­dem ist Tineye ein Abo-​Service. Hier bezahlt man monat­lich eine Stange Geld; bei uns nur ein­mal. Zur Zeit 30$ (ca. 22 €) für die Pro-Version.

3.) Plaghunter: Plaghunter setzt offen­bar auch auf die Google-​Funktion auf. Zwei ent­schei­de­ne Unterschiede:
A: Plaghunter ist wie­der­um ein Abo-​Service. Hier bezahlt man für die Überwachung von 50 Bildern jeden Monat 29€. (wie gesagt: für die Pro-​Version von Spookfish bezahlt man ein­mal 30$ und kann eine unli­mi­tier­te Anzahl an Bildern suchen – davon 100 am Tag.
B: Plaghunter ist brow­ser­ba­siert und kann nur nach Bildern suchen, zu denen man ver­lin­ken kann. Wenn man als Fotograf ein Online-​Portfolio hat und nach die­sen Bildern sucht, dann funk­tio­niert das. Für den Fall, dass man aber nicht möch­te, dass ein Bild über­haupt im Internet auf­taucht, dann ist die­se Funktionsweise von Nachteil.“

Ich selbst nut­ze Plaghunter seit eini­gen Monaten in der kos­ten­frei­en Variante und habe damit bis­her eini­ge gewerb­li­che Urheberrechtsverletzungen ent­de­cken kön­nen, die mir sonst viel­leicht nicht auf­ge­fal­len wären. Diese Fälle habe ich dann mei­nem Anwalt über­ge­ben, der die meis­ten davon zu mei­ner Zufriedenheit lösen konnte.

Deshalb über­zeugt mich das Angebot von Spookfish, für ein­ma­lig ca. 22 Euro auto­ma­ti­siert nach einer unbe­grenz­ten Menge an Bildern suchen zu können.

Damit die Software rea­li­siert wer­den kann, hat Spookfish die­se Kickstarter-​Kampagne gestar­tet, wel­che nur noch bis Freitag, den 28. März 2014 läuft. Leider sind bis jetzt nur knapp 10% der anvi­sier­ten 28.000 USD zusam­men gekom­men. Die Macher von Spookfish sehen die Kickstarter-​Kampagne auch als einen Gradmesser für das Interesse an der Software, wenn sie also nicht erfolg­reich ist, wird Spookfish sehr wahr­schein­lich auch nicht umge­setzt werden.

 

Wer mit­hel­fen möch­te, dass das Projekt umge­setzt wer­den kann, kann sich bei hier bei Kickstarter für die Standard- oder Pro-​Variante von Spookfish vor­mer­ken lassen.

Welche Methoden nutzt ihr, um nach geklau­ten Bildern zu suchen?

Stockfotografie-​News 2013-11-01

Hatte ich mir in mei­ner gren­zen­lo­sen Naivität anfangs wirk­lich vor­ge­nom­men, die Stockfotografie-​News wöchent­lich zu veröffentlichen?

Jetzt sind schon wie­der zwei Monate seit den letz­ten News ver­gan­gen, des­we­gen wird es drin­gend Zeit für ein Update, damit ihr den Überblick im Bildermarkt-​Dschungel nicht verliert.

  • Eine sehr aus­führ­li­che, nach Themen sor­tier­te Übersicht über geschütz­te Fotomotive lie­fert die­ses „Intellectual Property Wiki“ von Getty Images. Ein Lesezeichen-​Muss für jeden Stockfotografen.
  • Dreamstime will jetzt auch Videos ver­kau­fen, von SD- bis 4K-​Auflösung. Erst mal sind die Videografen dazu auf­ge­ru­fen, ihre Videos hoch­zu­la­den, die geplan­te Preisstruktur fin­det ihr etwas ver­steckt hier. Das sym­pa­thi­sche Preismodell, dass die Bilder (und jetzt auch Videos) mit mehr Verkäufen teu­rer wer­den, soll bei­be­hal­ten werden.
  • Auch Geldfälscher bedie­nen sich anschei­nend bei Microstock-​Agenturen, sind dann aber zu doof, die paar Euro für ein Bild ohne Wasserzeichen aus­zu­ge­ben: Zoonar berich­tet über einen aktu­el­len Fall hier in deren Blog.
  • Auf dem Markt der Videoagenturen ist mit Dissolve ein neu­er Spieler auf­ge­taucht, der anhand der Finanzen und dem Personal sogar Chancen haben könn­te. Leider, möch­te man sagen, denn der Durchschnittspreis für einen HD-​Clip soll bei 5 Dollar lie­gen. Ich hat­te ja gehofft, dass der Preisverfall bei Videos noch etwas auf sich war­ten lässt. Vom Design her erin­nert mich die Seite übri­gens sehr an Stocksy. Absicht?
  • Über die Gefahren bei der Verwendung von Hoheitszeichen in der Fotografie hat­te ich ja schon hier berich­tet. Wie sich das in der Praxis aus­wir­ken kann, zeigt das juris­ti­sche Nachspiel bei die­sem Twitter-​Foto mit einem Wappen von Sachsen-Anhalt.
  • Shutterstock hat soeben ihr Europa-​Büro eröff­net, und zwar in der Kulturbrauerei in Berlin.
  • Auch die gro­ße Bildproduktionsfirma Image Source hat soeben ein Büro in Berlin eröff­net. Damit soll­te klar sein, wel­che Stadt in Deutschland die Stockfotografie-​Hochburg ist.
  • iStock ent­fernt vie­le klei­ne Features von deren Webseite als Versuch, die Seite schnel­ler zu machen. Darunter sind auch die Fotografen-​Blogs, die „Über Mich“-Seite, Testimonials, Ratings, Bildkommentare und die kom­plet­te Logo-Sektion.
  • Der Name der Bildagentur wur­de jetzt übri­gens auch offi­zi­ell von iStockphoto zu iStock verkürzt.
  • Die neue Premium-​Kollektion Offset von Shutterstock ist jetzt online.
  • Die mobi­le App „On-​The-​Go“ von 123rf ist jetzt auch hier für Android erhältlich.
  • Die Idee ist nicht neu, aber die Umsetzung wird immer bes­ser. Die Lytro ist eine Kamera, bei der nach­träg­lich die Schärfe fest­ge­legt wer­den kann. Probiert es selbst mit der kos­ten­lo­sen App oder auf deren Webseite aus, die Ergebnisse sind beein­dru­ckend. Leider sind die Fotos bis­her nur ca. 1 Megapixel groß. Aber ange­sichts des tech­ni­schen Fortschritts wird es wohl nicht mehr lan­ge dau­ern, bis die Geräte taug­lich für die Stockfotografie sind.
  • Sich als Fotograf selb­stän­dig machen? Andreas Bender hat es gewagt und zieht nach 18 Monaten eine sehr aus­führ­li­che Bilanz.
  • Ein lesens­wer­tes Interview mit dem Stockfotografen Peter Atkins gibt es hier bei lousypennies.de, vor allem, wie man abseits der eigent­li­chen Fotoverkäufe noch Geld ver­die­nen kann.
  • Was ist die bis­lang ori­gi­nells­te Ausrede, die sich ein Bilderdieb hat ein­fal­len las­sen? „Ein Kugelschreiber sei ver­se­hent­lich auf die Tastatur gefal­len und habe die Funktion “ein­fü­gen” aus­ge­löst.“ So gele­sen in die­sem Blogartikel. Dummdreist bleibt es trotzdem.
  • Zum Schluss noch was zum Lachen: Ein Video mit blö­den Sätzen, die sich Fotografen stän­dig anhö­ren müssen:

Habe ich was ver­ges­sen? Dann bit­te in den Kommentaren nachtragen.

Ach so: Kriegen wir die 900 Fans bei Facebook voll? Dafür ein­fach rechts auf „Gefällt mir“ kli­cken. Danke.

Das Beste aus dem Stockfotografie-​Forum – März 2013

Nachdem das alte Relota-​Forum lei­der sei­ne Pforten geschlos­sen hat, habe ich zusam­men mit Ralf Nöhmer die Aufgabe über­nom­men, ein neu­es deutsch­spra­chi­ges Forum für Stockfotografie zu eta­blie­ren, das Stockfotografie-​Forum. Mittlerweile zäh­len wir über 440 ange­mel­de­te Mitglieder und ca. 300 Diskussionsbeiträge im Monat. Das ist ein Wert, auf den wir alle stolz sein können.

Wer noch nicht über­zeugt ist, ob das Forum hilf­reich sein kann, fin­det hier wie­der eine von mir hand­ver­le­se­ne Auslese an emp­foh­le­nen Forumsbeiträgen.

Am bes­ten gleich anmel­den oder – wer das schon gemacht hat – mal wie­der rein­schau­en und mitdiskutieren!

Warum Pinterest Fotografen eher schaden als helfen wird

In der bun­ten Welt der Bilder gibt es einen neu­en Hype: Pinterest!

Für alle, die davon noch nichts gehört haben: Pinterest ist ein Web-​Service, mit dem Leute belie­bi­ge Fotos aus dem Internet an ihre eige­ne Pinterest-​Seite „pin­nen“ kön­nen. Es ist also – wie der Name ver­mu­ten lässt – eine Art digi­ta­le Pinnwand, auf der Leute ihre Webfundstücke prä­sen­tie­ren kön­nen. Vor allem Fotografen ken­nen das sicher, dass sie ger­ne inspi­rie­ren­de Motive aus dem Netz in einem Ordner auf der Festplatte sammeln.

Das Besondere – und mei­nes Erachtens auch das Riskante – an Pinterest ist nun, dass die gepinn­ten Bilder für alle sicht­bar sind – nicht nur für Mitglieder, son­dern alle Internet-​Nutzer. Die „Pins“, also die mar­kier­ten Fotos, kön­nen die Nutzer in „Boards“ anle­gen, ver­gleich­bar mit ver­schie­de­nen Ordnern, um die Motive zum Beispiel nach Themen, Farben oder ande­ren Kriterien zu sor­tie­ren. Das Ganze kann dann zum Beispiel so aussehen:

oder auch so:

 


Wird die Maus auf eins der Bilder gehal­ten, erscheint gleich ein klei­nes Pop-​Up-​Fenster, mit dem Pinterest-​Nutzer das Bild sofort auf ihre eige­ne Pinnwand „re-​pinnen“ kön­nen. Wird auf eins der Bilder geklickt, erschei­nen Detailinformationen, Kommentare ande­rer Nutzer zum Bild, und ähn­li­che Bilder etc. Das sieht zum Beispiel so aus:

Klingt doch alles super? Vielleicht. Das Problem wird aber schnell sicht­bar.  Das Foto des jun­gen Geschäftsmann oben ist bei­spiels­wei­se ist ein Bild des Stockfotografen Yuri Arcurs und es wur­de von der ita­lie­ni­schen Fotolia-​Webseite kopiert, ohne es zu kau­fen – ein Verstoß gegen das Urheberrecht.

Aber gehen wir einen Schritt zurück und nähern uns dem Problem anders.

Einige Fotografen pro­pa­gie­ren Pinterest als krea­ti­ven neu­en Weg zum Selbst-​Marketing. Durch das Pinnen eige­ner Bilder wür­den Fotografen einen gro­ßen Kundenstamm errei­chen kön­nen, der sonst viel­leicht nie von dem jewei­li­gen Fotografen gehört hät­te oder sie erzeu­gen Traffic auf die eige­ne Webseite oder den Blog. Andere sehen das eher mit Einschränkungen so und wie­der ande­re raten Fotografen strikt von der Pinterest-​Nutzung ab. Ich ten­die­re eher zur letz­te­ren Meinung und kann die Ablehnung auf drei Ebenen begründen.

1. Ebene: Das Pinterest-​Problem der Quellenangaben

Nehmen wir an, dass ein Fotograf nur sei­ne eige­nen Fotos dort ver­öf­fent­licht. Die „Pinterest-​Etikette“ besagt, dass die Originalquelle immer ange­ge­ben wer­den soll­te. Das ist aber kei­ne Pflicht. Wenn jemand ein Foto ohne Quellenangabe hoch­lädt und es von dort oft wei­ter gepinnt wird oder jemand das Fotografenfoto nimmt, aber die Quelle nicht mehr erwähnt, führt das schnell dazu, dass mas­sen­haft Fotos des Fotografen im Netz her­um­schwir­ren, ohne dass der gewünsch­te Werbeeffekt ein­tre­ten kann. Von Pinterest schwappt es dann nach Tumblr, Weheartit oder Flickr und irgend­wann gilt das Bild als „ver­wais­tes Werk“ (orphan work), wel­ches legal genutzt wer­den kann, ohne den Fotografen zu fra­gen, weil der Urheber nicht mehr zu ermit­teln sei.

Deshalb gilt: Wer unbe­dingt eige­ne Bilder bei Pinterest ein­stel­len will, soll­te das immer nur mit sicht­ba­ren Wasserzeichen und Urheberhinweis in den Metadaten machen.

Die Macher von Photoshelter haben in einem lesens­wer­ten Blogbeitrag auch fest­ge­stellt, dass die Hauptnutzer von Pinterest jun­ge Frauen mit wenig Geld sind, wel­che „Design“ oder „Handarbeit“ als ihr Hobby ange­ben. Das ist meist nicht die Zielgruppe, die Fotografen bucht. Und war­um soll­ten die­se Leute Fotos kau­fen, wenn sie die­se doch kos­ten­los bei Pinterest ver­öf­fent­li­chen kön­nen? Das führt lang­fris­tig zum Problem auf der drit­ten Ebene, aber zuerst kommt die zwei­te Ebene:

2. Ebene: Das Pinterest-​Problem der Urheberrechte

Wer sich mit Medienrecht oder Fotografie etwas aus­kennt, wird beim Blick auf Pinterest inner­halb von Sekunden vie­le Urheberrechtsverstöße erken­nen. Anders for­mu­liert: Viele Bilder wer­den dort ille­ga­ler­wei­se gezeigt. Im ver­klau­su­lier­ten Kleingedruckten der Nutzungsbedingungen schreibt Pinterest, dass ver­öf­fent­lich­te Bilder frei von Rechten Dritter sein müssen:

You agree not to do any of the fol­lo­wing: Post, upload, publish, sub­mit, pro­vi­de access to or trans­mit any Content that: (i) inf­rin­ges, mis­ap­pro­pria­tes or vio­la­tes a third party’s patent, copy­right, trade­mark, trade secret, moral rights or other intellec­tu­al pro­per­ty rights, or rights of publi­ci­ty or privacy“

Viele Nutzer hal­ten sich jedoch nicht dar­an. So brauch­te ich wie­der nur Sekunden, um für jede der gro­ßen Bildagenturen hun­der­te von Fotos zu fin­den, die dort gezeigt wer­den, fast immer noch mit dem Wasserzeichen der Bildagentur, ver­mut­lich oft ohne Erlaubnis des Fotografen: Hier von Fotolia, von Shutterstock,  von istock­pho­to oder Dreamstime, aber auch von Getty Images, Corbis oder Alamy.

Zusammen sind das schnell tau­sen­de ille­ga­le Bilder, gefun­den inner­halb von weni­ger als paar Minuten.

Auf mei­ne Email an Pinterest, was die Firma aktiv gegen sol­che mas­si­ven Urheberrechtsverstöße mache, kam nur die lapi­da­re Antwort, dass ein Urheber ers­tens sein Werk nach dem DMCA-​Gesetz ger­ne mel­den kön­ne, wenn er es irgend­wo auf Pinterest fin­de. Zweitens kön­nen Webseiten-​Betreiber auf ihren Seiten die­sen Meta-​Tag ein­bin­den, damit die Inhalte nicht auf Pinterest gepinnt wer­den können:

<meta name=„pinterest“ content=„nopin“ /​>“

Ein Schweigen der Urheberrecht-​Inhaber wird so als auto­ma­ti­sche Zustimmung gewer­tet. Außerdem hilft das Meta-​Tag nicht, wenn Leute ein Foto erst von der gesperr­ten Webseite auf ihren Computer laden und von dort auf Pinterest veröffentlichen.

Besonders per­fi­de klingt das ange­sichts der Tatsache, dass sich Pinterest auch das Recht her­aus­nimmt, die ver­öf­fent­lich­ten Bilder ver­kau­fen zu dürfen:

By making available any Member Content through the Site, Application or Services, you her­eby grant to Cold Brew Labs a world­wi­de, irre­vo­ca­ble, per­pe­tu­al, non-​exclusive, trans­fera­ble, royalty-​free licen­se, with the right to sub­li­cen­se, to use, copy, adapt, modi­fy, dis­tri­bu­te, licen­se, sell, trans­fer, publicly dis­play, publicly per­form, trans­mit, stream, broad­cast, access, view, and other­wi­se exploit such Member Content only on, through or by means of the Site, Application or Services“ [Hervorhebung von mir]

Einige Leute argu­men­tie­ren, dass Pinterest sich auf die „Fair Use“-Klausel beru­fen kön­ne, nach der die urhe­ber­recht­lich geschütz­ten Bilder bei Pinterest zu einem „neu­en Werk“ trans­for­miert wer­den, ähn­lich wie es damals bei einer Klage gegen die Thumbnails von Google Images argu­men­tiert wur­de, aber der Rechtsanwalt Itai Maytal wider­spricht dem jedoch, der deut­sche Rechtsanwalt Christian Solmecke nennt Pinterest sogar „eine ein­zi­ge Urheberrechtsverletzung“. Das alles führt uns zur drit­ten und lang­fris­tig gefähr­lichs­ten Ebenen für Fotografen.

3. Ebene: Das Fotografen-​Problem des Gewöhnungseffekts

Es hilft nichts, wenn Fotografen sich jetzt nur hin­stel­len und auf ordent­li­che Quellenangaben pochen und not­falls ihren Anspruch mit teu­ren Abmahnungen ein­kla­gen. Angesichts der oben auf­ge­zeig­ten tau­sen­den Fälle bleibt das alles nur ein Tropfen auf den hei­ßen Stein. Schlimmer noch ist der Gewöhnungseffekt, der sich bei den Internet-​Nutzern ein­stellt. Fotografen ver­die­nen ihr Geld haupt­säch­lich damit, dass Leute sie für ihre Bilder bezah­len. Internetnutzer glau­ben jedoch sehr häu­fig, dass Bilder im Internet kos­ten­los sind. Dazu tra­gen Web-​Services wie Pinterest, Tumblr und Weheartit, aber auch  Facebook und Konsorten stark bei.

Je mehr Privatpersonen die­se Dienste nut­zen, des­to eher nut­zen auch Firmen und ande­re kom­mer­zi­el­le Anbieter sol­che Seiten. Diese wie­der­um wer­ben dann auch mit urhe­ber­recht­lich geschütz­ten Fotos, ohne sie gekauft zu haben. Damit gehen Fotografen ganz kon­kret auch Einnahmen und Folgeaufträge ver­lo­ren. Kleines Beispiel? Gefunden inner­halb einer Minute: Auf der Pinterest-​Seite des Hotel München zeigt das Hotel ein Foto eines Fahrrads aus Gemüse. Der Bildqualität nach zu urtei­len, wur­de es nicht bei Fotolia gekauft, von wo es ursprüng­lich kommt, son­dern ein­fach das Layoutbild verwendet:


Wenn Fotografen nicht auf­pas­sen, kommt irgend­wann der Moment, an dem die Macht der Gewohnheit so stark und die Menge der unwis­sen­den Internet-​Nutzer so groß ist, dass sich die Gesetze dem neu­en „Lebensstil“ anpas­sen müs­sen und ein­fach geän­dert wer­den. Die Piratenpartei arbei­tet schon dar­auf hin und da sie vor allem von jun­gen Leuten gewählt wird, stei­gen deren Chancen.

Eine Lösung habe ich nicht: Wie macht man Leuten klar, dass Bilder und Fotos kein kos­ten­lo­ses Treibgut im Internet sind, dass jeder auf­sam­meln und aus­stel­len kann? Am bes­ten, ohne Privatpersonen ver­kla­gen zu müssen?

Was sagt ihr? Welche Chancen und Risiken seht ihr bei Pinterest?

Die Geschichte eines Internet-​Fotos – Kopiert, geklaut, benutzt

Es war ein­mal ein Fotograf, der auf einem Konzert ein Foto mach­te. Das Konzert des Musikers Casper fand im November in Köln statt und der Fotograf mach­te die Bilder für ein Musikmagazin. Eins der Bilder war die­ses, was er in sei­nem Blog und dem Musikmagazin zeigte:

Casper im Underground, Köln (1/​400s, 24mm, f2.8, ISO 3200)

Das Bild bear­bei­te­te er auch mit einem Retro-​Filter in Photoshop und das Ergebnis sah so aus, was er eben­falls in sei­nem Blog-​Artikel zeigte.

Casper im Underground, Köln (Retro-​Look)

Okay, ihr ahnt sicher, wer die­ser Fotograf gewe­sen ist. Ich habe das Foto gemacht und will Euch erzäh­len, was seit der Veröffentlichung im Musikmagazin und mei­nem Blog gesche­hen ist.

Casper fand das Foto so cool, dass er es am 11. April 2011 hier auf sei­ne Facebook-​Seite pack­te. Leider schrieb er nur dazu: „wisst ihr noch letz­tes jahr? köln 2010? ham­mer­bild. kei­ne ahnung wer das gemacht hat, aber es ist ein wahn­sin­nig supe­res bild! und genau so wie das da drauf aus­sieht, so wer­den die fes­ti­vals auch! ich freu mich!“

Noch am glei­chen Tag wies mich der Fotograf und Blog-​Leser Gerd Dörfler dar­auf hin, dass das Foto auf der Facebook-​Seite zu sehen sei und er schrieb dort auch gleich als Kommentar: „Für alle die es inter­es­siert: das bild stammt von robert knesch­ke aus köln. Er hat auch noch mehr fotos an dem abend gemacht. Mehr über ihn: www.alltageinesfotoproduzenten.de“ Das brach­te immer­hin etwas mehr Klicks für mei­nen Blog.

Nachdem ich freund­lich bei dem Management von Casper ange­ru­fen hat­te und dar­auf hin­wies, dass ich das Bild gemacht hat­te, baten sie um Entschuldigung für den unge­stü­men Künstler und Casper ergänz­te sei­ne Bildunterschrift um „(Foto wur­de bereit­ge­stellt von Robert Kneschke, besu­che: www.robertkneschke.de)“. Das war auch okay für mich, immer­hin hat der Musiker als Abgebildeter ja auch Rechte an dem Bild.

In der Folge bekam ich paar Emails, in denen mich Fans baten, ob ich ihnen das Bild in vol­ler Auflösung schi­cken kön­ne, damit sie es sich als Poster dru­cken könn­ten. Mit Verweis auf die Persönlichkeitsrechte des Musikers lehn­te ich ab.

Bei Facebook bekam das Foto mitt­ler­wei­le über 100 – durch­weg posi­ti­ve – Kommentare und 862 Personen „gefällt das“. Das führ­te lei­der auch zu einer infla­tio­nä­ren Verbreitung des Bildes.

Viele Bildfunde bei Google Images

Dank der neu­en Google Images Bildersuche fand ich eini­ge Webseiten, wel­che das Foto ohne mei­ne Erlaubnis nutz­ten, geschwei­ge denn einen Link oder eine Quelle anga­ben. Anfangs schrieb ich eini­ge der Seiten an und bat um eine nach­träg­li­che Verlinkung, was auch prompt umge­setzt wur­de. Blöderweise gab es bei eini­gen Seiten kein Impressum und ich ver­schwen­de­te viel Arbeitszeit, die Verantwortlichen raus­zu­su­chen. Als ich dann auf eine Mail mit dem sinn­ge­mä­ßen Inhalt „Bitte ent­fer­ne das Foto, da ich der Urheber bin und kei­ne Nutzungserlaubnis erteilt habe, andern­falls muss ich mir wei­te­re Schritte vor­be­hal­ten“ eine sehr pam­pi­ge Antwort zurück kam à la: „Was willst du, du hät­test auch höf­lich fra­gen kön­nen, ohne mir mit ‚wei­te­ren Schritten‘ zu dro­hen, ich nehm das Bild mal run­ter, aber nur aus­nahm­wei­se“, wur­de es mir zu blöd. Ich bin doch kein Bittsteller, dem ande­re einen Gefallen tun, son­dern andersrum.

Deshalb ging ich zwei Wege. An alle Seiten, mit dem Bild, die nicht aus Deutschland waren und des­we­gen kein Impressum ent­hal­ten muss­ten, ver­schick­te ich „DMCA Takedown Notices“. Das ist eine Möglichkeit nach dem us-​amerikanischen Urheberrecht, als Urheber sei­ne Werke schnell ent­fer­nen zu las­sen. Betroffen waren meist Blogging-​Hoster wie Tumblr.com, blogger.com oder ande­re Facebook-​Seiten. Als Vorlage benutz­te ich die­ses Beispielschreiben, wo ich nur mei­nen Namen und die Linkadressen aus­tau­schen musste.

Auszug mei­ner Mail-​Korrespondenz wegen des Casper-Bildes

Positiv war, dass auf die DMCA-​Meldungen sehr schnell reagiert wur­de und die betref­fen­den Blogeinträge mit mei­nem Foto gelöscht wur­den. In einem Forum nutz­te ein User mein Foto sogar als Signatur und bat im Forum auch dar­um, ob ihm jemand aus mei­nem Foto ein coo­les Hintergrundbild für sei­nen Youtube-​Kanal bas­teln kön­ne. Jemand erfüll­te ihm die­sen Wunsch und ich muss­te fest­stel­len, dass es bei YouTube nicht so leicht ist, Hintergrundbilder ent­fer­nen zu las­sen. Videos, ja, kein Problem, aber Hintergründe schei­nen schwie­ri­ger zu sein.

Während ich bis­her bei pri­va­ten Webseiten bei­de Augen zuge­drückt hat­te, gab es auch eini­ge Webseite wie Musikmagazine, wel­che das Foto uner­laubt nutz­ten. Hier über­ge­be ich die Fälle an mei­nen Anwalt, da Medien oder kom­mer­zi­el­le Nutzer die Grundzüge des Urheberrechts ken­nen sollten.

Vor paar Tagen war ich dann auf einem Konzert von Auletta in Köln, um wie­der Fotos für das Musikmagazin zu machen. Ein Mädchen vor mir im Publikum hol­te kurz ihr Handy raus, um die Uhrzeit zu sehen und was sah ich da? Mein Casper-​Foto als Hintergrundbild auf ihrem Handy! Ich habe mal ein „Beweisfoto“ gemacht:

Mein Casper-​Foto auf einem Handy

Ich hab mich gefreut, ihr eine Visitenkarte in die Hand gedrückt und gesagt, dass das Foto von mir sei. Keine Ahnung, ob sie mir geglaubt hat, ich hat­te immer­hin eine dicke Kamera umhän­gen. Bei Google+, wo ich den Zwischenfall kurz gepos­tet hat­te, mein­te jemand: „Ich glau­be, auch ein Profi soll­te die Freude, die einst­mals im Vordergrund stand, wenn ein eige­nes Foto wert­ge­schätzt wur­de, nicht dar­über ver­ges­sen, daß es geklaut wur­de.“ Stimmt schon. Aber hät­te ich ihr eine Standpauke über das Urheberrecht hal­ten sol­len, wäh­rend uns eine Rockband beschallt?

Wie reagiert ihr in sol­chen Fällen? Bestrafen oder sein las­sen? Und was sind Eure schrägs­ten Erlebnisse mit Euren Fotos im Netz?