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Bilder-​Streaming – Die Zukunft der Stockfotografie?

Eine der Neuheiten, die auf der Microstock Expo vor­ge­stellt wur­den, war der Plan von der PressFoto Group, Bilder per Streaming zu verkaufen.

Wie ver­spro­chen will ich dar­über heu­te etwas mehr erzäh­len. Ich hat­te die Gelegenheit, aus­führ­li­cher über die Idee des Image-​Streaming mit Dmitriy Shironosov, dem Eigentümer der PressFoto Group zu spre­chen, der mit dem Dienst „PressFoto Rent“ in die­sen Markt ein­stei­gen will. In ande­ren Medienbereichen hat sich das Streaming schon einen klei­nen, aber fes­ten Nischenplatz gesi­chert. Für Musik gibt es Anbieter wie Spotify, Simfy oder Deezer. Für Filme und Serien gibt es unter ande­rem Watchever, Netflix, Lovefilm oder Maxdome. Auch über Apples iTunes kön­nen Medieninhalte gestreamt werden.

Im Bilderbereich sieht es da deut­lich über­sicht­li­cher aus. Getty Images tes­tet das Streaming von pas­sen­den Bildern zu Musik und ich bin sicher, im Hintergrund lau­fen noch mehr Experimente in die­ser Richtung. Bei Yaymicro gibt es eben­falls Pläne in der Richtung, wenn auch bis­her nur dezent ange­deu­tet.

Wie funk­tio­niert Bilder-Streaming?

Da die Idee noch nicht in die Praxis umge­setzt wur­de, kön­nen wir nur ver­mu­ten. Hinauslaufen wird es ver­mut­lich auf fol­gen­des: Kunden suchen wie gewohnt ein Bild und legen es in den Einkaufswagen. Wenn sie sich für ein Motiv ent­schie­den haben, kön­nen sie es – optio­nal – noch crop­pen, spie­geln, Farben ändern, Text hin­zu­fü­gen oder ähn­li­ches. Dann kli­cken sie auf „Fertig!“ und erhal­ten einen HTML-​Code. Diesen Code-​Schnipsel müs­sen sie an die pas­sen­de Stelle auf ihrer Webseite ein­bau­en, wo das Bild ange­zeigt wer­den soll. Bei jedem Aufruf der Webseite wird dann vom exter­nen Bilder-​Server das Bild gela­den und mit­ge­zählt, wie oft das Bild ange­fragt wurde.

Was ändert sich für die Bildkäufer technisch?

Aktuell lädt der Käufer ein Bild auf sei­nen Computer run­ter und kann dann mit der JPG-​Datei belie­big ver­fah­ren. Die meis­ten laden sie unver­än­dert auf die Webseite hoch. Für die­se Kunden wür­de sich kaum etwas ändern, denn vom Zeitaufwand macht es kaum einen Unterschied, ob man ein Bild in ein Content-​Management-​System ein­pflegt oder ein HTML-​Schnipsel an die pas­sen­de Stelle setzt.

Wer als Bildkäufer jedoch gewohnt ist, die Bilder zu beschnei­den, zu retu­schie­ren oder zu ver­än­dern, muss hof­fen, dass die ange­bo­te­nen Bearbeitungsmöglichkeiten der Streaming-​Anbieter aus­rei­chend sind und min­des­tens genau­so kom­for­ta­bel sind wie die bis­he­ri­gen Retusche-​Möglichkeiten.

Außerdem besteht die Möglichkeit, das bei einer Nicht-​Erreichbarkeit des Bilder-​Servers die Webseite des Bildnutzers auf ein­mal ohne Fotos aus­kom­men muss. Das wäre eine ärger­li­che Situation.

In den vori­gen Kommentaren hier im Blog hat die Leserin Miana dar­auf hin­ge­wie­sen, dass Streaming-​Bilder auch für die Platzierung in Suchmaschinen von Nachteil sei­en. Ich bin nicht sicher, ob das wirk­lich so ist, weil vie­le gro­ße Webseiten ja eige­ne CDN (Content-​Delivery-​Networks) haben, wo deren Bilder etc. eben­falls aus­ge­la­gert wer­den. An die­ser Stelle wer­den die­se CDN sogar als vor­tei­lig für die Ladezeiten von Webseiten gelobt, was wie­der­um das Google-​Ranking ver­bes­sern sol­le. Wenn die Server also schnel­ler sind als der eige­ne Web-​Server, wäre das viel­leicht sogar von Vorteil statt ein Nachteil.

Fraglich ist auch, was mit den gan­zen Crawlern der Suchmaschinen ist, die stän­dig Webseiten durch­fors­ten und damit auch die Streaming-​Bilder auf­ru­fen wür­den. Im letz­ten Monat hat­te ich allein hier im Blog über 16.000 Aufrufe vom Google-​Spiderbot, über 13.000 vom Spider der rus­si­schen Suchmaschine Yandex, eini­ge tau­send von Sistrix und so wei­ter. Würden die­se eine Art „Grundeinkommen“ für jedes Streaming-​Bild erzeu­gen? Oder wür­den sie aus­ge­sperrt und damit eben wie oben ver­mu­tet dem Suchmaschinen-​Ranking schaden?

Was ändert sich für die Bildkäufer finanziell?

Diese Frage inter­es­siert die Bildnutzer als auch die Agenturen und Fotografen sicher am meis­ten. Im Grund gibt es drei Möglichkeiten: Es bleibt preis­lich alles wie es ist, es wird teu­rer oder es wird güns­ti­ger. Gehen wir die drei Optionen kurz durch: Wenn der Bildnutzer preis­lich kei­nen Vorteil hat, weil alles bleibt, wie es ist, sehe ich kei­nen Grund, auf das Bilder-​Streaming zu wech­seln. Wird es für den Bildkunden im Schnitt jedoch güns­ti­ger, muss das gespar­te Geld irgend­wo anders feh­len: Bei der Agentur und (bzw. ver­mut­lich eher oder) den Fotografen. Das wäre für uns Fotografen eine schlech­te Variante. Wird es für den Bildkunden im Schnitt jedoch teu­rer, gibt es aus Sicht der Käufer kei­nen Grund, zum Streaming zu wech­seln. Dimitriy argu­men­tier­te mir gegen­über so, dass den Kunden lang­fris­tig vie­le klei­ne Cent-​Beträge weni­ger auf­fal­len und schmer­zen wür­den als vie­le Euro im Voraus beim Credit-​Kauf wie es aktu­ell der Fall wäre und sie somit unwis­sent­lich, aber auf lan­ge Sicht doch mehr zah­len wür­den. Da könn­te etwas dran sein, wenn ich mir anschaue, wie vie­le kos­ten­pflich­ti­ge Apps ich mir schon für weni­ge Cent im iTunes-​Store gekauft habe. Aber die gro­ßen Kunden wer­den sehr wohl auf das Geld schau­en und Kalkulationen anstellen.

Da der Preis eines Bildes als TKP (Tausender-​Kontakt-​Preis) berech­net wer­den soll, also für 1000 Abrufe eines Bildes bezahlt wird, könn­te ich mir gut vor­stel­len, dass die cle­ve­ren Kunden dann auf die klick­träch­ti­gen Titelstorys lie­ber tra­di­tio­nell gekauf­te Stockfotos plat­zie­ren und auf unwich­ti­ge Nebenseiten die Streaming-Bilder.

Es gibt noch eine ande­re Überlegung, die mich skep­tisch blei­ben lässt. Das „royal­ty free“-Geschäftsmodell (RF) hat sich gegen­über dem frü­her vor­herr­schen­den „rights managed“-Modell (RM) so schnell durch­ge­setzt, weil es preis­lich deut­lich ein­fa­cher nach­zu­voll­zie­hen war. Bei RM wur­de der Preis eines Fotos von vie­len Faktoren wie Auflagengröße, Exklusivität, Ort, Art und Dauer der Nutzung, Platzierung (Titelseite teu­rer als im Innenteil etc.) und so wei­ter bestimmt. bei RF galt: Je Größe ein Preis. Fertig. Mit dem Bilder-​Streaming wäre es preis­lich wie­der eine Rolle rück­wärts, denn so wis­sen die Bildkäufer erst nach der tat­säch­li­chen Nutzung des Bildes, wie viel die­se gekos­tet hat. Bei so viel Unsicherheit höre ich schon die Buchhaltung-​Abteilungen der gro­ßen Verlage aufheulen.

Wertverlagerung der Bilder

Bisher war es ziem­lich ein­fach: Ein Bild wur­de dann gekauft, wenn das Motiv und die Suchbegriffe gepasst haben. Im Microstock-​Bereich bei­des Bereiche, die der Fotograf allein zu ver­ant­wor­ten hat­te. Deshalb kann man sagen: Je bes­ser der Fotograf, des­to mehr Bilder hat er ver­kauft und des­to mehr damit auch ver­dient. Beim Image-​Streaming hin­ge­gen bemisst sich der Preis eines Bildes an den Aufrufen. Die Aufrufe einer Webseite in einem Blog, auf einer News-​Seite oder wo auch immer hängt jedoch nicht von der Qualität des Bildes ab, son­dern vom Inhalt oder der Überschrift. Zugespitzt könn­te man for­mu­lie­ren: Der Journalist oder Copywriter bestimmt, wie viel der Fotograf ver­dient. Als Fotograf will ich jedoch für mei­ne Arbeit bezahlt wer­den, nicht dafür, wie span­nend ande­re jour­na­lis­ti­sche Texte sind.

Hohle Marketing-​Versprechen

Eine Mitarbeiterin von PressFoto schrieb mir sinn­ge­mäß: Unser Streaming-​Service wird garan­tiert nicht die Verkäufe bei ande­ren Bildagenturen beein­träch­ti­gen. Erstens rich­tet sich der Dienst an neue Kunden, die bis­her nicht gekauft haben und zwei­tens ist der Dienst nur für Web-​Formate. Davon glau­be ich genau die zwei­te Hälfte. Es ist logisch, dass Streaming nur für Online-​Nutzungen funktioniert.

Ich glau­be jedoch kein biss­chen, dass Streaming für Neukunden inter­es­sant ist. Auf der Mexpo trat Dimitriy mit einer Augenklappe als Pirat auf, um dar­zu­stel­len, dass er die Leute als Kunden im Blick habe, die bis­her Bilder im Internet klau­en wür­den. Ich den­ke jedoch nicht, dass die­se Leute das machen, weil sie Streaming ver­mis­sen, son­dern weil sie kei­ne ent­we­der kei­ne Ahnung haben, dass man für vie­le Bilder bezah­len muss oder nur kei­ne Lust dar­auf haben. Dieses Marketing-​Versprechen, dass bis­he­ri­ge Umsätze nicht betrof­fen wären bei der Einführung eines neu­en Verkaufsmodells, habe ich schon bei der Einführung der Abo-​Modelle nicht geglaubt.

Was sagt ihr um Bilder-​Streaming? Was sind aus eurer Sicht die Vor- und Nachteile?

Update 10.12.2013: Im Blog der PressFoto-​Group gibt es jetzt hier mehr Details und Screenshots zu sehen. Demnach sol­len 1000 Views (1 CPM) ca. 30 Kopeken kos­ten, also umge­rech­net weni­ger als 1 Euro-Cent.

Eigene Fotos in Zeitschriften finden mit Issuu

Eine sehr häu­fi­ge Frage an mich lau­tet, wie ich denn mei­ne Bilder im Internet, in Zeitschriften und so wei­ter fin­den würde.

Zum einen benut­ze ich natür­lich Google Images und vor Jahren habe ich im Blog schon „10 Tipps zum Finden der eige­nen Fotos“ ver­öf­fent­licht.

Ab und zu mel­den mit auch mei­ne Models, Freunde oder ande­re Fotografen Veröffentlichungen, die sie gese­hen haben. Vielen Dank dafür mal zwischendurch.

Kürzlich habe ich noch eine wei­te­re sehr hilf­rei­che Methode ent­deckt, um eige­ne Fotos auf­zu­spü­ren: Issuu.


Issuu
ist eine im Grunde kei­ne Bildersuchmaschine, son­dern eine Art Online-​Verlagshaus, bei der Privatpersonen und Firmen teils kos­ten­los Ebooks als PDFs ver­öf­fent­li­chen kön­nen. Das nut­zen nicht nur Fotografinnen wie Birgit Engelhardt, um tol­le Fotobücher zu ver­öf­fent­li­chen, son­dern auch vie­le klei­ne Redaktionen, um ihre loka­len Stadtmagazine, Special-​Interest-​Zeitschriften etc. neben der ört­lich begrenz­ten Druckversion online einem grö­ße­ren Publikum zugäng­lich zu machen. Auch Firmen ver­öf­fent­li­chen dort Kataloge und Prospekte.

Warum ist das für Fotografen so interessant?

Aus zwei Gründen: Zum einen ver­pflich­ten vie­le Bildagenturen wie Fotolia, Panthermedia etc. ihre Bildkäufer, bei redak­tio­nel­len Nutzungen (eben in Zeitschriften etc.) den Namen des Fotografen und der Agentur anzu­ge­ben. Andererseits kann sich ein Fotograf es sich meist zeit­lich nicht leis­ten, hun­der­te an Papierversionen von Zeitschriften auf der Suche nach eige­nen Bildern durch­zu­blät­tern, geschwei­ge denn die gan­zen regio­na­len Blättchen über­haupt in die Finger zu bekom­men. Die meis­ten Magazine kön­nen sogar kos­ten­los als PDF run­ter­ge­la­den werden

Bei Issuu kön­nen Fotografen nun die­se PDFs bequem nach Stichworten durch­su­chen. Ich habe zum Beispiel mal nach mei­nem vol­len Namen in Anführungszeichen gesucht und erhielt knapp 100 Treffer! Davon waren min­des­tens sechs Fotos auf dem Titelbild, etwas, womit man vor allem den Models eine Freude machen kann.

Eine Suche nach „R. Kneschke“ oder nur dem Nachnamen bringt eben­falls noch mal ande­re oder mehr Ergebnisse.

Probiert es doch ein­fach selbst aus mit eurem Namen oder dem Pseudonym, wel­ches ihr bei euren Bildagenturen benutzt.

Habt ihr auch Fotos von euch über Issuu gefun­den? Oder wel­che Methoden benutzt ihr zum Finden eurer Bilder?

Die Fotografen mit den größten Portfolios bei Shutterstock (und andere Statistiken)

Wer kann aus dem Stehgreif sagen, wel­che Fotografen die meis­ten Bilder bei der Microstock-​Bildagentur Shutterstock* haben?

Nein, es sind nicht die übli­chen Verdächtigen.

Hier mal die Top 15 Fotografen mit den meis­ten Bildern bei Shutterstock:

  1. Helga Esteb: 67.798 Dateien (Celebrity)
  2. John T Takai: 67.272 Dateien (Illustrationen)
  3. Netfalls: 53.646 Dateien (People, Lifestyle)
  4. Yuri Arcurs: 53.388 Dateien (People, Lifestyle)
  5. wave­break­me­dia: 52.062 Dateien (People, Lifestyle)
  6. P.Uzunova: 47.320 Dateien (Hintergründe, Reisen)
  7. Featureflash: 43.734 Dateien (Celebrity)
  8. line­ar­test­pi­lot: 41.395 Dateien (Illustrationen)
  9. Gregory Gerber: 40.824 Dateien (Food)
  10. Elnur: 39.780 Dateien (Freisteller)
  11. Shebeko: 38.168 Dateien (Food)
  12. High Leg Studio: 37.632 Dateien (Illustrationen)
  13. Kheng Guan Toh: 37.349 Dateien (Illustrationen)
  14. ilo­lab: 36.373 Dateien (Hintergründe, Texturen)
  15. Vit Smolek: 35.684 Dateien (Abstrakt)

Diese Liste ist nur ein win­zi­ger Ausschnitt aus den Daten, die der rus­si­sche Fotograf Serge Black auf sei­ner Seite Microstock time zur Verfügung stellt. Die Liste umfasst bei ihm alle Shutterstock-​Mitglieder, die min­des­tens ein Bild hoch­ge­la­den haben, das sind ca. 33.200 Leute. Außerdem schlüs­selt er das Verhältnis von Fotos/​Illstrationen im Portfolio auf, von vertikalen/​horizontalen Bildern und so weiter.

Es gibt des­wei­te­ren eine Übersicht, wie das Verhältnis ins­ge­samt zwi­schen Fotografen und Illustratoren gewich­tet ist und über die Entwicklung der Neuanmeldungen von Fotografen. Ich habe letz­te­res mal gra­fisch aufbereitet:

Das Boomjahr war dem­nach 2009, beim Rückgang der Anmeldungen für 2011 muss jedoch berück­sich­tigt wer­den, dass die vor­lie­gen­den Zahlen noch vom Oktober 2011 sind, aber selbst bis zum Jahresende wird der Wert von 2010 sicher nicht wie­der auf­ge­holt werden.

Hier noch die gra­fi­sche Übersicht über die Verteilung der Portfoliogrößen unter allen Mitgliedern:


Ca. 49% der Fotografen haben dem­nach weni­ger als 100 Bilder im Portfolio. Die 25 Kontributoren mit den größ­ten Portfolios hin­ge­gen haben zusam­men ca. eine Million Dateien im Angebot. Ein Hinweis zum Lesen des Diagramms. Es ist logisch, dass die Zahl nach oben hin immer wei­ter abnimmt, weil jeder der Fotografen einer höhe­ren Portfolio-​Größe auto­ma­tisch auch bei den gerin­ge­ren Portfolio-​Größen mit­ge­rech­net wird (abge­se­hen von der ers­ten „weni­ger als 50 Dateien“-Kategorie). Ich selbst habe ca. 600 Fotografen vor mir, die ein grö­ße­res Portfolio haben als ich.

Und wie steht ihr da? Was für span­nen­de Rückschlüsse las­sen sich aus die­sen Daten noch ziehen?

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Rezension: „Microstock Money Shots“ von Ellen Boughn

Dieses Buch wur­de lan­ge erwar­tet. Unter ande­rem, weil die Autorin Ellen Boughn seit über 30 Jahren im Bildermarkt arbei­tet und lan­ge Stockfotografen und Bildagenturen bera­ten hat und nicht zuletzt wegen das gelun­ge­nen Covers. „Microstock Money Shots“* (ISBN 978–0817424978) behan­delt ein sehr ähn­li­ches Thema wie mein eige­nes Buch „Stockfotografie“*, wes­halb es schwer für mich ist, dar­über zu schrei­ben, ohne den Verdacht zu erwe­cken, ich wür­de mein Buch verklären.

Aber ver­su­chen wir es: Das Buch von Ellen Boughn im Softcover ist 160 Seiten dick, durch­ge­hend far­big gedruckt, mit über 200 Farbfotos illus­triert und kos­tet ca. 19 Euro. Als Vorwort beginnt einer der meist­ver­kau­fends­ten Microstock-​Fotografen Andres Rodriguez mit zwei Seiten. Das Buch ist in zwölf Kapitel geglie­dert. Nach einer Einleitung gibt es Tipps zur Belieferung von Bildagenturen, danach fol­gen fünf Kapitel über Motive, die sich gut bzw. schlecht ver­kau­fen las­sen und Gestaltungsregeln. Ein Kapitel erklärt den Umgang mit Models, eins die Suche nach Locations und ein wei­te­res die bes­te Verschlagwortung. Abschließend wird als Fallbeispiel eine Fotoproduktion zum Thema „Wandern“ von A bis Z durch­ge­nom­men. Drei Seiten zum Thema Verträge und ein Index been­den das Buch.

Was unter­schei­det das Buch von mei­nem, abge­se­hen von der Sprache? Stehen da Dinge drin, die bei mir feh­len? Hm. Ein Unterschied sind auf jeden Fall die vie­len bun­ten, sehr anspre­chen­den Fotos, die jedoch etwas zu Lasten des Textes gehen. Der Schwerpunkt des Buches liegt bei der Motivwahl, die Nachbereitung der Fotos, Verkaufsstrategien und so wei­ter wer­den bis auf die Verschlagwortung über­haupt nicht behandelt.

Interessanterweise ist das Kapitel „Popular Themes Without People“ fast genau­so lang wie „Popular Themes With People“ und steht vor die­sem, obwohl sie auch schreibt, dass sich Fotos mit Menschen bes­ser ver­kau­fen. Bei den Gestaltungsregeln sind mir Kleinigkeiten im Gedächtnis geblie­ben, wie zum Beispiel, dass der „Dutch Tilt“, das absicht­li­che Schräghalten des Horizonts auf Fotos wie­der out ist, eben­so wie der Beschnitt eines fron­ta­len Gesichts genau in der Mitte.

Alle Tipps im Buch sind stim­mig und hilf­reich, vor allem ihre Beispiele, wel­che Fehler vie­le Fotografen beim Verschlagworten machen, kön­nen man­che Enttäuschung ver­mei­den. Selbst ent­täuscht wur­de ich vor allem vom viel bewor­be­nen Vorwort. Andres Rodriguez gibt lei­der kei­ne nütz­li­chen Tipps, son­dern schreibt nur, wie er zur Stockfotografie gekom­men ist.

Muss man bei­de Bücher haben? Nein. Schadet es, bei­de Bücher zu haben? Nein. Selbst ich habe 1–2 Ideen für neue Shootings bekom­men und damit hat so ein Buch sei­ne Aufgabe erfüllt.

Was sagt ihr zu dem Buch? Kann es jemand objek­ti­ver als ich mit mei­nem vergleichen?

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10 weitere beeindruckende Fotografen

Willkommen in 2010! Vor ca. einem Jahr habe ich an die­ser Stelle 10 Fotografen vor­ge­stellt, deren Werke mich beein­druckt und inspi­riert haben. In einem Jahr kann viel pas­sie­ren und ich habe dank vie­ler Blogs, Zeitschriften und Kollegen ande­re Fotografen ken­nen­ler­nen dür­fen, deren Werke ich eben­falls sehr schät­ze. Deswegen gibt es heu­te wei­te­re 10 Fotografen – nicht nach Rangordnung sor­tiert -, deren Fotos ich ein­fach toll finde.

1. Philippe Halsman (Mode, Portraits)

Kennengelernt habe ich die­sen Fotografen durch das Magazin Nr. 11/​2009 der Süddeutschen Zeitung, in dem eini­ge sei­ner sel­te­nen Aktaufnahmen gezeigt wur­den. Diese besta­chen durch außer­ge­wöhn­li­che Posen und span­nend gesetz­tes Licht. Einige der Bilder gibt es in die­sem Bildband* zu sehen. Ansonsten ist der let­ti­sche Fotograf Mitte des 19. Jahrhunderts vor allem durch sei­ne Portraits von Prominenten bekannt gewor­den, auch wenn eins sei­ner berühm­tes­ten Motive ein Totenschädel ist, den er aus sie­ben nack­ten Frauenkörpern bil­de­te. Das gezeig­te Foto ist eine Zusammenarbeit mit Dalí und ent­stand 1948.

Foto: Philipe Halsman
Foto: Philipe Halsman

2. Adriana Navalesi (Selbstportraits)

Ich kann nichts dafür, dass es so weni­ge weib­li­che Fotografen gibt, des­we­gen bin ich umso stol­zer, wenn es wel­che in die­se Liste schaf­fen. Adriana Navalesi ist eine Fotografin, die mir durch mei­ne Rezensententätigkeit beim Online-​Fotografie-​Magazin fokussiert.com das ers­te Mal auf­fiel. Sie macht vor allem Doppel-​Selbstportraits, die mich erst etwas ekel­ten und abschreck­ten. Nachdem ich das hier gezeig­te Bild bei fokussiert.com gese­hen habe, änder­te sich jedoch mei­ne Meinung und ich begann ihr Konzept zu ver­ste­hen. Meine aus­führ­li­che Bildkritik könnt ihr hier lesen.

Foto: Adriana Navalesi
Foto: Adriana Navalesi

3. Nils Jorgensen (Street Photography)

Ich bin mir nicht sicher, wie ich die­sen Fotografen ent­deckt habe. Ich glau­be, es war über Kwerfeldein. Nils Jorgensen macht auf den ers­ten Blick öde und lang­wei­lig wir­ken­de Momentaufnahmen, meist in S/​W, aber immer öfter auch in Farbe. Auf den zwei­ten Blick ent­deckt man jedoch die Absurdität oder den hin­ter­grün­di­gen Humor, der in den foto­gra­fier­ten Szenen steckt.

Foto: Nils Jorgensen
Foto: Nils Jorgensen

4. Eadweard Muybridge (Bewegungsstudien)

Diesen Fotografen mit dem selt­sa­men Namen kann­te ich schon lan­ge, wuß­te aber sei­nen Namen nicht. Schon mehr­mals habe ich sei­ne Werke in Fotografie-​Lehrbüchern gese­hen und zuletzt in einem Museum als Beispiel einer Bewegungsstudie über Pferde. Mit die­sen Bewegungsbildern ist er auch berühmt gewor­den, denn er war der ers­te, der es 1877 schaff­te, ein galop­pie­ren­des Pferd zu foto­gra­fie­ren. Auslöser war eine Debatte über die Frage, ob Pferde beim Galopp mit allen vier Beinen in der Luft schwe­ben wür­den oder nicht. Er ent­wi­ckel­te eine Technik mit elek­tro­ni­schem Auslöser und schnell belich­ten­den Chemikalien, um das besag­te Foto zu machen. Ein Jahr spä­ter ging er einen Schritt wei­ter. Er reih­te vie­le Kameras hin­ter­ein­an­der auf und ließ die­se durch die Hufe eines lau­fen­den Pferdes nach­ein­an­der aus­lö­sen. So konn­te er erst­mals den Bewegungsablauf die­ser schnel­len Tiere nach­voll­zie­hen. Die hier gezeig­te Animation ist eine Stop-​Motion-​Version sol­cher Fotos.

Aber das ist noch nicht alles. Mit die­ser Methode beein­fluß­te er Thomas Edison, der sich eine Bewegtbild-​Kamera paten­tie­ren ließ und inspi­rier­te auch die Maches des Kult-​Films „The Matrix“ zu ihrer „Bullet Time“-Filmtechnik, bei der die Kamera um eine sich lang­sam bewe­gen­de Pistolenkugel her­um zu flie­gen scheint. Außerdem nahm er Eintritt, um einem zah­len­den Publikum sei­ne Bewegtbilder zu zei­gen. Damit war er viel­leicht der Erfinder von Stock-​Footage. Ziemlich cool, nicht?

Fotos: Eadweard Muybridge
Fotos: Eadweard Muybridge

5. Jan von Holleben (Fantasie-​Serien)

Dieser Typ läuft mir in letz­ter Zeit stän­dig über den Weg. Sei es groß­for­ma­tig in Fotozeitschriften oder lob­hu­delnd in Tageszeitschriften, über­all sehe ich sei­ne Fotos. Und er hat es ver­dient! Jan von Holleben foto­gra­fiert insze­nier­te Fantasie-​Serien, ger­ne mit Kindern, in denen aus all­täg­li­chen Dingen wie Haushaltsgegenständen, Kleidung oder Blumen und Pflanzen gan­ze Fantasiereiche nach­ge­stellt wer­den. Da ihnen die Konstruktion immer noch anzu­se­hen ist, wirkt es als wären die Kinder ohne Fernsehen und Internet über sich hin­aus gewachsen.

Besonders schön fin­de ich die Serie „Dreams Of Flying“, aus der auch das gezeig­te Bild ist, „Mystery Of Monsters“ und „Superheros“. Auch „I am The Strongest“ ist eine net­te Hommage an die Kindheit und die Fotos dar­aus sind bei auch schon auf min­des­tens einer Canon-​Werbung begeg­net. Er ist ein­fach überall.

Foto: Jan von Holleben
Foto: Jan von Holleben

6. Ulrich Müller (Natur, Details)

Wer mei­nen Blog schon eine Weile liest, weiß, dass ich knal­li­ge, sat­te Farben lie­be. In eng­lisch wür­de ich sagen: „I’m a sucker for color!“ Schwarz-​Weiß war nie mein Ding. Ulrich Müller scheint mir da wie ein Wesensverwandter, der ger­ne am Sättigungs-​Regler dreht, aber es doch nie über­treibt. Schon ein­zeln sind sei­ne Bilder ein Augenschmaus im wahrs­ten Sinne des Wortes, aber geballt als Flickr-​Galerie ist das eine Farben-​Orgie, die Rauschzustände aus­lö­sen kann. Wer sich die auf LSD anschaut, ist selbst schuld. Ihr könnt euch nicht vor­stel­len, wie lan­ge ich in sei­nen Fotos gestö­bert habe, um ein Bild für die­sen Artikel zu suchen. Ich konn­te mich bei so viel Auswahl kaum entscheiden.

Foto: Ulrich Müller
Foto: Ulrich Müller

7. Lichtfaktor (Lichtmalerei)

Es ist eine Binsenweisheit: Fotografie heißt wört­lich über­setzt „Malen mit Licht“. Aber kaum einer nimmt das so wört­lich wie die Jungs von Lichtfaktor. Mit Taschenlampen, LED-​Leuchten und allem ande­ren, was irgend­wie leuch­ten kann, zie­hen sie durch die Straßen und hin­ter­las­sen eine Lichtspur der Kreativität. Schon ihre Bilder sind sehr cool (vor paar Monaten hat­ten sie in Köln eine Ausstellung in der Fotopension), aber noch bes­ser sind ihre Videos. Hier ein Werbevideo für eine Mobilfunk-​Firma, das zeigt, was mög­lich ist:

TalkTalk Brighter from LICHTFAKTOR on Vimeo.

Mein All-​Time-​Favorit von Lichtfaktor ist jedoch der Kurzfilm „The Very Angry Caterpillar“, der nicht nur mit Licht gemalt wur­de, son­dern auch eine amü­san­te Geschichte erzählt. Beide Videos unbe­dingt als Vollbild anschauen:

Das Sehr Angry Caterpillar from LICHTFAKTOR on Vimeo.

8. Chema Madoz (Stillleben)

Da bin ich sim­pel gestrickt. Wenn es lus­tig ist, gefällt es mir. Der spa­ni­sche Fotograf Chema Madoz scheint mit einem nie ver­sie­gen­den Quell des Humors geseg­net zu sein. Wir reden hier aber nicht über plat­ten Schenkelklopfer-​Humor, son­dern über sub­ti­len Witz, der mich an den Dadaismus erin­nert. Außerdem ist sei­ne Ausleuchtung so schön und sanft, dass die meis­ten Fotos auch ohne den Witz als Bonus funk­tio­nie­ren würden.

Foto: Chema Madoz
Foto: Chema Madoz

9. Victoria V (Portraits)

Diesmal gebührt der Dank dem Fotoblog von Viktor Dite, durch den ich die zwei­te Fotografin in die­ser Liste begrü­ßen darf. Victory V macht Portraits, die durch eine sehr film­haf­te Bildsprache bestechen. Die Figuren wir­ken unnah­bar, aber vol­ler Emotionen, die Motive erzäh­len klei­ne Geschichten. Vor allem bei ihren Hochzeitsfotos ist die Liebe und der Spaß zum Greifen nahe.

Foto: Victory V
Foto: Victory V

10. Bernd Opitz (Portraits)

Paul Ripke hat mich durch einen Link in sei­nem Blog auf die­sen Fotografen auf­merk­sam gemacht. Der Hamburger Fotograf ist auf jeden Fall sehr kom­mer­zi­ell aus­ge­rich­tet, was mich ja nicht stört, weil ich eben­falls Werbefotos mache. An sei­ne wil­den, far­ben­fro­hen Bilder kom­me ich aber noch nicht ran. Hätte ich eine Firma, die Fotografen buchen müss­te, wür­de er weit oben auf mei­ner Liste ste­hen. Bei ihm kann man auch noch was über Styling und pas­sen­de Requisiten ler­nen. Seine Fotos ver­kau­fen Emotionen, las­sen sie aber nicht gestellt oder bil­lig aus­se­hen. Der Traum jeden Marketing-Chefs.

Foto: Bernd Opitz
Foto: Bernd Opitz

So, jetzt seid ihr dran. Lamgsam müss­tet ihr mei­nen Geschmack ja ken­nen. Gibt es wei­te­re Fotografen, die mir oder den Lesern gefal­len könn­ten? Dann die­se bit­te mit Begründung in den Kommentaren erwähnen.

* Affiliate-​Link (Ich erhal­te eine klei­ne Provision beim Kauf, ihr zahlt nicht mehr)