Schlagwort-Archive: Bildbesprechung

Pimp My Stock! Bildbesprechungen von Stockfotos 14

In der Serie „Pimp My Stock!“ rezen­sie­re ich Fotos und lege den Schwerpunkt auf die Frage, ob sich ein Foto gut ver­kau­fen las­sen wür­de. Zum 14. Mal habe ich jetzt eine Anfrage eines Fotografen erhal­ten, ob ich mir sei­ne Bilder anse­hen könne:

Hallo Robert,
ich habe mit gros­sem Interesse dei­ne Website besucht und bin über die Microstock-​Themen via Google dort „gelan­det“. Freut mich, daß es nicht nur „Friede-​Freude-​Eierkuchen“ ‑Blogs gibt, son­dern auch Leute die klar und deut­lich sagen, was ihnen gefällt oder eben missfällt.
Nachdem ich dei­ne Stockbesprechungen gele­sen habe und mir auf­ge­fal­len ist, daß es bis­her nur sehr weni­ge Landschaftsbilder gibt, möch­te ich die Gelegenheit nut­zen und mich vorstellen.
Ich bin der Michael, 42 Jahre alt und kom­me aus Kirchheim-​Teck. Digital foto­gra­fie­re ich seit 2 Jahren wie­der, wobei 1984 schon drei selbst ent­wi­ckel­te S/​W Bilder in der „Schwäbischen Zeitung“ von mir erschie­nen sind.
In 2010 habe ich mir den eben­falls Motorradreisenden www.possi.de und ganz aus­drück­lich auch David Noton als Vorbilder genom­men und eini­ges an Landschaftsbildern gemacht. Ein paar Bilder habe ich hier geparkt. Nun fra­ge ich mich: wären die­se Bilder über­haupt Stocktauglich ? Die Anforderungen der Agenturen sind ja z.T. mit „We like Nature, but…“ recht klar an der Landschaftsfotografie vor­bei definiert.
Danke & Gruß,
Michael P.“

Schauen wir uns an, ob sei­ne Naturfotos „stock­taug­lich“ sind.

Eine Nachtaufnahme einer stark beleuch­te­ten Stadt. Das Foto wird sich ver­mut­lich gut ver­kau­fen, wenn der Schwerpunkt bei der Verschlagwortung nicht auf den Tourismus gelegt wird (also Name der Stadt und des Landes etc.), son­dern auf die Themen Energieverbrauch, Urbanität, Megacities und Lichtsmog. Wichtig ist auch, dass das Foto gut ent­rauscht wird, das ist in der klei­nen Ansicht nicht zu erken­nen, aber vor allem bei sol­chen dunk­len Bildern immer sehr kritisch.

Ich weiß nicht, wel­cher Berg das ist. Was ich aber auf jeden Fall sehe, ist, dass die Tonwerte noch nicht opti­mal sind. Hier kön­nen die Tiefen und die Höhen bes­ser ange­passt wer­den, um ein kon­trast­rei­che­res Bild zu bekom­men. Außerdem wür­de ich unten den Schatten retu­schie­ren oder abschnei­den. Aber auch dann hat das Bild nicht vie­le Verkaufschancen, wenn der Berg kei­ne aus­ge­wie­se­ne Tourismus-​Attraktion ist.

Auch das ist ein Foto, von dem ich lei­der sagen muss: Es wird sich nicht so gut ver­kau­fen. Warum? Das Foto die­ses Gebäudes ist für ein Werbefoto zu nüch­tern, da stö­ren auch die Stromleitungen und die Straßenlaterne und die Schatten links im Bild. Für ein Reportagefoto pas­siert auf dem Foto zu wenig und es hat zu wenig „Nachrichtencharakter“. Als Erinnerungsfoto eines Urlaubs ist es gut, als Stockfoto lei­der nicht.

Ähnliches gilt lei­der für die­ses Bild. Die Kontraste sind dies­mal bes­ser, aber das Foto ist ehr­lich gesagt ziem­lich eintönig.

Eine Winterlandschaft. Schon bes­ser. Wenn es kalt ist, gehen weni­ger Fotografen für die Tür und der blaue Himmel oben lässt viel Platz für Text. Aber der Verkaufshit wird auch das Bild nicht wer­den, denn die meis­ten Käufer suchen bei Winterfotos ent­we­der schnee­be­deck­te Bäume oder mas­si­ve Berggipfel.


Bei die­ser Landschaft ist war die Bildaufteilung inter­es­sant und es ent­steht eine schö­ne Tiefenwirkung durch die vie­len Bäume, aber farb­lich ist das Bild trotz der vie­len Farben im Vergleich zu den „typi­schen“ Landschaftsfotos immer noch zu matt und fad. Hier wür­de sicher etwas Spielerei mit Farbverläufen in Photoshop hel­fen, um das Foto ver­käuf­li­cher zu gestalten.

Auch hier gilt: Ein schö­nes Urlaubsfoto von einem tol­len Panorama. Für einen Bestseller stört jedoch der Bereich unten rechts, der idea­ler­wei­se schon bei der Aufnahme hät­te ver­mie­den wer­den sol­len. Ein Beschnitt wür­de hier lei­der zuviel des Waldes links ent­fer­nen, der gut aus­sieht. Eine Zwickmühle.

Wege ver­kau­fen sich meist erstaun­lich gut, aber auch hier sind mir die Farben zu flau und der Himmel am Horizont zu ver­wa­schen. Außerdem hat die Straße auf der lin­ken Seite ein häß­li­ches Schlagloch. Das könn­te retu­schiert wer­den. Und nur Mut: Mal etwas in Photoshop den Sättigungsregler hochreißen.

Farben und Sättigung pas­sen bei die­sem Foto sehr gut. Der Name des Schiffes könn­te zu recht­li­chen Problemen füh­ren, des­we­gen soll­te er retu­schiert wer­den. Ansonsten aber eins der Fotos, was aus die­ser Serie (nach der Nachtaufnahme) die meis­ten Verkaufschancen hat.

Ingesamt sind die Fotos der Serie oft zu sehr mit dem Blick eines Touristen foto­gra­fiert wor­den und nicht mit dem eines Designers. Es zählt oft nicht die „gro­ße Ansicht“ und natur­ge­treue Wiedergabe, son­dern die Betonung von idyl­li­schen Details oder die idea­li­sier­te Version der unbe­rühr­ten Natur. Wem die­ser Gedanke zu kom­mer­zi­ell ist, der kann zwar schö­ne Fotos machen, muss aber damit rech­nen, dass er sie nur schwer ver­kau­fen kann.

Was sagt ihr? Welche Tipps wür­det ihr dem Fotografen geben?

Wer von mir auch kos­ten­los Tipps haben will, ob sei­ne Fotos “stock­taug­lich” sind, kann ger­ne eben­falls mitmachen.

Und so läuft’s:
– Schickt mir eine kur­ze Mail, in der ihr Euch vor­stellt, z. B. wie lan­ge ihr Fotos macht, mit wel­cher Ausrüstung, ob und wo ihr schon Fotos ver­kauft und was ihr in Zukunft in der Stockfotografie-​Branche vorhabt.
– Wenn ich aus­rei­chend Zeit habe für Bildbesprechungen, bit­te ich Euch, mir 5–10 Bilder in klei­ner Auflösung (ca. 600×800 Pixel) zu schicken.
– Diese wer­de ich dann in einem Blogbeitrag wie die­sem ver­öf­fent­li­chen (auf Wunsch auch anonym) und mei­ne Kommentare abge­ben aus Business-​Sicht. Also eher nicht, ob eine Blume schön ist oder nicht, son­dern wie ver­käuf­lich das Foto sein könn­te oder wie es ver­käuf­li­cher gemacht wer­den könnte.
– Mit Wartezeit von eini­gen Wochen bis zur Veröffentlichung ist lei­der zu rechnen.

Pimp My Stock! Bildbesprechungen von Stockfotos 13

In die­ser Folge von „Pimp My Stock!“ gibt es etwas Neues. Heute schau­en wir uns Bilder an, die alle­samt von Fotolia in den letz­ten Wochen abge­lehnt wur­den. Das ist nichts Ungewöhnliches. Spannender ist eher, dass ich auf den ers­ten Blick fast jedes Foto mit Kusshand auf­ge­nom­men hät­te und ich mir bei den meis­ten Motiven auch sicher bin, dass sie sich gut ver­kau­fen würden.

Der Fotograf Sebastian Reuter schrieb mir eine ver­zwei­fel­te Mail, weil sei­ne bes­ten Fotos häu­fig abge­lehnt wür­den. Er schick­te mir auch die Fotos in vol­ler Auflösung, damit ich in der 100%-Ansicht auf Fehlersuche gehen kön­ne. Er schrieb u.a.

Ich lade seit Dezember 2010 nach und nach mei­ne bes­ten Bilder bei Fotolia hoch. Es sind jetzt 117 Bilder und der­zeit sat­te 38 Credits „Gewinn“. Okay, das dauert…

Aber was mich am meis­ten nervt ist, dass per­fek­te Bilder immer wie­der abge­lehnt wer­den. Perfekt weil: mit ISO 50 kann nichts rau­schen, Blende 8 kann es kei­ne chro­ma­ti­sche Abberation sein, mit 2,5 sec Belichtung war es auch nicht frei Hand. Und so geht es weiter…“

Aber schau­en wir, wor­an es lie­gen könn­te. Seine bis­her ange­nom­me­nen Motive fin­det ihr hier.

Das Motiv sieht geil aus, oder? Eine Glühbirne im Moment des Zersplitterns. Gut beleuch­tet, mit viel Platz für Text, ide­al für Werbeplakate. Würde the­ma­tisch gut zu Themen wie „Energie spa­ren“, „Glasbruch“, „Ideenfindung“ und vie­len ande­ren pas­sen. Kommerziell sehr ver­wert­bar. Am Motiv kann es nicht lie­gen, dass das Bild abge­lehnt wur­de. Zoomen wir mal ran:

Hier wird deut­li­cher, was Gründe sein könn­ten. Zum einen ist das Bild etwas ver­rauscht, außer­dem gibt es ganz leich­te Ansätze von chro­ma­ti­scher Abberation, der Lichtreflex sorgt für klei­ne aus­ge­fres­se­ne Stellen und das Bild ist durch die schnel­le Bewegung etwas unscharf. Würde es die Bildkäufer stö­ren? Wahrscheinlich nicht. Aber wenn sich ein Bildredakteur dar­an reibt, hilft das dem Fotografen nicht. Trotzdem könn­te das Bild mit­tels Photoshop etwas geret­tet wer­den. Eine leich­te Rauschreduzierung (ich bevor­zu­ge da Plugin Noise Ninja), die Farbsättigung redu­zie­ren und manu­el­les Abwedeln der aus­ge­fres­se­nen Stellen wür­de eini­ge Kritikpunkte abschwä­chen. Bei mir sähe das so aus:


Es sind noch paar JPG-​Artefakte zu sehen, die viel­leicht zu ver­hin­dern wären, wenn der Workflow vom RAW-​Bild zum Endergebnis behut­sam über­prüft wird.


Bei die­sem Foto einer Kuh auf der Weide brau­chen wir nicht zu zoo­men, um das Problem zu erken­nen. Blendenflecken sind per Definition ein Bildfehler. Punkt. Klar, manch­mal mag der Effekt zur Schönheit eines Fotos bei­tra­gen, aber hier stört vor allem der grü­ne Fleck in der Kopfmitte die Idylle. Vielleicht hät­te es gereicht, die­sen einen Fleck zu retu­schie­ren. Dazu kommt jedoch, dass das Motiv zuhauf in Agenturen vor­han­den ist und der Bedarf eher gering ist. Bei sol­chen Motiven sind Bildredakteure nun mal stren­ger. Da hilft es auch nicht, auf die zehn­tau­send ande­ren Kuhfotos zu ver­wei­sen, die seit Jahren in den Agenturen sind und hun­der­te von Downloads erreicht haben. Mit jedem ange­nom­me­nen Bild steigt das Risiko der Ablehnung für ähn­li­che Motive.


Auch bei die­sem Laserfoto sind die Bildfehler schon in der Kleinansicht zu erken­nen. Trotzdem mal eine 100%-Ansicht:


Die Farben lau­fen deut­lich sicht­bar zusam­men, jedem Bildredakteur wür­den da die Haare zu Berge ste­hen. Aber: Wer schon mal pro­biert hat, eine super­hel­le Lichtquelle (und nichts ande­re ist ein Laserstrahl) mit des­sen Reflexionen auf Metall (in die­sem Fall die Laborgeräte) zu foto­gra­fie­ren, wird mer­ken, dass es nahe­zu unmög­lich ist, das ohne Überstrahlungen zu errei­chen, die einen Lichthof erzeu­gen. Aber vie­le Bildredakteure in Microstock-​Agenturen haben davon ent­we­der kei­ne Ahnung oder es ist ihnen egal. Erschwerend kommt beim Foto hin­zu, dass die unter­schied­li­chen Neonfarben das Bild zwar kom­po­si­to­risch span­nend machen, aber durch ihre unter­schied­li­chen Wellenlängen digi­ta­le Sensoren zu schnell überfordern.

Das ist einer der Gründe, war­um es weni­ge gute Laserfotos in Bildagenturen gibt, von digi­ta­len Fotomontagen mal abge­se­hen. Das wäre ein Grund, das Foto trotz­dem anzu­neh­men. Aber auch für ein Laserfoto ist es eher für spe­zi­el­le Anwender inter­es­sant, weil es sehr dun­kel ist und durch die vie­len Einzelteile wirr erscheint. Ein ande­res Laserfoto mit weib­li­cher Forscherin und einem ruhi­ge­ren Bildaufbau ist für Microstock-​Kunden interessanter.

Stillleben mit Werkzeugen eines Zahnarztes. Ein typi­sches Microstock-​Motiv, gut ver­käuf­lich. Abgelehnt? Abgesehen von der dunk­len Ecke links unten und dem man­geln­den Kontrast ist auf den ers­ten Blick wenig zu bemän­geln. Zoomen wir ran:

Der größ­te Kritikpunkt: Die schärfs­te Stelle im Bild ist noch nicht rich­tig scharf. Außerdem ist eine leich­te chro­ma­ti­sche Abberation (CA) zu erken­nen. Ihr seht nicht, was ich mei­ne? Speichert das Bild ab, öff­net es in Photoshop, wählt das Werkzeug „Farbton/​Sättigung“, klickt auf „Bearbeiten: Magentatöne“ und zieht den Regler „Sättigung“ auf +100. Seht ihr die lila Linie? Um sie zu ent­fer­nen, jetzt ein­fach den Sättigungsregler auf ‑100 zie­hen. Fertig.

Ich habe mal den Kontrast etwas ange­ho­ben, die CA ent­fernt und das Bild leicht geschärft. Das Ganze sieht dann so aus. Wer will, kann ja bei­de Versionen als Ebenen über­ein­an­der legen und direkt vergleichen:


So wür­de das Foto schon eher ange­nom­men werden.


Bei die­sem Foto aus einer Eisengießerei tritt ein ähn­li­ches Problem auf wie beim Laserfoto. Geschmolzenes Metall ist per Definition sehr hell und erzeugt damit auto­ma­tisch Lichthöfe auf Fotos, die unver­meid­lich sind. Bei der 100%-Ansicht tritt noch ein ande­res Problem zu Tage:


Es gibt eine leich­te Bewegungsunschärfe und ein unschö­nes Bildrauschen. Ein Blick in die EXIF-​Daten gibt Aufschluss: Das Foto wur­de mit einer Canon EOS 1Ds Mark III und dem Canon 24–70mm-Objektiv (f2.8) auf­ge­nom­men, die Blende betrug 3.5, die Brennweite 45mm, Verschlusszeit war 1/​60 Sekunde und – jetzt kommt’s – der ISO-​Wert war 800. Für eine „available light“-Aufnahme ist das Foto zwei­fels­frei gut gelun­gen, aber die Microstock-​Bildredakteure sind da sehr ver­wöhnt. Entweder wäre ein mobi­ler Blitz hilf­reich gewe­sen, der einen gerin­ge­ren ISO-​Wert erlaubt hät­te oder das Rauschen könn­te mit Photoshop dezent redu­ziert werden.

Trotzdem: Wäre ich Chef einer Bildagentur und wür­de sehen, wie mein Bildredakteur so ein Foto ablehnt, wür­de ich ihm einen Klaps auf den Hinterkopf geben und fra­gen: „Sag mal, spinnst Du? Das Foto wird sich wie geschnit­ten Brot ver­kau­fen, scheiß auf die Bildfehler!“


Bei die­sem Foto sind so gut wie kei­ne Bildfehler zu erken­nen, auch in der 100%-Ansicht nicht. Das Foto eines Reinraums könn­te einen Hauch mehr Schärfe ver­tra­gen, aber das wäre hier noch kein Ablehnungsgrund. Viel wahr­schein­li­cher ist es, dass den Bildredakteuren die­se ver­ti­ka­le Variante gereicht hat, wel­che von Fotolia ange­nom­men wur­de. Vom Motiv her wür­den sich bei­de Varianten gut ver­kau­fen lassen.


Wieder ein Labor, wie­der abge­lehnt. Für den Microstock-​Markt ist das Motiv viel­leicht etwas zu spe­zi­fisch, da die abge­bil­de­ten Geräte dem Fachkunden sehr genaue Rückschlüsse über die Art der Forschung erlau­ben wür­den. Hier bie­tet sich die Vermarktung über eine Macrostock-​Agentur auf RM-​Basis an, weil das Bildmaterial in die­sem Bereich sehr sel­ten ist und die Firmen des­halb für sol­che Motive auch mehr Geld aus­ge­ben. Abgesehen davon, dass der Aufsteckblitz sich in der vor­de­ren Maschine spie­gelt, sind in der klei­nen Ansicht kaum Fehler zu erken­nen. Bei 200% wird es jedoch anders:


Zum einen häu­fen sich in dem Bild ver­schie­de­ne Logos, für die der Fotograf garan­tiert nicht alle schrift­li­che Erlaubnisse hat. Eins der Logos ist in der 200%-Ansicht zu sehen, aber auch auf dem klei­nen Monitor in der Bildmitte ist Philips zu lesen, auf der Rückseite des Mikroskops ist deren Firmenlogo zu sehen und so wei­ter. Für „royal­ty free“-Motive ein „No Go“! Zusätzlich ist wie­der chro­ma­ti­sche Abberation zu erken­nen, die jedoch ein­fach mit Photoshop zu unter­drü­cken wäre.


Bei die­sem Foto eines Präzisionsinstruments ist es ähn­lich. Der Bildaufbau ist gut und agen­tur­taug­lich, aber das abge­bil­de­te Verfahren ist für Microstock mei­nes Erachtens zu spe­zi­ell. Bei Macrostock-​Agenturen wäre es bes­ser auf­ge­ho­ben. Um die Annahmewahrscheinlichkeit zu erhö­hen, wür­de ich das Bild aber noch ent­rau­schen und mini­mal schär­fen. Zum Vergleich hier wie­der ein 100%-Ausschnitt und mei­ne retu­schier­te Version danach:


Ihr seht deut­lich, dass der Hintergrund durch das Entrauschen viel ruhi­ger gewor­den ist, ohne dass die Schärfe im Vordergrund dar­un­ter leidet.


Der Potsdamer Platz in Berlin bei Nacht. Nicht das sel­tens­te Motiv, aber durch den auf­fäl­lig gel­ben Sightseeing-​Bus ein gelun­ge­nes Motiv, das vie­le Reiseveranstalter mit Kusshand kau­fen wür­den. Abgelehnt. Ein deut­li­ches K.O.Kriterium für Microstock-​Agenturen sind natür­lich die Firmennamen oben an den Wolkenkratzern, zum Beispiel von der Deutschen Bahn in der Mitte. Aber auch hier gibt es wie­der das Problem mit den Lichthöfen, wie eine 100%-Ansicht offenbart:


Hier wirkt es fast so, als wäre das Foto zu stark ent­rauscht wor­den. Aber wie­der die Sinnfrage: Würde das die Bildkäufer stö­ren? Sehr wahr­schein­lich nicht.


Von den zehn ein­ge­sand­ten Fotos ist das hier mit dem früh­lings­haft gedeck­ten Tisch mein Favorit. Umso blö­der, dass das Bild abge­lehnt wur­de. Aber Mr. Pingelig fin­det auch hier zwei Gründe. Einerseits wur­de wie schon beim Laborbild eine ver­ti­ka­le Variante ange­nom­men, ande­rer­seits ist ein Farbsaum bei den roten Tulpen zu erkennen:

Selbst bei einem Posterdruck des Motivs wür­de das sicher kaum stö­rend ins Gewicht fal­len, aber Bildredakteure haben lei­der ihre Vorgaben.

Zusammenfassend ein Hinweis: Hätte Sebastian die­se Fotos vor 3–4 Jahren bei Microstock-​Agenturen ange­bo­ten, wären sie sehr wahr­schein­lich ange­nom­men wor­den und hät­ten sich auch gut ver­kauft. Aber mit der Masse der Motive steigt der Qualitätsanspruch bei neu­en Bildern. Da hilft es auch nichts, hau­fen­wei­se alte Bilder aus den Agentur-​Portfolios zu zie­hen, die oft wirk­lich nur – ähm, na ja – for­mu­lie­ren wir es so: unge­wöhn­lich sind. Natürlich wäre es sinn­vol­ler, einen Haufen alter Bilder aus dem Agenturbestand zu ent­fer­nen und dafür ähn­li­che Motive mit bes­se­rer Qualität anzu­neh­men. Aber so ein Schritt kos­tet Zeit, Geld und viel Arbeit, den vie­le Agenturen scheuen.

Auch die Position des Fotografen muss berück­sich­tigt wer­den. Würde ein Smaragd-​Fotograf bei Fotolia obi­ge Fotos bei sich hoch­la­den, ver­mu­te ich, dass die Annahmequoten höher wären als bei einem Neuling. Bei alt­ein­ge­ses­se­nen Fotografen mit vie­len Verkäufen wis­sen die Bildredakteure zwei Dinge: 1. Der Typ ver­kauft viel, er wird also wis­sen, was für Motive lau­fen und 2. Die Kunden kau­fen die Bilder, sie schei­nen also mit der Qualität zufrie­den zu sein. Diesen Ruf muss sich ein neu­er Fotograf inner­halb einer Agentur erst auf­bau­en. Das ist unge­recht, weil hier nicht objek­tiv nach Bildqualität, son­dern nach „Marktmacht“ ent­schie­den wird, aber die­se Gewichtung bringt der Agentur Geld, wes­halb sie sich ver­mut­lich kaum ändern wird.

Ein klei­ner Trost für Fotografen ist viel­leicht, dass beim Hochladen der glei­chen Motive bei vie­len Agenturen sicht­bar wird, dass man­che Ablehnungen ein­fach purer Zufall sind.

Die heu­te gezeig­ten Bilder bewei­sen aber auch, dass bei ober­fläch­li­cher Betrachtung der Fotos Fehler ver­bor­gen blei­ben kön­nen, die erst bei genau­er Ansicht in Auge sprin­gen. Darum pre­digt jeder Bildredakteur: Bildbearbeitung bei 100%!

Ich bin gespannt: Was meint ihr? Liege ich mit mei­nen Vermutungen rich­tig? Oder war­um wür­det ihr die Fotos ableh­nen? Oder hät­tet ihr sie – wie ich – trotz­dem angenommen?

Wer von mir auch kos­ten­los Tipps haben will, ob sei­ne Fotos „stock­taug­lich“ sind, kann ger­ne eben­falls mitmachen.

Und so läuft’s:
– Schickt mir eine kur­ze Mail, in der ihr Euch vor­stellt, z. B. wie lan­ge ihr Fotos macht, mit wel­cher Ausrüstung, ob und wo ihr schon Fotos ver­kauft und was ihr in Zukunft in der Stockfotografie-​Branche vorhabt.
– Wenn ich aus­rei­chend Zeit habe für Bildbesprechungen, bit­te ich Euch, mir 5–10 Bilder in klei­ner Auflösung (ca. 600x800 Pixel) zu schicken.
– Diese wer­de ich dann in einem Blogbeitrag wie die­sem ver­öf­fent­li­chen (auf Wunsch auch anonym) und mei­ne Kommentare abge­ben aus Business-​Sicht. Also eher nicht, ob eine Blume schön ist oder nicht, son­dern wie ver­käuf­lich das Foto sein könn­te oder wie es ver­käuf­li­cher gemacht wer­den könnte.
– Mit Wartezeit von eini­gen Wochen bis zur Veröffentlichung ist lei­der zu rechnen.

* Affiliate

Pimp My Stock! Bildbesprechungen von Stockfotos 12

Es gibt wie­der was zum Pimpen! Joachim Opelka hat mich gebe­ten, in der zwölf­ten Folge von „Pimp My Stock!“ mal sei­ne Fotos unter die (Stockfotografie-)Lupe zu neh­men. Kein Problem.

Aber zuerst stellt Joachim sich kurz vor:

Ich foto­gra­fie­re seit ca. 15 Jahren „ernst­haft“. Habe spo­ra­disch ca. 1 mal im Jahr ein paar Aufnahmen an den MEV-​Verlag, Augsburg verkauft.

Seit Jahresbeginn beschäf­ti­ge ich mich inten­siv mit Stockfotografie und habe seit­dem ca. 1500 Bilder online bei: Panthermedia, Chromorange, Zoonar, Pitopia und Bildmaschine. Das möch­te ich inten­si­vie­ren und wei­ter ausbauen.

Annahmequote bei die­sen ca. 40–50% und die Kommentare sind breit­ge­streut von „Redaktioneller Tip“ bei Panthermedia bis zur Drohung der Account-​Kündigung bei Chromorange (obwohl die bis­her schon über 300 Bilder ange­nom­men hat­ten von mir). Außerdem ca. 100 Bilder bei neue­bild­an­stalt, Hamburg. Diese Bildsprache macht mir eigent­lich am meis­ten Spaß, wird von den ande­ren Agenturen aber wohl nicht so ganz verstanden?!

Ausrüstung: Bis vor ca. einem Jahr ana­log: Canon EOS 10, EOS 5, EOS 3, Zenza Bronica SQ-​Ai, seit­dem digi­tal: EOS 450D, 550D.

Was mir auf­fällt: Selbst gescann­te Dias wer­den kaum ange­nom­men (Canon CanoScan 8800F).“

Nun zu sei­nen Fotos:

Eine roman­ti­sche Kirche vor einem abend­ro­ten Himmel, ver­mut­lich mit einem Farbverlaufsfilter auf­ge­nom­men (oder in die­ser Art digi­tal bear­bei­tet). Das ist gut, denn ohne die­sen Effekt wäre das Foto zu belie­big. Sättigung und Kontrast hät­ten jedoch noch ver­stärkt wer­den kön­nen und die grü­nen Büschel im Vordergrund hät­te ich retu­schiert. Insgesamt sähe das Foto dann zwar stock­fo­to­taug­lich aus, aber die Konkurrenz an Landschaftsaufnahmen mit Kirchen ist sehr groß und der Bedarf gering.

Das Foto sieht aus wie das Negativ der Silvester-​Bestseller mit einem pri­ckeln­den vol­len Sektglas und knal­len­dem Korken vor schwar­zem Hintergrund: Wir sehen den Fuß eines Sektglases und den lee­ren Metallverschluss vor wei­ßem Hintergrund. Verkaufen wird sich das nicht gut, denn es ist zu schwer zu erken­nen, was abge­bil­det wer­den soll. Glas auf Weiß ist oft schwie­rig. Als Symbolbild eig­net es sich des­halb nicht.

Vier Bäumstämme lie­gen im Wald. Unspektakulär. In Folge 07 von „Pimp My Stock“ habe ich schon gesagt, was immer noch gilt: Dieses Motiv gibt es zu oft und die Nachfrage ist kaum vorhanden.

Eine rote Cocktailtomate, gefan­gen in, äh, hm, ach ja, einem Schneebesen. Das Motiv hat Potenzial, aber wie an einem ers­ten Satz erkenn­bar ist, fehlt etwas. Der Bezug könn­te schnel­ler her­ge­stellt wer­den, wenn etwas „weg­ge­zoomt“ wird und die Ränder der Stäbe zu erken­nen sind. Kombiniert wer­den könn­te das Foto mit ande­ren Symbolen, die das „Eingesperrtsein“ recht­fer­ti­gen, zum Beispiel ein Gentechnik-​Aufkleber auf oder eine Spritze in der Tomate.

Das Motiv liegt – im Wortsinn – auf der Hand und ist auch in vie­len Varianten umge­setzt wor­den: Der Schriftzug „Euro“ aus Euro-​Cent-​Stücken gelegt. Das Foto hier unter­schei­det sich durch die ver­än­der­te Brennweite, wel­che zu einem Geschwindigkeitseffekt führt und dem Bild Dynamik ver­leiht. Dadurch hat das Foto Symbolcharakter (Flüchtige Stärke/​Schwäche des Euro), Kaufkraft, etc.). Bei so einem insze­nier­ten Foto wun­dert es aber, dass die unte­ren Enden des U und O aus der Reihe tan­zen. Auch könn­te das Bild mehr Schärfe ver­tra­gen und Kontrast ver­tra­gen. Es wirkt wie ein Dia-​Scan und das wäre auch der Grund, war­um die­se ungern genom­men wer­den: Selbst mit guten Scannern gibt es trotz­dem vie­le Abbildungschwächen durch die Übertragung in die „zwei­te Generation“, die bei guten Digitalsensoren heu­te nicht mehr auftreten.

Ein schlich­tes, aber wir­kungs­vol­les Foto. Drei ein­fa­che Lorbeerblätter neben­ein­an­der, als Freisteller vor Weiß. Ist gut ver­käuf­lich, könn­te aber trotz­dem ver­bes­sert wer­den. Zum einen könn­te das rech­te Blatt mit dem mitt­le­ren ver­tauscht wer­den, da es klei­ner ist und so mehr Symmetrie ins Bild käme. Das Blatt in der Mitte hat am unte­ren Ende auch einen Fleck, der retu­schiert wer­den soll­te. Dann wür­de das Foto noch bes­ser wir­ken. Diese Änderungen las­sen sich digi­tal auch nach­träg­lich noch gut umset­zen. Zwei wei­te­re emp­feh­lens­wer­te Varianten wären: Noch mehr Lorbeerblätter, z.B. 4 Reihen x 5 Blätter. Blätter vie­ler ver­schie­de­ner Kräuter-​/​Baumarten neben­ein­an­der. Wichtig ist auch, dass das Foto gut ver­schlag­wor­tet und die Bedeutung von Lorbeer als Gewürz und Küchenkräuter erwähnt wird.

Eine Peperoni wird von einer Schere zer­schnit­ten. Das soll die sym­bo­li­sche Umsetzung für, na?, rich­tig: „scharf“ sein. Aber ers­tens ist die Idee nicht neu und zwei­tens gibt es viel hei­ße­re Aufnahmen die­ses Themas. Für die Illustration der schärfs­ten Peperoni oder Chili-​Gerichte der Welt wäre es zu fade und eine ande­re Verwendung fällt mir bei die­sem Motiv nicht ein.

Ein vol­ler Mond strahlt über einem See. Photoshop-​Experten könn­ten aus die­sem Foto viel Material für beein­dru­cken­de Montagen holen, aber so „roh“ wirkt das Foto lei­der zu blass. Das liegt einer­seits am kip­pen­den Horizont, durch den der See nach rechts aus­zu­lau­fen scheint und durch das kah­le Gestrüpp im Vordergrund, was lei­der nicht zu der mys­te­riö­sen Vollmondstimmung pas­sen will. Je nach Lage vor Ort hät­te viel­leicht ein Perspektiv- oder Objektivwechsel stim­mi­ge­re Ergebnisse gebracht.

Drei Würfel auf einem grü­nen Untergrund. Schlicht, aber tech­nisch gut umge­setzt. Nicht spek­ta­ku­lär, aber für sol­che ein­fa­chen Motive gibt es immer mal Abnehmer. Einzig links am Würfel hät­te etwas mehr Platz sein dürfen.

Die pro­fes­sio­nel­len Food-​Fotografen sehe ich bei die­sem Foto schon hef­tig mit ihren Köpfen schüt­teln. Während sie in stun­den­lan­ger Arbeit die Zucchinischeiben mit der Pinzette in die rich­ti­ge Position brin­gen wür­den, wirkt hier das Sammelsurium aus Zucchini, Peperoni und sau­re Gurken (?) belie­big und dahin­ge­wür­felt. So wird sich das Foto nicht ver­kau­fen, zumal ich auch kein belieb­tes Rezept wüss­te, bei der die Hauptzutaten aus die­ser Kombination bestünden.

Was sagt ihr? Stimmt ihr der Einschätzung zu?

Wer von mir auch kos­ten­los Tipps haben will, ob sei­ne Fotos „stock­taug­lich“ sind, kann ger­ne eben­falls mitmachen.

Und so läuft’s:
– Schickt mir eine kur­ze Mail, in der ihr Euch vor­stellt, z. B. wie lan­ge ihr Fotos macht, mit wel­cher Ausrüstung, ob und wo ihr schon Fotos ver­kauft und was ihr in Zukunft in der Stockfotografie-​Branche vorhabt.
– Wenn ich aus­rei­chend Zeit habe für Bildbesprechungen, bit­te ich Euch, mir 5–10 Bilder in klei­ner Auflösung zu schicken.
– Diese wer­de ich dann in einem Blogbeitrag wie die­sem ver­öf­fent­li­chen (auf Wunsch auch anonym) und mei­ne Kommentare abge­ben aus Business-​Sicht. Also eher nicht, ob eine Blume schön ist oder nicht, son­dern wie ver­käuf­lich das Foto sein könn­te oder wie es ver­käuf­li­cher gemacht wer­den könnte.
– Mit Wartezeit von eini­gen Wochen ist bis zur Veröffentlichung lei­der zu rechnen.

Kritisch, ehr­lich, subjektiv.

Pimp My Stock! Bildbesprechungen von Stockfotos 11

Vorhang auf, will­kom­men bei der Folge 11 von „Pimp My Stock!“, es geht wei­ter mit mei­ner Bildkritik an Stockfotos.

Diesmal möch­te Ralf Fröhlich eini­ge Kommentare zu sei­nen Bildern. Lassen wir ihn erst mal in sei­nen eige­nen Worten vorstellen:

Ich foto­gra­fie­re schon seit vie­len Jahren, bin aber erst seit rund 2,5 Jahren wie­der „geschäft­lich“ dabei.
PantherMedia, Fotolia, Polylooks sind eini­ge Agenturen, in denen ich ver­tre­ten bin, wobei mei­ne Verkäufe (bis­her rund 780 Stück in 2,5 Jahren) über­wie­gend bei PM und Fotolia laufen.
Mein Augenmerk liegt in der Reportage- Reisefotografie. Vor allem Indien ( Nagaland/​Assam), aber auch Namibia, Südafrika und Nepal haben es mir angetan.
Indien berei­se ich seit mehr als 15 Jahren regel­mä­ßig und seit ca 10 Jahren neh­me ich unter dem Begriff:  „Fotoexpeditionen und Abenteuerreisen“ klei­ne Reisegruppen mit max. 8 Personen mit.
Wie oben erwähnt liegt mir beson­ders das Nagaland am Herzen – ich war einer der ers­ten, die im Jahre 2000 das Land nach der Öffnung berei­sen konn­ten – und, wie auf mei­ner Webseite zu sehen, habe ich dort auch schon eini­ges in Bewegung brin­gen kön­nen. Für mich ein ganz beson­de­res Land, mit einer beson­de­ren Geschichte, Tradition und Kultur…“

Hier sind sei­ne Fotos:


Das Motiv besitzt eine star­ke Symbolik, die schüch­ter­ne Hand, wel­che sich vor­sich­tig der ande­ren nähert, kann Nähe, Vertrauen, Liebe und Sicherheit, aber auch Angst, Unsicherheit und Risiko ver­sinn­bild­li­chen. Aus der Microstock-​Perspektive, wo Bilder mög­lichst uni­ver­sell nutz­bar sein soll­ten, stört vor allem der Zopf und die Stammeskleidung. Das wie­der­um kann aber bei spe­zia­li­sier­ten Reportageagenturen wie laif oder Okapia ein Vorteil sein, doch dazu spä­ter mehr.


Ein Foto mit einem ein­deu­ti­gen Motiv: Paar an einer Kochstelle. Leider etwas hart belich­tet (sie­he an der Feder rechts oben), aber was ich bei die­ser Größe erken­nen kann, tech­nisch trotz­dem brauch­bar. Nur bei den genann­ten drei Microstock-​Agenturen wie­der kom­plett das fal­sche Motiv, da es weni­ge Verwendungszwecke für das Foto gibt. Die jedoch, die es gibt, sind bereit, für eine authen­ti­sche Szene deut­lich mehr als nur eine Handvoll Euro zu bezahlen.


Dieses Foto des alten Mannes aus Nagaland lebt von dem zer­furch­ten Gesicht. Hier ist die rich­ti­ge Verschlagwortung wich­tig, wel­che das Alter betont, um Verkäufe zu erzie­len. Das Kind auf dem Rücken fin­de ich nicht ganz gelun­gen. Entweder rich­tig mit auf das Bild, um das Thema „Generationen“ und „Kinderpflege“ zu beto­nen, oder mal kurz abset­zen, damit die Betrachter sich auf den Kopf des Senioren kon­zen­trie­ren kön­nen. Oder ide­al: Beide Varianten fotografieren.


Ein jun­ger Mann bei der Jagd. Technisch gäbe es eini­ge Vorschläge zu machen, wie die Person mit Tasche und Kopfschmuck durch die Wahl eines ande­ren Hintergrundes bes­ser davon abzu­he­ben, doch da es ein Reportagefoto ist, las­se ich das. Auch die­ses Motiv ist gelun­gen, da es eine Handlung, in die­sem Fall die Nahrungsbeschaffung, sehr gut und typisch zeigt. Wie bei bis­her allen Fotos wäre eine dar­auf spe­zia­li­sier­te Agentur jedoch die bes­se­re Wahl.


Ralf hat für die­ses Foto einer alten Familie – wie für alle ande­ren Fotos auch – einen Modelvertrag und des­we­gen hät­te das Foto in Agenturen sehr gute Chancen. Der Helligkeitsunterschied zwi­schen dem son­ni­gen und dem schat­ti­gen Teil hät­ten jedoch ent­we­der mit einem Aufhellblitz oder nach­träg­lich mit Photoshop redu­ziert wer­den kön­nen. Auch das Bildformat wirkt etwas komisch. Im klas­si­schen 2:3‑Format hät­ten Grafiker links mehr Platz für Textfreiraum, auch wenn ich mir das Foto weni­ger für Werbezwecke, son­dern eher in Reiseführern und Schulbüchern vor­stel­len kann.


Diese bun­ten Krabbelkäfer wür­den hier sicher vie­le Leute auf Tische und Stühle jagen, in Indien spie­len Kinder damit. Wie immer bei Fotos mit Tieren mein Rat: Wer den latei­ni­schen Namen der abge­bil­de­ten Tiere kennt, ver­dop­pelt den Wert des Fotos. Wenn das Bild nicht doku­men­ta­risch genutzt wer­den soll, wür­de ich das Gesicht auf dem Pullover retuschieren.


Dieses Foto wird sich lei­der in Microstock-​Agenturen nicht gut ver­kau­fen und auch als Macrostock wird es schwie­rig. Warum? Wenn die­se Meeresenge nicht sehr berühmt ist, ist das Foto zu unspek­ta­ku­lär, das Wetter zu die­sig, das Boot zu klein oder zu groß (je nach­dem, ob der Kunde unbe­rühr­te Natur oder Abenteuerreisen illus­trie­ren will) und so weiter.


Die Komposition des Bildes ist gelun­gen, aber die Familie im Vordergrund hät­te auch hier einen Aufhellblitz ver­tra­gen kön­nen. Wenn das Foto gleich­zei­tig 1–2 Blenden unter­be­lich­tet wür­de, gäbe es auf dem Foto auch kein Problem mit der Glanzstelle am Fernsehturm und der Himmel hät­te ein schö­nes tief­sat­tes Blau. So ist es nur bedingt lukra­tiv. Ebenfalls hilf­rei­cher wäre es gewe­sen, wenn statt zwei Mädchen der Vater mit auf dem Bild gewe­sen wäre. Falls die Personen zur Familie des Fotografen gehö­ren, hät­ten lie­ber die älte­re Tochter und der Vater kurz die Rollen tau­schen sollen.


Das ist noch ein Foto, was sich nicht gut ver­kau­fen wird. Schon in die­ser Größe ist das Bildrauschen im Himmel zu erken­nen, die Farben sind zu flau und das Bild durch die vie­len klei­nen Schiffe zu unru­hig, der Busch im Vordergrund stö­rend. Leider nicht mehr als ein Foto für das Urlaubsfotoalbum.


Ralf, wenn Du auch von allen Personen auf die­sem Foto einen Modellvertrag hast, wird das Foto bei Microstock-​Agenturen ein Renner. Garantiert. Menschengruppen sind wegen des Aufwands immer sel­ten und von oben auch schwie­ri­ger als von vor­ne. Bei der Kleidung soll­te noch geschaut wer­den, ob in der 100%-Ansicht noch Markennamen oder Logos erkenn­bar sind. Kandidaten wären da die Männer im wei­ßen und blau­en Shirt.

Bei den Indienfotos habe ich mich etwas zurück­ge­hal­ten, des­we­gen will ich zu allen gebün­delt etwas sagen wollte:
Auch ohne die Fotos zu sehen hät­te ich sofort nach dem Vorstellungstext ssa­gen kön­nen, dass die Fotos in eine Spezialagentur gehö­ren. Zum einen ist das Nagaland durch die Grenze zu Myanmar (Militärdiktatur) schwer erreich­bar und auch das Land selbst ist durch Unabhängigkeitsbestrebungen zumin­dest poli­tisch unsi­che­rer. Das limi­tiert die Zahl der Touristen, was dazu führt, das Reiseveranstalter etc. aus der Region weni­ger Fotos brau­chen. Andererseits gibt es trotz­dem ein Bildbedarf für geo­gra­fi­sche Regionen und da das Angebot in die­sem Bereich sehr sel­ten ist, ver­kau­fen sich die Fotos mit sach­lich kor­rek­ter Verschlagwortung zwar sel­ten, dafür aber zu deut­lich höhe­ren Preisen. Deshalb emp­feh­le ich, die­se Bilder nicht mehr über Microstock-​Agenturen zu ver­kau­fen und sie statt­des­sen Macrostock-​Agenturen mit einem Schwerpunkt auf „Reisefotografie“ anzubieten.

Wenn Du unter­wegs bist und für Microstock-​Agenturen Fotos machen willst, kon­zen­trie­re Dich auf die klas­si­schen Touristenziele und typi­sche Länderimpressionen wie sie in vie­len Reisekatalogen zum Anpreisen genutzt wer­den. Ein Beispiel wäre ein Portrait der jun­gen Frau vom Kochfoto vor einer son­ni­gen grü­nen Landschaft.

Was sagt ihr zu den Fotos? Und teilt ihr mei­ne Einschätzung oder wür­det ihr ande­re Tipps geben?

Wer von mir auch kos­ten­lo­se Tipps haben will, ob sei­ne Fotos “stock­taug­lich” sind, kann ger­ne eben­falls mitmachen.

Und so läuft’s:
– Schickt mir eine kur­ze Mail, in der ihr Euch vor­stellt, z. B. wie lan­ge ihr Fotos macht, mit wel­cher Ausrüstung, ob und wo ihr schon Fotos ver­kauft und was ihr in Zukunft in der Stockfotografie-​Branche vorhabt.
– Wenn ich aus­rei­chend Zeit habe für Bildbesprechungen, bit­te ich Euch, mir 5–10 (!) Bilder in klei­ner Auflösung (ca. 600×800 Pixel) zu schicken.
– Diese wer­de ich dann in einem Blogbeitrag wie die­sem ver­öf­fent­li­chen (auf Wunsch auch anonym) und mei­ne Kommentare abge­ben aus Business-​Sicht. Also eher nicht, ob eine Blume schön ist oder nicht, son­dern wie ver­käuf­lich das Foto sein könn­te oder wie es ver­käuf­li­cher gemacht wer­den könnte.

Kritisch, ehr­lich, subjektiv.

Pimp My Stock! Bildbesprechungen von Stockfotos 10

Wir fei­ern heu­te ein klei­nes Jubiläum. Meine Serie „Pimp My Stock!“ erscheint zum zehn­ten Mal.

Tadaa! Diesmal bespre­che ich die Fotos von Stephanie, einer jun­gen Mutter, die ich auf der Photokina ken­nen­ler­nen durf­te. Sie foto­gra­fiert seit meh­re­ren Jahren als Hobby und beschäf­tigt sich seit eini­gen Monaten mit der Stockfotografie. Ihr Lieblingsobjektiv ist das Canon EF 24–70mm f/2.8 L USM. Als Mutter foto­gra­fiert sie natur­be­dingt ger­ne Kinder,  ihre klei­ne Tochter, aber auch deren Cousins und Cousinen.

Sie hat gesagt, ich darf ruhig ganz ehr­lich sein. Das wer­de ich auch…

Schauen wir uns die Bilder an:

Eine nied­li­che Katze? Nein, das ist kein gutes Stockfoto. Das Motiv ist hun­dert­fach vor­han­den und vor allem in bes­se­rer Qualität. Wie hät­te es bes­ser foto­gra­fiert wer­den kön­nen? Mit Aufhellblitz von vorn, dich­ter ran und auf eine inter­es­san­te­re Mimik warten…

Das Hundebild ist schon bes­ser, vor­aus­ge­setzt, es wird mit den rich­ti­gen Stichworten wie „Wachhund, Aggression, bei­ßen“ etc. ver­schlag­wor­tet. Da das Foto dann auch in Kontexten auf­tau­chen kann, die dem Hundebesitzer even­tu­ell nicht gefal­len, soll­te auf jeden Fall ein Property Release für die Hundefotos abge­schlos­sen und der Besitzer über mög­li­che Verwendungen unter­rich­tet werden.

Besser wäre es jedoch gewe­sen, wenn die Mimik des Hundes ein­deu­ti­ger wäre. Auf dem Foto ist nicht genau zu erken­nen, ob sich der Hund freut oder sein Revier ver­tei­di­gen will. Zusätzlich hät­te ich noch eini­ge Stellen an der Schnauze retu­schiert, aber da bin ich wohl zu genau.

Der glei­che Hund, ein ande­res Motiv. So wie es ist, hat es nur gerin­ge Verkaufschancen. Das liegt vor allem an den zu küh­len Farben (bes­se­ren Weißabgleich machen, mehr Sättigung rein) und an dem Hintergrund, der oben zu unru­hig wird. Das kann aber noch nach­träg­lich beschnit­ten wer­den. Auf jeden Fall soll­te die Hunderasse bei der Verschlagwortung genau beschrie­ben werden.

Ich ver­spre­che, das ist das letz­te Tier in die­ser Folge. Generell ver­kau­fen sich Nutztiere bes­ser als Haustiere. Deshalb ist das Foto mit die­sem Schwein schon ganz gut. Verwendet wer­den sol­che Fotos vor allem, um zu zei­gen, wie glück­lich die Tiere vor der Verwendung als Bratwurst, Schnitzel oder Eisbein gelebt haben. Dazu passt zum einen die Markierung am Ohr nicht, weil es zu indus­tri­ell aus­sieht. Auch eini­ge Schmutzflecken im Schweinegesicht hät­te ich ent­fernt und die Sättigung erhöht.


Kommen wir zu den Kinderfotos. Die freu­di­ge Überraschung wur­de hier gut ein­ge­fan­gen, der Bildausschnitt ist pas­send gewählt. Eventuell wäre wei­te­res Foto mit Blick in die Kamera für eini­ge Kunden nütz­lich. Das Motiv auf dem Hemd soll­te auch ent­fernt wer­den, weil es ablenkt und das Design geschützt sein könnte.

Das Bild ist gut geig­net, um den Umgang von Kindern mit Werkzeug o.ä. zu illus­trie­ren. Auch die Farben, Hintergrund etc. pas­sen hier sehr gut. Einzig stö­rend ist, dass links der Arm abge­schnit­ten wur­de. Mehr Platz hät­te dem Bild gut getan. Eine Version mit einem lächeln­den oder gar lachen­den Gesicht wäre auch nicht verkehrt.


Die Komposition des Fotos ist zwar stock­taug­lich, aber das trau­ri­ge Gesicht auf der Schaukel passt nicht ganz dazu. Lässt sich bestimmt ver­kau­fen, aber es gibt „siche­re­re“ Motive.

Das Foto wird sich gut ver­kau­fen. Sehr klas­si­sche Komposition, fast schon kit­schi­ger Hintergrund (Die Amis lie­ben sowas) und ein Grinsen mit Zahnlücke. Winziger Nachteil: Der Essensrest in der Hand. Entweder ganz ohne oder mit erkenn­ba­rer Nahrung – idea­ler­wei­se Obst oder Gemüse (Möhre) – wäre bes­ser gewe­sen. Das Motiv auf dem Shirt soll­te auch noch retu­schiert werden.

Ein fri­sches, sprit­zi­ges Sommerfotos. Vor allem bei Kindern haben sich vie­le Bildagenturen jedoch mit Nacktheit, wes­halb eine kur­ze Hose und Shirt als Bekleidung pas­sen­der wären. Davon abge­se­hen aber ein sehr stock­taug­li­ches Bild.

Ich bin unschlüs­sig. Fotos von hin­ten wer­den meist benutzt für sen­si­ble Themen wie Gewalt, Mißbrauch oder Vernachlässigung, bei denen das Model anonym blei­ben soll. Trotzdem zweif­le ich, ob die Eltern sol­che Verwendungen ger­ne sehen, auch wenn das Kind nicht ein­deu­tig zu erken­nen ist. Abgesehen davon wäre ein ein­far­bi­ger Hintergrund bes­ser gewe­sen, indem der Blickwinkel mehr nach oben ver­scho­ben wird. Die Zeichen an der Schuhsohle wür­de ich noch retu­schie­ren und den Asphalt etwas digi­tal säubern.

Auch wenn es jeweils klei­ne Details zu ver­bes­sern gibt, eig­nen sich fast alle Fotos grund­sätz­lich gut als Stockfotos. Du soll­test auf jeden Fall bei Kinderfotos blei­ben, Stephanie.

Was sagt ihr? Liege ich rich­tig? Oder wür­det ihr eini­ge Fotos anders beurteilen?

Wer von mir auch kos­ten­lo­se Tipps haben will, ob sei­ne Fotos “stock­taug­lich” sind, kann ger­ne eben­falls mitmachen.

Und so läuft’s:
– Schickt mir eine kur­ze Mail, in der ihr Euch vor­stellt, z. B. wie lan­ge ihr Fotos macht, mit wel­cher Ausrüstung, ob und wo ihr schon Fotos ver­kauft und was ihr in Zukunft in der Stockfotografie-​Branche vorhabt.
– Wenn ich aus­rei­chend Zeit habe für Bildbesprechungen, bit­te ich Euch, mir 5–10 (!) Bilder in klei­ner Auflösung (ca. 600×800 Pixel) zu schicken.
– Diese wer­de ich dann in einem Blogbeitrag wie die­sem ver­öf­fent­li­chen (auf Wunsch auch anonym) und mei­ne Kommentare abge­ben aus Business-​Sicht. Also eher nicht, ob eine Blume schön ist oder nicht, son­dern wie ver­käuf­lich das Foto sein könn­te oder wie es ver­käuf­li­cher gemacht wer­den könnte.

Kritisch, ehr­lich, subjektiv.