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Kostenlose Foto-​Kritiken in der Serie „Pimp My Stock!“

Seit einer Weile bie­te ich schon kos­ten­lo­se Foto-​Kritiken in mei­ner Rubrik „Pimp My Stock!“ an.

Bisher hat­te ich noch kei­ne offi­zi­el­le Anleitung geschrie­ben, wie die Teilnahme funk­tio­niert, des­we­gen hole ich das heu­te nach.


Was ist „Pimp My Stock!“?

In die­ser Serie bespre­che ich gra­tis ein­ge­sand­te Leserfotos und bewer­te sie basie­rend auf mei­ner pro­fes­sio­nel­len Erfahrung. Dabei geht es weni­ger dar­um, ob ein Foto „schön“ oder „gelun­gen“ ist, son­dern viel­mehr dar­um, ob das Foto Verkaufschancen bei Bildagenturen (oder auf ande­ren Wegen) hät­te und was der Fotograf tun könn­te, um die­se Verkaufschancen zu erhö­hen, zum Beispiel durch ande­re Motive, Aufnahmetechnik oder Bildbearbeitung.

Je nach­dem, was der Fotograf wünscht, kann ich mein Augenmerk auf gezielt auf bekann­te Probleme rich­ten, zum Beispiel, war­um bestimm­te Fotos von Bildagenturen abge­lehnt wurden.

Ich wer­de bei den Bildbesprechungen nicht nur „Honig ums Maul“ schmie­ren, son­dern ehr­lich Kritikpunkte auf­zei­gen, aber natür­lich auch bis­her gelun­ge­ne Elemente erwähnen.

Das Ganze kann als eine Art kos­ten­lo­se Portfolio-​Sichtung gese­hen wer­den, für die ande­re Experten hohe Summen ver­lan­gen oder bei denen lan­ge Wartezeiten entstehen.

Wie kann ich an „Pimp My Stock!“ teilnehmen?

Wer mit­ma­chen will, schickt mir am bes­ten eine Email, in der ihr Euch vor­stellt, z. B. wie lan­ge ihr Fotos macht, mit wel­cher Ausrüstung, ob und wo ihr schon Fotos ver­kauft und was ihr in Zukunft in der (Stockfotografie-)Branche vor­habt. Es soll­te auch deut­lich her­vor­ge­hen, dass ihr Eure Bilder für „Pimp My Stock!“ ein­rei­chen wollt. Im Anhang schickt bit­te 5–10 (nicht mehr!) Fotos in klei­ner Auflösung (ca. 600x800 Pixel).

Wer will, kann sei­ne Bilder ger­ne mit Wasserzeichen versehen.

Was ist sonst noch zu beachten?

Eine anony­me Teilnahme ist auch mög­lich, jedoch soll­tet ihr mir gegen­über auch euren Namen nen­nen und dar­auf hin­wei­sen, dass die­ser dann nicht im Blog erschei­nen soll. Die Angabe eines Pseudonyms oder Künstlernamens ist eben­falls mög­lich. Wenn ihr wollt, ver­lin­ke ich auch auf Eure Webseite oder Euer Portfolio.

Mit der Bewerbung für die Serie „Pimp My Stock!“ erklärt ihr Euch damit ein­ver­stan­den, dass ich Eure Fotos in mei­nem Blog in der Rubrik „Pimp My Stock!“ ver­öf­fent­li­chen darf.

Wenn ihr erkenn­ba­re Personen foto­gra­fiert habt, müsst ihr vor der Teilnahme die Erlaubnis der Personen zur Veröffentlichung einholen.

Was habe ich von der Teilnahme?

Wenn ihr Eure Fotos für die „Pimp My Stock!“-Serie ein­sen­det, erhal­tet ihr ehr­li­ches, kos­ten­lo­ses und kon­struk­ti­ves Feedback, mit dem ihr viel bes­ser ein­schät­zen könnt, ob Eure Fotos rea­lis­ti­sche Chancen im Bildermarkt haben als wenn ihr nur Freunde und Verwandte fra­gen wür­det. So ver­mei­det ihr unnö­ti­ge Ablehnungen bei Bildagenturen, spart Geld und ver­bes­sert Eurer Können.

Ein net­ter Nebeneffekt: Ab und zu bekom­me ich auch Anfragen, ob die gezeig­ten Fotos ver­käuf­lich sind, wel­che ich dann an die jewei­li­gen Fotografen weiterleite.

Ich freue mich auf Eure Einsendungen.

Pimp My Stock! Bildbesprechungen von Stockfotos 11

Vorhang auf, will­kom­men bei der Folge 11 von „Pimp My Stock!“, es geht wei­ter mit mei­ner Bildkritik an Stockfotos.

Diesmal möch­te Ralf Fröhlich eini­ge Kommentare zu sei­nen Bildern. Lassen wir ihn erst mal in sei­nen eige­nen Worten vorstellen:

Ich foto­gra­fie­re schon seit vie­len Jahren, bin aber erst seit rund 2,5 Jahren wie­der „geschäft­lich“ dabei.
PantherMedia, Fotolia, Polylooks sind eini­ge Agenturen, in denen ich ver­tre­ten bin, wobei mei­ne Verkäufe (bis­her rund 780 Stück in 2,5 Jahren) über­wie­gend bei PM und Fotolia laufen.
Mein Augenmerk liegt in der Reportage- Reisefotografie. Vor allem Indien ( Nagaland/​Assam), aber auch Namibia, Südafrika und Nepal haben es mir angetan.
Indien berei­se ich seit mehr als 15 Jahren regel­mä­ßig und seit ca 10 Jahren neh­me ich unter dem Begriff:  „Fotoexpeditionen und Abenteuerreisen“ klei­ne Reisegruppen mit max. 8 Personen mit.
Wie oben erwähnt liegt mir beson­ders das Nagaland am Herzen – ich war einer der ers­ten, die im Jahre 2000 das Land nach der Öffnung berei­sen konn­ten – und, wie auf mei­ner Webseite zu sehen, habe ich dort auch schon eini­ges in Bewegung brin­gen kön­nen. Für mich ein ganz beson­de­res Land, mit einer beson­de­ren Geschichte, Tradition und Kultur…“

Hier sind sei­ne Fotos:


Das Motiv besitzt eine star­ke Symbolik, die schüch­ter­ne Hand, wel­che sich vor­sich­tig der ande­ren nähert, kann Nähe, Vertrauen, Liebe und Sicherheit, aber auch Angst, Unsicherheit und Risiko ver­sinn­bild­li­chen. Aus der Microstock-​Perspektive, wo Bilder mög­lichst uni­ver­sell nutz­bar sein soll­ten, stört vor allem der Zopf und die Stammeskleidung. Das wie­der­um kann aber bei spe­zia­li­sier­ten Reportageagenturen wie laif oder Okapia ein Vorteil sein, doch dazu spä­ter mehr.


Ein Foto mit einem ein­deu­ti­gen Motiv: Paar an einer Kochstelle. Leider etwas hart belich­tet (sie­he an der Feder rechts oben), aber was ich bei die­ser Größe erken­nen kann, tech­nisch trotz­dem brauch­bar. Nur bei den genann­ten drei Microstock-​Agenturen wie­der kom­plett das fal­sche Motiv, da es weni­ge Verwendungszwecke für das Foto gibt. Die jedoch, die es gibt, sind bereit, für eine authen­ti­sche Szene deut­lich mehr als nur eine Handvoll Euro zu bezahlen.


Dieses Foto des alten Mannes aus Nagaland lebt von dem zer­furch­ten Gesicht. Hier ist die rich­ti­ge Verschlagwortung wich­tig, wel­che das Alter betont, um Verkäufe zu erzie­len. Das Kind auf dem Rücken fin­de ich nicht ganz gelun­gen. Entweder rich­tig mit auf das Bild, um das Thema „Generationen“ und „Kinderpflege“ zu beto­nen, oder mal kurz abset­zen, damit die Betrachter sich auf den Kopf des Senioren kon­zen­trie­ren kön­nen. Oder ide­al: Beide Varianten fotografieren.


Ein jun­ger Mann bei der Jagd. Technisch gäbe es eini­ge Vorschläge zu machen, wie die Person mit Tasche und Kopfschmuck durch die Wahl eines ande­ren Hintergrundes bes­ser davon abzu­he­ben, doch da es ein Reportagefoto ist, las­se ich das. Auch die­ses Motiv ist gelun­gen, da es eine Handlung, in die­sem Fall die Nahrungsbeschaffung, sehr gut und typisch zeigt. Wie bei bis­her allen Fotos wäre eine dar­auf spe­zia­li­sier­te Agentur jedoch die bes­se­re Wahl.


Ralf hat für die­ses Foto einer alten Familie – wie für alle ande­ren Fotos auch – einen Modelvertrag und des­we­gen hät­te das Foto in Agenturen sehr gute Chancen. Der Helligkeitsunterschied zwi­schen dem son­ni­gen und dem schat­ti­gen Teil hät­ten jedoch ent­we­der mit einem Aufhellblitz oder nach­träg­lich mit Photoshop redu­ziert wer­den kön­nen. Auch das Bildformat wirkt etwas komisch. Im klas­si­schen 2:3‑Format hät­ten Grafiker links mehr Platz für Textfreiraum, auch wenn ich mir das Foto weni­ger für Werbezwecke, son­dern eher in Reiseführern und Schulbüchern vor­stel­len kann.


Diese bun­ten Krabbelkäfer wür­den hier sicher vie­le Leute auf Tische und Stühle jagen, in Indien spie­len Kinder damit. Wie immer bei Fotos mit Tieren mein Rat: Wer den latei­ni­schen Namen der abge­bil­de­ten Tiere kennt, ver­dop­pelt den Wert des Fotos. Wenn das Bild nicht doku­men­ta­risch genutzt wer­den soll, wür­de ich das Gesicht auf dem Pullover retuschieren.


Dieses Foto wird sich lei­der in Microstock-​Agenturen nicht gut ver­kau­fen und auch als Macrostock wird es schwie­rig. Warum? Wenn die­se Meeresenge nicht sehr berühmt ist, ist das Foto zu unspek­ta­ku­lär, das Wetter zu die­sig, das Boot zu klein oder zu groß (je nach­dem, ob der Kunde unbe­rühr­te Natur oder Abenteuerreisen illus­trie­ren will) und so weiter.


Die Komposition des Bildes ist gelun­gen, aber die Familie im Vordergrund hät­te auch hier einen Aufhellblitz ver­tra­gen kön­nen. Wenn das Foto gleich­zei­tig 1–2 Blenden unter­be­lich­tet wür­de, gäbe es auf dem Foto auch kein Problem mit der Glanzstelle am Fernsehturm und der Himmel hät­te ein schö­nes tief­sat­tes Blau. So ist es nur bedingt lukra­tiv. Ebenfalls hilf­rei­cher wäre es gewe­sen, wenn statt zwei Mädchen der Vater mit auf dem Bild gewe­sen wäre. Falls die Personen zur Familie des Fotografen gehö­ren, hät­ten lie­ber die älte­re Tochter und der Vater kurz die Rollen tau­schen sollen.


Das ist noch ein Foto, was sich nicht gut ver­kau­fen wird. Schon in die­ser Größe ist das Bildrauschen im Himmel zu erken­nen, die Farben sind zu flau und das Bild durch die vie­len klei­nen Schiffe zu unru­hig, der Busch im Vordergrund stö­rend. Leider nicht mehr als ein Foto für das Urlaubsfotoalbum.


Ralf, wenn Du auch von allen Personen auf die­sem Foto einen Modellvertrag hast, wird das Foto bei Microstock-​Agenturen ein Renner. Garantiert. Menschengruppen sind wegen des Aufwands immer sel­ten und von oben auch schwie­ri­ger als von vor­ne. Bei der Kleidung soll­te noch geschaut wer­den, ob in der 100%-Ansicht noch Markennamen oder Logos erkenn­bar sind. Kandidaten wären da die Männer im wei­ßen und blau­en Shirt.

Bei den Indienfotos habe ich mich etwas zurück­ge­hal­ten, des­we­gen will ich zu allen gebün­delt etwas sagen wollte:
Auch ohne die Fotos zu sehen hät­te ich sofort nach dem Vorstellungstext ssa­gen kön­nen, dass die Fotos in eine Spezialagentur gehö­ren. Zum einen ist das Nagaland durch die Grenze zu Myanmar (Militärdiktatur) schwer erreich­bar und auch das Land selbst ist durch Unabhängigkeitsbestrebungen zumin­dest poli­tisch unsi­che­rer. Das limi­tiert die Zahl der Touristen, was dazu führt, das Reiseveranstalter etc. aus der Region weni­ger Fotos brau­chen. Andererseits gibt es trotz­dem ein Bildbedarf für geo­gra­fi­sche Regionen und da das Angebot in die­sem Bereich sehr sel­ten ist, ver­kau­fen sich die Fotos mit sach­lich kor­rek­ter Verschlagwortung zwar sel­ten, dafür aber zu deut­lich höhe­ren Preisen. Deshalb emp­feh­le ich, die­se Bilder nicht mehr über Microstock-​Agenturen zu ver­kau­fen und sie statt­des­sen Macrostock-​Agenturen mit einem Schwerpunkt auf „Reisefotografie“ anzubieten.

Wenn Du unter­wegs bist und für Microstock-​Agenturen Fotos machen willst, kon­zen­trie­re Dich auf die klas­si­schen Touristenziele und typi­sche Länderimpressionen wie sie in vie­len Reisekatalogen zum Anpreisen genutzt wer­den. Ein Beispiel wäre ein Portrait der jun­gen Frau vom Kochfoto vor einer son­ni­gen grü­nen Landschaft.

Was sagt ihr zu den Fotos? Und teilt ihr mei­ne Einschätzung oder wür­det ihr ande­re Tipps geben?

Wer von mir auch kos­ten­lo­se Tipps haben will, ob sei­ne Fotos “stock­taug­lich” sind, kann ger­ne eben­falls mitmachen.

Und so läuft’s:
– Schickt mir eine kur­ze Mail, in der ihr Euch vor­stellt, z. B. wie lan­ge ihr Fotos macht, mit wel­cher Ausrüstung, ob und wo ihr schon Fotos ver­kauft und was ihr in Zukunft in der Stockfotografie-​Branche vorhabt.
– Wenn ich aus­rei­chend Zeit habe für Bildbesprechungen, bit­te ich Euch, mir 5–10 (!) Bilder in klei­ner Auflösung (ca. 600×800 Pixel) zu schicken.
– Diese wer­de ich dann in einem Blogbeitrag wie die­sem ver­öf­fent­li­chen (auf Wunsch auch anonym) und mei­ne Kommentare abge­ben aus Business-​Sicht. Also eher nicht, ob eine Blume schön ist oder nicht, son­dern wie ver­käuf­lich das Foto sein könn­te oder wie es ver­käuf­li­cher gemacht wer­den könnte.

Kritisch, ehr­lich, subjektiv.

Pimp My Stock! Bildbesprechungen von Stockfotos 07

Aller Anfang ist schwer. Deswegen bie­te ich Fotografen in mei­ner Rubrik „Pimp My Stock!“ an, mir ihre Fotos zu schi­cken, damit ich sie hier auf ihre Tauglichkeit für Bildagenturen bewer­ten kann. Das heißt, ich kom­men­tie­re nicht, ob ich ein Foto schön fin­de, son­dern ob und war­um es sich gut ver­kau­fen könnte.

Dieses Mal hat mich „Kaubo“ um Rat gebe­ten. Er ist Mitte 40 und hat frü­her viel als Hobby foto­gra­fiert. Seit sechs Monaten wid­met er sich der digi­ta­len Fotografie mit der Canon 400D und eini­gen Objektiven. Er selbst beschreibt sei­ne Motive so: „Ich foto­gra­fie­re (bis­her) eher „tote“ Gegenstände (Architektur, Industrie, Kunst, Technik, Marodes etc.) aller­dings auch Natur und Tiere, aller­dings weni­ger Motive aus Deinem Spezialgebiet ‚Menschen‘.“

Die Stockfotografie ist völ­li­ges Neuland für ihn. Den Motiven merkt man das lei­der noch an. Fangen wir an:

Zwillinge

Aus irgend­ei­nem Grund, den ich als Landratte nicht ganz nach­voll­zie­hen kann, lie­ben Fotografen Schiffe. Vor allem rie­si­ge Schiffe. Tanker und so. Zugegebenermaßen ver­ste­he ich den Reiz der Technik, des Metalls und der gan­zen Kabel, Knöpfe, Masten und Balken, aber ich woh­ne zu weit vom Meer ent­fernt, um eine Affinität zu den Meeresfahrzeugen auf­zu­bau­en. Ist viel­leicht bes­ser so, denn die Bildagenturen sind über­schwemmt mit sol­chen Fotos. Eine Bildagentur hat­te sogar eine Zeitlang Tanker und ande­re Frachtschiffe auf ihrer Liste der „nicht benö­tig­ten Motive“. Das Foto hier ist tech­nisch ein­wand­frei, aber nicht spek­ta­ku­lär und wird es im Verkauf schwer haben.

Frachter

Gleiches gilt für die­ses Foto. Dazu kommt, dass der Himmel nicht so stock­taug­lich ist. Warten auf einen strah­lend blau­en Himmel (even­tu­ell mit paar Schäfchenwolken wie oben) ist ver­kaufs­för­dernd. Wer dar­über nach­denkt, merkt schnell, war­um Fotos von klei­nen Yachten und Personenbooten ver­käuf­li­cher sind als Frachtschiffe. Eine Yacht ist ein Symbol für Reichtum, Freiheit, Erfolg und so wei­ter. Vielseitig ein­setz­bar. Der Kundenkreis, der Fotos von Frachtschiffen benö­tigt, ist deut­lich geringer.

Kirche

Wer ein sol­ches Motiv vor paar Wochen zu Beginn der Presseberichte über die Mißbrauchsfälle in der Katholischen Kirche den Bildagenturen gelie­fert hät­te, hät­te gute Chancen auf Verkäufe gehabt. In die­sem kon­ke­ten Fall ist die Freistellung jedoch nicht so gut gelun­gen, was ver­mut­lich an einem zu dunk­len Hintergrund lag. Deutlich erkenn­bar ist das am obe­ren Ende der Handschellen. Auch die Bibel ist links zu zer­fled­dert und das Kreuz auf dem Buchdeckel fällt zu wenig auf. Das hät­te z.B. mit Photoshop kor­ri­giert wer­den kön­nen. Noch bes­ser: Eine ande­re Bibel nehmen.

bruecke

Mit den rich­ti­gen Suchbegriffen wie „Abenteuer, Urlaub, Wanderung, Verbindung, Richtung, Weg, Pfad“ etc. ist das ein Motiv, was für Bildagenturen geeig­net ist. Die Farben könn­ten noch etwas sat­ter sein, vom Bildaufbau ist das Foto der Brücke aber schon sehr gelungen.

Mülltrennung

Das Foto der Müllcontainer ist ein Fall für den redak­tio­nel­len Bereich. Beim Ranzoomen an die Schilder auf den Containern und am Baum vor­ne sind bestimmt Begriffe zu lesen, die pro­ble­ma­tisch wären. Für ein Werbefoto ist das Bild lei­der auch nicht pla­ka­tiv genug. Hilfreich wäre viel­leicht auch ein Beschnitt des Fotos mit Fokus auf den lin­ken Container. Wenn dann noch die Schilder vor­ne digi­tal ent­fernt wer­den, ist das Bild zumin­dest für die Themenbereiche Abfall, Mülltrennung, Recycling etc. passend.

Obstabwaschen

Oh, wie nied­lich. Es gibt vie­le gute Fotos von Waschbären, aber deut­lich weni­ger von Waschbären beim Waschen. Seltsam, oder? Getty Images zeigt bei der Anfrage „Waschbär waschen“ nur zwei Bilder. Trotzdem wird das Bild ins­ge­samt nicht so hohe Verkaufschancen haben, weil der Bedarf nach die­sem Motiv nicht so groß ist. Dazu kommt, dass der Hintergrund erkenn­bar kei­ne „natür­li­che“ Umgebung ist, son­dern Siedlungsgebiet. Das senkt das Interesse von Werbeagenturen. Um wenigs­tens paar Verkäufe mit­zu­neh­men, emp­feh­le ich, min­des­tens auch den latei­ni­schen Namen bei den Suchbegriffen mit anzugeben.

waschbaeren

Schon bes­ser. Zwar waschen die­se Waschbären sich nicht, aber das Foto ist uni­ver­sel­ler nutz­bar, weil es nied­li­cher ist. Außerdem ist ein Foto von drei Waschbären deut­lich sel­te­ner als eins. Keine Ahnung, ob es bio­lo­gisch kor­rekt wäre, aber Suchbegriffe wie „Familie“ und „Zusammenhalt, Nähe, Geborgenheit, Wärme“ etc. wären pas­send und ver­kaufs­för­dernd. Dazu kommt, dass die Beleuchtung auch sehr gut gelun­gen ist und das Fell der Tiere durch das Seitenlicht schön plas­tisch wirkt.

Holz

Zum Schluss mich ich nach dem tol­len Tierfoto lei­der noch mal pes­si­mis­tisch wer­den. Dieses Motiv gibt es zuhauf, in unzäh­li­gen Varianten und oft mit schö­ne­ren Baumstämmen. Da mache ich kei­ne Hoffnung, dass es häu­fig ver­kauft wird. Wer es jedoch schafft, die­ses Motiv kon­kre­ter mit dem Themenbereich „Forstwirtschaft“ zu ver­bin­den, indem z.B. die Enden der Stämme mit Ziffern mar­kiert sind o.ä. hat viel­leicht noch Chancen.

Was sagt ihr zu den Fotos? Teilt ihr mei­ne Einschätzungen?

Wer von mir auch kos­ten­los Tipps haben will, ob sei­ne Fotos “stock­taug­lich” sind, kann ger­ne eben­falls mitmachen.

Und so läuft’s:
– Schickt mir eine kur­ze Mail, in der ihr Euch vor­stellt, z. B. wie lan­ge ihr Fotos macht, mit wel­cher Ausrüstung, ob und wo ihr schon Fotos ver­kauft und was ihr in Zukunft in der Stockfotografie-​Branche vorhabt.
– Wenn ich aus­rei­chend Zeit habe für Bildbesprechungen, bit­te ich Euch, mir 5–10 Bilder in klei­ner Auflösung zu schicken.
– Diese wer­de ich dann in einem Blogbeitrag wie die­sem ver­öf­fent­li­chen (auf Wunsch auch anonym) und mei­ne Kommentare abge­ben aus Business-​Sicht. Also eher nicht, ob eine Blume schön ist oder nicht, son­dern wie ver­käuf­lich das Foto sein könn­te oder wie es ver­käuf­li­cher gemacht wer­den könnte.

Kritisch, ehr­lich, subjektiv.

Warum Barack Obama auf Fotos so gut aussieht

Heute fin­det in den USA die Amtseinführung des 44. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika statt: Barack Obama.

Barack Obama lachend (Shutterstock)
Zu die­sem Anlass stell­te die Bildagentur Shutterstock dem Kölner Psychologieprofessor Dr. Martin Schuster die Frage, war­um Barack Obama auf den Pressefotos immer so blen­dend aussieht.

Die Antwort steht in die­ser Bildanalyse (Download als PDF) und bie­tet Pressefotografen auch eini­ge Tipps, wie Politiker am vor­teil­haf­tes­ten foto­gra­fiert wer­den kön­nen. So betont z.B. die Untersicht (Kameraperspektive, die unter dem Kopf der zu foto­gra­fie­ren­den Person liegt) das Kinn und lässt Personen mäch­ti­ger wir­ken. Auch zahl­rei­che – von Obama sicher oft geüb­te – Posen hel­fen, die­sen Eindruck zu ver­stär­ken. Im Gegenzug ler­nen wir auch, war­um z.B. Angela Merkel eher eine trau­ri­ge Miene zieht.

Ein wei­te­rer Tipp, der nicht in der Analyse erwähnt wird: Eine leich­te Diagonale kann die Dynamik von Fotos ver­stär­ken, was sich wie­der­um auf den Politiker über­trägt. Hier mal der Vergleich (Originalbild hier):

Barack Obama schräg

Barack Obama gerade

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