Im letzten Artikel habe ich 15 kostenlose Tools zur Verschlagwortung für Stockfotografen vorgestellt.
Diese Fülle an Tools kann einen erschlagen.Viele sind ähnlich und deshalb ist nicht immer klar, wo deren Vorteile liegen. Ich selbst nutze am häufigsten die Tools PicNiche, Findphotokeywords und das Keyword-Tool von Google Adwords, mit etwas Abstand gefolgt von den eigenen Verkauf-Keywords der Bildagenturen, wie in Punkt 15 des oben verlinkten Artikels beschrieben. Diese Kombination deckt das breiteste Spektrum an unterschiedlichen Methoden und Datenquellen ab.
Doch worin unterscheiden sich die Tools?
Datenbasis
Grundsätzlich lassen sich die Tools unterscheiden, auf welche Daten sie zurückgreifen. Da gibt es die Anbieter-Daten, das heißt, die Tools untersuchen, welche Begriffe andere Fotografen für ihre Fotos genutzt haben. Diese Methode nutzen beispielsweise PicNiche oder FindPhotoKeywords. Das ist insofern hilfreich, weil diese Fotografen sich schon Gedanken gemacht haben über Verkäuflichkeit, Synonyme und so weiter. Außerdem berücksichtigen die Tools häufig nur die meistverkauftesten Fotos, was bedeutet, dass die Suchbegriffe schon gut zum Bild passen müssen, sonst wären sie nicht so oft verkauft worden.
Der große Nachteil bei diesen Daten ist der sogenannte „Keyword-Inzest“. Es werden immer die Begriffe der gleichen, weil beliebtesten, Fotos kopiert, was zu einer sehr starken Häufung einiger Suchwörter führt, während andere kaum erwähnt werden. Außerdem senkt es etwas die Verkaufschancen der eigenen Bilder, weil diese mit Keywords konkurrieren, für die andere Fotos längst deutlich höher im Suchranking der Bildagenturen liegen.
Die zweite wichtigste Datenquelle sind Sucher-Daten. Das bedeutet, dass Suchbegriffe analysiert werden, die tatsächlich von Leuten in Suchmaschinen eingetippt wurden. So arbeiten die Tools von Semanger oder dem Keyword Tool von Google Adwords. Der Vorteil dieser Daten ist, dass Leute die angezeigten Wörter tatsächlich verwenden. So lässt sich zum Beispiel herausfinden, ob die Leute bei einem Brötchen-Foto eher nach „Semmel“, „Schrippe“, „Wecke“ oder „Rundstück“ suchen würden. Da aber nicht jeder, der etwas in eine Suchmaschine eintippt, auch Fotos kaufen will, sind die Daten noch besser, welche tatsächlich von Bildsuchern erzeugt wurden. Diese Datenbasis nutzt beispielsweise das „Keywords Trends“-Tool von Shutterstock.
Sehr ähnlich sind die Daten, welche durch die Suche in oder Verkäufe von eigenen Bildern generiert werden. Dreamstime, Shutterstock und Bildmaschine zeigen den Fotografen zu ihren eigenen Verkäufen oder Bildern an, welche Begriffe dafür verwendet wurden. Das ist besonders nützlich, um die Reihenfolge der Wichtigkeit für die eigenen Keywords zu bestimmen, da einige Bildagenturen wie Fotolia oder Panthermedia den ersten Suchbegriffen eine größere Relevanz verleihen. Der Nachteil hier ist, dass meist nur Begriffe berücksichtigt werden, die ohnehin von einem selbst verwendet wurden. Das wiederum hat aber den Vorteil, dass man auch erkennen kann, welche Begriffe überflüssig sind. So kann Platz für bessere Suchbegriffe geschaffen werden.
Sprache
Die meisten Tools funktionieren nur auf englisch, was für deutsche Stockfotografen ein kleiner Nachteil sein kann. Einige Tools gibt es immerhin auch auf deutsch und ganz wenige unterstützen sogar sehr viele Sprachen. Knifflig wird es jedoch bei der Übersetzung, denn auch die deutschen Suchbegriffe sind bei vielen Agenturen nur schlechte Übersetzungen aus dem Englischen (sucht mal bei der deutschen Fotolia-Seite nach „entlebuch“). Deshalb gilt: Genau aufpassen, ob der Begriff wirklich so passt und Übersetzungen mittels Google Translate oder LEO überprüfen.
Bedienbarkeit
Die ausdrücklich für Stockfotografen entwickelten Tools lassen meist zu, dass der Nutzer von den vorgeschlagenen Keywords nur bestimmte Wörter markieren, eigene hinzufügen und die fertige Liste exportieren kann – meist in die Zwischenablage. Andere Tools, die eher für die Recherche gedacht sind, erlauben das nicht. Hier muss der Nutzer selbst tippen oder „Copy & Paste“ bemühen. Ich nutze sehr gerne das Firefox-Plugin „Extended Copy Menu“, was mir die erlaubt, Text direkt ohne Formatierung in die Zwischenablage zu kopieren. Entgegen der Meldung auf der Firefox-Addon-Seite funktioniert das Plugin tadellos mit Firefox 7.
Zwei der genannten Tools sind Programme zum Runterladen, die natürlich nur auf bestimmten Betriebssystemen funktionieren, meist Windows, manchmal Mac, fast nie auf Linux. Die restlichen Tools sind über Webseiten abrufbar, sodaß sie fast unabhängig vom benutzten Betriebssystem funktionieren. JavaScript muss im Browser bei den meisten Tools jedoch aktiviert sein, damit sie bedienbar sind, das schränkt die Nutzung auf mobilen Geräten oft etwas ein.
Wie verschlagworte ich?
Im Grunde bin ich da sehr altmodisch und bediene mich einer Textdatei, in die ich die Suchbegriffe alter Fotos von mir kopiere und nach Bedarf in neue Fotos einfüge. Wenn ich jedoch Motive verschlagworten soll, die ich noch nicht im Portfolio haben oder die eine Auffrischung brauchen, nutze ich meist zuerst PicNiche und Findphotokeywords. Beide kommen ganz gut mit deutschen Begriffen klar und zusammen die Treffer nach einer manuellen Auslese einen soliden Grundbestand an Suchbegriffen.
Da die Übersetzung oft etwas holprig ist und der deutsche Datenbestand immer kleiner als der englische ist, suche ich dann noch nach paar englischen Begriffen auf englisch und schaue, ob ich die deutschen Entsprechungen schon in meiner Liste habe.
Mit dem Keyword Tool von Google Adwords runde ich das Set mit einigen Begriffen ab, welche hoch bei Google im Kurs stehen, weil sehr viele Bildkäufer erst über Google Images zu den Bildern in Agenturen gelangen.
Basierend auf den Daten der eigenen Fotos sortiere ich die ersten Begriffe nach Relevanz, damit die wichtigsten Suchwörter auch am besten bei den Bildagenturen abschneiden. Zuletzt schaue ich, ob wie viele Keywords ich gesammelt habe. Mein Ziel ist es, 30–50 Wörter zu finden. Bei weniger gehe ich die Schritte noch mal durch und nutze verstärkt Synonymdatenbanken, bei mehr streiche ich solange Wörter von der Liste, bis ich auf 50 Begriffe komme.
Dieses aufwändige Verfahren durchlaufe ich natürlich nicht für jedes einzelne Foto, meist aber schon mindestens 1–2 Mal pro Fotoserie zu einem Thema. Um innerhalb einer Serie bei Varianten gut verschlagworten zu können, ist dann das „Compare Keyword Lists“-Tool sehr hilfreich, um schnell sehen zu können, welche Begriffe zwar in dem einen, aber nicht im anderen Foto vorhanden sind.
Generelle Tipps zur Nutzung der Tools
Fotografen und Bildkäufer denken nicht identisch. Das muss sich jeder immer wieder ins Gedächtnis rufen, der seine Fotos verschlagwortet. Nur weil Fotografen bestimmte Begriffe gerne verwenden, heißt das nicht automatisch, dass Kunden auch oft danach suchen. Sehr deutlich wurde mir das beispielsweise bei Personenfotos, die Macrostockagenturen gerne nach diesem Muster verschlagworten: „Frau, weiblich, Europäer, 20–25 Jahre, 20–30 Jahre, jung, Twen, blond, lange Haare, langhaarig, einzelne Person“. Bis auf das Wort Frau werden die anderen Begriffe bei Microstock-Agenturen jedoch viel seltener genutzt, teilweise so selten, dass ich nur noch einen Bruchteil der genannten Begriffe verwende. Wichtig ist deswegen, dass immer solche Quellen und Tools zu Rate gezogen werden, dass beide Seiten abgedeckt werden.
Auch wer nur die deutschen Tools nutzt, darf nicht vergessen, dass diese Begriffe meist ebenfalls nur übersetzt aus dem Englischen sind, und deswegen geprüft werden muss, ob diese gut passen oder ob deutsche Muttersprachler nicht andere Begriffe häufiger verwenden. Auch andersrum gilt das, denn deutsche Fotos können – wenn man es richtig macht – auch von englischsprachigen Bildkäufern gefunden werden.
Ein gutes Beispiel ist das Wort „Handy“. Im Englischen wird das Gerät meist „cell phone“ oder im Britischen „mobile phone“ oder nur „mobile“ genannt. Das bedeutet, dass der Fotograf auch das im Deutschen unüblichere „Mobiltelefon“ und „mobil“ und „Telefon“ in die Verschlagwortungsliste aufnehmen sollte, damit die teilweise schlechten Übersetzungsprogramm garantiert die Bedeutung verstehen.
Die im Deutschen übliche Zusammensetzung von Substantiven bereitet Übersetzungsprogrammen ebenfalls Probleme, weil die Datenbank sehr groß sein muss und es – je länger das deutsche Wort wird – mehrere Bedeutungen enthalten kann. Ein konstruiertes Beispiel: Ist ein „Hausmeisterfotograf“ ein „Fotograf der Hausmeister“ oder der „Meisterfotograf des Hauses“? Für die Praxis heißt das: Bei zusammengesetzten Wörtern darauf achten, dass auch die Einzelteile separat in der Liste genannt werden.
Die Kontrolle der Länge ist auch eine gute Methode, um überflüssige Suchbegriffe zu streichen: Je länger das Wort, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass Bildkäufer es benutzen werden.
Was für Tipps habt ihr noch zur Verschlagwortung?