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Frag den Fotograf: Gibt es Bildagenturen für Adult-Motive?

Bevor ihr wei­ter lest, ein wich­ti­ger Hinweis. Das Thema heu­te ist nur für Erwachsene und bei vie­len Links in die­sem Artikel erwar­ten Euch frei­zü­gi­ge Inhalte und Bilder, die nicht für Minderjährige bestimmt sind. Deshalb: Lesen und Klicken dies­mal bit­te nur für Erwachsene.

Letzte Woche erreich­te mich die­se Mail aus Süddeutschland.

Servus Robert,

ich bin erst vor kur­zem auf dei­nem Blog gesto­ßen. Dies hat mich wie­der ermu­tigt mehr Bilder in mei­ne Agenturen zu stellen.

Was ich aber bis­her noch nicht her­aus­ge­fun­den habe, wo kann ich Erotik, Adult oder Pornart anbieten?

Ich hof­fe das Thema ist nicht zu unse­ri­ös, aber ich den­ke das die vie­len Adult-​Websites doch auch Content benötigen.

mit freund­li­chen Grüßen…“

Lebensechte Gummipuppe auf der AVN Adult Entertainment Expo in Las Legas (Foto: Dkimke/Flickr)
Lebensechte Gummipuppe auf der AVN Adult Entertainment Expo in Las Legas (Foto: Dklimke/​Flickr)

Die Überlegung ist rich­tig. Die „nor­ma­len“ Bildagenturen neh­men zwar auch Aktfotos u.ä. an, ver­bie­ten aber die Nutzung für por­no­gra­phi­sche Zwecke. Deswegen wer­den dort sol­che Motive sel­ten ver­kauft. Explizite Motive wie die Darstellung pri­mä­rer Geschlechtsorgane oder des Geschlechtsakts wer­den gar nicht erst ange­nom­men. Trotzdem gibt es mas­sen­wei­se Pornoseiten im Internet, von denen nicht alle ihr Material selbst fil­men und foto­gra­fie­ren. Auch dafür gibt es Spezial-​Agenturen, die sich dar­auf spe­zia­li­siert haben, soge­nann­ten „adult con­tent“ anzu­bie­ten, meist Bilderserien eines Models, was sich ent­klei­det und mit einem ande­ren Model intim wird.

2002 hat­te ich ein Interview mit einem Gestalter von Pornoseiten geführt. Dieser erzähl­te mir, dass er für meh­re­re hun­dert Euro im Monat Bildlizenzen kau­fe. Besonders erwähnt wur­de da der Erotik-​Fotograf David Lace, auf des­sen Webseite sich übri­gens gute Model-​Tipps für die Aktfotografie fin­den. Auch die­ser Nischenmarkt hat sich gewan­delt und ist offe­ner gewor­den. Immer öfter glei­chen die Adult-​Bildagenturen den klas­si­schen Microstock-​Agenturen, mit Credits und der Suche nach Hobby-​Fotografen. Hier eine Auswahl von Agenturen, die sich auf den Vertrieb von „Adult Material“ spe­zia­li­siert haben.

Ich bin bei die­sen Agenturen weder Kunde noch Lieferant, kann des­halb kei­ne Erfahrungen aus ers­ter Hand wei­ter­ge­ben. Aber viel­leicht mel­den sich Fotografen in den Kommentaren, die Erfahrungen mit die­sen oder ande­ren Agenturen gemacht haben:

Wer mit dem Gedanken spielt, sol­ches Bildmaterial zu ver­kau­fen, muss sich über zwei Dinge im Klaren sein. Es reicht nicht, die übli­chen Model-​Releases zu nut­zen, son­dern die Model-​Verträge müs­sen sehr weit gefasst sein, damit eben auch die por­no­gra­fi­sche Nutzung der Bilder vom Model erlaubt wird. In die­sem dafür vor­ge­se­he­nen Modelvertrag liest sich das dann bei­spiels­wei­se so (beach­tet die von mir unter­stri­che­ne Stelle):

I fur­ther release, dischar­ge, and agree to defend the pho­to­grapher, her legal repre­sen­ta­ti­ves, agents, licen­sees, suc­ces­sors and assigns, and all par­ties acting under their per­mis­si­on, or with aut­ho­ri­ty from them, or tho­se for whom they are acting, from any claims for remu­ne­ra­ti­on asso­cia­ted with any form of dama­ge, fore­seen or unfo­re­seen, asso­cia­ted with the pro­per com­mer­cial or artis­tic use of the­se images even should the same sub­ject me to ridi­cu­le, scan­dal, scorn or indi­gni­ty, and from any lia­bi­li­ty as a result of any dis­tor­ti­on, blur­ring, or altera­ti­on, opti­cal illu­si­ons or use in com­po­si­te form, eit­her inten­tio­nal­ly or other­wi­se, that may occur or be repro­du­ced in the taking, pro­ces­sing or repro­duc­tion of the finis­hed pro­duct, or its publi­ca­ti­on or dis­tri­bu­ti­on, or which may ari­se from any breach of any war­ran­ty, repre­sen­ta­ti­on, coven­ant or agree­ment made by me.“

Der Fotograf soll­te dem Model klar machen, wor­auf es sich ein­lässt und dass die Bilder – ein­mal im Internet – sich kaum noch „ent­fer­nen“ lassen.

Außerdem ver­lan­gen die Adult-​Agenturen, dass der Fotograf alle Dokumente nach­wei­sen und ein­rei­chen kann, um den us-​amerikanischen „2257 Regulations“ zu ent­spre­chen. Kurz gesagt regu­liert die­ses Gesetz den Umgang mit ero­ti­schen Fotos und for­dert u.a. von den Fotografen, dass die­se bei jedem Model nach­wei­sen kön­nen, dass es zum Zeitpunkt des Shootings voll­jäh­rig war. Am ein­fachs­ten geht das, indem das Model mit einem les­ba­ren Ausweis in der Hand foto­gra­fiert wird. Beispiele fin­den sich unten auf die­ser Seite.

Wer kann dem Fragesteller wei­te­re Tipps geben?

Frag den Fotograf: Wie fotografiere ich wie Yuri Arcurs?

Manchmal hin­ke ich etwas hin­ter­her. Jan D. hat­te mir schon im September fol­gen­de Mail mit einer Frage geschickt:

Sehr geehr­ter Herr Kneschke/​Lieber Robert,

zu aller­erst möch­te ich Dir zu dei­nem abso­lut gelun­ge­nen Blog gratulieren.
Ich bin regel­mä­ßig einer der stil­len Besucher und Leser dei­ner vie­len Artikel
und eben­so regel­mä­ßig von den immer neu­en Themen rund um das Thema
Fotografie/​Stockfotografie begeis­tert. Ich selbst bin eher ambi­tio­nier­ter denn
pro­fes­sio­nel­ler Hobbyfotograf aber ste­tig auf der Suche nach Tips die
Optik der eige­nen Werke zu verbessern.

Besonders ange­tan hat es mir der herr­li­che, hel­le Bildstil von Yuri Arcurs.
Ähnliches schwebt mir eben­falls bei mei­nen Bildern (im Privaten, ich
ver­kau­fe nicht) vor. Bisher bekom­me ich, obwohl ich mich als sicher &
gut im Umgang mit Photoshop bezeich­nen wür­de, nicht die­sen besagten
hel­len Stil mit den trotz­dem schö­nen Hauttönen hin. Daher habe ich auch
mit Spannug dei­nen Bericht des foto­lia Workshops mit Yuri A. ver­folgt, bis
auf klei­ne  Andeutungen zum Verwirklichen des Stils gab es jedoch leider
kei­ner­lei Hinweise.

Langer Rede kur­zer Sinn. Da du ja vor Ort ein wenig über die Schulter gucken
konn­test,  weißt du wie die­ser Stil per Photoshop (ent­spre­chen­des
Ausgangsmaterial natür­lich vorr­aus­ge­setzt) erreicht wur­de?! Über ein
paar Tips und HInweise wür­de ich mich sehr freuen.“

Ich habe lan­ge über­legt. Darf ich so einen Post schrei­ben? Kann ich mich erdreis­ten, zu behaup­ten, ich wüss­te, wie Yuri Arcurs sei­ne super­pro­fes­sio­nel­len Bilder hin­be­kommt? Nein, das nicht. Deswegen kurz die Klarstellung: Ich sage Euch jetzt, wie ihr Bilder im Yuri Arcurs-​Stil hin­be­kommt. Aber das heißt nicht, dass Yuri genau so arbei­ten muss.

Außerdem klam­mert euch lie­ber nicht an die Vorstellung, dass ihr nur gut mit Photoshop umge­hen müss­test, um den Yuri-​Look hin­zu­be­kom­men oder dass es gar einen Filter oder einen Plugin gäbe, der das für Euch erle­digt. Das Wichtigste ist die Arbeit vor der Retusche!

Vier Faktoren machen ein gutes Yuri Arcurs-​Bild aus:

  1. Gute Schärfe
  2. Geringe Tiefenschärfe
  3. Glückliche Models
  4. Viel (wei­ches) Licht

Schauen wir uns die Punkte genau­er an. Wie Yuri sei­ne Fotos gut scharf bekommt, habe ich schon in mei­nem Artikel „Scharfe Fotos mit Yuri Arcurs“ erklärt. Teuer wird der zwei­te Punkt. Die meis­ten sei­ner Fotos foto­gra­fiert er mit gerin­gen Blendenwerten, vor allem 2,8. Das setzt ent­spre­chen­de licht­star­ke Objektive vor­aus, idea­ler­wei­se wel­che, deren Offenblende noch wei­ter geht ist, zum Beispiel bis 1,8 oder 1,2. Gut sind leich­te, licht­star­ke Tele-​Objektive, da sie schnel­ler eine schö­ne gerin­ge Tiefenschärfe erzeu­gen.

Der Punkt Models soll­te nicht ver­nach­läs­sigt wer­den. Nur wes­sen Models so im Gesicht strah­len als wür­den sie eine Dauer-​Hochzeit fei­ern und dabei gleich­zei­tig im Lotto gewin­nen, sind für sol­che Fotos geeig­net. In die­sem Video zeigt Yuri, wie er sei­ne Models aus­sucht und mit sei­ner Hand die Kopfbewegung ein­fach beein­flu­ßen kann. Außerdem sehr ihr gleich sei­nen ide­al­ty­pi­schen Lichtaufbau.

Im zwei­ten Teil des Videos zeigt er, wie er die­ses natür­li­che Lachen auf die Model-​Gesichter zaubert.


Und das Wichtigste: Der Lichtaufbau. Es wird viel Licht benö­tigt, nicht unbe­dingt aus vie­len Lichtquellen, aber hell muss es schon sein. In die­sen eins, zwei, drei YouTube-​Videos vom Fotolia-​Workshop beschreibt Yuri eini­ge sei­ner typi­schen Lichtaufbauten ganz gut, von ein­fach bis kom­plex. In mei­nem Artikel „Ein Tag mit Microstock-​Fotograf Yuri Arcurs“ ist auf den Fotos noch eine ande­re Beleuchtungssituation zu sehen: Die indi­rek­te Beleuchtung. Wer mal einen Blick in sein umwer­fen­des Studio gewor­fen hat (übri­gens ein umge­bau­tes Industrie-​Gewächshaus), kann sehen, dass er das sehr cle­ver mit Tageslicht löst, indem die Studiodecken aus leicht mil­chi­gem Glas sind, wel­che wie eine rie­si­ge Softbox von oben wir­ken. Ein unbe­zahl­ba­rer Effekt. Bezahlbar ist die Variante mit Blitzen, indem ein­fach wei­che Blitze (z.B. Softboxen) noch mal an Wände und vor allem Decken gerich­tet werden.

Ich will nicht behaup­ten, dass ich wie Yuri foto­gra­fie­ren kann, aber die­ses Foto kommt sei­nem Stil schon nah, meint ihr nicht auch?

Kiefer modellieren

Da ich das foto­gra­fiert habe, kann ich sagen, dass es ein ver­hält­nis­mä­ßig simp­ler Aufbau ist. Fotografiert habe ich mit mei­ner 50mm-​Festbrennweite* bei Blende 2.8 und 1/​100 Sekunde Belichtungszeit (ISO 200). Als Licht dien­te mir ein Canon 580EX II Speedlite* auf einem Stativ mit einer Lastolite EzyBox-​Softbox*, wel­ches ich manu­ell mit Funkauslöser an die wei­ße Decke geschickt habe. Damit kann ich das Licht auf dem Gesicht bestim­men, wäh­rend ich mit der Blende/​Verschlusszeit-​Kombination die Helligkeit des Hintergrunds beein­flu­ßen kann. Als Kamera kam mei­ne Canon 5D Mark II* zum Einsatz, aber es hät­te genau­so gut eine Canon EOS 450D* oder eine Nikon D3000* sein kön­nen. Als Alternative zum Fensterlicht zur Regulierung der Hintergrundhelligkeit kann auch ein zwei­ter Blitz genutzt wer­den, der auf eine hin­te­re Wand o.ä. gerich­tet wird.

In die­sem Video zeigt Yuri, wie selbst Available Light-Bilder einen ähn­li­chen Look errei­chen kön­nen. Etwas Überbelichtung und die Models an einem son­ni­gen Tag im Schatten oder unter dem Himmel bei bewölk­tem Wetter erge­ben schat­ten­freie Aufnahmen.

Das letz­te fer­ti­ge Foto, was zum Schluß gezeigt wird, ist auch mit den kom­plet­ten EXIF-​Daten in Yuri’s Flickr-​Stream zu fin­den. Ohne Blitz wer­den dann Werte wie 1/​40 Sekunde bei Blende 4 (ISO 400) mit einem 70mm-​Objektiv erreicht.

Damit sind wir in der Lage, hel­le, freund­li­che Bilder zu machen. Trotzdem bleibt etwas Nachbearbeitung nicht aus. Dazu gehört neben dem kor­rek­ten Weißabgleich und einer leich­ten Überbelichtung auch das Anheben der Kontraste und der Sättigung. Zum Schluss wer­den die Bilder von stö­ren­den Elementen befreit. In die­sem Artikel zeigt Yuri unter Punkt 2 ein Vorher/​Nachher-​Bild, was die Unterschiede gut sicht­bar macht. Und das war es auch schon. Ist dich nicht so schwer, oder? Was meint ihr?

* Affiliate-​Link (Ich bekom­me bei Kauf eine klei­ne Provision, ihr zahlt nicht mehr)

Frag den Fotograf: Dürfen Models häßlich und dreckig sein?

Diesmal möch­te ich kei­ne Email beant­wor­ten, son­dern eine Frage. Diese wur­de mir auf der Foto-​Webseite fokussiert.com in die­sem Kommentar zu einem Artikel von mir gestellt.

Beim Schminken

Skip schreibt da:

[…] Zum Thema, an das ich mich wie­der erinnerte:
Ich bin über Dein Blog über­haupt mit Stockfotos in Berührung gekom­men. Erst da wur­de mir als (Print-)Medienlaien über­haupt klar: Wo sol­len denn sonst die Fotos in der Apothekenrundschau und „fami­lie & Co.“ herkommen.

Und genau so sehen die Fotos in den Datenbanken auch immer aus: Leicht zu kon­su­mie­ren, kei­ne Ecke, kei­ne Kontraste, kei­ne inhalt­li­che Tiefe, Beiwerk zum Artikel. Dabei tech­nisch natür­lich hoch pro­fes­sio­nell produziert.

Das fällt vor allem bei Deinen Familienfotos auf, wo die Kinder immer sau­ber sind und die Haare ordent­lich gekämmt. Und wenn Dreck, dann ist der sau­ber auf­ge­tra­gen. Jeder Fleck per­fekt. 😉 Da wer­den Menschen im Raum bei einer Tätigkeit abgebildet.

Die Frage ist: Muss das so sein? Verdient man mit „unor­dent­li­che­ren“ Settings und Modellen kein Geld?“

Die Antwort in Kürze lau­tet: Nein, das muss nicht so sein.

Aber die Antwort auf die zwei­te Frage lau­tet: Ja, damit ver­dient man kein, bzw. zu wenig Geld.

Doch jetzt hole ich mal aus: Es steht jedem Fotografen frei, sich „häß­li­che Models“ zu suchen, die­se zu foto­gra­fie­ren und den Bildagenturen anzu­bie­ten. Je nach Bildagentur wer­den die­se ent­we­der schon von der Bildredaktion abge­lehnt oder aber auch ange­nom­men. Abgelehnt wer­den sie meist des­halb, weil die Bildagenturen wis­sen, dass deren Kunden die Bilder aller Wahrscheinlichkeit nach kaum kau­fen wür­den. Warum soll­ten sie auch? So lan­ge genug Fotos von schö­nen Menschen ange­bo­ten wer­den, wird die Werbung oder der Artikel lie­ber damit illustriert.

Mittlerweile ist dank der Attraktivitätsforschung erwie­sen, dass es Kriterien gibt, die alle Menschen oder min­des­tens Menschen aus dem glei­chen Kulturkreis als „schön“ anse­hen. Ich gebe ehr­lich zu, dass ich mir lie­ber schö­ne Menschen als häß­li­che Menschen anschaue. Außerdem gehe ich davon aus, dass es den meis­ten eben­so geht. Deswegen wird lie­ber ein Foto mit einem schö­nen statt mit einem häß­li­chen Menschen gekauft.

Das Ganze lässt sich auch spie­le­risch bewei­sen. Die Bildagentur Dreamstime hat vor kur­zem ein Rate-​Spiel names „Stock Rank“ ver­öf­fent­licht, wo dem Spieler immer zwei ver­schie­de­ne Fotos gezeigt wer­den. Er muss dann raten, wel­ches sich schon ver­kauft hat und wel­ches nicht. Sind auf bei­den Bildern Menschen zu sehen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass sich eher das mit den schö­ne­ren Menschen schon ver­kauft hat.

Dass sich schö­ne Menschen gut ver­kau­fen, sehe ich an mei­nen Umsatzzahlen. Mit über 100 Models habe ich bis­her zusam­men­ge­ar­bei­tet, ca. zur Hälfte männ­lich und weib­lich. Bei den weib­li­chen Models ver­kau­fen sich die­se bes­ser, die ich auch als „schö­ner“ emp­fin­den wür­de. Bei den männ­li­chen Models fällt mir so ein Urteil schwe­rer, da Männer per se für mich weni­ger attrak­tiv sind. Hier grei­fe ich des­halb ger­ne auf die Meinungen weib­li­cher Freunde zurück, um Männermodels auszusuchen.

Zwar heißt es von Bildagenturen immer wie­der: Wir suchen natür­li­che, „ech­te“ Menschen, kei­ne Top-​Models. Das heißt aber nicht, dass häß­li­che Typen will­kom­men wären. Die Models sol­len gut aus­se­hen, aber nicht so per­fekt schön sein, dass sich die Betrachter nicht mehr damit iden­ti­fi­zie­ren kön­nen oder wollen.

Es gibt aber eine Ausnahme: Fotos von sehr dicken Menschen, von Gesichtern mit vie­len, dicken Eiterpickeln, zer­narb­te Körper und so wei­ter wür­den sich bestimmt ver­kau­fen las­sen. Jedoch nur mit den pas­sen­den Suchbegriffen wie „dick“, „häß­lich“ oder „Pickel“. Aber fin­de mal ein Model, dass kei­ne Probleme damit hat, wenn Leute ihr ins Gesicht sagen: „Darf ich zu Deinem Foto schrei­ben, dass es häß­lich aussieht?“

Selbst wenn das Model ein­wil­ligt, bleibt das Problem der gesell­schaft­li­chen Akzeptanz. Wie ich hier in einem lan­gen Artikel gezeigt habe, ver­bie­ten alle Bildagenturen die Nutzungen von Fotos in einem dif­fa­mie­ren­den oder belei­di­gen­den Kontext. Wenn dann das Foto vom Pickelgesicht für eine Akne-​Werbung genutzt wür­de, könn­te das Model vor Gericht gute Chancen auf Schadensersatz wegen Verletzung von Persönlichkeitsrechten haben.

Manchmal sagen mir Leute: „Diese gan­zen Schönheiten auf den Titeln von TV-​Zeitschriften, das ist doch nicht mehr schön, das will ich nicht sehen“. Aber damit mei­nen sie nie, dass sie häß­li­che Models sehen wol­len. Sie erken­nen nur, dass die Retusche so über­trie­ben ist, dass die Schönheit Illusion blei­ben muss, obwohl sie doch lie­ber an ech­te, „natür­li­che“ Schönheit glau­ben wol­len. Deswegen ist die Kunst bei der Retusche auch, die Models schö­ner zu machen, ohne den Betrachter erken­nen zu las­sen, was da ver­än­dert wurde.

Selbst Model-​Agenturen, die sich auf Models „abseits des Mainstream“ spe­zia­li­siert haben, um es mal dezent aus­zu­drü­cken, wie z.B. „Ugly Models“ in London oder „Autseider“ in Berlin, reden nie von häß­li­chen Models, son­dern immer von „inter­es­san­ten Gesichtern“, „Menschen mit Charaktern“ oder „Leuten mit Wiedererkennungswert“.

Wer ech­te Fotos sucht, muss bei den Nachrichten-​Agenturen schau­en. Da wer­den Fotografen ja hoch­kant gefeu­ert, wenn sie auch nur etwas Himmel retu­schie­ren. Autihenzitätist deren höchs­tes Gut, des­we­gen sind deren Bilder unbe­ar­bei­tet und die Menschen und Orte eben mit Kanten und Dreck.

Und was ist mit dem Dreck? Gegen Dreck haben Bildagenturen nichts, vor­aus­ge­setzt, er passt zum Bildkonzept. Ein Bauer oder Bauarbeiter darf auch mal ein dre­cki­ges Hemd tra­gen und Schmutz unter den Fingernägeln haben. Aber dre­cki­ge Kinder unter dem Weihnachtsbaum? Wäre das glaub­wür­dig? Okay, viel­leicht, aber anders gefragt: Hätten sich die Eltern das gewünscht?

Eben habe ich über­legt, ob ich die­sen Blog-​Artikel nicht nut­zen soll­te, um einen Aufruf zu star­ten. Ich könn­te fra­gen, wer meint, rich­tig häß­lich zu sein und für Stockfotos modeln möch­te. Irgendwie befürch­te ich jedoch, dass ich dann Models absa­gen müss­te, wenn sie für den Suchbegriff „häß­lich“ zu „schön“ sind. Was für eine Welt.

Okay, was meint ihr? Verdient man mit „unor­dent­li­chen“ Models kein Geld? Warum kau­fen Designer so sel­ten Fotos von häß­li­chen Models?

Frag den Fotograf: Erfahrung mit schweren Objektiven

Heute bekam ich eine Mail des Fotografen Aroso, der mir fol­gen­des schrieb:

Bizeps trainieren

Ich ste­he vor der Entscheidung mir ein Canon EF 70–200mm L IS USM in der Lichtstärke 1/4,0 oder 1/2,8  anzu­schaf­fen.  Im Augenblick sind die Preise vom 1/2,8 sehr weit unten (1490 Euro). Leider hat die­ses Objektiv  ein sehr hohes Gewicht von ca. 1,57 Kg.  Aus Erfahrung ist mir bekannt, das ich ein Objektiv  mit die­sem Gewicht aus der Hand nicht rich­tig ruhig hal­ten kann. Es wird lau­fend nach einer Ablage /​ Auflage gesucht. Anscheinend muss bei Gebrauch von solch schwe­ren Objektiven ein Hantel-​Training betrie­ben  wer­den.  Bei mir haben solch schwe­re Objektive immer nur im Schrank gele­gen. Alleine das Tragen auf eine län­ge­re Distanz wur­de zur Qual.

Bei einem Besuch in einem Tierpark der in einem Wald lag, ist mir wie­der schmerz­lich bewusst gewor­den das ich mit mei­nen 70–210mm 1/4.0 Objektiv und Iso 1600 nicht die rich­ti­ge Lichtstärke parat hatte.

Aus die­sem Grund wür­de mich das Canon 70–200mm 1/4.0 IS (Gewicht: 0,76 Kg) in Verbindung an einer Canon Eos 5D Mark II sehr stark rei­zen.  Dieses Objektiv wür­de ich mit Sicherheit sehr oft benut­zen. Die 5D Mark II wird bei Iso 6400 noch als brauch­bar ausgewiesen.

Wie sind Deine Erfahrungen mit solch licht­star­ken Objektiven in Verbindung mit hohem Gewicht?

Es stimmt. Anderthalb Kilo beim 70–200 IS USM L 2.8 sind kein Gewicht, was bei einem Spaziergang Spaß macht. Aber es ist ja auch kein Spielzeug, son­dern ein Arbeitsgerät. Meine Erfahrung scheint jedoch eine ande­re zu sein. Ich kann schwe­re Objektive (und Kameras) ruhi­ger hal­ten als klei­ne, weil das Gewicht mir beim Ausbalancieren hilft. Klar, auf Dauer wird es trotz­dem anstren­gend. Aber was hilft gespar­tes Gewicht, wenn eben­falls gute Fotos gespart werden?

Viele Leute las­sen übri­gens ihre Kamera beim Transport läs­sig um den Hals bau­meln. Das geht jedoch schnell auf den Rücken. Besser ist es, den Kameragurt ganz lang zu stel­len und die Kamera quer über die Schulter zu hän­gen. So ver­teilt sich das Gewicht bes­ser und die Kamera bleibt trotz­dem einsatzbereit.

Der Fotograf ist auch inter­es­siert, Eure Meinungen zu hören. Lasst ihr Eure Schwergewichtsobjektive auch oft zu Hause oder lasst ihr die Dinger ein­fach Euren Assistenten tragen? 😉

Antworte dem Fotograf: Erste Bildagentur-Erfahrungen

Seit einem hal­ben Jahr beant­wor­te ich in mei­ner Blog-​Rubrik „Frag den Fotograf“ Fragen mei­ner Leserinnen und Leser. Umso mehr freut es mich, dass ich letz­te Woche die ers­te Antwort bekom­men habe von der Fotografin, mit der ich die Rubrik gestar­tet hat­te. Sie bat mich hier um Hilfe bei der Agentursuche. Meine Tipps haben gehol­fen und ich möch­te Ihre Mail mit Euch teilen.

Vielleicht erin­nern Sie sich? Am 15.01. haben Sie in Ihrem Blog mei­ne Frage nach best­mög­li­cher Vermarktung von Tier- und Kinderfotos ver­oef­fent­licht (RM oder RF)? Hier mei­ne Zwischenbilanz und was ich aus den hilf­rei­chen Anregungen für mich so „gezo­gen“ habe:

Die Tierfotos gehen fast aus­schliess­lich an eine spe­zi­el­le Tierfotoagentur. Dort habe ich auf Anhieb auch gleich eini­ge wirk­lich gute Verkäufe (Kalenderbilder) erzie­len koen­nen. Zur Zeit hal­te ich es so, dass ich mir beim Shooting gegen Preisnachlass eine Freigabe unter­zeich­nen las­se und die Fotos direkt beim Sichten aus­wäh­le und auf den Server der Agentur lade. So lan­den die Fotos zeit­nah dort und der „Stock“ wächst und wächst 🙂 Diese Agentur ver­mark­tet RM.

Meine Kinderfotos zei­gen ent­we­der mei­ne Kinder oder ich mache inzwi­schen Shootings direkt für den „Verkauf“ mit ent­spre­chen­der Freigabe gegen Fotos (TfP).  Diese gehen über­wie­gend in den Microstock-​Bereich, wobei sich dies momen­tan noch auf 2–3 Agenturen beschränkt, da ich zeit­lich mehr nicht schaf­fe. Ich bin ja selbst noch im Babyjahr und mit zwei Kleinkindern „eigent­lich“ voll ausgelastet.

Interessant fin­de ich den anschei­nend sehr unter­schied­li­chen Geschmack des deut­schen und des ame­ri­ka­ni­schen Marktes:

In „good old ger­ma­ny“ ver­kau­fen sich  – zumin­dest ich – eher „natür­li­che“ Fotos, wobei es in Amerika ger­ne schon mal ein wenig „kit­schig“ sein darf. Hier ein Foto, das sich in Deutschland wirk­lich gut verkauft:

2009-sam-0328-007
Das glei­che Foto hat bei einer ame­ri­ka­ni­schen Agentur noch „nix“ gebracht. Hier ein Foto, das wie­der­um in Amerika gut geht, in Deutschland aber ein Ladenhüter ist:

2009-sam-0328-093

Am Model kann es nicht lie­gen, ist näm­lich das glei­che, mein süs­ser  Samuel 🙂

Erstaunlich ist auch, das eine gros­se ame­ri­ka­ni­sche Agentur Fotos ablehn­te, die sich hier schon defi­ni­tiv „gut“ ver­kauft haben. Die Geschmäcker schei­nen zumin­dest bei der Baby-​/​Kinderfotografie doch sehr unter­schied­lich zu sein.

Sobald mei­ne Zeit es zulässt, pla­ne ich eine regel­mäs­si­ge Belieferung der ein­zel­nen Agenturen in fol­gen­der Aufteilung:

Baby-​/​Kinderfotos – Microstock bzw. Macrostock (nie­mals jedoch aus dem glei­chen Shooting gemischt!)
Tierfotografie – spe­zi­el­le Tierfotoagentur als RM
Szenen des täg­li­chen Familienlebens (davon gibt es hier ja mit zwei Kindern und zwei Hunden genug) – Microstock“

Habt ihr ähn­li­che Erfahrungen mit den Unterschieden des deut­schen und us-​amerikanischen Marktes machen können?