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Sind 20% Fotografen-​Anteil heute noch gerechtfertigt?

Der fol­gen­de Artikel erschien im Februar 2011 hier im Microstockgroup-​Blog unter der Überschrift „Is 20% Royalty for RF reasonable today?“. Mit freund­li­cher Genehmigung des Autors Jim Pickerell ver­öf­fent­li­che ich hier mei­ne deut­sche Übersetzung:

Sind 20% Fotografen-​Anteil heu­te noch gerechtfertigt?

Das Konzept der „lizenz­frei­en“ („royal­ty free“ oder „RF“) Fotografie wur­de Anfang der 1990er Jahre erfun­den, weil vie­le Bildkäufer es unfair fan­den, wenn Bildpreise auf der Art ihrer Nutzung basier­ten anstatt auf den Kosten ihrer Produktion. Dieses nut­zungs­ba­sier­te Abrechnungssystem („rights mana­ged“ bzw. „lizenz­frei“ oder „RM“ war damals noch nicht mal ein Begriff) war ein beson­de­res Problem für Bildkäufer, weil es sie ver­pflich­te­te, die zukünf­ti­gen Nutzungen eines lizen­zier­ten Bildes genau zu ver­fol­gen, um sicher­zu­ge­hen, dass sie es nicht über die gekauf­te lizenz hin­aus ein­setz­ten. Kunden woll­ten einen Weg, um die­sen admi­nis­tra­ti­ven Aufwand zu vermeiden.

Viele der CD-​ROM-​Hersteller der ers­ten Generation tra­ten an Fotografen mit Nischenkollektionen her­an und kauf­ten die Bilder voll­stän­dig auf. Sie wähl­ten 50 bis 100 Bilder zu einem bestimm­ten Thema und kauf­ten die kom­plet­ten Eigentumsrechte für durch­schnitt­lich 50 US-​Dollar pro Bild. Normalerweise waren die Bilder „Outtakes“, die schon eine Weile unge­nutzt im Archiv des Fotografen lagen und 2.500 – 5.000 US-​Dollar waren ein gutes Angebot für eine Handvoll Bilder, die nie benutzt wor­den waren. 

Anfang 1992 gab es Bedarf für Fotos mit höhe­rer Qualität und die Firma Photodisc such­te nach Bildern, deren Qualität denen glich, die Artdirektoren bei den pro­fes­sio­nel­len Bildagenturen fin­den konn­ten. Die ers­ten CD-​Titel von Photodisc kos­te­te­ten 299,95 US-​Dollar und ent­hiel­ten ca. 400 Aufnahmen mit ca. 6,5 MB. Viele die­ser Bilder auf den ers­ten CDs wur­den von der in Seattle behei­ma­te­ten Bildagentur Weststock gelie­fert. Diese Fotos wur­den von pro­fes­sio­nel­len Stockfotografen pro­du­ziert und wur­den stren­ger nach Qualität aus­ge­wählt als das bei vie­len Foto-​CDs von Konkurrenzfirmen der Fall war. Bei den aus­ge­wähl­ten Bildern waren auch eini­ge dabei, die im gedruck­ten Katalog von Weststock waren (was vie­le der betrof­fe­nen Fotografen auf­reg­te). [Anmerkung: R. Kneschke: Die Aufnahme eines Fotos in den Druckkatalog einer Bildagentur bedeu­te­te einen star­ken Anstieg der Verkäufe des gezeig­ten Bildes, was durch das Angebot auf einer güns­ti­gen Foto-​CD behin­dert wur­de.] Photodisc wur­de schnell zum Markführer beim Verkauf von „royal­ty free“ Foto-CD-Roms. 

Rick Groman, einer der Eigentümer von Weststock, ver­han­del­te das Angebot für die Fotografenhonorare mit Photodisc. Angesichts der Tatsache, dass die­se Foto-​CDs ein neu­es und unge­wis­ses Geschäftsmodell mit einer neu­en Technologie waren, argu­men­tier­te Photodisc, dass eine neue Form der Honorierung nötig war. 

Photodisc erklär­te, dass sie rie­si­ge Ausgaben hat­ten für das hoch­qua­li­ta­ti­ve Einscannen der Foto-​Negative, die Farbkorrektur der digi­ta­len Dateien und das Produzieren der CDs. Außerdem kamen immense Kosten für den Druck und den Versand von gedruck­ten Katalogen hin­zu, um poten­ti­el­len Kunden das Produkt zu zei­gen, was sie anbie­ten woll­ten. Schließlich muss­te der Preis des neu­en Produkts auch nied­rig genug ange­setzt wer­den, um für Kunden mit begrenz­ten Etats attrak­tiv zu sein. 

Deshalb konn­te Photodisc den Fotografen nicht die tra­di­tio­nel­len Bildagentur-​Honorare von 50% der Netto-​Einnahmen zah­len. Man einig­te sich, dass Photodisc 20% der Verkaufspreise als Honorar zah­len konn­te. Die Bildagentur Weststock nahm noch ihren übli­chen Honoraranteil von die­sen 20%, sodaß die Produzenten der Bilder 10% der Bruttoeinnahmen erhiel­ten. Das bedeu­te­te: Wenn eine Foto-​CD für 300 US-​Dollar ver­kauft wur­de, ver­dien­te ein Fotograf, der eins von den 400 Bildern auf der CD besaß, dar­an 7,5 US-​Cents. So kam es, dass der 20%-Anteil der Marktstandard für die Lizenzierung von „royal­ty free“-Bildern wur­de. Es herrsch­te die all­ge­mei­ne Meinung, ohne dass es irgend­wo for­mell garan­tiert wur­de, dass der Reichtum irgend­wann mit den Fotografen geteilt wer­den wür­de, die mit­ge­hol­fen hat­ten, das neue Geschäftsmodell zum Laufen zu bringen. 

Ist die­ser Fotografenanteil heu­te noch gerechtfertigt?

Die 80% der Einnahmen, die Photodisc ein­be­hielt, ermög­lich­ten es der Firma, schnell zu wach­sen. 1997 wur­de sie an Getty Images für beein­dru­cken­de 150 Millionen US-​Dollar ver­kauft, von denen nichts mit den Fotografen geteilt wur­de, wel­che die Firma Photodisc mit dem Produkt belie­fer­ten, was sie ver­kau­fen konn­ten. Als sich das Geschäftsmodell wei­ter ent­wi­ckel­te, ist es auch inter­es­sant zu sehen, wie die Kosten san­ken. Nachdem die Lieferungen von CD-​Rom zum Internet wech­sel­ten, gab es kei­ne Kosten mehr für die Produktion der CDs. Das Internet mach­te das Marketing ohne gedruck­te Kataloge mög­lich und die Kosten für den Druck und Versand die­ser Kataloge ent­fie­len eben­so. Durch das Internet wur­de es not­wen­dig, die Bilder zu ver­schlag­wor­ten, damit sie gefun­den wer­den konn­ten, aber es ist schwer vor­stell­bar, dass die­se Verschlagwortungskosten die gespar­ten Marketing-​Kosten über­stie­gen hätten. 

Außerdem sorg­te die ver­bes­ser­te Technik der neue­ren Digitalkameras dafür, dass kei­ne Negative mehr gescannt und digi­ta­li­siert wer­den muss­ten. Eine Weile hat­ten die Agenturen und Vertriebspartner noch Kosten für die Farbkorrektur der digi­ta­len Bilder, die von den Fotografen gelie­fert wur­den. Aber heu­te müs­sen die Fotografen auch das über­neh­men, ansons­ten wer­den die Fotos ein­fach nicht mehr angenommen. 

Es gibt Kosten für den Speicherplatz und den Internet-​Traffic, aber auch die­se Kosten sind sehr wahr­schein­lich nicht so hoch wie die Kosten, die Photodisc damals 1992 hat­te. Meistens sahen es die Verkäufer der Foto-​Produkte ein­fach nicht für not­wen­dig an, ihren Reichtum mit den Bild-​Erzeugern zu tei­len. Wenn die Produzenten gewillt sind, ihre Fotos für weni­ger zu pro­du­zie­ren, den­ken die Verkäufer, dass das auch alles ist,  was sie ver­die­nen. Es gibt Ausnahmen: Alamy zahlt sei­nen RF-​Fotografen 60% der Einnahmen – genau­so viel, wie sie den RM-​Fotografen zah­len – und inter­es­san­ter­wei­se haben sie ein pro­fi­ta­bles Geschäft. Einige Microstock-​Firmen zah­len höhe­re Anteile als 20% zumin­dest eini­gen ihrer Fotografen, aber die Microstock-​Bildagentur istock­pho­to hat beschlos­sen, dass selbst 20% Fotografenanteil zu viel sind.

Über den Autor: Jim Pickerell


Jim Pickerell ist seit fast 50 Jahren in der Stockfotografie als Fotograf und Macrostock-​Agentur-​Inhaber aktiv und betreibt seit 20 Jahren einen Stockfotografie-​Newsletter.  Er hat vie­le Änderungen am Markt durch­lebt und ist oft in der Lage, Neueinsteigern hilf­rei­che Perspektiven auf­zu­zei­gen. Jim ver­öf­fent­licht das Newsletter-​Abo www.selling-stock.com und www.photolicensingoptions.com, wo Leser für ein­zel­ne Artikel bezah­len. Um jeden Samstag eine kos­ten­lo­se Email mit den Zusammenfassungen der News-​Artikel der vor­he­ri­gen Woche zu erhal­ten, kli­cke hier und dann auf „Subscribe“ zur Bestätigung. 

Warum Fotografen kostenlose Fotos anbieten: Acht Gründe (und eine Warnung)

Fotografen ver­schen­ken Bilder? Bieten sie kos­ten­los an? Warum?

In den Kommentaren zu eini­gen mei­ner letz­ten Artikel führ­te die Diskussion oft auf den Preisverfall, der damit ende, wenn Fotografen ihre Fotos gra­tis anbie­ten wür­den. Faktisch ist die­ser Punkt längst erreicht. Viele Bildagenturen bie­ten ihren „Ausschuss“ kos­ten­los an. Aber auch gan­ze Webseiten wie Pixelio, Aboutpixel oder Photocase bie­ten kos­ten­los lizenz­freie Fotos an. Die bei­den letzt­ge­nann­ten nur, wenn die Nutzer selbst aktiv kos­ten­lo­se Fotos bei­steu­ern, bei Pixelio hin­ge­gen ist alles gratis.

Anstatt jetzt aber zu spe­ku­lie­ren, was jeman­den moti­viert, sei­ne Fotos zu ver­schen­ken, habe ich nach­ge­fragt. Ich habe sechs Leute ange­schrie­ben, war­um sie ihre Fotos bei Pixelio ver­schen­ken, anstatt sie zum Beispiel zu ver­kau­fen. Alle haben geant­wor­tet, zwei wol­len aber anonym blei­ben. Bevor wir zu den Gründen kom­men, war­um Fotografen ihre Bilder gra­tis abge­ben, schau­en wir uns kurz die Eckdaten an.

Die Menge der Bilder

Von die­sen sechs Personen haben vier jeweils ca. 5000 (in Worten: fünf­tau­send) Bilder bei Pixelio online. Das ist weit mehr als vie­le – auch erfolg­rei­che – Microstock-​Fotografen in ihrem Portfolio haben, mich ein­ge­schlos­sen. Ein beein­dru­cken­des Ergebnis, was unter ande­ren zustan­de kom­men kann, weil die Selektionskriterien bei Pixelio weni­ger streng sind als bei kom­mer­zi­el­len Agenturen. Aber eine Mindestgröße von 1000 x 1000 Pixeln (= 1 MP) wird trotz­dem verlangt.

Insgesamt hat Pixelio über 470.000 Bilder in der Datenbank, Photocase hat über 200.000 im Angebot und Aboutpixel liegt bei über 50.000 Fotos.

Die Motive

Ein Argument gegen die­se kos­ten­lo­sen Bilddatenbanken ist oft, dass die Fotos von der tech­ni­schen Umsetzung und von den Motiven unter der Qualität der kom­mer­zi­el­len Bildagenturen lie­gen. Da ist was dran. Vor allem die Kostenlos-​Sektion* der kom­mer­zi­el­len Bildagenturen speist sich fast immer aus den Fotos, wel­che aus tech­ni­schen oder ästhe­ti­schen Gründen von der Bildredaktion für den kom­mer­zi­el­len Bereich abge­lehnt wurden.

Aber bei Pixelio & Co. ist das nicht immer so. Von den befrag­ten Personen haben vie­le die „übli­chen Amateurfotografen“-Themen abge­grast: Blumen, Tiere, Food und Reisefotos. Aber eini­ge Fotografen sind dicht am übli­chen „Stock-​Niveau“.

 

RainerSturm /​ pixelio.de

Der User „RainerSturm“ bei­spiels­wei­se hat in sei­nem Pixelio-​Account knapp 5000 Fotos, dar­un­ter vie­le Motive, die auch locker microstock-​tauglich wären, wie die­se Solarzellen zum Beispiel. Zu den Fotos mit den meis­ten Downloads zäh­len bei ihm Konzept-​Bilder mit Puzzle-​Teilen, wie sie auch bei den kom­mer­zi­el­len Agenturen zu den Bestsellern gehören:

 

RainerSturm /​ pixelio.de

Die Suche nach Personen, vor allem nach Geschäftsleuten gestal­tet sich aber schon deut­lich schwie­ri­ger. Hier ist der Unterschied zum Angebot kom­mer­zi­el­ler Bildagenturen deut­lich zu spü­ren. Selbst das wohl bes­te Foto eines Geschäftsmanns bei Pixelio liegt sicht­bar unter dem Microstock-Standard:

 

RainerSturm /​ Pixelio.de

Wer hin­ge­gen Fotos von Blumen oder Lebensmitteln sucht, wird die­se in Hülle und Fülle finden:

 

wrw /​ Pixelio.de

Die Einschränkungen

Wer sei­ne Fotos bei Pixelio anbie­tet, kann sich aus­su­chen, ob die Fotos nur für die redak­tio­nel­le Nutzung frei­ge­ge­ben sind oder auch für die kom­mer­zi­el­le Nutzung. Standardmäßig sind beim Upload jedoch bei­de Nutzungen mar­kiert, wer nicht auf­passt, gibt dem­nach sei­ne Bilder für bei­des frei. Eine Merchandising-​Lizenz wird nicht ange­bo­ten. Außerdem müs­sen nicht nur bei redak­tio­nel­ler, son­dern auch bei kom­mer­zi­el­ler Nutzung der Urheber und Pixelio als Quelle genannt und bei einer Nutzung im Internet ein Link zu Pixelio gesetzt wer­den. Wer hier ver­schlei­ern will, wo er sei­ne Fotos kos­ten­los her hat, ris­kiert schnell eine Abmahnung, doch dazu unten mehr.

Die Gründe – Warum verschenken Fotografen ihre Bilder?

1. Bestätigung

Was ich bei vie­len Antworten her­aus­le­sen konn­te, ist der Drang nach Bestätigung. Der Wunsch, sei­ne Bilder nicht unge­se­hen ver­stau­ben zu las­sen, son­dern sie der Öffentlichkeit zugäng­lich zu machen und sich dar­an zu erfreu­en, dass die­se tat­säch­lich Verwendung fin­den. Der oben erwähn­te RainerSturm beschreibt das in die­sem Interview so:

Damals wäre mir auch nie in den Sinn gekom­men, kos­ten­los für ande­re zu foto­gra­fie­ren. Dazu hat­te ich ers­tens kei­ne Zeit und muss­te zwei­tens sehen, wie ich mit mei­ner 5‑Mann-​Agentur Monat für Monat die Agentur-​Ziele erreich­te. Heute ist das anders. Die Agentur wur­de 2005 ver­kauft und jetzt kann ich ganz anders han­deln. Vor allen Dingen, weil ich es scha­de fand, dass mein digi­ta­les Archiv immer pral­ler wur­de (fing mit den Golffotos an) und doch nur sel­ten „zum Vorschein/​Anschauen“ kam. So mach­te es mir dann zuse­hends Spaß, die Bilder ande­ren zur Nutzung kos­ten­los zu überlassen.“

Auch Willibald Wagner ant­wor­te­te auf mei­ne Frage in die­se Richtung, strebt jedoch zuneh­mend den Verkauf der Bilder an:

Als ich mich 2007 wie­der mehr der (digi­ta­len) Fotografie wid­me­te und anfing, neben den obli­ga­to­ri­schen Urlaubsfotos, auch in ande­re Bereiche ein­zu­stei­gen, boten sich Internetplattformen ein­fach als Ausstellungsfläche an. Dort traf ich Gleichgesinnte die Kommentare zu mei­nen Fotos abga­ben, ich fand inter­es­san­te Fotos und Anregungen. Hin und wie­der ver­kauf­te ich sogar ein Foto. Inzwischen ist „pixelio.de“, obwohl dort 5594 Fotos, dar­un­ter auch viel Schrott, von mir ein­ge­stellt sind, nicht mehr mei­ne Hauptplattform. Mir ging es wie wahr­schein­lich wie vie­len ande­ren. De Kommentare und Punkte Punkte „irgend­wel­cher Hobbyfotografen“ haben mich immer weni­ger inter­es­siert. Ich gebe bei pixelio.de des­halb heu­te gar kei­ne Kommentare mehr ab, stel­le aller­dings noch, in der Qualität redu­zier­te, Fotos ein.

Vor ca. 2 Jahren habe ich mich bei „fotocommunity.de“ ange­mel­det. M.E. wer­den dort anspruch­vol­le­re Fotos gezeigt und stel­le dort Fotos unter dem Usernamen „der Flaneur“ ein, im Prinzip läuft es dort aber auch nicht anders als bei pixelio.de.

Seit November 2010 bin ich bei „Shotshop“ ver­tre­ten, einer rei­nen Verkaufsplattform mit einem sehr hohen Qualitätsanspruch. Mal sehen was hier passiert.

So viel zu mei­ner Entwicklung seit 2007. Heute sehe ich eher im Verkauf eines Fotos die Anerkennung mei­ner foto­gra­fi­schen Leistung als in irgend­ei­nem Kommentar. Daneben macht’s natür­lich auch Spaß, für ein Foto ein paar Euro zu bekommen.“

2. Weniger Zwänge

Seien wir rea­lis­tisch: Wer mit Fotos Geld ver­die­nen will, muss arbei­ten. Dazu gehö­ren neben dem tech­ni­schen Qualitätsanspruch der Bildagenturen auch die recht­li­chen Hürden und eine gute Verschlagwortung, die oft zeit­auf­wän­dig und lang­wei­lig ist. Keyword-​Spamming wird des­halb bei Pixelio z.B. kaum geahn­det und ver­wäs­sert die Suchergebnisse.

Viele Amateurfotografen, die ihre Fotos zei­gen wol­len, kön­nen oder wol­len sich die­se Hürden nicht zumu­ten. Schön for­mu­liert hat das die Userin JOUJOU auf mei­ne Frage:

Anfragen von Kartenverlagen habe ich immer abge­lehnt, denn ich will nicht MÜSSEN – ich will mei­nen Spass an der Arbeit haben und ande­ren mit mei­nen Bildern eine Freude machen. Im Pixelio geht es pro­blem­los – ohne gros­se Diskussionen über die Bilder.

Ich begrei­fe die Sorgen der Profifotografen sehr gut. Mit der Digitalfotografie hat sich für euch ja viel geän­dert. Fotofachgeschäfte sind auch in der Schweiz mas­sen­haft ver­schwun­den, doch man kann das Rad nicht zurückdrehen.“
RainerSturm begrün­det das ähnlich:
„Ich foto­gra­fie­re ger­ne, immer und über­all. Aber ich will nicht – als Privatier Jahrgang 42 – den Aufwand übertreiben.
Da aber istockphoto.com und foto­lia die qua­li­ta­ti­ve Hürde recht hoch anset­zen, hat man dort viel Leerlauf. Also Arbeit zum Hochladen und dann doch öfter Ablehnungen. Besonders bei istock­pho­to ging mir dann auf den Geist, wenn immer wie­der von Abberation, Lichtsäume etc. geschrie­ben wur­de. Also wenn ich ein Motiv auf vol­le Bildschirmgröße (22 Zoll) ver­grö­ße­re, dann kom­men halt immer nur die bes­ten durch. Dazu müss­te ich aber immer mit gro­ßer Ausrüstung, mög­lichst mit Stativ, durch die Lande zie­hen. Das ist mir zuviel.
Auch auf­wän­di­ge Ausleuchtarbeiten mag ich nicht. Das Equipment ist zu dürf­tig, der Aufwand – auch zeit­lich – ist zu groß.“

3. Dankbarkeit

Ebenso wie bei Microstock-​Bildagenturen sind die Kunden oft auch Fotografen und umge­kehrt. Bei Pixelio ist das ähn­lich. Einige der Leute, die dort Bilder run­ter­la­den, geben als Dank eben­falls wel­che kos­ten­los ab. So funk­tio­niert Wikipedia und anschei­nend auch Pixelio. So schrieb mir ein Pixelio-User:
„Auf pixelio bin ich gesto­ßen als Gemeindebriefredaktuer auf der Suche nach kos­ten­lo­sem Bildmaterial. […] Ich sehe mei­ne Bereitstellung von Bildern auch als klei­nen gesell­schaft­li­chen Beitrag, ohne gleich Geld dafür zu ver­lan­gen. An vie­len Stellen im Internet wer­den Bilder benö­tigt, und nicht jeder User kann oder möch­te Geld dafür aus­ge­ben (z.B. in Blogs). Festzustellen an wie vie­len Stellen mei­ne Bilder ein­ge­setzt wer­den, ist für mich „Lohn“ und Ermutigung genug.

Interessant fin­de ich auch den Werdegang eines ande­ren Pixelio-​Mitglieds, der anonym blei­ben will:

Im Prinzip habe ich durch Agenturen wie pixelio.de, aber vor allem aboutpixel.de zu mei­ner Berufung und Selbstständigkeit gefunden.

Gerade die Community damals vor 4–5 Jahren bei aboutpixel.de hat einen ange­regt und ange­trie­ben sich wei­ter zu ent­wi­ckeln, neue Sachen aus­zu­pro­bie­ren etc. – natür­lich sind auch neue Freundschaften entstanden.
Irgendwann dach­te ich mir dann auch, war­um die eige­nen Bilder ver­schen­ken und nicht ver­kau­fen, also habe ich ange­fan­gen Fotos in Mid-​Stock Agenturen (pan­ther­me­dia, digi­tal­stock, adpic, pito­pia) zu ver­kau­fen (Fotos, die nicht bei pixelio oder ap zu fin­den sind).

In der Blütezeit hat­te ich da unge­fähr einen Gewinnanteil von 500€ im Monat (bei 50:50 – Aufteilung) – irgend­wann habe ich dann kaum noch Fotos für Bildagenturen pro­du­zie­ren kön­nen, weil das eige­ne Kerngeschäft, die Fotografie durch mei­nen wach­sen­den Kundenstamm (vor allem gewerb­li­che Kunden) ste­tig wuchs – so dass kei­ne Zeit mehr für Stockfotos blieb. Dadurch gin­gen natür­lich auch die Umsätze wie­der run­ter – wor­über ich jetzt nicht sau­er bin, denn wenn mich ein Kunde den gan­zen Tag bucht, habe ich auch mei­ne 500 € und noch 29 Tage im Monat übrig.

Tatsache ist, dass ich z.B. mit mei­nen aktu­el­len Business-​Fotos [bei Pixelio; Anm. R.K.] in Bezahl-​Agenturen nur einer von ganz vie­len bin, damit also kaum Umsatz zu erzie­len ist. Also gebe ich den Wurzeln, wodurch ich mei­ne Profession erkannt habe, ein­fach was zurück, in dem ich die Bilder kos­ten­los zur Verfügung stel­le. Und man ern­tet dafür auch viel Dankbarkeit und das ist in Ordnung so – da ich manch­mal auch das ein oder ande­re Screendesign für Kunden mache, bin ich selbst glück­lich dar­über, Quellen wie aboutpixel.de, pixelio.de oder photocase.de nut­zen zu können.“

4. Externe Festplatte

Auf den ers­ten Blick kuri­os erscheint die Antwort eines Pixelio-​Mitglieds, dass er die Webseite auch als „exter­ne Festplatte“ für sei­ne bes­ten Fotos nut­ze. Dabei ist es nicht mehr so abwe­gig, wenn man etwas dar­über nach­denkt: Die meis­ten Online-​Dienste, wel­che eine Datensicherung anbie­ten, ver­lan­gen je nach Menge oder Speicherplatz eine bestimm­te Gebühr pro Monat. Wer sich ent­schei­det, sei­ne Fotos statt­des­sen lie­ber kos­ten­los ande­ren anzu­bie­ten, spart sich die­se Gebühr.

5. Unwissenheit

Manchmal ist es aber schlich­te Unwissenheit, die Leute dazu bringt, ihre Fotos zu ver­schen­ken. Wer liest sich schon immer das gan­ze Kleingedruckte durch, bevor er sei­ne Fotos bei einer Fotocommunity hoch­lädt? So schrieb mir die Pixelio-​Nutzerin Lillyfee1976, die erst seit paar Wochen ange­mel­det ist:

Ich hat­te kei­ne Ahnung, wie das hier geht. Ich wuss­te nicht, dass man sich die kos­ten­los run­ter­la­den kann. […] Vielen Dank, dass du mich noch­mal dar­auf hin­ge­wie­sen hast, man soll­te sich doch immer erst alles genau durch­le­sen, auch das Kleingeschriebene.“

Kommen wir jetzt zu den span­nends­ten Gründen: Mit kos­ten­lo­sen Fotos Geld ver­die­nen.

6. Einnahmequelle

Paradox, aber wahr: Es ist mög­lich, mit kos­ten­lo­sen Inhalten Geld zu ver­die­nen. Leicht ist es jedoch nicht. Ein Gewinngeschäft sind die kos­ten­lo­sen Fotos immer für die Seitenbetreiber, die damit Traffic gene­rie­ren, den sie ent­we­der dazu nut­zen, Werbung zu schal­ten (die Zielgruppe ist immer­hin klar defi­niert: kos­ten­be­wuß­te Grafiker und Webdesigner) oder Nutzer auf ihre kos­ten­pflich­ti­gen Angebote wei­ter­zu­lei­ten. Pixelio macht bei­des. Microstock-​Agenturen und ande­re Firmen machen dort Werbung und Pixelio selbst gehört der Bildagentur Clipdealer, die auf jeder Seite meh­re­re Aufforderungen pos­tet, bei Clipdealer eben­falls nach Bildmaterial zu suchen.

Ein emp­feh­lens­wer­tes – und kos­ten­lo­ses – Buch über die Marketingidee hin­ter „kos­ten­lo­sen Produkten“ ist „Free“ von Chris Anderson.

Aber nicht immer pro­fi­tie­ren nur die Betreiber die­ser Plattformen. Manchmal schaf­fen es auch die Anbieter kos­ten­lo­ser Fotos, damit Geld zu ver­die­nen. Pixelio-​Nutzer haben vor allem zwei Möglichkeiten. Zum einen kön­nen sie ihre Fotos nur für die redak­tio­nel­le Nutzung frei­ge­ben. Wenn jemand das Foto auf die­sem Weg fin­det, es aber kom­mer­zi­ell nut­zen will, kann er vom Fotografen eine kom­mer­zi­el­le Lizenz erwer­ben. Ein Pixelio-​Nutzer erklärt:

Ab und an gibt es auch finan­zi­el­le Angebote, oder ich fra­ge bei kom­mer­zi­el­ler Nutzung nach. Da war eini­ge Male schon 30€ oder mehr drin für ein Bild.“

Die zwei­te Möglichkeit zum Geld ver­die­nen ist der Verzicht auf eine Namensnennung. Die kos­ten­lo­sen Bilder dür­fen immer nur mit einer Angabe des Fotografennamens, der Pixelio-​Webseite und – bei Webnutzung – einem Link zu Pixelio genutzt wer­den. Manche Bildsucher wol­len das aber nicht und bie­ten dem Fotografen Geld, wenn er auf eine Namensnennung ver­zich­tet. Der oben erwähn­te RainerSturm nutzt das beispielsweise:

Die ein­zi­ge sich erge­ben­de Geldquelle ist manch­mal dann gege­ben, wenn jemand ein Motiv ohne Bildquelle nut­zen will. Das kos­tet dann zwi­schen 45 und 60 Euro und er bekommt dann auch eine ordent­li­che Rechnung mit Mehrwertsteuer etc.“

Die Umwandlung von kos­ten­lo­sen Medien in Umsätze funk­tio­niert nicht nur bei Fotos, son­dern manch­mal auch bei geklau­ten Songs, wie das Stefan Niggemeier anhand die­ses Beispiels illustriert.

7. Werbeffekt

Eine Variante des sechs­ten Grundes für kos­ten­lo­se Fotos ist der Werbeffekt. Hier wird vom Bildanbieter wie­der die Tatsache genutzt, dass die Bildnutzer kos­ten­lo­ser Fotos die Bildquelle ange­ben müs­sen. Da die Fotografen bestim­men dür­fen, wel­cher Name als Urheberhinweis benutzt wer­den soll, eröff­net sich die Möglichkeit, sei­nen Firmennamen oder sei­ne Webadresse häu­fig gedruckt oder ver­linkt zu sehen. Das kann zu mehr Kunden füh­ren, zu mehr Traffic oder zu einem bes­se­ren Ranking in Suchmaschinen, was eben­falls Geld Wert ist.

Beispiele gibt es bei Pixelio eini­ge. Der Fotograf Alexander Hauk lässt als Quelle „Alexander Hauk /​ www.alexander-hauk.de /​ pixelio.de“ ange­ben und ver­linkt damit auf sein Medienarchiv. Eine Firma ver­langt als Bildnachweis die Angabe ihrer Domain „www.foto-fine-art.de /​ pixelio.de“ und sorgt so für die Verbreitung ihrer Internetseite für Leinwanddrucke. Der User Christoph Aron möch­te als Namen „Christoph Aron (www.pixelmaster‑x.de) /​ pixelio.de“ ange­ge­ben wis­sen und ver­linkt so auf sei­ne pri­va­te Fotoseite.

8. Abmahnungen

Es gibt vor allem bei den kos­ten­lo­sen Fotodatenbanken auch eine dunk­le Seite. Wenn die Fotos schon nix kos­ten, legen die Fotografen gestei­ger­ten Wert dar­auf, dass die oben mehr­fach erwähn­te Namensnennung auch wirk­lich erfolgt. Ignorieren Nutzer die­se Bedingung, gibt es schnell eine – kos­ten­pflich­ti­ge – Abmahnung.

Ein Pixelio-​Nutzer schrieb mir:

Es gibt lei­der auch immer wie­der Unternehmen, die selbst bei kos­ten­lo­sen Fotos das Mindestmaß an Anstand nicht ein­hal­ten und die Fotos ohne die vor­ge­schrie­be­ne Nennung von Quelle und Fotografen nut­zen. Sowas macht mich dann natür­lich wütend und die bekom­men von mir auf die Finger.“

Es ist klar, dass eini­ge Fotografen die Geduld ver­lie­ren, wenn sie regel­mä­ßig ihre Fotos ohne Urhebernennung fin­den. Nun aber eini­ge Worte der Warnung: Es scheint jedoch auch Leute zu geben, die es genau dar­auf anle­gen und dann schnell durch eine drei- bis vier­stel­li­ge Abmahnsumme in Zusammenarbeit mit einem Anwalt Geld ver­die­nen wol­len. Zwei Fälle sind hier und hier im Pixelio-​Forum beschrie­ben. Eine wei­te­re – schon betrü­ge­ri­sche – Masche ist hier beschrie­ben, bei der Fotos anonym zu kos­ten­lo­sen Bilddatenbanken hoch­ge­la­den wer­den, die­se dann nach einer Weile gelöscht wer­den und den Nutzern auf ein­mal Abmahnungen ins Haus flat­tern, weil die Bilder urhe­ber­recht­lich geschützt sei­en. Da die Anmeldedaten bei der kos­ten­lo­sen Datenbank nicht über­prüf­bar sind, kann der Nutzer nicht nach­wei­sen, dass das Bild zum Zeitpunkt des Downloads wirk­lich frei von Rechten Dritter war.

Eine ähn­li­che Betrugsmasche – nur mit der Creative Commons-​Lizenz – für kos­ten­lo­se Bilder beschreibt aus­führ­lich der Fotograf Dan Heller in sei­nem Blog.

Nur zur Klarstellung: Den meis­ten Pixelio-​Nutzern liegt es fern, die­se letz­te Methode zu nut­zen, aber es ist schon vor­ge­kom­men und eini­ge weni­ge Fotografen schei­nen – for­mu­lie­ren wir es vor­sich­tig – dem Gedanken nicht abge­neigt zu sein.

Nun zu Euch: Bietet ihr manch­mal kos­ten­lo­se Fotos an? Wenn ja, war­um? Und habt ihr damit auch schon direkt oder indi­rekt Geld ver­die­nen kön­nen? Wie?

* Affiliate-​Link

Billig, billiger, DepositPhotos – Warnung an Fotografen

Kleine Bildagenturen müs­sen auf sich auf­merk­sam machen. Das kann durch unge­wöhn­li­che Marketing-​Aktionen gesche­hen oder – was häu­fi­ger vor­kommt – durch nied­ri­ge Preise. Wahrscheinlich den trau­ri­gen Rekord hält momen­tan die Microstock-​Agentur DepositPhotos.

Dort kön­nen sich Kunden für ca. einen Euro voll­auf­lö­sen­de Bilder kau­fen! Mit vol­ler Auflösung mei­ne ich dem­nach nicht so pop­pe­li­ge Web-​Auflösungen wie 600x800 Pixel oder ähn­li­ches. Nein, für 1 Euro (in Worten: einen Euro) kön­nen Bildkäufer sich die größ­te ver­füg­ba­re Auflösung eines Fotos run­ter­la­den oder gleich eine Vektor-​Datei. Ich habe es getes­tet und ein Foto von Yuri Arcurs run­ter­ge­la­den, was er mit sei­ner digi­ta­len Mittelformat-​Kamera Hasselblad H3D II-​39 auf­ge­nom­men hat. Diese erzeugt Fotos mit 39 Megapixeln, bei mei­nem Download war das Foto 7224 x 5420 Pixel groß.

Dieser Preis gilt dann, wenn der Käufer eine SMS schickt, die ihn zusätz­lich zu sei­ner Netzbetreiber-​SMS-​Gebühr einen Dollar (in Deutschland: 99 Cent) kos­tet. Insgesamt habe ich dem­nach für das Bild in vol­ler Auflösung 1,08 Euro bezahlt, da ich 9 Cent pro SMS bei mei­nem Provider zah­le. Wer will, kann mit einer SMS für 9,99 Euro (plus die 9 Cent) gleich 15 Bilder kau­fen. Wohlgemerkt: Wir reden nicht von Abo-​Preisen, wo der Preis pro Bild durch­schnitt­lich gerech­net für den Käufer auch im Cent-​Bereich lie­gen kann, weil es die Masse macht, nein, die Option gilt für Einzelbilder.

Was bis hier wie eine Werbung für Bildkäufer klingt, ist nicht als sol­che gedacht, son­dern als Warnung für Fotografen. Denn die­se erhal­ten bei so einem Kauf nur 0,24 US-​Dollar! Für einen Verkauf in vol­ler Auflösung. XXXL! 39 Megapixel! Mir ist kei­ne Agentur bekannt, die einem Fotografen weni­ger zahlt, zumal für Verkäufe in vol­ler Auflösung. Mein Negativ-​Rekord waren bis­her 8 Euro-​Cent bei Polylooks, aber selbst die waren für eine klei­ne S‑Auflösung und unter ande­rem des­halb gibt es die­se Agentur nicht mehr. Wer als Fotograf bei DepositPhotos Bilder ver­kau­fen will, soll­te sich gut über­le­gen, ob ihm die­se Einnahmen aus­rei­chen. Mir wäre das zuwe­nig und des­we­gen ver­kau­fe ich dort nicht.

Damit nicht der Vorwurf kommt, ich wür­de hier den Guttenberg machen: Auf die Information bin ich durch die­sen Thread im Foto-​Talk-​Forum auf­merk­sam geworden.

Wenn ihr bei Depositphotos Eure Bilder anbie­tet: Was sind die Gründe, es doch zu tun?

Update 18.09.2012: Die SMS-​Downloads wer­den jetzt wegen zu gerin­ger Rentabilität nicht mehr angeboten.

Meine eigene Bildagentur einrichten – Teil 2

Im ers­ten Teil „Tools zum Eröffnen einer eige­nen Bildagentur“ beschrieb ich, wel­che Systeme es gibt und war­um ich mich für ImagePro ent­schie­den habe. Heute geht es im zwei­ten Teil um die Einrichtung und ande­re Überlegungen.

Jeder gekauf­te Bildershop muss kon­fi­gu­riert wer­den. Das betrifft im Grunde drei Bereiche: Layout, Informationen, Inhalte. Gehen wir die­se nach­ein­an­der durch:

Layout:
ImagePro basiert wie vie­le ande­re Systeme auf der Datenbank/​Skript-​Kombination MySQL und PHP. Zur Ausgabe wird HTML und CSS benutzt. Der Vorteil von CSS ist, dass ich einen Wert zen­tral ändern kann und das auf allen Unterseiten einer Webseite gleich­zei­tig umge­setzt wird. Ich kann zum Beispiel sagen: Jeder Link wird grün oder jede Überschrift soll 12 Pixel hoch sein und die­se Werte sind dann über­all identisch.

Als Basis ent­schied ich mich für einen Rotton, den ich auch für mei­nen Blog, mei­ne Visitenkarten und mei­ne Faltmappen etc. benut­ze. Da sowohl die­se Werbematerialen als auch mei­ne Fotos meist schlicht und weiß gehal­ten sind, rich­te­te ich den Rest des Bildershops weiß und mini­ma­lis­tisch ein. Die Schriftart des Titels ist die glei­che wie auf mei­nen Druckwerken.

Schon lan­ge plä­die­re ich für die Abschaffung von Kategorien in Bildagenturen, des­we­gen nut­ze ich in mei­nem Shop die Anzeige von Bildkategorien nicht. Fände ich auch sinn­los, weil sonst fast alle mei­ne Fotos sowie­so nur in der Kategorie „Mensch“ zu fin­den wären. Die Unterkategorien wie Frau, Mann, Familie, Gruppe, Kind und so wei­ter sind auch leicht über die nor­ma­le Suchfunktion als Suchbegriff zu finden.

ImagePro kommt mit vier ver­schie­de­nen Layout-​Templates. Wer die­se wei­ter indi­vi­du­ell anpas­sen will, soll­te über grund­le­gen­de HTML-​Kenntnisse ver­fü­gen. Wer ein­zel­ne Funktionen der Webseite ändern will, muss PHP beherr­schen oder einen Programmierer beauftragen.

Ausschnitt der inter­nen Einstellungsmöglichkeiten bei Imagepro

Informationen:
Neben dem Layout müs­sen auch die Informationen ange­passt oder ein­ge­ge­ben wer­den, damit spä­ter nicht über­all „Musteragentur“ steht. Das wirkt ers­tens unse­ri­ös und kann zwei­tens wegen feh­len­der Daten (z.B. fal­sches Impressum) zu Abmahnungen von Mitbewerbern füh­ren. Deshalb: Ich muss­te das Impressum schrei­ben, über­all mei­ne Kontaktdaten ein­tra­gen, die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) und die Datenschutzbestimmungen for­mu­lie­ren und so wei­ter. Da das System auch Email-​Templates ent­hält, die nach einer Bestellung etc. ver­sandt wer­den, muss­te ich auch dort die Informationen ändern.

Außerdem muss­te ich mich ent­schei­den, zu wel­chen Preisen ich die Bilder in wel­chen Größen anbie­te. Das war zuge­ge­be­ner­ma­ßen schwie­rig. unter­bie­te ich die Preise der Microstock-​Agenturen, hal­te ich deren Level oder set­ze ich mei­ne Preise noch dar­über an? Und mit wel­cher Begründung? Ich habe mich ent­schie­den, die Preise unge­fähr zu hal­ten. Pro Verkauf wür­de ich trotz­dem mehr ver­die­nen, da ich 100% der Einnahmen bekom­me, anstatt die­se zu 50% oder gar mehr mit einer Agentur tei­len zu müssen.

Zu über­le­gen hat­te ich auch, ob ich die Preise mit oder ohne Umsatzsteuer (im Volksmund auch Mehrwertsteuer genannt) aus­wei­se. Ohne wür­de güns­ti­ger wir­ken, darf aber recht­lich nur Firmen ange­zeigt wer­den. Privatpersonen müs­sen Preise immer mit Umsatzsteuer sehen. Da ich davon aus­ging, dass eher Leute bei mir kau­fen, die wenig Erfahrung mit Bildagenturen haben, nahm ich an, dass das vor allem Privatpersonen sind und habe ent­spre­chend die Steuer mit ausgewiesen.

Im System ist es auch mög­lich, zu ent­schei­den, wie viel Tage das Zahlungsziel bei Rechnungen sein soll, Ob es einen Zuschlag bei gerin­ger Bestellmenge geben soll und wie hoch die­ser ist, ob ein CD-​Versand ange­bo­ten wer­den soll, ob und ab wel­cher Summe es Rabatte geben soll und so wei­ter. Wer sei­nen Kunden die Bezahlung über Paypal ermög­li­chen will, muss die ent­spre­chen­den Informationen eben­falls hinterlegen.

Es ist auch mög­lich, zusätz­li­che sta­ti­sche Seiten wie „Über mich“, „Fotoaufträge“ oder ähn­li­ches ein­zu­rich­ten. Das habe ich jedoch nicht genutzt, weil ich wei­ter mei­ne Hauptseite robertkneschke.de betreibe.

Inhalte:
Der hüb­sches­te Bildershop ist sinn­los ohne die Fotos, die ver­kauft wer­den sol­len. Hier hieß es, in eini­gen Nächsten das FTP-​Programm heiß­lau­fen zu las­sen, um die Fotos zu impor­tie­ren. Da ich alle mei­ne Fotos mit­tels IPTC ver­schlag­wor­te und beschrif­te, war das nur eine Frage der Bandbreite.

Damit nicht jeder die Fotos ein­fach kopie­ren kann, ohne zu bezah­len, erlaubt das System, ein selbst­ge­wähl­tes Wasserzeichen über die Bilder zu legen. Das muss­te ich mit einem trans­pa­ren­ten Hintergrund in Photoshop erstel­len, bei ImagePro kann ich dann bestim­men, wie trans­pa­rent das Wasserzeichen ange­zeigt wer­den soll.

Wasserzeichen

Außerdem galt es, die Startseite zu ver­schö­nern. ImagePro bie­tet vier Möglichkeiten: Kein Bild anzei­gen, ein zufäl­li­ges Bild aus dem eige­nen Portfolio, vor­de­fi­nier­te Bilder aus dem eige­nen Portfolio oder die Erstellung einer Bildgalerie. Ich ent­schied mich für letz­te­res, weil ers­tens bei den Portfolio-​Bildern das Wasserzeichen dabei gewe­sen wäre, was auf der Startseite nicht so schön aus­sieht und zwei­tens so ein ele­gan­ter Überblendeffekt mög­lich ist. Für den Anfang habe ich zehn rela­tiv aktu­el­le Bilder gewählt, die ich natür­lich jeder­zeit aus­wech­seln kann.

Testen
Nach der Einrichtung habe ich mit einer Test-​Anmeldung und einer Test-​Bestellung über­prüft, ob ich nichts über­se­hen hat­te. Hatte ich, des­halb habe ich zwei, drei klei­ne Fehler aus­ge­bes­sert und jetzt läuft hof­fent­lich alles einwandfrei.

Ich bin gespannt, wann die ers­te Bestellung kommt und ob sich der eige­ne Bildershop ren­tie­ren wird…

Tools zum Eröffnen einer eigenen Bildagentur

Manchmal wer­de ich gefragt, war­um ich mei­ne Bilder nicht selbst ver­kau­fe? Das ist eine gute Frage.

Bisher habe ich paar Mal im Jahr Anfragen gehabt, bei der Kunden Fotos von mir gefun­den haben, zum Beispiel über Flickr oder Google Images und die­se lizen­zie­ren woll­ten. Der Aufwand, manu­ell eine Rechnung zu schrei­ben, das Foto zu schi­cken, zu über­prü­fen, ob das Geld ein­ge­gan­gen ist, den Posten in die Buchhaltung auf­zu­neh­men und den zu Kundenkontakt zu pfle­gen, war bis­her sehr hoch. Deshalb habe ich die Kunden bis­her an die Bildagenturen wei­ter­ge­lei­tet, die mei­ne Bilder ver­trei­ben, anstatt die Fotos selbst zu ver­kau­fen. Bis jetzt.

Es gibt eini­ge Firmen und Produkte auf dem Markt, die es einem erlau­ben, eine eige­ne Bildagentur auf­zu­ma­chen. Die bekann­tes­ten sind zum Beispiel Photostore von ktools, ImagePro von Adpic Solutions, topixx von Thomas Sandberg, ImageFolio oder PhotoShelter.

Diese Systeme haben alle Vor- und Nachteile und unter­schei­den sich ent­we­der im Preis, den Funktionen oder auch von der Grundidee.

Photostore und Imagepro sind eigen­stän­di­ge Shop-​Systeme basie­rend auf MySQL, PHP, HMTL und CSS, die auf einem eige­nen Server lau­fen kön­nen. Die Basisversion von Photostore kos­tet 250 US-​Dollar, die Grundversion von ImagePro kos­tet 399 Euro plus Umsatzsteuer. Dazu kom­men die monat­li­chen Hosting-​Kosten, die je nach Anbieter und Traffic variieren.

Topixx ist ein Bilddatenbank-​System, wel­ches die Software zum Hosting sozu­sa­gen mit­lie­fert. Es sieht optisch eher spär­lich aus und kann kaum kon­fi­gu­riert wer­den, bie­tet aber als gro­ßes Plus über eine inte­grier­te Schnittstelle Zugang zu Fotofinder und Picturemaxx. Die Einrichtungskosten betra­gen 330 Euro, dazu kom­men monat­lich je nach Traffic min­des­tens 75 Euro Hostingkosten.

ImageFolio ist ein leis­tungs­star­kes DAM-​System. DAM steht für Digital Asset Management und beschreibt Systeme, wel­che vie­le ver­schie­de­ne Dateiformate ver­wal­ten kön­nen. Es ist modu­lar auf­ge­baut und ein „Commerce“-Modul erlaubt auch den Einbau eines Webshops, mit dem die­se Formate ver­kauft wer­den kön­nen. Das hat den Vorteil, dass mit die­sem System vie­le ver­schie­de­ne Medien ver­kauft wer­den kön­nen, nicht nur Fotos, son­dern auch Vektorgrafiken, Videos, Musik, Fonts und vie­le ande­re. Das hat jedoch sei­nen Preis: Das Basismodul mit dem Commerce-​Modul kos­tet 749 Dollar, vie­le zusätz­li­che Plugins oder eine MySQL-​Anbindung kos­tet wei­te­re drei­stel­li­ge Summen. Hosting-​Kosten fal­len eben­falls an.

Photoshelter bie­tet Webseiten zum Bilder ver­kau­fen, wel­che Fotografen sozu­sa­gen mie­ten und selbst anpas­sen kön­nen. Das sieht sehr edel aus und kos­tet mit eige­ner Domain je nach benö­tig­tem Speicherplatz 29,99 US-​Dollar oder 49,99 US-​Dollar. Dazu kom­men jedoch noch 8–9%, die bei erfolg­rei­chen Verkäufen ein­be­hal­ten werden.

Ich habe lan­ge über­legt, wel­ches System für mich am bes­ten wäre. Ich ent­schied mich aus zwei Gründen für ImagePro. Zum einen basiert die Bildagentur Adpic, wel­che ich seit lan­gem belie­fe­re, auf einer erwei­ter­ten Version von ImagePro und dadurch ken­ne ich das Front- und Backend der Software schon.

Außerdem ist der Inhaber Martin Baumann für kom­pe­ten­ten, indi­vi­du­el­len Service bekannt. Nach einem Anruf wur­de mir auf mei­nen Wunsch hin bei­spiels­wei­se ein zusätz­li­ches Tool für ImagePro pro­gram­miert, was inner­halb weni­ger Stunden nach dem Telefonat ein­satz­be­reit war. Das wäre bei einem der aus­län­di­schen Anbieter sicher komplizierter.

Deswegen: Vorhang auf, ich prä­sen­tie­re mei­nen eige­nen Bildershop unter http://shop.robertkneschke.de

Im nächs­ten Artikel wer­de ich mehr über das Einrichten mei­nes Bildershops, die Marketing-​Überlegungen und mei­ne Ziele und Pläne damit berichten.