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Brauchen Microstock-​Agenturen eher Profi-​Fotografen oder Amateure?

Ich bin so stolz auf euch Leser! Vor paar Wochen hat­te ich im Blog den Artikel „Die sechs Nachteile von Exklusivität für Fotografen in Bildagenturen“ geschrie­ben und im Anschluss dar­an ent­stand eine sehr aus­führ­li­che Diskussion der Leser, die trotz ihrer Länge und gegen­sätz­li­chen Meinungen sehr sach­lich blieb.

Das gefällt mir und es zeigt, dass gut geführ­te Diskussionen auch zum Nachdenken anre­gen. Mir stell­ten sich beim Lesen zwei Fragen, von denen ich heu­te einer nach­ge­hen will.

Einer der Diskussionsstränge in den Kommentaren war die Frage: Brauchen Microstock-Bildagenturen Profi-​Fotografen als Lieferanten oder könn­ten sie genau­so gut nur von den Bildern der Hobby-​Fotografen leben?


Hier mal stell­ver­tre­tend zwei der Kommentare, die ein­mal den Pro- und ein­mal den Kontra-​Standpunkt vertreten:

So argu­men­tiert Max:

Keine 10% der Fotografen bei den Micros sind Profis. Das Bildangebot wür­de dra­ma­tisch sin­ken, soll­ten die Amateure aus­stei­gen. Speziell istock bewegt sich auf einer kri­ti­schen Linie. Nur mit dem Angebot der Exklusiven wäre istock mit der zusätz­li­chen Vetta und Gettylinie viel zu teu­er. […] Ich glau­be, dass bei den exklu­si­ven Profis die Umsatzentwicklung in den nächs­ten Jahren abflacht. Der qua­li­ta­ti­ve Unterschied zwi­schen Profis und Amateuren wird sicht­bar klei­ner. Zudem wer­den teu­re Produktionen für Profis immer ris­kan­ter. Die Gruppe der Top-​Producer wird aber nicht wesent­lich grö­ßer wer­den. Weil das in der Regel gan­ze Teams sind, weni­ger Einzelfotografen. Bei abfla­chen­der Umsatzentwicklung wird das für Teams aber immer schwieriger. “

Dagegen meint Walter:

‚Keine 10% der Fotografen bei den Micros sind Profis.‘ Sicher rich­tig – aber von denen kom­men wahr­schein­lich die Hälfte der ver­kauf­ten Bilder. Bei Shutterstock gibt es der­zeit 15 Millionen Bilder von rund 300.000 Fotografen. Ergibt 50 Bilder pro Fotografen. Wenn man bedenkt, wie vie­le Fotografen aber mehr als 1000 Bilder haben, blei­ben für vie­le Fotografen nur mehr 30 Bilder im Durchschnitt über. Und die­se Bilder sind wahr­schein­lich auch nicht die Topseller.
Ich glau­be, dass auch in der Stockfotografie von 20% Fotografen 80% Umsatz erwirt­schaf­tet wird. Und das sind dann eben die 10% Profis und 10% ‚Semiprofis‘.“

Beide Argumente klin­gen erst mal plau­si­bel. Aber wie sieht die Wirklichkeit aus? Ich kann natür­lich nicht die Umsätze der Top-​Fotografen mit den Gesamteinnahmen der Bildagenturen ver­glei­chen, aber zumin­dest eine Annäherung ist über einen Vergleich möglich.

Meine Vorgehensweise

Dazu habe ich zuerst bei den drei Agenturen istock­pho­to, Fotolia und Dreamstime geschaut, wel­ches die Fotografen mit den meis­ten Verkäufen sind. Bei Fotolia konn­te ich die 17 Top-​Fotografen durch die Ranking-​Liste iden­ti­fi­zie­ren, zusätz­lich habe ich die Daten der drei größ­ten Infinite-​Kollektionen berück­sich­tigt. Bei Dreamstime gibt es eine Liste der 15 Top-​Fotografen zu sehen. Bei istock­pho­to war die Identifizierung der 20 Top-​Fotografen etwas schwie­ri­ger. Ich habe mit etwas Recherche jedoch die­se Liste zusam­men­stel­len kön­nen. Bei Shutterstock gibt es mei­nes Wissens lei­der kei­ne Möglichkeit, die Top-​Fotografen zu erken­nen. Falls jemand eine Idee hat, bit­te melden.

Ich habe dann geschaut, wie vie­le Bilder die Agenturen zu gut ver­käuf­li­chen Keywords wie „woman“ oder „busi­ness“ ins­ge­samt im Angebot haben. Danach habe ich gezählt, wie vie­le Bilder die Top-​Fotografen zusam­men zu die­sem Stichwort im Portfolio haben und wie viel Prozent des gesam­ten Bildbestands zu die­sem Thema das aus­macht. Zum Schluss konn­te ich die­se Zahlen in Relation zur Gesamtmenge der akti­ven Fotografen der Bildagentur set­zen. Damit wür­de ich die Frage beant­wor­ten kön­nen, wel­chen Anteil am Gesamtbestand einer Agentur die Profi-​Fotografen einbringen.

Die Auswertung

Schauen wir uns zuerst Fotolia an:

Insgesamt hat die Agentur ca. 120.000 akti­ve Kontributoren. Beim Stichwort „woman“ hat Fotolia ca. 1.497.000 Dateien im Angebot und ca. 1.229.000 mit dem Suchbegriff „busi­ness“. Die 20 Top-​Fotografen bei Fotolia haben ca. 129.000 Fotos mit dem Keyword „woman“ und 77.000 mit „busi­ness“.

Damit sind allein die 20 Top-​Fotografen für 8,6% (woman) bzw. 6,3% (busi­ness) des gesam­ten Bildbestands ver­ant­wort­lich. Diese 20 Fotografen machen jedoch nur 0,017% der gesam­ten Fotografen aus. Das heißt ver­ein­facht for­mu­liert: Bei den bei­den unter­such­ten Begriffen lie­fern die Top-​Fotografen ca. vier­hun­dert­mal so viel Bilder wie es ihrer Menge ent­spre­chen wür­de (kon­kre­ter: 376x bis 514x so viel). Das über­trifft bei wei­tem die Pareto-​Regel. Mehr dazu gleich.

Bei Dreamstime sieht es ähn­lich aus:

Insgesamt belie­fern ca. 115.000 Fotografen die Agentur. Zum Thema „woman“ hat Dreamstime ca. 1.463.000 Bilder, zum Thema „busi­ness“ ca. 854.000 Bilder im Angebot. Die Top-​15-​Fotografen ent­spre­chen ca. 1,3% aller Fotografen, ihr Anteil am Suchbegriff „busi­ness“ jedoch 6,9% (11.820 Bilder) bzw. 16,6% beim Begriff „woman“ (22543 Bilder). Die Pareto-​Regel wird hier sogar deut­lich übererfüllt.

Auch istock­pho­to lie­fert ähn­li­che Werte: Die Agentur wird von ca. 100.000 Fotografen belie­fert. Die Top-​20 sind für 3–4% des Bildbestands bei den genann­ten Suchbegriffen ver­ant­wort­lich, auch wenn ihr Anteil nur 0,02% aller Fotografen beträgt. Damit lie­fern sie 150–200x so viel Fotos wie es ihrer Menge ent­spre­chen würde.

Wer nach­rech­nen will, kann mit einem Klick auf die­ses Bild mei­ne Kalkulation anschau­en. Die Suchanfragen habe ich am 17. Juni 2011 gestellt:


Was besagt die Pareto-Regel?

Die Pareto-​Regel besagt, dass 80 % der Ergebnisse in 20 % der Gesamtzeit eines Projekts erreicht wer­den. Vielfach wird die­se Regel auf ganz unter­schied­li­che Bereiche ange­wandt. Im Falle der Stockfotografie wür­de die abge­wan­del­te Pareto-​Regel lau­ten: Ca. 80% des Umsatzes wer­den von 20% der Fotografen erwirtschaftet.

Das Ergebnis

Gehen wir davon aus, dass ein Profi-​Fotograf bei einer Microstock-​Agentur im Durchschnitt min­des­tens genau­so pro Bild ver­dient wie ein durch­schnitt­li­cher Fotografen. Diese Annahme ist sehr wahr­schein­lich, da die Profi-​Bilder häu­fig auf­wän­di­ger und teu­rer insze­niert sind und damit Bildkäufer häu­fi­ger ansprechen.

Mit die­ser Annahme und der eben errech­ne­ten Erfüllung der Pareto-​Regel gemes­sen am Bildbestand kön­nen wir mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen: Ja, die 20% der best­ver­kau­fen­den Fotografen in einer Bildagentur erwirt­schaf­ten auch min­des­tens 80% des Umsatzes.

Auf die ein­gangs erwähn­te Diskussion bezo­gen, bedeu­tet das: Bildagenturen kön­nen es sich – mitt­ler­wei­le – eher leis­ten, auf die Amateure zu ver­zich­ten als auf die Profis. In der Praxis sicht­bar wird das gut an den Honoraränderungen. Die letz­ten Honoraränderungen sowohl von istock­pho­to und Fotolia benach­tei­lig­ten die­je­ni­gen, wel­che wenig Umsätze erzie­len und beloh­nen (bzw. bestra­fen zumin­dest nicht) die­je­ni­gen, wel­che viel verdienen.

Was sagt ihr? Teilt ihr mei­ne Einschätzung oder seid ihr ande­rer Meinung? Oder habe ich nur vie­le Rechenfehler auf ein­mal begangen?

Drei Jahre Microstock – Meine Umsätze und Erfahrungen

Seit ins­ge­samt drei Jahren ver­kau­fe ich mitt­ler­wei­le Fotos im Microstock-Bereich. Darüber habe ich nach einem Jahr und nach zwei Jahren schon einen Rückblick geschrieben.

Auch dies­mal will ich wie­der aus­wer­ten, wie sich mein Portfolio und mei­ne Umsätze ent­wi­ckelt haben. Wie die letz­ten Male auch wer­de ich bei mei­nem drit­ten Rückblick nur über die fünf füh­ren­den Microstock-​Agenturen berich­ten, also istock­pho­to*, Fotolia*, Shutterstock*, Dreamstime* und 123rf*. Als Ausgangswerte zäh­le ich die letz­ten zwölf Monate von Mai 2010 bis Juni 2011.

Portfolio-​Größe

Wie vie­le Bilder habe ich bei wel­cher Agentur online? Hier die Bildagenturen sor­tiert nach Portfolio-​Größe. Die Zahlen in Klammern sind die Werte von Mitte 2010, gefolgt von Mitte 2009.

  • Fotolia: knapp 4900 Dateien (2950 /​ 850)
  • 123rf: 3900 Dateien (2200 /​ 600)
  • Dreamstime: 3800 Dateien (2100 /​ 550)
  • Shutterstock: knapp 3800 Dateien (2000 /​ 650)
  • istock­pho­to: knapp 1350 Dateien (1100 /​ 500)

Durchschnitt: 3350 Bilder pro Agentur

Die glei­che Anzeige als Grafik zeigt, dass die Kurve nach einem schlep­pen­den Start im ers­ten Jahr gera­de nach oben geht. Nur istock­pho­to flacht deut­lich ab, weil ich die Agentur seit November 2010 wegen des nied­ri­gen Fotgorafenhonorars nicht mehr belie­fe­re. Als umsatz­stärks­te Agentur bekommt Fotolia von mir manch­mal exklu­si­ve Fotos, was sich in einem Vorsprung von ca. 1000 Bildern bemerk­bar macht. Die Annahmequoten sind im Vergleich zum Vorjahr fast gleich geblie­ben, bei Interesse des­halb bit­te dort nachlesen.

Umsätze

Kommen wir zum Punkt, der die meis­ten inter­es­siert. Wie viel ver­dient man mit die­ser Menge an Fotos? Ganz ordentlich:

In den letz­ten 12 Monaten habe ich pro Monat durch­schnitt­lich fol­gen­des ver­dient, sor­tiert nach Höhe der Einnahmen. Die Einnahmen habe ich für eine bes­se­re Vergleichbarkeit in Euro umge­rech­net. In Klammern dahin­ter der durch­schnitt­li­che Monatsverdienst des Jahres davor:

  • Fotolia: 2275 Euro pro Monat (908 Euro)
  • Shutterstock: 828 Euro pro Monat (354 Euro)
  • Dreamstime: 227 Euro pro Monat (93 Euro)
  • istock­pho­to: 164 Euro pro Monat (156 Euro)
  • 123rf: 88 Euro pro Monat (35 Euro)

Durchschnittliche Einnahmen pro Monat: 3582 Euro (im Vorjahr pro Monat: 1546 Euro)

Auch die­se Zahlen habe ich hübsch gra­fisch für euch auf­be­rei­tet. Es sind zwei Dinge bemer­kens­wert. Zum einen sind die Einnahmen bei allen Bildagenturen um mehr als das Doppelte gestie­gen, obwohl mein Portfolio nur um ca. ein Drittel gewach­sen ist. Das kann ent­we­der bedeu­ten, dass es immer noch genug neue Kunden gibt, die Microstock-​Agenturen für sich ent­de­cken oder die Belohnungssysteme der Bildagenturen für Fotografen mit mehr Verkäufen wir­ken sich wirk­lich so direkt auf die Einnahmen aus. Je mehr Verkäufe ein Fotograf erzielt, des­to höher steigt er im Ranking und par­al­lel dazu sei­ne Honorarbeteiligung. Leider bin ich bei Shutterstock schon an der obers­ten Grenze ange­langt, ich darf dem­nach im nächs­ten Jahr nur eine gerin­ge Steigerung erwarten.

Der zwei­te bemer­kens­wer­te Umstand ist, dass mei­ne Einnahmen bei istock­pho­to immer noch sehens­wert sind und vor allem nach einem Einbruch zum Jahresende hin wie­der auf das Vorjahresniveau ange­stie­gen sind – ohne fri­sche Bilder im Portfolio:

Anreize
Die ver­schie­de­nen Bildagenturen haben unter­schied­li­che Systeme, um Fotografen zu moti­vie­ren und erfolg­rei­che Teilnehmer zu belohnen.

Bei istock­pho­to gibt es ein Ranking-​System, gestaf­felt nach Downloads. Je mehr Verkäufe ein Fotograf hat, des­to höher steigt er im Rang. Das wie­der­um erlaubt den Fotografen, mehr Bilder pro Woche hoch­zu­la­den. Nach dem zwei­ten Jahr hat­te ich den “Silber”-Status erreicht. Dann jedoch hat istock­pho­to ihr Ranking-​System auf ein „Redeemed Credit“-System umge­stellt, was für die meis­ten nicht-​exklusiven Fotografen eine Honorarkürzung dar­stell­te. Nach die­sem System wür­de ich nie mehr als 16% erhal­ten statt wie bis­her 20%.

Fotolia staf­felt das Ranking eben­falls nach Downloads. Mit jeder Ranking-​Stufe gibt es mehr Geld beim Verkauf und der Fotograf kann auf Wunsch höhe­re Verkaufspreise ein­stel­len. Kurz nach Ende des zwei­ten Jahres hat­te ich den “Gold”-Status err­reicht, jedoch wur­den im Januar die Honorare gesenkt, was für mich wie­der 31% des Verkaufspreises bedeu­te­te. Vor paar Wochen jedoch stieg ich in den Smaragd-​Rang auf und erhal­te damit 37%.

Das Anreiz-​System bei Shutterstock ist anders. Anfangs bringt jedes ver­kauf­te Foto dem Fotografen 0,25 US-​Dollar. Wer mehr als 500 US-​Dollar ein­ge­nom­men hat, bekommt danach pro Verkauf 0,33 USD, bei mehr als 3000 USD Umsatz dann 0,36 USD pro Verkauf. Nach ins­ge­samt 10.000 USD Verkaufserlösen bekommt man 0,38 USD pro Verkauf. Diese Hürde habe ich schon Ende 2010 genom­men und ver­har­re hier auf hohem Niveau.

Noch einen ande­ren, sehr sym­pa­thi­schen, Weg geht Dreamstime. Je häu­fi­ger ein Foto ver­kauft wur­de, des­to teu­rer wird es. Mittlerweile habe ich fünf Fotos im vier­ten Level und 83 Bilder im drit­ten Level. Zum Vergleich: Vor einem Jahr hat­te ich kei­ne Bilder im vier­ten und nur 17 im drit­ten Level.

123rf hat mei­nes Wissens nach kein Anreiz-​und Belohnungsystem.

Ziele
Letztes  Jahr hat­te ich mir Ziele gesetzt, die ich bis heu­te errei­chen woll­te. Ich woll­te bei jeder Agentur min­des­tens 3000 Bilder, bei istock­pho­to 2000 Bilder online haben. Bis auf istock habe ich das deut­lich über­trof­fen. Bei den Agenturen Fotolia und Shutterstock, die auch Videos anneh­men, woll­te ich min­des­tens 150 Videos online haben. Das Ziel habe ich lei­der knapp ver­fehlt. Außerdem woll­te ich pro Monat über 2000 Euro Umsatz mit allen fünf Agenturen erzie­len, auch das habe ich locker erreicht. Letzte Ranking-​Stufe bei Shutterstock? Geschafft. Smaragd bei Fotolia? Geschafft. Bei Dreamstime 10 Bilder im vier­ten Level und 50 im drit­ten? Nicht ganz geschafft.

Jetzt ist es Zeit für neue Ziele: Bei den vier aktiv belie­fer­ten Agenturen will ich nach einem Jahr 5500 Dateien online haben, bei Fotolia 7000. Pro Monat will ich im nächs­ten Jahr min­des­tens 5000 Euro pro Monat mit den genann­ten Agenturen ver­die­nen. Die nächs­te Ranking-​Stufe Saphir wer­de ich bei Fotolia in einem Jahr sicher nicht errei­chen. Aber 60.000 Ranking-​Punkte soll­ten schon drin sein.

Mitmachen
Wer jetzt Lust bekom­men hat, sein eige­nes Experiment zu wagen, kann sich über fol­gen­de Affiliate-​Links bei den Bildagenturen anmelden:

Wie sehen Eure Ergebnisse im Microstock-​Bereich aus? Wie habt ihr Euch im letz­ten Jahr verbessert?

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* = Affiliate-​Link (Ich erhal­te eine klei­ne Provision, ihr habt kei­ne Nachteile dadurch)

Die sechs Nachteile von Exklusivität für Fotografen in Bildagenturen

Was sind die Nachteile, wenn ein Fotograf Bilder exklu­siv nur über eine Bildagentur anbie­tet? Letztes Mal hat­te ich hier die sie­ben Vorteile auf­ge­lis­tet, wel­che für Exklusivität spre­chen. Heute wid­men wir uns den sechs Nachteilen.

  1. Abhängigkeit von Marktschwankungen
    Der Bildermarkt ändert sich schnell, der Microstock-​Bereich noch schnel­ler. Ständig erschei­nen neue Agenturen auf der Bildfläche, ande­re ver­schwin­den wie­der (erin­nert sich noch jemand an „Lucky Oliver“?), die Honorare und Preise sind stän­di­gen Schwankungen unter­wor­fen. Wer da nur auf ein Pferd setzt – sprich: exklu­siv bei einer Bildagentur ver­kauft – ist die­sen Schwankungen hilf­los aus­ge­lie­fert. Denken wir nur an die Honorarkürzungen von istock­pho­to oder Fotolia. Während nicht-​exklusive Fotografen eine Agentur nicht mehr belie­fern und sich lie­ber auf lukra­ti­ve­re kon­zen­trie­ren kön­nen, sind einem Exklusivfotografen wegen Kündigungsfristen, Upload-​Limits und Arbeitsaufwand meist die Hände gebunden. 

    Die Marktschwankungen betref­fen­a­ber nicht nur den Bildermarkt, son­dern auch die Währungen. Bei der Belieferung nur einer Agentur ist der Fotograf bei der Höhe sei­ner Einnahmen kom­plett abhän­gig von den wech­seln­den Wechselkursen. Da mich jedoch ca. die Hälfte der Agenturen in Euro und die ande­re Hälfte in Dollar aus­zahlt, glei­chen sich für mich die­se Schwankungen gut aus.

  2. Schlechtere Marktübersicht
    Ähnlich wie beim ers­ten Punkt haben exklu­si­ve Fotografen einen Nachteil, was die Marktübersicht angeht. Das betrifft zum einen kon­kret die Umsatzentwicklung, die Fotografen mit einem ähn­li­chen Portfolio bei ver­schie­de­nen Agenturen genau­er ver­glei­chen kön­nen. Dazu kom­men Informationen aus den Agentur-​Foren, zu Bestsellern, belieb­ten Suchbegriffen und so weiter. 

    Wenn ich mit exklu­si­ven istock-​Fotografen rede, mer­ke ich bei­spiels­wei­se oft, dass die­se den­ken, es sei unglaub­lich kom­pli­ziert, bei vie­len Agenturen par­al­lel Bilder hoch­zu­la­den, weil das bei istock­pho­to man­gels FTP-​Zugang und wegen deren kon­trol­lier­ten Vokabulars viel zeit­auf­wän­di­ger ist. Das ver­zerrt die Entscheidung, ob es sich loh­nen wür­de, viel­leicht doch lie­ber sei­ne Bilder wei­ter zu streu­en. Viele Informationen kön­nen sich exklu­si­ve Fotografen auch im Internet selbst zusam­men­su­chen, aber spä­tes­tens bei genau­en Geschäftszahlen wie Umsatz, RPI oder RPD haben sie immer einen Nachteil.

    Bei mir kommt hin­zu, dass ich mitt­ler­wei­le vie­le Mitarbeiter und Inhaber von Bildagenturen per­sön­lich ken­ne und die­se mir manch­mal inter­ne Details erzäh­len, weil sie wis­sen, dass ich ver­trau­lich damit umge­hen kann. Wäre ich ein exklu­si­ver Fotograf, wür­de nur eine Agentur ihr Wissen mit mir teilen.

  3. Keine Risikostreuung bei unter­schied­li­chen Bildmotiven
    Wenn ich ver­glei­che, wel­che Motive sich bei wel­chen Bildagenturen am bes­ten ver­kau­fen, fällt mir immer eins auf: Obwohl jede Agentur fast die glei­chen Bilder von mir anbie­tet, ver­kau­fen sich die­se je nach Agentur ganz unter­schied­lich. Ein Foto bei Shutterstock, was mir dort bis­her eine drei­stel­li­ge Summe ein­ge­bracht hat, wur­de von Fotolia noch gar nicht ver­kauft. Und andersrum. 

    Das scha­det einem exklu­si­ven Fotografen zwei­er­lei: Erstens ver­passt er viel­leicht einen neu­en Bestseller, weil er das Foto bei der fal­schen Agentur hoch­lädt und zwei­tens wiegt er sich in trü­ge­ri­scher Sicherheit zu wis­sen, wel­che Motive ver­käuf­lich sind. Letzteres fin­de ich viel wich­ti­ger, weil sich die Schwankungen unter­schied­li­cher Motive unter dem Strich sicher aus­glei­chen. Zu wis­sen, wel­che Motive poten­ti­el­le Goldgruben sind ist jedoch unschätzbar.

  4. Kein Direktverkauf möglich
    Exklusivverträge sehen im Detail unter­schied­lich aus. Oft ver­bie­ten sie jedoch einen Direktverkauf, manch­mal kom­plett, manch­mal nur die RF-​Lizenzen. Istockphoto ver­bie­tet sei­nen Exklusivfotografen sogar den Verkauf der abge­lehn­ten Bilder, die dann unge­nutzt auf der Festplatte schlum­mern müs­sen, wäh­rend sie bei einer ande­ren Agentur viel­leicht zum Bestseller gewor­den wären (sie­he 3.). 

    Wenn mich ein Kunde anspricht, kann ich ihm über mei­nen Bildershop ein Motiv direkt ver­kau­fen und erhal­te 100% des Bildpreises. Wer das gesuch­te Motiv zum Beispiel bei istock­pho­to exklu­siv anbie­tet, muss den Kunden dort­hin schi­cken und erhält nur 20–45% der Einnahmen.

  5. Agenturen wer­den durch Exklusivität gestärkt
    Mitarbeiter von Bildagenturen wer­den in die­sem Punkt kei­nen Nachteil erken­nen kön­nen. Für Fotografen ist es aber sehr rele­vant. Je mehr exklu­si­ve Bilder eine Agentur hat, des­to bes­ser und fes­ter kann sie Kunden, Partneragenturen und Fotografen an sich bin­den. Das bedeu­tet jedoch auch, dass die Bildagentur mehr Macht bekommt. Wenn sie dann Verträge oder Honorare zum Nachteil der Fotografen ein­sei­tig ändert, sind den Fotografen die Hände gebunden.
  6. Nicht-​Exklusivität kann lukra­ti­ver sein
    Kommen wir zu einem der gewich­tigs­ten Argumente gegen Exklusivität, auch wenn bei die­sem Punkt die Meinungen stark aus­ein­an­der gehen. Ich glau­be: Wenn Fotografen es gut anstel­len, ist Nicht-​Exklusivität finan­zi­ell loh­nen­der. Diese Aussage wird immer unbe­wie­sen blei­ben, weil es nur eine ver­gleichs­ba­sier­te „was wäre, wenn“-Annahme ist. 

    Ich habe für mich jedoch genug Umsatzzahlen vie­ler Bildagenturen. Ich ver­die­ne eine gute vier­stel­li­ge Summe bei Fotolia, aber: Es sind weni­ger als 50% mei­ner gesam­ten Agentureinnahmen. Selbst wenn ich also durch eine Exklusivität bei Fotolia das Doppelte ver­die­nen wür­de, hät­te ich Umsatzeinbußen. Nicht ein­ge­rech­net sind noch die zweit­ran­gi­gen Einnahmen durch Buchverkäufe, den Blog und so wei­ter, die dann eben­falls gerin­ger aus­fal­len würden.

    Die Top-​Stockfotografen schei­nen es ähn­lich zu sehen: Yuri Arcurs, Andres Rodriguez, Ron Chapple (iofo­to), James Steidl (jgroup), Cathy Yeulet (mon­key­busi­nessimages), Iryna Kurhan, Dmitriy Shironosov (press­mas­ter), Jean-​Marie Guyon (CandyBox Photography), alle blei­ben lie­ber nicht-​exklusiv; und ich bin mir sicher, dass sie alle mehr als ein­mal Exklusivangebote bekom­men haben.

Der Wechsel ist schwer

Ein Punkt, der sowohl exklu­si­ve als auch nicht-​exklusive Fotografen glei­cher­ma­ßen trifft, ist der schwe­re Wechsel zwi­schen bei­den Modellen: Viele Fotografen belie­fern anfangs meh­re­re Bildagenturen – auch des­halb, weil istock­pho­to eine Exklusivität erst ab 250 Verkäufen anbie­tet – und wenn sie sich spä­ter für einen Exklusivvertrag ent­schei­den, müs­sen sie ihre Bilder bei ande­ren Agenturen löschen. Es fällt schwer, ein Portfolio zu löschen, was einem Geld bringt. Auch die Zeit des Hochladens und Einpflegens in die Agenturen wäre dann ver­schenkt. Einige Bildagenturen wie Dreamstime ver­bie­ten es auch, mehr als 70% der Bilder zu löschen, die weni­ger als sechs Monate in der Agentur zum Verkauf ste­hen. Macrostock-​Agenturen haben da in der Regel noch län­ge­re Vertragslaufzeiten von ein, zwei oder sogar drei Jahren.

Auch die Kündigung einer Exklusivität wird einem nicht leicht gemacht. Mit dem Verzicht auf die Exklusivität wür­de der Umsatz sofort um min­des­tens die Hälfte schrump­fen und dann dau­ert es je nach Portfolio-​Größe unter­schied­lich lan­ge, die­se Bilder bei ande­ren Agenturen hoch­zu­la­den und dort Verkäufe zu erzielen.

Exklusiv oder nicht? Wie soll ich mich entscheiden?

Für mich über­wie­gen vor allem die ers­ten bei­den und der letz­te Nachteil alle Vorteile der Exklusivität. Deswegen habe ich mich gegen Exklusivität ent­schie­den. Vor allem für Teilzeit-​Stockfotografen kann jedoch der Zeit-​Vorteil aus­schlag­ge­bend sein, sich dafür zu ent­schei­den. Das muss jeder für sich selbst abwägen.

Jetzt seid ihr dran: Warum habt ihr euch für oder gegen Exklusivität ent­schie­den? Habt ihr es bereut? Welche Änderungen habt ihr nach einem Wechsel fest­ge­stellt? Welche Vor- oder Nachteile sind für Euch am gewichtigsten?

Die sieben Vorteile von Exklusivität für Fotografen in Bildagenturen

Warum bin ich nicht exklu­siv bei einer Bildagentur? Manchmal wer­de ich von Lesern mei­nes Buches „Stockfotografie“* gefragt, war­um ich mei­ne Fotos nicht exklu­siv über eine Agentur ver­kau­fen las­se. Im Buch lis­te ich einen Teil mei­ner Umsätze pro Agentur auf. Mit Abstand am meis­ten ver­die­ne ich zur Zeit bei Fotolia*. Deshalb bekom­me ich ab und zu Mails wie die­se von Lukas:

Ich bin neu bei der Stockfotografie seit November 2010 und habe mir jetzt ihr Buch Stockfotografie gekauft und bin fleis­sig am Lesen und ler­nen. Ich habe vor­hin gera­de die Verkaufszahlen der ein­zel­nen Fotografen, wie auch Ihnen kurz über­flo­gen und ich stel­le mir jetzt eine kur­ze Frage: Sie ver­die­nen bei Fotolia deut­lich mehr als bei allen ande­ren, war­um bie­ten Sie dort ihre Bilder nicht gleich voll-​exklusiv an? Der Aufwand wäre doch viel gerin­ger und der Verdienst etwa gleich hoch?“

Meine Antwort in Kurzform ist immer: Es hat sei­ne Gründe. Heute will ich die­se Gründe aber aus­führ­lich beleuch­ten und erklä­ren, wann es auch sinn­voll sein kann, sich exklu­siv an eine Agentur zu binden.

Vorher jedoch eine Begriffsbestimmung: Es gibt ver­schie­de­ne Arten von Exklusivität, zum Beispiel Bildexklusivität, Preisexklusivität oder Fotografenexklusivität. Die Unterschiede erläu­te­re ich in mei­nen Buch genau­er, kurz nur: In die­sem Text geht es um die Fotografenexklusivität, bei der sich der Fotograf ver­pflich­tet, alle sei­ne Fotos nur über die eine Agentur anzu­bie­ten. Einige der Punkte las­sen sich aber auch auf eine Bildexklusivität bezie­hen, bei der der Fotograf sich bereit erklärt, nur bestimm­te Bilder exklu­siv über eine Agentur zu vertreiben.


Konkret gibt es bei den ein­zel­nen Verträgen Ausnahmen und Unterschiede, des­we­gen vor der Entscheidung für oder gegen Exklusivität bei einer Agentur den Exklusivvertrag auf­merk­sam mit Hinblick auf die unten auf­ge­zähl­ten Punkte lesen.

Was sind die Vorteile von Exklusivität bei einer Bildagentur?

  1. Zeitersparnis
    Dieser Punkt liegt auf der Hand. Wer nur eine Agentur, statt – wie ich – mehr als 15 belie­fert, spart dadurch viel Zeit. Durch eine Optimierung des Workflows und Verwendung von IPTC und FTP lässt sich zwar viel Zeit spa­ren, aber es ist immer schnel­ler und ein­fa­cher, sei­ne Fotos nur an eine Agentur zu senden.
  2.  

  3. Optimierung von Verschlagwortung und Bildqualität
    Jede Agentur ach­tet auf ande­re Details bei der Bewertung von Bildern: Schärfe, Bildrauschen, chro­ma­ti­sche Aberration usw. Wer nur eine Agentur hat, kann sich bei der Retusche ganz dar­auf kon­zen­trie­ren, wo sei­ne Agentur am kri­tischs­ten ist und die­se Bildfehler bevor­zugt kor­ri­gie­ren. Auch das spart Zeit, führt manch­mal aber dazu, dass man mit der Zeit betriebs­blind wird und ande­re Bildfehler nicht mehr als so stö­rend wahr­ge­nom­men werden. 

    Auch die Verschlagwortung kann der exklu­siv belie­fer­ten Agentur ange­passt wer­den. Das betrifft sowohl die Menge der Suchbegriffe, die Sprache (deutsch, eng­lisch, fran­zö­sisch, ande­re Sprachen?) und vie­le Details, die sich ansons­ten bei vie­len Agenturen unter­schei­den: Soll nur Einzahl oder auch Mehrzahl ver­wen­det wer­den? Werden Verben gebeugt oder nur im Infinitiv gebraucht? Sind Markennamen oder Redewendungen erlaubt?

    Viele exklu­si­ve Fotografen kön­nen die­sen Vorteil zu ihren Gunsten noch wei­ter aus­bau­en, wenn sie ihre Kenntnisse über die Funktionsweise der agen­tur­in­ter­nen Suchfunktion ver­tie­fen. Die meis­ten Bildagenturen schüt­zen ihren Suchalgorhythmus wie einen gehei­men Schatz, aber durch eige­ne Tests oder Erfahrungsberichte in Foren (agen­tur­in­tern oder exter­ne Foren wie micros­tock­group oder Foto-​Talk) lässt sich viel raus­fin­den: Wie geht die Suche mit Bindestrichen, Umlauten oder Sonderzeichen um? Nach wel­chen Prinzipien über­setzt die Suche? Gibt es ein kon­trol­lier­tes Vokabular?

     

  4. Bessere Rechtekontrolle
    Ein Fotograf fin­det eins sei­ner Fotos auf einer dubio­sen Internetseite. Die Art der Nutzung gefällt ihm nicht. Womöglich wur­de das Foto sogar gestoh­len. Ein nicht-​exklusiver Fotograf müss­te jetzt bei allen Bildgenturen, bei denen er das Foto anbie­tet, her­aus­fin­den, ob es ord­nungs­ge­mäß lizen­ziert wur­de. Wenn es nicht gekauft, son­dern gestoh­len wur­de, muss der Fotograf meist selbst tätig wer­den, weil jede Agentur sagen kann: „Ach, das Bild kam nicht von uns, das bie­ten sie doch auch bei der Konkurrenz an“.Ein exklu­si­ver Fotograf hat es deut­lich ein­fa­cher: Das Foto wird nur bei einer Agentur ange­bo­ten, dem­nach muss der poten­zi­el­le Dieb es dort gefun­den haben. Die Agentur kann dann die eige­ne Rechtsabteilung, wel­che Routine besitzt, auf den Fall ansetzen.
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  6. Keine Preiskonkurrenz und höhe­re Preise
    Wer sei­ne Fotos nur bei einer Agentur anbie­tet, kann klar sagen, wie viel die Bilder kos­ten. Bei einer Belieferung von vie­len Agenturen kön­nen Käufer über­le­gen: Das Bild in Web-​Auflösung kos­tet bei Agentur X am wenigs­ten, bei Agentur Y habe ich sowie­so ein Abo, bei Agentur Z kos­tet die Merchandising-​Lizenz weni­ger. Gefällt dem Kunden ein Bild so gut, dass er unbe­dingt genau die­ses, kein ähn­li­ches, will, ist er bei exklu­si­ven Fotos eher bereit, einen höhe­ren Preis zu zah­len, weil er die Bildagenturen nicht „gegen­ein­an­der aus­spie­len“ kann. 

    Das wis­sen auch die Bildagenturen und ver­kau­fen des­we­gen ihre exklu­si­ven Fotos oft auch teu­rer. Bei istock­pho­to kos­ten exklu­si­ve Fotos 50–100% mehr, bei Fotolia kön­nen exklu­si­ve Fotografen selbst ent­schei­den, ob sie ihre Preise höher set­zen wol­len, bis zu einer Verdreifachung der nor­ma­len Preise ist möglich.

     

  7. Bessere Positionierung in den Suchergebnissen
    Vor kur­zem hat die Firma Lookstat ein Experiment gemacht: Wie stark wer­den die Fotos von Exklusivfotografen bei den Suchergebnissen von istock­pho­to bevor­zugt? Das Ergebnis ist erhel­lend: Die Bilder von exklu­si­ven Fotografen wer­den ca. vier Mal häu­fi­ger als die von nicht-​exklusiven Fotografen ange­zeigt. Das führt zu mehr Verkäufen und mehr Einnahmen der Exklusivfotografen.Dieser Vorteil ist umso stär­ker aus­ge­prägt, je mehr Motive die Bildagentur zur Suchanfrage im Archiv hat, zum Beispiel bei Exklusivfotografen, die vie­le Business‑, Lifestyle- oder Wellness-​Fotos anbie­ten. Logisch: Sind bei einem Thema nur weni­ge Fotos vor­han­den, muss häu­fi­ger auf das Material der nicht-​exklusiven Fotografen zurück­ge­grif­fen werden. 

    Bei ande­ren Agenturen ist das Missverhältnis nicht so krass, aber den­noch bemerk­bar. So ver­die­nen zum Beispiel Fotografen, die sich exklu­siv bei Fotolia ver­pflich­ten, unge­fähr dop­pelt so viel pro Bild wie nicht-​exklusive Fotografen. Bei Dreamstime kön­nen Fotografen sich sogar aus­rech­nen las­sen, wel­che Mehreinnahmen sie durch eine Exklusivität dort gene­rie­ren könn­ten. Bei mir wären das ca. 20% mehr pro Abo-​Verkauf, 86% mehr pro Credit-​Verkauf und unter dem Strich ca. dop­pelt so hohe Einnahmen wie bis­her. Auch hier wie­der die Formel „Exklusivität-​Einnahmen = Nichtexklusivität-​Einnahmen x 2“.

     

  8. Bessere Honorarbeteiligung
    Die erwähn­ten Mehreinnahmen sind nicht nur ein Ergebnis bes­se­rer Positionierung bei den Suchergebnissen, son­dern auch durch eine bes­se­rer Honorarbeteiligung. In der Regel zahlt jede Bildagentur, wel­che bei­de Modelle (exklusiv/​nicht-​exklusiv) anbie­tet, den exklu­si­ven Fotografen mehr Prozente des Umsatzes aus. Bei istock­pho­to erhal­ten Fotografen dann statt 15–20% sagen­haf­te 20–45% der Einnahmen. Bei Fotolia sind es 42–63% für Exklusivfotografen statt 25–46%. Dreamstime schüt­tet 60% statt 25–50% aus. Einige Macrostock-​Agenturen akzep­tie­ren nur exklu­si­ve Fotografen oder Bilder und haben des­we­gen kei­ne unter­schied­li­chen Honorare.Die Honorarbeteiligung muss jedoch rela­tiv gese­hen wer­den. Es hilft wenig, wenn eine Agentur 90% dem Fotografen der Einnahmen ver­spricht, jedoch kaum Verkäufe gene­riert. Deswegen lohnt sich ein Exklusivvertrag nur mit gro­ßen Bildagenturen, die regel­mä­ßig vie­le Umsätze erzielen.
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  10. Mehr Anreize
    Zusätzlich zu den genann­ten Vorteilen bie­tet jede Bildagenturen wei­te­re Anreize für die Exklusivität. Diese kön­nen ganz unter­schied­lich aus­fal­len. Dreamstime bie­tet für Exklusivfotografen 20 Cent pro hoch­ge­la­de­nem akzep­tier­ten Foto an – auch nach­träg­lich – und eine um 50% höhe­re Upload-​Quote. Auch istock­pho­to erlaubt sei­nen „Exklusives“, mehr Bilder hoch­zu­la­den und schenkt den Fotografen Visitenkarten mit ihren Motiven. Auch die Teilnahme an den soge­nann­ten „istockalypse“-Workshops ist nur exklu­siv mög­lich. Fotolia bie­tet exklu­si­ven Fotografen die Möglichkeit, ihre Bilder von den bil­li­gen Abonnements auszuschließen.

Wow, sie­ben Vorteile für Exklusivität bei Bildagenturen? Wo ist da der Haken? Geduld. Im nächs­ten Artikel am Montag zäh­le ich die sechs Nachteile der Exklusivität auf, die mei­nes Erachtens nach min­des­tens genau­so schwer wie­gen wie die Vorteile.

Bis dahin berich­tet doch in den Kommentaren, wel­che Vorteile ihr für Euch seht? Bitte ver­mei­det die Nachteile, die kön­nen wir im nächs­ten Artikel diskutieren.

Getty Images auf Einkaufstour – Was für Folgen hat die PicScout-Übernahme?

Drei Wochen gab es hier kei­ne News mehr, aber in der Bilderbranche sind in letz­ter Zeit ja kei­ne Nachrichten oft gute Nachrichten.

In den letz­ten Tagen jedoch häuf­ten sich die Meldungen, nicht nur klei­ne, son­dern auch gro­ße. Allen vor­an der Branchenriese Getty Images. Deswegen gibt es heu­te mal ein Special, bei dem wir uns die Aktionen genau­er anschauen.

Getty Images kauft den Bildersuchdienst PicScout

Getty Images kauf­te für 20 Millionen US-​Dollar den Bildersuchdienst PicScout. PicScout ist eine israe­li­sche Firma, die sich auf Bilderkennungssoftware spe­zia­li­siert hat. Hauptprodukte der Firma sind zwei Dienste: ImageTracker erlaubt es Bildagenturen, ihre Bilder im Internet auf­zu­fin­den, egal, ob sie gespie­gelt, beschnit­ten, farb­lich ver­än­dert, mit Text ver­se­hen oder ander­wei­tig bear­bei­tet wur­den. Das erleich­tert die Suche nach unbe­rech­tig­ten Nutzungen. Das zwei­te Produkt ist ImageExchange. Das ist eine Art Sidebar, die rechts am Internet-​Browser auf­ge­klappt wer­den kann und anzeigt, bei wel­cher Bildagentur oder wel­chem Fotografen die Bilder auf der gera­de besuch­ten Webseite lizen­ziert wer­den kön­nen. Das hilft Bildsuchern, schnel­ler die Rechteinhaber eine Bilder auf­zu­spü­ren, um es dann kau­fen zu können.


Dieser Kauf erscheint vie­len Branchen-​Experten sinn­voll und auch ich kann sofort min­des­tens drei lukra­ti­ve Nutzungen sehen: Zum einen kann die ImageTracker-​Technologie den Anwälten von Getty Images hel­fen, Getty-​Bilder im Netz zu fin­den und unbe­rech­tig­te Nutzungen abzu­mah­nen. Das wird jetzt schon genutzt. Im Link eben wer­den neben Getty Images auch ande­re Bildagenturen wie Corbis, Masterfile, Mauritius Images, Stockfood und LOOK genannt, die sich bei Abmahnungen wegen Urheberrechtsverletzungen von der glei­chen Anwaltskanzlei (Waldorf Frommer) ver­tre­ten las­sen. Interessanterweise sind das genau die Agenturen, die PicScout auf ihrer Webseite als ImageTracker-​Kunden nennt. Ein Zusammenhang liegt nahe.

Auch ImageExchange kann Getty Images nütz­lich sein. Bisher sind dort vor allem Microstock-​Agenturen und weni­ge Macrostock-​Agenturen wie F1 Online oder Vario Images im System. Getty Images oder istock­pho­to habe ich bei mei­nen Tests bis­her nicht gefun­den. Anders for­mu­liert: Bisher hilft das Tool nur Konkurrenten von Getty Images. Das wird sich wahr­schein­lich bald ändern. Getty hät­te sich gegen eine Gebühr in das System auf­ge­nom­men wer­den kön­nen, aber hey, statt­des­sen haben sie den Laden ein­fach auf­ge­kauft. Bei einem geschätz­ten jähr­li­chen PicScout-​Umsatz von 5 Millionen US$ ein Taschengeld.


Drittens kann die Bilderkennungssoftware von PicScout bestimmt auch intern sehr nütz­lich sein, um auf der Getty-​Webseite Funktionen wie „Suchen sie ähn­li­che Bilder?“ zu ver­bes­sern oder iden­ti­sche Bilder von ver­schie­de­nen Partneragenturen bes­ser fil­tern zu kön­nen. Allein letz­te­re Funktion wür­de einen gro­ßen Coup ermög­li­chen oder – für Getty viel­leicht lukra­ti­ver – ver­hin­dern. Sehen wir uns fol­gen­de Interview-​Passage mit dem pro­fes­sio­nel­len Bildkäufer-​Team „Die Bildbeschaffer“ an, was Andy Goetze vor nur paar Tage vor der PicScout-​Übernahme durch Getty hier geführt hat:

In pre­vious years you used very often pho­to por­tals like Alamy or Fotofinder for your work. We still have no real micros­tock por­tal, and new­co­mer PixMac went through some hic­cups recent­ly. From your point of view, is the­re a need for such a micros­tock por­tal, or not?

I still use and like Alamy and Fotofinder.

Counter ques­ti­on: What about the pro­ject Oseeris? 29 micros­tocks in one search. Give it a try and you will see: the over­whel­ming part of the micros­tock imagery is non-​exclusive and appears more than once! And don’t for­get good old Picturemaxx! In Picturemaxx, we find the same image 14 times, becau­se ever­y­bo­dy cross-​sells ever­y­thing. The same with micros­tocks: a por­tal might only suc­ceed here if the site fil­ters dupli­ca­tes. If the­re is any­bo­dy out the­re offe­ring that fil­ter, plea­se speak up now!“

Das Interview ist ins­ge­samt sehr emp­feh­lens­wert. Die zitier­te Passage hin­ge­gen zeigt, das Bildkäufer sich hän­de­rin­gend ein System wün­schen, was bei einem agen­tur­über­grei­fen­den Bildportal die gan­zen Duplikate fil­tern könn­te. PicScout kann sowas. Von einem Portal ver­schie­de­ner Agenturen wür­den hin­ge­gen eher die klei­ne­ren, unbe­kann­te­ren Bildagenturen pro­fi­tie­ren, die nicht genug eige­ne Stammkunden an sich bin­den kön­nen. Mit dem Kauf von PicScout hat Getty Images ver­hin­dert, dass PicScout selbst an so einem Projekt teil­nimmt. Ist nur eine Vermutung, aber sie liegt nahe.

Getty Images kauft die Bildagentur Photolibrary

Nach dem Kauf von PicScout hat­te Getty noch etwas Kleingeld in der Tasche und kauf­te gleich noch die Agentur Photolibrary dazu. Photolibrary ist eine in Sydney behei­ma­te­te Agentur, die vor allem in Indien, Südostasien und den ara­bi­schen Staaten stark ist. In die­sen Regionen möch­te Getty Images stär­ke­re Präsenz zei­gen. Für Fotografen ist die­se Konzentration bedenk­li­cher als der PicScout-​Deal, da jeder Zusammenschluss von zwei gro­ßen Bildagenturen die Möglichkeiten ver­rin­gert, bei sich ändern­den Konditionen zur Konkurrenz zu gehen. Das führt uns naht­los zum nächs­ten Punkt.

Getty Images ändert Fotografenverträge

Wenn eine Bildagentur in den letz­ten Jahren eine Änderung der Fotografenverträge bekannt gab, war das meist zum Nachteil der Fotografen. So auch dies­mal, als Getty Images neue Verträge ankün­digt. Im Kern sind es zwei Änderungen, die vie­le Fotografen und Fotografenverbände wie die APA oder die ProPhoto Coalition auf die Barrikaden brin­gen: Erstens will Getty Images das Recht bekom­men, jedes RF-​Bild auto­ma­tisch auch als Abo-​Bild anbie­ten zu dür­fen und zwei­tens, jedes RM-​Bild unge­fragt auch als RF-​Bild ver­kau­fen zu dürfen.

Vor allem die let­ze­re Forderung könn­te der Sargnagel der tra­di­tio­nel­len „Rights Managed“-Lizenzierungsschiene sein, bei der es dem Lizenzinhaber mög­lich ist, jede Bildnutzung detail­liert nach­wei­sen zu kön­nen. Wozu soll­te Getty das noch brau­chen, wenn sie jetzt PicScout gekauft haben? Damit kön­nen sie nicht nur RM-​Nutzungen, son­dern alle Nutzungen verfolgen.Es gibt noch eini­ge ande­re Firmen, die ähn­li­che Bilderkennungsprogramme ent­wi­ckeln wie TinEye von Idée Inc. oder Photopatrol von der Web Content Solutions GmbH. Wenn ich wet­ten könn­te, wären das wei­te­re Übernahme-​Kandidaten. Der Fotograf, der jedoch kei­nen Zugriff auf die­se Technologien hat, ver­liert an Kontrollmöglichkeiten über sei­ne Fotos.

Deshalb hat die gro­ße Fotografenorganisation „American Society Of Media Photographers“ (ASMP) jetzt auch öffent­lich die Getty-​Fotografen dazu auf­ge­ru­fen, sich Alternativen zu Getty Images zu suchen. Vorgeschlagen wer­den ent­we­der direk­te Lizenzierungswege über PhotoShelter oder LicenceStream oder ande­re Mitgliedsagenturen des Bildagentur-​Verbands PACA.

Ob Getty Images das jedoch groß­ar­tig stö­ren wird, mag bezwei­felt wer­den, weil ver­mut­lich allein über Flickr (wir erin­nern uns an den Getty/​Flickr-​Deal) monat­lich mehr Bilder lizen­ziert wer­den könn­ten als alt­ein­ge­ses­se­ne Fotografen von Getty abzie­hen könn­ten. Vielleicht wol­len sie sogar die­se „Verjüngungskur“ for­cie­ren. Denn war­um umständ­lich und auf­wän­dig per Hand Bilder aus dem Flickr-​Meer raus­fi­schen, ohne genau zu wis­sen, ob die Bildkäufer das Motiv auch wol­len? Stattdessen bie­tet Getty Images seit ca. 10 Monaten an, jedes Foto bei Flickr zu lizen­zie­ren, sofern das recht­lich mög­lich ist. Ja, jedes. Bei über 3000 neu­en Uploads zu Flickr pro Minute kann selbst der geschäf­tigs­te Fotograf nicht mithalten.

Was glaubt ihr? Wohin wird die Reise mit Getty Images gehen?

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