Archiv der Kategorie: Bildbearbeitung

Ausführliches Tutorial: Interaktive 360°-KI-Bilder mit Midjourney erstellen

Auf mei­ner Facebook-​Seite hat­te ich hier kürz­lich gefragt, wie groß das Interesse sei, die Erstellung von sol­chen inter­ak­ti­ven 360°-Bildern zu lernen:

Da der Andrang groß war, gibt es heu­te das kom­plet­te Tutorial, wie ihr die­se 360-​Grad-​Bilder selbst erstel­len und anzei­gen las­sen könnt. Klickt ger­ne mit der Maus auf das Bild, um die Ansicht zu ändern oder unten rechts auf das „VR“-Symbol, um das Gleiche im Vollbild-​Modus zu machen.

1. Die Bilderstellung

Zuerst braucht ihr dafür natür­lich Zugang zu einem Generativen KI-​Programm. Ich arbei­te bevor­zugt mit Midjourney, aber getes­tet habe ich es auch mit Dall‑E 3 und prin­zi­pi­ell soll­te es – je nach Qualität des KI-​Generators – auch mit ande­ren Tools wie Adobe Firefly oder Stable Diffusion funktionieren.

Als Prompt habe ich bei Midjourney die­sen hier ver­wen­det (die ecki­ge Klammer soll­te weg­ge­las­sen wer­den, mehr dazu unten):

/​imagine 360° equi­rec­tan­gu­lar pho­to­graph of [an emp­ty futu­ristic space­ship com­man­do room inte­ri­or] –ar 2:1 –v 6.0 –style raw

Wichtig sind hier vor allem die ers­ten bei­den Begriffe 360° und die gleich­wink­li­ge Projektion (equi­rec­tan­gu­lar pro­jec­tion) sowie das Seitenverhältnis von 2:1, wel­ches im Midjourney-​Prompt durch das Parameter-​Kürzel –ar defi­niert wird.

Bei der gleich­wink­li­gen Projektion wird die­se aus einem ein­zi­gen Bild zusam­men­ge­setzt, wobei der hori­zon­ta­le Winkel 360° und der ver­ti­ka­le 180° beträgt. Daher soll­te das Seitenverhältnis 2:1 sein, um unnö­ti­ge Verzerrungen zu ver­mei­den. Adobe Firefly kommt z.B. nur bis zum Seitenverhältnis 16:9, wes­halb die Ergebnisse weni­ger über­zeu­gend aussehen.

Die Versionsnummer (v6) und der Style (raw) sind Geschmackssache und kön­nen vari­iert wer­den. Ich habe die­se gewählt, weil sie aktu­ell die bes­te Renderqualität (v6) lie­fern bei rea­lis­tisch anmu­ten­dem Ergebnis (raw).

Statt des Raumschiff-​Prompts in der ecki­gen Klammer könnt ihr natür­lich eurer Fantasie frei­en Lauf las­sen. Beim oben ver­link­ten Facebook-​Post lau­te­te der Prompt zum Beispiel:

/​imagine 360° equi­rec­tan­gu­lar pho­to­graph of the rain­fo­rest –v 6.0 –ar 2:1 –style raw

Ihr könnt aber auch deut­lich ela­bo­rier­ter in eurer Beschreibung wer­den, wenn ihr wollt.

Midjourney zeigt euch dann vier Auswahlmöglichkeiten an. Hier soll­tet ihr bei der Wahl eures Favoriten schon dar­auf ach­ten, ob die lin­ke und rech­te Bildkante sich halb­wegs dazu eig­nen, mit­ein­an­der ver­bun­den zu werden.

Die vier Ergebnisse des ers­ten Prompts

Im obi­gen Beispiel habe ich mit einem roten Pfeil mar­kiert, wo die KI einen Lichteinfall ger­en­dert hat, der sich nicht auf der rech­ten Kante wie­der­fin­det. Das wür­de die opti­sche Illusion zer­stö­ren. Beim obe­ren lin­ken Bild sind oben und unten schwar­ze Balken, die eben­falls stö­rend sind. Daher habe ich mich für das Bild links unten entschieden.

Hinweis: Es gibt in Midjourney auch den Parameter „–tile“, der dafür sor­gen soll, dass die Bilder naht­los kachel­bar sind, was für unse­re Zwecke erst mal prin­zi­pi­ell gut klingt. Manchmal funk­tio­niert es auch gut, aber lei­der ach­tet Midjourney dann auch dar­auf, dass die obe­re und unte­re Kante zusam­men­pas­sen, was bei Außenaufnahme, wo oben Himmel und unten Erde ist, sel­ten gute Ergebnisse bringt. Bei Innenaufnahmen ist die Trefferquote höher. Daher: Einfach mal testen.

Das fer­ti­ge Bild wird mit „U3“ ver­grö­ßert (ups­ca­ling) und dann noch mal „Upscale (Subtle)“ ver­grö­ßert. Damit haben wir schon eine Auflösung von 1536x3072 Pixeln. Wer will, kann die­se Auflösung mit einer der hier auf­ge­zähl­ten Upscale-​Methoden noch wei­ter erhö­hen. Das Raumschiff-​Bild habe ich mit Topaz Photo AI auf 3072x6144 Pixel vergrößert.

Wie schon oben erwähnt, funk­tio­niert es prin­zi­pi­ell auch mit ChatGPT, wenn auch das Seitenverhältnis nicht kor­rekt als 2:1 aus­ge­ge­ben wur­de und die fer­ti­ge Auflösung gerin­ger ist:

2. Die Bildbearbeitung

Das fer­ti­ge PNG-​Bild öff­ne ich nun in Photoshop und wäh­le den Befehl „Verschiebungseffekt“ (unter Filter/​Sonstige Filter):

Im sich öff­ne­nen Menüfenster gebe ich nun „hori­on­zal +1000 Pixel nach rechts“ ein. Wichtig ist, dass unten die Option „Durch ver­scho­be­nen Teil erset­zen“ aktiv ist.

Damit ver­schiebt sich das Bild um ein­tau­send Pixel nach rechts und wir sehen auch im Screenshot schon, wo die Nahtkante unse­res Bildes ist. Diese kön­nen wir mit den Photop-​Bordmitteln wie „gene­ra­ti­ves Entfernen“, „gene­ra­ti­ves Füllen“ und den alt­be­kann­ten Stempel-​Werkzeugen bear­bei­ten, bis die Kante nicht mehr so stark erkenn­bar ist. Tipp: Einfach den Übergang kom­plett mit dem recht­ecki­gen Auswahlwerkzeug mar­kie­ren und „Generatives Füllen“ ankli­cken, wirkt oft wah­re Wunder.

Hier mei­ne bear­bei­te­te Version:

Zusätzlich könnt ihr natür­lich je nach Belieben das Bild vom Farbton, Kontrast etc. anpas­sen oder ande­re Bildbereiche ver­bes­sern, ent­fer­nen oder austauschen.

Wenn ihr fer­tig seid, könnt ihr den „Verschiebungseffekt“ in die ande­re Richtung (also ‑1000) anwen­den, damit das Bild wie­der in sei­ne Ausgangsposition ver­scho­ben wird.

Das ist nicht unbe­dingt not­wen­dig, aber die meis­ten 360°-Anzeigen nut­zen die Bildmitte als Startpunkt, wel­cher dadurch von uns beein­flusst wer­den kann.

Das fer­ti­ge Bild soll­te als JPG abge­spei­chert werden.

3. Die Bild-Metadaten

Damit Tools unser Bild nun auch als „ech­tes“ 360°-Bild erken­nen, müs­sen wir manu­ell Metadaten hin­zu­fü­gen, wel­che durch 360°-Kameras erzeugt wer­den. Wir täu­schen damit qua­si vor, unser KI-​Bild sei mit einer rich­ti­gen Kamera auf­ge­nom­men worden.

Das sind die not­wen­di­gen Metadaten:

-xmp:ProjectionType=equirectangular
-xmp:CroppedAreaLeftPixels=0
-xmp:CroppedAreaTopPixels=0
-xmp:CroppedAreaImageWidthPixels=3072
-xmp:CroppedAreaImageHeightPixels=1536
-xmp:FullPanoWidthPixels=3072
-xmp:FullPanoHeightPixels=1536
-xmp:UsePanoramaViewer=true

Die Pixelwerte kön­nen (und soll­ten) natür­lich abwei­chen, wenn euer Bild ande­re Pixelmaße aufweist.

Damit ihr nicht wie der letz­te Höhlenmensch in eure EXIF-​Daten ein­grei­fen müsst, gibt es ver­schie­de­ne Offline- und Online-​Tools, wel­che das für euch übernehmen.

Ich nut­ze selbst ger­ne den „Exif Fixer Online“. Dieser unter­stützt JPG-​Bilder bis zu 15 MB. Nach dem Hochladen des Bildes erhal­tet ihr einen Link, wo ihr die „gefix­te“ Version mit den kor­rek­ten Metadaten run­ter­la­den könnt:

WICHTIG: Damit die Datei als 360°-Bild aus­ge­le­sen wer­den kann, müs­sen die­se Metadaten intakt blei­ben. Das Versenden der Datei mit Whatsapp oder Email etc. kann dazu füh­ren, dass die­se Metadaten wie­der gelöscht wer­den und das Bild nicht inter­ak­tiv ange­zeigt wer­den kann.

4. Die Anzeige

Kommen wir zur Belohnung für unse­re Mühen. Damit wir das 360°-Bild anzei­gen las­sen kön­nen, müs­sen wir es irgend­wo hoch­la­den, wo die­se Art der Anzeige unter­stützt wird.

Hier im Blog habe ich auf die Schnelle das kos­ten­lo­se Plugin Algori 360 Image“ instal­liert, es gibt aber auch etli­che ande­re.

Eine ande­re Möglichkeit ist das Hochladen des Bildes bei Facebook oder Google Photos. Zusätzlich gibt es hier eine Liste von wei­te­ren Apps, wel­che die­se 360°-Anzeige unterstützen.

5. Galerie und Material zum Testen

Wer sehen will, dass das oben kein Glückgriff war, son­dern auch mehr­mals funk­tio­niert, kann sich hier mei­ne „360° KI-Bilder“-Galerie auf Facebook ansehen.

Wer gera­de kei­nen Zugriff auf einen KI-​Generator hat, kann sich die Rohdaten für die Galerie-​Bilder hier run­ter­la­den, direkt ohne Bildbearbeitung aus Midjourney expor­tiert. Die jewei­li­gen Prompts fin­det ihr in den Metadaten in der Bildbeschreibung oder in der Facebook-Galerie.

Wichtiger Hinweis: Die Bilder sind die rohen Ausgangsbilder, es müs­sen also wei­ter­hin die Schritte 2–4 durch­lau­fen wer­den, wenn die Bilder 360°-tauglich wer­den sol­len. Alternativ könnt ihr die Bilder direkt in der Galerie ansehen.

Der große KI-​Upscaler-​Test: Vergleich von Bildqualität, Kosten und mehr

Was ist der aktu­ell bes­te KI-​Upscaler?
Vor weni­gen Tagen hat die KI-​Firma Midjourney einen neu­en Upscaler ver­öf­fent­licht, der deren KI-​Bilder um den Faktor 2 oder 4 ver­grö­ßern kann.

Da ich bis­her ein ande­res Tool genutzt habe, woll­te ich her­aus­fin­den, wie sich die Bildqualität unter­schei­det. Wo ich schon dabei war, habe ich noch paar ande­re Upscaler ver­gli­chen und die Ergebnisse bei Facebook und LinkedIn gepos­tet. Da gab es in den Kommentaren noch wei­te­re Vorschläge, wel­che Upscaler ich berück­sich­ti­gen sollte.

Na gut, dach­te ich mir, dann zie­he ich das eben grö­ßer auf und ver­öf­fent­li­che hier einen umfas­sen­den Test über die Bildqualität und Unterschiede der aktu­ell auf dem Markt erhält­li­chen Upscaler.

Alle Testausschnitte im direk­ten Vergleich (Klicken zum Vergrößern)

Der Testaufbau und das Ausgangsbild

Ich habe mir mit dem KI-​Tool Midjourney ein qua­dra­ti­sches PNG-​Bild einer blon­den Frau gene­rie­ren las­sen mit der Auflösung 1024x1024 Pixel (1,05 Megapixel):

Das Testbild

Dieses Bild habe ich dann mit ver­schie­de­nen Methoden um den Faktor 4 auf 4096x4096 Pixel (16,7 Megapixel) ver­grö­ßern lassen.

Da die Beurteilung der Ergebnisse sub­jek­tiv gefärbt ist und jeder ande­re Maßstäbe an sei­ne Bilder anlegt, ver­öf­fent­li­che ich hier auch die PSD-​Datei der ver­schie­de­nen Ergebnisse als Download, jede Ebene ist sau­ber nach der genutz­ten Upscaler-​Methode benannt.

DOWLOAD-​Link (Dropbox) als gepack­te .rar-​Datei (ACHTUNG: Datei ist 610 MB groß, ent­packt dann 889 MB!) BACKUP-​Link (Wetransfer).

Damit kann jede*r durch das Ein- und Ausblenden der Ebenen in der 100%-Ansicht selbst ent­schei­den, wel­ches Ergebnis ihm/​ihr am meis­ten zusagt.

Für die­sen Blogartikel habe ich einen Bereich des lin­ken Auges aus­ge­schnit­ten, damit hier die 100%-Ansicht (500x500 Pixel) gezeigt wer­den kann. Die Ausschnitte habe ich sau­ber benannt und als JPG (Qualität 10) abge­spei­chert. Der Ausschnitt ist in der Photoshop-​Datei auch als Pfad hinterlegt.

Der große Upscaler-​Test: Die Ergebnisse

1. Midjourney Upscaler

Beginnen wir mit dem Upscaler von Midjourney. Obwohl die­ser erst weni­ge Tage alt ist, gibt es schon zwei Versionen und Midjourney behält sich vor, den Upscaler auch in Zukunft zu verändern/​verbessern:

The ups­ca­ler is subt­le and tri­es to keep details as clo­se as pos­si­ble to the ori­gi­nal image (but may not fix glit­ches or issues with the old image)“

Midjourney Upscaler 4x V1 (18.10.2023)

Die ers­te Version (V1) des Midjourney-​Upscaler bügel­te die Hauttextur ziem­lich glatt, das gan­ze Bild wirkt ins­ge­samt sehr nach 1980er-Jahre-Airbrush-Retusche.

Das Entwickler-​Team nahm sich die Kritik der Community jedoch zu Herzen und schob zwei Tage spä­ter das ers­te Update hinterher:

We’re […] hea­ring everyone’s feed­back that the 4x ups­ca­ler is a bit soft and we’­re loo­king at impro­ve­ments which may fur­ther impro­ve things. This means the ups­ca­ler set­tings may chan­ge sud­den­ly over the next week wit­hout war­ning as we tweak things.
[…]
The V5 4x Upscale now fea­tures impro­ved sharp­ness, and in some cases smal­ler sca­le high fre­quen­cy details“

Dadurch sieht das Ergebnis deut­lich bes­ser aus, die Haare und Wimpern sehen täu­schend echt aus und auch die Hauttextur kann überzeugen:

Midjourney Upscaler 4x V2 (20.10.2023)

Der ers­te gro­ße Nachteil die­ses Upscalers ist logi­scher­wei­se, dass er nur auf KI-​Bilder anwend­bar ist, die direkt in Midjourney erstellt wurden.

Ein wei­te­rer Punkt sind die Kosten: Der 4x Upscaler kos­tet grob 6x soviel GPU-​Minuten wie die Generierung eines 4x4-​Bilder-​Grids. Diese Zeit wird von dem bezahl­ten Minutenkontingent abge­zo­gen, wel­ches die Nutzer je nach Abomodell zur Verfügung haben. Im Standard-​Plan sind das zum Beispiel 15 Stunden pro Monat.

Eine Stunde Rechenzeit kann aktu­ell für 4 USD dazu gekauft wer­den. Ich habe mal geschaut, wie viel Zeit für ein 4x-​Upscale von Midjourney berech­net wird. Beim obi­gen Bild waren das ca. 3 Minuten. Mit einer Stunde Rechenzeit könn­ten damit 20 Bilder hoch­ska­liert wer­den. Bei Kosten von 4 USD/​Stunde wür­de ein Upscale ca. 20 US-​Cent kos­ten. Wer die inklu­si­ven Stunden im Standard- oder Pro-​Plan nutzt, zahlt nur die Hälfte.

2. Topaz Photo AI

Der Upscaler von Topaz Labs war unse­re bis­he­ri­ge bevor­zug­te Upscale-​Methode. Getestet haben wir hier mit der Version 2.0.5.
Topaz Photo AI ist ein recht neu­es Tool, mit dem ver­schie­de­ne KI-​basierte Werkzeuge wie Topaz Gigapixel, Topaz Sharpen etc. zusam­men­ge­fasst wurden.

Topaz Photo AI V2 Upscaler 4x

Die Ergebnisse sehen sehr über­zeu­gend aus, vor allem die Hauttextur ist sehr rea­lis­tisch, die Details wie Wimpern und Haare sind jedoch etwas gröber.

Topaz hat auch eine Funktion namens „Recovering Face“, womit laut Hersteller die Ergebnisse von Gesichtern in gerin­ger bis mitt­le­rer Auflösung deut­lich ver­bes­sert wer­den kann:

Recover Faces dra­ma­ti­cal­ly impro­ves low-​medium qua­li­ty faces.“

Es gibt einen Regler, der stu­fen­los von 0 bis 100% ein­ge­stellt wer­den kann. Bei 25% sieht das Ergebnis so aus:

Topaz Photo AI V2 Upscaler 4x + 25% Recovering Face

Ich fin­de, dass das Gesicht dadurch ein­fach mat­schi­ger wird. Dieser Effekt nimmt mit der Stärke der Recover-​Funktion zu, bei 100% ist das Ergebnis deut­lich unbrauch­ba­rer als ganz ohne die Funktion. Vermutlich liegt das dar­an, dass die Bildqualität vom Ausgangsmaterial schon „zu gut“ für die­se Funktion ist, die der Verbesserung von „low qua­li­ty faces“ die­nen soll.

Ein wei­te­rer Vorteil von Topaz Photo AI ist, dass hier Bilder als Batch bear­bei­tet wer­den kön­nen und neben dem Hochskalieren im glei­chen Arbeitsgang wahl­wei­se auch geschärft, ent­rauscht, farb­lich ange­passt etc. wer­den können.

Mit 199 USD sind die Kosten initi­al recht hoch, dafür kön­nen damit unbe­grenzt Bilder bear­bei­tet wer­den und es gibt regel­mä­ßi­ge Updates. Für Vielnutzer preis­lich die bes­te Wahl. Weiterer Pluspunkt: Es gibt ein Photoshop-​Plugin.

3. Photoshop

Die frü­her übli­che und seit lan­gem ver­füg­ba­re Methode mit Photoshop-Bordmitteln war, ein­fach die Bildgröße hoch­zu­set­zen. Das Ergebnis, getes­tet mit Photoshop 2024 (V25.0), sieht dann so aus:

Photoshop-​Vergrößerung V25 (Berechnung: Automatisch)

Es ist damit sicht­bar mit Abstand das schlech­tes­te Ergebnis, was wenig ver­wun­dert, da hier noch kei­ne KI Hilfestellung leis­tet. Selbst mit dem bekann­ten Kniff, das Bild in 10%-Schritten hoch­zu­ska­lie­ren, war das Ergebnis nur mini­mal bes­ser und reicht trotz­dem nicht an die ande­ren Methoden heran.

In den Kommentaren zu mei­nem ers­ten Test gab es zwei Hinweise, wie ich die Ergebnisse ver­bes­sern könn­te. Der ers­te war, dass sich hin­ter dem Häkchen „Neu berech­nen“ noch eine Auswahlmöglichkeit für „Details erhal­ten 2.0“ verbirgt:

Photoshop-​Vergrößerung V25 (Berechnung: Details erhal­ten 2.0)

Das Ergebnis ist zwar „bes­ser“ und schär­fer, dafür aber mit sicht­ba­ren Artefakten über­sät. Wenn ich den Regler „Rauschen redu­zie­ren“ auf 50% set­ze, ver­schwin­den die Artefakte, aber das Bild sieht etwas weich­ge­zeich­net aus.

Kurz: Der schlech­tes­te Upscaler im Test. Es wun­dert mich etwas, dass hier die Adobe Sensei-​KI noch nicht Einzug gehal­ten hat, aber ver­mut­lich wird das ein Feature sein, was eher frü­her als spä­ter ver­öf­fent­licht wer­den wird.

Jemand mein­te noch, dass sich unter den „Neural Filters“ ein „Superzoom“-Filter ver­ber­ge. Das ist jedoch kein rich­ti­ger „Upscaler“, weil damit das Bild tat­säch­lich „ran­ge­zoomt“ wird, ich ver­lie­re also die Bildmotive am Rand.

Dafür sind die Kosten jedoch unschlag­bar, da jeder mit einem Photoshop-​Abo unbe­grenzt vie­le Bilder hoch­ska­lie­ren kann.

Kurzes Update 23.10.2023: (sam­ple images not included in down­load yet)
Einige Leser wie­sen mich dar­auf hin, dass die „Superzoom“-Funktion doch das gan­ze Bild anzeigt, wenn die Option „Bild > Alles ein­blen­den“ genutzt wird. Zusätzlich gibt es eini­ge Auswahlmöglichkeiten wie z.B. „Gesichtsdaten ver­bes­sern“ und „JPG Artefakte reduzieren“:

Photoshop Neural Filter „Superzoom“ mit „Gesichtsdaten ver­bes­sern“ und „JPG Artefakt-​Reduzierung“ aktiv

Das Ergebnis sieht schon bes­ser als mit der alten Photoshop-​Methode aus und ran­giert damit im obe­ren Mittelfeld. Für die Top-​Liga sind die Bereiche wie Haare oder Wimpern noch etwas zu matschig.

Außerdem bie­tet Adobe in Lightroom oder Camera Raw die „Verbessern“-Option, wel­che eben­falls hoch­ska­liert, aber nur bei Raw-​Dateien funk­tio­nie­ren soll.

4. Luminar Neo

Luminar Neo Hochskalieren 4x

Luminar Neo ist, ähn­lich wie Topaz Labs, ein wei­te­res KI-​gestütztes Tool-​Kit für die Fotobearbeitung mit vie­len Funktionen. Getestet wur­de hier mit der Version 1.14.1.12230 im Upscale Type „Universell“.

Gefühlt wür­de ich sagen, dass das Ergebnis irgend­wo zwi­schen Midjourney und Topaz liegt. Die Details sind etwas grö­ber als bei den ande­ren bei­den Upscalern, die Haut weich­ge­zeich­ne­ter als bei Topaz, aber weni­ger als bei Midjourney.

Luminar Neo Hochskalieren 4x + Gesichtsverstärker AI

Es gibt bei der Hochskalieren-​Funktion noch das optio­na­le Häkchen „Gesichtsverstärker AI“, wel­ches jedoch schlicht gesagt (bis­her) grau­sa­me Ergebnisse lie­fert. Es sieht so aus als wür­de hier ein Geisterbild über dem ande­ren lie­gen. Kurz: Finger weg von dem Häkchen.

Die Kosten von Luminar Neo lie­gen bei 219 Euro für die lebens­lan­ge Nutzung, es gibt aber auch Abo-​Modelle ab 11,95 Euro/​Monat, was sich gut zum Testen eig­net. Dafür bekommt man aber nicht nur die Hochskalieren-​Funktion, son­dern ein brei­tes Bündel an Werkzeugen wie Entrauschen, Schärfen, Lichtmanipulationen, und vie­les mehr. Die Handhabung mit dem sepa­ra­ten Installieren der ver­schie­de­nen Plugins fin­de ich jedoch nicht ganz intuitiv.

5. Pixelcut

Pixelcut ist ein kos­ten­lo­ser Online-​Upscaler, wel­cher bequem via Drag & Drop funktioniert.

Pixelcut Upscaler 4x

Das Ergebnis ist rela­tiv grob, aber bes­ser als Photoshop. Dafür sind die Kosten gleich null. Für Gelegenheitsnutzer also sehr praktisch.

Es ist auch eine Batch-​Nutzung mög­lich, die dann jedoch im „Pixelcut Pro“ 9.99 USD pro Monat oder 59.99 USD im Jahr kos­tet. Dafür ist dann auch eine iPhone/​Android-​App-​Nutzung ent­hal­ten und unbe­grenz­te Hintergrundentfernung.

6. Neural.love

Neural.love ist ein online-​basierter AI-​gestützter HD Portrait-​Generator, der als Leserhinweis sei­nen Eingang in die­sen Test fand.

Der Leistungsumfang reicht von der direk­ten KI-​Bilderstellung über Image-​to-​Image Bildremixe, Portraitrestaurierungen etc. und eben auch ein Upscaler namens „Image Enhance/​Quality Enhance“.

Neural.love Upscaler 4x

Das Ergebnis ist etwas detail­lier­ter als bei Pixelcut, reicht aber von der Schärfe nicht an Topaz oder Midjourney heran.

Neural.love Upscaler 4x + Smart Noise

Es gibt noch die Option, „Smart Noise“ zu akti­vie­ren, was – wie der Name schon ver­mu­ten lässt – ein fei­nes Rauschen über das Bild liegt. In der 100%-Ansicht ist das recht auf­fäl­lig, beim Rauszoomen ist der Eindruck aber posi­ti­ver als ohne das Rauschen.

Das Online-​Tool erfor­dert eine Registrierung per Email und arbei­tet mit einem Credit-​System für die Kosten. Die ers­ten fünf Credits sind frei (also 5x Upscaling), danach kön­nen 300 Credits im Abo für 30 Euro/​Monat oder zeit­lich unbe­grenzt für 57 Euro gekauft wer­den. Das wären dann 10 bzw. 19 Cent pro Upscale.

7. Upscale.media

Upscale.media ist ein wei­te­rer Online-​Upscaler auf Credit-Basis:

Upscale.media 4x Upscaler

Das Ergebnis ran­giert soli­de im Mittelfeld und ist schon gut brauchbar.

Upscale.media 4x Upscaler + Qualität verbessern

Es gibt auch die Option, ein Häkchen bei „Qualität ver­bes­sern“ zu set­zen, doch das scheint das Gegenteil zu bewir­ken. Das Bild ver­liert an Details und die Konturen wer­den unna­tür­lich stark betont. Würde ich nicht empfehlen.

Kosten? Pro Tag sind zwei Uploads ohne Registrierung kos­ten­los mög­lich, nach Registrierung gibt es fünf kos­ten­lo­se Uploads. 100 Credits kos­ten im Abo 19 USD bzw. zeit­lich unbe­grenzt 49 USD, was 19 US-​Cent bzw. 49 US-​Cent pro Upscaling entspricht.

8. Stable Diffusion Upscaler

Auch im quell­of­fe­nen KI-​Generator Stable Diffusion gibt es gleich meh­re­re Upscaler. Hier öff­net sich aber auch die Büchse der Pandora, weil es neben den sie­ben ver­schie­de­nen Upscalern, die im Web-​UI von Automatic111 dabei sind, noch unzäh­li­ge wei­te­re gibt, die auch jeweils noch vie­le ver­schie­de­ne Settings haben.

Allein in der Datenbank OpenModelDB fin­den sich unter „General Upscaler“ 66 ver­schie­de­ne Modelle, die kos­ten­los her­un­ter­ge­la­den und instal­liert wer­den kön­nen und alle ihre Stärken und Schwächen haben.

Um die Sache noch kom­ple­xer zu machen, kön­nen Bilder auch mit­tels der „IMG2IMG“-Methode hoch­ska­liert wer­den, wobei hun­der­te ver­schie­de­ne KI-​Modelle zur Auswahl stehen.

Deshalb habe ich hier nur mal einen inter­nen Upscaler getes­tet, den Upscaler „ESRGAN_​4x“ mit einer GFPGAN visi­bi­li­ty von 0.5.

Stable Diffusion Upscaler ESRGAN_​4x (GFPGAN visi­bi­li­ty 0.5)

Das Ergebnis ist ca. dop­pelt so gut wie die Photoshop-​Methode, aber sicht­bar schlech­ter als die meis­ten ande­ren Upscaler im Test.

Dazu kommt, dass die Geschwindigkeit des Skalierens ganz stark von der lokal ver­wen­de­ten Hardware abhängt. Mit einer RTX 2080-​Grafikkarte dau­er­te das Hochskalieren über 15 Minuten. Wer die Settings noch etwas mehr hoch­dreht, muss expo­nen­ti­ell län­ger warten.

Auch die Bedienung gestal­tet sich kom­plex, da die Modelle gefun­den und run­ter­ge­la­den wer­den müs­sen und für die ver­schie­de­nen Settings kei­ne Anleitung exis­tiert. Ihr wer­det also auf etli­chen Webseiten rum­sur­fen, um euch die emp­foh­le­nen Einstellungen zusam­men­zu­su­chen.
Dafür sind die Kosten fast Null, da alle benö­tig­ten Tools kos­ten­los erhält­lich sind. Ihr zahlt also nur für euren Strom.

Wer mehr Stable Diffusion Upscaler im Vergleich sehen will, fin­det hier einen ähn­li­chen Test.

9. ChaiNNer Upscaler

ChaiNNer ist ein wei­te­rer Tipp aus den Kommentaren. Das ist ein OpenSource-​Projekt, wel­ches ursprüng­lich als KI-​Upscaler gestar­tet ist, mitt­ler­wei­le aber sehr umfang­rei­che Bildverarbeitungsfunktionen bietet.

ChaiNNER ist node-​basiert, was sehr unge­wohnt ist, für die, die es nicht ken­nen, aber wer das Prinzip ver­stan­den hat, kann auf die­se Weise sehr kom­ple­xe Workflow-​Ketten auf­bau­en, die dann mit einem Klick abge­ar­bei­tet wer­den. Der Workflow für das ein­fa­che Hochskalieren sieht dann so aus:

ChaiNNer-​Upscaling-​Workflow (Klicken zum Vergrößern)

Das Programm ist noch in der Alpha-​Phase (ich habe v0.20.2 genutzt) und kos­ten­los für Windows, Mac und Linux erhält­lich. Die Installation erfor­dert etwas Zeit, ist aber in der GitHub-​Anleitung gut beschrieben.

ChainNNer selbst ist genau genom­men gar kein Upscaler, son­dern dient als GUI (gra­fi­sche Benutzeroberfläche) für ande­re OpenSource-​Upscaler auf PyTorch-​Basis. Das heißt, fast alle Upscaler die bei Stable Diffusion inte­griert wer­den kön­nen, sind auch in ChaiNNer nutz­bar. Wie im Bereich „Stable Diffusion“ erwähnt, ste­hen euch also min­des­tens 66 ver­schie­de­ne Möglichkeiten zur Verfügung.

ChaiNNer 4x Upscaler mit Model „Remacri“

Getestet habe ich ChaiNNer mit dem belieb­ten „Remacri“-Modell, wel­ches eine über­zeu­gen­de Kombination aus Schärfe und Struktur lie­fert. Ebenfalls nicht ganz so gut wie Topaz oder Midjourney, dafür kos­ten­los und see­ehr flexibel.

ChaiNNer 4x Upscaler mit Model „UniScale-​Balanced“

Ich habe noch ein wei­te­res Modell getes­tet, das „UniScale-​Balanced“ auf Basis der ESRGAN-​Architektur. Das schnitt jedoch deut­lich schlech­ter ab als „Remacri“.

Noch mal zum Verständnis: In Stable Diffusion und ChaiNNer kön­nen die glei­chen Upscaler-​Modelle ein­ge­setzt wer­den, bei mir lief die Verarbeitung jedoch deut­lich schnel­ler bei ChaiNNer. Dafür gibt es bei Stable Diffusion etwas mehr Einstellmöglichkeiten, die ich auf die Schnelle nicht bei ChaiNNer gefun­den habe.

Das Resultat

Es gibt noch unzäh­li­ge wei­te­re Tools, vor allem online, aber die meis­ten davon ran­gie­ren im Mittelfeld und sind preis­lich ähn­lich angesiedelt.

Von der Bildqualität liegt Midjourney aktu­ell mei­ner Meinung nach stark vor­ne, hat eben aber den gra­vie­ren­den Nachteil, dass damit nur Midjourney-​Bilder hoch­ska­liert wer­den kön­nen. Auch preis­lich ist Midjourney kein Zuckerschlecken, wenn man nicht gera­de eh Stunden übrig hat in deren Abo-Modell.

Für Power-​User, die mehr als 1000 Bilder hoch­ska­lie­ren wol­len, bleibt die Wahl zwi­schen Topaz Photo AI und Luminar Neo preis­lich die bes­se­re Wahl, wobei Topaz in der Bedienung wegen der Automatisierungsmöglichkeiten etwas die Nase vorn hat.

Insgesamt ist die Qualität aber auch sub­jek­tiv behaf­tet und kann sich je nach Motiv oder mit einem Update eines Tools auch wie­der ändern.

Bei den gan­zen, teils kos­ten­lo­sen, Online-​Upscalern soll­tet ihr auch beden­ken, dass ihr eure Daten in frem­de Hände gebt und dem Anbieter ver­trau­en soll­tet, damit ver­trau­lich umzu­ge­hen. Vermutlich wer­den auch die meis­ten die­ser Anbieter unter der Haube eines der unzäh­li­gen OpenSource-​Upscaler lau­fen haben.

Welchen Upscaler nutzt ihr aktu­ell und wel­ches Ergebnis hat euch hier am meis­ten überzeugt?

Die Community-​Test-​Erweiterung

Wer den Test mit eige­nen Modellen oder ande­ren Anbietern erwei­tern will, hat in die­sem Artikel alle not­wen­di­gen Grundlagen: Das 1024x1024-​Ausgangsbild steht oben zum Download zur Verfügung sowie die Photoshop-​Datei mit den Ebenen der Upscaler und der Pfad-​Auswahl für die Ausschnittvergrößerung.

Ihr könnt also ger­ne wei­te­re Methoden tes­ten und das Ergebnis ger­ne in den Kommentaren pos­ten (Bilder bit­te als Link).

Generatives Füllen in Adobe Photoshop – Erste Erfahrungen mit der Beta

Seit eini­gen Wochen gibt es in der Beta-​Version von Adobe Photoshop die Möglichkeit, den neu­en „Generative Füllung“-Befehl aus­zu­pro­bie­ren. Das ist qua­si die Integration der Adobe Firefly-KI direkt als Tool in Photoshop, mit der ihr belie­bi­ge Elemente direkt in eure Bilder gene­rie­ren las­sen könnt – durch künst­li­che Intelligenz.

In den letz­ten Wochen habe ich eini­ge Beispiele der neu­en KI-​Fähigkeiten auf mei­ner Facebook-​Seite gezeigt (also folgt mir dort, falls ihr schnel­ler infor­miert wer­den wollt), aber je mehr ich die Funktion nut­ze, des­to mehr bekam ich das Gefühl, dass ich damit den neu­en Möglichkeiten nicht gerecht würde.

Deshalb will ich heu­te eini­ge mei­ner Experimente im Blog vor­stel­len, damit ihr eine Ahnung davon bekommt, was alles – nicht in Zukunft – son­dern ab sofort in Photoshop mög­lich ist.

Was ist der „Generative Fill“-Befehl in Photoshop?

Seit der neus­ten Photoshop-​Version wer­den je nach Werkzeug und Aktion im Bild häu­fig genutz­te Befehle in einer Shortcut-​Leiste ein­ge­blen­det. Wenn eine Markierung, also so eine gestri­chel­te Linie, aktiv ist, ist der ers­te Befehl in der Beta-​Version von Photoshop der „Generative Fill“.

Wer dar­auf klickt, kann ent­we­der Text in ein Bedienfeld ein­tip­pen oder ein­fach direkt auf „Generieren“ kli­cken. Wer Text ein­gibt, gibt damit den „Prompt“ an (ver­gleich­bar mit der Texteingabe bei KI-​Tools wie Midjourney, Stable Diffusion oder Dall‑E 2), wel­chen die KI zu einem Bildinhalt umwan­deln soll. Wer dar­auf ver­zich­tet, gibt der KI freie Hand bei der Motivauswahl und die KI ver­sucht dann, den mar­kier­ten Bereich so zu fül­len, dass er sich naht­los ins vor­han­de­ne Bild einpasst.

Damit han­delt die KI qua­si wie beim Befehl „Inhaltsbasiertes Füllen“, nur in deut­lich bes­se­rer Qualität und mit dem Unterschied, dass die Füllung nicht aus dem bestehen­den Bild genom­men wird, son­dern aus den Trainingsdaten der KI. Das hat den Vorteil, dass deut­lich grö­ße­re Bereiche gefüllt wer­den kön­nen und kei­ne unna­tür­li­chen Wiederholungsmuster ent­ste­hen, wie das beim „inhalt­ba­sier­ten Füllen“ manch­mal der Fall war.

Möglichkeiten in der Beta-Version

Die Adobe-​eigene KI „Firefly“ befin­det sich aktu­ell in der Betaphase zum Testen für die nicht-​kommerzielle Nutzung und auch das „Generative Füllen“ in der Beta-​Version von Photoshop ist aktu­ell nur für nicht-​kommerzielle Anwendungen freigegeben.

In den letz­ten Tagen habe ich ver­stärkt bewusst nur mit der Beta-​Version gear­bei­tet und pro­biert, an wel­chen Stellen die KI mich bei der Arbeit unter­stüt­ze könn­te. Okay, manch­mal habe ich auch ein­fach nur rum­ge­al­bert und aus­pro­biert, ob die KI mei­ne lus­ti­gen Ideen glaub­haft umset­zen könnte.

Schauen wir uns eini­ge der Ergebnisse an:

Das männ­li­che Model hat ver­ges­sen Bescheid zu geben, dass er sich seit dem Sedcard-​Shooting ver­än­dert hat und taucht am Set mit einem Schnauzbart auf? Kein Problem, ein­fach mar­kie­ren und weg ist der Bart.

Das Model trägt nur ein Hemd, soll aber wie die ande­ren Personen im Bild einen dunk­len Anzug tra­gen? Oder einen roten? Oder ein T‑Shirt? Oder einen Neoprenanzug? Oder doch lie­ber eine Lederjacke?
Auch hier kein Problem, den Körper mar­kie­ren und in das Feld für die gene­ra­ti­ve Füllung das gewünsch­te Kleidungsstück auswählen.

Im KI-​Bild ist die Smartwatch am Handgelenk nur mat­schi­ger Brei? Dann halt mit der zwei­ten KI, also hier Firefly, ein pas­sen­des Display für die Uhr generieren.

Beim Gruppen-​Businessfoto will der Kunde mehr Diversität im Bild haben? Einfach paar Köpfe im Hintergrund mar­kie­ren und gegen ande­re austauschen.

Diesen Trick nen­ne ich „den Trotzki machen“: Eine Person auf dem Foto soll ver­schwin­den, wie auf dem Lenin-​Foto von Grigori Goldstein im Jahr 1920? Einfach mar­kie­ren und auf „gene­ra­ti­ve Füllung“ kli­cken. Wer ins Textfeld statt­des­sen eine ande­re Personenbeschreibung ein­fügt, kann die Person auch austauschen.

Ihr habt eine Aufnahme und wollt „raus­zoo­men“? Geht jetzt ein­fach, indem ihr die Leinwand ver­grö­ßert und den nun lee­ren Teil mar­kiert und gene­ra­tiv fül­len lasst. Der schwar­ze Rahmen dient hier als Markierung, alles außer­halb davon ist KI-​generiert, inner­halb ist eine Drohnenaufnahme.

Aerial view of rural land­scape in Ellenberg, Germany in summer

Die Karre vor eurer Haustür ist zu klein? Einfach mar­kie­ren und zack, wird ein Panzer draus.
Hier wird auch erkenn­bar, wie pro­ble­ma­tisch die­se Technik für die Erstellung von „Fake News“ sein kann.

Das Generative Füllen funk­tio­niert nicht nur mit Teilen vom Bild. Auch eine kom­plett lee­re Leinwand kann mar­kiert und gefüllt wer­den, wie hier in mei­nem Beispiel mit einem Dschungel. Im nächs­ten Schritt habe ich den Dschungel mit etli­chen Tieren bevölkert.

Erkenntnisse des Beta-Tests

Es ist leicht erkenn­bar, wie mäch­tig und nütz­lich das neue KI-​Tool in Photoshop sein kann. Bei den meis­ten Fällen lie­fert die Generative Füllung gan­ze Arbeit. Nur bei eini­gen Prompts ver­steht Photoshop (bis­her) ein­fach nicht, was gemeint ist. Beim obi­gen Beispiel, wo ich zuerst die Person ent­fernt und danach mit einer Frau ersetzt habe, woll­te ich eigent­lich „Batman“ sehen, aber da hat wohl ein inter­ner „Intellectual Property“-Filter ange­schla­gen und das Ergebnis in eine ande­re Richtung gelenkt.

Mehrmals stieß ich aber auch bei mei­ner Meinung nach unver­fäng­li­chen Bearbeitungen auf die Fehlermeldung „Die erzeug­ten Bilder wur­den ent­fernt, da sie gegen Benutzerrichtlinien ver­sto­ßen“ und Photoshop lie­fer­te ein­fach kei­ne oder weni­ger als drei Ergebnisse. Das pas­sier­te zum Beispiel manch­mal, wenn ich schie­fe, krum­me Zähne von KI-​Portraits mar­kiert hat­te und – ohne kon­kre­ten Prompt – schö­ne­re Zähne haben woll­te. Aber auch, wenn ich Gebäudefassaden auf­hüb­schen oder repa­rie­ren woll­te, erhielt ich ab und zu Meldung, was nach einer Weile den Workflow unschön unterbrach.

Die KI in Photoshop lie­fert gene­rell knack­schar­fe Ergebnisse, aber vor allem bei grö­ße­ren Auflösungen kommt die KI manch­mal an ihre Grenzen und die KI-​Füllungen wer­den unscharf. Das liegt dann meist dar­an, dass der mar­kier­te Bereich grö­ßer als ein Megapixel (1024x1024 Pixel) ist. Bis zu die­ser Größe arbei­tet die KI bis­her nativ, alles was grö­ßer ist, wird künst­lich hoch­ska­liert, was eben zur Unschärfe füh­ren kann. Eine mög­li­che Abhilfe ist hier, bei gro­ßen Aufträgen die Fläche in klei­ne­re Bereiche zu unter­tei­len und die „Generative Füllung“ mehr­mals lau­fen zu lassen.

Die Vergütung der Urheber an den Trainingsdaten

Adobe wirbt damit, dass deren KI im Gegensatz zu gewis­sen ande­ren Anbietern recht­lich und ethisch „sau­ber“ sein soll, weil die Trainingsdaten alle legal genutzt wor­den seien.

Adobe beruft sich hier vor allem dar­auf, dass sie die Bilder aus ihrem Adobe Stock-​Portfolio für Trainingszwecke ver­wen­det haben. Das ist in den Nutzungsbedingungen für Adobe Stock-​Anbieter vom 15. April 2022 gere­gelt, wo es plötz­lich heißt: 

You grant us a non-​exclusive, world­wi­de, per­pe­tu­al, fully-​paid, and royalty-​free licen­se to use, repro­du­ce, publicly dis­play, publicly per­form, dis­tri­bu­te, index, trans­la­te, and modi­fy the Work for the pur­po­ses of ope­ra­ting the Website; pre­sen­ting, dis­tri­bu­ting, mar­ke­ting, pro­mo­ting, and licen­sing the Work to users; deve­lo­ping new fea­tures and ser­vices; archi­ving the Work; and pro­tec­ting the Work.“

(Hervorhebung durch mich)

Bezahlt wur­den die Adobe Stock-​Anbieter bis­her für ihre Trainingsdaten noch nicht, was das „ethisch“ etwas grau­er wer­den lässt. Zurecht sind daher eini­ge Adobe Stock-​Anbieter etwas sau­er, dass sie weder bezahlt noch rich­tig gefragt wur­den. Die Änderung der Nutzungsbedingungen geschah wie üblich ohne gro­ße Ankündigung oder gar Verweise auf geplan­te KI-Trainings.

Immerhin schreibt Adobe eher neben­bei auf Twitter, dass eine Kompensation der Urheber geplant sei, wenn die Firefly-​KI die Betaphase verlasse:

Was habt ihr bis­her mit dem Tool umset­zen kön­nen?
Was ist eure Meinung zu dem Werkzeug?
Schreibt es ger­ne in die Kommentare.

Fotos von Geldscheinen in Adobe Photoshop öffnen und bearbeiten (Version 2021)

Vor fünf Jahren hat­te ich hier schon mal eini­ge (lei­der eher unbe­que­me Möglichkeiten) ver­öf­fent­licht, wie ihr die Geldschein-​Sperre in Adobe Photoshop umge­hen könnt, um nicht an der Fehlermeldung „Das Bearbeiten von Banknoten wird von die­ser Anwendung nicht unter­stützt“ zu scheitern.

Nun hat mir der Leser André Morre freund­li­cher­wei­se eine Email geschickt, in der er mich auf eine wei­te­re Möglichkeit hin­wies. Diese ist ers­tens viel beque­mer und funk­tio­niert zwei­tens auch mit allen aktu­el­len Photoshop-Versionen.

André sagt, dass man das betrof­fe­ne Foto ein­fach im ACR (Adobe Camera Raw), dem RAW-​Entwickler von Photoshop öff­nen soll.

Das geht z.B. in Adobe Bridge mit dem Befehl „In Camera RAW öff­nen…“ oder durch Doppel-​Klick auf eine RAW-​Datei im Datei-​Browser, wenn Photoshop als Datei-​Standard für RAW-​Dateien hin­ter­legt ist.

Ist die Datei dann offen, sieht es so aus (bei mir getes­tet mit der neus­ten Camera Raw Version 13.02):

Geldschein-​Foto im Camera RAW-​Editor von Adobe Photoshop

Statt „Öffnen“ klickt ihr nun oben rechts (sie­he roter Pfeil) auf das unschein­ba­re „Konvertieren“-Symbol. Dann öff­net sich ein Fenster mit „Speicheroptionen“, wo ihr unter ande­rem mit­tig das gewünsch­te Format, z.B. PSD, TIFF, PNG oder JPG wäh­len könnt. Nun ein­fach dort „PSD“ aus­wäh­len und abspeichern.

Die so abge­spei­cher­te Photoshop-​Datei lässt sich nun pro­blem­los in jeder Photoshop-​Version öff­nen. Getestet habe ich das mit der neus­ten Version V. 22.01 (Photoshop 2021).

Die Sperre zum Bearbeiten von Geldscheinen nennt sich Counterfeit Deterrence System (CDS) und wird von Adobe frei­wil­lig imple­men­tiert, um das Fälschen von Geldscheinen zu erschwe­ren. Das nervt jedoch auch Designer und Fotografen, wel­che Geldschein-​Abbildungen für ihre Arbeit brauchen.

Deshalb noch der recht­li­che Hinweis: Das Fotografieren und Bearbeiten von Banknoten ist erlaubt, es darf aber kein Falschgeld oder täu­schend ech­tes Geld her­ge­stellt werden.

Kennt ihr noch wei­te­re, aktu­el­le Methoden, um die Sperre zu umge­hen?

Update 27.1.2021: Hier ein wei­te­rer Hinweis eines ande­ren Lesers: Die Datei kann auch in Capture One ent­wi­ckelt und als PSD-​Datei gespei­chert wer­den, dann wird die­se auch von Photoshop pro­blem­los geöffnet.

Praxis-​Test: Fixel Recolor Plugin Panel für Photoshop (mit Verlosung)

Mit weni­gen Klicks den Bildlook eines Bildes auf ein ande­res über­tra­gen? Das klingt zu gut, um wahr zu sein und doch ist es das, was das „Fixel Recolor Panel“ für Adobe Photoshop verspricht.

Fixel Recolor“ ist ein Photoshop Panel des deut­schen Programmierers Thomas Zagler (Zusammerarbeit mit Fixel Algorithms), der schon eini­ge sol­cher Plugin-​Panels ver­öf­fent­licht hat.

Im Grunde besteht „Fixel Recolor“ aus zwei Arbeitsschritten.

Zuerst kann ein Bild ana­ly­siert wer­den, ent­we­der ein offe­nes Bild in Photoshop, ein mar­kier­ter Ausschnitt des Bildes oder ein Bild auf der Festplatte. „Fixel Recolor“ erstellt dann basie­rend auf die­sem Bild eine Farbpalette, wahl­wei­se mit 1 bis 20 ver­schie­den Farben.

Diese so erstell­te Farbpalette kann dann etwas bear­bei­tet wer­den, sie­he die­ser Screenshot:

Die Farben kön­nen nach Luminanz sor­tiert wer­den, alle Farben kön­nen der Photoshop-​Bibliothek als ein­zel­ne „Farbfelder“ hin­zu­ge­fügt wer­den oder die Farbwerte kön­nen etwas ver­scho­ben („shift“) werden.

Die Kernaufgabe des Plugins ist es jedoch, die­se Farbpalette als Preset zu spei­chern oder direkt auf ein ande­ren Bild anzuwenden.

In den Einstellung gibt es dazu meh­re­re Möglichkeiten, wie genau die Farbplatte ange­wen­det wer­den soll:

Als Mischmodus kann „Weiches Licht“, „Hartes Licht“ oder „Ineinanderkopieren“ gewählt wer­den und die Deckkraft kann defi­niert werden.

Wird die Farbpalette auf ein Bild ange­wen­det, erstellt das Tool eine neue „Verlaufsumsetzung-​Ebene“ über der akti­ven Ebene mit dem gewünsch­ten Ebenenmodus, wel­cher auch nach­träg­lich geän­dert wer­den kann.

Wie das in der Praxis wir­ken kann, sehr ihr hier an mei­nem Beispiel, rechts ist das Original zu sehen, links mit der Farbpalette aus dem Herbst-Bild:

Beim roten Pfeil sehr ihr, dass das Plugin nicht-​destruktiv arbei­tet und die Einstellungsebene ein­fach aus­ge­blen­det oder wie in mei­nem Beispiel nur teil­wei­se ange­wen­det wer­den kann.

Prinzipiell funk­tio­niert das Panel sehr gut, aber die Ergebnisse hän­gen logi­scher­wei­se sehr stark sowohl von der Eingangs-​Farbpalette als auch dem Bild ab, auf wel­ches die­se ange­wen­det wird.

Werden die Farben oder Einstellungen zu extrem gewählt, wie hier in die­sem Beispiel zu sehen (als Farbpalette wur­den die 6 Regenbogen-​Farben der LGBT-​Flagge gewählt, Mischmodus „Ineinanderkopieren“):

Da vie­le Tools für das Erstellen von Farbpaletten meist nur eine fixier­te Anzahl an Farben erlau­ben (Adobe Color zum Beispiel 5), ist „Fixel Recolor“ allein des­halb prak­tisch für Leute, die regel­mä­ßig Farbpaletten erstel­len müs­sen und die Farbanzahl selbst defi­nie­ren wollen.

Das „Fixel Recolor“ Panel ist hier für 30 USD erhält­lich.

Verlosung: 3x Fixel Recolor Plugin

Der Hersteller war so freund­lich, mir drei Coupon-​Codes zur Verfügung zu stel­len, mit denen ihr das Plugin auch kos­ten­los erhal­ten könnt.

Alles, was ihr dafür tun müsst, ist, einen Kommentar unter die­sem Artikel zu hin­ter­las­sen und dar­in den Satz „Ich wür­de Fixel Recolor ger­ne nut­zen, um _​_​_​_​_​“ zu vervollständigen.

Unter allen gül­ti­gen Einsendungen ver­lo­se ich am 2.11.2020 die Codes, die Gewinner wer­den per Email benach­rich­tigt. Der Rechtsweg ist aus­ge­schlos­sen, viel Glück!