Vor wenigen Tagen schickte die Bildagentur iStock eine Email an ihre Fotografen mit dem unverdächtigen Titel „iStock Asset Detail Page – Notification“.
Darin werden einige Punkte aufgelistet, die eher technischer Natur sind, weil das Backend von iStock und Getty Images im Rahmen von deren Unification-Projekt stärker zusammengelegt werden sollen.
Erst der vierte Punkt machte etwas stutzig. Ab dem 20. August 2016 wird es nicht mehr möglich sein, seine Keywords bei iStock nachträglich zu ändern. Okay, damit könnte ich leben, aber der Hammer kommt erst versteckt in schönster Behördensprache im nächsten Punkt:
„Starting August 20th (or shortly thereafter), and after Unification, you will need to submit a request to deactivate a file. Please note that we will only consider deactivating files for legal or similar justifiable reasons as it provides a negative experience for customers when files are suddenly unavailable for license.“ (Fettdruck von mir)
Das heißt übersetzt im Klartext:
Ab dem 20. August 2016 können Fotografen ihre Bilder bei iStock nicht mehr löschen! Es besteht zwar noch die Möglichkeit, um eine Bildlöschung zu bitten, wenn es rechtliche oder „andere berechtigte Gründe“ dafür gibt, aber die endgültige Entscheidung darüber trifft dann iStock.
Damit geben Stockfotografen komplett die Hoheit über das Wichtigste ab, was sie in ihrem Beruf haben: Die Kontrolle über ihre Bilder. Ganz überraschend ist es aber nicht, denn auch bei der Mutteragentur Getty Images ist es Fotografen nicht möglich, selbst einzelne Bilder aus ihrem Portfolio zu löschen.
Zwar haben Bildagenturen schon immer ein Interesse daran gehabt, die Bilder vorrätig zu haben, welche Kunden eventuell schon markiert, in Lightboxen ausgewählt oder für eine Verwendung im Auge gehabt haben. Dann sind Anfragen nervig und schädlich, wo denn ein bestimmtes Bild sei, was Fotografen plötzlich gelöscht haben.
Aber dafür haben viele andere Bildagenturen Lösungen gefunden, mit der nicht die komplette Kontrolle über die Bilder auf ewig abgegeben werden muss.
Bei Dreamstime zum Beispiel können immer nur 30% der Bilder eines Fotografen innerhalb von sechs Monaten nach dem Upload gelöscht werden. Die restlichen 70% dann nach Ablauf der sechs Monate. Auch andere Agenturen behalten sich das Recht vor, Bilder nach der Löschung noch ca. 30 bis 180 Tage (wie bei Alamy) für Kunden bereitzuhalten, welche diese Bilder für einen Kauf in die engere Wahl gezogen haben.
Wie lösche ich meine Bilder bei iStock?
Wer bestimmte Bilder eventuell irgendwann woanders als bei iStock exklusiv anbieten will oder sie gar nicht mehr öffentlich zeigen will, hat bis zum 20. August 2016 Zeit, diese Bilder zu löschen.
Das ist kompliziert und versteckt genug: Auf der Detailseite eines Bildes gibt es oben rechts einen Button „Maintenance“. Dort klicken, dann erscheint im Dropdown-Feld „Deactivate File“. Danach muss in einem neuen Fenster noch ein Grund eingeben werden und dann ist das Bild „gelöscht“ bzw. deaktiviert.
Eine Batch-Funktion, um mehrere Bilder gleichzeitig zu löschen, gibt es leider nicht mehr.
Nach dem 20. August 2016 muss man hier eine Anfrage an den Support stellen, um zu fragen, ob iStock die Löschung eines Bildes genehm wäre. Wenn man keinen zwingenden Grund wie zum Beispiel die Klage eines abgebildeten Models oder übersehene Markennamen oder Logos auf einer Requisite, dürfte es schwer werden.
Als letzte Möglichkeit bleibt immer der Weg, seinen kompletten Account bei iStock zu schließen. Auch dafür muss das oben verlinkte Kontaktformular bemüht werden.
Konsequenzen für die Zukunft
In der Vergangenheit gab es einige unschöne Entscheidungen bei iStock, wie der Google-Deal, die Honorarsenkungen auf bis zu 15% oder wilde Änderungen bei der Preisstruktur.
Nach der neusten Änderungen könnten Fotografen dagegen nichts mehr tun, außer sie wollen ihren Account gleich komplett schließen lassen. Bildlöschungen als Protestmaßnahme (sogenannte „Deactivation Days“ oder „D‑Days“) wären dann nicht mehr möglich.
Ich werde vermutlich vor Ablauf der Frist meine ca. 830 verbliebenen Bilder bei iStock löschen und nur 2–3 Fotos aktiv lassen, um weiteren solche Neuigkeiten wie oben zu erhalten.
Was sagt ihr zu dieser Änderung?
Was werdet ihr machen?
Solange die Option möglich bleibt, den ganzen Account zu kündigen, dann ist mir diese Änderung herzlich egal. Wichtig ist für mich, dass wenn ich aussteigen will, das auch wirklich tun kann.
Als ich die Mail gelesen hatte war mein erster Gedanke auch, sofort alle Bilder zu löschen. Ich finde es unverschämt von iStock uns diese Möglichkeit zu nehmen, da hätte es bestimmt auch andere Wege gegeben (z. B. das ein Bild nach dem Löschen noch ein paar Monate online ist).
Anderseit habe ich noch nie ein Bild bei einer Agentur gelöscht und wüsste auch nicht, warum ich damit jetzt anfangen sollte. Sollte tatsächlich mal ein Fehler im Bild sein, lässt sich das sicher klären.
Die Keywords habe ich ebenfalls noch nie im nachhinein geändert. Dazu habe ich weder die Zeit noch die Lust.
Also habe ich die Mail einfach gelöscht und bin zum Tagesgeschäft übergegangen 🙂
Auch wenn ich istock nicht beliefere finde ich die Meldung bemerkenswerk, die Hoheit über unsere Bilder geben wir immer mehr ab. Ich musste bereits in der Vergangenheit löschen, auch wenn ich dies in den Jahren an einer Hand abzählen kann – trotz Releases kommt es ab und ab leider zu Unstimmigkeiten – denen begegne ich gern mit der Möglichkeit für das Model das die Werke in Zukunft nicht mehr erwerbar sind. (Ja ich weiß das bereits getätigte Verkäufe dvon unberührt bleiben.)
Danke Robert das du nach wie vor recherchierst und uns an den wichtigen News teilhaben lässt. Ich denke das viele die Stock professionell betreiben ähnlich denken, nur gerade im Sommerloch stecken.
Ich stelle jetzt mal folgende These auf. Im Sport, Kunst, etc,… braucht man ca. 10 Jahre bis man auf einem professionellem Level ist.
Ein großer Teil der Fotografen bei istock ist schon lange dabei. Die sind großteils schon Profis. Die Bilder sind also auf einem meist recht ansehnlichen Level und gut verschlagwortet.
Denen ist es egal, ob sie die Bilder löschen können, oder die Keywords ändern könnten. In der Regel passt es so, wie es ist.
Daher ist das Interesse an Änderung der Keywords, oder Löschen der Bilder relativ bescheiden. Vor 7 Jahren wäre dass aber noch ein Aufreger gewesen.
Danke für den Hinweis, auch ich hatte schon das unangenehme Vergnügen, ein Bild im Leuchtkasten nicht mehr vorzufinden. Das keine schöne Situation, zumal das Foto schon fester Bestandteil im Layout war. Von daher sehe ich das selbst nicht so negativ. Auch wenn die meisten Fotografen gern die volle Kontrolle über ihr Portfolio haben gebe ich Gabriele recht – die Situation, ein Bild löschen zu wollen/müssen kommt äußerst selten vor und sollte VOR dem Hochladen bedacht werden.
Hallo Robert!
Vielen Dank für die Info. Ich hatte das Mail auch bekommen, aber nur überflogen, diese Part hatte ich echt übersehen.
Ich mach erst seit 3 Jahren Stockphotos und bin sicher weit entfernt davon ein Profi zu sein, aber ich lasse mir sicher von keinem Dienst sagen, wann ich meine Fotos wieder löschen darf und wann nicht.
Deshalb habe ich eben die Löschung meines Accounts beantragt, auch wenn istock zu meinen top3 gehörte.
Dachte es interessiert vielleicht auch andere hier.
Hallo Robert,
eigentlich wollte ich was zu deinem nächsten Artikel schreiben (Foto-APP) aber leider ist dort kein Eingabefeld für einen Kommmentar. Schaltest du das noch frei oder sollen dort keine Kommentare stehen?
Gruß
Gabriele
@Gabriele: Danke für den Hinweis, Kommentare sollten dort jetzt möglich sein…
Mich hat der Laden ja schon lange vergrätzt, habe daher nur sehr wenig dort gehabt und kaum Verkäufe.
Umso leichter ist es mir gefallen, dort jetzt meinen Account zu schließen. Mail an den Support ist raus (eine solche Funktion gibt es in der Oberfläche sowieso nicht). Mal sehen was kommt.
Ich will in einem Konfliktfall (nicht mit iStock sondern aus einem blöden Grund z.B. irgendein Abmahner gegen mich) nicht der Gnade und den Schaltzeiten eines Anbieters ausgesetzt sein, während womöglich eine Frist gegen mich abläuft.
Wie das mit Feuerlöschern usw. so ist: wenn man sie nicht braucht, weiß man sie oft nicht zu würdigen. Falls ich hier so einen mal brauche, will ich nicht feststellen, wie es ohne gehen muss.
Danke Robert,
Micha
Danke für den hilfreichen Artikel. Ich habe gestern angefangen, meine Bilder zu deaktivieren, unter Anderem auch weil iStockphoto zu Getty Images gehört und die zu einem offensichtlich auf dubiosen Wegen an ihre „Exklusiv“-Bilder kommen (http://www.spiegel.de/netzwelt/web/getty-verlangt-von-fotografin-geld-fuer-ihr-eigenes-bild-a-1105357.html).
Zudem hat mir ein anderer Fotograf berichtet, dass die neuen AGB von GI wohl besagen, dass man seine eigenen Bilder nicht mehr in seinen eigenen Projekten anwenden darf, wenn man sie nicht über GI lizensiert hat. Absurd.
Heute jedoch komme ich in meine Uploads und auch auf den Deaktivierungslink nicht mehr, der Browser gibt an, die iStock Seite würde zu oft umgeleitet. Hoffe, dass das nur temporär ist und später wieder funktioniert.