In flotter Folge geht es heute weiter mit einigen Bildern, die Leser für meine Serie „Pimp My Stock!“ eingereicht haben. Sie wollen wissen: Wie würden sich die Fotos als Stockfotos verkaufen?
Diesmal schrieb mir Konstanze:
„Hallo,
ich mache schon sehr lange Fotos, versuche aber erst seit Anfang des Jahres ernsthaft, sie bei den Microstockagenturen unter zu bringen.
Ich bin angemeldet und akzeptiert bei:
– Dreamstime
– 123rf
– iStockphoto
– Fotolia
– Pitopia
– und Bildunion.Shotshop hat meine Bewerbungsbilder abgelehnt, bei Shutterstock habe ich jetzt im ersten und zweiten Durchgang je 2 (also bisher 4) der insgesamt 10 gewünschten Bewerbungsbilder akzeptiert bekommen. Coverpicture möchte ich auch noch in meine Liste aufnehmen.
Ich habe bisher ein 😉 Foto verkauft, bei Dreamstime.
Am leichtesten werden meine Bilder bei iStockphoto und 123rf genommen, Fotolia und Shutterstock sind meine Sorgenkinder.
Ich muss aber auch dazu sagen, dass ich einfach noch nicht viele Bilder eingereicht habe, bei manchen (amerikanischen) sind 40–55 durch die Beurteilung gegangen, bei anderen vielleicht erst 10.
Bei Fotolia habe ich ca. 55 Fotos eingereicht und 4 wurden bisher akzeptiert. Die Begründung ist – wie ja auch von anderen schon geschrieben – nicht nachvollziehbar, weil zu allgemein. Das ist bei Pitopia oder Dreamstime anders. Das Seltsame ist, dass Fotolia Fotos nimmt, die sonst gerne abgelehnt werden – und bei denen ich die Ablehnungsgründe sogar nachvollziehen kann. Fotos, die von den anderen Agenturen sofort akzeptiert werden, lehnt Fotolia radikal aus “technischen Gründen” ab.
Wir haben neben einer Panasonic Bridge (FZ200) vor allem die Canons 7D, 30D, 650D in Gebrauch. Stativ, Lightbox, Studiolampen sind auch da. Photoshop Elements 10 und Lightroom 5.
Was ich in der Branche vorhabe? Ich möchte möglichst viele Bilder möglichst gut gerankt haben 😉
Im Ernst, ich möchte mich auf Studio-/Produktbilder und evtl. dann auch Models konzentrieren – was beides in den hier gezeigten Fotos nicht vorkommt, gebe ich zu -, momentan “lerne” ich jedenfalls noch, wie die Ansprüche der Agenturen sind und wie/womit ich reinkomme.
Die mitgeschickten Fotos wurden alle von Fotolia abgelehnt, einige davon wurden von allen/vielen anderen Agenturen genommen, andere sind noch pending.
Ich frage mich halt einfach, bei einer Fotolia-Annahmequote von unter 10 Prozent, ob ich das überhaupt noch weiter versuchen soll?
So, nun überlasse ich meine Fotos der Kritik.
Danke,
Konstanze“
Sehen wir uns die Sorgenkinder mal an:
Ein Foto vom Kampfflugzeug F/A‑18 mit einer Leuchtrakete. Vom Motiv ist so ein Motiv sicher verkäuflich, weil es ein geringes Angebot gibt. Ob das Bild scharf ist, kann ich in dieser Größe nicht beurteilen. Ein weiterer Grund für die Ablehnung könnten markenrechtliche Bedenken sein, weil das Flugzeugdesign eventuell rechtlich geschützt ist.
Dieses Foto einer Eule halte ich für ein gutes Stockfoto. Ein gelungenes Tierportrait mit Betonung auf das Gesicht ohne Ablenkung im Hintergrund. Wenn das Foto in der 100%-Ansicht scharf genug sein sollte, würden mir keine Ablehnungsgründe einfallen.
Hier sehen wir einen Schmetterling, genauer gesagt einen Schwalbenschwanz. Sofort sichtbar ist, dass der Hintergrund leider nicht komplett reinweiß ist, was aber in Photoshop lösbar ist. Die potentiellen Käufer für dieses eher redaktionelle Bild ist jedoch rar gesät. Besser verkaufen sich Schmetterlinge, wenn sie – oft über Fotomontagen – in ein Konzept wie Frühling, Freiheit, Jahreszeiten oder Ökologie eingebettet sind.
Ähnliches gilt für das Bild vom Admiral. Der Hintergrund lässt sich gedanklich leider nicht mit dem Frühling oder anderen positiv besetzten Themen verbinden und der Schmetterling ist wie viele Haustiere ein oft und gern fotografiertes Motiv. Das Angebt übertrifft die Nachfrage also deutlich, was geringe Verkaufschancen bedeutet.
Hände am Klavier: Das Foto hätte ich ebenfalls abgelehnt, hauptsächlich weil das Bild eindeutig einen gelblichen Farbstich vom Kunstlicht hat und zweitens starke, hässliche Schlagschatten zu sehen sind. Die nicht ganz optimale Handhaltung fällt da schon weniger ins Gewicht.
Ein Storch füttert seine Jungen. Grundsätzlich halte ich so ein Motiv für verkäuflich, weil neben dem sachlichen Inhalt noch Konzepte wie „Familie“, „Erziehung“ und „Pflege“ kommen. Im mir vorliegenden Bild scheint es aber, als wäre eher das Nest im Vordergrund scharf als der Kopf des Storchs. Der Himmel ist auch etwas langweilig und hier hätte sicher eine Verbesserung mit Photoshop geholfen. Für solche Fälle biete ich zum Beispiel auch komplett kostenlose Wolkenbilder zur eigenen Verwendung an.
Ich musste etwas überlegen, was auf dem Foto zu sehen sein könnte: Nach einer Weile entschied ich mich für den Schnabel von einem Pelikan. Das Bild zeigt eine interessante Komposition aus künstlerischer Sicht. Verkäuflicher wird das Motiv durch diese Abstrahierung aber nicht, im Gegenteil: Welche Kunden sollten das Bild für welche Zwecke nutzen können?
Das nächste Bild zeigt eine Kirche. Leider könnte das Bild auch als Musterbeispiel für stürzende Linien durchgehen. Für solche Art der Fotos eignen sich Tilt-Shift-Objektive besser, wie in dieser Bildserie von Kirchen zu sehen ist. Der Markt für diese Art der Bilder ist auch zu klein. Gekauft werden vor allem die bekannten Sehenswürdigkeiten großer Städte. Auch als Beispiel einer bestimmten Architekturperiode ist dieses Foto nicht perfekt, weil links Bäume das Bauwerk verdecken und die Kirche an allen vier Seiten nicht komplett im Bild ist.
Auf diesem Bild sind zwei Eurofighter zu sehen. Ebenfalls zu sehen ist ein rot-weißes Emblem, was die Bildredaktion für ein Logo halten könnte und damit ein Ablehnungsgrund wäre. Ansonsten gelten meine Kommentare zum anderen Flugzeugfoto.
Wer auch meine ehrliche Meinung und Tipps zur Verbesserung seiner Stockfotos haben will, kann hier nachlesen, wie ihr kostenlos bei der “Pimp My Stock!”-Serie mitmachen könnt.
Was sagt ihr?
Wie ist eure Einschätzung?
Sehr schöne Bilder erstmal!
Konstanze schreibt u.a., dass sie bei istock die meisten Annahmen hat. „Früher“ war istock eine tolle Möglichkeit, die eigene technische Qualität zu verbessern. Die Ablehungen waren größtenteils nachvollziehbar und sehr häufig und die Fotografen, die noch in den Genuss dieser harten Schule kamen, haben sehr viel lernen könnten über das Stockgeschäft. Leider nimmt istock heute alles an, selbst wenn es grauenhaft ist. Das wiegt Neulinge in der falschen Annahme, die Bilder seien gut oder verkäuflich. So gibt es Anfänger, die tausende Fotos bei istock haben und irgendwann im Forum fragen, warum sie keine Verkäufe haben. Schaut man in das Portfolio sieht man, dass – wie gesagt früher – keines (!) der Bilder durchgegangen wäre.
Das ist bei den hier gezeigten Bildern nicht der Fall. Ich finde sie vom Motiv her gelungen, auch die „Beherrschung der Kamera“ sieht man 😉
Mir würde noch einfallen, dass Tiere, unbekannte Bauwerke und Fahrzeuge aller Art insgesamt schwierige Themen sind und ev. die Agenturen es ablehnen, weil sie: genug davon haben, es uninteressant ist oder rechtlichen „Ärger“ bedeuten könnte. Das ist dann völlig losgelöst von der Schönheit des Motives oder der technischen Fähigkeiten des Fotografen.
Wieder mal ein schönes Beispiel dafür, wie wenig sich die Leute mit rechtlichen Fragen auseinandersetzen, bevor sie Fotos verkaufen wollen. Im Bereich Microstock werden Bilder generell mit „Royalty Free“ Lizenz verkauft, d.h. ein Kunde darf ein gekauftes Bild für alles Mögliche verwenden, ohne jegliche Kontrolle. Die redaktionelle Nutzung ist damit ebenso möglich und üblich, wie die Verwendung in ganzen Werbekampagnen.
Das erste Problem hier: das Kirchen-Foto! Kirchen haben aufgrund der gesetzlich verankerten Religionsfreiheit das Recht, die werbliche Nutzung von Fotos Ihrer Bauwerke, auch wenn deren Architekten und Erbauer schon weit länger als 70 Jahre tot sind, zu untersagen. Dies gilt sogar für Aufnahmen von öffentlichem Gelände aus. Eine redaktionelle Nutzung ist dagegen meist weniger problematisch.
Das zweite Problem: die Eule! Zwar werden Tiere rechtlich wie Sachen behandelt, sollte das Foto aber in einem Tierpark/Zoo/Wildgehege o.ä. aufgenommen worden sein (wie ein Foto aus der Wildnis sieht es jedenfalls nicht aus), ist auch hierfür eine Freigabe zur kommerziellen Nutzung erforderlich.
Das dritte Problem: Fotos der Kampfflugzeuge. Aufnahmen von militärischen Anlagen sind generell verboten und können sogar zu Verhaftungen und teuren Strafen führen. Ob das auch für Militärfahrzeuge gilt, weiß ich ehrlich gesagt nicht, da ich noch nie in die Verlegenheit kam, derartige Gefährte ablichten, geschweige denn veröffentlichen zu wollen. Da hier aber auch Sicherheitsaspekte eine Rolle spielen könnten, wundert es mich zumindest nicht, dass die Fotos abgelehnt wurden. Darüber hinaus kommen hier sicher auch noch markenrechtliche Aspekte zum Tragen. Wenn schon Rolls Royce, BMW und andere Autobauer die kommerzielle Nutzung (für Werbung) ihrer Fahrzeuge untersagen können, dann mit Sicherheit auch Rüstungskonzerne!
Ich bin allerdings kein Rechtsanwalt und habe auch nicht Jura studiert. Meine Aussagen sind somit auch nicht rechtsverbindlich! Sie geben nur meine persönlichen Erfahrungen und Vorbehalte wider! Wer sich mit dem Thema „Bildagenturen“ wirklich intensiv auseinandersetzen möchte, sollte sich meiner Überzeugung nach als aller erstes ausgiebigst dem Thema Fotorecht widmen und vielleicht auch einen erfahrenen Rechtsanwalt zu Rate ziehen. Unwissenheit schützt vor Strafe nicht und das kann am Ende ziemlich teuer werden!
Gruß,
Olaf
… guter Zusatz von Olaf. Dem kann man noch hinzufügen, dass auch Hände problematisch sein könn(t)en. Etwas mehr Arm und einige Agenturen verlangen ein MR.
Vll ist ein Ring am Finger? Das macht die Person identifizierbar und hat ein Goldschmied da ein Recht auf das Design? Oder die Hand ist tätowiert – das macht die Person identifizierbar und hat ein Tätorwierer da ein künstlerisches Recht dran?
Ganz so wild ist es bei Tattoos noch nicht – aber irgendein gelangweilter Anwalt könnte ja mal auf die Idee kommen 😉
Zu Zootieren kann ich noch folgendes hinzufügen. Es gab mal eine Diskussion auf facebook zum Thema Zootier und Stockfotografie. Es ging darum, ob ein Bild eines Zootiers verkauft werden kann, wenn der Hintergrund unkenntlich ist und die Umgebung.
Ich gab zu bedenken, dass Tierpfleger ihre Tiere sehr wohl identifizieren können, so wie wir bekannte Personen auf irgendeinem fremden Foto ja auch erkennen können.
Einen Zoo, der die kommerzielle Nutzung also direkt verbietet (wie z.B. Leipzig) sollte man daher ernst nehmen 😉 Sie erkennen ihre Tiere und klagen auch gern!
Hey hey,
wollte nur kurz anmerken das der Link zu den Wolkenfeldern zu einer leeren Seite führt. 😀
Die Unterhaltung zu Fotos von Zootieren finde ich auch sehr interessant … ich glaube es ist ein wenig wie in der Streetfotografie, wo kein Kläger da kein Richter … aber will man das Risiko eingehen? 😀
Beste Grüße
Composio
Das Foto von den 2 Eurofightern wurden höchstwahrscheinlich bei einer Flugshow gemacht.
Nebenbei bemerkt handelt es sich um solche aus Österreich.Warum sollte ich bei einer Flugshow nicht fotografieren dürfen??
Zu klären dürfte ferner sein, wo die kommerzielle Fotografie anfängt.
Am Beispiel des Leipziger Zoos.
Blättern die Tierpfleger täglich in div.Zeitungen um Tierfotos als aus Leipzig stammende
zu identifizieren und den Urheber zu klagen??
Schöne (?) neue Fotowelt!
@Composio: Danke für den Hinweis, der Link sollte nun funktionieren.
Danke für die Kommentare und vor allem antürlich Robert Kneschke für seine Mühe.
Die Eule wurde tatsächlich „in der Wildnis“ aufgenommen, da gäbe es soweit mal keine rechtlichen Probleme, soweit sie keine Freiflieger-Eule einer Greifvogel-Warte war.
Die Flugzeuge wurden, wie schon vermutet, bei einer Flugshow fotografiert, dass die Hoheitsabzeichen weggehören, weiß ich inzwischen.
Zu dem Thema Zootiere habe ich mich eingelesen und ich bin da auch vorsichtig, da auch ich der Meinung bin, dass vor allem bei „gezeichneten“ Tieren oder bei Tieren mit Charakteristika ode Charakter die Tierpfleger die sehr wohl erkennen. Auch die Zoos in Berlin verbieten zB. die Veröffentlichung und man bekommt auch auf Anfrage keine Erlaubnis.
Die Kirchen u.a. Gebäude sollten dagegen rechtlich kein Problem sein, solange sie von der Straße aufgenommen wurden (gilt meines Wissen für alle Gebäude, auch die heiß diskutierten deutschen Schlösser etc.), wobei das – wenn man streng ist – bei meinem Foto nicht der Fall ist, da es vom – frei zugänglichen – Vorhof der Kirche aufgenommen wurde, der sicher Kirchengrund ist.
Aber ich frage mich auch ernsthaft, wie das mit Bilder ist, die zum Beispiel mit Lego oder Playmobil(männchen) einen Sachverhalt darstellen – da habe ich ja auch sicher ganz heftig das Markenrecht im Nacken sitzen.
Danke jedenfalls für eure Anmerkungen,
Konstanze
Bei den Ablehnungsgründen, ist Fotolia vollkommen durchgeknallt. Ablehnungsgründe sind oftmals nicht nachvollziehbar. Davon abgesehen, die Administratoren bei Fotolia sind auch alle durchgeknallt. Bei Istock bekommt man fast alle Bilder eingereicht, aber dafür gibt es dort auch kaum Verkäufe. Bei Shutterstock arbeite ich noch dran. Deshalb kann ich keine richtige Aussage machen. Bei 123rf und Dreamstime habe ich keine Verkäufe.
Danke für den interessanten Beitrag, die Zootierproblematik war mir so bislang unbekannt!
@ Konstanze – Lego und Playmo Figuren würden auf jeden Fall abgelehnt werden aus markenrechtlichen Gründen. Ich weiß, dass es solche Fotos gibt (sieht man ja oft im Internet), aber rechtlich sind sie eindeutig „Diebstahl“ 😉
Ich vermute, große Firmen wie Lego und Playmobil würden auch nicht klagen in solchen Fällen. Man denke was für ein Shitstorm losbrechen würde, wenn sowas im facebook die Runde machen würde. Milliardenschwerer Konzern verklagt kleinen Fotografen oder sowas… das wäre rufschädigend für die Firma. Zudem ist es sicher Schleichwerbung.
Hingegen ein „kleiner“ Zoo würde durchaus klagen (und tun sie auch), denn sie müssen ihr Geld zusammen halten. Ich glaube nicht, dass Tierpfleger Zeitungen durchsuchen, aber vll fällt einem Pfleger auf, dass sein Tier auf einem Kalender prangt? DAS wären die Situationen, die zu Problemen führen.
Aber wie immer gilt – wo kein Kläger da kein Richter.
In einem Stockforum macht gerade eine Geschichte die Runde wo ein Fotograf verklagt wurde weil ein Editorial „falsch“ verwendet wurde.
Wer weiß, was uns Fotografen da in Zukunft noch alles blüht.
@kerstin
Ich bin mir nicht so sicher, ob das fasch verwendet wurde. Scheinbar sind die Personen das Hauptmotiv. Ich glaube Walter hatte mal so ein ähnliches Problem. Da hat eine Zeitung das Bild einer Menschenmenge verwendet. Wäre Editorial OK gewesen. Aber man verwendete einen Ausschnitt. Also keine Menschengruppe, sondern ein, oder zwei Personen als Hauptmotiv.
@Kerstin
Wenn du aus dem Hagenberger Zoo in Hamburg fotografierte Zootiere anbietest und verkaufst, lass dich nicht erwischen. Hagenberg wird klagen. Frag Robert, er wird dir schildern wie man Zootiere erkennt. Die Pfleger kennen ihre Tiere ganz genau!!!!!! Der Zoo in Neumünster sieht das mit den Bildern etwas lockerer.
@Kerstin: Sorry, es heißt Hagenbeck.https://www.hagenbeck.de/startseite.html
@Olaf Pokorny: Dass die Kirchen bei der Panoramafreiheit ein anderes Recht genießen als die Eigentümer anderer Gebäude ist mir neu, steht auch so nicht im Gesetz.