Die letzten Monate wurde ich gefragt, ob ich auch dieses Jahr wieder meine Zahlen aus dem Microstock-Business veröffentlichen werde. Ich habe damit einige Monate gezögert, aber dazu später.
Dabei geben die Zahlen keinen Anlass zur Sorge.
Auch dieses Jahr werte ich nur die fünf besten meiner Microstock-Agenturen aus. Das sind Fotolia*, Shutterstock*, 123rf*, Dreamstime* und Bigstock*, die zu Shutterstock gehören.
iStock* werte ich dieses Mal nicht mehr aus, weil deren Umsätze kontinuierlich gesunken sind und nun auf Platz 8 meiner einnahmestärksten Agenturen gelandet sind. Dafür, dass ich dort jedoch seit ca. drei Jahren nichts mehr hochlade und 40% meiner Bilder gelöscht habe, halte ich das aber ehrlich gesagt für eine beeindruckende Leistung.
Aktiv beliefere ich momentan 16 Agenturen halbwegs regelmäßig. Es sind fünf Agenturen weggefallen, bei denen sich der Ertrag im Verhältnis zum Aufwand nicht mehr gelohnt hat oder wo es andere Gründe gab, diese nicht mehr zu beliefern. Dazugekommen sind in der gleichen Zeit nur zwei Agenturen. Die berücksichtigten 5 Agenturen erwirtschaften aber über 85% meines Gesamtumsatzes.
Die hier im Artikel genannten Zahlen beziehen sich auf die Zeit vom Juli 2013 bis Juni 2014 und schließen wieder nahtlos an die Auswertung vom Vorjahr an. Wer die komplette Entwicklung nachlesen will, findet hier die Ergebnisse nach dem ersten, zweiten, dritten, vierten und fünften Jahr Microstock.
Portfolio-Größe
Die Anzahl meiner Bilder bei den Agenturen steigt weiterhin ziemlich gleichmäßig. Die Zahlen in Klammern zeigen die Veränderung zum Vorjahr auf. Bei Fotolia hatte ich Ende Juni 13304 Bilder online (+2815), bei Shutterstock sind es 10056 gewesen (+1975), 123rf kam auf 10145 Bilder (+2193), das Portfolio bei Dreamstime enthält 9716 Bilder (+1898) und Bigstock hat 9958 Bilder von mir (+1896).
Im Schnitt habe ich ca. 165 neue Bilder pro Monat hochgeladen, wobei Fotolia zusätzlich ca. 20% exklusives Material von mir erhält. 200 Bilder pro Monat, wie in dieser Rechnung, sind also machbar.
Verkäufe
Wie viele Verkäufe konnte eine Agentur letztes Jahr mit meinen Bildern pro Monat im Durchschnitt erzielen? Die Zahlen in Klammern zeigen die Veränderung zum Vorjahr an. Wie zu erwarten liegt Shutterstock als Abo-Agentur bei der Anzahl der Verkäufe mit 7539 weit vorne (+2087). Danach folgt Fotolia mit 5803 Verkäufen (+973). Auf Platz drei liegt 123rf mit 1059 Sales (+339), dicht gefolgt von Bigstock mit 705 Verkäufen (+483). Auf dem fünften Platz liegt diesmal Dreamstime mit 658 Sales (+176). Zusammen wurden also im letzten Jahr über 15.000 Bilder von mir pro Monat verkauft. Eine Summe, die ich mir zu Beginn nicht zu erträumen gewagt hätte.
Umsätze
Im letzten Bericht hatte ich die Befürchtung geäußert, dass das Ende der Fahnenstange bei meinen Umsatzsteigerungen erreicht sein könnte. Diese Befürchtung hat sich glücklicherweise nicht bewahrheitet. Meine Umsätze steigen regelmäßig weiter, aber ich habe mich nach langem Zögern entschieden, keine konkreten Umsatzzahlen mehr zu veröffentlichen.
Viele in meinem Freundes- und Bekanntenkreis fanden es schon seit Jahren befremdlich, dass ich so offen über meine Einnahmen schreibe. Ich habe es trotzdem gemacht, weil es für mich ein Experiment war, ob sich mit der Microstock-Fotografie wirklich Geld verdienen lässt. An diesem Experiment wollte ich euch als Leser teilhaben lassen. Ich denke, den Erfolg des Experiments habe ich spätestens im obigen Bericht bewiesen.
Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, war der reißerisch betitelte Artikel „So verdient man 10.000 Euro monatlich mit Stockfotos“ von Online Marketing Rockstars, der textgleich auch in der t3n und der Gründerszene veröffentlicht wurde. Ich habe der Autorin ausdrücklich erklärt, dass ich das Interview nur geben möchte, wenn meine Einnahmen nicht im Vordergrund stünden. Solche Überschriften sind dann das Ergebnis.
Ich möchte nicht auf meine Umsätze reduziert werden, denn damit könnte der Eindruck erweckt werden, Microstock sei eine dieser Methoden zum „Geld verdienen im Schlaf“. Das stimmt nicht. Es ist immer noch möglich, ins Microstock-Business einzusteigen, aber die Konkurrenz ist im Vergleich zu meinem Beginn vor sechs Jahren härter geworden. Wer Erfolg haben will, braucht Durchhaltevermögen und Disziplin. Zwei Jahre mindestens, eher drei bis vier Jahre, bevor sich die Investition lohnt. Das schaffen nur wenige.
Außerdem sah die Journalistin – auch auf konkrete Hinweise von mir – nicht ein, den Unterschied zwischen Umsatz und Gewinn verstehen zu wollen und die Überschrift dahingehend abzuändern. Damit werden unnötig falsche Hoffnungen geweckt, denn um solche Umsätze zu erzielen, gehören auch hohe Investitionen dazu. Es ist bestimmt kein Zufall, dass die Shootings, mit denen ich am meisten Geld verdiene, gleichzeitig die sind, welche mich am meisten gekostet haben. Bevor ich jetzt aber detailliert öffentlich meine Ausgaben gegenrechne, um die Umsätze in den passenden Kontext zu stellen, lasse ich es ganz bleiben.
Anreize
Die Bildagenturen haben verschiedene Mechanismen, um ihre Fotografen zu motivieren und zu belohnen.
Fotolia hat ein Ranking, in dem man höher steigt, je mehr Bilder man verkauft. In jedem Level erhält man mehr Prozente pro Verkauf. Mitte letzten Jahres habe ich das Saphir-Level erreicht, was dem fünften von acht möglichen Leveln entspricht. Meinem Ranking-Rechner zufolge wird es aber bestimmt noch ca. ein Jahr dauern, bis ich das sechste Level Rubin erreicht habe. Da gibt es weltweit aber auch nur fünf Fotografen, die das schon geschafft haben.
Shutterstock hat ein anderes System. Anfangs bringt jedes verkaufte Foto dem Fotografen 0,25 US-Dollar. Wer mehr als 500 US-Dollar eingenommen hat, bekommt danach pro Verkauf 0,33 USD, bei mehr als 3000 USD Umsatz dann 0,36 USD pro Verkauf. Nach insgesamt 10.000 USD Verkaufserlösen bekommt man 0,38 USD pro Verkauf. Diese Hürde habe ich schon vor vier Jahren genommen und stagniere auf hohem Niveau.
Dreamstime hat wieder eine andere Struktur. Je häufiger ein Foto verkauft wurde, desto teurer wird es. Hier haben 84 meiner Fotos das höchste Level 5 erreicht.
123rf hat erst im Januar 2013 ein Ranking-System eingeführt. Hier zählen die Verkäufe der letzten 12 Monate. Je mehr Verkäufe, desto höher das Level und damit verbunden die Prozente, die man pro Verkauf erhält. Dort bin ich 2013 ins Level 5 (von ingesamt 10) eingestiegen und habe aktuell das Level 6 inne. Das Level 7 werde ich aber voraussichtlich eine Weile nicht erreichen.
Bigstock hat meines Wissens kein Ranking-System.
Mitmachen
Wer jetzt Lust bekommen hat, sein eigenes Experiment zu wagen, kann sich über folgende Affiliate-Links bei den Bildagenturen anmelden:
Übrigens: Wer selbst ausrechnen will, wie viel er im nächsten Jahr mit seinen Fotos verdienen könnte, kann meinen kostenlosen “Stock Photography Income Calculator” benutzen.
Wie lief euer letztes Microstock-Jahr? Wie schätzt ihr die Zukunft ein?
* Affiliate
Dass Du die Umsätze nicht veröffentlichst, ist verständlich. Interessant wäre mal im Detail zu sehen, was bei einem Shooting so an Ausgaben anfällt.
DANKE für die Infos, wieder mal eine Wahnsinnsleistung.
Ganz liebe Grüße aus Salzburg.
P.S. Hast es noch zu den Mozartkugeln geschafft?
Vielen Dank, Robert, für die ausführliche Bilanz. Ich gebe zu, die Microstockfotografie völlig unterschätzt zu haben. Mich würde mal interessieren, ob Du Bilder jenseits ihrer Halbwertszeit nochmal reshootest bzw. modernisierst oder ob Du jedes Mal komplett neu konzeptionierst? Für Dein weiteres Schaffen Viel Erfolg…
Herzlichen Glückwunsch zum anhaltenden Wachstum. 🙂
Was mich ein bisschen stört, ist deine Beschreibung der „Anreize“. Bei Fotolia schreibst du in fast stolzer Art, wie weit du bist und wann die nächste Stufe kommt, bei Shutterstock redest du dagegen von „stagnieren“.
Dabei sieht es für mich so aus: Wenn jemand mit deinem Fleiss und deiner Konsequenz Bilder produziert, gehört er einfach in die oberste Liga. Wie du selbst schreibst, haben bei Fotolia nur 5 Fotografen den sechsten Rang erreicht und darüber folgen noch zwei weitere. Bei 123RF bist du sogar „nur“ im 6. der zehn Ränge. Für mich zeigt das nur, dass diese Agenturen Rankings mit unrealistisch hohen Werten eingerichtet haben, damit sie nach aussen höhere Beteiligungen zeigen können, die aber für immer Theorie bleiben werden.
Mir ist es jedenfalls lieber, wenn Agenturen einfachere Rankings mit tatsächlich erreichbaren Zielen haben. Dort komme ich mir dann nicht ganz so wie der Esel vor, der einer Karotte hinterher läuft.
@Michael: Gut, das ist deine Meinung, ich habe da eine andere. Wenn Du bei Shutterstock – relativ früh – das höchste Level erreicht hast und keine Steigerung mehr erzielen kannst, siehst Du es vielleicht anders.
Tolle Leistung Robert! Herzlichen Glückwunsch! Es zeigt einfach was sich mit Fleiss erreichen lässt!
Hallo Robert,
danke für die Infos!
Ausdauer lohnt sich auch auf hohem Niveau.
Für mich weiterhin Anreiz mein Portfolio weiterhin auszubauen 😉
Schönen Gruß
Bernd
Gratulation zum Erfolg. Was mich interessieren würde. Warum läuft Fotolia bei dir so gut.
Wenn man Blogs von anderen Fotografen verfolgt, dann fällt auf das bei Fotolia manche Start Schwierigkeiten zu haben scheinen . Shutterstock läuft scheinbar bei fast allen von Anfang an gut. Bei Fotolia scheinen viele am Anfang kaum Umsatz zu machen.
Gibt es da einen Trick, oder hilft nur abwarten.
@max: Zum einen bin ich bei FT natürlich schon lange dabei, außerdem hat Fotolia ca. 20% Bilder exklusiv von mir, also sollten sie allein durch diese Bilder mehr Umsatz erzielen. Und ich verschlagworte da deutsch, ich glaube, das macht auch was aus.
Hi Robert, ich wünsche dir viel Erfolg und stetige Wachstum. Ich habe schon so lange auf diesen Post gewartet. Danke!
Hallo Robert,
Gratulation auch von mir zum erfolgreichen Jahr. Schade, dass du mit meinem Artikel so unzufrieden bist. Ich habe mich bemüht, deine Arbeit und den immensen Aufwand, den du betreibst, in den Vordergrund zu stellen und ich bin mir sicher, dass der Aspekt im Artikel auch deutlich wird. Letztendlich interessiert unsere Leser aber, was du damit verdienst. Es ist eine journalistische Herausforderung, da eine Balance zu finden und es tut mir Leid, dass ich sie in diesem Fall scheinbar nicht gefunden habe. Alles Gute für dich weiterhin!
Viele Grüße, Birthe
Hallo Robert,
wie kann Fotolia 20% der Bilder von dir „exklusiv“ haben? Das verstehe ich nicht. Dadurch, dass du noch andere Bildagenturen belieferst, kannst du ja nur von Teil-Exklusivität sprechen, siehe Fotolia:
http://de.fotolia.com/Info/Contributors/LicensesAndExclusivity
Teil-Exklusiver Anbieter
1) Erläuterung
Teil-Exklusive Anbieter offerieren nur bestimmte Werke ausschließlich bei Fotolia. Ihr Portfolio besteht aus Exklusiven Werken (die auf keiner anderen Webseite oder in anderen Agenturen angeboten werden) und Nicht-Exklusiven Werken (die ebenso auf anderen Webseiten oder in anderen Agenturen zu finden sind).
Und bei den Bildpreisen und Kommission gibt es für Saphir-Mitglieder bei Fotolia doch keinen Unterschied zwischen mehr zwischen Teil-Exklusivität oder Nicht-Exklusivität.
http://de.fotolia.com/Info/Contributors/ImagesPricing
Preise identisch, Kommission identisch.
Oder sehe ich hier etwas falsch???
@Robert: Ja klar, ist eine persönliche Meinung. Ich werde bei Shutterstock im Frühling die höchste Stufe erreichen und mich auch in vier Jahren nicht darüber ärgern. Ärgern werde ich mich auch in Zukunft ziemlich sicher vor allem über die Agenturen, die mich durch unrealistische Bonus-Systeme auf Dauer von den höchstens Beteiligungsstufen ausschliessen.
Ich sage ja nicht, dass ich persönlich überall die höchste Stufe verdiene. Aber wenn es ein Robert Kneschke nicht schafft (noch ein Yuri Arcus oder AndresR je geschafft haben), dann darf man die mit solchen Systemen implizierten Versprechungen wohl als heisse Luft auffassen.
@Plux: Die 20% der Bilder sind exklusiv bei Fotolia, als Fotograf wäre ich – wie Du richtig erkannt hast – „teilexklusiv“. Preise und Honorare dieser exklusiven Bilder sind identisch mit denen meiner nicht-exklusiven, das stimmt, aber es sind eben 20% mehr, die sich nur dort verkaufen können.
Ah, ok, verstehe 🙂 Sprich, du hast bei Fotolia einen deutlich höheren RPI im Vergleich zu den anderen Agenturen, weshalb es sich trotzdem für dich rechnet?
Darf man fragen, welches Material du exklusiv bei Fotolia anbietest? Typisch deutschen Content (Oktoberfest, etc.) oder Bilder der Instant Collection? Ich persönlich fahre rein mehrgleisig, da ich im Vorfeld nicht abschätzen kann, welches Bild sich wo wie gut verkauft (teilweise sind Bilder in manchen Agenturen Bestseller, während sie sich anderswo nicht verkaufen).
@Plux: Meine Instant-Bilder sind de facto fast alle exklusiv, ansonsten ist es Querbeet, so richtig „deutsche“ Themen habe ich ja nicht. Oktoberfest etc. verkauft sich z.B. auch weltweit gut.
Hallo Robert,
Du schreibst in deinem Bericht von 16 Agenturen.
Hast Du da eine Übersicht?
Grüße
Stephan
@Stephan: Nein, aber abseits der im Artikel genannten Agenturen passiert finanziell auch nicht mehr viel.