Durch den Erfolg der Piratenpartei hat sich die Diskussion über das aktuelle Urheberrecht zugespitzt. Die Spannbreite reicht von der Forderung, das Urheberrecht komplett abzuschaffen, über eine radikale Reform wie sie die AG Urheberrecht der Piraten fordert bis hin zur vehementen Verteidung des Urheberrecht durch Künstler (und *hüstel* durch CDU-Politiker).
Heute will ich einige der bisherigen Debattenbeiträgen verlinken und diskutieren. Denn auch wenn – oder besser: genau weil – ich als Fotoproduzent meine Einnahmen fast komplett durch das Urheberrecht erziele, gibt es sicher einige Punkte, die refomiert werden könnten. Und hier hilft es nichts, die Augen vor der erhitzten Diskussion zu verschließen und auf das Beste zu hoffen.
Einige Autoren haben schon angefangen und selbst Vorschläge in die Debatte eingebracht. Am interessantesten finde ich die folgenden Artikel, die ich jedem zur Information ans Herz lege, auch wenn die Inhalte vielleicht nicht alle erfreuen werden.
- Bertold Seliger fordert im Freitag: „Schneiden wir den Kuchen neu an“. Neben einigen groben inhaltlichen Fehlern wie einer zu kurzen Patentdauer (in Wahrheit 20 statt 15 Jahre) und einem falsch dargestellten GEMA-Verteilungsschlüssel schlägt er fünf spannende Punkte zur Reform vor: Die Schutzdauer der Werke, ein Opt-In-Verfahren, eine automatische Rückübertragung an Urheber von verkauften Rechten, ein neuer Verteilungsschlüssel für Abrechnungssysteme und eine „Fair Use“-Klausel.
- Janosch Schobin schlägt in der tageszeitung im Text „Der Sharer ist die Zukunft“ vor, die momentan illegalen Filesharer komplett zu umarmen und ihr Streben nach Anerkennung und Aufmerksamkeit durch eine Art Schnellballsystem finanziell auszunutzen.
- Keine Lösungsvorschläge aber eine Bestandsaufnahme der bisherigen Probleme bietet heise.de im Text „Urheberrecht: Neuer Gesellschaftsvertrag statt Kontrolle und Strafe?“.
- Ebenfalls im Freitag analysiert Wolfgang Michael die Positionen der Piratenpartei zum Urheberrecht, was ebenfalls sehr hilfreich für eine Diskussion ist.
- Daraufhin ruderte die Piratenpartei etwas zurück und ruft jetzt zu einer „offenen Diskussion“ über das Urheberrecht auf. Im gleichen Text stellt sie auch deutlich die zwölf Eckpunkte ihrer Urheberrecht-Forderungen dar.
Gut, nehmen wir sie beim Wort.
Eine der zentralen Reformforderungen der Piratenpartei (und siehe oben auch von Bertold Seliger) ist die Verkürzung der Schutzdauer urheberrechtlich geschützter Werke. Diese beträgt zur Zeit 70 Jahre und sie soll auf 10 Jahre gekürzt werden. Das halte ich für zu viel. Als häufig benutztes Beispiel werden hier die Erben von Bertolt Brecht herangezogen, die auch lange nach Brechts Tod oft Aufführungen seiner Werke verbieten, wenn ihnen die Interpretation nicht „werkgetreu“ genug ist. Dabei übersehen die Kritiker der Schutzdauer den eigentlichen Sinn dieser Klausel. Wer zu Lebzeiten eine Fabrik aufbaut, kann diese an seine Kinder und Enkel vererben, damit diese durch die harte Arbeit des Fabrikanten abgesichert sind. Bei Künstlern dient diese Schutzdauer der finanziellen Absicherung. Eine Verkürzung auf 50 Jahre könnte ich mittragen, zehn Jahre sind zuwenig.
Eine sehr elegante Idee ist die Opt-In-Variante. Das bedeutet, dass nur die Werke urreberrechtlichen Schutz genießen würden, die aktiv vom Urheber bei einer zentralen Stelle registriert wurden. Damit könnte ich sehr gut leben, unter der Bedingung, dass die Registrierung schnell und einfach geht und keine Kosten anfallen. So würde eine Hürde geschaffen, die viele Hobby-Fotografen davon abhalten würde, alle ihre Urlaubsbilder zu registrieren, aber gleichzeitig niedrig genug ist, dass ernsthaft arbeitende Newcomer-Bands z.B. sich die Registrierung leisten können.
Ein weiterer Punkt in der Debatte ist die sogenannten Kulturflatrate. Analog zum fahrscheinlosen Nahverkehr und dem Grundeinkommen soll mit einer Pauschalabgabe die Nutzung von urheberrechtlich geschützten Werken ermöglicht werden. Im Grunde werden damit Abo-Modelle beschrieben. Diesen Ansatz finde ich einerseits begrüßenswert, er hat aber vor allem zwei Schwachstellen. Die erste ist: Abo-Modelle gibt es schon zuhauf, für Musik gibt es z.B. Flatrates von Simfy, Rara, Musicload, Napster oder Spotify und trotzdem wird Musik illegal runtergeladen. Für Fotos gibt es unschlagbar günstige Abo-Modelle von Shutterstock, Fotolia, Depositphotos und so weiter, trotzdem kopieren Internetnutzer fröhlich und ungefragt Fotos, ohne zu bezahlen. Bücher können in Bibliotheken gegen eine Jahresgebühr kostenlos ausgeliehen werden, trotzdem beklagen sie Besucherrückgänge. Nur bei Filmen sieht das Angebot mit iTunes, Lovefilms oder Maxdome deutlich schlechter und teurer aus.
Die zweite Schwachstelle ist aber der Verteilungsschlüssel. Im Grunde begünstigen alle Abo-Modelle einerseits die großen Urheber, also Madonna oder die Rolling Stones bei Musikern, Yuri Arcurs oder Monkeybusiness bei Fotos und so weiter, weil sich die geringen Beträge nur über viel Masse zu einer lukrativen Einnahme addieren und diese Masse haben nur die, welche lange genug im Geschäft waren, um sie produzieren zu können. Andererseits verdienen bisher bei nicht eingelösten Abos (z.B. werden nur 100 von 300 erlaubten Fotos im Monat runtergeladen) nur die Dienste-Vermittler, nicht die Urheber. Mit einer Stärkung von Abo-Modellen würde sich die Schere zwischen Urhebern und Verwertungsgesellschaften also weiter öffnen statt sie zu schließen, was ja auch ein erklärtes Ziel der Piraten ist.
Die von Piraten gerne angeführte Kluft zwischen den „armen“ Künstlern und den „fiesen“ Verwertungsgesellschaften übersieht etwas: Die Mitgliedschaft sowohl in der GEMA als auch in der VG Bild-Kunst oder VG Wort ist freiwillig. Jedem Künstler steht es frei, ob er den Service dieser Gesellschaften nutzen will oder darauf verzichtet. Es sieht so als hätten die Piraten größere Probleme mit der GEMA als die Künstler selbst. Dafür wird notfalls gerne die Nazi-Keule aus dem Sack geholt. Eine Art Verwertungsgesellschaften gibt es auch in der Stockfotografie: Jeder Fotograf könnte selbst seine Fotos anbieten, statt eine Bildagentur zu nutzen, die dafür bis zu 85% der Umsätze für sich behält. Aber wenn die Piratenpartei einen Vorschlag hat, wie die Honorarverteilung gerechter zugunsten der Künstler geregelt werden soll, bin ich ganz Ohr. Ich befürchte nur, dass die international verstreuten Bildagenturen neue deutsche Gesetze nur milde lächelnd aus der Ferne betrachten würden.
Der nächste Punkt ist die geforderte „Fair Use“-Klausel. Die Nutzung von urheberrechtsgeschützten Werken für Wissenschaft, Bildung, Kinder und andere hehre Ziele soll automatisch und ungefragt erlaubt sein, am liebsten natürlich kostenlos. Gegen die automatische Erlaubnis habe ich nichts. Bei der Forderung nach kostenloser Nutzung muss jedoch differenziert werden. Es gibt etliche Beispiele, dass z.B. auch mit der Förderung von Wissenschaft viel Geld verdient werden kann. Aktuelles Beispiel ist der Streit um die Zeitschriftengebühren des Elsevier-Verlags, aber auch Schulbuchverlage wie Westermann verdienen gut. Warum sollten die Urheber ihre Werke kostenlos für solche Zwecke zur Verfügung stellen, wenn nur andere dann daran verdienen?
Der Kern der ganzen Urheberrechtsdiskussion ist aber ein anderer, nur explizit wird er selten genannt. Im Grunde geht es doch darum, dass Nutzer von urheberrechtlich geschützten Werken mehr Rechte bekommen und weniger zahlen sollen. Zumindest ist mir bisher kein Vorschlag aufgefallen, bei dem das Resultat unter dem Strich anders gewesen wäre. Da stellt sich automatisch die Frage, wie die Verluste der Künstler kompensiert werden könnten. Darauf wird jedoch keine Antwort geliefert und stattdessen polemisch auf künstlerische Großverdiener verwiesen, als würden diese repräsentativ für alle Künstler sein.
Welche Rechte machen die Verfechter einer Urheberrechtsreform jedoch geltend? Das Recht auf Bildung, Kunst, Kultur und Wissenschaft? Es gibt genug Geschäftsbereiche, die von dem Urheberrecht leben, ohne auch nur im Geringsten künstlerisch tätig zu sein. Software-Firmen sind ein Beispiel, Dieter Bohlen und seine DSDS-Klone ein anderes und wenn wir ehrlich sind, sind auch die meisten Stockfotos eher gut produzierte Klischees als Avantgarde-Fotokunst. Warum sollten Leute ein Recht bekommen, diese Produkte frei zu nutzen, nur weil sie digital vorliegen?
Philosophisch angehauchte Reformer behaupten ja (auch hier im Blog), dass digital Produkte nur Kopien seien und durch eine möglichst häufige, kostenfreie Weitergabe kein Schaden entstünde. Gerne wird dabei übersehen, dass zur Herstellung dieser digitalen Produkte trotzdem genügend Sachwerte notwendig sind. Bei Fotos beispielsweise Kamera, Objektive, Blitze, Models, Requisiten, Locations und vieles mehr. Mit diesen Kosten wären viele Bilder nicht verkäuflich, wenn die gesamten Kosten mit einem einzigen Verkauf abgedeckt werden müssten. Stattdessen wird das Bild mehrmals verkauft und die Käufer teilen sich sozusagen die notwendigen Kosten. Wer aber wie die Piratenpartei das Recht auf Privatkopien stärken will, meint heutzutage – da ja fast alle Medien digital vorliegen nichts anderes als kostenlose Filme und Musik. Das trifft natürlich die Branchen, die sich an Endverbraucher richten, ins Mark.
Solange diese offenen Fragen nicht geklärt sind, finde ich ein Urheberrecht, so wie es jetzt ist, besser. Das heißt aber nicht, dass im Laufe der Debatte vielleicht spannende Vorschläge aufkommen könnten, mit denen sich auf die Urheber selbst anfreunden können.
Was sagt ihr dazu? Welche Vorschläge findet ihr sinnvoll, welche nicht und warum? Ich bitte aus gegebenem Anlass diesmal ausdrücklich um eine sachliche Diskussion.
Solange diese Diskussion nur in Deutschland/Österreich geführt wird, sind sämtliche Überlegungen sinnlos. Ich würde mich freuen, wenn sich die großen Bildagenturen zu diesem Thema endlich mal äußern würden. Aber im Moment scheint das Deutsche „Wahlkampfthema Urheberrecht“ in anderen Ländern so bekannt, wie der berühmte „umgefallene Sack Reis in China“ …
Bei der ganzen Diskussion wird ausser Acht gelassen, das inzwischen nahezu jeder Urheber ist bzw. leicht werden kann. Einerseits wollen die „großen Verlage“ ein Leistungsschutzrecht, andererseits wird sich fröhlich bei Twitterbildern bedient.
Mir als Hobbyfotograf ist es auch schon mehrfach passiert, das ich meine Fotos in Büchern wiedergefunden habe, geklaut von Webseiten oder Flickr. Insofern kann ich Deine Argumentation für Opt-In überhaupt nicht nachvollziehen. Alle Werke sind zu kommerziellen Nutzung freigegeben, es sei denn der Urheber hat sich für die Registrierung entschieden? Ich glaube kaum, das dann die Verlage sich nur bei den „lizenzierten“ Urhebern bedienen werden.
Es bleibt in jedem Fall spannend.…
Danke für Deine Arbeit und die vielen Informationen hier
Christoph
Gerade der Punkt Fair use bringt mich auf die Palme. Wissenschaftliche Bücher und das Schulmaterial für Kinder sind sehr teuer. (Ich zahle hier in Spanien etliche Arbeitsmaterialien für meine Kinder selbst). Der Gedanke dass sich gerade diese Verlage auf Kosten der Rechteinhaber bereichern löst bei mir blanke Hassgefühle aus. Hier würde eine sozialistische Umverteilung zugunsten einer gleicheren, linken Élite, stattfinden. Diese Leute sind parasitär. Wollen nichts bezahlen aber ihre gedruckten Werke zum 10.000 fachen der Produktionskosten verkaufen.
Flat rate ist für kleinere Produzenten zu arbeitsaufwendig.
Es geht auch hier ganz klar um eine Enteignung der Rechteinhaber. Da soll wieder eine riesige Bürokratie aufgebaut werden in der beamtenähnliche Mitarbeiter beschäftigt werden. Da man jeden Euro aber nur einmal ausgeben kann werden diese mit den Einnahmen die eigentlich den Rechteinhabern zustehen bezahlt. Ergo werden die Rechteinhaber enteignet, werden zu Hartzern die aufstocken.
Bei der Schutzdauer stimme ich Robert zu 50 Jahre mindestens. Ich würde da am liebsten garnichts ändern. Natürlich müssen Werke vererbbar sein!
Ich denke, jeder der geistiges Eigentum anderer dritten zur Verfügung ohne Lizenzgebühren zu zahlen sollte bestraft werden. Der Rahmen der Strafe sollte so breit wie die möglichen Verstösse Sein. Jemand der ein Bild auf eine private Homepage ohne Werbung stellt ist sicherlich nicht das Problem. Wer Inhalte anderer jedoch auf eine Filesharing Plattform stellt mit dem Ziel dies zu verbreiten ist ein Verbrecher. Das Tauschargument zählt bei einer digitalen Ware nicht, da ich es ja mehrmals tauschen kann ich kaufe einen Film, stelle in auf die Palttform und ziehe dort 20 Filme. Gehts noch?
Rechteinhaber müssen in den Medien Präsenz zeigen und ihre Rechte offensiv verteidigen und auf die Problematik hinweisen.
Schön, dass du das Thema anschneidest. Hier etwas Senf (für eine lange Antwort habe ich gerade keine Zeit). Du kannst ruhig auch auf meine Kommentare deeplinken, ich schreibe sie ja, damit sie gelesen werden:
10 Jahre sind je nach Branche sehr lang. Bis dahin sind in der IT ganze Generationen abgelöst. Nur mal so als Beispiel, was vor 10 Jahren war:
-Windows XP war ein paar Monate alt.
‑Die Canon EOS 1D war ein halbes Jahr alt (4 MP).
‑MySpace (MySpace!) gab es noch nicht. Von Facebook, Twitter, usw. ganz zu schweigen.
‑In Europa wusste damals kaum jemand überhaupt, was das Wort Blog bedeutet.
‑Der AMD Athlon XP hatte einen FSB von 266 Mhz.
‑Intel hatte massive Hitzeprobleme mit dem P4 Northwood.
‑Das Elbhochwasser rettet Gerhardt Schröder die Wiederwahl.
‑Das Nokia 9210 war damals das Smartphone. Smartes Feature? Es kann faxen! http://en.wikipedia.org/wiki/Nokia_9210_Communicator
Zehn Jahre wären zu lange, diese Erfindungen sind doch alle schon ewig abgeschrieben. Warum sollte man da als Gesellschaft einen Extraprofit ermöglichen?
Was die Verlage angeht: Wenn Texte schneller gemeinfrei werden/frei sind, dann gibt es keine absurden Verlags- und vor allem Buchhandelsgewinnspannen mehr. Ein Buch brauchbar setzen kann mit LaTeX jeder vierte Student in zwei Wochen. Gedruckt werden muss es auch nicht, da wird es schon sehr eng für Verlage und Buchhandel nach dem alten Muster.
Das kein Schaden entsteht, habe ich so nicht gesagt (oder ich erinnere mich schlecht ^_^ ). Und viele Bilder wären nicht mehr verkäuflich. Du sagtest, die meisten Stockbilder sind ja auch nur Nachahmungen/Clichés. Und damit kommen wir dem Thema schon näher: Die Gesellschaft braucht dasselbe Motiv mit derselben Montage nicht besonders dringend mehrmals von unterschiedlichen Fotograf_innen.
Mehr gibt es vielleicht später, ich muss jetzt arbeiten.
wg. dem „Fair Use“ wenn ein Schulbuch Verlag oder sonst wer Geld damit verdient soll er für die Nutzung Zahlen, aber für ein Referat als Schüler oder in einer Studienarbeit?
Gestern hat mein Sohn ein Referat in der Klasse gehalten, über der Buch von Don Quichot in der Bearbeitung von Kästner, und für das Plakat habe ich die Google Bilder suche angeschmissen – im ernst nach den Urhebern der 2 Zeichnungen und des Fotos von Erich Kästen habe ich nicht gesucht um mir die Erlaubnis zu holen diese Bilder in einem Referat für die 3. Klasse zu verwenden.
Hier sollte ein „Fair Use“ straffrei bleiben, oder?
@Jürgen, ja, das finde ich auch.
@Robert: Du hast viel Fleißarbeit in diesen Artikel gesteckt, es sicher mühevoll alle Argumente nachzuvollziehen. Grundsätzlich sollte man sich mal das durchschnittliche Einkommen eines Künstlers ansehen, bei den Musikern liegt es z.B. bei ca. € 11.000 im Jahr. Bei den Fotografen wir es ähnlich liegen. Einige verdienen ganz hervorragend, andere ganz gut – die Masse eher schlecht. Die unterschiedlichen Einkommensschwankungen hängen ganz sicher und direkt mit dem „Talent“ des Künstlers zusammen. Einige Künstler machen aussergewöhnliche Musik, die dann auch in einem hohen Maße konsumiert wird, ebenso bei den Fotografen. Gerade diese Marktdynamik ist aber auch Anreiz für viele ihrer Kunst nachzugehen. Wenn man z.B für seinen Lebensunterhalt einer anderen Tätigkeit nachgeht, wird es sehr schwer professionell für seine Kunst zu arbeiten. Schließlich haben auch Künstler das Recht ein anständiges Einkommen zu erzielen. Von Grundeinkommen halte ich nichts, das ist ein zutiefst sozialistischer Gedanke, ich kann mich noch gut an die Zeit des eisernen Vorhanges erinnern, es gab eine künstlerische Vielfalt im Westen und Tristes im Osten. Schon der Microstock hat der Fotografen- und Modelwelt einen enormen wirtschaftlichen Schaden zugefügt, wenn jetzt die Urheber noch weiter geschwächt werden wird es auf Dauer nur noch Hobbykünstler und wenige Profis geben. Der künstlerische Mittelstand wird aussterben, wahrscheinlich kommt es dadurch zu einer kulturellen Verarmung.
die Gema zu verteufeln ist nicht schwer… kleine Musikbands werden zur Kasse gebeten, da sie bei Liveauftritten Musik anderer Künstler spielen könnten, auf Druckern, CD/DVD Brennern muss eine kleine Summe abgegeben werden sowie auf allen beschreibbaren Medien. Bei Youtube kann man selbst die Videos die von den Künstlern selbst eingestellt wurden nicht betrachten (wobei hier evtl die Gema keine Schuld trägt). Ein kleiner Künstler hat es aber im Gegensatz schwer von der Gema ein klein wenig Geld zu bekommen.
Das gesamte Urheberrecht ist meiner Ansicht nach auch auf den Prüfstand zu stellen, dabei kann man aber nicht einfach über alle Medien mal einen Kamm scheren. Während Musik und Film die Gunst großer Interessenvertreter innehat sieht es gerade bei Fotografien doch eher extrem Mau aus. Hier werden diese gerade von Agenturen die 85% der Erlöse einbehalten doch mal richtig ausgenommen.
Microstock ist dabei aber sicherlich gar nicht mal so Dumm, denn durch dieses Geschäftsmodell kommen viele Fotografen in den Genuss mit ihrem Hobby Geld zu verdienen das in dieser Art vor einigen Jahren nicht der Fall war.
FairUse:
Die Privatkopie war gar nicht mal so schlecht, und ich würde weiterhin daran festhalten, denn wenn ich mir eine CD gekauft habe, hätte ich gerne ein paar Musiktitel auf dem MP3 Player oder auf einer anderen Mediengerät das ich zuhause oder im Auto besitze. Aber gerade dieses sehen die Verwerter nicht mehr so gerne wie vor 20Jahren.
Wenn sich ein Jugendlicher ein Foto aus dem Internet als Handyhintergrund verwendet ist das sicherlich auch kein großartiges Thema.
Aber bei allem wo mit den Medien Geld verdient wird, sei es als Werbejingle, Plakatwerbung(heutzutage selbst für eine Schule). Hört dann der Spass auf.
Generell würde ich eher zu einer Anpassung der Rechte tendieren, als alles neu und wie heutzutage gerne gemacht, über Nacht unüberlegt von neuem Aufzulegen.
@Rob Stark: Da geht aber mächtig was durcheinander bei Dir „85% der Erlöse einbehalten doch mal richtig ausgenommen.
Microstock ist dabei aber sicherlich gar nicht mal so Dumm,“
85% für die Agentur gibt es nur im Microstock – im Macrostock liegen die es bei F/A 60/40% 50/50% oder
40/60% – aber niemals schlechter. 15% für den Fotografen gibts nur im Microstock.
@Maxi: Ich glaube, das meinte er schon, er wollte – vermutlich – nur ausdrücken, dass 15% eine Frechheit sind, aber es trotzdem erstmals vielen Hobbyfotografen ermöglichte, ihre Fotos _überhaupt_ zu verkaufen, weil diese von traditionellen Agenturen meist nicht genommen werden würden… Lieg ich da richtig, Rob?
Ja Robert da liegst Du richtig, ich meinte natürlich, daß Microstock es vielen Fotografen erst ermöglicht hat, mit dem fotografieren etwas Geld zu verdienen.
Und natürlich ist es eine Frechheit von Agenturen 85% einzubehalten.
Vor 20 Jahren… ist natürlich einige Zeit her, übernahmen die Agenturen einen Großteil der Arbeit wie zB das verschlagworten usw. Die Kosten für die Agenturen an sich waren meiner Meinung nach weit höher als es heute der Fall ist. Dabei war es trotzdem Möglich meist 50% an die Fotografen auszuschütten. Heute werden Bilder vorrangig über Microstock vertrieben, und Macro wird immer mehr in den Hintergrund gedrängt. Ob das nun insgesamt etwas gutes ist, lässt sich sicherlich auch wieder Diskutieren.
@Rob Stark: Der Microstock hat den Markt zerstört – ob ihr das nun hören wollt oder nicht, die Honorare für die Fotografen und Fotomodelle sind
im Keller – dank Microstock. Und jetzt kommt der nächste Schritt, kostenlose Fotos, viele Amateure sind sicher stolz eines Ihrer Fotos nur gedruckt zu sehen, sozusagen als Bestätigung der eigenen Arbeit, oder um zeigen das man es ebensogut kann wie die Profis. Ein Yuri Arcus hat das wohl schon gemerkt, er vermarktet jetzt unter dem Namen DN bei Fotolia und baut nebenbei seine eignen Microstockagentur auf. Die Forderung vieler nach kostenlosem Konsum ist ja durchaus nachvollziehbar, erst billig, dann billiger, jetzt umsonst.…
@Nicolai
Nein Danke, nicht noch mehr von Deiner unreflektierten Aneinanderreihung von Plattitüden und Schlagworten. Es reicht schon aus gewöhnliche Krimminelle zu „Internetvordenkern“ zu deklarieren (wie hieß er noch? Möchtegern Dr. Kimbel auf der Flucht…) um Deine Zielrichtung zu erkennen. Im übrigen lese ich trotz IPad und IPhone auch noch sehr gern ein gedrucktes Buch und sehe mir gedruckte Bildbände an, für die ich auch gern mehr als 50 Euro ausgebe, wenn die Qualität stimmt.
Moin,
irgendwer hat einen Link zu dem Artikel auf eine unserer Piraten-Mailinglisten geworfen. Daher muss ich ein paar anmerkende und korrigierende Kommentare loswerden:
„Die Spannbreite reicht von der Forderung, das Urheberrecht komplett abzuschaffen, über eine radikale Reform wie sie die AG Urheberrecht der Piraten fordert“
*räusper* Eine Abschaffung wird „einfach so“ erwähnt, unsere Reform wäre aber „radikal“? oO
Reality-Check: Unsere Reform wird es ermöglichen, dass das Urheberrecht im 21. Jahrhundert weiter existiert und durchsetzbar bleibt. Aktuell sind wir in der Situation, dass niemand sich drum schert.
Patente: „Neben einigen groben inhaltlichen Fehlern wie einer zu kurzen Patentdauer (in Wahrheit 20 statt 15 Jahre)“
Es können sogar 25 Jahre sein:
https://de.wikipedia.org/wiki/Patent#Ende_des_Patentschutzes
Schutzfristen: „Verkürzung der Schutzdauer urheberrechtlich geschützter Werke. Diese beträgt zur Zeit 70 Jahre und sie soll auf 10 Jahre gekürzt werden.“
So wie der Satz hier steht ist er falsch. Was hier unterschlagen wird: Die Fristen beginnen mit dem Tod des Autoren, aufgerundet auf den nächsten 1. Januar. Bei Werken mit mehreren Autoren sogar erst mit dem Tod des letzten noch lebenden. In der Praxis haben wir also weiterhin Schutzfristen von mehreren Generationen! Die 10 Jahre, die hier in den Kommentaren diskutiert werden, sind die Worst-Case Untergrenze, wenn der Autor am 31.12. eines Jahres ein Werk veröffentlicht und sofort danach verstirbt.
„Opt-In-Variante“: hier forderst du de facto, dass nichtprofessionelle Nutzer auf all ihre Urheberrechte verzichten sollen. Das ist schlichtweg indsikutabel, sorry. Das Ergebnis haben andere Kommentatoren hier schon festgestellt: Verwerter würden sich in diesem Fundus frei bedienen (was sie ja oft jetzt bereits tun, das Urheberrecht komplett ignorierend), professionelle Berufe würden aussterben.
Kulturflatrate: wie bei den meisten Befürwortern vergisst du die Pornonindustrie. Denn DIE würde die Einnahmen aus der Kulturflatrate zum größten Teil erhalten. Ja, auch Pornos unterliegen dem Urheberrecht.
„Mit einer Stärkung von Abo-Modellen würde sich die Schere zwischen Urhebern und Verwertungsgesellschaften also weiter öffnen statt sie zu schließen, was ja auch ein erklärtes Ziel der Piraten ist.“
Bitte, was?
Es sollen mehr Rechte von den Verwertern an die Urheber zurück fließen, was du da beschreibst ist das genaue Gegenteil der Piraten-Position. Ich verweise da insbesondere auf die Punkte 15, 16, 17 und 20 unseres Urheberrechtsprogrammes: https://wiki.piratenpartei.de/Bundestagswahl_2013/Wahlprogramm#Urheberrecht
„Mitgliedschaft sowohl in der GEMA als auch in der VG Bild-Kunst oder VG Wort ist freiwillig“
Dank der de facto Monopolstellung der GEMA ist das nur auf dem Papier so. Deshalb ist es auch wichtig, dass http://c‑3-s.eu/ ein Erfolg wird.
“Fair Use”-Klausel: Sorry, aber DAS hast du nicht verstanden. Es geht bei den Wissenschaftsverlagen um folgendes: Die verkaufen Fachzeitschriften aus wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Diese Veröffentlichungen wiederum sind vom Steuerzahler bezahlt! Die Zeitschriften sind enorm teuer, und die Verträge erlauben keine andere Veröffentlichung der Werke. Damit MÜSSEN die Unis (und somit der Steuerzahler) für die EIGENEN Werke wiederholt bezahlen. Daher boykottieren inzwischen immer mehr Unis diese Verlage und publizieren selbst. Folge: Die Publikationen erhalten ein niedrigeres Ranking, weil sie bisher nicht oft zitiert wurden. Das ist ein Teufelskreis, aus dem aber gerade ausgebrochen wird.
„Der Kern der ganzen Urheberrechtsdiskussion ist aber ein anderer, nur explizit wird er selten genannt. Im Grunde geht es doch darum, dass Nutzer von urheberrechtlich geschützten Werken mehr Rechte bekommen und weniger zahlen sollen.“
Nö, der Kern ist der Erhalt des Urheberrechts in der „digitalen Welt“. De facto hält sich derzeit kein Mensch mehr dran und es ist somit nicht mehr die Elektronen wert, die es im Speicher halten.
„Es gibt genug Geschäftsbereiche, die von dem Urheberrecht leben, ohne auch nur im Geringsten künstlerisch tätig zu sein.“
Das Urheberrecht soll KREATIVE Werke schützen, nicht „nur“ künstlerische… Software ist inzwischen übrigens die Basis, um einen Zugang zu Bildung, Kunst, Kultur und Wissenschaft zu bekommen.
@Max
Microstock hat meiner Meinung nach nicht den Markt zerstört sondern sicher eher weiterentwickelt, und vor allem für Fotografen eine unangenehme Entwicklung sogar eher gebremst.
Die unangenehme Entwicklung waren Foto-CD’s die man hinterhergeschmissen bekam, und Fotografen pro Foto teilweise sogar nur noch wenige Pfennige bekam, völlig legal und zur teilweise uneingeschränkter Nutzung konnten die Käufer die Fotos verwenden.
Die nächste Entwicklung war und ist das Internet, eine kleine Webseite ist nicht in der Lage sich für mehrere tausend Euro Bildmaterial im Macrostock Bereich zu erwerben, die Folge wären unübersichtlich viele Raubkopierer gewesen, und evtl sogar ein Gesetzesentwurf der dies evtl gerade mit der „Fair Use“ Klausel sogar legalisiert.
Ich bin daher auch der Meinung, daß Microstock, uns Fotografen einen Markt eröffnet hat der zwar in der Preisentwicklung nicht gerade berauschend ist, uns aber auch eine Unübersichtlich große Käuferschar gebracht hat die es sonst nie gegeben hätte.. blogger, kleine Webseiten, kleine Restaurants usw.
@Rob Stark: Nein – so kann man das nicht sehen. Es gab einen massiven Preisverfall bei den Fotos. Nur ein Fall: Früher musste ein gewerblicher Kunde für einen Titel im redaktionellen Bereich € 1.500,– und mehr zahlen, je nach Verbreitung und Auflage, das kann man gut an den MFM
Honorarempfehlungen ablesen, diese werden jedes Jahr neu vom BVPA erstellt. Inszwischen sind diese exklusiven Preisen um 1/3 gefallen. Das kann man immer so fortführen. Die neuen Kunden, wie Beispielsweise aus dem Internet, können diesen massiven Preisverfall nicht decken. Es ist richtig, dass es einen größeren Bedarf an Fotografie gibt, aber das gesamte Bildhonorarvolumen hat massiv abgenommen. Der Microstock ist inszwischen auch bei den Gewerblichen Kunden (Versicherungen, Industrie, etc) angekommen. Obwohl diese Unternehmen in Deutschland Rekordgewinne einfahren, werden die Fotopreise bei dem Einkauf drastisch gedrückt, mit dem Verweis das es im Microstock ja schon Bilder ab € 1,– gibt. Da der Microstock ja nur unzureichend zwischen redaktionell und werblich unterscheidet, fallen auch die Preise für die Fotomodelle. Eine werbliche Fotonutzung kostete mit Modellen schnell einen 4‑stelligen Betrag, schon allein weil die Fotomodelle angemessen Beteiligt wurden. (Eine Fotoproduktion für eine Versicherung mit Modellen brauchte allein für die Fotomodelle schon ein Honorar im 4‑stelligen Bereich, dieses bei begrenzter Nutzung).
Würde der Microstock sich auf „logger, kleine Webseiten, kleine Restaurants“ beschränken, wäre es für den Markt, insbesondere für die Fotografen, besser.
Leider kennt keiner mehr das Potenzial welches in der Vermarktung von Fotografie steckte (wobei ich natürlich die Entwickler des Microstock ausnehmen muß – die haben ein grandioses Geschäft gemacht, hätte ich auch gerne!!!) Aber eines ist sicher – das große Kaptial macht keiner mehr im Microstock, und wenn die Entwicklung des Marktes weiter in dieses Richtung voranschreitet wird es irgendwann das kostenlose Model geben.….Alle Berufsgruppen in Deutschland verzeichnen Lohnzuwächse, nur die Fotografen nehmen deutliche Einbußen in Kauf, das kann sich auf Dauer nicht rechnen!
@Sven Krohlas: Mach Dir keinen Kopf – die Piraten werden keine Möglichkeit bekommen etwas zu reformieren, wenn die in 10 – 20 Jahren gesellschaftsfähig sind, ist mit den Piraten genau das passiert was mit den Grünen passiert ist – angepasst, etabliert, wählbar.…da mach ich mir keine Sorgen!
Der Ansatz von Janosch Schobin ist keine neue Idee – der Kapitalismus hat so etwas schon praktiziert, glücklich war keiner damit. Große Firmen wurden von Investmentbankern (genannt Heuschrecken) aufgekauft und Sie zerteilten die Unternehmen und verkauften die Einzelteile gewinnbringend, auch eine Art Sharing. Ein ähnlichen Ansatz gab es ja auch schon mit RF. Zudem würden die einzelnen Bilder oder Produktionen enorm teuer, alles was digital wäre würde ebenso weiter kopiert werden, schließlich kostet auch jetzt ein Lied nur 0,99 Cent. Darin sehe ich keinen Sinn, man würde dem Erstkäufer nur wieder den Kommerz vorwerfen.
kann mal wieder sein das ich den Artikel nicht richtig gelesen habe .
Aufgenommen habe ich für mich das wenn es soweit kommen würde das alles was es im Netz gibt für lau ist wo würde dann der Sinn bestehen tätig zu werden . Da verdient man bei fastfoodketten an der Theke mehr …
Und immer noch bin ich der Meinung das immer noch gute Gelder bezahlt werden aber nicht im micro …
Kunden haben immer noch Interesse für gute Produktionen ( die kosten halt Geld ) zu zahlen .. alleine wegen prestige Gründen .….
Auch amateure sollten sich mal überlegen das sie auch nicht ihre Brötchen umsonst bekommen .… Foto machen kostet egal ob cash oder Zeit …
@reka: Ich weiß nicht, warum Du hier wiederholt das „micro/macro“-Fass aufmachst, das war hier wirklich nicht Thema. Die Debatte ums Urheberrecht wird auch teurere Produktionen betreffen, wenn auf einmal eine private Nutzung kostenlos wäre und der Exklusivwert deiner Bilder dahin schwindet…
aber genau deshalb eine macro agentur wo man seine Bilder exclusiv hat wird sowas nie tolerieren …und privat oder nicht … sollen die privaten sich ihre pics selbst machen schaut dann auch privat aus …
Du weißt jetzt schon, wie die Rechtslage in Zukunft sein wird? Beeindruckend…
Ich verstehe die Kritik an der 70-Jahre-Schutzfrist nicht: Wer nicht das Urheberrecht an einem Buch sondern ein Grundstück oder eine Firma erbt, behält dieses Recht ohne jede zeitliche Begrenzung. Wieso sollten die Erben der Urheber schlechter gestellt werden?
Wenn schon, dann muß diese Diskussion zum Anlaß genommen werden, vollständig über das Erbrecht nachzudenken: http://mosereien.wordpress.com/2012/06/01/urheberrecht-erbrecht-schutzfristen/