Beim letzten Fotoshooting hatte ich aufwändig eine neue Küche eingerichtet, damit diese benutzt, aber trotzdem fotogen aussieht.
Damit sich der Aufwand auch lohnt, habe ich nicht nur ein, sondern zwei Shootings dort gemacht. Während ich beim ersten Shooting ein junges Paar ausgewählt hatte, wollte ich beim nächsten Termin ältere Models haben.
So entschied ich mich für Marlies und ihren Ehemann, die ich über die Model-Plattform model-kartei.de entdeckt hatte. Nein, genauer gesagt, hatte sie mich angeschrieben und auf sich aufmerksam gemacht, was wieder beweist, dass Eigeninitiative für Models sehr wichtig ist.
Letztes Mal war der eindeutige Tenor von euch Leserinnen und Lesern, dass die Küche etwas zu altmodisch für das junge Paar wirkte. Das kann sein, jedoch wäre es sicher die falsche Entscheidung gewesen, stattdessen gar kein Shooting zu machen. Aber wer Zugang zu einer edlen, modernen Küche im Großraum Köln hat (oder eine andere spannende Location), kann mir gerne Bescheid geben.
Außerdem wurde bemängelt, dass beim Kosten aus dem Kochtopf nichts auf dem Löffel gewesen sei. Na ja, war halt Brühe, die sieht man nicht. Aber der Einwand war trotzdem korrekt und beim zweiten Shooting hatte ich genau aus diesem Grund einige Nudeln im Topf, die dann auf dem Holzlöffel drapiert werden konnten.
Wie immer habe ich mit meiner Canon 5D Mark II* fotografiert. Da beim Shooting davor das 24–70mm f2.8*-Objektiv Probleme machte, besann ich mich diesmal vor allem auf das 85mm f1.2‑Objektiv* und das 50mm f1.8*. Als Blitz kam der entfesselte Speedlite 580 EX II* zum Einsatz, durch die kleine Lastolite Ezybox*. Zusätzlich sorgte der Sunbounce-Mini-Reflektor* für eine leichte Aufhellung der Schatten.
Leider bleiben die Küchenfotos steril und gestellt.
1. Foto
Der Kochlöffel steckt der Frau irgendwie im Gesicht.
Wenn man gerade am Gemüseschnippeln ist, wirkt es nicht glaubwürdig, dass der Mann probiert. Und er probiert aus einem leeren Topf viel zu weit weg vom Topf. Beim Probieren beugt man sich viel weiter hinunter. Sonst kleckert es.
2. Foto
Was sollen die einzelnen Tassen im Regal und die drei Äpfel unmotiviert auf der Arbeitsplatte? Die Tasse sollte er gerade halten, um den Anschein einer vollen Tasse zu wahren. Einen Croissant über der Zeitung im Stehen zu essen bedeutet, anschließend die Küche fegen zu müssen.
Hm. Eigentlich wollte ich ja nie mehr was schreiben, aber diese Bilder verdienen ein paar Kommentare.
Die Küche sieht noch immer reichlich antik aus. Modern ist anders. Wann warst du zuletzt mal im Küchenstudio?! Scheint schon eine Weile her zu sein. In meinen Augen ist die Küche potthäßlich. Der alte Fliesenspiegel tut sein Übriges (Fliesen in der Küche als Spritzschutz sind übrigens ebenfalls out) und die Steckdosen auf halber Höhe des Fliesenspiegels sind reichlich uncool. Sowas wird heute anders gemacht, es gibt – passend zur Arbeitsplatte – abgeschrägte Steckdosenleisten…
Ich will nicht wirklich viel schreiben, aber das letzte Bild ist der Oberknaller: die Tasse schief, noch dazu farblich hervorragend abgestimmt. Die Hand unter der Zeitung macht der Bezeichnung „Kralle des Todes“ alle Ehre, das Pendant auf der Schulter ist offensicht kleptomanisch veranlagt und klaut gleich das Croissant (das schon angenagt ist, aber dann auch noch so dilettantisch…) und die Zeitung hängt auf halb acht. Ich meine mich erinnern zu können, daß man Zeitungen anders liest… Der Griff des Hängeschranks guckt aus dem Ohr und die beiden Tassen im Regal… Ach, und deine beiden „Models“ schlafen offensichtlich stehend – bei der lahmen Ausleuchtung aber auch kein Wunder. Das ist die GZSZ-Ausleuchtung: Hauptsache hell. Super: immerhin hast du mit halb weggenicktem Kopf keine Blitzreflexe in der Brille (siehe erstes Bild), man muß es ja positiv sehen. Also, alleine dieses Bild hat dermaßen viele Problemzonen, daß es – wenn ich es echt gewagt hätte, auf den Auslöser zu drücken – in die Tonne gewandert wäre.
Robert, du hast außerdem keine Atmosphäre in den Bildern. Das Licht ist einfach nur flach und langweilig. Das liegt natürlich am unüberlegten Aufbau des Blitzes, aber auch an der Technik selbst. Ein Speedlite mit einer Mini-Softbox? Wow. Warum keine richtigen Blitze? Du hättest doch Strom gehabt?! Richtige Blitze hätte man auch rein lichtcharakteristisch steuern können, wobei natürlich die Frage bleibt, ob in dieser Küche wirklich viel rauszuholen gewesen wäre. Keine Lichtleisten an der Arbeitsplatte, keine Schrankbeleuchtung… aber nun gut, ich bleibe trotzdem dabei: Licht ist platt und langweilig.
Ich verstehe auch, daß es schwierig ist, in einem kleinen Raum sowas wie perspektivische Tiefe in’s Bild zu bekommen, aber mit ein wenig Kreativität und Anspruch hätte man es geschafft. Deine beiden fotografierten Personen zeigen auf den Bildern reichlich wenig Ausstrahlung und es sieht ohne Ende „erzwungen“ aus.
Vielleicht messe ich an anderen Maßstäben und eine solche Qualität reicht, um die Bilder gewinnbringend zu verkaufen. Das kann ich nicht beurteilen, weil ich mich noch immer weigere, Micros zu beliefern. Aber rein fotografisch ist das Murks.
P.S.: Die Spülmaschine ist aber jetzt nicht neu, oder? Sieht zumindest aus wie die meiner Mutter – und die ist 10 Jahre alt.
@tomtomtom: Natürlich sieht die Küche immer noch so aus wie beim ersten Shooting, das zweite Shooting fand ja gleich darauf statt. Aber du hast recht, das nächste Mal würde ich sicher eine andere Küche suchen.
Sorry, aber ich finde das Paar geht gar nicht !
@Christine: Da verstehst Du was falsch – Du solltest Roberts Vortrag „was unterscheidet ein gutes von einem schlechtem Bild “ besuchen – da kannst Du sicher was lernen.…
Hallo Robert,
es gehört wohl zu einer der schwierigsten Herausforderungen eine gute Küchenlocation zu finden. Das habe ich auch gerade erlebt. Neben diversen „geschmacklichen“ Anforderungen wie Ausstattung braucht es ja zum Fotografieren auch ausreichend Platz bzw. Raumtiefe um überhaupt genügend Möglichkeiten zu haben diverse Lampen unterbringen zu können.
Dein Hinweis auf die Modelkartei war super. Hast Du evtl. mal Zeit und Lust etwas darüber zu schreiben wie Du im Vorfeld mir den Models verhandelst? Nachdem man ja als Stockfotograf erst mal in Vorleistung geht, wäre es interessant mehr darüber zu erfahren, welche Honorare für Models und Locations da branchenüblich sind. Gibt es eigentlich auch so ein Netzwerk für Locations?
@tomtomtom:
Ich fürchte Du hast wirklich keine Ahnung von Fotografie – der Robert macht das alles ganz prima, gute Verkaufszahlen – einfach klasse die Bilder, werden sich auch gut verkaufen, da kannst Du Dir eine Scheibe von abschneiden…
@manfred Lohmann
Ist bei den Beiträgen der ironiemodus an oder aus.
@Manfred: ob ich Ahnung habe oder nicht, laß‘ ich lieber andere beurteilen. Ob du die von mir aufgelisteten Probleme bei den Bildern ebenfalls als solche wahrnimmst, bleibt natürlich auch dir überlassen. Und es ist auch gut möglich, daß sich solche Bilder für 1,50$ verkaufen lassen, das beurteile ich nicht. Das macht die Bilder aber nicht besser.
@Petra: Welche Modelhonorare branchenüblich sind, kannst Du in meinem kostenlosen Ebook nachlesen: http://www.alltageinesfotoproduzenten.de/2011/09/06/gratis-ebook-aktuelle-modelhonorare-fur-stockfotos/
@Manfred: Tomtomtom hat in einigen der kritisierten Punkte durchaus recht und die Bilder wären dann vielleicht auch verkäuflicher. Jedoch wäre das Shooting dann auch deutlich aufwändiger (und teurer) geworden, was ebenfalls berücksichtigt werden muss.
@ alle : ihr habt alle recht . Erstmal machen .
@ Robert : sorry kann ich nicht verstehen mehr Aufwand und teurer , es wird sich aber lohnen . Ja mehr Licht aber indirekt . Die Klamotte ist zu unruhig . Lass die Leute mehr in die Cam schauen . Und warum nur in der Küche ? close ups,Portraits , mehr life , am Tisch sitzen , mehr action usw. he habe auch was in der Küche gemacht und im macro mit einem Bild bei drei Verkäufe über einen tausender gemacht …und das mit fast 0 Aufwand …
Ihr schreibt immer was ihr sonst wie toll macht, aber irgendwie finde ich keinen Link zu euren tollen Werken oder andere Beispiele des kreativen und immens geldbringenden schaffens. da ist robert der einzige der zeigt was er wie macht.
was hier noch definitiv fehlt ist ein kompetenter beitrag vom fotoprofi.
@Stan Kommentar vom Profi? Warum denn unbedingt?
Aber gut…
Bei Bild 2 finde ich den Löffel im Gesicht der Frau etwas unglücklich und bei Bild 3 hätte ich das Obst auf den Teller gelegt. Die schiefe Tasse? Hatte mich zunächst auch gestört, aber ich finde es bei längerer Betrachtung viel authentischer. Wer hält denn im normalen Leben seine Tasse immer gerade. Zudem ist es ein toller Eyecatcher.
Zur Küche: spielt die denn eine solch große Rolle, wenn Personen mit auf dem Bild sind? Und bei dem Paar kann ich mir gut vorstellen, dass sie keine Edelstahl-geleckte Designerküche ihr eigen nennen.
Letztendlich entscheidet der Kunde, was er kaufen möchte, das wird Robert sicherlich analysieren und vielleicht beim nächsten Mal verbesern. Vielleicht läuft ein Bild mit gerade gehaltener Tasse ja besser – wer weiss das schon vorher?
@stan: ich wäre doch total bescheuert, Ideen und Bilder, die richtig Geld bringen, hier oder anderswo im Netz diesem ganzen Microstock-Fotokopierern auch noch unter die Nase zu reiben… Robert zeigt aber nie was „Besonderes„m sondern nur Sachen vor weiß aus seinem zum Ministudio umfunktioniertem Wohnzimmer oder simpel gemachte Bilder on location. Was glaubst du eigentlich, was für Hineeise Fotografen von den großen Macros kriegen, wie und was produziert werden soll? Was glaubst du, wie ein persönliches Briefing vom ArtBuying der Agenturen aussieht? Ich kann dir verraten, daß die Produktionen anderen Ansprüchen genügen müssen…
Gut zu wissen dass auch meine private Küche altmodisch ist 😉
Sicherlich sind die Verbesserungsvorschläge von tomtomtom berechtigt.
Aber tomtomtom geht mit Sicherheit vom Niveau einer Auftragsarbeit oder dem Niveau der Macrostock-Agenturen aus. Und dort wird bekanntlich anders entlohnt als im Microstock-Bereich.
Die Produktionskosten müssen nun mal im rechten Verhältnis zum erwarteten Erlös gebracht werden.
Was mir generell an Roberts Personen-Aufnahmen gefällt, ist in den meisten Fällen, die Natürlichkeit der Models! Das unterscheidet seine Stockfotografien von vielen anderen.
Wenn ich von Juri Arcus und den anderen Star-Fotografen solche Bilder sehe, wirken diese auf mich sehr steril und meist unnatürlich. Eine junge Frau mit tollem Make-up wirkt in keinster Weise wie ein Hausfrau.
Sicherlich gibt es bei den obigen Bildern oder bei der Location noch Verbesserungspotential. Aber ich denke genau dies möchte Robert von uns ja erfahren.
Somit dürfte er bereits durch die rege Diskussion sein Hauptziel erreicht haben 😉
Schöne Grüße und weiterhin gutes Licht!
Bernd