Entschuldigung für Bilderklau im Internet

Solche Mails bekom­me ich nicht alle Tage.

Vor vie­len Monaten berich­te­te ich hier im Blog über einen Fotodiebstahl auf einer Webseite. Vor paar Tagen bekam ich Post von der Person, wel­che damals das Bild „geklaut“ hatte.


Mit ihrer Genehmigung gebe ich die Mail voll­stän­dig wie­der, weil ich es schön fin­de, wie sich die Geschichte seit damals ent­wi­ckelt hat:

Hallo Robert,

ich schrei­be Dir, weil mich jemand auf dei­nen Blogeintrag „Bilderklau im Internet – Strafen oder sein las­sen?“ hin­ge­wie­sen hat.

Ich bin es, die damals dein Foto für mei­ne dama­li­ge Gruppe auf einer Schülerplattform ver­wen­det hat.

Es tut mir Leid, dass ich mich erst jetzt mel­de. Zu dem Zeitpunkt wur­de ich ledig­lich vom Administrator der Community dar­auf hin­ge­wie­sen, dass ich Urheberrechte ver­letzt hät­te und das Bild umge­hen ent­fer­nen soll­te, was ich natür­lich umge­hend gemacht habe.

Ich möch­te mich hier­mit ganz aus­drück­lich für das, was ich getan habe, ent­schul­di­gen. Es tut mir wirk­lich Leid und ich bin mir mitt­ler­wei­le dar­über im Klaren, dass ich dadurch etwas getan habe, was nicht Rechtens ist, und dei­ne Rechte ver­letzt habe. Zu dem Zeitpunkt, als ich das Foto hoch­ge­la­den habe, war mir das nicht klar, ich habe mir nichts dabei gedacht. Das soll kei­ne Entschuldigung sein, ich möch­te ledig­lich sagen, dass ich nie­mals die Absicht hat­te, die­ses Bild als mein Eigentum dar­zu­stel­len oder damit Geld zu verdienen.

Dein Blogartikel ist von September 2009, aber ich den­ke, es ist nie­mals zu spät, sich für eine Fehltat zu ent­schul­di­gen. Ich hät­te dies gern frü­her getan, wenn ich Gelegenheit dazu gehabt hätte.

Ich möch­te mich auch dafür bedan­ken, dass du dich dafür ent­schie­den hast, den nicht-​rechtlichen Weg zu gehen, denn damit hast du mich vor gro­ßem Ärger bewahrt. Vielen Dank dafür. Ich hof­fe, dir ist durch mei­ne Fehltat kein Schaden entstanden.

Entschuldige noch­mal. Ich sehe Urheberrecht, auch im Zusammenhang mit Internet, jetzt mit ande­ren Augen, auch wenn es mir Leid tut, dass erst sowas pas­sie­ren muss­te, bis ich mir dar­über im Klaren war.

Mit bes­ten Grüßen,
Maria“

Rührend, nicht wahr?

Habt ihr auch schon sol­che Mails bekom­men? Oder wie waren die Reaktionen von Bilderdieben nach Eurer Kontaktaufnahme?

13 Gedanken zu „Entschuldigung für Bilderklau im Internet“

  1. Hallo robert,
    in der Sache ver­ste­he ich das. Und ja, das ist ille­gal. Aber einen so zu Kreuze krie­chen­den Brief als rüh­rend zu bezeich­nen fin­de ich schwie­rig. Es war eine 18jährige, sie hat einen Fehler gemacht in einem Schülerforum. Warum muss man so eine rie­si­ge Welle dar­aus machen?
    Gruesse heike

  2. Hut ab vor euch bei­den… beson­ders vor dir, dass du so gehan­delt hast. Allerdings auch Respekt für Maria, dass sie sich den Fehler (öffent­lich) eingesteht…

    Gibt sicher Leute die anders reagiert hätten…

  3. Das ist ja mal nett – ich bin schon aggres­sivst dafür ange­pö­belt wor­den, wenn ich Leute dar­auf hin­wies, dass sie ein Bild von mir ohne Genehmigung ver­wen­den, wor­auf­hin ich dann irgend­wann die Schnauze voll hat­te und gleich mit der juris­ti­schen Keule zuschlug.
    Dummerweise trifft das dann ja nicht die, die gepö­belt haben, son­dern die nächsten 🙁

  4. Ich hof­fe nur, dass all die Profi- und Amateurfotografen, die sich über so was auf­re­gen, alles im Leben und auf ihren Rechnern legal erwor­ben haben. Eine Schülerin, die eine Gruppe gegen das Rauchen grün­det, im Internet nach einem pas­sen­den Foto sucht und sogar brav dein
    Wasserzeichen sehen lässt, fin­de ich lobenswert!

    Das Problem ist, dass Fotografen das I‑Net gern als Vermarktungsmaschine nut­zen, aber wehe, jemand kopiert das Bild (von „klau­en“ kann man nicht wirk­lich reden, da das Bild dupli­ziert wur­de) und nutzt es, selbst auf so harm­lo­se Art und Weise, dann ist das Geschrei groß. Anders wür­de es sich nach mei­nem Rechtsverständnis ver­hal­ten, wenn ein Fotograf mit einer Kopie dei­nes Fotos unter sei­nem Namen Geld und Ruhm ver­die­nen würde.
    Aber eine Schülerin der­art zu kri­mi­na­li­sie­ren, fin­de ich unangemessen.

  5. Ich hat­te mal den Fall, daß ich die Besitzerin einer Pension dar­auf hin­ge­wie­sen habe, ohne recht­li­che Schritte ein­zu­lei­ten (hat­te das auch nicht vor). Die Dame ent­schul­dig­te sich und war ganz ängst­lich, weil ihr Enkel die Internetseite gebaut hat­te. Ich geneh­mig­te dann die Nutzung ein­fach, sie war ja auch freund­lich und sah den Fehler ein.
    Dann hat­te ich aber auch mal den Fall, daß ein Marketingmanager einer gro­ßen Firma (die Magnete für Magnetschwebebahnen her­stellt) mir mail­te und mein­te: „ich sol­le doch mal bit­te dies und jenes Bild in grö­ße­rer Auflösung rüber mai­len, denn die Bilder auf mei­ner Webseite wären zu klein um davon Tassen für Werbegeschenke her­stel­len zu können!“
    Ich schau­te auf deren Webseite und fand dort alles vol­ler mei­ner Bilder! Daraufhin schrieb ich: „sehr geehr­ter Herr XY, vie­len Dank für Ihre Anfrage, die Bilder kos­ten Sie x€, damit sind auch die Bilder abge­gol­ten die Sie unrecht­mä­ßig seit eini­ger Zeit auf Ihrer Webseite benutzen.“
    Ich bekam nach einer hal­ben Stunde eine Email zurück: „Wir haben kein Interesse mehr an ihren Bildern.“ Der Blick auf die Webseite ver­riet mir – alle Bilder sind ent­fernt wor­den. Damit hat­te ich auch kei­nen Beweis mehr.
    Jetzt siche­re ich immer sofort alles, schal­te mei­nen Anwalt ein – Stefan Pagel super Anwalt für Bildrecht – und wenn der „Sünder“ unein­sich­tig ist und ich per­sön­lich ent­schei­de zu kla­gen (weil die­ser dreist oder dumm­dreist ist), dann gehen wir den Schritt.
    Übrigens gehör­ten auch zwei gro­ße Schokoladenhersteller schon ein­mal zu mei­nen „Kunden“! 😉
    Nicht immer sofort die gro­ße Keule aus­pa­cken, es muß immer ver­hält­nis­mä­ßig bleiben!
    Viele Grüße, Sebastian Reuter

  6. @Maschi:

    Ich sehe dein Problem nicht. Die Person hat­te eine Straftat began­gen, ich habe es bemerkt, aber kei­ne Anzeige gestellt und die Person hat sich ent­schul­digt. Unter „Kriminalisierung“ ver­ste­he ich eher das Gegenteil.

  7. Fairer Umgang mit­ein­an­der ist immer bes­ser, als die gro­ße Keule zu schwin­gen. Wenn dann am Ende so eine Reaktion dabei raus­kommt (rüh­rend wür­de ich das auch nicht bezeich­nen), dann ist das Ziel erreicht.

    Allerdings: als damals 18-​Jährige hät­te sie den­noch wis­sen müs­sen, dass die Aktion nicht Rechtens war. Heute sind alle Internetnutzer über sol­che Dinge eigent­lich bes­tens infor­miert. Schliesslich gehen Berichte über hohe Anwaltskosten und Schadenerstzforderungen im Zusammenhang mit Urheberrechtsverletzungen durch sämt­li­che Gazetten. Ich möch­te der Maria nichts Böses unter­stel­len, aber ein wenig blau­äu­gig war das schon. Glück für sie, dass Du so nor­mal reagiert hast.

  8. es ist bemer­kens­wert, wie wenig kon­se­quent wir letzt­lich unse­re Rechte (und damit Broterwerb) ver­tei­di­gen. Ich bin mitt­ler­wei­le von die­ser Linie weg und las­se sofort nach einem fehl­ge­schla­ge­nen Versuch der „güt­li­chen Einigung“ die gesam­te Maschinerie ansprin­gen: Anwalt, Abmahnung, Rechnung lt. MFM zzgl. Aufschläge lt. mei­nen AGBs.

    Mit einer schmal­zi­gen eMail und ledig­lich einer Entschuldigung wür­de ich mich defi­ni­tiv nicht zufrie­den geben. Ich kann ja auch nicht in einen Laden gehen, mir die Taschen voll­pa­cken, raus­lau­fen und – wenn ich erwischt wer­de – alle Sachen mit einem „Sorry“ ganz galant wie­der abge­ben… da ist es auch egal, ob pri­va­te oder gewerb­li­che Nutzung, Diebstahl bleibt Diebstahl. 

    Mag sein, daß der/​die Betroffene dann wütend reagiert, böse eMails schreibt oder sonst­wie meint, sich auf­re­gen zu müs­sen. Mir doch egal. Ich gebe die­sen Personen eine Chance und wer die nicht nut­zen mag – wie vor zwei Jahren die Redaktion einer gro­ßen Boulevard-​Zeitung – kriegt Post vom Rechtsanwalt.

    Letztlich hilft nur eins: drauf­hau­en, und zwar mit dem kom­plet­ten Arsenal. Erst dann ler­nen die Leute. Und erst dann haben wir letzt­lich sowas wie eine Entschädigung für die ande­ren 30 Fälle, die nicht ent­deckt werden…

    Vielleicht sehe ich das aber auch anders, weil ich mei­ne Bilder eben nicht für ein paar Cents her­ge­be. Welche Lizenzanalogie soll denn bei einem Bild aus dem Microstock-​Bereich ange­wen­det wer­den? 3faches Verkaufshonorar der XS-​Lizenz für 0,68 Cents oder doch nur 3facher Fotografenanteil (sind das dann 3x0,25 Cents?!)? Hm, tat­säch­lich unerheblich. 

    Lohnt sich erst, wenn rea­lis­ti­sche Summen für die Nutzung bzw. der Lizenzanalogie ange­setzt werden.

  9. Ich sehe es wie tom­tom­tom – wenn jemand mein Objektiv oder mei­ne Kamera mit­ge­hen lässt kann ich das auch nicht tolerieren.

    Aber es ist wenigs­tens ein­sich­tig von dem Mädchen /​ der Frau, dass sie ihren Fehler auch nach mona­ten noch ein­sieht und sich dafür wenn auch ver­spä­tet ent­schud­ligt. Besser als die Leute, die sowas dann aus­sit­zen wollen.

  10. @ Sebastian

    Wenn es in der von Dir erzähl­ten Anekdote nicht um Deinen Broterwerb gin­ge, könn­te man über die unglaub­li­che Dreistigkeit des Magneten-​Managers schon fast lachen.

    Im Übrigen bin ich zwar der Auffassung, dass gene­rell bei jedem der glei­che Maßstab ange­legt wer­den soll­te. Jedoch plä­die­re ich auch für ein Abwägen. Und da kom­me ich schon zu dem Schluss, dass es zwei sehr ver­schie­de­ne Paar Schuhe sind, ob sich nun ein Marketingmanager (!) meh­re­re Bilder unrecht­mä­ßig und zum Zweck einer offen zuge­ge­be­nen kom­mer­zi­el­len Nutzung aneig­net oder ob eine medi­en­recht­lich uner­fah­re­ne Schülerin sich ein ein­zel­nes Bild zu einer ein­deu­tig nicht-​kommerziellen Nutzung unrecht­mä­ßig aneig­net. So sehen das ja auch Robert und Sebastian.

    Umso mehr wurmt es mich, dass die­ser Magneten-​Heini unge­scho­ren davon kam, nur weil er die Bilder schnell von der Website ent­fernt hat. Nun weiß ich nicht, wie Sebastian „seit eini­ger Zeit“ defi­niert, in der die Bilder unrecht­mä­ßig auf der Website zu sehen waren. Aber war es wirk­lich so kurz, dass man dem fei­nen Herrn nicht mit­tels Google Cache bzw. Wayback Machine die Beweise nur so um die Ohren hät­te hau­en können?

  11. @ Hieronymus Uccle: das mit den Magneten-​Heini ist jetzt schon ca. 5 Jahre her. Damals hat­te ich noch nicht so oft schlech­te Erfahrung gemacht. Aber an die­sem Punkt habe ich auch für mich ent­schie­den ab jetzt zuerst alles zu sichern und vor­sorg­lich mei­nen Anwalt für Bildrecht ein­zu­schal­ten. Und dies nun­mehr auch ein Freund ist, fal­len erst Kosten an (dann für den Gegner) wenn ich das „GO“ bzw. das „Stefan fass“ gebe. 😉

    @ Tomtomtom: das mit der rie­sen Keule ist nicht immer hilf­reich! Manche Menschen wis­sen wirk­lich nicht was sie da machen und wenn Du einen „Fehler“ begehst wür­dest Du Dich auch freu­en wenn Dir die geg­ne­ri­sche Partei anbie­tet den (finan­zi­el­len) Schaden für Dich so gering wie mög­lich zu halten!?
    Klar, Strafe muß sein und ein­däm­men müs­sen wir den Bilderklau auch! Aber wenn ich ein Stoppschild über­fah­re und von der Polizei ange­hal­ten wer­de, dann freue ich mich auch wie ein Kind, wenn die mich nach einer Verwarnung ohne Punkte lau­fen las­sen. Bei einem Busfahrer der 50 Kinder fährt wür­de ich das nicht dul­den wol­len… aber das mei­ne ich auch mit der Differenzierung!

    Zumal man sich (wie Robert sag­te) auch kei­ne Freunde macht. Und wenn man so wie ich Fotograf in einer klei­nen 100.000 Einwohnerstadt ist, dann ist man auch dar­auf ange­wie­sen das der Ruf nicht durch wüten­de Beklagte geschä­digt wird. Und die erzäh­len die Geschichte immer aus deren Sicht, da nützt es auch nichts wenn Du trotz­dem Recht hast! Deswegen sag­te ich auch: wenn sie dumm­dreist wer­den, dann sehe ich mich gezwungen…!

  12. Ich gera­te stets an jene Bilderklauer, die damit auch noch ihr Geld ver­die­nen (SEO-„Spezialisten“). Auf höf­li­che Anfragen und Hinweise reagie­ren die gar nicht. Rechnungen neh­men sie nicht zur Kenntnis. Es bleibt nur der Weg vor Gericht, den man als Urheber zunächst ein­mal vor­be­zah­len muss. Zwar bekommt man dann leicht sein Recht – ein Urteil –, das nützt einem aber gar nichts, wenn der Gegner plei­te geht oder unter­taucht. (Wohlgemerkt, es geht nur um in Deutschland ansäs­si­ge Bilderdiebe.)
    Ein Fall beschäf­tigt mich nun geschla­ge­ne drei Jahre (in Zahlen: 3!), obwohl die Rechtslage ganz klar ist. Teilweise liegt es auch an der Unfähigkeit (oder dem Unwillen) des beauf­trag­te Anwalts. Um Kleinkram mit Streitwerten von weni­gen Hundert Euro küm­mern sich man­che von die­sen Burschen nicht ger­ne, obwohl sie einen vor­her noch mit Erfolgsversprechen anlo­cken. Bei Gelegenheit wer­de ich über die Geschichte schrei­ben – auch als Ratgeber für ande­re Kreative. Dieser eine Fall hat mich bis­her 1.500 Euro gekos­tet und _​nichts_​ ein­ge­bracht. Noch nicht ein­mal eine Unterlassungserklärung des Diebes.
    Seither jeden­falls reagie­re ich äußerst all­er­gisch, wenn ich lese, dass jemand mit SEO (Suchmaschinenoptimierung) sein Geld ver­dient. Denn die obers­te und ein­fachs­te Regel guter Suchmaschinenplatzierung ist aktu­el­ler und wech­seln­der Inhalt. Den klau­en sich die­se „Spezialisten“ oft genug für ihre mit Werbung zuge­pflas­ter­ten Linkfarmen mit Skripten aus den Abermillionen Bilderanbietern rotz­frech raus.
    Das sind kei­ne Bagatelldelikte.

  13. @Jay: Wenn Du dar­über schrei­ben willst, wür­de ich Dir auch Platz in mei­nem Blog machen, bei Interesse kon­tak­tie­re mich einfach.

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