Wer als Stockfotograf paar Wochen Pause macht, kann sich auf umfangreiche Lektüre einstellen, um auf dem Laufenden zu bleiben. Als Anhaltspunkt hier einige Updates:
- Die Frage lag auf der Hand, seitdem Shutterstock die Agentur BigStockPhoto gekauft hatte: Können Fotografen von Shutterstock ihre Bilder automatisch zu BigStock senden? Lange hieß es, nein, das sei nicht möglich, nun geht es doch: Vorerst dürfen ausgewählte Fotografen (mit großen Portfolios und vielen Verkäufen) ihre Bilder automatisch zu BigStock kopieren, danach soll der Prozeß schrittweise für mehr Kontributoren geöffnet werden.
- Die Bildmaschine kündigte per Email an ihre Fotografen einen „kompletten Relaunch“ für das zweite Quartal 2011 an. Im Zuge der Neuausrichtung wurde der Bildbestand von 1,5 Millionen Bilder neu gesichtet und Bilder gelöscht, die entweder weniger als 5 Megapixel hatten, deren Verschlagwortung nicht optimal war oder bei der die Bildmaschine keine Vermarktungschancen sieht. Vor allem letzteres rief bei Fotografen hämische Kommentare hervor, die über die Bildagenturen seit mehreren Jahren keine Bilder verkaufen konnten.
- Begeisterung löste hingegen eine andere Meldung aus: Die Bildagenturen Fotolia und Dreamstime liefern keine Bilder mehr an Pixmac. Auf den ersten Blick ist es vielleicht verwunderlich, dass eine Vertragskündigung Jubel auslöst, aber die Hintergründe lassen einem schon ein Kribbeln über den Rücken laufen. Ich hatte vor einigen Wochen im Blog über Pixmac berichtet und das fiel nicht positiv aus. Mittlerweile erhebt Dreamstime offiziell den Vorwurf, dass Pixmac Bilder entgegen vertraglichen Vereinbarungen verkaufen würde und – noch schlimmer – Verkäufe nicht immer mit Fotografen abrechnen würde. Viele Fotografen melden sich auch in deutschen und englischen Foren, dass zum Beispiel Namen falsch zugeordnet würden, fremde Bilder im eigenen Portfolio zu finden seien und vieles mehr. Das kann ich aus eigener Hand bestätigen, da ich selbst mehrere fremde Bilder in meinem Portfolio fand. Da bekommt die aktuelle Pressemitteilung von Pixmac, in der sie von „fairen Regeln“ sprechen, einen bitteren Beigeschmack.
- Übrigens: Wer meint, er habe mit Pixmac nichts zu tun, sollte nicht so sicher sein. Wer zum Beispiel bei BigStock, 123rf, Fotolia, Dreamstime oder Imagebroker Bilder verkauft und dort die Weitergabe seiner Bilder an Partneragenturen erlaubt hat, könnte seine Fotos bei Pixmac finden. Ob unter seinem Namen, ist jedoch nicht immer gesichert. Erster Anhaltspunkt zur Suche: Bei Pixmac nach einem häufigen Keyword der eigenen Bilder suchen und unter „Erweiterte Suche“ im Feld „Urheber“ seinen Benutzernamen bei einem der genannten Bildagenturen eintragen.
- Alamy sucht professionelle Videofilmer, die ihr Footage über die Bildagentur vermarkten wollen. Damit sind ausdrücklich jedoch keine Fotografen gemeint, die bisher nur ein bißchen an der Videofunktion ihrer DSLR herumspielen. Wie ich zum Beispiel.. 🙂
- Nachdem istockphoto die Honorare für Fotografen Anfang des Jahres gesenkt hatte, sie danach minimal angepasst hat, es zur Weihnachtszeit einen großangelegten Betrugsversuch gab und die Suche momentan nicht richtig funktioniert, geht istockphoto den einzig logischen Schritt: Die Bildagentur hebt die Preise an. Betroffen sind nicht nur Fotos, sondern hauptsächlich Videos.
- Aber auch Fotolia senkt wieder die Fotografenhonorare: Nicht-exkusive Fotografen bekommen ab nächste Woche nur noch 20 statt 25% (Ranking Weiß), 23 statt 28% (Bronze), 25 statt 31% (Silber) oder 31 statt 34% (Gold). Exklusive Fotografen erhalten dann nur noch 35 statt 42% (Ranking Weiß), 40 statt 45% (Bronze) oder 45 statt 48% (Silber). Ein kurzes Durchrechnen ergab: Ich werde vermutlich einen dreistelligen Honorarverlust haben.
- Noch mal istockphoto: Die Firma Lookstat hat errechnet, dass bei wichtigen Suchbegriffen wie „Business“ oder „Medizin“ exklusive Bilder 4x häufiger als nicht-exklusive Bilder bei istockphoto angezeigt werden.
- Paul Melcher stellt in seinem Blog die Firma X‑Pire vor und mit ihr einen interessanten Ansatz, wie es in Zukunft vielleicht möglich sein könnte, die „rights managed“-Lizenzierung von Bilder zu neuem Glanz zu verhelfen.
- Nachdem Yuri Arcurs seine Bildbearbeitung nach Indien ausgelagert hat, crowdsourct er jetzt auch seine Art Direction. Vielleicht sollte ich das auch mal machen.
- Nach einigen anderen Bildagenturen hat jetzt auch Veer ein Riesen-Shooting namens „Photo Op 2010“ organisiert. Die Ergebnisse, Making-Of-Fotos und ein Making-Of-Video gibt es hier zu sehen.
- Da ich vor kurzem verschiedene Software zum Erstellen einer eigenen Bildagentur vorgestellt habe, soll dieser Hinweis nicht fehlen: Am 28.1. stellt der Journalistenverband DJV in einem Online-Seminar das hauseigene DJV-Bilderportal vor, mit dem Fotografen selbst ihre Bilder vermarkten können.
- Nicht nur für Fotografen, sondern für alle Selbständigen interessant ist dieses Flussdiagramm, welches einem die Frage beantwortet: „Wann sollte ich umsonst für jemanden arbeiten?“
Was sagt ihr zu den Neuigkeiten? Habe ich etwas vergessen? Wenn ja, dann bitte wieder als Kommentar ergänzen.
Fotolia senkt die Honorare? War ja zu erwarten nach istock…zeurst noch gross Werbung machen, dass man mehr zahlt als iStock und dann auch senken. Wann kommt die nächste Senkung und wie viel?
Interessnat ist auch, dass ich davon gar nichts wusste; normalerweise erfahre ich davon kurzfristig per E‑Mail-Newsletter, aber irgendwie hats nicht mal für das gereicht dieses mal…
Also für mich ist diese ganze Stockfotografie mehr als auf dem absteigenden Ast, so wie sich das Entwickelt. Jedes Jahr sind die Fotos für die Agenturen weniger wert und meine Motivation sinkt und sinkt. Für das gleiche Bild habe ich (bin immer noch im silber-Ranking) vor 2 oder 3 Jahren noch 53% bekommen, jetzt sinds noch 45%.…Tendenz sinkend und das Vollexklusiv (wozu ich auch „gezwungen“ wurde.
Zum Thema X‑Pire empfehle ich die Lektüre folgendes Blogpostings:
http://www.danisch.de/blog/2011/01/05/idiotische-kryptographie-made-in-germany/
Das was man sich da ausgedacht hat ist eher peinlich für den Bildungsstandort Deutschland.
Weiss jemand wo Yuri seine Bilder in Indien bearbeiten läßt?
@cmon: inwiefern wurdest du zur Exklusivität gezwungen?
@Jörg: JaincoTech
Der komplette digitale Bildermarkt bricht preislich vollkommen auseinander. Durch das neue Fotorecht und durch das Carolinen Urteil (Klage vor dem Eu Gerichtshof)sind Paparazzo Bilder fast unverkäuflich geworden – bei Persönlichkeitsverletzung (gerichtliche Klage)wird der Fotograf von den Zeitungsredaktionen haftbar gemacht. Des weiteren hat die Bild Zeitung die Bilderpreise auch abgesenkt. Auch für Erlkönig Bilder werden nur noch lächerliche Summen gezahlt, wenn man seine Bilder in diesem Bereich überhaupt noch abgesetzt bekommt. Bei der riesigen Erlkönig Bilderflut werden die eingesendeten Bilder an die Autoredaktionen von den Redakteuren noch nicht Mal angeschaut. Gerade in diesem Bereich gibt es schon sehr viel Verarschung.
Beim Stockfoto Bildermarkt ist mir aufgefallen das die Preise immer weiter in den Keller gehen. Wenn z. B. 1000 Fotografen erkannt haben das man mit Stockfoto Bilder kein Geld machen kann und aufhören, fangen zur gleichen Zeit ca. 100000 neue Fotografen mit der Stockfotografie neu an und alle diese Neuanfänger gehen davon aus das man mit Stockfoto Bilder Geld machen kann – lustig.
Aus diesem Grund finde ich es sehr Bemerkenswert das Robert von seinen Bilderverkäufen existieren kann. Doch Robert ist noch jung und die Zeitspanne bis zu seiner Rente ist noch lang.
@Robert Danke, sind aber für Inder nicht so preiswert 😉
@all
Was man noch gegen die drastischen Senkungen im Stockmarkt machen könnte wäre eine neu Strategie.
Ich nenne sie einfach mal Team-Stock. Fotografen organisieren sich in einer Art Franchising mit einem eigenen Label. Produzieren gemeinsam in einen Teamstock und ein gewisser Prozentsatz vom Umsatz geht an Marketing bzw. persönliche Kontakte zu Verlagen raus. Das ganze müßte nur vertrieblich organisiert werden und die Qualität muß natürlich Top sein. Weiterer Vorteil man könnte auch kurzfristig auf Kundenanfragen und Produktionen reagieren.
Denk mal drüber nach.
@Trophy: Nur zur Erläuterung für Leser, die den Begriff nicht kennen: „Erlkönig“ werden Fotos von Autos genannt, die offiziell (noch) nicht auf dem Markt sind, also Prototypen, etc.
@Jörg: Ja, der Preis wird durch die Nachfrage geregelt, die ständig ansteigt… 🙂
Das Thema „Team-Stock“ ist nicht neu und existiert ja in verschiedenen Formen mehr oder weniger gut, sei es als Fotografen-Repräsentanz, als Fotografen-Kollektiv (Bilderberg), als inhabergeführte Agentur usw.
Ich finde das eine logische und erwartbare Entwicklung:
1. Zuerst gibt es nur wenige Stockfotografen und nur Plattformanbieter, die sich den Markt teilen. Die Preise sind dementsprechend, auch überteuert.
2. Andere werden aufmerksam und wollen auch ein Stück vom Kuchen.
3. Nun gibt es kein Halten mehr. Anbieter und Fotografen überschwemmen den Markt. Die Preise sinken.
4. Nach mehreren Preisrunden ziehen sich einige Vermarkter und Fotografen wieder zurück.
5. Qualität beginnt sich durchzusetzen.…
So läuft es doch immer, egal in welcher Branche. Nur werden dabei einige wie immer auf der Strecke bleiben.
@Beobachter: ich glaube das ist zu kurz gedacht. Warum sollten denn vor allem die qualitativ hochwertigen Anbeiter übrig bleiben? Auch wenn die bei Fotolia gerade ausgespart wurden: letztes Jahr wurden die maximalen Startpreise bei 3 Credits gedeckelt, das betraf alle ab Gold.
Betrachten wir mal Punkt 4 und 5: Wer gibt denn wohl eher auf und zieht sich aus dem Markt zurück? Wirklich die tausenden Hobby-Fotografen die Microstock als Nebenverdienst sehen oder nicht vielleicht doch die Profis, die nur davon leben? Ich glaube eher, dass bei Kommissionskürzungen eher ein Profi sagt: ich muss mir was anderes suchen. Ein Hobby-Fotograf kann es sich eher leisten weniger ausgezahlt zu bekommen.
Was kann denn nun der Profi machen um zu bestehen und eben nicht aufzugeben? Er kann versuchen andere Einnahmequellen zu finden was zugebenermaßen schwer werden dürfte. Er kann aber auch beschließen, dass er effizienter und kosten- sowie zeitsparender produzieren muss. Die Frage ist nun, wo er einspart? Model-Gagen? Equipment? Requisiten? Weniger intensive Nachbearbeitung (z.B. nur Grundretusche)?
Somit ist Punkt 5 in Frage gestellt, ob sich Qualität durchsetzen wird. Ich glaube eher dass die Qualität sinken wird, weil sich die Leute eben versuchen das gegen den Zeitaufwand gegenzurechnen.
@Robert: ich hätte unter Teamstock jetzt verstanden, dass mehrere Fotografen zusammen ein Stockportal beliefern. Aber das ist damit nicht gemeint, oder? Wenn man gemeinsam als eine Firma auftreten würde, würde das gegen rechtliche Regelungen bei den Agenturen verstoßen?
Es ist schon erstaunlich, wie die Preise für ehrliche Arbeit immer weiter in den Keller gehen. Würden einfach mal ein paar Tausend Fotografen bei den Agenturen ihren Account kündigen und ihre Bilder für eine Weile zurückziehen, würden die Firmen sich das vielleicht nochmal anders überlegen.
Auch ich werde dauernd angefragt, für dieses oder jene Onlineprojekt zu schreiben und fotografieren, „leider ohne Geld, denn man befinde sich ja gerade in der Aufbauphase“. Und braucht aber trotzdem qualitativ hochwertige Beiträge.
Es macht mich krank.
Daher danke vielmals für den Hinweis auf shouldIworkforfree.com. Diese Seite werde ich zukünftigen Anfragen beifügen.
@Michael
Gezwungen steht darum in Anführungs- und Schlusszeichen, da ich natürlich schon anders wählen hättte können, ABER: Das Problem war, vor ein paar Jahren zahlte Fotolia ca. 50% auch für nicht-exklusive Fotos. Ich hatte damals 80% bei Fotolia und noch etwas auf anderen Platformen verteilt. Als Fotolia dies plötzlich änderte und für Teilexklusiv nur noch ca. die Hälfte gezahlt hätte, musste ich entscheiden: Entweder von 80% der Einnahmen nur noch die Hälfte bekommen, oder die 20% Bilder bei den anderen Löschen…ich weiss nicht ob ich richtig entschieden habe, aber der Hauptgrund, warum ich dann Vollexklusiv zu Fotolia gewechselt bin war, dass ich einfach den Aufwand nicht machen konnte, die 80% Bilder bei all den anderen Agenturen einzustellen, um dem Verlust entgegen zu steuern…Tja und jetzt bin ich dafür 100% den Launen von einer Agentur ausgesetzt, die wie alle anderen Schritt für Schritt für die selbe Arbeit weniger Zahlt.
Zum Thema „Should I work for free?“: Mit freundlicher Genehmigung und Unterstützung von Jessica Hische habe ich das ganze mal ins Deutsche übersetzt.
mfg, pgs
Die große Krise bei Mikrostock wird erst in ein paar Jahren kommen.So etwa bei 20–30 Millionen Bildern in der Datenbank.
Da werden die Agenturen stark zur Selektion gezwungen sein Derzeit läuft es ja super bei den Mikros und ich würde jeden empfehlen sich schnell noch ein Stück vom Kuchen zu holen.
Derzeit bekommt ja noch rund 85% Annahmen pro Lieferung durch die Selektion und verkaufen sich sogar auch noch gut.
In ein paar Jahren wird man bei den Mikros mit einer Quote von etwa 30% glücklich sein müssen, der RPI wird auch ein wenig sinken. Da sind doch die Honorakürzungen noch gar nichts. Kein Grund sich wegen so einer Lappalie aufzuregen.