Am Montag verschickte die Deutsche Telekom Emails an die Fotografen der Bildagentur Polylooks , welche zum 31.12.2010 geschlossen wird. Diese lautete:
„Lieber [Fotografenname],
Ende September haben wir angekündigt, dass Polylooks zum 31.12.2010 geschlossen wird. Damit Sie weiterhin von Verkäufen Ihres Bildmaterials profitieren können, haben wir nun ein einmaliges Angebot für Sie: Transferieren Sie Ihren Bildbestand zu unserem Partner Pixmac und erweitern Sie damit ohne Aufwand Ihre Erlösbasis.
Ihre Vorteile im Überblick:
- Automatischer Bildtransfer mit allen Meta-Angaben an Pixmac
- Verkaufen Sie Ihre Bilder mit bis zu 50% Provision
- Profitieren Sie von einem internationalen Anbieter mit weltweitem Partnernetzwerk
Wir freuen uns, Ihnen damit ein Angebot machen zu können, mit dem Sie den Verkauf Ihres Bildmaterials reibungslos fortsetzen können. Das Angebot ist bis zum 30. November 2010 befristet.
Beantragen Sie den Transfer Ihres Bildbestands am besten gleich!Mit freundlichen Grüßen
Ihr Polylooks-Team“
Da stellt sich sofort die Frage: Lohnt sich das?
Schauen wir uns die Agentur Pixmac genauer an.
Pixmac wurde im September 2008 von Vita Valka in Tschechien gegründet. Auch wenn die Agentur in den letzten Monaten an Besucherzahlen stark zugelegt hat, dümpelt sie doch noch deutlich unter den vier Branchengrößen Shutterstock, Fotolia, istockphoto und Dreamstime, was auch die Entwicklung des Traffic-Ranks bei Alexa.com zeigt:
Es gibt auch eine deutschsprachige Version der Agentur unter pixmac.de, deren Traffic-Rank liegt jedoch noch unter dem dieses Blogs.
Pixmac zahlt nichtexklusiven Fotografen 30–44% des Verkaufspreises als Fotografenanteil. Exklusive Fotografen erhalten 45–60%, aber angesichts des geringen Traffics ist das keine realistische Option. Die 44% erreichen Fotografen, nachdem sie mehr als 100 US-Dollar Einnahmen generiert haben.
Wer sich ausnahmsweise die Mühe macht, vor der Registrierung die Vertragsbedingungen in deutsch zu lesen, wird Bauchschmerzen bekommen. Zwei wichtige Kritikpunkte, die im August 2010 aufkamen, sind dort immer noch nicht behoben. Zum einen müssen Fotos nach dem Hochladen mindestens ein Jahr in der Agentur verweilen: „Sie können Ihr genehmigtes Material von diesen web-Seiten entfernen oder blockieren, stimmen aber dem zu, dass Sie das nicht vor Ablauf 1 Jahres nach Hochladen des Materials tun.“ Nach Aussage des Firmengründers per Mail kann jedoch für kleine Teile des Portfolios auf Wunsch eine Löschung beantragt werden: „In individual cases we’re ready to delete small portions of the portfolio upon request“.
Außerdem verfallen Fotografeneinnahmen nach einem Jahr, wenn bis dahin nicht die Auszahlungsgrenze von 50 US-Dollar erreicht wurde: „Kredit ist eine Zahlungseinheit bei Pixmac. Der Fotopreis und die Autorenprovisionen sind in Krediten abgebildet und der Kreditpreis ist in der Preisliste abgebildet. Die Kredits laufen nach einem Jahr nach deren Einkauf ab.“
Der dritte unschöne Punkt: Im deutschen Vertrag ist munter von 50% Fotografenanteil die Rede, dass diese seit dem 1. April 2009 auf 30% gesenkt wurden, steht nur in englisch dort.
Dazu kommt, dass viele große Bildagenturen wie Fotolia, Dreamstime und auch Macrostock-Agenturen wie Moodboard und Image Source die Agentur beliefern. Wer trotzdem Pixmac direkt beliefern will, muss die Bildagentur kontaktieren und mit der Nennung des eigenen Usernamens bei Pixmac und den anderen Microstockagenturen um eine manuelle Sperrung bitten, damit nur die direkt hochgeladenen Bilder angezeigt werden und doppelte Anzeigen vermieden werden.
Hier kommt der vierte ärgerliche Punkt ins Spiel: Fotos der Partneragenturen werden teilweise mit falschen Benutzerdaten angezeigt:
Als Beispiel eins von mehreren Fotos, die bei Pixmac unter meinem Fotolia-Nutzernamen „style-photographs“ geführt werden, aber eigentlich dem Fotolia-Nutzer „helix“ (bzw. anderen) gehört. Spart euch bitte Kommentare, dass sich unsere Fotos zu ähnlich seien, die wichtigere Frage ist: Wer bekommt beim Verkauf das Honorar?
Überhaupt das Honorar: Bei den Bildpreisen liegt Pixmac zusammen mit Crestock und CanStockPhoto am unteren Ende der Fahnenstange. Wer über Contentpartner wie Fotolia dort Fotos anbietet, bekommt von Fotolia zum Beispiel immerhin das gleiche Honorar als wäre das Foto bei Fotolia gekauft worden. Verkaufe ich bei Pixmac ein Web-Bild direkt, erhalte ich 23–45 Cent (bis 1,75 Euro bei Einzel-Download ohne Credits), bei Fotolia erhalte ich dafür 25–46 Cent, bei teilexklusiven Bildern mit höheren Startpreisen mindestens das Doppelte.
Ähnliches gilt für Abo-Verkäufe und „Erweiterte Lizenzen“: Während andere Microstock-Agenturen diese weitreichenden Rechte oft für dreistellige Summen verkaufen, schlägt Pixmac nur 12 Credits (ca. 8–12 Euro) zusätzlich auf den Bildpreis. Bei Abo-Verkäufen erhält der Fotograf immer mindestens 10 Cent, ansonsten gelten auch die 30–44%. Fotos, die über Contentpartner (also z.B. Dreamstime oder Fotolia) bei Pixmac angeboten werden, sind jedoch nicht im Rahmen eines Abonnements erhältlich.
Ein Detail, was viele Agenturen selten erwähnen, sind die Rabatte. Wenn eine Bildagentur zu Marketing-Zwecken Bildkäufern Preisnachlass gewährt, kann entweder die Agentur diesen Rabatt selbst stemmen oder den Fotografen ebenfalls anteilig daran beteiligen – wie es Pixmac macht.
Ob es sich angesichts dieser Details lohnt, dort seine eigenen Fotos direkt anzubieten, muss jeder Fotograf selbst entscheiden. Ich habe mich dagegen entschieden.
Wie ist Eure Entscheidung? Werdet ihr Eure Fotos von Polylooks zu Pixmac beamen? Oder wenn ihr schon direkt über Pixmac Bilder anbietet: Wie verkaufen sich Eure Fotos?
Update 23.11.2010, 9:00 Uhr:
Der Eigentümer von Pixmac, Vita Valka, wies mich eben per Email auf zwei Dinge hin: Zum einen gelte die Mindestlaufzeit von neuen Fotos NUR für Fotografen, die das Polylooks-Angebot annehmen. Wer seine Fotos selbst zu Pixmac hochlade, könne diese jederzeit löschen. Zum anderen würden die erzielten Credits der Fotografen nicht verfallen. Ich schreibe das im Konjunktiv, weil diese Sachen trotzdem noch in den Vertragsbedingungen stehen. Laut Valka seien diese aber nur veraltet und würden schnell angepasst werden.
Update 23.11.2010: 10:15 Uhr:
Die Vertragsbedingungen auf der deutschen Pixmac-Seite wurden jetzt dahingehend geändert, dass 1. die Fotografencredits nicht mehr verfallen und 2. die Mindestlaufzeit für Fotos nur für Bilder gilt, die von Polylooks kommen. Nach dem Löschen eines Bildes wird es jedoch weiterhin 1 Jahr auf der Pixmac-Seite angezeigt.
Zitat:„Außerdem verfallen Fotografeneinnahmen nach einem Jahr, wenn bis dahin nicht die Auszahlungsgrenze von 50 US-Dollar erreicht wurde: “Kredit ist eine Zahlungseinheit bei Pixmac. Der Fotopreis und die Autorenprovisionen sind in Krediten abgebildet und der Kreditpreis ist in der Preisliste abgebildet. Die Kredits laufen nach einem Jahr nach deren Einkauf ab.”“
Das geht ja schon mal gar nicht. Darauf sollte man es mal ankommen lassen. Lt. Auskunft eines befreundeten Rechtsanwalts ist dies eine mit geltendem EU-Recht nicht zu vereinbarende Vertragsklausel, die nur einseitig begünstigend sittenwidrig ist …
Aber für mich kommt diese Agentur eh nicht in Frage …
@Frank: Im Update ganz unten steht, dass der Pixmac-Inhaber meinte, das stimme so nicht mehr, die Vertragsbedingungen müssten noch geändert werden.
Ich halte das auf Grund der Kritikpunkte für unseriös. und unprofessionell. Von daher werde ich nicht umziehen. Zumal sich das bei meinen paar Bildern nicht lohnt. Bin halt doch mehr der Auftrags- als Stockfotograf.
drecksäcke… ( nein ich äussere mich nicht weiter…)
Ich habe ein „Käufer-Konto“ bei Pixmac und bin damit mittelmäßig zufrieden.
Pixmac hat nach eigenen Angaben ca. 11 Millionen Bilder online – ABER bei der Suche bekomme ich meist bei istockphoto wesentlich bessere Ergebnisse.
Einerseits wird bei Pixmac schlampig gearbeitet, z.B. Übersetzungen andererseits funktioniert der Support ganz gut. Bei istockphoto ist der Support mies.
Eigentlich bin ich auf der Suche nach einer guten europäischen Bildagentur, die sowohl Microstock als auch Macrostock anbietet. Sehr interessant ist auch Imagepoint mit der „Buy and Away“ Option.
Die optimale Agentur für Stockfotos hab ich leider noch nicht gefunden ;-(
Ich werde nicht umziehen und eine direkte Belieferung kommt für mich nicht in Frage. Ich habe mir vor einigen Wochen meine persönliche Preisgrenze gesetzt, zu der ich bereit bin, Fotos im Microstockbereich anzubieten. Pixmac hat es geschafft, diese zu unterbieten:-(
Hinsichtluch der Vertragsklauseln, die Robert angeführt hat – auch wenn sie jetzt geändert werden sollen, so sind sie jedenfalls jenseits von seriös. Und demnächst ändern ist unverbindlich – sofort eine seriöse Vertragsgestaltung wäre das Gebot der Stunde.
Danke für die ausführliche Besprechung, Robert.
LG röde-orm
Danke für die gute Recherche. Da ich sowieso keine Bilder bei Polylooks habe, erübrigt sich das „Angebot“ bei mir natürlich.
Vielen Dank für diese Analyse und ich finde es beeindruckend, welchen Stellenwert Du in der Szene hast. Du schreibst etwas in Deinem Blog und schon reagiert der Agenturinhaber, schreibt Dir und passt Teile entsprechend Deiner Kritiken an. Super!
Also ich werde nicht wechseln!
Da meine Bilder bereits über Fotolia und istockphoto dort präsent sind, macht es für mich keinen Sinn. Und mit deinen sehr gut recherchierten Daten, werde ich an Pixmac keinen Gedanken mehr verschwenden.
Polylooks ist für mich sowieso bereits tot.
Gestern wollte ein Kunde ein Bild dort von mir kaufen und hat nach dem Download nur eine unvollständige Datei erhalten? Danach hat er bei Polylooks reklamiert. Und die haben halt mal so meine privaten Daten zur Kontaktaufnahme weitergegeben.
Ich weiß nicht wo der Sinn einer Stockagentur sein soll, wenn man einem Käufer die Bilddatei in gleicher Qualität noch einmal zumailen darf?
Komischer Laden.
Kein Wunder, daß die zum Jahresende dicht machen?
Sehr geehrte Damen und Herren,
Leider fällt man als Kleinkind doch ab und zu mal hin. Pixmac ist nur 2 Jahre alt. Es gibt noch viel zu tun, wir haben noch nicht mehrere Jahrzehnte Erfahrung. Auf allen Ebenen strengend wir uns an. Wir bemühen uns beide Parteien, Käufer und Verkäufer zufrieden zu stellen, aber das ist natürlich nicht so einfach. Vor allem am Anfang. Die Pixmac.de ist jetzt 11 Monate alt. Ich gebe zu, die deutsche Übersetzung ist noch nicht perfekt, machmal hinken wir dem englischen Text hinterher. Eben, das mit den Vertragsbedingungen zum Beispiel. Aber das wird sich ändern, muss sich. Ich bin stolz auf unsere Leistungen, auch wenn man es nicht so von außen wahrnimmt – wir ackern rund um die Uhr, auf einigen Kontinenten. Die Anstrengungen sind da, und zwar enorm. Ich hoffe dass wir immer mehr und mehr Käufer und Verkäufer zufriedenstellen können.
Mit freundlichen Grüssen,
Istvan Lörincz (pixmac3Cmanager)
Pixmac Manager für DE, AT und HU
Sehr geehrter Herr Lörincz,
tut mir Leid, aber ich kann das von Ihnen Geschriebene so nicht nachvollziehen. Sollte es für eine Agentur nicht das Wichtigste sein, sich zunächst einmal rechtlich abzusichern und gehört dazu nicht zu allererst ein lesbarer und an das jeweilige Land und dessen Gesetze angepasster Vertrag für Lieferanten und Käufer? Nach elf Monaten sollte man das doch aber auch hinbekommen haben, ohne, dass erst in einem Blog auf die Problematik hingewiesen werden muss.
Hallo Robert.
Auch ich muss mich bei Dir für die Mühe und die Recherche bedanken, die Du Dir immer machst!
Als ich das Angebot von Pololooks erhalten habe, wollte ich erst mal abwarten was Du und die anderen User, Deines Blogs dazu meinen und mir dann ein Bild machen.
Ich bin wirlich sehr froh, dass es eine Plattform gibt, die etwas Licht in das ganze bringt.
Also nochmals herzlichen Dank und mach bitte weiter so!
Erich
Ps: ich werde nicht zu Picmac ziehen!
Hallo an Alle,
Wir werden die Vertragsbedindungen gründlich überprüfen und leserlicher machen.
Mit freundlichen Grüssen,
Istvan Lörincz (pixmac3Cmanager)
Pixmac Manager für DE, AT und HU
Ich bin umgezogen, aber bekam eine Mail das etliche Bilder nicht übernommen werden konnte aufgrund von technischen Fehler. Weiss ich nicht, ob ich es manuell hochlade, wahrscheinlich nicht.
Alex
Wie kann ich einen Vertrag abschließen, ohne zu wissen, was auf mich zukommt? Ich bestelle doch auch kein Auto, von dem ich nur die Räder kenne …