Der Fotolia-​Fußball-​Workshop im Rückblick

Olé, olé, olé! Deutschland ist im Fußball-​Fieber. Das spie­gelt sich auch im Bildermarkt wie­der. 34 der 50 meist­ver­kauf­tes­ten Bilder bei der Microstock-​Agentur Fotolia haben die­sen Monat die Fußball-​Weltmeisterschaft zum Thema, sei­en es Motive von Bällen, Fans oder der süd­afri­ka­ni­schen Flagge.

Fußballer macht Kopfball

Dieser Bedarf ist ein guter Anlass, den zwei­ten Fotolia-​Workshop unter dem Motto „K(l)ick it like a pro“ zu ver­an­stal­ten. Der ers­te Workshop im Dezember 2009 lief in einem gro­ßen Berliner Fotostudio unter der Leitung des Top-​Microstock-​Fotografen Yuri Arcurs. Am 29.5.2010 war es soweit und Fotolia gab 34 Fotografen die Möglichkeit, in einem Fußball-​Stadion Bilder zum Thema zu machen.

Es gab jedoch vie­le Unterschiede zum ers­ten Shooting. Das fing bei der Teilnahme an. Beim ers­ten Workshop wur­den die 15 Plätze noch im Rahmen eines Gewinnspiels ver­lost, dies­mal gab es mehr als dop­pelt so vie­le Plätze, die für 150 Euro gebucht wer­den konn­ten. Das klingt erst mal viel, ist aber – dazu kom­me ich spä­ter noch – ein Spottpreis. Geleitet wur­de der Fußball-​Workshop vom Berliner Profi-​Fotografen Marc Brinkmeier. Da Brinkmeier vor allem Auftragsarbeiten macht und nur neben­bei für Corbis foto­gra­fiert, war die Herangehensweise ganz anders als bei Arcurs, der ja nur Shootings macht, die ganz genau auf die Bedürfnisse von Bildagenturen zuge­schnit­ten sind.

Marc Brinkmeier vor Moodboard
Marc Brinkmeier vor Moodboard

So erklär­te Brinkmeier am Anfang vor einem Moodboard – eine Wand mit vie­len Bildern zum glei­chen Thema, wel­che zei­gen sol­len, in wel­che Richtung die eige­nen Fotos gehen sol­len – detail­liert an einem fer­ti­gen Foto, wie es ent­stan­den sein könn­te, sowohl bei der Beleuchtung als auch der Umsetzung des Motivs. Im Stadion wur­den drei ver­schie­de­ne Licht-​Setups auf­ge­baut. Einmal ein klas­si­sches Freisteller-​Set vor wei­ßem Hintergrund, ein Set an einem Holztor mit zwei Blitzen als Aufhelllicht und ein Set auf dem Rasen mit einem star­ken 1500-​Watt-​Blitz an einer gro­ßen Octobox, mit dem bei Belieben selbst das Sonnenlicht „weg­ge­blitzt“ wer­den kann. Ausführlich wur­de der Umgang mit Belichtungsmesser und Sinn und Zweck der ver­schie­de­nen Blitze bzw. Reflektoren und Abschatter erklärt.

Ein Model wird als Fan gestylt
Ein Model wird als Fan gestylt

Während es beim ers­ten Workshop vier klar vor­ge­ge­be­ne Motiv-​Sets gab (Freisteller, Küchenszene, Party, Chillout), wur­de dies­mal den Teilnehmern freie Hand gelas­sen. Es waren 20 Models anwe­send, Kinder, Männer, Frauen und Senioren gut gemischt, die alle­samt jedoch Amateur-​Models waren, im Gegensatz zu den Profi-​Models beim ers­ten Workshop. Dazu gab es eine Visagistin und einen Friseur, wel­che die Models auf­hübsch­ten und zwei Stylistinnen, wel­che mit einem Fundus an Fußballkleidung, Fan-​Artikeln und Unmengen an Accessoires bereit­stan­den, um die Models nach den Wünschen der Fotografen zu verwandeln.

Diese Kombination ermög­lich­te den Teilnehmern zum einen eine gro­ße Freiheit bei der Wahl der Motive und es gab kei­nen Mangel an Funkauslösern wie beim ers­ten Workshop. Der Nachteil jedoch war, dass die uner­fah­re­ne­ren Fotografen an vie­len Fronten gleich­zei­tig ler­nen muss­ten: Sie muss­ten ent­schei­den, wel­che Models wie gestylt was dar­stel­len soll­ten, sie muss­ten die­se Anweisungen den unge­üb­te­ren Model ver­ständ­lich machen, sich für einen Lichtaufbau ent­schei­den und die­sen auch beherr­schen und dar­auf ach­ten, dass im Hintergrund kei­ne ande­ren Fotografen ins Bild lau­fen. Frau Doktor beschreibt das anschau­lich in ihrem Blog.

Weiblicher Fußballfan im Stadion

Dass sich der Aufwand lohnt, zeigt jedoch ein Blick in die Galerie der Ergebnisse. Einige Bilder haben sich bereits nach knapp zwei Wochen über 10x ver­kauft. Da die­se Fotos exklu­siv über Fotolia ange­bo­ten wer­den, kann der Startpreis von 1 auf 2 Credits ange­ho­ben wer­den. So haben eini­ge der Teilnehmer schon locker ein Fünftel der Teilnahmegebühr wie­der ein­ge­spielt und Deutschland ist bei der dies­jäh­ri­gen Fußball-​WM noch im Rennen. Und Themen wie Mannschaftsgeist, „rote Karte“ oder juben­de Fans ohne Fußball-​Bezug las­sen sich auch wei­ter­hin gut ver­kau­fen. Ich selbst habe in der ers­ten Woche, nach­dem 25 Bilder von mir – nur ein Teil mei­ner Ausbeute – online waren, über 12 Euro verdient.

Wie zu erwar­ten sind bei den Käufern die belieb­tes­ten Motive jene, wel­che am auf­wän­digs­ten zu rea­li­sie­ren sind. Für die Bilder juben­der Deutschland-​Fans wur­den zum Abschluss des Workshops alle Models noch mal in die Maske geschickt und dann auf der Tribüne pos­tiert. Zwanzig Models zu cas­ten, zu schmin­ken und zu pos­tie­ren ist ein Aufwand, den kaum ein Fotograf betreibt, wes­halb sol­che Bilder mit Model-​Release (!) sehr sel­ten sind. Das zeigt sich in den Verkäufen.

Das obere Model in Aktion
Das obe­re Model in Aktion

In der oben ver­link­ten Galerie zeigt sich auch, dass bei glei­chen Models und ähn­li­chen Settings tech­nisch ganz ver­schie­de­ne Bilder ent­ste­hen. Damit mei­ne ich den Umgang mit Weißabgleich, Tonwertkurven, Kontrast und Sättigung. Während des Workshops bot Fotolia hier die Hilfe von erfah­re­nen Photoshop-​Experten an, die mit kom­plet­ten Workstations bereit stan­den, um RAWs zu kon­ver­tie­ren und Fotos zu retu­schie­ren. Angesichts der Verlockung frei­lau­fen­der Models wur­de die­ser Service jedoch kaum genutzt.

Einen guten Eindruck über die Atmosphäre beim Workshop ver­schafft die­ses YouTube-​Video, bei dem ihr mir ab Minute 7:20 auch kurz bei der Arbeit zuschau­en könnt:


12 Gedanken zu „Der Fotolia-​Fußball-​Workshop im Rückblick“

  1. Hallo,

    also ich kann mir beim bes­ten Willen nicht vor­stel­len, dass sich die­ser Workshop zumin­dest finan­zi­ell gelohnt hat. Zugegeben, ein paar weni­ge der Bilder ver­kau­fen sich der­zeit nicht schlecht (genau­ge­nom­men drei?). Es sind die Gruppenbilder – weil die­se wie Du schon gesagt hast, selbst schwe­rer dar­zu­stel­len sind. Aber der Rest? Man sieht den Bilder die Hobbymodels an. Auch bei den Gruppenbildern kommt für mich kei­ne ech­te FAN-​Begeisterung auf. Gekauft wer­den die­se Bilder nur, weil nix ande­res da ist – noch zumin­dest. Ob die Teilnehmer ihre Kosten je raus bekom­men, wage ich zu bezwei­feln. Zumal man bei 150 EUR + evtl. Anfahrten schnell mal bei 200 EUR lan­det, die erst­mal wie­der ver­dient wer­den müs­sen. Die Zeit ist dabei noch nicht­mal ein­ge­rech­net. Mein Tipp ist, dass ledig­lich zwei bis drei Leute mit Gewinn aus die­ser Sache gehen. 

    Von dem was ich so bei Deinem Bericht gele­sen habe, scheint es mir, als ob hier recht halb­her­zig von Fotolias Seite aus gear­bei­tet wor­den wär. Leute mit Null Ahnung sol­len selbst ein Set bestim­men und Hobbymodels len­ken? Hmmm .. für mich unter einem Workshopgedanken doch mehr als frag­lich. Klar, Profis wie Du sind davon eher nicht betrof­fen, da sie ein­fach die Möglichkeit der Situation nut­zen und das Beste aus den vie­len Models rausholen.

    Zusammenfassend kann ich für mich sagen, dass ich froh bin die­sen Workshop nicht belegt zu haben. Andere mögen dies sicher anders sehen.

  2. Ich muss mich „Light Impression“ lei­der anschlie­ßen. Ich habe im Vorfeld kurz­zei­tig mit dem Gedanken gespielt dort teil­zu­neh­men. Doch die Austragung des work­shop Themas zu einem Zeitpunkt, wo der Verkaufsboom um die Thematik wie­der absinkt und dann für 2 Jahre(!) bis zur EM im Agenturnirwana ver­schwin­det war für mich ein ers­tes KO Kriterium.
    Dazu, der gan­ze Spaß hät­te mich neben den 150€ Teilnahmegebühr auch noch gut 100€ Fahrtkosten sowie 60€ Hotelkosten gekos­tet. Für die Summe orga­ni­sier ich mich ein the­men­ähn­li­ches Shooting locker allein und muss die Motive nicht mit 30 ande­ren teilen.
    Was ich dann als Modelle dort gese­hen habe, ist für ein prof. Shooting wirk­lich nicht gut. Eine gene­rel­le Mischung aufs Feld zu füh­ren ist ja nett. Aber Senioren, Frauen und Kinder sind bei einem Fußballshooting ein­fach aus mar­ke­ting­sicht Fehl am Platz. Es hat­te ein­fach den Anschein, als ob man ein­fach genom­men hat, was gera­de Zeit hat­te, anstatt sich im Vorfeld über das Thema Gedanken zu machen und dahin­ge­hend typi­sche Modelle herauszusuchen.

  3. @Th.Malbeck: Wow, für 310 Euro schaffst Du es, allein ein ähn­li­ches Shooting zu orga­ni­sie­ren? Mit Location, Models, Requisiten und allem drum und dran?
    Kann ich Dich als Produzent einstellen? 🙂

  4. Themenähnlich, ist das Stichwort lie­ber Robert. 🙂 Dafür brauchts 2–3 pas­sen­de Modelle. Die Location und Requisite ist weni­ger pro­ble­ma­tisch, wenn man weiß wie und wo man nach­hakt. Aber das ist wie­der­um Berufsgeheimnis/​Erfahrung. 🙂 Logisch, dass dabei Motive wie die jubeln­de Fankulisse auf der Strecke blei­ben, doch das Thema Fußball besteht ja nicht nur aus jubeln­den Fans. 🙂

  5. Du musst natür­lich auch beden­ken, dass sich ein Workshop eher an Anfänger rich­tet, wel­che die von Dir erwähn­te Erfahrung oft nicht haben, manch­mal auch nicht die Art der Blitzanlagen, wie sie bereit gestellt wur­den und so weiter.

  6. Ich habe mir das Video ange­se­hen – und muß­te an eini­gen Stellen lächeln. Die Erklärung(en) zum Belichtungsmesser bzgl. des Mischlichts z.B. sind genau genom­men gran­di­os falsch (das Gerät mißt drau­ßen nicht allei­ne nur das Blitzlicht, wenn die Sonne beim Blitzen ein­ge­schal­tet ist. Und wie­so muß man bei der Lichtmessung die Schatten mes­sen? Genau bei die­sem benutz­ten Gossen wird bei der Blitzmessung das Dauerlicht expli­zit auf einer Skala ange­zeigt, der groß ange­ge­be­ne Wert ist sowohl für Blitz- als auch für Dauerlicht gemes­sen wor­den – aber hey, er scheint sei­ne Geräte ja nun wirk­lich zu ken­nen… Was erzählt der Kollege da für’n Unsinn? WEISS er übrhaupt, was die Lichtmessung wie mißt? Will er ein Zonensystem mit der Lichtmessung ent­wick­len? Ich muß(te) echt grin­sen…), aber immer­hin sehr unterhaltsam.

  7. Hab mich erst gefragt, war­um dein Bericht so opti­mis­tisch und durch­weg posi­tiv daher kommt? Aber nach­dem ich eben das Filmchen ange­se­hen habe, wur­de mir klar, dass du die Sache als eige­ne Plattform mit­nutzt, und somit foto­lia den PR-​Effekt nicht ver­mie­sen möchtest.
    Nur sehe ich die Trennung zwi­schen ernst­haf­tem Workshop und ama­teur­haf­tem Model-​Sharing nicht? Also, ent­we­der inves­tie­re ich mein Geld in Fortbildung oder aber in die Umsetzung eige­ner Ideen ;D

  8. Nun mag ja sein, das hier eine gan­ze Menge Profis ein­her gehen.
    Für mich als Hobbyist war der Preis erst mal im Gegensatz zu vie­len ande­ren Foto-​Workshops bezahlbar.
    Technik, Models und Berater wür­den mir pri­vat nicht zur Verfügung ste­hen und Erfahrung habe ich auch kei­ne. Für mich die bes­te Gelegenheit, mal live da rein zu schnuppern.
    Es waren eini­ge wie ich dabei und es waren auch Profis dabei. Die Profis waren sicher bes­ser in der Lage für sich das meis­te dabei zu gewin­nen. Für mich war das mehr Erfahrung sam­meln. Fussballfotos sind ja nicht nur bei der WM aktu­ell und Menschen beim Sport oder als Zuschauer sicher auch.
    Es war immer jemand da, der mir am Set gehol­fen hat, Tipps gege­ben hat oder Ideen ein­brach­te, sowohl von Fotolia, wie auch von ande­ren Teilnehmer, so konn­te ich da viel für mich mit­neh­men. Wer das nicht mehr braucht, der wäre da sicher fehl am Platze gewesen. 🙂

  9. Also gelohnt hat sich auf jeden­fall sicher auch für Fotolia. Das ver­folg­te „Rezept“ is ja so ein­fach wie genial.
    – man neh­me einen durch­schnitt­li­chen Sportplatz (kos­tet ja sogut wie nix, weil gibts qua­si in jeder klei­ne­ren Stadt ja auch 😉 )
    – man buche Amateure als Model – die bekommst auf TfP oder für nen Appel und nen Ei
    – nut­ze sei­ne Popularität zur Vermarktung des Events
    – hof­fe, dass sich vie­le Leute begeis­tern las­sen und sich anmelden
    – hof­fe, dass auch ein paar pro­fis dabei sind, die aus den Umständen noch was gutes raus holen

    Und dann wird abkas­siert. Erst die Teilnehmergebühren und dann noch­mal den Löwenanteil beim Bildverkauf. Am Ende hat Fotolia Null Kosten und nen Gewinn in der Tasche sowie hat sein Image bei den Fotolianer gepflegt. 

    Der Ambitionierte Amateur oder Profi wird am Ende mit plus minus Null (oder viel Glück auch nen Gewinn) aus der Sache gehen.

    Verlieren (zumin­dest Finanziell) wer­den die Anfänger und Amateure wie Frau Doktor sein. Diese trös­ten sich aber mit den gewon­ne­nen Erfahrungen – Auch wenn das ver­mit­tel­te Wissen zumin­dest Stellenweise zwei­fel­haft in sei­ner Richtigkeit ist.

    Am Ende sind alle zufrie­den – dar­auf kommt es an. Lediglich die Gruppe der ambi­tio­nier­ten Amateure und Profis könn­te unter Umständen doch irgend­wann and er Sinnhaftigkeit des Events zwei­feln. Nämlich genau dann, wenn die Kasse am Ende nicht stimmt und Zeit, Kosten, Nutzen in kei­nem ver­nünf­ti­gen Verhältnis stehen.

    Aber solan­ge alle zufrie­den sind ist alles gut und ich bin gespannt, welch ein Event Fotolia dem­nächst aus dem Hut zau­bern wird.

  10. @light impres­si­on: ja, so unge­fähr sehe ich das auch. Solche „Rudelschootings“ zwecks neu­er Bilder für die Agentur gab’s natür­lich frü­her auch schon, da hat dann die Agentur das kom­plet­te Shooting orga­ni­siert, die Models besorgt und bezahlt und dann eine Horde (aus­ge­wähl­ter) Fotografen los­ge­las­sen. Die Fotogrfen wur­den eben­falls pau­schal bezahlt und die Agentur hat das Material für sich ver­mark­tet. DAS war damals noch eine Situation, von der jeder auch finan­zi­ell profitierte.

    Aber was erwar­test du von Leuten, die für’n paar Dollar im Monat einen Großteil ihrer Freizeit opfern??

  11. @Light Impression ich hat­te schon vor­ab nicht die Erwartung das finan­zi­ell wie­der rein zu bekom­men, viel­leicht dann spä­ter, wenn ich auch über 1.000 Fotos bei einer Stockagentur gelis­tet habe 🙂

  12. Ganz toll fand ich auch den tipp mit dem Sandsack auf der Leiter wenn mal kein Stativ zur Hand ist, also immer einen Sandsack und eine Leiter mit­neh­men, dann kann man das Stativ getrost vergessen.

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